La Folia Zürich: 30 Jahre und viele Neuanfänge

Das Kammerorchester La Folia versteht sich seit jeher als Freigeist unter den Amateurorchestern. Zahlreiche Laienmusikerinnen und -musiker halten dem Streichorchester aus dem Zürcher Kreis 7 seit 30 Jahren die Treue. Im Juni feiert La Folia sein 30-jähriges Bestehen im Juni 2025 mit drei Konzerten in Zürich und der Region.

Das Kammerorchester La Folia Zürich kann in diesem Sommer sein 30-Jahr-Jubiläum feiern. Zur Feier dieses runden Geburtstags wird das Streichorchester, das sich mehrheitlich aus engagierten Amateurinnen und Amateuren aller Altersstufen zusammensetzt, zu einem Sinfonieorchester anwachsen: An drei Konzerten werden im Juni 2025 Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 7 A-Dur sowie sein Klavierkonzert Nr. 4 mit dem Solisten Benjamin Engeli erklingen. Zudem wird ein Stück für Streichorchester der jungen Zürcher Komponistin Julia Germann uraufgeführt, das diese im Auftrag des Orchesters eigens zum 30-jährigen Jubiläum komponiert hat. Der Titel: Ein Neubeginn.
Neuanfänge hat das Streichorchester in den vergangenen drei Jahrzehnten in vielfältigen Formen erlebt: Vor dreissig Jahren stand einigen Musikerinnen und Musikern der Orchestervereinigung Oberstrass (Zürich) der Sinn nach einem musikalischen Neubeginn. Mit dem Anspruch, als Laienorchester auf hohem Niveau zu musizieren, gründeten sie das Kammerorchester La Folia, das im Januar 1995 unter der Leitung von Ruth Schnidrig sein erstes Konzert präsentierte. Der ersten Dirgentin folgte 2004 David Newman als musikalischer Leiter der Folia. Nur ein Jahr später machte sein unerwartet früher Tod einen Neubeginn am Dirigentenpult erforderlich.

Alle können Ideen einbringen

2006 konnte das Orchester den ZKO-Bratschisten Mirion Glas als neuen Dirigenten engagieren. Unter seiner Leitung gewann das rund 20-köpfige Orchester an Profil und entwickelte zunehmend einen eigenen Orchesterklang. Im Sommer 2022 hat Mirion Glas den Dirigierstab an Azat Fishyan weitergegeben – ein weiterer Neuanfang für das Orchester.

An seiner bewährten Organisationsform hält das Kammerorchester La Folia auch unter seinem neuen musikalischen Leiter fest: Das Orchester versteht sich als freier Zusammenschluss von Laienmusikerinnen und -musikern. Im Vordergrund steht das gemeinsame Musizieren; alle Mitspielenden können ihre Ideen und Vorschläge jederzeit einbringen. Für die Organisation sorgt ein Vorstand.

Die Erfahrung der letzten 30 Jahre hat gezeigt, dass viele Mitspielende der Folia über einen sehr langen Zeitraum und viele Projekte hinweg treu bleiben – einige sind sogar seit der Gründung dabei!

Tradition hat auch der Konzertrhythmus: Jährlich werden zwei Programme erarbeitet und in drei Konzerten in Zürich und Umgebung zur Aufführung gebracht. Das Repertoire ist breitgefächert und reicht vom Barock bis in die Gegenwart.

30 Jahre nach seiner Gründung nimmt das Kammerorchester La Folia einen festen Platz im Zürcher Konzertkalender ein. Der begeisterte Applaus nach den Konzerten ist immer wieder ein schöner Beweis dafür.

Die Jubiläumskonzerte «30 Jahre La Folia» finden am 14.06.2025 in der Kirche Neumünster in Zürich, am 15.06. in der Kirche auf der Egg in Wollishofen und am 21.06.2025 in der Reformierten Kirche Dietikon statt. Eintritt frei, Kollekte.

www.lafolia-zürich.ch

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Jetzt anmelden: OrchestrAMATA in Sofia

Diesen Sommer mit dem OrchestrAMATA Perlen der Romantik erleben? Auch bei der zweiten Ausgabe erhalten die Mitglieder der EOV-Orchester einen exklusiven Rabatt auf die Gebühren des Orchesterkurses in Bulgarien.

Nach der erfolgreichen Premiere im Sommer 2019 findet die Orchesterakademie OrchestrAMATA dieses Jahr vom 15. bis 24. Juli 2023 zum zweiten Mal im Rahmen des schönen Allegra Festivals in Sofia (Bulgarien) statt. Auf dem Programm stehen die 2. Sinfonie von Johannes Brahms sowie das 1. Violinkonzert von Max Bruch mit der Schweizer Geigerin Noëlle Grüëbler.

OrchestrAMATA, die Orchesterakademie für Amateurmusiker:innen aller Altersstufen, verfolgt einen ebenso bewährten wie beliebten Ansatz: Gemeinsam mit erfahrenen Berufsmusiker:innen erarbeiten die Teilnehmenden ein Programm sinfonischer Highlights. Während der intensiven Probewoche werden die Teilnehmer:innen in Tutti und Registerproben von der langjährigen Orchestererfahrung der OrchestrAMATA-Coaches aus der Schweiz profitieren. Coaching, technische Hilfestellungen, praktische Hinweise, persönliche Tipps und Tricks werden die OrchestrAMATAWoche zu einem einmaligen Gesamterlebnis abrunden.

Die Probewoche wird ergänzt durch attraktive Ausflüge und geführte Exkursionen in und um Sofia. Das Rahmenprogramm kann frei gewählt werden und steht auch den Begleitpersonen offen. Zahlreiche Konzerte im Rahmen des Allegra Festivals mit hochkarätigen, international bekannten Künstler:innen runden das kulturelle Angebot ab.

Die Kusgebühr beträgt 749 Euro. Reise und Übernachtungskosten sind in der Kursgebühr nicht enthalten. Jugendliche bis 25 Jahre erhalten 25 Prozent Ermässigung. Mitglieder von EOV-Orchestern profitieren von einer exklusiven Vergünstigung von 10 Prozent auf den Kurspreis. Grosse und schwere Instrumente wie Kontrabässe und Perkussionsinstrumente werden vor Ort vom Festival zur Verfügung gestellt und müssen von den Teilnehmer:innen nicht eigens mitgebracht werden.

Die Anmeldefrist läuft bis zum 31. März. Weitere Informationen und Anmeldung:

www.allegrafestival.com

TSO zeigt Entdeckerlust zum 125.+1 Jubiläum

Das Thuner Stadtorchester wagte sich für sein 125+1-Jahr-Jubiläum weit aus der Komfortzone: Das TSO führte das gross dimensionierte Werk «The Big Wig» (2015) von und mit dem Stimmkünstler Andreas Schaerer und seiner Jazzband Hildegard Lernt Fliegen auf.

Die Gefühlslagen und Stimmungsschwankungen der Musiker:innen des Thuner Stadtorchesters, wenn man mit ihnen über die Realisierung ihres Jubiläumsprojekts The Big Wig (Die grosse Perücke) sprach, liessen sich wohl am ehesten mit jenen von Marathonläufer:innen vor, während und nach dem Wettkampf vergleichen: bei der Vorbereitung mal Verzweiflung und Angst, es nicht zu schaffen, dann wieder Euphorie und unbändiger Durchhaltewille; während des Events volle Konzentration und Aufgehen im Moment; nach getaner Arbeit eine Mischung aus Stolz, etwas Besonderes geleistet zu haben, Befriedigung und dem Bedürfnis nach Ruhe sowie «Nie wieder»-Gedanken und der gleichzeitigen Suche nach der nächsten Herausforderung.

In der Tat schenkte sich das TSO zum 125+1-Jahr-Jubiläum – das Projekt hatte pandemiebedingt um ein gutes Jahr verschoben werden müssen – mit der Aufführung von The Big Wig zusammen mit dem Sänger und Ausnahme-Stimmkünstler Andreas Schaerer und seiner Band «Hildegard Lernt Fliegen» einen in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen Brocken. Angefangen damit, dass das gut einstündige Werk für Gesang/Stimme, Jazz-Sextett und Sinfonieorchester mit sechs thematischen Sätzen eine riesige und für klassische Orchester ungewohnte Besetzung verlangt – es erfordert allein acht Perkussionist:innen.

Auftragskomposition von Lucerne Festival zum ersten Mal mit Amateurorchester

Schaerer hatte The Big Wig 2015 im Auftrag von Lucerne Festival komponiert und das Werk zusammen mit dem auf zeitgenössische Musik spezialisierten Lucerne Festival Academy Orchestra im selben Jahr uraufgeführt. Seither präsentierten Schaerer und seine Band das Werk mit mehreren Orchestern und an verschiedenen Orten in der Schweiz und im Ausland – unter anderem in der Elbphilharmonie Hamburg. Der Name The Big Wig verweist auf die alten, übermächtigen Komponisten mit ihren grauen Perücken, die Schaerer beim Komponieren für ihn deutlich spürbar im Nacken sassen.

In Thun haben Schaerer und seine fünf Bandkollegen The Big Wig nun zum ersten Mal mit einem Amateurorchester aufgeführt. Und dem zahlreichen Publikum im Schadausaal des KKThun bot sich zum Auftakt der Abonnementssaison im September ein wahrlich aussergewöhnliches Konzerterlebnis.

Das stimmungsvolle farbige Licht, welches die Musiker:innen auf der Bühne umhüllte, war da nur ein kleiner Fingerzeig auf die «Andersartigkeit». Schaerer verschmilzt in The Big Wig durchkomponiert-orchestrale Klassik und impulsiv-spontanen Jazz zu einer neuen Klangsprache. Mehr noch lässt er durch seinen facettenreichen Auftritt als Band- und Orchesterleader, Stimmakrobat, Sänger und Geschichtenerzähler eine originäre Aufführungskunst entstehen.

Das Highlight der Highlights ist aber die «Human Trumpet» (Menschliche Trompete), welche Schaerer mit seiner Stimme immer wieder täuschend echt, voller Zärtlichkeit und mit weiter Seele «spielt» – und dabei das Wesen seiner Kunst für einen kurzen Moment fassbar macht: Die untrennbare Einheit meisterhafter Virtuosität und berührend-offenbarender Tiefe.

Rückblick auf das gelungene Marathon-Projekt

Nach den zwei intensiven Konzerten hat die EOV-Redaktorin mit TSO-Präsidentin und Cellistin Christina Froidevaux über das gelungene Marathon-Projekt gesprochen.

Christina Froidevaux, wie ist die Zusammenarbeit mit Andreas Schaerer und seiner Band «Hildegard Lernt Fliegen» eigentlich zustande gekommen?

Ein Geiger des TSO kennt Andreas Schaerer und hatte The Big Wig einmal live gehört. Er hat unserem Orchester die Zusammenarbeit vorgeschlagen. Allerdings war ich bei der Auswahl noch nicht in den Entscheidungsgremien dabei. Das Projekt hätte bereits vor mehr als einem Jahr realisiert werden sollen und musste pandemiebedingt verschoben werden.

Wie war die Probenarbeit mit Andreas Schaerer und der ganzen Band? Wo lagen die Herausforderungen?

Es war extrem spannend! Andreas hat uns einiges zum Werk erzählt und auch sonst viele Inputs gegeben. Er und unser Dirigent Laurent Gendre haben äusserst gut harmoniert, das hat es für uns einfach gemacht. Einerseits war das Spiel mit der Band einfacher als die Proben vorher ohne sie, da die eher schwierigen Rhythmen in der Band fast immer auch vorkommen, andererseits war es auch schwierig, vor allem bei den Soli, weil sich die Bandmitglieder dort natürlich sehr viele rhythmische Freiheiten genommen haben. Das war, glaube ich, auch für Laurent eine Herausforderung, da er das ja auch nicht gewohnt ist.

Hat es den Mitspieler:innen gefallen?

Wir hatten für dieses Projekt eher weniger Anmeldungen als sonst. (Anm. d. Red.: Die Musiker:innen aus dem TSO-Mitspieler:innenpool melden sich vor der Saison für eine beliebige Anzahl der fünf Abonnementskonzert-Projekte an.) Auch bei den Angemeldeten habe ich am Anfang eine gewisse Skepsis gespürt. Aber spätestens in der Konzertwoche ist der Funken dann bei allen gesprungen. Ich habe extrem viele strahlende Gesichter gesehen – mehr als sonst. Vielleicht wagt man bei dieser Musik auch einfach eher, seine Emotionen zu zeigen. Vielleicht wurden wir angesteckt durch den extrovertierten Sänger. Ich hoffe auf jeden Fall, dass das nachwirken wird!

Seid ihr zufrieden mit dem Resultat?

Ja, wir sind sehr zufrieden. Es war eine ganz neue Erfahrung, die auch dem ganzen Orchester gutgetan hat. Gleichzeitig freuen wir uns aber auch wieder auf Musik, bei der man sich auf dem eigenen Instrument ausleben kann. Wir Cellist:innen haben zum Beispiel mehr gezupft und Schlagzeug gespielt als Cello.

Würdet ihr nach der Big Wig-Erfahrung in Zukunft wieder einmal ein ähnliches Projekt machen?

Sicher gerne, aber nicht sofort. Inflation ist nicht gut. Es gibt leider nicht Tausend solche Werke, die geeignet und interessant wären. Es war ja nicht herkömmliches Crossover mit den Songs einer Band, die vom Orchester untermalt werden. The Big Wig wurde von Anfang an orchestral komponiert, das macht schon einen gewaltigen Unterschied.

Wie viel Publikum war da? Ich hatte den Eindruck, dass bei meinem Konzertbesuch mehr Leute im Saal sassen als bei euren „normalen“ Abonnementskonzerten?

Der Schadausaal war zwei Mal fast voll. Es kamen nicht nur mehr Leute, es kamen auch andere Leute. Und das Publikum war deutlich jünger als sonst. Ich habe aber auch von älteren Menschen und Abonnent:innen viele positive Rückmeldungen erhalten. Darüber habe ich mich besonders gefreut.

> www.thunerstadtorchester.ch

> www.hildegardlerntfliegen.ch

Jugendorchester: Jetzt anmelden für das SJMF2023

Zeigt eure Leidenschaft am Schweizer Jugendmusikfest (SJMF) vom 15. bis zum 17. September 2023 in St. Gallen: Meldet euer Orchester jetzt an und der EOV übernimmt 20 Prozent der Teilnahmegebühren!

Miriam Schild — Vom 15. bis zum 17. September 2023 findet in St. Gallen das nächste Schweizer Jugendmusikfest (SJMF2023) unter dem Motto «Echte Leidenschaft» statt. Auf dem OLMA-Areal werden mehr als 5000 junge Musizierende mit ihren Formationen ihre Qualität und Hingabe für die Musik der ganzen Schweiz präsentieren. Träger des Festes sind der Jugend-musikverband, der Eidgenössische Orchesterverband EOV, accordeon.ch und der Schweizerische Tambouren- und Pfeiferverband. Am Schweizer Jugendmusikfest #burgdorf19 vor drei Jahren waren neben Blasmusiken und Tambouren erstmals auch «unsere» Streich- und Sinfonieorchester mit dabei. Das Orchestra Giovanile della Svizzera Italiana (OGSI), das Jugendorchester Schyz sowie das Regionale Jugendsinfonieorchester Solothurn nutzten die Chance und waren damit Pioniere für unsere Sparte.

Welches Jugendorchester will sich auf der grossen Bühne präsentieren?

Jetzt suchen wir wieder die leidenschaftlichsten Jugend-Sinfonieorchester und Jugend-Streichorchester, um den EOV und die «klassische» Orchestermusik am kommenden SJMF in St. Gallen zu vertreten. Wollt ihr euer Orchester auf einer grossen Bühne der ganzen musikinteressierten Schweiz präsentieren? Dann meldet euch noch heute fürs SJMF an und der EOV gibt euch für die Teilnahme einen finanziellen Zustupf! Wir übernehmen für die ersten zehn EOV-Jugendorchester, die sich offiziell für das SJMF2023 in St. Gallen anmelden, 20 Prozent der Teilnahmegebühren. Details werden nach der Anmeldung bekanntgegeben. Eine EOV-Mitgliedschaft ist Bedingung.

Ausserdem werden alle teil-nehmenden EOV-Orchester in der Schweizer Musikzeitung (SMZ), im EOV-Newsletter sowie an der EOV-Delegiertenversammlung vorgestellt. Der gesamte EOV-Vorstand wird in St. Gallen vor Ort sein und «seine» Jugendorchester unterstützen.

Die aktive Teilnahme am SJMF2023 mit einem rund 30-minütigen Auftritt auf einer der grossen Festivalbühnen sowie dem Besuch von Konzerten unzähliger weiterer Formationen, Workshops und riesigen After-Parties wird für alle zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Nutzt für euer Orchester diese einmalige Plattform, euch beim grössten Schweizer Jugendmusikfestival in einem fairen Wettstreit zu messen und mit Tausenden jungen Menschen ein rauschendes Fest zu feiern.

Drei Teilnahme-Kategorien

Die Jugend-Sinfonieorchester und Jugend-Streichorchester können in folgenden Kategorien teilnehmen:

Kategorie 1A) Wettbewerb mit Klassierung Kinder-Orchester bis 16 Jahre

Kategorie 1B) Wettbewerb mit Klassierung Jugendorchester bis 23 Jahre

Kategorie 2) Freies Vorspiel ohne Klassierung mit Jury-Gespräch

Die detaillierte Ausschreibung und das Festreglement inkl. Zusatz für unsere Sinfonie- und Streichorchester mit allen Infos zu Altersregelungen und Kosten findet ihr auf der SJMF-Website. Meldet euch bis Ende Januar 2023 hier für das grösste Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen an: www.sjmf2023.ch

Gerne geben wir euch jederzeit weiter Auskunft und beantworten eure Fragen:

Johannes Reinhard, Präsident EOV: johannes.reinhard@eov-sfo.ch, 079 212 87 58

Dirigentenwechsel beim Philharmonischen Orchester Riehen

Das Philharmonische Orchester Riehen verabschiedet seinen Dirigenten Jan Sosinski mit seinen September-Konzerten in den Ruhestand nach Spanien. Neuer musikalischer Leiter wird Manuel Oswald.

Vor vier Jahren kündigte unser langjähriger Dirigent Jan Sosinski unserem Vorstand an, er werde auf Herbst 2022 zurücktreten, da er plane, für seinen Ruhestand nach Spanien zu ziehen. Dies löste bei uns Musiker:innen des Philharmonischen Orchesters Riehen (POR) grosses Bedauern aus – zunächst konnten wir uns gar nicht vorstellen, wie unser Orchesterleben ohne ihn aussehen sollte. Wie viel unermüdliche musikalische Aufbauarbeit, geduldiges Proben und engagiertes Vermitteln seiner eigenen Leidenschaft für die Musik hatten wir ihm doch zu verdanken!

So begannen wir – eine Gruppe aus Vorstandsmitgliedern, Konzertmeisterin, Bläserchef sowie dem Chef der Programmkommission – uns Gedanken über das Prozedere für die Nachfolge zu machen. Wertvollen Rat erhielten wir – als junges Orchester, das noch kaum Erfahrung mit Dirigentenwechsel hatte – von Johannes Schläfli, Professor für Orchesterleitung an der ZHdK und gefragter Dirigent, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Auf unser Stelleninserat meldeten sich im Laufe des Sommersemesters 2021 über 50 Personen, die zum Teil sogar aus entfernteren Regionen Europas kamen.

Bewerbungen aus ganz Europa

Für das dreistufige Auswahlverfahren wählte unsere Kommission mittels eines Rating-Verfahrens in einer langen Nacht Ende September letzten Jahres zehn Kandidat:innen für eine erste Runde aus. Im Oktober führten wir mit jeder Person ein halbstündiges Gespräch und luden anschliessend sechs davon zum ersten Probedirigat im November ein. Dort hatten sie 30 Minuten Zeit, um mit dem Orchester zu proben (Beethovens 5. Sinfonie aus unserem letzten Konzertprogramm). Danach wählten alle anwesenden Orchestermitglieder mittels Stimmzettel drei Kandidaten für das zweite Probedirigat aus.

Bei diesem zweiten Termin im Januar 2022 arbeiteten die drei Kandidaten während einer ganzen Stunde mit unserem Orchester an einem noch nicht aufgeführten Werk aus dem aktuellen Programm – Brahms‘ 3. Sinfonie. Danach fand eine ausserordentliche Generalversammlung statt, an welcher der zukünftige Dirigent gewählt wurde: Der in Zürich lebende Manuel Oswald wird ab Oktober 2022 musikalischer Leiter des POR sein. Nach Vertragsabschluss ging es schon bald daran, die Werke für unsere beiden Konzertprogramme 2023 gemeinsam festzulegen.

Parallel dazu beschäftigte sich der Vorstand mit der Organisation der Abschiedskonzerte für unseren bisherigen Dirigenten.

Neues Werk des «Hauskomponisten»

Für sein letztes Konzert im Herbst wünschte sich Jan Sosinski eine neue Komposition unseres «Hauskomponisten», Bläserchefs, Notenverwalters und Fagottisten Alexander Sloendregt, sowie das Klavierkonzert in e-Moll op. 11 von Frédéric Chopin, für welches wir den renommierten Pianisten als Solisten Reto Reichenbach gewinnen konnten. Als drittes Werk wird die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 von Franz Liszt erklingen.

Alexander Sloendregts neustes Werk Farewell trägt den Untertitel Bądź zdrów!Leb wohl!¡Que te vaya bien! und nimmt Bezug auf Jan Sosinskis Herkunftsland Polen, auf die Schweiz als eines der Länder seines musikalischen Wirkens sowie auf das Land, das er für seinen Ruhestand ausgewählt hat: das sonnige Spanien. Aus diesen drei Ländern lässt er typische Volksweisen anklingen und verarbeitet sie gekonnt und mit entsprechend landestypischen Instrumenten. Das Werk ist Jan Sosinski gewidmet.

Wir freuen uns sehr, unserem Dirigenten ein so persönliches Abschiedsgeschenk bereiten zu können, und laden Sie alle ganz herzlich zu unseren Konzerten ein.

Abschiedskonzerte von Jan Sosinski mit dem Philharmonischen Orchester Riehen: 24.09.2022, 19.00 Uhr, Dornach, Goetheanum und 25.09.2022, 17.00 Uhr, Riehen, Landgasthof.

Katrin Mathieu

… ist Präsidentin des Philharmonischen Orchesters Riehen

> www.phil-orchester-riehen.ch

EOV-Reise ans EOFed-Festival in Plovdiv

Nach Abklingen der Corona-Pandemie konnten nun das 12. European Orchestra Festival und die EOV-Reise im Vorfeld vollumfänglich durchgeführt werden. Teilnehmerin Barbara Steinmann berichtet über die unvergessliche Reise nach Plovdiv, Bulgarien.

Barbara Steinmann — Bereits am ersten Abend in Sofia entführt uns bei Kerzenschein Ventseslav Nikolov, einer der bedeutendsten Musiker Bulgariens in die Klangwelt seines venezianischen Cellos aus dem Jahr 1726, mit Musik von Bach bis zurgeorgischen Volksmusik von heute. In diesem Ambiente entwickelt sich rasch eine heitere Stimmung in un-serer Gruppe, die vorwiegend aus Geige spielenden Mitglieder diver-ser Schweizer Amateurorchester besteht.

Georgi Palahutev, unser hervorragender staatlich geprüfter Wanderführer und Reiseleiter sowie zeitweise seine Frau und die Tochter des Cellisten begleiten uns auf der gesamten Reise. Sie vermögen uns mit ihrem unglaublich differenzierten Wissen und spannenden Erzählstil für die eindrückliche und vielfältige Geschichte und Kultur Bulgariens zu begeistern und lassen uns auf den Wanderungen durch das Vitosha-Gebirge oder die Karstlandschaften bei Veliko Tarnovo die Schönheiten der dünn besiedelten Natur entdecken.

Schildkröte, Pfingstrosen und Kloster

Unerwartete Begegnungen mit einer Schildkröte, wilden tiefroten Pfingstrosen oder dem Affenknabenkraut lassen die Herzen der Botaniker*innen unter uns höher schlagen. Das riesige Rila-Kloster (Unesco Weltkulturerbe) in der Nähe der griechisch-mazedonischen Grenze mit zugehöriger Einsiedelei des Gründers Ivan Rilski, das idyllisch gelegene Preobrazhenski-Kloster im Norden oder die in einer Scheune versteckte Kirche mit einzigartigen Fresken zeugen von reicher bulgarisch-orthodoxer Kirchengeschichte.

Sakraler Höhepunkt der Reise ist ein Konzert in Sofia mit christlich-orthodoxen Gesängen. Die stimmgewaltigen Chorleute und Solist*innen begrüssen uns vor der Kirche mit Ostergebäck. Ergriffen und zu Tränen gerührt, lauschen wir ihrem überwältigenden Gesang.

Viele junge Musiker*innen

Nach dem Besuch einer Rosenöldestillerie im Rosental, unserer letzten Reiseetappe, fahren wir, umhüllt von Rosenduft, nach Plovdiv, wo uns in der riesigen Eingangshalle des Hotels Ramada mit einem Hauch von leicht abgewirtschafteter «Grandezza» aus früheren Zeiten emsiges Treiben erwartet. Die Registrierung fürs 12. EOFed-Festival läuft, 350 Angemeldete mit starker Vertretung der jungen Generation.

Nelleke Greusebroek, Holländerin und Vizepräsidentin der European Orchestra Federation (EOFed), begrüsst uns herzlich. Für individuell Teilnehmende finden Workshops von Barock, über Klassik, Film bis zu bulgarischer Volksmusik und Jazz in den Räumen des Hotels statt. Mit Enthusiasmus wird zwei Tage auf hohem Niveau mit hochmotivierten Dirigent*innen geprobt. Abends finden bereits die ersten Konzerte der angemeldeten (Jugend-)Sinfonieorchester und Ensembles, unter anderem aus Lettland, Estland, Ungarn, Bulgarien und Deutschland, im Roman Theater unter freiem Himmel statt. Dieses liegt inmitten der wunderschönen Kulturhauptstadt Plovdiv. Keine Hektik auf den Strassen, lebendiges Treiben in den Cafés, mediterrane Stimmung, Schach und Karten spielende Män-ner in den Parks, ideales Parkett zur Durchführung eines Orchesterfes-tivals! Dem Präsidenten Jüri-Ruut Kanguur, Johannes Reinhard, Daniel Kellerhals und den Organisationsteams muss man ein Kränzchen winden, alles verläuft einwandfrei!

Swing, Openair und Wind

Am letzten Tag warten die Workshopteilnehmenden an verschiedenen Standorten fiebrig auf ihre Auftritte, knüpfen Kontakte. Musik ist völkerverbindend! Das Niveau der Darbietungen ist hoch, das Publikum in guter Laune. In Erinnerung bleibt der erste «swingige» Satz aus der Sinfonie Nr. 1 in e-Moll von Florence B. Price, einer vergessenen afroamerikanischen Komponistin (1987–1953). Am Abend der krönende Abschluss im Roman Theater mit Openair-Stimmung. Nicht einmal der Wind, der hin und wieder die Noten von den Ständern wegfegt, vermag die estonischen Spieler*innen zum Schweigen zu bringen, die «kehligen» Lieder der bulgarischen Sängerinnen hallen nach, der 7/8 Takt, gespielt vom Orchester, ebenfalls.

Mit einem Hauch von Wehmut denken wir an die wunderbare Zeit in Bulgarien zurück. Ein herzliches Dankeschön geht an Hedi Boller für die tolle Organisation der EOV-Reise!

100 Jahre Orchesterverein Dottikon

Der Orchesterverein Dottikon feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. Als Orchester zur Umrahmung des Gottesdienstes im damaligen 1000-Seelen-Dorf gegründet, präsentiert sich der OVD 2022 als dynamisches Sinfonieorchester.

Nadine Lang — Der Orchesterverein Dottikon (OVD) geniesst im Freiamt den Ruf eines ausgezeichneten Laienorchesters. Das traditionsreiche Orchester tritt seit 1998 in sinfonischer Besetzung auf und kann auf ein breites Repertoire aus Barock, Klassik und Romantik zurückgreifen. Dreimal im Jahr präsentiert der Orchesterverein Dottikon ein neues Programm: Neben klassischen Sinfoniekonzerten erarbeitet das Orchester auch Projekte mit Chor, Kammermusik auf dem Schloss, Serenaden im Rosengarten und Wiener Heurigenabende, sinfonische Kirchenkonzerte und Musical-Potpourris. Dabei steht stets das Ziel im Vordergrund, eine musikalisch gültige Interpretation zu liefern.

Zur Verschönerung der Gottesdienste

Gegründet wurde der Orchesterverein Dottikon im Jahre 1922 vom legendären Pfarrer und späteren Domherrn Leopold Seiler. Anfänglich diente der Verein zur Verschönerung und zur musikalischen Umrahmung der Gottesdienste an Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt, Bettag, Weihnachten und Neujahr. Der Pfarrer selbst erteilte damals gratis Violinunterricht und verstand es, die Bevölkerung von Dottikon, damals ein 1000-Seelen-Dorf, für die Orchestermusik zu begeistern. Leopold Seiler war nicht nur der Gründer, er war auch der erste Präsident und dirigierte den Orchesterverein Dottikon während 24 Jahren. Auch Kurt Fischer, Cellist und ebenfalls langjähriger Präsident, prägte den Verein. Er war über 60 Jahre Aktivmitglied und baute selber Streichinstrumente. Einige Musikantinnen und Musikanten spielen ein Instrument aus dem Geigenbau-Atelier Fischer.

Von Brugg nach Lübeck und zurück nach Dottikon

Aktuell hat der Verein 40 aktive Mitglieder im Alter zwischen 17 und 79 Jahren. Langjährige Konzertmeisterin ist die Hausener Violinistin Sonja Jungblut. Dirigent ist seit 2016 der international tätige Roman Brogli-Sacher, der aus Brugg stammt. Er dirigierte von 2000 bis 2015 das Orchester der Hansestadt Lübeck. 2012 wurde das Ensemble des Theaters Lübeck unter der Operndirektion von Roman Brogli-Sacher für Wagners Der Ring des Nibelungen in der Kategorie Musik-DVD-Produktion des Jahres mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. Von 2012 bis 2015 war Roman Brogli-Sacher künstlerischer Leiter der Oper Schloss Hallwyl. Im Weiteren ist er seit 2012 ständiger Gastdirigent des Orchesters und Theaters in Verona und seit 2015 Chefdirigent des Jiangsu Symphony Orchestra in Nanjing, China. Ausserdem ist er Leiter des Jugendsinfonieorchesters Zürichsee.

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens präsentiert der Orchesterverein Dottikon übers ganze Jahr verteilt mehrere grössere Konzertprojekte. Romantische Frühlingskonzerte voller Höhepunkte am ersten Aprilwochenende in Wohlen, Dottikon und Brugg (vgl. Artikel nebenan) machten den Anfang.

Die nächsten Konzerte des OVD imJubiläumsjahr sind die Matinee am Sonntag, 12. Juni, 11 Uhr bei Rosen Huber in Dottikon und die Serenade am Sonntag, 19. Juni, 15 Uhr in der Pflegi Muri.

Dieser Text wurde von Redaktorin Nadine Lang verfasst und ist zuerst im Wohler Anzeiger/Bremgarter Bezirks-Anzeiger/Der Freiämter erschienen. Wir durften den Artikel in leicht abgeänderter Form mit freundlicher Genehmigung für die SMZ übernehmen.

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