Die Honorare müssen nach oben

Nach drei Jahren Detailarbeit legt SONART seine Honorarempfehlungen vor. Der Verband der freischaffenden Musiker*innen ist zusammen mit den meisten Kulturverbänden in bester Gesellschaft. Die Empfehlungen bilden die komplexe Welt der freien Musikberufe ab: Kreation, Interpretation und Management in allen Sparten. Vor allem aber tragen sie dazu bei, die Gagen existenz­sichernd zu machen.

Uns ist bewusst: Das Niveau der SONART Honorarempfehlungen liegt für viele Veranstaltende in allen Sparten teilweise erheblich über dem aktuellen Stand. Nicht alle aus der Szene können hier von vornherein mitziehen. Gerade aber auch deshalb hat SONART – wie alle anderen Berufsverbände im Kultursektor – seine Empfehlungen erlassen und damit eine Lücke geschlossen: Wir wollten wissen, was lebenssichernde Honorare für Komposition, Songwriting, Konzertaufführungen, Produktionsmanagement sowie alle weiteren musikalisch-künstlerischen Aktivitäten von Musikprofis sind.

SONART hat sich dabei vorerst von der Frage leiten lassen, wie existenzsichernde Honorare ausgestaltet sein müssten. Vergleichbar mit anderen selbständigen Berufsfeldern, zum Beispiel im Handwerk, welche nebst dem Einkommen auch die Sozialleistungen, die Altersvorsorge, Versicherungen und Investitionen abdecken müssen. Die faire Gage für ein Konzert mit 800 CHF pro Person mag auf den ersten Blick hoch aussehen. Dahinter stecken aber drei bis vier Stunden Präsenz im Konzertsaal, unzählige Proben- und Übungsstunden, Anreise, Instrumente, usw. Aus diesem Blickwinkel sind die von uns empfohlenen Honorare absolut angemessen.

FairPay – MinimumPay: Ein ­Bandbreitenmodell für die Praxis

Honorare auf dem freien Markt sind aber auch Verhandlungssache. Den Musiker*innen ist auch mit der Rückenstärkung durch die SONART-Empfehlungen nach wie vor überlassen, zu welchen Honoraren sie auftreten – ihre Verhandlungspartner haben viele andere Kosten und können nicht in jedem Fall Hand bieten. Für uns auch klar: In der Musikszene sind Musiker*innen auf die Veranstaltenden angewiesen, es ist bei bestem Willen nicht immer das Maximum möglich, wenn ein Konzert zustande kommen soll. Deshalb arbeiten die SONART-Empfehlungen mit einem Bandbreitenmodell: FairPay ist die Höhe eines angemessenen Honorars, MinimumPay (je nach Kategorie zwischen 20 und 25 % tiefer angesetzt) ist die untere Grenze, welche nach Anwendung von Reduktionskriterien wie Grösse der Veranstaltung, Berufserfahrung, und Region nicht unterschritten werden sollte.

Kulturförderung: Ohne mehr Mittel sind die Ziele kaum erreichbar

Die Kulturbotschaft des Bundesrates, sowie die öffentlichen und privaten Kulturförderer erwarten von den Verbänden Honorarvorgaben und wollen die Zusage für Projektunterstützungen von der Frage abhängig machen, ob vom Gesuchsteller angemessen Gagen vorgesehen sind. Diese Praxis führt aber ohne entsprechende Mehrmittel für die Kulturförderung zu einer Verknappung und zu erheblich weniger unterstützten Gesuchen.

In dieser Konstellation sind die SONART-Empfehlungen ein Signal zur Weiterführung des Diskurses, der in der Pandemie in den Jahren 2020–2022 angesichts des Prekariats in der Kulturszene gestartet hat: Letztlich geht es darum, Zehntausende von Kulturschaffenden – darunter gut 10 000 bis 15 000 freischaffende Musiker*innen – abzusichern. Alle reden vom grossen gesellschaftlichen Wert und der wichtigen Rolle der Kultur – SONART will dazu beitragen, dass den Worten bald auch Taten folgen.

 

Alle Informationen, die SONART Honorarempfehlungen, ein ­Honorarrechner sowie Fragen & Antworten unter ­www.sonart.swiss/honorarempfehlungen.

 

Michael Kaufmann ist Präsident von SONART seit 2020. Er ist in Kultur- und  Musikinstitutionen tätig und auch musikalisch vielfältig unterwegs.

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