Zugänglich-zwölftönige Kammermusik

Als Band XII der Erich-Schmid-Edition ist das «Kleine Hauskonzert» erschienen, in dem sich der Komponist bemühte, «technisch leichter ausführbare Musik zu schreiben».

Erich Schmid am Klavier, Glarus, vor 1949. Foto: Zentralbibliothek Zürich

Die Besetzung dieses «Hauskonzerts» sei gleich zu Beginn verraten: Streichquartett, Sopran, Klavier, allerdings nie alle gleichzeitig, dafür in verschiedenen Kombinationen oder allein. Es handelt sich um einen Zyklus von zwölf kurzen Stücken, die unabhängig voneinander in den späten 1930er-Jahren entstanden sind. Erich Schmid fasste sie 1941 unter diesem Titel als sein Opus 13 zusammen. Uraufgeführt wurde das Kleine Hauskonzert am 25. Juni 1959 im Radio Beromünster. Eine weitere Aufführung fand 1985 in Zürich statt, anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Pro Musica. Dies ist die Zürcher Ortsgruppe der IGNM; Erich Schmid stand ihr in den 60er-Jahren als Präsident vor.

Dirigieren statt komponieren

Vielseitig ist die Lebensleistung dieses schweizerischen Musikpioniers! Als Dirigent leitete er in Chefposition das Tonhalle-Orchester Zürich (1949–1956), das Radioorchester Beromünster (1956–1970), daneben den Gemischten Chor Zürich (1954–1975) und den Männerchor Zürich (1961–1964). Viele zeitgenössische Schweizer Werke erlebten ihre Uraufführung unter seinem Dirigat. Sein eigenes Komponieren geriet zusehends in den Hintergrund. Dabei war Erich Schmid Schüler von Arnold Schönberg in Berlin, ein Studium, das 1933 aus politischen Gründen ein vorzeitiges Ende nahm. Schmid wechselte zunächst nach Glarus, wo er als Musikdirektor zwei Chöre und die Harmoniemusik leitete. Durch Vermittlung von Werner Reinhart gastierte er wiederholt beim Musikkollegium Winterthur, u. a. mit Aufführungen von Werken der Neuen Wiener Schule.

Zusammen oder einzeln

Zurück zu diesem Kleinen Hauskonzert: Die Stücke sind zwölftönig oder in verwandten Techniken geschrieben. Man fühlt sich an die Tonsprache von Anton Webern erinnert, die Musik ist zart und intim, die kryptische Ordnung hinter den Tönen lässt sich nur ahnen. Dabei werden die Ausführenden technisch nicht an ihren Grenzen gefordert, vorausgesetzt ist nur Erfahrung im nicht-tonalen Zusammenspiel. Angesichts ihrer Entstehungsgeschichte kann man diese aphoristischen Stücke auch separat in einem anderen Programmkontext spielen, etwa als «Sorbets» zwischen grösseren Werken ganz gleich welcher Epoche. Die Nummer VIII für Violine und Klavier ist besonders schön!

Die Erstausgabe bei Boosey & Hawkes/Bote & Bock enthält neben einem kritischen Bericht viele Informationen zum Werk und zum Komponisten und gibt auch die Zwölftonreihen der dodekafonen Stücke an.

Anhören kann man das Kleine Hauskonzert in der Aufnahme von 1959 im Archiv von Schweizer Radio SRG SSR auf Neo.Mx3. Auch der Mitschnitt des Konzerts von 1985 ist im SRF-Archiv unter der Signatur MG 47126 greifbar.

Erich Schmid: Kleines Hauskonzert, Zwölf Stücke für verschiedene Instrumente und Gesang op. 13, Texte aus «Des Knaben Wunderhorn», hg. von Iris Eggenschwiler, Partitur, BB 3554, € 55.00, Boosey & Hawkes/Bote & Bock, Berlin (Schott)

Das könnte Sie auch interessieren