Allegretto für Klavier, Violine und Violoncello

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Allegretto für Klavier, Violine und Violoncello B-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Beethoven schrieb weder Kinderstücke noch ein Album für die Jugend. Anders als in den 1840er-Jahren bei Mendelssohn (op. 72) und Schumann (op. 68) hatten Kind und Kindheit in den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts noch nicht jene emotionale wie gesellschaftliche Bedeutung erlangt, die uns heute so vertraut ist. Und doch legte Beethoven der gerade einmal zehn Lenze zählenden Maximiliane Brentano (1802–1861) ein am 26. Juni 1812 komponiertes Allegretto mit obligater Begleitung von Violine und Violoncello aufs Klavier – im Autograf fein säuberlich geschrieben, mit Fingersätzen und einer Widmung versehen: «für meine kleine Freundin Maxe Brentano zu ihrer Aufmunterung im Klawierspielen

Auch von kleinen Händen musikalisch wie technisch gut zu meistern, erscheint der 124 Takte umfassende Satz innerhalb von Beethovens Œuvre wie ein Supplement zu der Reihe der mehrsätzigen Klaviertrios, die bereits 1810/11 mit dem Erzherzog-Trio op. 97 zu einem Ende gekommen war und nie wieder aufgenommen wurde. Dennoch ist er weit mehr. Durch seine geschmeidige Diatonik scheint er den Blick auf einen «anderen» Beethoven freizugeben, der in der Zeit zwischen der ersten Begegnung Ende Mai 1810 und Sommer 1812 vielfach bei Antonie Brentano (1780–1869) und ihren Töchtern zu Gast war. Nach einem Tagebucheintrag empfand Antonie, die seit 1809 in Wien den umfangreichen Nachlass ihres Vaters regelte, zu Beethoven schon bald eine «Wahlverwandtschaft», 1811 war er ihr «einer der liebsten Menschen geworden», der (wie sie später zu Protokoll gab) «häufig ungenirter Gast» gewesen war. Manches spricht dafür, dass Antonie ihrerseits für Beethoven die geheimnisvolle «unsterbliche Geliebte» gewesen sein könnte. Alles Weitere liegt im Bereich der Spekulation, zumal Beethoven offenbar ein Freund der ganzen Familie wurde (auch von Ehemann Franz).

Auch als Erinnerung an diese Zeit übersandte Beethoven am 6. Dezember 1821 der nun schon erwachsenen Maximiliane ein Exemplar seiner Klaviersonate E-Dur op. 109 mit einer Widmung, die seine persönliche Verbundenheit belegt: «An Maximiliana V. Brentano – Eine Dedikation !!! – nun Es ist keine, wie d.g. in Menge gemißbraucht werden – Es ist der Geist, der edle u. bessere Menschen auf diesem Erdenrund zusammenhält, u. keine Zeit den zerstören kann, dieser ist es, der jetzt zu ihnen spricht, u. der Sie mir noch in ihren Kinderjahren gegenwärtig zeigt, eben so ihre geliebte Eltern.» Beethoven vergass allerdings zu erwähnen, wer damals beim Allegretto auf Violine und Violoncello begleitet hatte …


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