ESC School Song Contest: Zum ersten Mal auf der grossen Bühne
Die Schulband „The Returners“ aus dem Kanton Aargau schaffte es ins Finale des Eurovision School Song Contest und durfte live in Basel vor grossem Publikum auftreten. Wir sprachen mit den beiden Gitarristen, dem Gitarrenlehrer und der Musikschulleiterin über diese einzigartige Gelegenheit.

Über 100 Schulbands aus der ganzen Schweiz meldeten sich für den „Eurovision School Song Contest“ von SRF im Rahmen des ESC in Basel an. Die Bands reichten Videos von eigenen und Coversongs ein, aufgenommen im Bandkeller oder draussen, mit passender Choreo und Klamotten. Auch stilistisch war alles dabei – vom Jodel bis zum Hardrock, vom funkig angehauchten Pop bis zum Chanson.
Unzählige der Teilnehmenden nehmen an Schweizer Musikschulen Unterricht. Dazu gehören auch die sechs Bandmitglieder von „The Returners“, die die Jury-Mitglieder um Anna Rossinelli überzeugten. Sie kamen in den Final und unter die besten vier Schulbands und traten am 14.5. im Eurovision Village mit zwei Songs auf. Wir sprachen mit den beiden Gitarristen Lean Melone und Samuel Binkert, Leans Gitarrenlehrer Yiannis Papayjannis und Musikschulleiterin Diana Bauchinger.

Lean Melone (14) und Samuel Binkert (14), beide nehmen Gitarren-Unterricht an der Musikschule Möhlin
Wie habt ihr den Live-Auftritt im Eurovision Village erlebt?
Lean: „Es war mega cool. Eine mega Gelegenheit, auf einer so grossen Bühne zu stehen. Das hatten wir noch nie gemacht. Wir hatten vorher erst einen Auftritt vor etwa zwanzig oder dreissig Personen, am Geburtstagsfest des Vaters eines Bandmitglieds.
Samuel: Es hat wirklich Spass gemacht. Dass die Leute es toll fanden, was wir machen, war der Hammer.
Wart ihr nervös?
Lean: Erstaunlicherweise nicht. Vor dem Auftritt schon ein bisschen, und die anderen glaube ich auch. Aber während dem Spielen dann fast gar nicht.
Ihr habt Stücke von Guns N’Roses und den Foo Fighters gespielt. Wie seid ihr darauf gekommen?
Samuel: Wir finden einfach alle das Musikgenre ziemlich cool. So Rock’n’Roll und Rock.
Wie wurdet ihr darüber informiert, dass ihr es in den Final geschafft habt?
Samuel: Es gab ja zwei Abstimmungen: vom Publikum und von der Jury. Vom Publikumsvoting erfuhren wir per E-Mail. Und der Jury-Entscheid kam per Telefon an einem Mittwoch Nachmittag. Eine unserer Sängerinnen hat abgenommen und uns dann informiert. Wir konnten es fast nicht glauben. Wir haben uns eigentlich mehr aus Spass angemeldet und hatten es nicht erwartet.
Und wie geht es mit der Band jetzt weiter?
Lean: Wir werden einfach weitermachen. Nächste Woche haben wir einen Auftritt an der Schule und haben auch sonst schon mehrere Anfragen bekommen. In der nächsten Zeit werden wir recht viele Konzerte spielen (lacht).
Wie ist das bei euch: Übt ihr beide viel zuhause, neben der Bandprobe?
Samuel: Ja, ich übe jeden Tag, auch am Wochenende. Es macht mir einfach Spass. Wenn es mir langweilig ist, dann übe ich immer. Ich muss mich nie zwingen.
Lean: Bei mir ist es auch so. Ich versuche immer dann zu üben, wenn ich Zeit habe.
Yiannis Papayiannis, Musikpädagoge an der Musikschule Möhlin, Gitarrist und Tontechniker
„Lean Melone und sein Bruder Mael, der auch in der Band „The Returners“ spielt, kommen etwa seit zwei Jahren zu mir in die Gitarrenstunde. Sie haben ein sehr hohes Niveau und haben beide sehr gute Stufentests absolviert. Beide spielen zum Beispiel auch Stücke der Progressive Rockband Dream Theater, die sehr schwierig zu spielen sind, mit Metren wie 7/8 oder 14/16 und vielen Tonartwechseln. Ich habe bereits mehrere Stücke von Dream Theater für sie transkribiert. Für eines habe ich drei Tage investiert, in meinen Ferien. Es hat mich selber auch interessiert, deshalb habe ich das sehr gern gemacht.
Es ist toll, Interessierte Schüler wie diese beiden zu haben. Beide üben viel zuhause und ich investiere viel Zeit in die Vorbereitung. Im Unterricht nutzen wir jede Minute, die Lektionen sind immer viel zu kurz! Sie interessieren sich auch für Effekte, Pedale und Verstärker. Gitarrenunterricht ist sehr vielfältig, man lernt Notenlesen, Akkorde, Begleitung, Solieren, Phrasierung, aber es geht eben auch um Sounds und den Gear.
In der Stunde schauen wir oft auch Stücke an, die sie in der Band spielen. Wir besprechen Ideen für Solos und bauen bestimmte Gitarrensounds nach. Ich habe die Band schon spielen gehört. Sie machen es wirklich sehr gut!“
Diana Bauchinger, Leiterin der Musikschule Möhlin, Trompeterin und auch Leiterin der Knaben- und Mädchenmusik Basel
„Ich finde es natürlich genial, dass Schüler:innen unserer Musikschule und unserer Nachbarschule an diesem Event dabei waren. Besonders toll ist, dass die Jugendlichen die Band selber gegründet und sich selbstständig für den Wettbewerb angemeldet haben. Wir durften durch den Einzelunterricht an unserer Schule einfach eine Basis dafür legen.
Ich glaube, es ist für die Öffentlichkeit manchmal nicht sichtbar, was hinter einem solchen Auftritt alles steht. Der Weg dorthin ist lang – der Weg vom Interesse an der Musik bis zur eigenen Band und sogar einem Erfolg wie jetzt beim Eurovision School Song Contest. Die Jugendlichen, die Eltern und auch die Lehrpersonen investieren viel Zeit und Herzblut.
Zunächst einmal sind da die Kinder und Jugendlichen, die sich engagieren für den Musikunterricht und für ihr Instrument. Sie wollen und müssen sich Zeit nehmen um zu üben, das braucht viel mehr persönliche Anstrengung als beim Sport, wo man in der Gruppe ins Training geht und zuhause eher nicht mehr für sich selber üben muss.
Dann braucht es auch die Eltern. Es ist sehr wichtig, dass sie die Kinder unterstützen, dass sie das regelmässige Üben in den Alltag einbauen und es ihnen so ermöglichen, über längere Zeit dranzubleiben. Das lohnt sich wirklich.
Und die Musikpädagog:innen tragen auch wesentlich dazu bei. Wenn sie auf die Schüler:innen eingehen, wenn sie Talente erkennen und fördern, dann ist so vieles möglich! Das ist für sie manchmal nicht einfach. Viele haben kleine Pensen an mehreren Schulen, zum Teil in unterschiedlichen Kantonen. Es ist eine grosse Aufgabe, den Überblick zu behalten, wenn es zum Beispiel um Talentförderung geht, um Wettbewerbe, die überall unterschiedlich organisiert sind. Unsere Musikpädagog:innen sind sehr engagiert, das ist wirklich Gold wert.
Schlussendlich braucht es auch die richtigen Strukturen, und Rückhalt in der Gemeinde und im Kanton. Musikalische Bildung ist enorm wichtig. Dass dies nun mit dem Wettbewerb im Rahmen eines Grossanlasses wie dem ESC sichtbar wurde, freut uns riesig!“