Rosmarie Quadranti

Rosmarie Quadranti, Präsidentin des Schweizer Musikrats SMR, beantwortet die Fragen der Schweizer Musikzeitung.

Wie geht es Ihnen und dem SMR nach diesem Jahr?

Nun, die Frage nach dem persönlichen Befinden ist schnell beantwortet: Ich bin froh, bin ich nicht erkrankt, und je länger die Pandemie dauert, desto ungeduldiger werde ich. Ich kann es kaum erwarten, bis die Impfungen greifen und sich das Leben wieder normalisiert: einfach in einer Beiz ein Bier trinken, Livemusik hören, ein Theater besuchen, in den Zoo gehen, ein Museum geniessen …

Der Musikrat als Dachorganisation war stark gefordert: die Vorstandsmitglieder in ihren Verbänden und Institutionen, Nina Rindlisbacher und ich als Mitglieder der Taskforce Culture. Und trotzdem bleibt bei mir das Gefühl, dass man halt doch ziemlich ohnmächtig ist.

Was ist für Sie besonders einschneidend an der Corona-Zeit?

Einschneidend ist, dass man nach wie vor viel zu wenig eingebunden ist. Bund (Bundesrat und BAK) und Kantone sprechen nun zwar mit uns (ein Verdienst der Taskforce Culture), tatsächlich einbezogen sind wir aber immer noch nicht. Das einschneidendste Erlebnis war wohl, dass es keine geeigneten Strukturen gibt, um bei Krisen als Kulturbranche an Entscheiden und Massnahmen beteiligt zu werden. Gefreut hat mich aber die Kreativität und die Willenskraft gerade der Musikwelt, die sich nicht unterkriegen lässt und kämpft.

Wie verändert die Corona-Zeit Ihrer Meinung nach den Musikerberuf und Ihren Verband?

Der Schweizer Musikrat hat an Stärke gewonnen. Er wurde wahrgenommen. Es wurde klar, dass in Krisen der Einzelne nicht viel bewirken kann, es also z. B. den SMR braucht.

Das Ausmass des Schadens, den diese Pandemie aber bei den einzelnen Musikschaffenden, den Veranstaltern, den Institutionen, den Laien angerichtet hat, das wird wohl erst sehr viel später tatsächlich sichtbar werden.

Welche Frage möchten Sie dem Bundesrat stellen oder was wünschen Sie sich von ihm, damit die Musikszene wieder auflebt?

Als Mitglied der Taskforce Culture stellten und stellen wir dem Bundesrat tatsächlich immer wieder Fragen. Mitten in der Krise wurden regelmässige Gespräche mit Bundesrat Alain Berset installiert. Das war wichtig. Ich möchte dem Bundesrat daher keine Frage stellen, sondern eine Forderung wiederholen: «Das Wiederaufleben der Musikszene wird dann bestmöglich gelingen, wenn diese beim Erarbeiten und Umsetzen einer Revitalisierungsstrategie tatsächlich stark einbezogen ist.» Und eine grosse Bitte an den Bundesrat ist auch, dass man neue Zusammenarbeitsformen definiert. Denn es ist ja leider nicht auszuschliessen, dass eine nächste Krise kommt.