Bedeutende Erstausgabe für Cello

Das zweite Konzert von Carl Friedrich Abel ist eine wertvolle Ergänzung des klassischen Violoncello-Repertoires, auf Augenhöhe mit den Werken von C. P. E. Bach, Haydn oder Boccherini.

Carl Friedrich Abel, Ölgemälde von Thomas Gainsborough, 1777. Quelle: The Huntington Library/wikimedia commons

Vor 300 Jahren wurde der Komponist Carl Friedrich Abel in Köthen geboren (gestorben 1787 in London). Sein Vater war Geiger und Gambist. Für die Laufbahn des Sohnes wurde letzteres Instrument entscheidend. Nach einem Engagement am Dresdner Hof sind Abels Lebensumstände ab 1755 unklar. Wohl wegen der Wirren des Siebenjährigen Krieges verliess er Sachsen und gelangte über Frankreich nach London, wo er ab 1759 als Gambenvirtuose grosse Erfolge feierte. Mit Johann Sebastian Bachs jüngstem Sohn, Johann Christian, begründete er die erfolgreichen Bach-Abel-Concerts. 1782 hielt er sich länger am Königshof in Potsdam auf. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Neffe Friedrichs des Grossen, war wie sein Onkel ein begeisterter Musikliebhaber, spielte selber Cello und war u. a. Schüler von Jean-Pierre Duport. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte für ihn die Preussischen Streichquartette KV 575, 589 und 590.

Das dreisätzige, etwa 20-minütige, 1782 komponierte Cellokonzert Nr. 2 in C-Dur hat Abel vermutlich für Friedrich Wilhelm geschrieben. Eine Aufführung durch diesen ist jedoch nicht nachzuweisen. Die Orchesterbesetzung entspricht mit zwei Oboen, zwei Hörnern und Streichern ganz dem klassischen Modell. Der erste Satz (Allegro maestoso) ist von der Anlage her (Sonatenform) der konventionellste. Überraschungen bieten dagegen der zweite und dritte Satz: Im Adagio ma non troppo (F-Dur) erreicht der Komponist mit dem solistischen Einsatz der Hörner einen verblüffenden Klangeffekt. Vom dritten Satz sind zwei unterschiedliche Varianten überliefert. Ein Allegro im 6/8-Takt wurde durch ein Rondeau – Tempo di Minuetto ersetzt. Dies war möglicherweise dem etwas konservativen Geschmack am Berliner Hof geschuldet. Zusätzlich sind zwei originale Kadenzen Abels handschriftlich erhalten geblieben.

Abels zweites Cellokonzert steht den bekannteren Werken von Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn oder Luigi Boccherini in keiner Weise nach und darf als bedeutende Bereicherung der klassischen Violoncello-Literatur betrachtet werden. Mit einem Stimmenumfang von C bis g2 kostet Abel die Möglichkeiten des Instruments gekonnt aus und bietet den Ausführenden eine reiche Palette an virtuosen und lyrischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Bruno Delepelaire, Solocellist der Berliner Philharmoniker, hat dieses Werk mit den Berliner Barock-Solisten beim Label Hänssler classic meisterhaft eingespielt. Sehr erfreulich, dass dabei beide Varianten des dritten Satzes zu hören sind. Die Notenausgabe von Markus Möllenbeck enthält ein ausführliches Vorwort zur Entstehungsgeschichte des Konzerts sowie aufführungspraktische Hinweise. Den Klavierauszug verfasste Ulrich Lüdering.

Carl Friedrich Abel: Cellokonzert Nr. 2 C-Dur, WKO 60, hg.von Markus Möllenbeck, Klavierauszug, EW1112, € 24.80, Edition Walhall, Magdeburg

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