Wie Menschen Vogelstimmen wahrnehmen

Klang- und Musikforschende der Hochschule Luzern haben untersucht, wie Menschen Vogelstimmen wahrnehmen und wie Mensch und Vogel klanglich interagieren. Eine der Fragen: Ist Vogelgezwitscher wirklich «Musik»?

Foto: Georg Arthur Pflüger/unsplash.com (s. unten)

Wie lernen Vögel ihren Gesang? Ist Vogelgezwitscher wirklich «Musik»? Welche Bedeutung geben wir Menschen ihren Lautäusserungen? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich ein interdisziplinäres Team aus Klangforscherinnen und Soundspezialisten der HSLU im Rahmen des Projekts «Seeking Birdscapes» auseinandersetzt. Sie arbeiteten dafür mit externen Partnern wie der Vogelwarte Sempach, der Stiftung BirdLife Luzern und dem Natur-Museum Luzern zusammen.

Im Zentrum des Projekts stand die Beziehung zwischen Menschen und ihrer klingenden Umwelt, insbesondere die auditiven, akustischen und musikalischen Dimensionen von Klangräumen (Soundscapes), die von Vögeln geschaffen werden (Birdscapes). In verschiedenen, teils klang- und musikwissenschaftlichen, teils künstlerischen Teilprojekten haben sich die Forscherinnen und Kunstschaffende dem Thema genähert – entstanden sind dabei Tonaufnahmen, Klangkompositionen, eine Performance, Filme und Vorträge.

Mehr Infos:
https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/ueber-uns/medien/medienmitteilungen/2022/08/30/medienmitteilung-seeking-birdscapes/

Tod von Pascal Monteilhet

Laut französischen Pressemeldungen ist der französische Theorben- und Lautenspieler Pascal Monteilhet im Alter von 67 Jahren einem Herzversagen erlegen. Er hatte die Alte-Musik-Bewegung in Frankreich massgeblich mitgeprägt.

Der 1955 geborene Monteilhet schloss seine Ausbildung bei Eugen M. Dombois und Hopkinson Smith als erster französischer Lautenistan der Schola Cantorum in Basel 1982 ab. Parallel zu seiner Konzerttätigkeit gründete er 1991 eine Lautenklasse am Pariser Conservatoire National de Région und 1994 eine Klasse am Conservatoire National de Région Supérieur de Musique.

Als Perfektionist unterzog er sich einer Fingerspitzenoperation, um mit seinem Instrument einen besseren Klang zu erzielen. In den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts beschloss er, seine Karriere zu beenden. Seine Instrumente schenkte er als Folge dieses Entscheides dem Theorbisten Benjamin Perrot.

Laut französischen Pressemeldungen ist der französische Theorben- und Lautenspieler Pascal Monteilhet im Alter von 67 Jahren einem Herzversagen erlegen. Er hatte die Alte-Musik-Bewegung in Frankreich massgeblich mitgeprägt.

Der 1955 geborene Monteilhet schloss seine Ausbildung bei Eugen M. Dombois und Hopkinson Smith als erster französischer Lautenistan der Schola Cantorum in Basel 1982 ab. Parallel zu seiner Konzerttätigkeit gründete er 1991 eine Lautenklasse am Pariser Conservatoire National de Région und 1994 eine Klasse am Conservatoire National de Région Supérieur de Musique.

Als Perfektionist unterzog er sich einer Fingerspitzenoperation, um mit seinem Instrument einen besseren Klang zu erzielen. In den Nullerjahren des 21. Jahrhunderts beschloss er, seine Karriere zu beenden. Seine Instrumente schenkte er als Folge dieses Entscheides dem Theorbisten Benjamin Perrot.

 

 

Kanton Luzern reorganisiert Kulturförderung

Der Kanton Luzern reorganisiert die regionale Kulturförderung. Die Gemeinden sollen in Sachen Verantwortung für die Förderung regionaler Kulturprojekte vermehrt in die Pflicht genommen werden.

Der «Kulturfranken» soll eingeführt werden. Foto: Claudio Schwarz/unsplash.com (s. unten)

Im Jahr 2020 fand in Luzern zur verpflichtenden Einführung der regionalen Kulturförderung eine breite Vernehmlassung statt. Deren Ergebnisse wurden in die nun vorliegende Botschaft des  Regierungsrates zur Weiterentwicklung der regionalen Kulturförderung aufgenommen. Die Verpflichtung der Gemeinden zur regionalen Kulturförderung fand dabei laut der Medienmitteliung des Kantons Zuspruch. Auch die Rolle des Kantons als Mitfinanzierer wird begrüsst.

Mit der vorgesehenen Einführung der regionalen Kulturförderung verpflichten sich alle Gemeinden, mindestens einen Franken pro Einwohnerin beziehungsweise Einwohner pro Jahr an die regionale Kulturförderung beizutragen. Gleichzeitig verpflichtet sich der Kanton sich mit einem jährlichen Beitrag von einem Franken pro Kopf zu beteiligen.

Mehr Infos: Mediemitteilung des Kantons

 

Roche Commission für Beat Furrer

Der Auftrag für die Komposition des zwölften Werks der Roche Commissions am Lucerne Festival geht an Beat Furrer. Die Uraufführung wird im Rahmen des Sommer-Festivals 2024 unter Leitung des Komponisten stattfinden.

Der schweizerisch-österreichische Komponist Beat Furrer, der 1954 geboren wurde, studierte in Wien Dirigieren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. Im Jahr 1985 gründete Furrer das Ensemble Klangfo­rum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Seit Herbst 1991 ist Furrer ordent­licher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz.

Das elfte Auftragswerk der Roche Commissions, «Air» von Thomas Adès, wird am 27. August 2022 vom Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) und Anne-Sophie Mutter uraufgeführt. Das LFCO wurde 2021 als Pendant zum Lucerne Festival Orchestra gegründet: ein Exzellenzorchester für die Interpretation zeitgenössischer Musik. Hier treffen ehemalige und aktuelle Studierende der Lucerne Festival Academy aufeinander.

Ein Archiv für Offenbachs Nachlass

Die Pariser Bibliotheque national de France will einen Grossteil des Nachlasses von Jacques Offenbach übernehmen. Sie ruft dazu zur Mitarbeit auf.

Plakat für Offenbachs «Orphée aux enfers» an den Bouffes Parisiens. Nachweis: s. unten,SMPV

Nach dem Tod von Offenbachs Frau Herminie wurde der Nachlass des Komponisten 1887 von den vier Töchtern des Paares untereinander aufgeteilt. Alle aus dieser Teilung resultierenden Teilbestände sind weitestgehend verstreut, mit Ausnahme der Sammlung, die die Bibliothek (BnF) erwerben möchte und die vollständig erhalten ist.

Das Archiv besteht hauptsächlich aus handschriftlichen Partituren, meist kommentierten Manuskriptheften, ikonografischen Dokumenten, Archivalien und Nachlässen. Sie beinhaltet zudem Manuskripte grosser Meisterwerke (La Grande-duchesse de Gérolstein, Les Contes d’Hoffmann und so weiter). Unveröffentlichte Bestände aus dem Théâtre de la Gaîté und dem Théâtre des Bouffes Parisiens, der Wiege der Operette, werfen im Weiteren Licht auf entscheidende Jahre der Oper des 19. Jahrhunderts.

Die BnF erhofft sich von Spendern 200 000 Euro für den Erwerb des Offenbach-Fonds, dessen Preis auf 1,69 Millionen Euro festgesetzt ist.

Mehr Infos: https://www.bnf.fr/fr/participez-lacquisition-du-fonds-offenbach

 

Tod des Schlagzeugers Fredy Studer

Der Luzerner Jazz-Schlagzeuger Fredy Studer ist laut Schweizer Medien im Alter von 74 Jahren den Folgen einer schweren Krankheit erlegen. Der Schweizer Ausnahmemusiker spielte mit Grössen wie Joe Henderson, John Abercrombie, Miroslav Vitous oder Jack DeJohnette.

Fredy Studer (Foto: Ben Huggler)

Fredy Studer hat mit der 1972 gegründeten Electricjazz-Freemusic Band OM, die diesen Herbst mit einem neuen Album ihr 50-Jahre-Jubiläum feiert, Schweizer Jazzgeschichte geschrieben. Das Quartett mit Christy Doran, Urs Leimgruber und Bobby Burri zählt europaweit zu den langlebigsten Formationen. Zu seinen wichtigsten Bands gehörten auch das Trio Red Twist & Tuned Arrow, das Hardcore Chambermusic Trio Koch-Schütz-Studer sowie seine eigene Band Phall Fatale.

2018 veröffentlichte Fredy Studer sein Solowerk «Now’s the Time» auf dem er die Subtilitäten und ausgetüftelten Grooves seines Schlagzeug- und Perkussionsspiels umfassend auf den Punkt brachte. «Now’s the Time» war auch die Devise, wie Fredy Studer dachte und lebte. Die Präsenz im Moment, die Kraft der Unmittelbarkeit, die Energie der Improvisation: Das war sein Ausdruck, sein Lebenselixier.

Menuhin-Festival verleiht Järvi-Preis

Im Rahmen der Gstaad Conducting Academy wurde der 8. Neeme Järvi Prize verliehen. Die Auszeichnungen gehen nach Litauen, in die USA, nach Spanien und Frankreich.

Der Dirigier-Nachwuchs erhielt in den vergangenen drei Wochen die Gelegenheit, mit dem Gstaad Festival Orchestra sowie dem Sinfonie-Orchester Biel Solothurn zu arbeiten und Konzerte zu geben. Dies unter der Leitung von Jaap van Zweden, Music Director der New York Philharmonic, sowie Johannes Schlaefli, Professor für Orchesterleitung an der Zürcher Hochschule der Künste.

Vier der zehn Teilnehmenden wurden mit einem Neeme Järvi Prize ausgezeichnet. Die Litauerin Izabele Jankauskaite erhielt Gastdirigate in der kommenden Saison beim Berner Symphonieorchester, dem Sinfonie-Orchester Biel Solothurn und wird zudem das Musikkollegium Winterthur in einem Konzert der nächsten Saison dirigieren.

Der US-Amerikaner Kyrian Friedenberg wird das Kammerorchester Basel und der Spanier Daniel Huertas die Philharmonie Südwestfalen dirigieren, während der Franzose Samuel Rachid eine zweite Einladung vom Sinfonie-Orchester Biel Solothurn erhielt. Auch das Orchestre de Chambre de Lausanne wird in der kommenden Saison zu einem Gastdirigat einladen.

Die Jury setzte sich zusammen aus dem Vorsitzenden Christoph Müller (Artistic Director Gstaad Menuhin Festival & Academy) und dem Beisitzer Lukas Wittermann (Executive Director Gstaad Menuhin Festival & Academy), den Professoren der Gstaad Conducting Academy Jaap van Zweden (assistiert von Peter Biloen) und Johannes Schlaefli, zwei Vertretern des Gstaad Festival Orchestra (Vlad Stančuleasa, Konzertmeister, und David Bruchez, Solo-Posaune) sowie Vertretern aller Partnerorchester.

Menuhin-Festival verleiht Järvi-Preis

Im Rahmen der Gstaad Conducting Academy wurde der 8. Neeme Järvi Prize verliehen. Die Auszeichnungen gehen nach Litauen, in die USA, nach Spanien und Frankreich.

Izabele Jankauskaite (Bild: Theresa Pewal)

Der Dirigier-Nachwuchs erhielt in den vergangenen drei Wochen die Gelegenheit, mit dem Gstaad Festival Orchestra sowie dem Sinfonie-Orchester Biel Solothurn zu arbeiten und Konzerte zu geben. Dies unter der Leitung von Jaap van Zweden, Music Director der New York Philharmonic, sowie Johannes Schlaefli, Professor für Orchesterleitung an der Zürcher Hochschule der Künste.

Vier der zehn Teilnehmenden wurden mit einem Neeme Järvi Prize ausgezeichnet. Die Litauerin Izabele Jankauskaite erhielt Gastdirigate in der kommenden Saison beim Berner Symphonieorchester, dem Sinfonie-Orchester Biel Solothurn und wird zudem das Musikkollegium Winterthur in einem Konzert der nächsten Saison dirigieren.

Der US-Amerikaner Kyrian Friedenberg wird das Kammerorchester Basel und der Spanier Daniel Huertas die Philharmonie Südwestfalen dirigieren, während der Franzose Samuel Rachid eine zweite Einladung vom Sinfonie-Orchester Biel Solothurn erhielt. Auch das Orchestre de Chambre de Lausanne wird in der kommenden Saison zu einem Gastdirigat einladen.

Die Jury setzte sich zusammen aus dem Vorsitzenden Christoph Müller (Artistic Director Gstaad Menuhin Festival & Academy) und dem Beisitzer Lukas Wittermann (Executive Director Gstaad Menuhin Festival & Academy), den Professoren der Gstaad Conducting Academy Jaap van Zweden (assistiert von Peter Biloen) und Johannes Schlaefli, zwei Vertretern des Gstaad Festival Orchestra (Vlad Stančuleasa, Konzertmeister, und David Bruchez, Solo-Posaune) sowie Vertretern aller Partnerorchester.

Hindemith-Preis an Anne Luisa Kramb

Neben weiteren Preisen erhielt die 22-jährige Geigerin Anne Luisa Kramb auch eine Auszeichnung der Hindemith-Stiftung.

Die Hindemith-Stiftung in Blonay/Vaud hat gemäss einer Medienmitteilung erstmals einen «Preis für die überzeugendste Interpretation eines Werkes von Paul Hindemith» im Rahmen des Deutschen Musikwettbewerbs vergeben. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Verbunden ist er mit einem Konzertauftritt im Kuhhirtenturm, dem Frankfurter Wohnsitz von Hindemith in den 1920er-Jahren. Die Stiftung würdigt damit die Geigerin Anne Luisa Kramb, die im Rahmen des Deutschen Musikwettbewerbs die Solosonate op. 31 Nr.2 von Hindemith gespielt hat. Laut Stiftungspräsident Andreas Eckhardt habe die Geigerin das Werk sowohl mit ausdrucksstarker Emphase als auch mit spielerischer Leichtigkeit interpretiert und eine starke emotionale Ausstrahlung auf das Publikum ausgeübt. Anne Luisa Kramb ist 22 Jahre alt und studiert an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin bei Antje Weithaas. Neben dem Hindemith-Preis hat sie im Rahmen des Wettbewerbs im August 2022 auch den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs sowie den Bonner Rotary Musikpreis gewonnen.

Schola Cantorum gewinnt Abadie als Dozent

Lisandro Abadie unterrichtet ab dem Herbstsemester 2022/2023 an der Schola Cantorum Basiliensis «Historische Aufführungspraxis Gesang». Er stammt aus Buenos Aires und erwarb Gesangsdiplome an der Schola Cantorum Basiliensis und an der Musikhochschule Luzern.

Lisandro Abadie (Bild: zVg)

Lisandro Abadie hatte laut der Medientmitteilung der SCB immer besonderes Interesse an den sprachlichen Grundlagen und der Geschichte des Gesangs, was ihn zu Aktivitäten als Forscher, Dramaturg und Übersetzer führte. Die besonderen Qualifikationen kann er seit mehreren Jahren auch als Vocal Coach im Fortbildungs-Master AVES «Advanced Vocal Ensemble Studies» der Schola Cantorum Basiliensis (SCB) einsetzen, ausserdem gibt er Masterclasses in Thiré mit William Christie, sowie in Paris, Fontainebleau, Venedig und Urbino.

Seine Tätigkeit als Bassbariton führte ihn zur Zusammenarbeit mit Ensembleleitern und Dirigenten wie William Christie, Laurence Cummings, Rubén Dubrovsky, Václav Luks, Francesco Corti, Tōnu Kaljuste, Skip Sempé, Paul Agnew, Philippe Herreweghe, Paul Goodwin, Vincent Dumestre und vielen anderen. Er trat an den Händel Festspielen Göttingen und Karlsruhe auf (Siroe, Theodora, Riccardo Primo), am National Theater in Prag (Rinaldo), an der Opéra Comique in Paris (Cachafaz, Alcione) und gastiert regelmässig beim London Handel Festival. Ausserdem war er an zahlreichen CD- und Video-Produktionen beteiligt.

Hindemith-Preis an Anne Luisa Kramb

Neben weiteren Preisen erhielt die 22-jährige Geigerin Anne Luisa Kramb auch eine Auszeichnung der Hindemith-Stiftung.

Anne Luisa Kramb. Foto: Deniz Staples-Tunçer

Die Hindemith-Stiftung in Blonay/Vaud hat gemäss einer Medienmitteilung erstmals einen «Preis für die überzeugendste Interpretation eines Werkes von Paul Hindemith» im Rahmen des Deutschen Musikwettbewerbs vergeben. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Verbunden ist er mit einem Konzertauftritt im Kuhhirtenturm, dem Frankfurter Wohnsitz von Hindemith in den 1920er-Jahren. Die Stiftung würdigt damit die Geigerin Anne Luisa Kramb, die im Rahmen des Deutschen Musikwettbewerbs die Solosonate op. 31 Nr.2 von Hindemith gespielt hat. Laut Stiftungspräsident Andreas Eckhardt habe die Geigerin das Werk sowohl mit ausdrucksstarker Emphase als auch mit spielerischer Leichtigkeit interpretiert und eine starke emotionale Ausstrahlung auf das Publikum ausgeübt. Anne Luisa Kramb ist 22 Jahre alt und studiert an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin bei Antje Weithaas. Neben dem Hindemith-Preis hat sie im Rahmen des Wettbewerbs im August 2022 auch den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs sowie den Bonner Rotary Musikpreis gewonnen.

Anerkennungspreis für Silvio Signer

Für sein vielseitiges Schaffen zugunsten der Innerrhoder Kultur, unter anderem der A-Cappella-Tage, ist Silvio Signer der Anerkennungspreis der Stiftung Pro Innerrhoden überreicht worden.

Silvio Signer erhält den Anerkennungspreis (Foto: zVg)

Der Preis wurde Silvio Signer laut der Medienmitteilung des Kantons «in Würdigung und Anerkennung seiner grossen Verdienste für die Vermittlung der Kleinkunst im Kanton Appenzell I.Rh. überreicht». Seit vielen Jahren engagiere er sich in der Kulturgruppe Appenzell – rund 20 Jahre davon als Präsident. Er bilde mit seinem «äusserst umsichtigen und professionellen Schaffen den Dreh- und Angelpunkt der Kulturgruppe».

Auch als Programmleiter und -gestalter der A-Cappella-Tage habe Silvio Signer von Beginn weg, das heisst ab 2004, einen wesentlichen Beitrag zum grossen Erfolg des Musikfestivals und damit für das kulturelle Leben im Kanton geleistet.

Die Stiftung Pro Innerrhoden bezweckt die Förderung der einheimischen Kultur. Sie pflegt das kulturelle Erbe im Kanton und unterstützt als Trägerin des Museums Appenzell die Erhaltung des geschichtlichen Kulturguts. Sie verleiht den Kulturpreis und den Anerkennungspreis. Mit dem Anerkennungspreis werden besondere Leistungen für das einheimische Kulturschaffen gewürdigt.

Sprachmelodie in Gedichten

Ein Forschungsteam vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main hat sich der Schnittstelle zwischen Musik und Sprache in drei aufeinander aufbauenden Studien gewidmet.

Vortrag vertonter Gedichte im ArtLab des MPIEA. (Foto: Felix Bernoully / MPIEA),SMPV

Gedichte haben je eine eigene Sprachmelodie, die auch als solche wahrgenommen wird. Diese lässt sich mittels statistischer Messgrössen beschreiben, wie dem sogenannten Wiederholungsmass, das auf Reim, Metrum- und Strophenstruktur basiert. In ihrer ersten Studie analysierten das MPI-Team mithilfe des Wiederholungsmasses Rezitationen von 40 relativ unbekannten deutschen Gedichten.

Sie fanden heraus, dass einzelne Gedichte beziehungsweise Strophen deutliche textgesteuerte Tonhöhen- und Tondauer-Konturen aufweisen, genau wie gesungene Lieder und andere Musikstücke. Dabei stellten sie fest, dass Gedichte mit höheren Wiederholungsmassen eher vertont worden waren als solche mit niedrigen Wiederholungsmassen. Je stärker die Sprachmelodie ausgeprägt ist, desto höher ist also die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gedicht vertont wird.

Originalartikel:
https://www.aesthetics.mpg.de/institut/news/news-artikel/article/sprachmelodie-in-gedichten.html

Flunkern im Kurort

Das Davos-Festival Young Artists in Concert vom 6. bis 20. August 2022 nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, lässt aber wahrhaft seltene Kammermusik hören.

Im Kirchner-Museum glosen die Berge in Purpur-, Violett- und Blautönen, wo sie doch, wenn man aus dem Fenster schaut, grasgrün und felsgrau sind. Aber nicht aus diesem Grund überspannen Schriftbanderolen mit dem Begriff «flunkern» die Strassen. In Davos übt sich das Festival Young Artists in Concert im Flunkern, Schummeln, Lügen und Wahrheit-Sagen. Dieses Festival ist wahrlich etwas anders als die meisten. Es geht nicht um eine Bündelung von Prominenz, die anreist, ihr Programm abliefert und wieder weg ist. Nach Davos werden junge Musikerinnen und Musiker eingeladen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen. Und sie sollen hier nicht «abliefern», sondern sammeln: Auftrittserfahrung, neue Spielpartner, unbekanntes Repertoire, Eindrücke. Festivalleiter Marco Amherd findet es wichtig, dass sie auch mal einen Ausflug machen können, dass sie die Konzerte der anderen besuchen, dass sie sich austauschen. Kurz: dass sie ein bisschen Zeit haben. (Vielleicht als positiver Nachklang auf all die Zeit, die Kurgäste hier vor hundert Jahren auf sehr viel freudlosere Weise verbringen mussten.)

Frischzellen fürs Repertoire

Amherd sucht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sorgfältig aus. Einige haben sich bei ihm beworben, andere sind ihm bei einem Wettbewerb oder anderer Gelegenheit aufgefallen. Er überlegt sich, ob ihnen das Konzept entsprechen und ob sie sich mit den anderen verstehen könnten. Wenn die jungen Leute dann anreisen, haben sie ihre Stimmen eingeübt, geprobt wird aber vor Ort – mit den Kammermusikpartnern, die sie in der Regel dort kennenlernen. Stunde der Wahrheit in gewisser Weise. Das Festival schenke ihnen enorm viel Vertrauen, findet ein Teilnehmer, denn Marco Amherd höre sich zwar die Generalprobe an, die Interpretation erarbeiteten sie jedoch unter sich.

Diese Festivalrezeptur löst jegliche Programmierkrämpfe. Amherd nutzt die Freiheit mit Vergnügen: «In der Regel programmiere ich alles selbst, zuerst das übergeordnete Thema, dann die einzelnen Konzerte. Manchmal machen mir Teilnehmende oder bestehende Ensembles Vorschläge. Aber ich staune oft, wie wenig innovativ diese sind.» Da leistet der 34-Jährige Abhilfe. Zum (weit gefassten) Begriffsfeld «flunkern» kreist ein Abend beispielsweise um Werke, die von einem totalitären Regime als Lüge diffamiert und verboten wurden. Da trifft die Klaviersonate Nr. 2 «From Old Notebooks» von Aleksandr Mosolow auf das Klaviertrio in C-Dur von Bohuslav Martinů und die Klarinettensonate von Edison Denisow. Ein Nachmittag verschreibt sich dem Flunkern, wie es in Kinderbüchern die tollsten Welten herzaubert: Thierry Escaichs Scènes d’enfant au crépuscule, Francis Poulencs Oboensonate und Histore de Babar werden am Ende eingefangen von Thomas Adès’ Catch. Am Barockabend geht es um «lügenhafte» Autorschaft und die vorgetäuschte Darstellung von Tieren oder Instrumenten. An einem Abend mit gruseligen Sagen erklingt neben Camille Saint-Saëns’ Danse macabre in einer Kammerversion auch die Conte fantastique von André Caplet. Er ist im Konzert im ehemaligen Sanatorium auf der Schatzalp ganz besonders an seinem Platz, erlitt er doch in den Schützengräben des ersten Weltkriegs eine Gasvergiftung, von der sich seine Lunge nie mehr ganz erholte.

Image
Das Trio Incendio am Sagenabend auf der Schatzalp. Foto: Yannick Andrea

Die jungen Musikerinnen und Musiker spielen die oftmals schwierigen Werke mit grossem Können, mit Frische und Begeisterung, die sich aufs Publikum überträgt. (Die Reihen sind allerdings, wie bei so vielen Veranstaltungen derzeit, spärlicher besetzt als vor Corona.) Am heftigsten fiebern jeweils die Kolleginnen und Kollegen mit. Vielleicht lässt sich der eine oder die andere ja vom Entdeckervirus anstecken.

Ganzkörper-Behandlung

Am Barockabend sitze ich neben Einheimischen, die sich erzählen, was sie dieses Jahr schon gehört haben. Auch regelmässige Davoser Sommergäste gehören zu den Habitués. Das Festival pflegt sein Publikum neben den regulären Konzerten durch tägliche, kostenlos zugängliche Orgelmomente in der Kirche St. Theodul, offene Singen in der Pauluskirche und kleine Pop-up-Ständchen am Bahnhof. In diesem Jahr wird es sogar eine Ballett-Mitmachstunde geben, denn im Schlusskonzert wird getanzt. «Wenn schon zwei Tänzer hier sind, sollen doch gleich alle ausprobieren können, wie das so ist», findet Marco Amherd. Eine durchaus körperliche Erfahrung ist auch die alljährliche Festival-Wanderung, diesmal als «Pfad der Wahrheit» betitelt. Beim steilen Anstieg nach der Kaffeepause dämmert einem tatsächlich die Wahrheit über die eigene Fitness. Als musikalische Wegzehrung gibt es gleich zu Beginn Harfenklänge vor Postkartenaussicht, später Znüni mit Bläsertrio. Vor dem Mittagessen lässt Onna Stäheli, die Leiterin der offenen Singen, die Wanderer auf einer Wiese Aufstellung nehmen und nach kurzem Einstudieren ein Zäuerli durchs Tal schicken. Und beim Abschluss in der winzigen Kirche von Sertig-Dörfli ist man mit müden Beinen und ausgelüftetem Kopf besonders empfänglich für aussergewöhnliche Klänge: Maurice Ravel, Kaija Saariaho und Philippe Hersant vermögen die umgebenden Berghänge ungelogen purpur, violett und blau zu beleuchten.

Weitere Veranstaltungen bis am 20. August

get_footer();