Wann erreicht der Fachkräftemangel die Musikschulen?

Während die städtischen Konservatorien bereits im 19. Jahrhundert entstanden, wurden die meisten Musikschulen erst in den 70er- oder gar 80er-Jahren gegründet. Aus der ersten Generation von Musikschullehrpersonen erreichen prozentual viele bald einmal das Pensionsalter.

Auch im SMPV ist die Gruppe der zwischen 1962 und 1967 geborenen Mitglieder die weitaus grösste. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie man einen zukünftigen Musiklehrpersonenmangel verhindern kann, wenn diese geburtenstarken Jahrgänge das Pensionsalter erreichen.

Zudem hat der Bundesrat angekündigt, in den Jahren 2025 bis 2028 trotz allgemeiner Teuerung bei „Bildung und Forschung“ eine halbe Milliarde Franken einsparen zu wollen, und es ist klar, dass die Sparübungen auch die Musikhochschulen treffen werden. Auch für Musikhochschulen muss es doch interessant sein, den Nachwuchs für Bereiche auszubilden, in denen die Studienabgänger*innen auch wirklich Arbeit finden können. Es ist also zu hoffen, dass sie trotz Spardruck eher mehr in die Sparte Musikpädagogik investieren und weniger reine Performance-Künstler*innen ausbilden, die längst nicht alle später Arbeit finden. Oder wie der letztes Jahr leider verstorbene Urs Frauchiger zu seinen Zeiten als Direktor des Konservatoriums Bern zu den Studienanfänger*innen zu sagen pflegte: „Ihr denkt, ihr seid hier in einer Talentschmiede; in erster Linie seid ihr aber in einem Musiklehrerseminar.“

Das heisst überhaupt nicht, dass die Musikstudierenden künstlerisch weniger gut ausgebildet werden sollten. Gerade zukünftige Musiklehrpersonen sollen hervorragende Musiker*innen mit profunder Technik, hoher Musikalität, grossem stilistischem Wissen und Können und mit einer gewinnenden Ausstrahlung sein. Sie sollen unbedingt auch regelmässig selbst auftreten und sie müssen zusätzlich die Fähigkeit haben, Ihr Wissen und Können ihren Schüler*innen jeglichen Alters weiterzugeben. Damit mehr sehr gute, junge Musiker*innen aus Überzeugung den musikpädagogischen Weg einschlagen, müssen Berufe im Bereich der musikalischen Bildung eine bessere gesellschaftliche Anerkennung bekommen.

Eine Kollegin, die an verschiedensten Musikschulen rund 35 Schülerinnen unterrichtet, wurde kürzlich von der Mutter einer Schülerin gefragt: „Was machen Sie eigentlich beruflich?“. Solche Szenen sollten unbedingt der Vergangenheit angehören. Und es sollte nicht mehr vorkommen, dass Kolleg*innen von sich selbst sagen: „Ich bin halt nur Musiklehrer/in.“

Musiklehrer*in ist ein wunderbarer, bereichernder, vielseitiger, anstrengender und wichtiger Beruf. Die fachdidaktische Ausbildung dafür ist genauso wichtig wie die künstlerische. Und der SMPV muss und wird sich dafür einsetzen, dass an Musikschulen nicht plötzlich, wie es an der Volksschule schon üblich ist, nicht dafür ausgebildete Personen (möglichst noch zu Dumpingpreisen) angestellt werden.

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