Nominationen für den Grand Prix Musik 2015

Das Bundesamt für Kultur (BAK) verleiht 2015 zum zweiten Mal den Schweizer Grand Prix Musik. Es hat nun die Nominierten bekanntgegeben.

Markus Flückiger. Foto: zvg

Die Nominierten sind Philippe Albèra (Genève), Nik Bärtsch (Zürich), Malcolm Braff (Vevey / Le Mont Pelerin), Markus Flückiger (Schwyz), Joy Frempong (Bolgatanga (GH)/Zürich), Marcel Gschwend aka Bit-Tuner (St. Gallen/Zürich), Heinz Holliger (Basel), Daniel Humair (Genève/Paris), Joke Lanz (Basel/Berlin), Christian Pahud (Lausanne), Annette Schmucki (Zürich/Cormoret), Bruno Spoerri (Zürich), Cathy van Eck (Zürich), Nadir Vassena (Lugano) und Christian Zehnder (Basel).

Ziel des Schweizer Grand Prix Musik ist es, «herausragendes und innovatives schweizerisches Musikschaffen zu würdigen und ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken». Der Schweizer Grand Prix Musik ist mit 100’000 Franken dotiert, die Nominationen mit je 25’000 Franken.

Das BAK mandatiert jährlich ein zehnköpfiges Expertenteam, bestehend aus Musikjournalisten, Musikschaffenden und Musikexperten. Dieses Team wählt Kandidatinnen und Kandidaten aus allen Regionen der Schweiz und aus sämtlichen Musiksparten aus, um diese der Eidgenössischen Jury für Musik zu unterbreiten.

Die Jury besteht aus Graziella Contratto, Annelis Berger, Thomas Burkhalter, Zeno Gabaglio, Michael Kinzer, Florian Walser und Carine Zuber. Sie bestimmte im April 2015 aus 53 vorgeschlagenen Musikschaffenden die 15 Finalistinnen und Finalisten. Die Gewinnerin oder der Gewinner des Schweizer Grand Prix Musik wird an der Preisverleihung bekanntgegeben.
 

Mit einem Prozent eines Erbes die Kultur fördern

Anlässlich der «Kulturlandsgemeinde» von Appenzell Ausserrhoden in Heiden ist eine Stiftung Erbprozent Kultur lanciert worden. Die Idee: Das Vermögen der Stiftung wird aus freiwillig zur Verfügung gestellten Prozenten persönlichen Erbes aufgebaut.

Foto: Martin Büdenbender/pixelio.de

Die Stiftung ist laut der offiziellen Medienmitteilung eine «gemeinschaftliche Kulturförderung ohne Eintrittshürden». Sie ermögliche «ein klares, persönliches Bekenntnis zur Kultur». Jede Person – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Status oder Höhe des Vermögens – kann freiwillig ein Prozent ihres persönlichen Erbes für die Kultur stiften. Sie könne damit Teil eines generationenübergreifenden Projekts werden und die Kulturlandschaft aktiv mitgestalten, schreiben die Initianten weiter. Ein handschriftliches Erbversprechen reicht aus.

An die Aufbauphase hat der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden einen Beitrag zugesichert. Bereits sollen vierzig Personen eine Absichtserklärung abgegeben haben, darunter auch namhafte Persönlichkeiten.

Die Stiftung soll Kultur in und aus der ganzen Schweiz in ihrer vielfältigen Ausgestaltung fördern. In einer auf zwei Jahre angelegten Aufbauphase werden die Fördergrundsätze partizipativ unter Einbezug von Erbversprechenden erarbeitet. In offenen Foren will die Stiftung grundlegende Fragen zum Profil stellen und neue Formen von Vergabeinstrumenten und Prozessen entwickeln. Ab 2017 können Fördermittel – vermutlich noch in bescheidenem Umfang – vergeben werden. Die Stiftung geht davon aus, dass sie in den ersten zehn Jahren die zweistellige Millionengrenze erreichen wird.
 

Steinklang-Musik in Boswil, Basel, Winterthur und Tesserete

Der Förderverein für Steinklang-Musik will mit seinen Konzerten dieses Klanguniversum neu beleben und bekannt machen.

Der Ammonit kennzeichnet den Verein Steinklang-Musik. Foto: Bramfab – WikimediaCommons,SMPV

 Im Juni letzten Jahres fand ein Symposium für Steinklang-Musik statt. Dabei wurde der Wunsch geäussert, diese Musik einem grösseren Publikum zugänglich zu machen. Nach einem Intensivwochenende im Herbst 2014 kommen nun an sechs Abenden in verschiedenen Regionen der Schweiz Kompositionsaufträge und Improvisationen für Lithofone (lithos, griechisch: Stein) zur Aufführung.

Organisiert werden diese Konzerte vom Förderverein für Steinklang-Musik (www.steinklanginstrumente.ch). Der Verein bezweckt nach eigenen Angaben «die Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Steinklang-Musik. Diese hat ihren Ursprung in prähistorischen Zeiten.»

Den Vorstand des Vereins bilden Felix Perret, Mathias Steinauer, Christian Dierstein, Matthias Brodbeck und Dominik Dolega.
Der Verein arbeitet mit den Instrumentenbauern Beat Weyeneth und Rudolf Fritsche zusammen. Mit letzterem hat die Schweizer Musikzeitung im Dezember 2013 im Rahmen des Themenschwerpunktes «Wie klingt die Erde?» ein Interview geführt.

Die Konzertreihe

 

Konzerte 1 und 2
1. Teil
Christian Dierstein, Lithofon Solo
Werke von D. Ott, M. Steinauer, Uraufführungen von D. Girod, L. Rohner, H.J. Meier, R. Satapati, M. Wettstein und B. Wulff

2. Teil
Tormalino Ensemble (Improvisierte Musik)
Maria Fernanda Castro Vergara, Klavier
Rahel Schweizer, Harfe
Beat Weyeneth und Luciano Zampar, Steinklanginstrumente

Samstag, 16. Mai, 17.00 Uhr Spazio inverso, via alle Pezze, Tesserete
Sonntag, 17. Mai, 17.00 Uhr, alte Kirche Boswil

 

Helene Winkelman an den ISCM World Music Days

Die Schweizer Komponistin Helena Winkelman ist mit ihrem Werk Bandes dessinées von der Jury der ISCM World Music Days 2015 in Slowenien als Schweizer Vertretung des Festivals ausgewählt worden.

Bild: zvg

Die ISCM World Music Days sind das jährlich stattfindende Festival der 1922 gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (International Society for Contemporary Music) und findet 2015 vom 26. September bis zum 1. Oktober in Slowenien statt. Die zur Auswahl stehenden Werke werden von den jeweiligen Landessektionen eingereicht. Die Einreichungen der Schweizer Gesellschaft für Neue Musik SGNM/SSMC hat ihr Vizepräsident Nicolas Farine koordiniert.

Winkelman studierte Komposition bei Roland Moser und Georg Friedrich Haas. 2013 war sie Composer in Residence am Musikdorf Ernen in der Schweiz und 2014 beim Lockenhaus Festival in Oesterreich. Sie erhielt unter anderem Kompositionsaufträge von der Harvard Musical Association Boston, der Basel Sinfonietta, der Musikfabrik Köln und dem Lucerne Festival. Ihre Werke wurden vom Ensemble Phoenix und dem Arditti Quartett gespielt. Helena Winkelman lebt in Basel.
 

Aus für Musikwissenschaften in Klagenfurt

Erst 2007 ins Leben gerufen, ist der Studiengang Angewandte Musikwissenschaft der Alpen-Adria-Universität von Klagenfurt auf Ende April bereits wieder eingestellt worden. Dagegen haben Studierende und Lehrende vor dem Rektorat protestiert.

Hauptgebäude der Alpen-Adria-Universität. Foto: uniklu/Johannes Puch,SMPV

Laut einem Bericht der Kleinen Zeitung hat der Universitätsleiter Oliver Vitouch das Gespräch mit den Protestierenden gesucht und versprochen, «weiterhin für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst zu sorgen».

Die Abteilung Musikwissenschaft der Alpen-Adria-Universität war dem Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft der Universität Klagenfurt angegliedert. Für  den Studiengang konnte man sich seit dem Wintersemester 2012/13 nicht mehr neu einschreiben. Programmleiter war Daniel Ender, der auch als freier Mitarbeiter der NZZ amtet und seit 2013 gemeinsam mit Daniel Brandenburg und Frieder Reininghaus die Österreichische Musikzeitschrift herausgibt.
 

Hörfunk als Bildungsauftrag

Hermann Scherchen, von 1945–50 musikalischer Leiter von Radio Beromünster, sah das Radio als Mittel zur musikalischen Bildung. In seinem «Hörtheater» bearbeitete er klassisch-romantische Bühnenmusiken zu Sendungen mit Wort und Musik um.

Foto: tom2525/pixelio.de,Hermann Scherchen, Foto: Familienarchiv Myriam Scherchen, wiki commons
Image

Von der Entwicklung des Radios erwartet Hermann Scherchen (1891–1966) viel für eine demokratische musikalische Volksbildung. Von Anfang an ist er dabei: 1924 sein erstes Radiokonzert zum 50. Geburtstag von Schönberg, 1928 musikalischer Oberleiter am Königsberger «Ostmarkenrundfunk», 1932 musikalischer Berater der Reichsrundfunk-Gesellschaft in Berlin. Von 1945 bis 1950 amtiert er als Musikchef von Radio Beromünster und leitet das Zürcher Studio-Orchester. 1950 erscheint in Winterthur seine Studie Musik für Jedermann – dem unbekannten Radiohörer gewidmet.

In einem «Bekenntnis zum Radio» sieht er in dem neuen Medium «die bedeutendste Erschütterung im Leben der Völker seit der Erfindung des Buchdrucks». Wie andere in der Frühzeit des Mediums, erhofft er sich vom Radio auch eine Mobilisierung des Hörers zu eigener Aktivität – künstlerischer (musikalischer) wie geistiger (politischer). 1930 leitet er auf dem Musikfest von Baden-Baden die Uraufführung des von Hindemith und Kurt Weill vertonten Brechtschen Lindberghflugs, eines «Radiolehrstücks». Das Publikum soll darin einbezogen sein.

In einem Aufsatz Der Rundfunk in seinen Beziehungen zu Musikpflege und Musikerziehung reflektiert Scherchen 1930 über das «musik-auslegende, sinnschaffende Wort»; es stünde in der Form «der poetisierenden Darstellung eines Musikwerkes», aber auch «als streng auf die musikalischen Vorgänge beschränkte Werkanalyse» zur Verfügung. Von ausgedehnten Einführungsvorträgen hält er nichts; statt dessen die «musikalische Ansage» – «vom knapp Überschriften gebenden Bericht bis zur anekdotenhaften Festhaltung eines Zeitmilieus, oder bis unmittelbar in die Gefühlssphäre hineinführenden empfindsamen Mitteilung».

Um 1930 hat Scherchen Hörspiele mit Musik als eine «dem Radio eigentümliche Form» erwogen und Strawinskys L’histoire du soldat, Hermann Reutters Saul und Milhauds Le bœuf sur le toit so umgesetzt. In den vierziger Jahren schweben ihm «neuartige, aber unmittelbar verständlich bleibende Ineinanderverbindungen von Musik und Wort» vor, wie Dostojewskis Grossinquisitor mit beigestellter Musik von Tschaikowski. Auch wendet er sich in Bearbeitungen als ein «Hörtheater» klassisch-romantischer Bühnenmusik zu: Egmont, Ein Sommernachtstraum, L’Arlesienne, Peer Gynt. Dazugestellt eine poetische Ausdeutung des Prometheus-Balletts von Beethoven und Schumanns «dramatisches Gedicht» Manfred nach Byron, komprimiert. In der Beschränkung auf jeweils eine dreiviertel Stunde hat er dabei einen zyklischen Sendeplatz im Sinn.

Aufnahmen des «Hörtheaters» schon bei Radio Beromünster; aber am Sender Leipzig wird vom 25. 11. bis 1. 12. 1960 die Serie als Ganzes eingespielt. Scherchen, von den zwanziger Jahren her Leipzig eng verbunden, nach Kriegsende auch zweimal als Gewandhauskapellmeister gehandelt, war im Gustav-Mahler-Jahr 1960 zweimal Gastdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters gewesen. Dabei brachte er seine Hörfunkbearbeitungen ins Gespräch, und kurzfristig wurde der Aufnahmetermin vereinbart. Ein Parforceritt sondergleichen: vormittags die Orchesterproben, am Nachmittag die Proben mit den Solisten und dem Chor und abends von acht Uhr bis elf oder gar bis Mitternacht die Aufnahmen. Myriam Scherchen zufolge hat ihn das Ergebnis so begeistert, dass er eine Schallplattenausgabe erwog – die aber nicht zustande kam. Die Tochter hat das Vermächtnis erfüllt: musterhafte Edition, auch mit allen Scherchen-Texten, in einer dreiteiligen CD-Kassette Musique et litterature auf dem von ihr installierten Label «Tahra» (TAH 103-105).

Scherchen beabsichtigt mit seinem «Hörtheater» auf Musik zu Bühnenstücken hinzulenken, die infolge der veränderten Theaterpraxis kaum mehr erklingt, jedenfalls im Zusammenhang mit der Dichtung nicht. Darüber hinaus verfolgt er musikpädagogische Interessen: Durch das Zusammenspiel von Wort und Ton soll musikalisches Verständnis geschaffen werden. Wie er dem Leipziger Musikredakteur Klaus Richter erläutert: Es müssten Mittel und Wege gefunden werden, «die noch nicht interessierten Hörer auf die verschiedenartigste Weise zu interessierten Hörern zu machen». Sendeformen sollten gesucht werden, «die den Hörer in einen psychologischen Spannungszustand versetzen, die ihn der Musik offen und gespannt entgegentreten lassen, die ihn in ein bildungsmässiges Bezugssystem versetzen, in das er die zu hörende Musik einordnen kann.»

Durch die Beschränkung auf jeweils eine dreiviertel Stunde sind Eingriffe in die Partituren – Kürzungen – bedingt. Aber überhaupt nimmt sich Scherchen Freiheiten bis zur neuen Zuordnung von Musiknummern heraus. Den Kommentar lässt er entweder in die Pausen sprechen – auch selbstherrlich in die Musik gesetzte! –, oder er überlagert in der Art des Melodrams die Töne mit Worten. Manches erinnert, im guten wie schlechten Sinn, an die Methoden von Filmmusik. Scherchen mag dies gemeint haben, als er auf die «ästhetische Anfechtbarkeit» hinweist – sie aber der pädagogischen Absicht willen in Kauf nimmt.

Myriam Scherchen nennt die Bearbeitungen des Vaters eine «wahrhaftige Neuschaffung». Die Auswahl sei quasi autobiographisch zu verstehen. Es wird auf den «fast faustschen Kampf des Menschen mit seiner Begierde» gelenkt und die Erlösung durch Liebe. Ihr Vater habe das Leben eines Mannes geführt, «der alles wissen wollte, eines Autodidakten, der an den Menschen glaubte und dessen Allmacht, der jedoch die Liebe benötigte, um seiner eigenen übergreifenden Tätigkeit einen geistigen Sinn zu geben».

Sechsmal «Hörtheater»

Aargauer Kuratorium unter neuer Leitung

Das Präsidium des Aargauer Kuratoriums und die Leitung der Abteilung Kultur im Departement Bildung, Kultur und Sport haben Peter Erismann zum neuen Geschäftsführer des Aargauer Kuratoriums ernannt.

Foto: zvg

Der 53-jährige Peter Erismann hat sich als Ausstellungsleiter und Kurator an der Schweizerischen Nationalbibliothek / Schweizerisches Literaturarchiv und für das Centre Dürrenmatt Neuchâtel national einen Namen als Kulturmanager, Projektleiter, Kurator und Herausgeber gemacht. Seit zehn Jahren ist er zudem in der Trägerschaft des Kino Kunstmuseum in Bern engagiert.

Der gelernte Buchhändler absolvierte zwischen 2003 und 2005 das Masterprogramm Kulturmanagement an der Universität Basel und schloss dieses mit einem MAS in Arts Management ab. Erismann wird die Geschäftsführung des Aargauer Kuratoriums auf den 1. September 2015 übernehmen.

In dieser Funktion wird er laut der Medienmitteilung des Kantons die Geschäftsstelle in fachlicher, organisatorischer und personeller Hinsicht leiten und die Mitglieder des Kuratoriums in fachlichen Fragen beraten. Dazu gehört auch die Vorbereitung und Umsetzung der Kuratoriumsentscheide, die Budgetverantwortung sowie die Organisation und Koordination des Gesuchswesens.
 

get_footer();