Uni Freiburg erhält Pink-Floyd-Kollektion

Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der deutschen Universität Freiburg hat im Rahmen einer Schenkung eine in ihrem Umfang einzigartige Fankollektion zu den britischen Rock-Legenden Pink Floyd erhalten.

Musikkassette des Albums «More» von Pink Floyd, 1969 Foto: KarleHorn (s. unten)

Die Sammlung stammt von Rolf Ossenberg. Sie umfasst beispielsweise etwa 300 Bücher in verschiedenen Sprachen, die sich mit der Band beschäftigen. Nicht minder bedeutend seien die in 27 Aktenordnern gesammelten Berichte aus Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen sowie audiovisuelle Quellen, schreibt die Uni Freiburg. Letztere sind in der Sammlung in Form von mehr als 500 Videokassetten vertreten, die unter anderem Mitschnitte von Fernsehauftritten und Konzerten der Band zeigen. Komplettiert wird die Sammlung durch Tonträger, DVDs, Pressefotografien, Flyer, Plakate, Merchandise-Artikel sowie Autogramme und Konzerttickets.

Die Pink-Floyd-Sammlung ist die zweite grosse Fankollektion zu einer grossen britischen Rockband, die am ZPKM erforscht wird: 2017 hatte das Zentrum bereits die Reinhold Karpp Rolling Stones Collection als Dauerleihgabe erhalten.
 

Foto: KarleHorn / wikimedia commons

Raff-Porträt aus dem Jahr 1850 entdeckt

Das Lachner Raff-Archiv hat in Berlin ein Skizzenbuch mit originalen Künstlerbildern erworben. Darunter befinden sich auch Bleistiftzeichnungen, die den damals 28-jährigen Komponisten sowie seinen Schwiegervater Eduard Genast zeigen.

Eine seltene Anschaffung konnte dieser Tage das Raff-Archiv in Lachen tätigen. Dank guter Beziehungen hat es im Auktionshaus Bassenge in Berlin ein Buch von 1850 mit acht Original-Bleistiftzeichnungen des ungarischen Malers und Bildhauers Carl Dosnyai, der von 1848-1850 in Weimar lebte, erworben. Unter den Porträtierten befindet sich auch Joachim Raff. Die Zeichnung gilt als bisher erstes bekanntes Porträt des damals 28-jährigen Lachner Komponisten.

Franz Liszt, der langjährige Mentor von Raff war bekannt für seine grosszügige Förderung junger Künstler. Aus Dankbarkeit widmete Dosnyai «Seinem edlen Wohltäter Herrn Doctor Franz Liszt» diese Porträtzeichnungen. Alle acht ganzseitigen Darstellungen zeigen wichtige Künstler des Weimarer Hoftheaters und der Hofkapelle. Gleichzeitig waren sie gute Bekannte von Franz Liszt, der damals die Künstlerkolonie der «Neu-Weimaraner» anführte.

Für die Joachim-Raff-Gesellschaft besonders bedeutsam ist, dass sich darunter auch das Bild von Raffs Schwiegervaters, des Regisseurs und Hofschauspielers Eduard Genast (1797-1866), der noch unter Johann Wolfgang von Goethe am Hof von Herzog Alexander diente, befindet. Auch die übrigen Porträtierten waren mit Joachim Raff bekannt oder gar befreundet. So der aufkommende Star unter den Violinisten Joseph Joachim, der später auch mit Johannes Brahms eng befreundet war. Ähnlich wie bei Joachim Raffs Darstellung gilt auch diese Zeichnung als das erste bekannte Kunstwerk dieses nachher so erfolgreichen Geigers. Zudem sind der berühmte damalige Bariton Hans Feodor von Milde (1821-1899), der Cellist und Komponist Bernhard Cossmann (1822-1910) oder der Pianist, Organist und Komponist Alexander Winterberg (1834-1914) unter den Porträtierten. Bernhard Cossmann hob in Weimar während des silbernen Zeitalters in den 1850er-Jahren verschiedene Kammermusikwerke von Raff aus der Taufe.

Dass das Raff-Archiv nun das früheste bekannte Porträtbild des damals 28-jährigen Joachim Raff in seinen Sammlungen besitzt, darf als kleine Sensation gewertet werden. Raff vermied es so gut es ging, sich bei Malern oder Fotografen zur Schau zu stellen. Darum gibt es leider nur wenige Aufnahmen und Bilder von ihm. Und diejenigen, die bestehen, zeigen ihn immer wieder mit dem gleichen Motiv, einmal als Zeichnung, Fotografie, Stich oder sonstigen Druckverfahren aus seiner erfolgreichsten Schaffensperiode, den 1870er-Jahren.

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Carl Dosnyai (1813-1850), Porträt Joachim Raffs, Bleistiftzeichnung aus dem Skizzenbuch, 22.5 x 18 cm

Wie die Abbildung zeigt, erscheint der junge Raff 1850, als er eben bei Liszt in Weimar seine Assistenzzeit begann, erstaunlicherweise als äusserst lockerer, selbstbewusster, beinahe dandyhafter junger Künstler mit offenem Jackett und Hemd und einer Zigarre in der Hand. Nur fünf Jahre vorher hatte Raff sich als junger Lehrer aus Rapperswil und damit aus der Schweiz verabschiedet. In allen späteren Darstellungen sieht man Raff als ernsten, gesetzten, strengen, vielleicht sogar besorgten und nachdenklichen älteren Herrn.

Der immer wieder als Gelehrter eingeschätzte Raff verfasste als Einziger der Porträtierten am 29. Oktober 1850 eine persönliche und hochinteressante Widmung an Franz Liszt: «Wenn die Selbstironie den Humor eines Menschen bekundet, so wird man mir nachsagen müssen, dass ich ihre bittersten Forderungen nicht zurückgewiesen habe».

Die Originalzeichnungen samt Widmung von Joachim Raff an Franz Liszt können ab sofort im Raff-Archiv zu den bekannten Öffnungszeiten an Samstagen oder auf Voranmeldung im Archiv besichtigt werden.

Über allem schwebt der Geist von Benjamin Britten

Das traditionsreiche Aldeburgh Festival ist heute Teil eines umfassenden Kulturprojekts an der englischen Ostküste.

Kulturzentrum Snape Maltings, einige Kilometer von Aldeburgh entfernt. Foto: Emmerson Productions,Foto: Max Nyffeler,Foto: Aldeburgh Festival

Wie die Kultur zum Wirtschaftsmotor in einer ländlichen Gegend werden kann, lässt sich modellhaft am Beispiel von Aldeburgh studieren. Es war einst ein verschlafenes Fischerdorf, zwei Autostunden nordöstlich von London gelegen. Dann liessen sich hier nach dem Zweiten Weltkrieg der Komponist Benjamin Britten und der Tenor Peter Pears nieder und gründeten 1948 ein Musikfestival. Das war der Beginn einer einzigartigen Entwicklung. Heute ist Aldeburgh eine Kulturdestination mit internationaler Ausstrahlung. Zum zweieinhalbwöchigen Festival im Juni kommen die Besucher nicht nur aus dem ganzen Königreich, sondern inzwischen auch vom Kontinent angereist.

Der Geist des 1976 hier gestorbenen und begrabenen Britten scheint über dem Ort zu schweben. Hier entstanden seine Opern, die von Aussenseiterschicksalen, repressiver Moral und rauher Natur handeln, sein Name findet sich auf Gedenktafeln und Strassenschildern. Das Landhaus, wo die beiden gewohnt haben, ist heute ein Museum sowie Sitz des umfangreichen Britten-Archivs und der finanzstarken Britten-Pears Foundation.
 

Kunst aus der Malzfabrik

Die Stiftung lebt von den weltweiten Urheberrechtseinkünften und widmet sich hauptsächlich der Pflege des Britten-Erbes, unterstützt aber auch diverse kulturelle Initiativen. Vor allem beteiligt sie sich massgeblich an den Aktivitäten der Snape Maltings, einem Kulturzentrum am Rande des Dorfs Snape, einige Kilometer von Aldeburgh entfernt. Hier finden auch die meisten Veranstaltungen des Festivals statt. Die Maltings: Das ist das weitläufige Areal einer ehemaligen Malzfabrik, allein in der offenen Landschaft gelegen, zwischen Wiesen und einem ausgedehnten Schilfgebiet. Natur und Kultur bilden einen einzigartigen Gleichklang.

Schon 1967 hatte Britten ein Fabrikgebäude zu einem akustisch hervorragenden Konzertsaal umbauen lassen; zur Eröffnung war damals sogar die Königin erschienen. Heute bilden die Maltings einen kulturellen Cluster mit Konzertreihen über das ganze Jahr, Kursen für Laien und Profis, Probenräumen, Künstlerateliers, Galerien und einer Infrastruktur mit Restaurants und Läden. Geleitet wird das Ganze von Roger Wright, früherer BBC-Mann und Chefplaner der Londoner Proms. Er hat vor, die internationalen Verbindungen in den kommenden Jahren markant auszubauen.
 

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Konzertpause in der Abendsonne

Fremdartiges Licht

Britten ist nicht nur unsichtbar in den Institutionen präsent, sondern auch konkret musikalisch im weitgefächerten Programm des Festivals. In diesem Jahr spielte das ausgezeichnete junge Castalian Quartet das zweite Streichquartett von 1945, eine Hommage an Henry Purcell mit sinfonischen Dimensionen. Britten operiert hier mit historischen Formideen und schliesst provokant mit dem C-Dur-Akkord – Tonalität erscheint plötzlich in einem neuen, fremdartigen Licht.

Wegen solcher Ideen hat vor allem die deutsche Avantgarde über Britten stets die Nase gerümpft. Auf der Insel hingegen gilt er als Jahrhundertfigur, und dies bei einem breiten Publikum – verständlich angesichts eines Werks wie dieses Quartetts, das durch seine emotionale Kraft und musikalische Intelligenz unmittelbar anspricht. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich auch hierzulande mit dem instrumentalen Schaffen dieses Komponisten etwas näher zu befassen.

Erst recht drängt sich dieser Gedanke bei den ebenfalls 1945 entstandenen Holy Sonnets of John Donne. Britten schrieb den Liederzyklus nach dem denkwürdigen Konzert, das er gleich nach Kriegsende zusammen mit Yehudi Menuhin vor den befreiten Häftlingen im deutschen Konzentrationslager Bergen-Belsen gegeben hatte. Der Schrecken und die Empörung über das Gesehene hallen in den Liedern nach und verbinden sich mit der inneren Zerrissenheit der Gedichte zum aufwühlenden persönlichen Bekenntnis. Das ist grosse Kunst von zeitloser Aktualität. Der Tenor Mark Padmore, am Klavier unterstützt von Andrew West, traf den Tonfall perfekt, und vor dem Konzert führte er mit der Schriftstellerin Lavinia Greenlaw und der Musikologin Kate Kennedy auf der Bühne ein kenntnisreiches Gespräch über die Lieder und ihre Autoren.
 

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Mark Padmore im Gespräch über Brittens «Holy Sonetts of John Donne»

Weiter ästhetischer Horizont

Von den Künstlern locker moderierte Konzerte sind ein Markenzeichen des Festivals, das sich erfolgreich um den Abbau kultureller Barrieren bemüht. Der ästhetische Horizont ist weit gefasst, auch Sperriges von Boulez bis Birtwistle findet seinen Platz. Oder, wie im Klavierabend von Pierre-Laurent Aimard, kaum Bekanntes von Luigi Dallapiccola und die pianistisch imposanten Shadowlines von George Benjamin. Den Gegenpol markierte das englische Vokalensembles Tenebrae mit Werken der englischen Renaissance, vorgetragen in vollendeter Reinheit und gemischt mit Vokalsätzen von James MacMillan, der an diese Tradition anknüpft.

Als Artist in Residence wurde diesmal neben Padmore und der Sopranistin und Dirigentin Barbara Hannigan auch der 1963 in Innsbruck geborene Thomas Larcher eingeladen, Komponist und ehemaliger Klavierprofessor in Basel. Von ihm erklang nun unter anderem der Liederzyklus A Padmore Cycle, den er dem befreundeten Sänger gleichsam auf den Leib geschrieben hat. Larcher geht hier konsequent seinen Weg zwischen Miniaturen à la Kurtág und Schubert-Reminiszenzen, musikalischen Alltagsimpressionen und neotonalen Einsprengseln. Auch in Poems, zwölf Stücke für Pianisten und andere Kinder, klingen solche Töne an. Gekonnt thematisiert er seine alpine Herkunft und Nähe zur Natur, deren Verlust er zugleich in zivilisationskritischer Manier beklagt. Damit erweist er sich als echter Romantiker unserer Zeit.
 

Appenzell AR schreibt Kompositionswettbewerb aus

Das Amt für Kultur von Appenzell Ausserrhoden setzt einen Schwerpunkt in der Förderung der Musik und lädt Musikerinnen und Musiker aller Stilrichtungen erstmals zum Wettbewerb für Kompositionen und Songwriting ein.

Foto: Tadas Mikuckis / Unsplash (s. unten)

Mit dem Wettbewerb für Kompositionen und Songwriting verfolgt der Kanton laut seiner Mitteilung die Umsetzung des im Kulturkonzept verankerten Ziels, die Musik zu fördern. Neben der Pflege des Bewährten sollen dabei auch Experimente ermöglicht und künstlerisch musikalische Talente spezifisch gefördert werden.

Gesucht sind Ideen für Kompositionen und Arrangements, die das Repertoire von Musikformationen und Bands erweitern. Die Komponistin oder der Komponist definiere mit der Eingabe die Stilrichtung und für welchen Klangkörper oder welche Besetzung die Komposition geschrieben wird, schreibt der Kanton. Eingeladen sind Musikerinnen und Musiker der Stilrichtungen Klassik, Neue Musik, Volksmusik, Jazz, Rock, Pop, Electronica und so weiter.

Komponistinnen und Komponisten sind eingeladen, ihre Bewerbungen bis am 31. August 2019 beim Amt für Kultur einzureichen. Die Eingaben werden von einem Kreis von Expertinnen und Experten beurteilt. Diese wählen aus den eingehenden Bewerbungen bis Ende November 2019 diejenigen Projekte aus, die bis im Frühling 2020 realisiert und zur Aufführung kommen sollen.

Es stehen insgesamt 30’000 Franken für die Umsetzung zur Verfügung. Pro Komposition wird ein Betrag von maximal 12’000 Franken gesprochen. Die Höhe des Beitrags wird dem zeitlichen Aufwand für die Komposition angepasst. Detaillierte Informationen über den Ablauf und die Bedingungen finden sich auf der Website des Kantons: www.ar.ch/kompositionswettbewerb.
 

Handbuch zur kulturellen Teilhabe

Ein neues Handbuch dokumentiert den aktuellen Schweizer Diskussions- und Wissensstand zum Thema der kulturellen Teilhabe und zeigt, wie sie gefördert werden kann. Die Publikation ist dreisprachig und wird vom Nationalen Kulturdialog herausgegeben.

Foto: Edwin Andrade / Unsplash

Das Handbuch versammelt deutsch-, französisch- und italienischsprachige Beiträge, denen jeweils Zusammenfassungen in diesen drei Sprachen vorangestellt sind. Das «Handbuch Kulturelle Teilhabe» ist über den Buchhandel erhältlich sowie kostenlos als PDF auf den Websites des Bundesamtes für Kultur, der Konferenz der kantonalen Kulturbeauftragten KBK, der Städtekonferenz Kultur SKK und des Seismo Verlags abrufbar.

Der Nationale Kulturdialog wurde 2011 ins Leben gerufen und vereinigt Vertreter und Vertreterinnen der politischen Instanzen und der Kulturförderung der Kantone, Städte, Gemeinden und des Bundes. Seine Arbeit basiert auf einer Vereinbarung aus dem Jahr 2011 und dem im April 2016 verabschiedeten Arbeitsprogramm 2016-2020. Die politischen Instanzen bilden das strategische Steuerungsorgan des Nationalen Kulturdialogs mit dem Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI), Vertretern und Vertreterinnen der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), des Schweizerischen Städteverbands (SSV) und des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV).

Link zum Download:
https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/57315.pdf

Hommage an eine Spätberufene

Das Neue-Musik-Duo UMS ’n JIP ehrt die Zürcher Komponistin Maria Porten zu ihrem 80. Geburtstag mit einer Konzertreihe.

UMS ´n JIP in Aktion mit Werken von Maria Porten am Teatro Colon (CETC) in Buenos Aires. Foto: zVg

Am kommenden Sonntag, 16. Juni, spielt das Walliser Neue Musik-Duo UMS ´n JIP (Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen) im Kunstraum Walcheturm in Zürich zusammen mit Eva Nievergelt, Sopran und Walter Prossnitz, Klavier ein Konzert zum 80. Geburtstag der Zürcher Komponistin Maria Porten. Maria Porten ist eine Spätberufene: Mitten in den Kriegswirren in Deutschland geboren, war ihr eine Laufbahn als Komponistin zunächst versagt. Als Musikwissenschaftlerin und -professorin wirkte sie in den USA, dann in Zürich und wagte mit 60 Jahren schliesslich, ihrer Berufung als Komponistin zu folgen. Politisch engagiert, mit einem sicheren Gespür für griffige und aktuelle Texte und einer plastischen Kompositionssprache hat sie in den vergangenen 20 Jahren mit über 50 Werken ein reiches Œuvre geschaffen. Viele davon sind vom Schweizer Radio dokumentiert oder auf CD festgehalten. UMS ´n JIP war sie von Anfang an eine treue Weggefährtin und Förderin: Im Gegenzug haben UMS ´n JIP ihre Werke in über 40 Ländern, darunter am Teatro Colon in Buenos Aires, auf Schloss Solitude in Stuttgart oder an den Cairo Contemporary Music Days gespielt. UMS ´n JIP sind eines der produktivsten und aktivsten Neue Musik-Labors der Gegenwart: Über 1000 Konzerte haben sie seit 2007 gegeben und dabei einzelne Werke über 100 Mal performt. Ihr beispielhaftes und nachhaltiges Produktionskonzept als Interpreten und Komponisten wurde mit über 20 internationalen Preisen gewürdigt. Mit diesem Konzert präsentieren sie nicht nur eine Hommage an Maria Porten, sondern auch an den Mut, in jedem Lebensabschnitt neue Herausforderungen anzunehmen. Das Konzert in Zürich beginnt um 20 Uhr.

Weitere Konzerte finden in Basel (heute, 14. Juni, Unternehmen Mitte, 20 Uhr), und Bern (17. Juni, 20 Uhr, Ono, das Kulturlokal) statt.
 

Anerkennung für Pfäffikoner A-cappella-Festival

Der Verein «A-cappella-Festival Pfäffikon» wird mit dem Kultur-Förderpreis 2019 des Kantons Schwyz ausgezeichnet. Das Festival geniesst heute einen ausgezeichneten Ruf innerhalb der Schweizer Szene und lockt Bewerbungen von Gruppen aus dem In- und Ausland an.

Symbolbild. Foto: Tof Locoste / stock.adobe.com

Das Festival ziehe jedes Jahr rund 350 Besucherinnen und Besucher «mit einem einzigartigen Klangerlebnis» an, schreibt der Kanton. Die aktive Förderung der A-cappella-Musik bereichere das Ausserschwyzer Musikangebot, zumal das Festival den A-cappella-Gesang «in all seinen unterschiedlichen Formen und in den Klangwelten von der Klassik über internationale Volksmusik bis hin zu Pop und Jazz pflegt».

Seit fünf Jahren bildet zudem der Talentwettbewerb «Sing dein Ding» einen festen Bestandteil des Festivals, mit dem junge Schweizer A-cappella-Gruppen eine Chance erhalten, sich erstmals vor Publikum zu präsentieren.

Die Kulturkommission des Kantons Schwyz zeichnet zudem den Historiker, Volkskundler, Dozenten und Kulturvermittler Werner Röllin mit den Anerkennungspreis 2019 des Kantons Schwyz aus. Einen Förderpreis erhält überdies der bildende Künstler und Kurator Mischa Camenzind. Ein Kulturförderpreis des Kantons ist mit 5000 Franken dotiert.

Konzerthäuser könnten mehr Publikum gewinnen

Martin Tröndle, Forscher der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, hat Nichtbesucher von Kulturinstitutionen und deren Motivationen erforscht. Die gewonnenen Erkenntnisse überraschen.

Foto: Thomas Bjornstad / Unsplash (s.unten),SMPV

Tröndle hat die weltweit erste umfangreiche Studie zur Nicht-Besucherforschung vorgelegt. Als Nichtbesucher gelten in der Studie Personen, die weniger als einmal in den vergangenen zwölf Monaten eine Opern- oder Theatervorstellung oder ein Konzert mit klassischer und zeitgenössischer Musik besucht haben.

Mit seinem Team befragte Tröndle in einem ersten Schritt in Berlin und Potsdam 1264 Studierende zu Freizeitverhalten, Bildungsherkunft, Kunstaffinität und Besuchsbarrieren für Kulturveranstaltungen. In einem zweiten Schritt wurden rund 80 Teilnehmende der ersten Studie, die sich als Nichtbesucher herausgestellt hatten, zu Aufführungen der Deutschen Oper Berlin, der Neuköllner Oper und der Schaubühne Berlin eingeladen. Vor und nach der Vorstellung wurden sie befragt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen laut Tröndle folgende Faustregel auf: Je näher die Kunst den jungen Menschen ist, desto eher besuchen sie Kultureinrichtungen. Nähe müsse dabei als vieldimensionaler Begriff verstanden werden: Er impliziere Nähe zur Kunst durch die Sozialisation im Elternhaus, durch Wissen über Kunst, durch eigene künstlerische Tätigkeiten, durch den Kontakt mit Kunst in der Schule, im Freundeskreis und beim Besuch von Kultureinrichtungen, durch den eigenen Musikgeschmack und Freizeitpräferenzen sowie durch das Angebot und das Ambiente der Kulturorganisationen.

Erstmalig zeigt die Studie differenziert den Zusammenhang von eigener künstlerischer Tätigkeit und dem Besuch einer Kultureinrichtung sowie die Effekte von Bildung und sozialer Herkunft. Auch die Bildung der Eltern hat auf den Besuch von Oper, Theater, Ballett und klassischem Konzert einen klaren Effekt, am grössten ist er, wenn ein Elternteil Geisteswissenschaftler, der andere Kunst- oder Kulturwissenschaftler oder Künstler ist. Weiter zeigt die Studie, dass das Spielen eines Instrumentes zwar einen positiven, aber keinen durchschlagenden Effekt auf den späteren Besuch hat.

Zeit sei nicht der Hauptfaktor, der über einen Kulturbesuch entscheide. Die Möglichkeit, eine Kultureinrichtung in Begleitung mit jemandem Vertrauten zu besuchen, ist ein ausschlaggebendes Moment. Wesentlich für die Entscheidung junger Menschen seien zudem die persönliche Empfehlung und das Internet; das klassische Tageszeitungs-Feuilleton dagegen habe fast keinen Einfluss mehr. Lediglich 25 Prozent der Probanden nahmen Kultureinrichtungen und ihr Angebot überhaupt bewusst wahr – bei 75 Prozent seien Kultureinrichtungen mit ihren Kanälen nicht in deren Lebenswelt verankert.

Für Tröndle geht es mit Blick auf die Akzeptanz und Attraktivität von Kultureinrichtungen daher nicht darum, Barrieren abzubauen, sondern darum, Nähe aufzubauen. Kulturpolitik und Kultureinrichtungen sollten ein Interesse entwickeln, zumindest einmal im Jahr jeden Nichtbesucher in ihr Haus zu locken.

Sperrung urheberrechtsverletzender Seiten

Das Landesgericht München hat entschieden, dass die Telekom, die als Internet Service Provider den Zugang zu nachweislich urheberrechtsverletzenden Websites wie goldesel.to ermöglicht, den Zugang zu der Website mittels DNS-Blocking sperren muss.

Foto: Lupo / pixelio.de (s.unten)

Laut dem deutschen Bundesverband Musikindustrie (BVMI) ist dies erstmals in einem Hauptsacheverfahren entschieden worden. Das Urteil stehe in einer Reihe mit der aktuellen Rechtsprechung des Oberlandesgerichts München, nach der Vodafone den Zugang zu der illegalen Webseite kinox.to sperren muss.

Strukturell rechtsverletzende Webseiten verfügen laut BVMI in der Regel über kein Impressum und keine zustellungsfähige Adresse. Den Betreibern gehe es darum, rechtsverletzende Inhalte anzubieten, um damit einen hohen Internet-Traffic und Werbeerlöse durch das Schalten von Werbebannern und so weiter zu generieren.

Foto: Lupo / pixelio.de

Polyfonie im 21. Jahrhundert

Mitte Mai trafen sich über 1300 Fachleute des Klassiksektors an der Classical:NEXT in Rotterdam.

Foto: Eric van Nieuwland / Classical:NEXT

Mit dem Ausruf Hear it New! als Untertitel eröffnete National Sawdust, ein Veranstalter aus Brooklyn, die diesjährige Classical:NEXT. Im Konzerthaus De Doelen der Stadt Rotterdam trafen sich zum achten Mal Branchenvertreter zu einem viertägigen intensiven Austausch. Diese Mischung aus internationaler Messe, Konferenz und Konzertformaten bietet dem vielgestaltigen Sektor «Klassische Musik» Themen und Raum. Der persönliche Kontakt, das intensive Netzwerken und die Möglichkeit, neue Initiativen zu entdecken, machen für die mehr als 1300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Reiz dieser Konferenz aus, ganz gleich, ob sie Institutionen mit kleinem oder grossem Budget vertreten. Der Gemeinschaftsstand «Swiss Music» bot einer Vielzahl von Schweizer Labels, Ensembles, Festivals und Verbänden die Möglichkeit, sich international zu präsentieren. Organisiert wurde er wie schon in den Vorjahren von der Fondation Suisa, Pro Helvetia und der Schweizerischen Interpretengenossenschaft.
Erstmals fand eine Higher Music Education Pre-Conference mit Vertretern der Musikindustrie statt, eine der raren Begegnungen von Ausbildung und Marktanbietern im Klassiksektor. Die Einbindung der Hochschulen ist essenziell; das Netzwerktreffen des Europäischen Verbands der Musikhochschulen AEC wurde von John Kieser, New World Symphony (CAN), geleitet.
 

Tendenzen des digitalen Musikgeschäfts

Im dichten Konferenzprogramm wurde vertieft über die anhaltenden Herausforderungen des digitalen Marktes diskutiert. Noch immer beispielsweise stehen viele Institutionen und Ensembles vor der Frage, wie ein erfolgreiches digitales Marketing zu leisten sei. Streaming des Live-Konzerts (London Symphony Orchestra)? CD-Produktion oder einmal im Monat ein Track für die Fans (National Youth Choir GB)? Podcast, App, Probenvideos oder professioneller Multi-Media-Auftritt inkl. kuratiertem Backstage-Angebot? Clevere Kommunikation sollte neue (jüngere) Hörer erreichen, das Fundraising unterstützen (für erfolgreiches Crowdfunding ist gutes Storytelling unerlässlich) und die treuen Fans nicht vernachlässigen.

Noch unbestritten ist das Ziel aller kommunikativen Bemühungen: Das «Live-Konzert» soll auch in der Zukunft als Herzstück erhalten bleiben. Kritische Stimmen zu Fragen des Dark Social Web oder nicht beeinflussbaren Algorithmen waren hier nicht zu vernehmen.
 

Frauen weiterhin unterrepräsentiert

Ein Schwerpunkt waren Panels zum Thema Diversität und Gender Equality. Das Austauschformat «Women in Music Breakfast» (Southbank Centre London) hatte ganz ausgesprochen das Thema Geschlechtergerechtigkeit im Fokus. Die Komponistinnen Brigitta Muntendorf und Anna Meredith sprachen mit Gillian Moore über Hürden der beruflichen Entwicklung und Wege, diese zu umgehen. Beide Musikerinnen arbeiten als Multimediakünstlerinnen, haben mangels anderer Möglichkeiten ihre eigenen Ensembles und Formate entwickelt und stützen sich auf gewachsene Gruppen von Fans und Supportern.

Lydia Connolly (HarrisonParrott) fragte, ob auf dem Konzertpodium denn schon Gleichheit in Sichtweite sei. Wenngleich Erfolgsgeschichten wie die von Mirga Gražinytė-Tyla, Alondra de la Parra oder Simone Young unterdessen auch einem breiteren Publikum geläufig sind: In Grossbritannien wurden und werden bisher 5.5 Prozent aller klassischen Konzertprogramme (gelistetet von der Royal Philharmonic Society) von Dirigentinnen geleitet – ein frustrierender Befund. James Murphy betonte denn auch zu Recht, dass nicht die Zeit für eine Veränderung sorge, sich also die Verantwortlichen endlich aus den Komfortzonen begeben und handeln müssten, wollten sie nicht als Relikte eines patriarchalischen Systems weiter die immer ähnlichen Produkte und Programme auf einen übersättigten Markt drücken.

Die Zurückweisung von Zuschreibungen (beispielsweise als «Black Female Composer») sei nicht zielführend und koste, so die australische Dirigentin Nathalie Murray Beale, zu viel Energie. Rollenvorbilder seien unerlässlich, Frauen sollten erzählen, wie (schwer) der Weg zum Erfolg sei –Verschweigen helfe nicht, die Öffentlichkeit solle gesucht und genutzt werden, um immer wieder die Ungleichheiten zu benennen.

Auch im Panel «Composer Gender Equality» erklärte Claire Edwardes, Künstlerische Leiterin des Ensemble Offspring (Australien), dass es einfach keinen Grund gebe, Musikformate und -programme der Gegenwart nicht ausgeglichen zu entwerfen. Aber auch hier zeigt die Realität (s. Donne Women in Music 2018), dass die führenden Orchester und Konzerthäuser durchwegs nur ca. 5 Prozent Werke von Komponistinnen aufführen.
 

Konzerte und Preise

Die Konferenz war ergänzt durch Show Cases (berührend: «Duets with Jim» der niederländischen Sängerin Andrea van Beek; voller Elan: das Stegreif-Orchester Berlin), abendliche Konzerte (besonders: «Stalin’s Piano» mit Sonya Lifschitz und Robert Davidson) und Clubprogramme (u. a. ein Schweizer Act: reConvert).

Mit Innovation Awards wurden in diesem Jahr ausgezeichnet: die PRS Foundation für ihre internationale Initiative «Keychange» zur Erreichung einer 50:50-Situation in Musikinstitutionen und -festivals, Umculo, eine in Berlin ansässige Initiative für Opernproduktionen mit südafrikanischen Communities und das chilenische Kollektiv Resonancia Femenina.

Die nächste Classical:NEXT findet vom 13. bis 16. Mai 2020 statt.
 

StradivariCONTEST in Schwyz

Im Juli führt das StradivariQuartett in der Innerschweiz neu einen Wettbewerb durch und zwar kombiniert mit der letztes Jahr erstmals durchgeführten Meisterklasse.

Foto (Ausschnitt): Marco Borggreve,SMPV

Vom 20. bis 23. Juli 2019 lädt das StradivariQuartett zum zweiten Male zum Besuch der StradivariCLASS ein. Was vor einem Jahr mit über 30 teilnehmenden jungen Musikerinnen und Musikern begann, erlebt im kommenden Sommer eine erweiterte Auflage. In individuell auf den Stand von Berufs- und Laienmusikern angepassten Meisterkursen unterrichten die Mitglieder des renommierten Stradivari Quartetts Xiaoming Wang und Sebastian Bohren (Violine), Lech Antonio Uszynski (Viola), Maja Weber (Violoncello) sowie Per Lundberg (Klavier). Neben den instrumentalen Fächern kann auch Sologesang belegt werden. Dieses Jahr werden erstmals Meisterkurse für Streicherkammermusikensembles erteilt. Alle Meisterkurse finden in den Räumlichkeiten der Kantonsschule «Kollegi Schwyz».

Neu: Wettbewerb, Studentenkonzerte und Preisträgerkonzert

Die Teilnehmenden der StradivariCLASS können sich am 18. und 19. Juli 2019 im Rahmen des StradivariCONTEST der Beurteilung einer Jury stellen. Ihnen winken attraktive Preise und die Möglichkeit, im Preisträgerkonzert im Seehotel Waldstätterhof Brunnen aufzutreten. Alle Teilnehmenden der StradivariCLASS erhalten zudem einen Pass für 5 Konzerte des StradivariFESTES Gersau.

Im Anschluss an den StradivariCONTEST und die StradivariCLASS findet das StradivariFEST in Gersau und Umgebung vom 24. bis 28. Juli statt.
 

Luzerns erste Selektive Produktionsförderung

Die Fachjurys der selektiven Produktionsförderung des Kantons Luzern haben in der ersten Ausschreibungsrunde in den Sparten Musik, Theater/Tanz und Programme von Kulturveranstaltenden acht Ausgezeichnete erkoren.

Band Tanche. Foto: zVg

In der ersten Ausschreibungsrunde wurden im Bereich der selektiven Produktionsförderung 2019 drei Ausschreibungsverfahren durchgeführt: in den Sparten Musik, Theater/Tanz und Programme von Kulturveranstaltenden. Eine Fachjury aus inner- und ausserkantonalen Experten hat die eingegangenen Dossiers beurteilt und insgesamt 230’000 Franken gesprochen. Die Förderbeiträge gehen an folgende Projekte:

Theater/Tanz (8 Bewerbungen)
– BAZOOKA BANDI: «Raffzahn Jack und die Rächer der Gartenbausiedlung», 40’000 Franken. Patric Gehrig, Julia Schmidt. Mit: Jürg Plüss, Blind Butcher, Saskya Germann, Michael Eigenmann, Corinne Odermatt, Madleina Cavelti, Sonja Eisl, Bureau Substrat

– Dlaboha und die Seilschaft: «Zytologie 1/3 – die performative Urzelle», 40’000 Franken. Damiàn Dlaboha. Mit: Christine Glauser, Moritz Achermann, Lion-Russell Baumann, Judith Florence Ehrhardt, Timo Keller, Gilda Laneve, Elke Mulders, Jules Gisler

– I-Fen Lin: «findet Jetzt statt», 40’000 Franken. I-Fen Lin. Mit: Beatrice Fleischlin, Sebastian Elias Kurt, Kim Emanuel Stadelmann, Patrik Zosso, Kevin Schneeberger, Laura Ritzenfeld

Musik (21 Bewerbungen)
– Alois: Release und Promo, 20’000 Franken. Martin Schenker, Florian Schneider, Lukas Weber, Pascal Eugster. Mit: Dominik Meuter, Moritz Flachsmann
– GeilerAsDu: Album «Fyre Festival Diaries», 20’000 Franken. Luzian Rast, Mike Walker, Fabrizio Zihlmann, Jwan Steiner, Raphael Fluri
– Tanche: Album «Tanche», 20’000 Franken. Christian Zemp, Jonas Albrecht, Elischa Heller, Chadi Messmer

Programme von Kulturveranstaltenden (10 Bewerbungen)
– Konzertkeller im Schtei: «im Schtei im Exil», 20’000 Franken. Marco Sieber, Erich Brechbühl, Remko van Hoof, Marcel Gabriel. Mit: Helen Sieber, Miriam Wicki, Markus und Cornelia Brechbühl, Cyrill Bühlmann, Silvia Fleischlin, Andreas Steiner, Roger und Claudia Bühlmann, Lukas und Martina von Dach, Denise Gabriel, Maria Joller
– Verein aha Festival: «aha Festival», 30’000 Franken. Christoph Fellmann, Ana Matjasevic. Mit: Patrick Brigger, Cornelia Kazis, Valentin Groebner, Mikael Krogerus, Julia Reichert

Ausschreibungen der selektiven Produktionsförderung im Juni 2019
Die zweite Ausschreibungsrunde des Jahres 2019 hat bereits begonnen und betrifft die Sparten Musik, Theater/Tanz, Jahresprogramme von Verlagen sowie Werkbeiträge der Freien Kunst und der Angewandten Kunst: Grafik und Design. Zur Verfügung steht eine Beitragssumme in der Höhe von insgesamt 350’000 Franken, die sich wie folgt verteilt:

– Förderbeiträge der Ausschreibung Musik werden für Veröffentlichungen, die ab Januar 2020 erscheinen, und die damit verbundenen Aufwände für Promotion und Distribution vergeben. Total steht eine Beitragssumme von 60’000 Franken zur Verfügung.

– Mit Beiträgen der Ausschreibung im Bereich Theater/Tanz von insgesamt 120’000 Franken sollen professionelle Theater- und Tanzschaffende und deren Produktionen, die erstmals ab Januar 2020 zur Aufführung kommen, unterstützt werden.

– Die Ausschreibung Jahresprogramme von Verlagen dient der Förderung von Jahresprogrammen von Verlagen mit kulturellem Schwerpunkt (in den Bereichen Literatur, Musik, Kunst, Design, Comic und Fotografie) in den Jahren 2020 und 2021. Total steht eine Beitragssumme von 40’000 Franken zur Verfügung.

– Mit der Ausschreibung Freie Kunst können Werkbeiträge von 70’000 Franken vergeben werden. Mit der Ausschreibung Angewandte Kunst werden Werkbeiträge an Kunstschaffende aus den Bereichen Illustration und Animation von insgesamt 60’000 Franken vergeben.

Im Labyrinth des Bösen

Giorgio Battistellis Musiktheaterstück «I Cenci» erlebte am 26. Mai im LAC Lugano seine Schweizer Erstaufführung als Koproduktion von LuganoInScena und der Konzertreihe 900presente des Conservatorio della Svizzera Italiana.

© LAC Lugano,© LAC Lugano

Ein Atemgeräusch, einige flackernde Klänge, ein unterdrückter Schrei, eine expressionistische Ostinatofigur: Giorgio Battistelli ist ein Meister darin, mit wenigen Klangzeichen eine unverwechselbare Atmosphäre zu schaffen, und in seinem Musiktheaterstück I Cenci kündigt sich gleich in den ersten Takten etwas von jenem beklemmenden Gefühl an, das sich in den folgenden Fünfviertelstunden im Zuschauerraum ausbreiten wird. Die Handlung des Vierpersonenstücks, das 1997 am Almeida Theatre in London in englischer Sprache uraufgeführt wurde und nun in Lugano seine schweizerische Erstaufführung erlebte, ist ebenso lapidar wie brutal. Sie spielt im Rom der Renaissancezeit, und im Zentrum steht der korrupte und moralisch verkommene Graf Cenci. Er vergewaltigt seine Tochter Beatrice, diese ermordet ihn mit Unterstützung ihrer Mutter und ihres Verlobten und wird schliesslich hingerichtet. Die üble Geschichte beruht auf realen Ereignissen aus dem Jahr 1599. Damals gab es einen lachenden Dritten, den Papst. Er nutzte den Ruin der Familie, um an das Vermögen Cencis, mit dem er geschäftlich verbunden war, heranzukommen.

Der Stoff inspirierte 1820 bereits Shelley zu einem Theaterstück und 1837 Stendhal zu einer Novelle in seinen Chroniques italiennes. Nach diesen beiden Quellen schuf Antonin Artaud 1935 seinen Vierakter Les Cenci, und der diente wiederum Battistelli als Vorlage für sein Libretto. Artaud hat die Geschichte ins Monströse zugespitzt, und die fragmentarisch kurzen Sätze, die Battistelli aus dem Originaltext destilliert hat, wirken stellenweise wie Stiche ins lebendige Fleisch. Artauds Idee eines «théâtre de la cruauté», das die Affekte im Rohzustand und von allen Konventionen befreit zur Wirkung bringen soll, bleibt in Battistellis artifizieller Lesart allgegenwärtig. Graf Cenci, von Roberto Latini als kühl berechnendes Scheusal dargestellt, ist ein triebhafter Egomane, der sich die Vergewaltigung der Beatrice (Elena Rivoltini) als Zerstörung ihres Ichs ausmalt. Wenn er über seine Gefühle monologisiert, reisst er die Erzählperspektive an sich, und wir steigen mit ihm hinunter in die tiefsten Abgründe seiner Psyche. In solchen Momenten schlägt der erschreckend genaue Blick Artauds auf das Böse im Menschen voll durch.
 

Bedeutungsvoller Raumklang

Die Bühnenerzählung hat Battistelli kunstvoll aufgespalten in Text, Musik und Szene. Mit dem Verzicht auf Gesang – die vier Darsteller haben reine Sprechrollen – hat er ein Melodram geschaffen, das durch Mikrofonierung und Live-Elektronik eine räumliche Dimension erhält. Während durch die Sprechrollen das Geschehen wie im epischen Theater auf Distanz gerückt wird, entfaltet sich das emotionale Potenzial des Dramas in erster Linie in der Musik. Sie kommentiert und vertieft das Gesprochene auf wirkungsvolle Weise, aber ohne jede Überhitzung. Als weiteres Element hat Battistelli auch Bildprojektionen vorgesehen.

Die Inszenierung durch Carmelo Rifici konnte von der konzeptionellen Offenheit der Vorlage profitieren und tendierte zum Multimediatheater. In den Videoprojektionen von Francesco Puppini, die simultan auf mehreren Bildschirmen liefen, wurden die im Text angesprochenen und szenisch nur angedeuteten Handlungen als Filmsequenzen in Schwarzweiss dargestellt. Man folgte der Kamera durch lange Korridore, Treppenaufgänge und Zimmerfluchten eines menschenleeren Palastes – eine klinisch saubere, alptraumhafte Szenerie, in der der Hausherr herumgeisterte wie Minotaurus in seinem Labyrinth, in der er seiner Tochter nachstellte und sie schliesslich wie ein verängstigtes Wild zur Strecke brachte. Um die schwarze Perspektive am Schluss etwas aufzuhellen, liess man in Lugano als Epilog noch eine Solotänzerin (Marta Ciappina) ihre poetischen Kreise ziehen – Beatrice sollte nicht sterben.

Zur dramatischen Verdichtung und zugleich räumlichen Ausweitung des Geschehens trug entscheidend der von Fabrizio Rosso (Klangregie) sowie Alberto Barberis und Nadir Vassena (Live-Elektronik) sorgfältig modellierte Raumklang bei. Er überwölbte den ganzen Zuschauerraum, insgesamt waren über zweihundert Einstellungen vorprogrammiert. Die Stimmen und Instrumente wurden diskret verstärkt, stellenweise auch klanglich transformiert und wanderten im Raum. Die Unheil verkündenden Schritte Cencis im leeren Palast zogen über den Zuschauerreihen ihre Kreise. Francesco Bossaglia am Dirigentenpult hielt die komplexen musikalischen Verläufe jederzeit fest im Griff.
 

Bereicherung des Tessiner Kulturlebens

Die sehr gut besuchte Aufführung im grossen Saal des neuen LAC war eine Koproduktion der Theatervereinigung LuganoInScena, welche die professionellen Schauspieler engagiert hatte, und der Konzertreihe 900presente. Die dem Conservatorio della Svizzera Italiana angeschlossene Konzertreihe, die heuer ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern kann, stellte die sechzehn Instrumentalisten, alles fortgeschrittene Studierende, sowie das umfangreiche technische Team, das an der klanglichen und visuellen Realisierung beteiligt war.

Mit Battistellis I Cenci hatte man sich an ein anspruchsvolles Projekt herangewagt, zumal was die heikle Raumakustik betrifft. Dass es so erfolgreich über die Bühne ging und schliesslich eine Aufführung von beeindruckender Geschlossenheit zustande kam, ist nicht zuletzt der harmonischen Zusammenarbeit und dem grossen Engagement aller Beteiligten zu verdanken.

Solche öffentlichen Aufführungen zeitgenössischer Werke bilden seit einigen Jahren eine deutliche Bereicherung des Tessiner Musiklebens. Das Conservatorio della Svizzera Italiana setzt die Reihe noch in diesem Jahr fort mit einer Aufführung von Schostakowitschs Siebter in einer Koproduktion mit der Zürcher Hochschule der Künste. Im nächsten April folgt dann in Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Lausanne und Genf eine szenische Aufführung von Luciano Berios Coro für vierzig Stimmen und Instrumente mit anschliessender Tournee in der Westschweiz.
 

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Kulturleitbild 2020–2023 der Stadt Zürich

Der Zürcher Stadtrat hat die Schwerpunkte in der Kulturförderung für die nächsten vier Jahre festgelegt. Es soll mehr kostengünstige Proberäume für Musikerinnen und Musiker geben. Die Tonhalle Gesellschaft Zürich soll in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft überführt werden.

Foto: Austin Neill / Unsplash (s. unten)

Für die Jahre 2020 bis 2023 setzt die Stadt Zürich vier kulturpolitische Schwerpunkte: Sie will Rahmenbedingungen verbessern, die Kulturförderung beweglicher machen und neue Förderformen erproben, die Gesamtsicht in der Förderung stärken und die kulturelle Teilhabe verbessern.

Die Stadt will beispielsweise mehr kostengünstige Proberäume für Musikerinnen und Musiker zur Verfügung stellen. Einzelne Institutionen sollen höhere Beiträge erhalten, um ihre Aufgabe auch in Zukunft erfüllen zu können. Um grösseren Spielraum für die Gewinnung von privaten Mitteln zu erhalten, soll die Tonhalle Gesellschaft Zürich in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft überführt werden.

Die Kulturförderung will laut der Mitteilung der Stadt zudem rascher und flexibler auf neue Entwicklungen reagieren können. Bewegliche und zeitgemässe Förderinstrumente sollen «innovatives, kreatives Denken und Handeln beleben». Auch die Kulturförderung muss ihre Förderinstrumente, Prozesse und Kriterien überprüfen. Dies geschieht in der nächsten Leitbildperiode unter Beteiligung junger Künstlerinnen und Künstler in einem Prozess mit experimentellem und laborartigem Charakter. So sollen neue Formen der Förderung rasch und unkompliziert erprobt werden.

Die Stadt Zürich will die Gesamtsicht auf die Förderlandschaften stärken. Institutionelle und projektbezogene Förderung werden verbunden und ergänzen sich. Modellhaft dafür steht das Projekt «Tanz- und Theaterlandschaft Zürich», das die Kulturabteilung unter breitem Einbezug der Beteiligten 2017/18 durchgeführt hat. Als Resultat des Projekts will der Stadtrat in der Leitbildperiode 2020−2023 ein neues Fördersystem für Tanz und Theater einführen. Dessen Kernstück ist eine Konzeptförderung, über die Förderbeitrage mit verschiedenen Laufzeiten gesprochen werden. Mit ihr erhalten neue Initiativen bessere Chancen, die Freie Tanz- und Theaterszene wird gestärkt.

Weitergeführt wird der Schwerpunkt «Teilhabe stärken, Diversität leben» aus der letzten Leitbildperiode 2016–2019: Das kulturelle Angebot in Zürich soll sich möglichst breit an verschiedenste Gruppen der Gesellschaft wenden. Vorgesehen ist unter anderem die stärkere Förderung kultureller Eigeninitiativen in den Aussenquartieren.

Über zahlreiche der geplanten Massnahmen wird der Gemeinderat entscheiden, in einigen Fällen braucht es Gemeindeabstimmungen.
 

Erneute Klanghaus-Abstimmung

Sagen die St. Galler Stimmberechtigten am 30. Juni Ja zum Bauvorhaben, werden die Bauarbeiten für das Klanghaus 2021 doch noch starten, nachdem ein erster Anlauf politisch scheiterte. 2023 soll es fertiggestellt werden.

Simulation «Klanghaus in der Landschaft»: nightnurse images, Zürich (Archiv)

Das Gebäude ist als Holzkonstruktion geplant. Das Raumprogramm umfasst vier  Klangräume, die wie ein Instrument gestimmt werden können. Zudem gibt es zwei Aussenbühnen für Musikexperimente im Freien. Das Klanghaus soll am heutigen Standort des Hotels Seegüetli am Schwendisee oberhalb von Unterwasser entstehen. Im Vergleich zum Hotel wird das Klanghaus weiter entfernt vom See erstellt. Durch den Abbruch des Hotels und aufgrund der besonderen Architektur wird das Landschaftsschutzgebiet am Schwendisee aufgewertet.

60 bis 80 Teilnehmende können das Klanghaus je Kurstag nutzen. Drei Gruppen können gleichzeitig ungestört voneinander arbeiten. Das breite Publikum wird das Klanghaus im Rahmen von Führungen erleben können. Zudem sind Werkstattkonzerte geplant, und es wird möglich sein, die Räume für Bildungs-, Vereins- und Firmenanlässe rund um das Thema Klang zu nutzen.

Der Kanton plant das Klanghaus als Bauherr. Die Klangwelt Toggenburg wird das Haus auf eigene Kosten betreiben. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen 23,3 Millionen Franken. Davon finanziert die Klangwelt Toggenburg 1 Million Franken. Für den Kanton verbleibt ein Kreditbedarf von 22,3 Millionen Franken. 2016 scheiterte das erste Projekt zum Bau des Klanghauses Toggenburg in der Schlussabstimmung des St.Galler Kantonsparlamentes.

 

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