«Musikinitiative top oder Flop?»

Drei Stunden sind sehr wenig Zeit für grosse Fragen. Hector Herzig und Liliane Girsberger skizzierten die Situation von Musikschulen und ihren Angestellten vier Jahre nach der Volksabstimmung.

Liliane Girsberger (rechts) leitet den Workshop J+M.

Das Programm war vielversprechend: Der Verband der Musikschulen des Kantons Schwyz (VMSZ) widmete seinen jährlichen Weiterbildungstag am 29. Oktober dem Thema 4 Jahre nach der Volksabstimmung: «Musikinitiative TOP oder FLOP?». Eingeladen waren Musikschulleiter, Musiklehrpersonen, Politiker, Behördenmitglieder und weitere interessierte Personen, besonders aus lokalen Musikvereinen. Der neue VMSZ-Präsident Matthias Bachmann begrüsste über 80 Anwesende und Vizepräsident Willy Odermatt gedachte des im Juni verstorbenen, bis dahin unermüdlich wirkenden ehemaligen Präsidenten Georg Hess, der in der Schwyzer Musiklandschaft eine grosse Lücke hinterlässt.

Die Präsentation der höchst aktuellen Thematik hatte der VMSZ der HERZKA GmbH, Institut für Organisationsentwicklung, anvertraut. Hector Herzig, «der Vater der Musikinitiative», wie er von Bachmann eingeführt wurde, stellte sein einführendes Referat unter den Titel Musikschule im Wandel der Zeit und betreute den Workshop Nationale, kantonale und kommunale Musikschulpolitik – Was hat die Initiative aus Musikschulsicht gebracht und welche Massnahmen müssen neu definiert werden? Liliane Girsberger leitete den zweiten Workshop Programm Jugend und Musik – Was hat das Programm für Auswirkungen auf die Musikschulen und welche Massnahmen müssen angegangen werden? Das Tagungskonzept ersparte den Teilnehmern zum Glück die Qual der Wahl, nach einer guten halben Stunde wurde gewechselt.

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Hector Herzig

Gewohnt souverän erläuterte Hector Herzig die schwierige Situation von Musiklehrpersonen und Musikschulen im Markt der musikalischen Bildung, in dem je länger je mehr Mitbewerber agieren. Er skizzierte die allgemeine Lage sehr ausführlich anhand der Stichworte Gesellschaft, Kreativität, Markt, Politik und Bildung immer vor der Tatsache, dass das Erlernen eines Instruments heute genauso viel Zeit braucht wie früher. Da die Musikinitiative ihr Ziel (hochwertiger Musikunterricht für Kinder und Jugendliche) bislang noch nicht erreicht habe, sei ein Rahmengesetz des Bundes anzustreben, das die Musikschulen als Bildungsinstitutionen anerkenne. Eindringlich appellierte er, sich zu engagieren, Risiken einzugehen, zu entscheiden.

Aufgrund der knappen Zeit kamen die konkreten Ausführungen zu Jugend und Musik (J+M) leider zu kurz. Und so blieb im Publikum der Wissensstand um das Programm sehr heterogen, was im Workshop zu J+M teilweise zu emotionalen Diskussionen führte, in denen der Vorwurf, die Ausbildung bei J+M entspreche subventioniertem «Bädele», nur schwer richtig einzuordnen war. Sämtliche Fakten zu J+M sind jedoch schon länger dem umfassenden Handbuch des Bundesamtes für Kultur zu entnehmen, das online zur Verfügung steht: www.bak.admin.ch/jm/index.html?lang=de. Trotzdem sollten Musikschulleitungen und Arbeitnehmerverbände ihre Angestellten respektive Mitglieder wohl sorgfältig beraten, wie das Programm J+M sinnvoll in den Unterrichtsalltag eingebaut werden kann.

Im Politik-Workshop hob Herzig hervor, wie wichtig die Verankerung von Musikschulen als Schulart in einer kantonalen Gesetzgebung sei, um sich als Kompetenzzentren für musikalische Bildung zu positionieren. Der Verband solle diesen Prozess entschlossen zusammen mit den Musikvereinen angehen – und zusammen mit den Musiklehrpersonen, deren Engagement auch in der politischen Arbeit unerlässlich sei.
Und auch am Schluss blieb leider zu wenig Zeit, um die Ergebnisse aus den Workshops im Plenum zu diskutieren, zu priorisieren und daraus Massnahmen zu formulieren, wie es eigentlich vorgesehen war. Die Veranstalter werden dies aber nachholen und das Material intern zur Verfügung stellen auf www.vmsz.ch.

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