Hommage an sich selbst

In seinem «Guitar Book» beschenkt Altmeister Sigi Schwab Spielerinnen und Spieler mit den Stücken, die für ihn bedeutend sind.

Sigi Schwab am Tollwood-Festival 2010. Foto: Dieter Vaterrodt/wikimedia commons

Das Guitar Book von Sigi Schwab hebt sich von üblichen Notenausgaben in vielerlei Hinsicht ab. 100 Seiten festes Papier in einem Grossformat von rund 26 x 37 Zentimetern mit Spiralbindung; jedes der 30 Stücke auf je genau einer Doppelseite und, ebenso benutzerfreundlich, neben den blitzsauber gesetzten Noten sind die Akkordangaben in roter, die Fingersätze und übrigen spieltechnischen Angaben in grün gedruckter Handschrift gehalten. Dies ergibt ein informatives, differenziertes, aber trotzdem nicht überladenes Notenbild.

Warum aber 100 Seiten für die 30 Stücke? Weil der mittlerweile 72-jährige, vielseitige Studiomusiker, dieser Jazz-, Klassik- und World-Gitarrist, ausgiebig Kommentare sowie Bilder und Geschichten aus seinem Leben einstreut. Sigi Schwab zelebriert sich auf sympathische Weise selbst, indem er bestrebt ist, seine Begeisterung für polyfones Gitarrenspiel weiterzugeben. Er plädiert für grösstmögliche Offenheit sowohl in stilistischer Hinsicht als auch im Bereich der Interpretation. Seine Stücke und Arrangements sollen variiert, es soll auch darüber improvisiert werden. Er meint: «Beckmesserisches Einreden einer selbsternannten Geschmackspolizei höre ich an und denke nach. Als kreativer Künstler muss ich meinen eigenen Weg gehen.»

Der erste Teil des Notenbuchs besteht aus Bearbeitungen von Jazzstandards wie zum Beispiel Lullaby of Birdland oder Take Five, mit immer wieder ausgesprochen klangvollen Harmoniefolgen. Jeder Ton ist ausgeschrieben – wer gut Noten lesen kann, ist im Vorteil. Wer im Jazz zu Hause ist, kann über die Akkorde auch improvisieren. Trotzdem sei empfohlen, sich intensiv mit den angegebenen Fingersätzen auseinanderzusetzen, um Schwabs Intentionen nachzuvollziehen. Oft bewegen sich die Finger auf allen Saiten in hohen Lagen. Dies gilt auch für die Popnummern im zweiten, mittleren Teil, der vorwiegend Songs von den Beatles und von Michael Jackson enthält.

Schliesslich beschert uns Sigi Schwab Stücke «aus meiner eigenen musikalischen Welt»: zumeist Eigenkompositionen, aber auch Gospels und ein Bach-Präludium. Die selbst geschriebenen Nummern sind irgendwo zwischen Jazz und Weltmusik anzusiedeln, zum Teil mit indischen, aber auch afrikanischen Einflüssen. Sie sind eher etwas einfacher zu spielen als die Arrangements der anderen Titel. So lässt uns Sigi Schwab teilhaben an einigen Stationen seiner jahrzehntelangen Laufbahn – mit der grosszügig gestalteten Ausgabe einer Auswahl von Stücken, die für ihn bedeutend waren.

Sigi Schwab: Guitar Book, 30 Arrangements from Classical Music to Jazz, ED 23369, € 35.00, Schott, Mainz

 

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