Penderecki a cappella

Über fünfzig Jahre umspannt diese Sammlung von Chorwerken des polnischen Komponisten.

Foto: Schott Promotion / Peter Andersen

Die kreative Persönlichkeit Pendereckis ist ein aussergewöhnliches Phänomen in unserer Zeit, faszinierend und verwirrend zugleich. Dynamisch, begeistert vom Entdecken neuer Felder und das Entdeckte transformierend, hinterlässt der Komponist seine Spuren in allem, was ihm begegnet.

Seine
Werke für Chor a cappella wurden über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert geschrieben: von der Psalmvertonung Exaltabo te, Domine (1958) und der Sequenz Stabat mater (1962) über das De profundis (1996) und das Gebet Prosimy cię aus dem Buch Daniel (2009) bis zur Missa brevis, die im Januar 2013 uraufgeführt wurde. Sie bilden eine homogene Werkgruppe, obwohl sie in mehreren Perioden komponiert wurden und sich unterschiedlicher Sprachen bedienen. Der Komponist stützt sich auf die jahrhundertealte Praxis der Kirche, die Gläubigen mit der ganzen Vielfalt der Musik, seien es choralartige Hymnen, Kirchenlieder oder antiphonale Gesänge zwischen Psalmversen, zur Andacht zu führen. Der Komponist schrieb auch eine Anzahl freier Stücke, die Freunden gewidmet oder an spezielle Ereignisse gebunden sind. Dies gilt besonders für die Missa brevis, die zu 800-jährigen Bestehen des Thomanerchors entstand.

Zu den charakteristischen Merkmalen der Musik Pendereckis gehören Kontinuität, der langsame, erzählerische Duktus, Dichte und Schönheit der Harmonik und ein ausgearbeiteter Kontrapunkt. Die meisten, verwendeten Texte stammen aus der Bibel und der Liturgie in lateinischer Sprache.

Exaltabo te, Domine aus dem Psalm 30 ist gesetzt für vierstimmigen, gemischten Chor. Das Stabat mater fordert drei vierstimmig gemischte Chöre, ebenso die Motette In pulverem mortis. Das Miserere ist eine dreichörige Motette mit durchgängig statischer Harmonik. Zu den drei Chören gehört auch ein zweistimmiger Kinder- oder Frauenchor. Das Alliluia ist gesetzt für zwei sechs bis achtstimmige gemischte Chöre. Sicut locutus est beginnt mit zwei vierstimmigen Chören und wird aufgebaut bis zur Siebenstimmigkeit. Das Agnus Dei erfordert acht gemischte Stimmen. Der Hymnus Veni Creator ist mit vier Tenorpartien besetzt nebst Sopran-, Alt- und Bassstimmen. Der Psalm De Profundis erfordert drei gemischte Chöre, wobei Tenöre und Bässe stellenweise vierstimmig geführt werden. Die Missa brevis besteht aus den üblichen Gesängen des Ordinariums: Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Im Kyrie sind die Tenöre doppelt besetzt, ebenso die Altstimmen. Im Gloria sind alle Register doppelt besetzt, zudem sind Solostimmen vorgesehen. Sanctus und Benedictus sind für vierstimmigen Frauenchor geschrieben.

Insgesamt enthält der Band 19 Werke für gemischten Chor a cappella, einzelne auch für Männerchor und solche in russischer Sprache. Die Ausgabe hat den Best-Edition-Preis der deutschen Musikverleger erhalten.

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Krzysztof Penderecki, Cantate Domino, Opere complete per coro a cappella 1958–2013, Chorpartitur, ED 21626,
€ 52.00, Schott, Mainz 2014

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