Violine und Akkordeon – eine seltene Kombination in beschwingten, leicht zu spielenden Sätzen

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Das Heft des Komponisten, Kapellmeisters und Pädagogen Bruno Stöckli füllt eine Lücke für diese beiden mobilen Instrumente. Ich sehe schon junge Leute vergnügt mit diesen Stücken als Strassenmusikanten auftreten. Es ist gut, dass mehr M-III-Arrangements erscheinen: Die Akkordeon-Einstellung M III, Manual drei, lässt die Knöpfe der linken Hand als Einzeltöne erklingen; der Notensatz des zweiten Systems im Bassschlüssel für die linke Hand enthält also reale Tonbewegungen, was die Schüler musikalisch mehr fördert als M II, mit dessen Einstellung jeder Knopfdruck mit der linken Hand ein Harmoniesymbol in einen Akkord umsetzt. Der Tonumfang reicht bewusst nur bis zum tiefsten Ton kleiner Instrumente. Einige der 16 Liedsätze sind ganz leicht zu spielen. Meist – leider nicht immer – stehen auch die Texte unter den Noten. Melodie und Begleitung wechseln gleichberechtigt die Instrumente, es gibt viele Variationen, die Begleitfiguren fordern unterschiedlichste Techniken, manchmal sogar Geräusche, atmosphärische Stimmungen hervorrufend. Die Spielenden sind kammermusikalisch gefordert mit Rallentandi, Fermaten, Tempowechseln und fulminanten Schlüssen. Mal wird die Geige als Banjo eingesetzt, mal tönt es wie englischer Folk, mal sind wir melancholisch nach Russland versetzt, mal swingt es ternär, wie in einer amerikanischen Scheune. Verdienterweise ist die Rumba-Ziege titelgebend: Dört äne am Bärgli steht nicht wie gewohnt im Dreiviertel-, sondern im Viervierteltakt mit typischem Drei-Drei-Zwei-Achtel-Rumbarhythmus als anspruchsvollem Zweiminutenstück.

Bruno Stöckli, Rumba-Ziege, 16 Volkslieder für Violine und Melodiebassakkordeon, Partitur und Violinstimme, hg. von der IG Akkordeon, Nr. 77300030, € 14.50, Musikverlag Jetelina, Durchhausen 2012

 

Der Regierungsrat von Basel-Stadt unterstützt die Festtage Alte Musik 2013 «Wege zum Barock» mit einem namhaften Betrag aus dem Swisslos-Fonds.

Die Festtage für Alte Musik in Basel – sie erhalten 2013 aus dem Swisslos-Fonds 220’000 Franken – sind 2011 zum ersten Mal durchgeführt worden, unter dem Thema «Herbst des Mittelalters», geleitet von Peter Reidemeister, dem früheren Leiter der Schola Cantorum Basiliensis, und dem Unternehmer Renato D. Pessi, der in Basel bereits das Festival Les Muséiques mitinitiiert hat.

Insgesamt hat der Regierungsrat 350’000 Franken aus dem Swisslos-Fonds verteilt. Berücksichtigt werden auch die Seniorenkonferenz Basel-Stadt (Sonderpräsentation «Älter werden – aktiv bleiben» an der MUBA 2013, 60’000 Franken), Top Event GmbH Pratteln (24. Top Volley International, 40’000 Franken), Theater Arlecchino Basel (Theaterproduktion Die Schöön und s Biescht, 20’000 Franken) sowie Ultimo, Artists & Eventmanagement, Steffisburg (Projekt Nacht des Glaubens – Festival für Kunst und Kirche 10’000 Franken).

 

Die deutsche GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) und die Bundesvereinigung der Musikveranstalter e.V. (BVMV) wollen die für 1. April 2013 angekündigte Tarifreform für den Veranstaltungsbereich weiterverhandeln.

Der Interimsvertrag sieht unter anderem vor, dass die Tarife im Veranstaltungsbereich, die Gegenstand der Verhandlungen sind, um 5 Prozent nach oben angepasst werden. Davon betroffen sind unter anderem Verastaltungen mit Live- oder Tonträgermusik, in Diskotheken, Musikkneipen und Varietébetrieben sowie auf Stadtfesten.

Der Tarif für Clubs und Diskotheken wird ab dem 1. April nochmals um weitere 10 Prozent erhöht. Der sogenannte Laptopzuschlag wird wie angekündigt ab 1. April durch einen neuen Tarif beziehungsweise eine Anpassung des Tarifs VR-Ö ersetzt.

Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von mehr als 65’000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der grössten Autorengesellschaften für Werke der Musik.

Studienpartituren von wichtigen Werken Tschaikowskys. – Und einige Überlegungen zum Wert einer Notenausgabe.

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Wer genau hinschaut, erkennt auf den ersten Blick die nicht gerade gering zu schätzenden Unterschiede zwischen dem raschen (oft auch legalen) Download von Partituren aus dem Internet und den beim Musikalienhändler erworbenen Neuausgaben: Auf der einen Seite stehen die alten, teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden gemeinfreien Ausgaben mit all ihren grafischen Unzulänglichkeiten und unkorrigierten Fehlern, auf der anderen Seite die anhand der Quellen editorisch neu aufgearbeiteten und bestens lektorierten Ausgaben, die dann auch mit den über Jahrzehnte munter fortgeschriebenen Fehlern aufräumen. Und wenn gegenüber den eigenen flatterigen und vergänglichen «Printouts» die auf gutes Papier gedruckten Ausgaben (noch dazu mit einem rundum informativen Vorwort) auch zu einem fairen Preis zu haben sind – wie die hier vorliegenden Studienpartituren –, dann dürfte die an Qualität orientierte Entscheidung eine leichte sein.
Mit seinen Urtext-Studienpartituren setzt der Verlag Breitkopf nicht nur auf eine bewährte Tradition, sondern blickt offenbar auch guten Mutes in die Zukunft. Neben Beethoven, Brahms, Schumann und anderen ist nun auch Tschaikowsky neu im Katalog vertreten – mit zweien seiner wichtigsten und meistgespielten Werke, dem Capriccio italien und dem Violinkonzert. Und gerade am vertrauten, leichtfüssig daher kommenden Capriccio zeigt sich im Detail, was solch eine Ausgabe zu leisten vermag. Denn im Gegensatz zum dicht gedrängten Erstdruck vom November 1880 (den man so noch in der gelben Eulenburg-Ausgabe reproduziert findet), ist der im Seitenumbruch identische Neustich graphisch viel weiträumiger und entspannter, ferner wurden fehlende Zeichen ergänzt und falsche Noten berichtigt (etwa Takt 590, Fl. III). Auch das Violinkonzert wird in dem für Breitkopf so charakteristischen Stichbild viel lesbarer und gewinnt schon rein optisch an Stringenz. Die gleichermassen für den schmalen Geldbeutel wie für das neugierige Selbststudium bestimmte Reihe wird hoffentlich bald fortgesetzt!

Peter Tschaikowsky, Capriccio italien op. 45, hg. von Polina Vajdman, Studienpartitur, PB 5515, € 10.50, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2006
id., Konzert für Violine und Orchester op. 35, hg. von Ernst Herrtrich, Studienpartitur, PB 15116, € 11.50, 2011

 

Ein Sammelband beleuchtet die Geschichte der Neuen Musik, ihre Erforschung und ihre Rolle in der Pädagogik

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Ein Jahrhundert liegen sie nun zurück, die Ursprünge der so genannten «Neuen Musik». Nicht nur die kompositorische Praxis hat sich seither enorm verändert, auch die akademische Welt hat neue Perspektiven entwickelt. Von einer zielgerichteten Entwicklung à la Theodor W. Adorno ist die Musikwissenschaft gelangt zu einer pluralen Deutung des 20. Jahrhunderts, die das Gleichzeitige des Ungleichzeitigen betont. Der Herausgeber des bei Schott erschienenen Sammelbandes, der Stuttgarter Professor für Musikwissenschaft Andreas Meyer, beschreibt ebenso wie Gianmario Borio das Fortleben volkstümlich-primitiver Stilistiken, während Arnold Schönberg, Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez spitzfindig an ihren seriellen Konstruktionen feilen. Gerade solche Gegensätze machen die Erfassung und die Begriffsbestimmung der Neuen Musik so schwer. Was sie heute ist, das vermag keiner mehr in eine bündige Formel zu bringen. Vor besonders schwierigen Aufgaben steht die Musikpädagogik, mit der sich Sointu Scharenberg beschäftigt. Ihr Aufsatz Wie gelangt die Neue Musik in die deutsche Musikpädagogik? bietet einen historischen Rückblick und überrascht mit dem Resümee, dass die Neue Musik spätestens in den frühen Siebzigerjahren im Musikunterricht der BRD angekommen sei. Da fragt man sich schon, woran es liegt, dass so viele Musikschüler (und Erwachsene) kaum mehr als zwei Komponisten nach 1950 kennen.

Der Titel Was bleibt? ist nicht nur im Hinblick auf durchgesetzte Werke der Neuen Musik zu verstehen. Vielmehr zielt die Frage auch darauf, welche musikwissenschaftlichen Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts geblieben sind. Viele sind es nicht, so hat man den Eindruck. Natürlich bestimmt – ein hermeneutischer Allgemeinplatz – die Gegenwart immer den Blick auf die Geschichte. Die akademische Fixierung aufs Notenblatt hat mit einem üblen «Willen zum System» die Musikwissenschaft lange blockiert. Heute blicken die Musikforscher entspannter über den Partiturenrand hinaus. Während Simone Heilgendorff den unmittelbaren Blick in die Gegenwart nicht scheut und nach der aktuellen Bedeutung der Begriffe Avantgarde oder Fortschritt für heutige Komponisten fragt (und dabei skeptische Antworten erhält), untersucht Matthias Tischer in seinem Aufsatz Musik in der Ära des kalten Krieges die Bedeutung der Besatzungsmächte für die Musikentwicklung nach 1950. Nicht primär von John Cage ist da die Rede, dafür aber von einer Konkurrenz um die Kulturhoheit in Deutschland nach der vermeintlichen Stunde Null. So schmerzhaft es für die «kritische Avantgarde» klingen mag: Die Neue Musik nach 1950 konnte auch deshalb in Deutschland so gut gedeihen, weil sie Amerika im Westen und Russland im Osten mit viel Geld grosszügig unterstützte. Politik, Macht und Musik ist enger verknüpft, als mancher «Ästhetizist» glauben mag – auch das nimmt man nach der kurzweiligen Lektüre des empfehlenswerten und gut lesbaren Sammelbandes mit.

Was bleibt? 100 Jahre Neue Musik, Stuttgarter Musikwissenschaftliche Schriften Band 1, hg. von Andreas Meyer, 221 S., brosch., € 29.95, Schott, Mainz 2011, ISBN 978-3-7957-0754-5

 

Zwei Hefte erschliessen Stücke von hierzulande wenig bekannten Komponisten aus Barcelona

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Der in Österreich tätige spanische Gitarrist Rafael Catalá macht sich um jene Teile der spanischen Gitarrenmusik des 19. Jahrhunderts verdient, die bisher nicht ins allgemeine Repertoire eingeflossen sind. Im fünften Band seiner Reihe Música Ibérica stellt er Stücke des Katalanen José Broca (1805–1882) neben solche von José Ferrer (1835–1916), der wie Broca in Barcelona, darüber hinaus aber auch in Paris gewirkt hat. Ferrers spätromantische Menuette, Tangos und weitere musikalische «Bouquets», oft seinen Freunden oder fortgeschrittenen Studentinnen gewidmet, überzeugen immer wieder durch ihre wirkungsvolle Musikalität. Auch die Stücke von Broca, dem dreissig Jahre älteren Lehrmeister und Freund, wissen zu gefallen, kommen aber nicht ganz an jene seines Nachfolgers heran.

Im zeitgleich erschienenen vierten Band derselben Reihe stellt uns der Herausgeber alle zehn Werke des zwar weitgehend unbekannten, aber ebenfalls in der katalanischen Hauptstadt aktiven José Costa y Hugas vor. Hier ist der Walzer El Fagot interessant, der unter anderem auch von Daniel Fortea bearbeitet wurde. Und mit dem Hochzeitsstück Rêverie Nupcial werden alle jene Gitarristinnen und Gitarristen bedient, die auf der Suche nach gehaltvollen Tremolostücken sind.

José Costa y Hugas, Sämtliche Werke, (=Musica Iberica, Spanische Gitarrenmusik des 19. Jh., Band 4), hg. von Rafael Catalá, D 35 917, €22.95, Doblinger, Wien 2010

José Ferrer & José Brocá, Die kurzen Stücke, (=Musica Iberica, Spanische Gitarrenmusik des 19. Jh., Band 5), hg. von Rafael Catalá, D 35 918, €22.95, Doblinger, Wien 2010

 

Der britische Komponist, Filmmusiker und Jazzpianist Sir Richard Rodney Bennett ist laut britischen Pressemeldungen in New York im Alter von 76 Jahren verstorben.

Der 1936 in Kent geborene Bennett stammte aus einer musikalischen Familie, seine Mutter war Schülerin des Komponisten Gustav Holst. Er gewann 1953 ein Stipendium für das Royal Academy of Music. Seine Lehrer waren Lennox Berkeley und Howard Ferguson. Von der Komponistin Elizabeth Lutyens wurde er in die Musik der Avantgarde eingeführt, und mit Unterstützung der französischen Regierung bildete er sich während zwei Jahren bei Pierre Boulez weiter. Er war auch häufig Gast der Darmstädter Ferienkurse.

Bennett entwickelte eine eigene Sprache, die als «neoromantischer Serialismus» bezeichnet. In den 1960er-Jahren schrieb Bennett mehrere Opern, darunter die noch heute sehr populäre Kinderoper «All the King’s Men».

Bennett schrieb neben Orchestermusik auch eine Reihe erfolgreicher Filmmusiken, für die er unter anderem dreimal für einen Oscar nominiert wurde. Seine letzte Arbeit für den Film war 1994 die Musik zu «Vier Hochzeiten und ein Todesfall». Daneben war er auch als Jazzpianist aktiv.

Miniaturen für Stimme und Cello von Andrea Lorenzo Scartazzini

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In Bern kennt man vom Komponisten Scartazzini, 1971 in Basel geboren, vor allem die Oper Wut (2010 im Spielplan des Stadttheaters). Dass ihn auch kleinste Besetzungen mit Singstimme faszinieren, beweisen die ca. vier Minuten beanspruchenden Miniaturen Nachttief und Mond.
Die Anforderungen an den Sänger oder die Sängerin liegen nicht vorwiegend im Treffen der Töne, die auch im Zusammenklang mit dem Violoncello nicht abstrakt wirken; die dynamischen Bezeichnungen – zwischen pppp und mp liegend – sind anspruchsvoll, Töne kommen aus dem Nichts oder verschwinden ins Nichts. Ausserdem hat der Counter oder die Frauenstimme (am besten ein Mezzo) Crotales (kleine Becken) zu spielen, im ersten Satz mit Kontrabassbogen, im zweiten mit Metallbesen.
Die Texte werden als «Boutaden» bezeichnet. (Ich musste diesen Ausdruck nachschlagen: Einfall, Idee, Laune.) Die luftigen Wortschöpfungen wie «Blattanbeter» oder «Windverehrer» sind zusammenhängend komponiert, einzig im dritten Satz verzichtet der Komponist gänzlich auf Text und weist der Stimme eine Sotto-voce-Vokalise zu, entsprechend der vertonten Textzeile: «Ich lausch dem Winde, schweigend und versonnen.» Dafür fällt dem Cello, das bis anhin umspielt, umtrillert und mit Glissandi untermalt hat, die Aufgabe zu, den Wind mit allen Geräuschmöglichkeiten von Bogen und Instrument zu verkörpern.
Die Anweisungen sind im Notentext klar notiert, das erspart das Blättern in einem Index.

Andrea Lorenzo Scartazzini, Nachttief und Mond, Drei Miniaturen für Counter (oder Frauenstimme) und Violoncello auf Texte von Arno Schmidt, BA 9366, € 9.75, Bärenreiter, Kassel 2012

 

Einfache, anspornende Stücke für Cellisten allein oder im Zusammenspiel.

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Der Engländer James Rae (*1957) hat bei der Universal Edition mehrere Serien mit Anfängerstücken für verschiedene Blas- und Streichinstrumente veröffentlicht (Debut-Reihe). Junge Cellisten werden an der Sammlung Cello Debut – 12 leichte Stücke für Anfänger für 1–2 Celli gewiss grosse Freude haben. Rae trifft mit den abwechslungsreichen Kompositionen genau den Ton, der Musikschülern den Einstieg in die Musikwelt erleichtert. Ob man sich gerade mit dem TV-Tango, der Ananas Rumba, dem Motorcycle Rock oder dem schaurig-gruseligen Skelett in der Besenkammer beschäftigt: Das Musizieren mit diesem populären Stilmix macht Spass.
Das Heft ist klug multifunktional angelegt: Es enthält Soli mit Begleitung (Nr. 1–4), Ensembles mit Begleitung (Nr. 5–8) und Ensembles mit Begleitung, die mit Heften für andere Instrumente aus der Debut-Reihe kombiniert werden können (Nr. 9–12). Die beiliegende CD mit peppig arrangierten Klavier- und Combo-Begleitungen, mit je einer Play-along-Version und einer kompletten Aufnahme zum Anhören, ermöglicht und erleichtert das Üben zu Hause. Der Cellopart ist auf die erste (enge) Lage beschränkt. Trotz ihrer Einfachheit enthalten die Stücke abwechslungsreiche musikalische und technische Aufgaben. Pizzicato-arco-Wechsel, Synkopen, Tremoli, Sul-ponticello-Spiel, aber auch die Anwendung von Dal-segno-Wiederholungen sind pädagogisch sinnvoll und anregend eingesetzt.
Die Klavierbegleitungen können separat erworben werden oder stehen, wie auch die hübschen Zeichnungen der Ausgabe, auf der Verlagsseite zum Gratis-Download bereit.

James Rae, Cello Debut, 12 leichte Stücke für Anfänger für 1–2 Violoncelli, mit CD und Klavierbegleitung, UE 21534, € 12.95; Klavierstimme, UE 21535, € 14.95; Universal Edition, Wien 2012

Rezension des Debut-Heftes für Flöte: SMZ 3/2012  S.38, 3. Spalte

 

Die Pianistin, Sängerin und Lyrikerin Claudia Sutter ehrt in ihrer «Hommage à R. S.» den Komponisten Robert Suter.

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Wie in der auf Robert Schumann bezogenen kammermusikalischen Hommage à R. Sch. von György Kurtág herrschen in der Robert Suter (1919–2008) gewidmeten Hommage à R. S. expressive Miniaturen vor. Aus solchen bestehen nicht nur die beiden Suiten für Klavier (1943 und 1945) und das sehr kurze Stück Epilog – Wälzerchen- Reminiszenz (1997) von Robert Suter, sondern auch die Komposition unfassbar en Forme de Suite für Sing- und Sprechstimme und Klavier (2011) von Claudia Sutter. Die als Pianistin, Sängerin, Lyrikerin und Leiterin der Basler Konzertreihe «Le Salon bleu» bekannt gewordene Musikerin fühlt eine Wesensverwandtschaft mit Robert Suter. Seine Grundprinzipien dienten ihr als Vorbild für ihre Vokalsuite, die eigene Texte mit einem Gedicht von Ingeborg Bachmann verknüpft: Archaisches, Inniges, Abstraktes und Virtuoses. Mit ihrem Einbezug von Sprechstimme und ausdrucksvoller Gestik erinnert die Komposition unfassbar an Schönbergs Pierrot lunaire, der am Ausgang von Robert Suters kompositorischer Entwicklung stand. Wie Claudia Sutter in ihrer Komposition umkreist auch Robert Suter in seinen Deutschen Chansons für Singstimme und Klaiver (1978 und 1987) den Wiener Zwölftonpionier. Schönberg teilt in seinen Deutschen Chansons (Brettl-Lieder) mit dem Schweizer Komponisten nebst den Textdichtern Otto Julius Bierbaum und Frank Wedekind den leichten Tonfall, Ironie und jenen typischen wienerischen Charme, wie er auch die mit Suter verwandten Chansons von Georg Kreisler auszeichnet. In Suters geistvollen Refrainliedern und den übrigen Kostbarkeiten überzeugt die Künstlerin als einfühlsame Altistin im selben Masse wie als Pianistin in den frei-atonalen Klaviersuiten. Wie sie dort Trillerketten und Legatobögen gestaltet, selbst in Pianissimo-Passagen mit grossem Klangfarbenreichtum verblüfft und dem Notentext bis ins kleinste dynamische Detail hinein die Treue hält, beeindruckt nachhaltig.

Hommage à R. S. Robert Suter: Suiten für Klavier Nr. 1 & 2, Deutsche Chansons für Singstimme und Klavier ; Claudia Sutter : unfassbar en forme de Suite für Singstimme und Klavier. Claudia Sutter, Klavier, Altstimme und Sprechgesang; Leslie Leon, Mezzosopran. Guild GMCD 7382

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Nachdem vor anderthalb Jahren (SMZ 7-8/2011, S. 34) bereits einige neue Kontrabassschulen besprochen werden konnten, haben nun weitere Neuveröffentlichungen das Angebot bereichert.
Der «Sassmannshaus» ist zwar alles andere als neu. Neu ist, dass die ursprünglich für Violine und Violoncello konzipierte Schule für den frühen Unterricht ab vier Jahren nun für den Kontrabass bearbeitet und herausgegeben wurde. In diesem Alter ist es sinnvoll, mit textunterlegten Übungen zu arbeiten, ein Konzept dass sich durch den ganzen ersten Band zieht. Gleich nach den ersten einfachen Rhythmen auf leeren Saiten wird das Aufsetzen des 1. Fingers geübt. Dies ist auf dem Bass erfahrungsgemäss weniger günstig. Nicht verwendete Finger verkrampfen sich rasch, dasselbe gilt beim Spiel auf den tiefen Saiten sowie beim Aufsetzen und gleich wieder Anheben der Finger auf leeren Saiten. Für die Kleinsten erschwert letzteres die Lagenorientierung. Eher eignet sich Mary had a litttle lamb auf Seite 27. Hier können die jungen Spieler von der vollständig aufgelegten Hand ausgehen und sich mit Anheben der oberen Finger an die darunterliegenden Töne «herantasten».
Die Legatoübungen, oft über die nächste Saite führend, und die Einführung des Lagenwechsels von der 1. in die 2. Lage (statt dem in den meisten aktuellen Schulen bevorzugten Wechsel von der 1. in die 3. Lage) zeigen, dass sich ein für hohe Streicher erfolgreiches Konzept nicht einfach auf den Kontrabass übertragen lässt. Im dritten Band (bis in die 4. Lage) bedarf es bei einem solch frühen Beginn noch einige Zwischenschritte mehr. Trotzdem eignen sich viele Spielstücke und ansprechend arrangierten Duos für den klassisch orientierten Unterricht. Dem Verlag Bärenreiter ist hoch anzuerkennen, dass er sich für den frühen Instrumentalunterricht auf dem Kontrabass einsetzt.

Bärenreiters Sassmannshaus, Früher Anfang auf dem Kontrabass, hg. von J. Peter Close und Holger Sassmannshaus; Band 1, BA 9660; Band 2, BA 9662; Band 3 BA 9663; je € 14.50, Bärenreiter, Kassel 2012

Das «Kontrabass ABC» hat einen dritten Band erhalten. Ein Überblick.

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Um dies vorwegzunehmen: Das auf dem Deckblatt angekündigte Versprechen, dass sich das Kontrabass ABC für junge und ältere Spielerinnen und Spieler eigne, wird eingelöst. Das musikalische Material bewegt sich zwischen klassischer Musiksprache und Standard-Jazz. Letzterer aber ausschliesslich in ausnotierter Weise. Nach je einem Band im Frühjahr 2011 und 2012 setzt nun ein drittes Heft den Aufbau fort.
Der Einstieg im ersten Band mit Flageolett und 3. Lage ist physiologisch günstig, setzt aber ein bereits erworbenes Grundverständnis über das Tonmaterial und die Musiknotation im Bassschlüssel voraus. Nach der Einführung des Bogens folgt die Pizzicato-Technik im Jazz. Die Ziele der jeweiligen Materialien, welche Tonleiter, Übungen und Spielstücke umfassen, sind sachlich, kompetent und ansprechend dargestellt sowohl im Text wie mittels Fotos und grafischer Elemente. Auch die zwei CDs (ausschliesslich für den ersten Band) sind von unprätenziöser Qualität und unterstützen das Selbststudium. Sie enthalten zu allen Übungen entsprechende Modellaufnahmen und Begleitparts. Während der Autor im ersten Band neben den Jazzübungen noch auf traditionelle und klassische bekannte Melodien zurückgreift, ist ab dem zweiten Band das meiste von ihm selbst komponiert. Dies ermöglicht einen konsequenten schrittweisen sowie zielorientierten Aufbau, auf die Dauer wirkt es jedoch berechenbar und bietet zu wenig musikalische Substanz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Schule vor allem für den Aufbauunterricht mit Jugendlichen und Erwachsene eignet. Sie braucht aber dringend ausreichend ergänzendes Material aus dem vielfältigen originalen Repertoire, welches heute glücklicherweise in zunehmenden Mass wieder greifbar ist.

Thomas Grossmann, Kontrabass ABC, Schule für junge und ältere Kontrabassistinnen und Kontabassisten; Band 1, GH 11746, mit 2 CDs, Fr. 32.80; Band 2, GH11747, Fr. 28.80; Band 3, GH 11748, Fr. 29.80; Hug Musikverlage, Zürich 2011/2012

 

Im laufenden Herbstsemester 2012 haben sich insgesamt 12’995 Studentinnen und Studenten an der Universität Basel eingeschrieben. Musikwissenschaft bleibt eine sehr kleine Nische.

SMPV

Nun liegen die offiziellen Zahlen zum Herbstsemester 2012 der Universität Basel vor. Wie schon in den Vorjahren nahm die Zahl der Studierenden auch in diesem Jahr weiter zu. Die Uni verzeichnet zur Zeit insgesamt 12’995 immatrikulierte Studierende, im Jahr zuvor sind es 12’617 Personen gewesen (+378). Damit stieg die Gesamtzahl der Studierenden um 2,5 Prozent und erreicht einen neuen Höchststand.

Einen Master in Musikwissenschaft streben 3 Anwärter an, 12 Studierende bewerben sich um einen Bachelor in dem Fach. Am meisten Master-Anwärter zählen an der Philosophisch-Historischen Fakultät Englisch (27), Geschichte (26) und Deutsche Philologie (18).

 

 

Ein Ensemble aus Berlin macht Volksmusik oder spielt mit volksmusikalischen Elementen – auch aus der Schweiz.

Zeitkratzer,Zeitkratzer
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Nein, lustig machen Sie sich nicht, die Damen und Herren der Formation Zeitkratzer. Mit Arnold Schönberg haben sich die zehn Musiker schon beschäftigt, mit der Popmusik Lou Reeds und mit elektronisch experimenteller Musik. Nun also ist die Volksmusik an der Reihe, und die gehen sie nicht minder forsch an als ihre freie Schönberg-Interpretation. Ein vorwärts treibender rumänischer Rhythmus (Bouchimich), eine Melodie aus dem Schweizer Kanton Wallis (Ländler) oder eine Volksmusik-Aufnahme aus Appenzell (Zäuerli) – all das wird in den Händen der zehn Berliner Avantgarde Musiker zu einer seltsam schroffen, ja durchaus urwüchsigen Musik, die nur einen Haken hat: Sie entspricht kaum dem (Klang-)Bild, das viele von der heilen Welt der Volksmusik haben.
Letztlich haben die Zeitkratzer aber vollkommen recht: Ihre vitalen Stücke beruhen nicht weniger auf einer Konstruktion als ungleich sterilere Hochglanz-Inszenierungen von Volkmusik im abendlichen Fernsehprogramm. Wenn rumänische Ingredienzen mit bayerischen und schweizerischen Klängen und Gesängen kombiniert werden, dann treiben die Herren das «fluide» Prinzip mündlich oder musikalisch tradierter Volksmusik gewissermassen auf die Spitze. Weil sie bei ihren Forschungen in den Archiven so manch dissonante und mikrotonale Überschneidungen mit der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts entdecken, wird die CD Neue Volksmusik zu einem unmittelbaren Hörspass voller Energie und Spannung. Aufgenommen wurde sie übrigens beim Festival Alpentöne in Altdorf.
Ein Resümee wäre: Zuweilen haben nicht die oft verkopften Avantgardisten, sondern die Bauern die Nasen vorn. Auch das ist natürlich eine kecke Überspitzung – durchaus aber einen Gedanken wert.

Neue Volksmusik. Ensemble Zeitkratzer. Zeitkratzer Productions. Zkr 0014, Vertrieb Broken Silence: www.brokensilence.biz

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Neue Volksmusik, Alpenrose
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Laendler

Die Mitgliederversammlung der Suisseculture hat die Schriftstellerin Johanna Lier einstimmig zu ihrer Präsidentin gewählt. Johanna Lier tritt die Nachfolge von Ruth Schweikert an, die ihre Präsidentschaft nach vier Jahren abgibt.

Zeitliche Überlastung und weil sie sich wieder vermehrt ihrer Kernbeschäftigung – dem Schreiben – widmen wolle sei der Grund für den Rücktritt Ruth Schweikerts, schreibt Suisseculture.

Bekannt geworden ist Johanna Lier als Schauspielerin in Fredi Murers «Höhenfeuer». Später wechselte Sie zur Literatur. Poesie und Lyrik ist ihr literarischer Schwerpunkt. Zudem ist sie als Freie Journalistin tätig. Sie ist Mitglied im Verband «Autorinnen und Autoren der Schweiz» (AdS).

Johanna Lier tritt ihr Amt als Präsidentin der Suisseculture per sofort an. Sie wird unterstützt von einem elfköpfigen Vorstand, in dem die Schweizerischen Verbände professioneller Kulturschaffender aller Sparten vertreten sind.

Als Dachverband engagiert sich Suisseculture vornehmlich im Bereich landesweiter und übergeordneter Interessen der ihr angeschlossenen Verbände und Organisationen.

Mitglieder sind von der Musikseite her die Schweizerische Interpretenstiftung SIS, das Schweizer Musik Syndikat SMS, der Schweizerische Tonkünstlerverein, die SUISA und die SUISA-Stiftung für Musik sowie der Schweizerische Musikerverband SMV.

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