Sinfonie Nr. 1

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sinfonie Nr. 1 in C-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Schon mit seiner ersten Sinfonie definierte Beethoven die zu Beginn des 19. Jahrhunderts fest etablierte und im öffentlichen Konzertleben beliebte Gattung nochmals neu: Rein äusserlich war das Werk bei ihm nicht länger Teil eines Opus mit drei oder sechs Einzelkompositionen (wie etwa die Streichquartette op. 18). Darüber hinaus zeichnet es sich bereits durch eine individuelle, wenn nicht gar «höhere» Idee aus. Obwohl Tonfall und Gestik noch ganz im Bewusstsein der durch Mozart und Haydn geprägten Konventionen stehen, behauptet Beethoven in der Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 vom ersten Takt an seinen eigenen Anspruch auf Originalität: So hebt etwa die langsame Einleitung des Kopfsatzes nicht mit einem strahlenden Tusch an, sondern führt mit einem Septakkord unmittelbar zur Subdominante, erreicht dann (wieder über einen Septakkord) die VI. Stufe und endlich in Takt 4 die Dominante G-Dur.

Für die Zeitgenossen mit offenen Ohren (oder einem absoluten Gehör) muss dieser Einstieg bei der erfolgreichen Uraufführung vom 2. April 1800 revolutionär geklungen haben, zumal C-Dur erst viel später, mit dem Einsatz des Allegros, wirklich als Tonika definiert wird. Doch damit nicht genug: Auch dem Finale geht ein kurz gefasstes Adagio voran, in dem Beethoven nichts anderes tut, als die Tonleiter der Dominante spannungsvoll Ton für Ton zu deklinieren. In dieser berückenden Einfachheit eine schlichtweg geniale Eingebung.

Dass diesem sinfonischen Erstling zwei früh abgebrochene Versuche vorausgingen, ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben. So hatte Beethoven noch in Bonn mit den Skizzen zu einem Satz in c-Moll begonnen (111 Takte haben sich erhalten), und aus den Jahren 1794/96 finden sich Aufzeichnungen für eine andere Sinfonie in C-Dur (im Werkverzeichnis als «Unv 2» gelistet). Auf letztere Skizzen kam Beethoven wenige Jahre später bei der Ausarbeitung seines Opus 21 zurück: Das ursprünglich für einen Kopfsatz vorgesehene Thema übernahm er dabei in modifizierter Form für das Finale. Sonderbar.

 


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