Beethovens Septett in neuer Ausgabe
Nach den beethovenschen Sinfonien hat Jonathan Del Mal auch dieses Werk für vier Streich- und drei Blasinstrumente ediert.

Welches neue Werk wurde am 2. April im Jahr 1800 von den Herren Schuppanzigh, Schreiber, Schindlecker, Bär, Nickel, Matauschek und Dietzel im Hofburgtheater in Wien zum ersten Mal gespielt? Ein Septett für Streicher und Bläser von Ludwig van Beethoven. War es eine «Sinfonia concertante», eine Gattung, die sich in jener Zeit grosser Beliebtheit erfreute, oder eine Sinfonie für Kammermusikensemble?
Diese Komposition übertraf mit ihren sechs Sätzen und einer Spieldauer von nahezu vierzig Minuten weit die Dimensionen der anderen an diesem Abend gespielten Werke, des ebenfalls uraufgeführten 1. Klavierkonzerts und der 1. Sinfonie. Das reizvolle Zusammenwirken des Streichquartetts, ohne zweite Violine dafür mit Kontrabass, mit den als Harmonie agierenden Bläsern und die solistischen Partien der Geige und der Klarinette, wobei der ersteren vor allem in der Kadenz des letzten Satzes höchste Virtuosität vergleichbar mit dem späteren Violinkonzert op. 61 abverlangt wird, wurde mit Begeisterung aufgenommen und erfreute sich alsdann grosser Beliebtheit.
Beethovens Septett wurde auch Vorbild für Franz Schubert und dessen 1824 komponiertes Oktett F-Dur D 803 und weitere Werke in ähnlicher Besetzung von Louis Spohr, Ferdinand Ries, Franz Berwald und anderen. Beethovens Zufriedenheit mit dem Septett hielt sich nach dem Stolz bei der Erstaufführung in der Wiener Burg und der Bemerkung zu Joseph Haydn: «Das ist meine Schöpfung» in späterer Zeit nach Aussage von Ignaz Pleyel in Grenzen. Mit einer Widmung an Kaiserin Marie Therese wurde das Werk 1802 beim Verlag Hoffmeister in Druck gegeben.
Die vorliegende Urtextausgabe wurde herausgegeben vom englischen Beethoven-Forscher Jonathan Del Mar, der im Jahr 2000 die Beethoven-Sinfonien in der neuen Edition abgeschlossen hat, welche heute von allen bekannten Dirigenten als Interpretationsgrundlage benutzt wird. Die Studienpartitur beinhaltet zudem vier Autograf-Seiten aus der Biblioteka Jagiellońska in Krakau und ist mit Vorwort und ausführlichen Quellenangaben hervorragend ausgestattet.
Ludwig van Beethoven: Septett in Es op. 20, hg. von Jonathan Del Mar; Stimmen: BA 10944, € 38.95; Taschenpartitur: TP 944, € 18.95; Bärenreiter, Kassel