Schellen-Ursli-Oper im Engadin

Die Opera Engiadina hat die gleichnamige Familienoper von Marius Felix Lange in rätoromanischer Sprache ins Bündner Hochtal gebracht.

Chalandamarz-Umzug (Detail) mit der Oberengadiner Besetzung Jöri Würms vorne rechts (Uorsin) und Luisa Würms (Flurina) vorne links. Das Chalandamarz-Lied erklingt am Schluss der Oper aus vollen Kehlen. Alle Fotos: Mayk Wendt 

Die Familienoper Schellen-Ursli von Marius Felix Lange erlebte 2019 am Theater Basel ihre erfolgreiche Uraufführung. Jetzt ist das Werk im Engadin präsent. Und zwar in der Originalsprache der Kinderbuch-Trilogie von Selina Chönz und Alois Carigiet (Uorsin/Schellenursli, 1945, Flurina/Flurina und das Wildvöglein, 1952, La naivera/Der grosse Schnee, 1957). Unter dem Titel Schellen-Ursli/Uorsin wird die Oper von 18 singenden Mitwirkenden aufgeführt. Darunter sind 15 Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren. Die Gesangspartien der gemässigt modernen Tonsprache, die auf Elektronik verzichtet, sind anspruchsvoll. Hoch sind auch die Anforderungen an die Camerata Pontresina, das kleine solistisch besetzte Instrumentalensemble. Die Gesamtleitung liegt bei Claudio Danuser. Der Sänger, Dirigent und Musikwissenschaftler mit familiären Wurzeln in Pontresina hat 2020 die Leitung der Opera St. Moritz übernommen. Seither führt er sie unter dem Namen Opera Engiadina weiter.

1. Szene mit v.l.n.r. Chiara Staub (Flurina mit dem Wildvöglein), Gianna Lunardi (Mutter), Chasper-Curò Mani (Vater), Ambra Fanchi (Uorsin)

Doppelbesetzung für beide Engadiner Idiome

Die Hauptrollen sind doppelt besetzt, was den beiden romanischen Idiomen des Engadins Rechnung trägt. Luisa (14) und Jöri Würms (11) aus Pontresina verkörpern Flurina und Uorsin auf Puter, Chiara Staub (12) und Ambra Fanchi (12) aus Sent dieselben Rollen auf Vallader. Es sei nicht einfach gewesen, die Hauptrollen mit Kindern aus dem Engadin zu besetzen, schreibt Claudio Danuser im Programmheft. Die Zusammenarbeit mit der Primarschule Zuoz sei sehr hilfreich gewesen. Der Kern des Kinderensembles stammt von dort. Und dort wurde auch geprobt.

Wetterbaum mit Tieren (Kinderensemble)

Drei Erwachsene komplettieren das Gesangsensemble: Gianna Lunardi (Mezzosopran) als Mutter Madlaina, Chasper-Curó Mani (Bariton) als Vater Andri und Flurin Caduff (Bassbariton) in der Doppelrolle als Onkel Gian und Winter.

Rückkehr des Werks an Originalschauplätze

Marius Felix Lange gilt als Spezialist für grosse Familienopern, der sich auch in anderen Werkgattungen international etabliert hat. Er freut sich über diese zweite Inszenierung. Ganz speziell sei für ihn, dass das Stück mit der Opera Engiadina realisiert werde, und zwar sozusagen an Originalschauplätzen und auf Romanisch. Bevor er nach Fertigstellung des Librettos die Komposition in Angriff nahm, hatte Lange mit dem damaligen Basler Produktionsteam die Vertreibung des Winters im Chalandamarz-Brauch in Ardez und Guarda miterlebt. Das bekannte Chalandamarz-Lied bildet denn auch den musikalischen Schlusspunkt der Oper.

In das ursprüngliche deutsche Libretto hat der Komponist alle bühnenwirksamen Elemente aus der Kinderbuch-Trilogie einfliessen lassen. Episoden um Flurina (eine Identifikationsfigur für kleine Zuschauerinnen), das Wildvöglein und den Lawinenabgang ergänzen die Hauptgeschichte rund um Uorsin und wie er zur grössten Glocke für Chalandamarz kam.

Die Lawine hat den Wetterbaum samt Flurina und die Tiere verschüttet.

Alpenländische Instrumentierung und charakteristische Motive

Die Instrumentation für kleines Ensemble nutzt bewusst Instrumente, die in der alpenländischen Volksmusik verbreitet sind: Geige, Klarinette (mit Alphorn-Fa), Akkordeon, Kontrabass. Dazu kommen Flöten, Viola, Bassklarinette, Vibrafon und Glockenspiel.

«Die Mitwirkenden sind durch kleine musikalische Motive charakterisiert, selbst Flurinas Vogel hat einen (recht eintönigen) Ruf, der nur ihm gehört», erläutert Lange seine Musik. Als einen Höhepunkt der Engadiner Fassung sieht er die Begegnung zwischen Uorsin und dem Winter. Lange hat diese Figur für seine Opernhandlung erfunden. In der Engadiner Fassung singt der Winter als einzige Figur ein unheimliches Lied auf Deutsch, was ihn umso fremdartiger erscheinen lässt.

Der Winter (Flurin Caduff) packt Uorsin (Ambra Fanchi)

Kreatives Team aus Tanz und Theater

Für Regie und Bühne zeichnet Riikka Läser verantwortlich. Die freischaffende Tänzerin und Choreografin führt seit 2022 zusammen mit Tänzer Ivo Bärtsch (Licht und Technik) die Compagnie «Läser @ Bärtsch Tanztheater». Die Kostüme stammen von Briony Langmead.

Weitere Aufführungen:

  • 9. Juli Guarda
  • 10. Juli Stampa
  • 12. Juli Pontresina
  • 13. Juli Sils i.E.

Die Fotos aus den Proben stammen von Mayk Wendt.

Gesamtensemble mit l.v.u.n.o. Briony Langmead, Riikka Läser, Claudio Danuser und r.v.u.n.o. Joni, Simo und Ivo Bärtsch

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