Eine kurze Geschichte der Musikschulen in der Schweiz

Zahlreiche Schweizer Musikschulen feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Sie entstanden im allgemeinen Aufbruch der 1970er Jahre. Hier ist – kurz zusammengefasst – die Geschichte von Musikschulen in der Schweiz.

Das Conservatoire de Genève

Musikschulen werden oft als „Konservatorium“ bezeichnet – die Herkunft des Ausdrucks ist bestenfalls unerwartet. Ab dem 16. Jahrhundert gründeten Priester in Italien Institutionen für junge Mädchen, die Waisen waren oder aus sehr armen Familien stammten. Man „konservierte“ sie bis zu ihrem Heiratsalter, indem man sie darauf vorbereitete, respektable Frauen zu werden, insbesondere durch eine gute musikalische Ausbildung. Nach und nach wurden die Musikunterrichte in diesen „Konservatorien“ für die Öffentlichkeit zugänglich.

In Frankreich wurden während der Französischen Revolution die königliche Musikakademie und die königliche Gesangsschule geschlossen. An ihrer Stelle entstand 1795 ein neues Institut nach dem Vorbild der italienischen Schulen. Man nannte es Musikkonservatorium. Seine Funktion? „Musiker hervorzubringen, die die nationalen Feste feiern können.“

Das Konzept überschritt 1835 die Grenze: Der Finanzier und Mäzen François Bartholony gründete das Musikkonservatorium Genf – die erste Schweizer Musikschule, die unter anderem Franz Liszt zu ihren Lehrpersonen zählte. 1858 eröffnete die Stadt Bern ihre erste Musikschule, sie wurde 1927 ins „Konservatorium für Musik“ umbenannt. Das Konservatorium Lausanne wurde 1861 gegründet. Es folgten Schaffhausen 1866, Basel 1867, Zürich 1876 und Freiburg 1904.

Das Musikkonservatorium Vevey wurde 1915 von Mathilde und Emile de Ribaupierre gegründet, und Neuenburg im Herbst 1917. Georges Humbert, sein erster Direktor, entflammte bei seiner Eröffnungsrede: „Es ist abnormal, dass eine Stadt wie Neuenburg keine musikalische Bildungseinrichtung hat, die ihres Ranges als Bildungs- und Unterrichtsstadt in der Schweiz würdig ist.“

Charles Faller beteiligte sich 1927 an der Gründung einer Musikschule, die bald den Namen Konservatorium La Chaux-de-Fonds tragen sollte. 1949 wurde das Kantonale Konservatorium Wallis von Georges Haenni gegründet.

Neben diesen offiziellen Institutionen gab und gibt es natürlich auch viele andere Musikschulen. Seit dem Mittelalter boten Klöster und Konvente Kurse an, die auf liturgischen Gesang basierten. Instrumentalkurse wurden hauptsächlich privat bei Musikern, aber auch in Trompeten-, Pfeifen- und Trommelgesellschaften sowie in Militärmusikensembles angeboten, aus denen die heutigen Blasmusikvereine hervorgingen. Erwähnenswert sind auch weltliche oder religiöse Chöre. Dazu kamen Persönlichkeiten, die ihre eigenen Schulen gründeten, wie zum Beispiel Emile Jaques-Dalcroze, Lehrer am Konservatorium Genf, der 1915 das nach ihm benannte Institut gründete und die Musikpädagogik bis heute prägt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in ganz Europa eine Bewegung zur Gründung neuer Musikschulen – auch in der Schweiz. So entstanden aus diesem Aufschwung 1973 die Europäische Union der Musikschulen (EMU) und zwei Jahre später auch der Verband Musikschulen Schweiz (VMS), dem heute rund 400 Musikschulen aus der Schweiz und Liechtenstein angehören.

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