Frühe Werke von Eugène Ysaÿe

Acht Stücke, lange vor den berühmten sechs Solosonaten komponiert, vorgestellt mit den jeweiligen Entstehungsgeschichten.

Eugène Ysaÿe, Porträt von Emil Fuchs, 1900. Quelle: Wikimedia commons

Der belgische Geiger Eugène Ysaÿe (1858–1931), erst Schüler seines Vaters, gewann schon mit neun Jahren einen Preis, studierte bei Wieniawski in Brüssel und Vieuxtemps in Paris und spielte auf seiner ersten Konzertreise in Deutschland 1878 mit Clara Schumann die c-Moll-Sonate von Beethoven. 1882 nahm ihn Anton Rubinstein mit auf eine Tournee nach Russland und Norwegen. An seinem Hochzeitsfest mit der Sängerin Louise Bourdeau spielte er die ihm gewidmete Sonate von César Franck, zog dann als Professor nach Brüssel, wo er bis 1898 lehrte (berühmte Schüler: Gingold, Primrose, Persinger). Während des Ersten Weltkriegs lebte er in London, später in den USA, um schliesslich nach Brüssel zurückzukehren, wo er bis zu seinem Tod als Dirigent, Pädagoge und Konzertmanager wirkte.

Sein Leben lang nutzte er das Komponieren als Energiequelle und Refugium. Sein wichtigstes Vermächtnis sind die 1923 komponierten sechs Solosonaten op. 27. Das vorliegende Heft wirft ein Licht auf die Werke von 1882 bis 1905, entstanden an den verschiedenen Wirkungsorten. Es beweist seine stupende, vergeistigte Virtuosität. Von den acht abgedruckten Werken ist die Légende norvégienne eine lohnende Erstveröffentlichung. Das Vorwort von Marie Cornaz (d/f/e) erzählt spannend die Geschichte der Stücke. In den ausführlichen Bemerkungen (d/e) bietet der japanische, an der Juilliard School lehrende Geiger und auf Ysaÿe spezialisierte Musikwissenschaftler Ray Iwazumi seine Hilfe an. Aussergewöhnlich: In der Violinstimme sind Ysaÿes originale Fingersätze und Strichbezeichnungen schwarz, Iwazumis grau gedruckt.

Eugène Ysaÿe: Poème élégiaque op. 12 und andere Werke für Violine und Klavier, hg. von Ray Iwazumi, HN 1201, € 42.00, G. Henle, München  

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