Forum Musik und Alter

Musikalisches Lernen im Alter hat eigene Gesetze, die in der Forschung bereits gut beschrieben sind. An einer wissenschaftlichen Veranstaltung an der Hochschule der Künste Bern (HKB) wurden Grundzüge aufgezeigt.

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Das Forum «Perspektiven musikalischen Lernens und Lehrens im Alter» am 29. März in Bern war die Auftaktveranstaltung für den an der HKB angebotenen CAS «Musikalisches Lernen im Alter», der im Herbst 2014 in die zweite Runde geht. In der Dichte der vermittelten Informationen hatte dieser Crashkurs selbst schon einen hohen Weiterbildungswert.
Neueren Forschungen gemäss ist eine neuronale Plastizität bis ins hohe Alter gegeben. Mit Gehirnscannern kann dies heute zweifelsfrei bewiesen werden. Das lange geltende Vorurteil, wonach ältere Menschen nichts Neues mehr lernen könnten, ist somit nachhaltig entkräftet. Das gilt besonders auch für das Erlernen eines Instrumentes. Die Nachfrage im Unterrichtssegment 50plus steigt und demografische Daten legen die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Wachstumsmarkt handeln dürfte – Gründe genug, sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen.

Es ist nie zu spät
«Lebenslanges Lernen ist möglich», das betonten die beiden Gastgeberinnen Regula Stibi, Leiterin der Abteilung Weiterbildung an der HKB, und Corinne Holtz, Studiengangsleiterin CAS «Musikalisches Lernen im Alter». Sie durften eine interessierte und engagierte Teilnehmerschar sowie vier Gäste begrüssen.
Eckhart Altenmüller, Professor für Musikphysiologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, erklärte die Wirkung von Musik auf das Gehirn und belegte diese mit Bildern von gescannten Gehirnen. Fängt der Mensch an zu musizieren, findet ziemlich bald eine Neuvernetzung von bisher nicht verbundenen Hirnregionen statt und die Nervenstränge vergrössern sich. Die Stimulation des Hörzentrums bei musikalischen Tätigkeiten hat erwiesenermassen positive Auswirkungen auf die emotionale und soziale Kompetenz, den Spracherwerb und die kognitiven Prozesse. Das gilt auch für die älteren und hochaltrigen Menschen. Zudem wird dem regelmässigen Musizieren eine heilende oder präventive Wirkung zugesprochen: Musikmachen ermöglicht unter anderem den Aufbau einer «kognitiven Reserve», die eine eventuelle Demenzerkrankung signifikant hinausschieben kann. Das Gehirn schrumpft zwar im Alter, doch bewahrt es die Fähigkeit, sich durch Neuvernetzungen anzupassen, verloren gegangene Fähigkeiten zu kompensieren und neue Strategien zu finden. Das kommt vor allem bei komplexen Berufen wie bei Lehrern, Therapeuten, Musikern und Ärzten zum Tragen.

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