Neu im Vorstand: Gaudenz Lügstenmann
Musik und Lernen – zwei Themen, die Gaudenz Lügstenmann seit jeher in seiner beruflichen Laufbahn beschäftigen. Er war langjähriger Lehrer an der Volksschule, unterrichtete danach zehn Jahre an der Pädagogischen Hochschule und führt heute die Musikschule an seinem Wohnort Rapperswil-Jona. Ab 1. Juli wird er sich im Vorstand des Verbands Musikschulen Schweiz für die musikalische Bildung einsetzen.

Gaudenz, was hat dich dazu motiviert, dich für das Amt im Vorstand des VMS zu bewerben?
Es hat mich sehr interessiert, auf nationaler Ebene mitzureden und mitzugestalten. Darauf freue ich mich sehr! Ich bin gespannt, wie ich meine langjährige Erfahrung aus der Volks- und der Musikschule einbringen kann. Auch dass ich meine Französischkenntnisse nutzen kann, hat mich gereizt.
Immer mehr Musikschulen arbeiten mit der Volksschule zusammen. Du kennst beide Institutionen sehr gut – worin liegt für dich der Gewinn solcher Kollaborationen?
Ganz kurz gesagt: Musikschulen haben die spezifische Fachkompetenz, und Schulen ein bestimmtes Know-How im Organisieren von Lernen. Kooperationen können die musikalische Bildung weiterentwickeln. Dies ist wiederum deshalb wichtig, weil die Musik die Chance bietet, dringende gesellschaftspolitische Aufgaben zu bearbeiten. Musik ist ein wichtiges Element in der individuellen und sozialen Entwicklung von Menschen und kann verbindend wirken.
Wie kam es für dich zum Sprung von der Pädagogischen Hochschule zur Musikschule?
Nach je zehn Jahren als Lehrer und an der PH war ich auf der Suche nach etwas Neuem. Zufällig ergab sich eine Stellvertretung an der Zürcher Hochschule der Künste in der Ausbildung der Schulmusiker:innen. Dort habe ich gemerkt, wieviel Spass mir diese fachliche Verbindung von Lernen und Musik macht. Es hat mich sehr fasziniert. Und ebenso zufällig wurde kurz danach an meinem Wohnort die Leitung der Musikschule ausgeschrieben.
Wie gross war der Unterschied in deinem beruflichen Alltag?
Der Wechsel vom Schulzimmer an die PH war einschneidender als der derjenige an die Musikschule. Sowohl an der PH als auch jetzt arbeite ich mit Erwachsenen. Einen Punkt gibt es allerdings, der mich sehr beschäftigt, nämlich die grosse Frage: Kann ich das, eine Musikschule leiten? Diese hat mich beim Stellenantritt stark geprägt. In den letzten zehn Jahren habe ich gemerkt, dass es vielen Musiker:innen auch so geht. Kann ich das Stück? Beherrsche ich das Instrument gut genug? Darf ich das?
Das Impostor-Syndrom scheint tatsächlich verbreitet – dass Menschen trotz offensichtlicher Qualifikationen an ihren Fähigkeiten zweifeln.
Genau – was traut man sich zu? Das beschäftigt mich immer mal wieder. Nach zehn Jahren an der Musikschule weiss ich, dass der Entscheid richtig war, aber am Anfang war eine grosse Unsicherheit da. Bei der Tätigkeit im Vorstand geht es mir ähnlich – auch damit ist eine gewisse Unsicherheit verknüpft. Werde ich mich einbringen können? Werden meine Inputs der Sache dienen? Aber wenn man es nicht versucht, wird man es nie wissen. Ich bin deshalb sehr dankbar für diese Chance.
Spielst du selber eigentlich auch ein oder mehrere Instrumente?
Ich spiele Trompete und mache jedes Jahr im Musiklager mit. Seit drei Jahren spiele ich auch Cello – das hat mich interessiert, weil ich noch nie ein Streichinstrument ausprobiert hatte. Klavier spiele ich auch ein bisschen. Ich weiss ungefähr, wo die Tasten sind, aber nicht viel mehr.
Übst du viel?
(Nein (lacht). Leider nicht. Ich versuche, einmal pro Tag ein Instrument in die Hand zu nehmen. Das schaffe ich allerdings nicht immer.
Und zum Schluss noch dies: Hast du eine Lieblingmusik?
Aktuell würde ich sagen: Jon Batiste. Ich habe ihn gerade in Bern gehört. Er ist extrem vielfältig unterwegs, er spielt Jazz und Klassik und alles dazwischen. Und er hat eine tolle Verbindung mit dem Publikum. Er hat erzählt, dass er zuhause viel mit der Familie Musik gemacht hat, und das Publikum dann so angeleitet, dass im Konzertsaal eine Atmosphäre wie zuhause in der Stube entstand. Das war wirklich berührend.
