Spoerri mit Goldener Ehrenmedaille geehrt

Der Kanton Zürich würdigt den Jazzer und Computermusik-Pionier Bruno Spoerri mit der Goldenen Ehrenmedaille. Der mit 50‘000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons wird in diesem Jahr dem Komiker und Regisseur Ueli Bichsel verliehen, ein Förderpreis geht an den Spoken-Word-Pionier Roland Jurczok.

Foto: Niklaus Spörri

Spoerri, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, sei ein bescheidener, neugieriger Künstler, der die turbulenten künstlerisch-musikalischen Entwicklungen der letzten 60 Jahre bewusst miterlebt und gekonnt mitgestaltet hat, schreibt der Kanton.

Seine Karriere begann er in den 1950er-Jahren als Saxofonist in verschiedenen Jazzformationen. Sehr früh schon begann er auch, sich mit Möglichkeiten der synthetischen Klangerzeugung auseinanderzusetzen. Spoerri profilierte sich als Komponist, Produzent, Tonmeister sowie als Leiter des Zürcher Jazz Festivals. Daneben hat er als Herausgeber auch Standardwerke zu den Geschichten des Jazz und der Computermusik in der Schweiz geschaffen.

Der 62-jährige Clown Ueli Bichsel begann 1980 als Regisseur mit der Produktion «Zwischen den Zeilen Theater». 1981 gründete er die Theatergruppe «Die Lufthunde» und den Verein Kultur im Zelt «Zirkus Theater Federlos», mit dem er während Jahren in Europa und Afrika auf Tournee war.

Der Förderpreis des Kantons Zürich ist mit 40‘000 Franken dotiert. Er geht an Künstlerinnen und Künstler, denen ein besonderes künstlerisches Potenzial zugesprochen wird. Der diesjährige Empfänger Roland Jurczok tritt regelmässig zusammen mit der Schriftstellerin Melinda Nadj Abonji auf, ist gegenwärtig aber auch mit Soloprogrammen an internationalen Festivals zu erleben.

Neue Erkenntnisse zum Absoluten Gehör

Neuropsychologen der Universität Zürich (UZH) haben bei Absoluthörern eine enge funktionelle Kopplung zwischen dem Hörkortex im Gehirn und dem Stirnhirn festgestellt. Ein Befund, der nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch von Bedeutung ist.

Foto: grafikplusfoto – Fotolia,SMPV

In einer aktuellen Studie des Musik-Lab am Lehrstuhl für Neuropsychologie der UZH unter der Leitung von Lutz Jäncke sind mit absolut hörenden Musikern Befunde erzielt worden, die gemäss Erstautor Stefan Elmer eine neue Sicht auf die zugrunde liegenden psychologischen und neurophysiologischen Prozesse eröffnen. Sie vereint zwei entgegengesetzte Erklärungsansätze für das Phänomen.

Eine Erklärungslinie geht davon aus, dass Absoluthörer die Töne bereits auf einer sehr frühen Stufe der Tonverarbeitung kategorisieren, Töne gleich wie Sprachlaute verarbeiten und diese bestimmten Kategorien zuordnen. Diese These geht damit davon aus, dass die Töne bei Absoluthörern bereits im primären und sekundären Hörkortex verarbeitet werden. Eine andere Theorie postuliert, dass Absoluthörer die unbewusste Zuordnung von Tönen zu Gedächtnisinformationen besonders gut beherrschen; diese Zuordnungen werden vor allem im oberen Stirnhirn, im dorsalen Frontalkortex, vorgenommen.

In seiner Studie kann Stefan Elmer nun zeigen, dass der linksseitige Hörkortex und der linksseitige dorsale Frontalkortex funktionell bereits im Ruhezustand stark gekoppelt sind. Bei Absoluthörern sind die neurophysiologischen Aktivitäten im Frontal- und Hörkortex synchronisiert, was auf eine enge funktionale Kopplung schliessen lässt. Diese Koppelung begünstigt laut Elmer einen besonders effizienten Informationsaustausch zwischen dem Hörkortex und dem dorsalen Frontalkortex bei Absoluthörern.

Originalartikel:
Stefan Elmer, Lars Rogenmoser, Jürg Kühnis und Lutz Jäncke: «Bridging the gap between perceptual and cognitive perspectives on absolute pitch». The Journal of Neuroscience, 6. Januar, 2015. doi: 10.1523/JNEUROSCI.3009-14.2015
 

 

Konzert für Orchester und Beatboxer

2012 war er auf der Dancing-Las-Vegas-Tournee noch mit DJ Bobo unterwegs. Nun hebt der Beatboxer und Jazzsänger Indra Tedjasukmana mit dem MDR Sinfonieorchester unter Kristjan Järvi einen Satz aus einem Konzert für Orchester, Beatboxer, DJ und Percussion von Gene Pritsker aus der Taufe.

Foto: Jasmin Kokkola/Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar

Bei der Uraufführung des Satzes Migrational aus dem Konzert für Orchester, Beatboxer, DJ und Percussion von dem aus Russland stammenden Komponisten Gene Pritsker steht Indra Tedjasukmana als DJ auf der Bühne. Zum MDR Sinfonieorchester gesellt sich ausserdem noch der Perkussionist Philipp Bernhardt. Die Uraufführung wird unter dem Titel «Beethoven Beat Box» mit einer Aufführung von Beethovens für seine Zeit ebenfalls ungewöhnlichen 8. Sinfonie gekoppelt. 

Den Rahmen für das Konzert bildet das vom MDR-Chefdirigenten Kristjan Järvi initiierte Ice Festival vom 15. bis 25. Januar, das nach dem Northern Lights Festival nun – mit den Worten der Veranstalter – «zum zweiten Mal in verschiedenen Locations in Leipzig eine grosse Expedition in die Musikwelt des Nordens» unternimmt.

Das integrale Beatbox-Konzert des Komponisten, Gitarristen, Rappers und DJ Gene Pritsker wird im Juni 2015 beim Midsummer Festival des MDR Sinfonieorchesters (21. bis 30. Juni 2015) zu erleben sein. 

Indra Tedjasukmana, Gewinner der Europäischen Meisterschaften im Beatboxen, ist Dozent für Pop-Gesang an der Hochschule in Osnabrück. Parallel promoviert er an der Musikhochschule Münster zum Thema «A Cappella Pop und Beatbox». Sein Buch «Beatbox Complete» ist mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2014 ausgezeichnet worden.

Identität von Musikwerken auf dem Prüfstand

Worin konstituiert sich ein Kunstwerk, insbesondere in der Musik? Ein Philosophie, Musikwissenschaft und unterschiedliche Musikpraxen verbindendes Projekt der Hochschule der Künste Bern will die Metaphysik, insbesondere die Identitätsbedingungen musikalischer Werke, thematisieren.

Foto: D. Braun / pixelio.de

Wie andere Beiträge zur philosophischen Diskussion in diesem Bereich nimmt das Projekt als Ausgangspunkt den Paradigmenwechsel in der Notenschrift im 19. Jahrhundert, der Interpretation immer genauer zu fixieren versuchte. Ausgegangen wird von Schriften zur Aesthetik der Kunst und Musik wie auch von Musikrezensionen.

Ziel sei es, schreiben die Verantwortlichen, den ontologischen Status eines musikalischen Werks anhand unterschiedlicher Fallbeispiele in seiner spezifischen musikalischen Praxis zu definieren. Genauer beleuchtet würden dabei «die Existenz einer ausgefeilteren musikalischen Standard-Notation, die autoritäre Rolle der Partitur und die von Interpretationen und deren zeitlichen Flüchtigkeit losgelöste Wahrnehmung eines Werkes».

Das vom Philosophietheoretiker Dale Jacquette und von Thomas Gartmann geleitete Projekt mündet in zwei Tagungen mit dem Zentrum Paul Klee, wo auch das philosophische Verständnis des Malers und Musikers Klee diskutiert wird, sowie in eine Dissertation und eine Habilitation.

Eine App für die Stimmanalyse

Wie hoch oder schnell wir sprechen und wie unsere Stimme klingt, analysiert eine neue App von Sprachwissenschaftlern der Universitäten Zürich und Genf. «VoiceÄpp» erkennt mittels einer automatischen Spracherkennung sogar den Dialekt des Benutzers.

Foto: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de,SMPV

Die von Dialektforschern der Universitäten Zürich und Genf entwickelte App misst, wie schnell, hoch oder tief jemand spricht. Benutzerinnen und Benutzer müssen dazu einzig einen Satz mit ihrem Smartphone aufnehmen, worauf die App Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit analysiert. Die Stimmanalyse zeigt auch, wie die eigene Stimme von Personen mit einer Hörbeeinträchtigung, beispielsweise Tinnitus, wahrgenommen wird.

Aufgrund der mit der App generierten Daten erhoffen sich die Sprachwissenschaftler einen Korpus des Schweizerdeutschen von bisher beispielloser Grösse. Erstmals wird es dadurch möglich sein, weitreichende Bevölkerungsstatistiken zu Sprechgeschwindigkeit oder Stimmtonhöhe zu ermitteln. Mit den Daten könnten Analysen zwischen einzelnen Dialektregionen, Alters- oder Geschlechtergruppen gemacht werden.

«VoiceÄpp» kann gratis im Apple App Store und im Google Play Store bezogen werden. Sie ist das Produkt eines zweijährigen Projekts des Schweizerischen Nationalfonds.

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