Romantischer Pop auf klassischer Gitarre

Die «Rock-Pop Studies» von Michael Erni strotzen nur so vor guten Ideen und unterschiedlichen Ausdrucksweisen.

Können Pop und Rock auf der klassischen Gitarre gespielt werden? Ja und nein. Die 9 Rock-Pop Studies des Schweizer Gitarristen, Komponisten und Musikpädagogen Michael Erni bedienen sich zwar stilistischer Elemente aus der sogenannten Populärmusik, verbleiben in ihrem Duktus aber durchaus in der Tradition des klassisch-romantischen Gitarrenklangs. Pentatonische Passagen verweisen auf Rock und Blues, Akkorde mit Sekunden und grossen Septimen erinnern an die Musical-Harmonik zum Beispiel eines Andrew Lloyd Webber. Zusammen ergibt das eine Sammlung attraktiver, farbenreicher Spielstücke unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads für insgesamt eher fortgeschrittene Teenager und Erwachsene.

Die neun Stücke sind in die für die linke Hand wesentlichen Bereiche Legato, Barré und Lagenwechsel gruppiert, mit jeweils entsprechenden Preparation Exercises. Allerdings widerspiegeln die Vorübungen die tatsächlichen Erfordernisse in den einzelnen Stücken nicht. So bleiben in den einfachen Legato-Übungen die zahlreichen Fesselungen, wie sie dann nachher vorkommen, unberücksichtigt. Gar nicht thematisiert werden die vielfältigen Arpeggio-Muster der rechten Hand.

Einige Nummern haben eine klare und transparente Form, während in anderen auf kleinem Raum fast zu viele gute Ideen aufeinandertreffen. Sehr schön klingt Deep River, mit einer schlichten Melodie über kompakten romantischen Barré-Akkorden. Furios kommt das abschliessende Grand Final daher, in dem auch Rasgueados und Zweiunddreissigstel-Arpeggi gefragt sind. Schwer vorstellbar, dass Schülerinnen und Schüler das Werk im selben Tempo spielen wie der Komponist und Maestro auf der entsprechenden Youtube-Aufnahme …

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Michael Erni: 9 Rock-Pop Studies with preparation exercises, for classical guitar solo, DZ 3703, € 13.72, Les Productions d’Oz, Lévis (Québec)

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