Terry Riley rockig interpretiert

The Young Gods haben Terry Rileys «In C» mit verschiedenen weiteren Ensembles interpretiert. Aufgenommen haben sie es dann zu dritt, in einer einzigen Session.

Terry Riley rockig interpretiert
The Young Gods. Foto: Charlotte Walker

Unmittelbar nach dem Erscheinen ihres letzten Albums im Frühling 2019 – nach einer neunjährigen Funkstille war es einem Comeback gleichgekommen – begannen sich die Young Gods mit Terry Rileys Minimal-Music-Evergreen In C zu beschäftigen. Dies offenbar auf einen Anstoss von Benedikt Hayoz hin, dem Leiter des traditionsreichen Fribourger Blasorchesters Landwehr. Daraus erwuchsen mehrere Interpretationen des Stücks zusammen mit anderen Formationen, zum Beispiel an der Seite des Genfer Gegenwartsmusik-Kollektivs Ensemble Batida. Am Tag vor diesem Konzert, am 21. Oktober 2021, begaben sich die drei Götter – Franz Treichler (Multi-Instrumentalist, Stimme), Cesare Pizzi (Sampler, Computer) und Bernard Trontin (Drums) – in ein Genfer Studio, um in einer einzigen, intensiven Livesession ihre eigene Trio-Fassung einzuspielen.

Von dem 1964 komponierten Genre-Klassiker gibt es inzwischen Dutzende von Aufnahmen von so unterschiedlichen Ensembles wie Piano Circus, Shanghai Film Orchestra, Acid Mothers Temple und Africa Express. Das ist kein Wunder: Die Komposition besteht zwar recht konkret aus 53 Phrasen, deren Länge sich zwischen einem halben Beat und 32 Beats bewegt. Aber wie diese aneinandergehängt und wie oft sie repetiert werden, bleibt den Musikern und Musikerinnen überlassen. Nicht einmal die Anzahl oder Art der Instrumente, geschweige denn die Länge der Aufführung wird von Terry Riley vorgeschrieben.

Viele andere Interpretationen lassen die Repetitionen und den konsequent durchgezogenen Rhythmus in eine Zen-hafte Abgeklärtheit driften. Schon von der Instrumentierung her kitzeln die Young Gods eine deutlich rockigere Dynamik und damit auch ungeahnte neue Nuancen aus dem Stück heraus. Souverän steuert das traumwandlerisch aufeinander eingestellte Trio das Auf und Ab von Intensität und Lautstärke. Die bauchige Fülle der elektronischen Geräusche generiert eine klingende Tiefenmassage, perkussive Marimba-Riffs lassen verspielte Lichtkegel durchs Unterholz blitzen, die vielen fein ziselierten Details werden uns nie aufdringlich um die Ohren gehauen, sondern warten geduldig darauf, bis wir sie beim dritten, vierten oder gar fünfzigsten Anhören endlich entdecken. Die letzte Minute von «Part 6» ist allein schon das Ticket wert. Fazit: atemberaubend.

The Young Gods: Play Terry Riley In C. Two Gentlemen TWOGTL 101 (2 Vinyl-LP + 1 CD)

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