Schweizer Erstaufführung von Waits «Alice»

Musik-Studierende der Hochschule Luzern (HSLU-M) und der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) bringen am Luzerner Theater das Tom Waits-Musical «Alice» auf die Bühne.

Foto: Ingo Höhn/Luzerner Theater

Das Musical basiert auf dem Weltbestseller «Alice im Wunderland» und der Biografie des Autors Lewis Carroll, der mit seiner Geschichte eine bis heute faszinierende Reise in surreale Welten beschrieb. Oft als Kinderfiguren missverstanden, sind die Gestalten des Romans – das weisse Kaninchen, die Schachkönigin oder Humpty Dumpty – verstörende Bewohner eines absurden Traumlands, durch das die Protagonistin auf der Suche nach dem Sinn im Unsinn irrt.

«An odyssey in dream and nonsense» nennt der Komponist selbst diesen Trip, für den er eine Waits-typische Mischung aus melancholischen Jazz-Balladen und rauer Rhythmik erfand. Die Schweizer Erstaufführung ist am 28. März um 19.30 Uhr im Theater Luzern.

Weitere Aufführungen: 5.4., 14.4., 18.4., 20.4., 22.4., 26.4., 19.5., 6.6. und 16.6.2013
 

Wanderausstellung in Aarau

Die von Sibylle Ehrismann und Verena Naegele kuratierte Ausstellung zeigt die Geschichte des Aargauer Symphonieorchesters nun in Aarau.

zvg/Aargauer Symphonie Orchester

Die Wanderausstellung wachsen – verankern – leuchten begleitet das Aargauer Symphonie Orchester während seiner ganzen Jubiläumssaison. Fünf Dreieckstürme beleuchten die Geschichte des Orchesters und damit auch das Musikleben des Kantons Aargau.

Sibylle Ehrismann und Verena Naegele, die Kuratorinnen der Wanderausstellung, haben viele überraschende Anekdoten und interessante Details zur Geschichte des Orchesters zusammengetragen. So hat zum Beispiel schon der Star-Geiger Nigel Kennedy als junges Talent zusammen mit dem Aargauer Symphonie Orchester gespielt.
Neben einem Überblick auf die verschiedenen Zeitabschnitte und ihre jeweiligen Chefdirigenten zeigt die Ausstellung die Entwicklung des Ensembles vom Musiklehrer-Orchester zum national bedeutenden Klangkörper und kulturellen «Leuchtturm» des Kantons Aargau.

Die Ausstellung ist seit September letzten Jahres unterwegs und nun vom 4. April bis 26. April in der Schalterhalle der Aargauischen Kantonalbank im Hauptsitz in Aarau zu besichtigen.

www.aso-ag.ch
 

Digitaler Musikmarkt legt erneut zweistellig zu

Mit einem Anstieg um 19,3 Prozent hat der digitale Musikmarkt in Deutschland im Jahr 2012 erneut deutlich zugelegt.

Foto: Windorias / pixelio.de

Im Rahmen seiner Jahrespresse­konferenz hat der BVMI in Berlin bekanntgegeben, dass mittlerweile ein Fünftel der durch Musikverkäufe generierten Umsätze auf das Konto von Downloads oder dem Streaming von Musik gehen.

Der Gesamtmarkt hat nach der 2011 begonnenen Stabilisierung einen leichten Dämpfer erhalten: Insgesamt sind die Umsätze aus Musikverkäufen um 3,2 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zurückgegangen. Grund hierfür war neben einem erneuten Rückgang im physischen Geschäft (-7,7 Prozent) ein überraschend schwaches viertes Quartal.

Die Einnahmen aus dem digitalen Geschäft (294 Millionen Euro) haben mit einem Anteil von 20,5 Prozent im letzten Jahr einen bisherigen Spitzenwert erreicht. Rund 8,4 Millionen Menschen haben in 2012 Downloads gekauft, der Downloadumsatz kletterte um 24,4 Prozent auf etwa eine viertel Milliarde Euro.

Mehr als die Hälfte dieser Umsätze (55 Prozent) gehen auf das Konto von Musikalben, die auch im digitalen Zeitalter die zentrale Währung im Musikgeschäft bleiben. Insgesamt 112 Millionen Alben wurden 2012 verkauft, davon jedes sechste (17,5 Millionen) digital.

Der Aargauer Regierungsrat hat Daniel Mollet als Generalsekretär des Departements Bildung, Kultur und Sport ernannt. Er tritt die Nachfolge von Andreas Schächtele an, der eine neue Herausforderung in seiner Heimatregion angenommen hat.

Mollet war Sekretär des Verwaltungsrats und Mediensprecher der Schweizerischen Volksbank und massgeblich verantwortlich für die Umwandlung des Finanzinstitutes von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft.

Danach hat er während drei Jahren die Ressortleitung Unternehmenskommunikation der Credit Suisse übernommen, wo er unter anderem die kommunikative Führung der Reorganisation der Bank innegehabt hat. Schliesslich wechselte er zur Schweizerischen Post als Leiter Kommunikation und Mitglied der erweiterten Konzernleitung.

Mollet ist an der Einführung der neuen Postgesetzgebung in erheblichem Masse beteiligt gewesen. Nach zwölf Jahren hat er die Post verlassen. Zwischenzeitlich hat er verschiedene Beratungsmandate im Kommunikations- und Governancebereich wahrgenommen.

Daniel Mollet wird seine neue Aufgabe als Generalsekretär im Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau per 8. April 2013 antreten.
 

Berner im Finale des BMW Welt Jazz Award

Der aus Bern stammende Schlagzeuger Samuel Rohrer ist mit seiner Gruppe einer der Finalisten des mit 10’000 Euro dotierten BMW Welt Jazz Award. Kontrahent ist das Ari Hoenig Quartet.

Foto: zvg

Rohrer lebt seit neun Jahren in Berlin und gehört zu den gefragtesten europäischen Jazzschlagzeugern. Er hat mit Wolfert Brederode, Colin Vallon und Malcom Braff gespielt, aber auch mit dem Klarinettisten Claudio Puntin oder der Sängerin Susanne Abbuehl.

Beim BMW Welt Jazz Award tritt er mit einer Formation an, die er zusammen mit dem Saxophonist Daniel Erdmann leitet. Die weiteren Mitglieder sind der Cellist Vincent Courtois und der Gitarrist Frank Möbus.

Der Schlagzeuger Ari Hoenig präsentiert ein New Yorker Quartett mit Gilad Hekselman an der Gitarre, Tivon Pennicott am Saxophon und Orlando le Fleming am Bass.

Der erste Preis des Wettbewerbs ist mit 10’000 Euro dotiert, das zweitplatzierte Ensemble erhält eine Prämie in Höhe von 5000 Euro.

Stadt Zürich stärkt die Freie Szene

Die Stadt Zürich will die Freie Szene der Kulturschaffenden in Zukunft verstärkt fördern. Die Verleihung von Werkjahren wird als Förderinstrument aufgewertet, zudem sind vier zusätzliche Auslandateliers geplant. Auch die Förderung mittels kostengünstiger Arbeitsräume in der Stadt Zürich soll ausgebaut werden.

Rote Fabrik in Zürich Wollishofen. Foto: Roland Fischer / Wikimedia Commons

Zum einen werden künftig zusätzlich zu den bisher elf Werkjahren vier weitere in den Bereichen E-Musik, Literatur, Bildende Kunst und Jazz/Rock/Pop verliehen. Zum anderen erhöhen sich die Werkjahrbeiträge von jeweils 42’000 auf 48’000 Franken.

Zu den bisherigen Ateliers in New York, Genua, Paris, Kunming und Kairo schafft die Stadt weitere in Hamburg und Berlin, und sie plant neue Ateliers in Istanbul und San Francisco.

In den Räumen der Migros-Betriebszentrale Herdern können im Rahmen einer Zwischennutzung seit September 2012 und noch bis mindestens Ende 2017 Arbeits- und Lagerräume auf rund 1000 Quadratmetern zur Verfügung gestellt werden. Deren Vergabe erfolgt in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste.

Produktions- und Proberäume sollen künftig ausschliesslich an professionelle Kulturschaffende vermietet werden, deren Wohn- und Steuersitz seit mindestens zwei Jahren die Stadt Zürich ist.

Neu gilt bei subventionierten Ateliers eine maximale Aufenthaltsdauer von fünf Jahren — auch in den Räumen der Roten Fabrik, deren Verträge spätestens 2018 auslaufen. Bei zwanzig Mietenden der Roten Fabrik betrug die Nutzungsdauer Ende 2012 mehr als 23 Jahre.
 

Der Stiftungsrat hat Andreas Moos zum neuen Leiter des Bereichs Förderung bei Pro Helvetia gewählt. Er übernimmt diese Funktion von Andrew Holland, der im vergangenen November sein Amt als Direktor der Stiftung angetreten hat.

Der 49-jährige Andreas Moos arbeitet derzeit als stellvertretender Leiter der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, wo er die Förderbereiche Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz und Theater führt sowie für Betriebsbeiträge an regionale Kulturinstitutionen verantwortlich ist.

Er ist Mitglied des Verwaltungsrates des Zürcher Theaters am Neumarkt sowie Mitglied des Vorstands der Genossenschaft Theater für den Kanton Zürich. Die Stelle bei Pro Helvetia tritt er am 1. Oktober an.

Die Bereichsleitung Förderung der Pro Helvetia ist verantwortlich für die Führung der fünf Abteilungen Literatur- und Gesellschaft, Musik, Tanz, Theater und visuelle Künste.

Die Fondation Suisa schreibt 2013 einen Filmmusikpreis und einen Preis für instrumentale/vokale Komposition und Elektronik aus. Sie sind mit 15’000, respektive 20’000 Franken dotiert.

Für den Preis für die beste Originalkomposition zu einem Spielfilm sind Kompositionen zu Filmen teilnahmeberechtigt, die eine Dauer von mindestens 60 Minuten aufweisen, veröffentlicht zwischen dem 1. April 2012 und dem 31. März 2013. Anmeldeschluss ist der 31. Mai 2013. Mehr Infos: www.fondation-suisa.ch/filmmusikpreis

Der Anerkennungspreis der Fondation Suisa geht dieses Jahr an eine Schweizer Komponistin oder einen Schweizer Komponisten aus dem Bereich zeitgenössische Musik, deren Werke sich auszeichnen durch die Kombination von Instrumental- oder Vokalensemble und Elektronik oder Orchester und Elektronik.

Kandidaturen können ab sofort über folgende Website eingegeben werden: www.fondation-suisa.ch/preis-der-stiftung. Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2013.

Reto Bieri Intendant des Davos Festival

Der Stiftungsrat der Stiftung Davos Festival hat den Schweizer Musiker Reto Bieri zum neuen Intendanten des Davos Festival – young artists in concert gewählt. Er wird sein Amt am 1. September 2013 antreten.

Reto Bieri im Progr Bern, Februar 2012. Foto: © Priska Ketterer / Davos Festival

Bieri übernimmt die Nachfolge von Graziella Contratto, die im August 2013 ihr letztes Festivalprogramm in Davos präsentieren wird. Er hat sich laut der Meidienmitteilung des Festivals über fünfzig Bewerbern gegenüber durchgesetzt.

Der in Zug geborene Klarinettist Bieri studierte an der Musikhochschule in Basel und an der Juilliard School of Music in New York. Seit 2012 ist er Professor für Kammermusik an der Hochschule für Musik in Würzburg (Deutschland). Er trat als young artist während der Intendanz von Thomas Demenga sowie 2010 aus Anlass des Jubiläums am Davos Festival auf.

Das Davos Festival – young artists in concert ist eine Plattform für junge, hochbegabte Musiker aus aller Welt. Vom 3. bis 17. August 2013 findet bereits die 28. Auflage statt – unter dem Thema «Glücksfall – serendipity».

Der Regierungsrat des Kantons Graubünden hat unter anderem Beiträge an Opern- und Jazzveranstaltungen, aber auch an die Fondazione per l‘Orchestra della Svizzera Italiana (FOSI) bewilligt.

Dem Origen Festival Cultural 2013 mit dem Freilichtspiel «Noah» und zahlreichen weiteren Veranstaltungen im Kanton wird eine Defizitgarantie von maximal 200’000 Franken zugesichert, der Schlossoper Haldenstein 2013 mit zehn Aufführungen von Verdis «Rigoletto» im August eine solche von maximal 120’000 Franken.

Die Opera St. Moritz 2013 mit sieben Aufführungen von Mozarts «Don Giovanni» im Juni/Juli erhält eine Defizitgarantie von maximal 80’000 Franken, und das Festival da Jazz St. Moritz wird mit rund 30 Konzerten im Juli/Augus mit einer Defizitgarantie von höchstens 120’000 Franken unterstützt.

Die FOSI erhält in den Jahren 2013 bis 2016 jährlich einen Beitrag in der Höhe von 80’000 Franken aus den Beiträgen der Kulturförderung.

Hochschule der Künste Bern feiert Zehn-Jahre-Jubiläum

Die HKB begeht ihren diesjährigen Geburtstag mit Sonderaktivitäten. Unter anderem lanciert sie eine eigene Zeitung. An der entsprechenden Medienkonferenz hat Thomas Beck, der Direktor der HKB, überdies Andi Schoon und Thomas Strässle, die beiden neuen Leiter des Y Instituts, präsentiert.

HKB, Fachbereich Musik, Papiermühlestrasse 13h, Foto: Raphael Frey – Wiki Commons

Das Y Institut für Transdisziplinarität hat die Idee spartenübergreifender Arbeiten an der HKB fest verankert. Die Konsolidierungsphase möchte das neue Leitungsteam dazu nutzen, das disziplinenübergreifende Studium noch gezielter auf die Bedürfnisse der Studierenden auszurichten, den Austausch zwischen Forschung und Lehre an der HKB zu fördern und den interdisziplinären Masterstudiengang Contemporary Arts Practice (CAP) weiter zu stärken. Zudem beteiligt sich das Y Institut am Ausbau der strategischen Partnerschaft mit der Tongji Universität in Shanghai.

An den Jubiläums-Veranstaltungen beteiligen sich unter anderen HKB-Studierende und -Dozierende, das Berner Symphonieorchester, der Jazzmusiker Django Bates, der Dirigent Xavier Roth und die Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Die neue HKB-Zeitung erscheint erstmals Ende Mai als Beilage der Berner Zeitung und des «Bund». Sie soll in der Folge alle zwei Monate Themen aus dem Umfeld der HKB bringen sowie mit einer übersichtlichen Agenda auf die Veranstaltungen der HKB hinweisen.

Am 1. September 2003 haben sich die Hochschule für Musik und Theater und die Hochschule für Gestaltung, Kunst und Konservierung unter dem Dach der Berner Fachhochschule BFH zur Hochschule der Künste Bern HKB zusammengeschlossen. Rund 850 Studierende und 500 Mitarbeitende sind an der Institution heute tätig, sie stammen aus 30 Nationen. Mit über 500 Veranstaltungen pro Jahr ist die HKB überdies einer der grössten Kulturveranstalter des Kantons Bern.

Mehr Infos: hkb.bfh.ch

 

Schweizer Erfolge in Magdeburg

Zwei Schweizer Blockflötistinnen finden sich in Magdeburg unter den Ausgezeichneten des Preises der Mitteldeutschen Barockmusik und des Bärenreiter Urtext Preises. Sie sind im Rahmen des 7. Internationalen Telemann-Wettbewerbs verliehen worden.

Schlusskonzert des Telemann-Wettbewerbs. Foto: © Andreas Lander

Im Ensemble Matis, das den 2.Rang des Preises der Mitteldeutschen Barockmusik erreicht hat, findet sich die Schweizer Blockflötistin Mira Gloor. Gewonnen hat in der Kategorie die Camerata Bachiensis mit Mitgliedern aus Italien, Deutschland und Polen.

Der Bärenreiter Urtext Preis ist dem Ensemble Les Éléments zugesprochen worden, in dem die Schweizer Blockflötistin Anne Simone Aeberhard mitspielt. Jean-Christophe Dijoux, der französische Cembalist des Ensembles, hat einen Sonderpreis für das beste und stilgerechte Generalbassspiel zugesprochen erhalten.

Der Internationale Telemann-Wettbewerb ist 2001 in Magdeburg von der internationalen Telemann-Gesellschaft ins Leben gerufen worden, um die Kompositionen des Namengebers jungen Musikern nahe zu bringen. Er findet im zweijährigen Abstand in Magdeburg statt und wird für wechselnde Besetzungen ausgeschrieben – in den letzten Jahren haben 251 Teilnehmer aus 34 Ländern teilgenommen.

Vom 15. bis 17. März 2013 haben in Arbon, Basel, Genf, Lugano, Neuenburg, Unterägeri und Winterthur die Entradawettbewerbe des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs stattgefunden.

Fast 1000 Kinder und Jugendliche sind in den verschiedenen Regionen zum musikalischen Wettstreit angetreten. Über 100 Jurorinnen und Juroren haben die Vorträge bewertet und 276 junge Musikerinnen und Musiker für das Finale zugelassen. Dieses findet vom 2. bis 5. Mai in Bern statt. Die Vorträge in der Musikschule Konservatorium Bern sind öffentlich. Weitere Informationen dazu sind im Verlauf des Aprils auf www.sjmw.ch zu finden.

Insgesamt wurden an den sieben Entradawettbewerben 861 Preise verliehen, davon 51 1. Preise mit Auszeichnung und 225 1. Preise.
 

Die «kleineren» Orgelwerke Carl Philipp Emanuel Bachs erstmals komplett in einem Band.

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Obschon die Orgelmusik im Gesamtwerk des zweitältesten Bach-Sohnes nur einen marginalen Platz einnimmt, so kann sie doch in ihrer typischen «Empfindsamkeit» als beispielhaft für die stilistische Entwicklung vom Spätbarock zur Klassik betrachtet werden – oder, je nach Blickwinkel, für einen schmerzlichen Qualitätsverlust der Orgelmusik in ihrer «dekadenten» Phase.

17 Jahre nach Erscheinen der ersten Urtext-Ausgabe mit den sechs Orgelsonaten liegt nun in gleicher Aufmachung ein zweiter Band vor, der die «kleineren Werke» erstmals komplett enthält. Bislang waren sie nur in Teileditionen greifbar. Aus den sechs Fugen – immerhin zum Teil von Marpurg in seinen theoretischen Lehrwerken exemplarisch zitiert – ragt jene in c-Moll (mit vorangehender kurzer Fantasie) besonders hervor. Ihr stürmischer Gestus lässt etwas wehmütig an kompositorische Kühnheiten denken, die der Komponist in seiner übrigen Clavier-Musik wagt, sich an der Orgel aber mehrheitlich versagt. Ein Kuriosum ist das Choralvorspiel Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, das den bekannten Orgelbüchlein-Choral Johann Sebastian Bachs um «empfindsame» Vor- und Zwischenspiele erweitert.

Ergänzend enthält der Band (neben weiteren Werken wie dem bekannten Preludio in D, einem Trio und fünf Choralsätzen) eine Reihe von spieltechnisch teils äusserst delikaten Stücken für Spieluhren und Drehorgeln, die das Genre der «Flötenuhrstücke» auf willkommene Art erweitern. Eine überzeugende Interpretation all dieser Werke stellt hohe Ansprüche an die gestalterische und artikulatorische Fantasie des Spielenden. Das mustergültige Vorwort, der umfassende kritische Bericht, einige Alternativ-Fassungen sowie die interpretatorischen Hinweise von Gerhard Weinberger – eine kurze Zusammenfassung der für die vorliegenden Stücke relevanten Angaben aus Bachs Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen – liefern die nötigen Informationen dazu und geben auch Anregungen zur Realisierung einiger nur akkordisch angedeuteter Passagen.

Carl Philipp Emanuel Bach, Kleinere Werke für Orgel (Sämtliche Orgelwerke II), herausgegeben von Jochen Reutter, UT 50149, € 24.95, Wiener Urtext Edition (Universal Edition/Schott), Wien 2012

 

«L’Abbé Agathon» für Soli, Frauenchor und Streichorchester.

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In diesem 15-minütigen, französischsprachigen Werk thematisiert Arvo Pärt die Versuchung des Abtes Agathon. Dieser begegnet einem Aussätzigen, der ihn bittet, ihn in die Stadt mitzunehmen für einen Einkauf. Der Aussätzige hat aber kein Geld. Schliesslich kauft ihm der Abt einen Kuchen und bringt ihn auch wieder zurück. Plötzlich entschwindet der Aussätzige aus seinen Augen und gibt sich am Ende als Engel Gottes zu erkennen.

Pärt führt das Zwiegespräch in kurzen Motiven, bestehend aus drei bis vier Tönen. Die Pausen im Gespräch verdeutlichen die Furcht vor Ansteckung, welche lange Zeit verbreitet war. Aussätzige waren weitgehend von der Gesellschaft ausgeschlossen und lebten in grosser Einsamkeit. Dem Chor ist die Aufgabe des Erzählers zugeteilt, und dies in einstimmiger Form. Die Bitten des Aussätzigen übernehmen die Solisten, sinnbildlich für die Stimmen von oben. Das Streichorchester ist mit zwei Violinen, vier Violen, drei Celli und einem Kontrabass besetzt. Die unsichere Stimmung zwischen den Dialogen wird in spannender Weise durch das Streichorchester überbrückt.
Arvo Pärt, L’Abbé Agathon, für Sopran, Alt, Chor SA und Streichorchester, Studienpartitur (frz./engl.), UE 34672, € 26.95, Universal Edition, Wien 2011

 

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