Klavier und Harfe in Balance

Auf der Neueinspielung «Signature» des Duos Praxedis sind Kompositionen von Schweizer Zeitgenossen kombiniert mit wenig bekannten Werken aus dem 19. Jahrhundert.

Duo Praxedis. Foto: zVg

Das Duo Praxedis hat Bestand. Die Harfenistin Praxedis Hug-Rütti und ihre Tochter, die Pianistin Praxedis Geneviève Hug, konzertieren seit Jahren zusammen und überraschen immer wieder mit originellen Einspielungen. Man denke nur an die Piazzolla-Doppel-CD oder an grand duet mit Originalwerken für Harfe und Klavier, auch das ein Doppelalbum.

Tatsächlich hat die Harfe als Instrument immer wieder Blütezeiten erlebt, so an Fürstenhöfen und in den Salons des 19. Jahrhunderts. Oder dann bei den Franzosen, als Claude Debussy und Maurice Ravel zu neuartigen, «befreiten» Klangwelten aufbrachen. Die Duo-Besetzung Harfe und Klavier wurde auch im Konzertsaal zelebriert, etwa mit dem Pianisten Carl Czerny (1791–1857) und dem Harfenisten Elias Parish Alvars (1808–1849), der für Berlioz der «Liszt der Harfe» war.

Nach interessanter, aber vergessener Literatur für ihr Duo zu forschen, gehört für die beiden leidenschaftlichen Musikerinnen dazu. Auf ihrer aktuellen CD kann man zum Beispiel ein Grand Duo du Couronnement von Henri Herz (1806–1888) hören oder die Six Nocturnes von Charles Oberthür (1819–1895) entdecken. Bei diesen Trouvaillen weiss sich die Pianistin klanglich subtil zurückzunehmen, um der Harfe ihren akustischen Raum zu lassen.

Dokumentiert werden auf dieser CD aber auch drei der Auftragswerke, die das Duo Praxedis regelmässig renommierten Schweizer Komponisten gibt. Der stilistisch sehr versierte und vielseitige Rudolf Lutz hat 2018 La Folia für das Duo komponiert, wobei er nach eigenen Worten «durch die verschiedensten stilistischen Länder mäandert». Dramaturgisch geschickt reiht Lutz  Renaissance-Elemente, romantische Klänge, Tango- und Jazz-Variationen zu einem abwechslungsreichen, in sich aber stimmigen Stück.

Coucher du soleil (2016) heisst das Werk, das Rolf Urs Ringger noch in hohem Alter dem Duo Praxedis widmete. Er liess sich dafür von Marc Chagalls Gemälde Sonnenuntergang inspirieren. In keinem andern Stück dieser CD wird das Dialogische zwischen Klavier und Harfe so meisterhaft ausgelotet wie hier. Besonders auffällig ist Ringgers Umgang mit dem pedalisierten Bassregister des Flügels, das der grazilen Harfe eine originelle Klangaura verleiht.

Auch Xavier Dayer, der jüngste Komponist im Bunde, ist für sein subtiles Klangempfinden bekannt. Er hat für das Duo Praxedis eine Melodie aus den populären polyfonen Gesängen der französischen Provinz Béarn variiert. Hier offenbaren die beiden Musikerinnen ihre perfektionierte Klangbalance, ihr subtiles Gehör füreinander und ihre filigrane Virtuosität.

Duo Praxedis: Signature. Praxedis Hug-Rütti, harp; Praxedis Geneviève Hug, piano. Ars Produktion ARS 38 628

 

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