Systemwechsel in der Luzerner Kulturförderung

Der Kanton Luzern schreibt im Rahmen des Systemwechsels bei der Kulturförderung erstmals die selektive Produktionsförderung aus. Die Ausschreibungen erfolgen in den Sparten «Musik» und «Theater/Tanz» sowie für Beiträge an Kunst- und Fotografiepublikationen. Insgesamt können 230’000 Franken vergeben werden.

Foto: Ilse Dunkel (ille)/pixelio.de

Zur Ausschreibung im Bereich Musik zugelassen ist das aktuelle Schaffen von Musikerinnen und Musikern in sämtlichen Bereichen der Sparte Musik. Die Beiträge dieser Ausschreibung dienen der Veröffentlichung sowie den damit verbundenen Aufwänden für Promotion und Distribution. Total steht eine Beitragssumme von 60’000 Franken zur Verfügung.

Die Beiträge der Ausschreibung im Bereich Theater/Tanz von insgesamt 120’000 Franken können für Produktionen von professionellen Theater- und Tanzschaffenden, die erstmals 2017 aufgeführt werden, vergeben werden.

Abgabetermin der Dossiers für die Teilnahme an der selektiven Förderung ist der 30. September 2016. Für die Beurteilung der eingereichten Arbeiten wird eine vierköpfige Fachjury eingesetzt. Die Wettbewerbsergebnisse und gesprochenen Beiträge werden im Rahmen der öffentlichen Übergabefeier der Werkbeiträge am 11. November 2016 im Kulturzentrum Braui in Hochdorf bekanntgegeben.

Ab dem Jahr 2017 plant der Kanton halbjährliche Ausschreibungen, jeweils per Ende Januar und Ende Juni. In den Sparten Musik und Theater Tanz werden Produktionsbeiträge, in der Sparte Freie und Angewandte Kunst Werkbeiträge ausgeschrieben. Das neue Förderinstrument hat seine Grundlage in dem vom Kantonsrat im Jahr 2014 verabschiedeten Planungsbericht über die Kulturförderung des Kantons Luzern.

Mehr Infos: www.kultur.lu.ch

 

Schaffhausen fördert Aderi und Odermatt

Stadt und Kanton Schaffhausen unterstützen ein Kenia-Projekt der Musikerin Joana Aderi mit 17’500 Franken und die Realisierung einer CD von Jörg Odermatts Band Papst & Abstinenzler mit 15’000 Franken.

Papst & Abstinenzler. Foto: buerobureau

Insgesamt reichten 24 Bewerberinnen und Bewerber Dossiers für die Förderbeiträge ein. Das Kuratorium sprach 7 Beiträge. Ziel der Förderbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen ist eine substantielle Förderung der überzeugendsten Bewerbungen. Das Kuratorium entscheidet unabhängig über die Höhe der Unterstützung; der Mindestbetrag beträgt 15’000 Franken.

  • Die Musikerin Joana Aderi (*1977) erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von  17’500 Franken zur Umsetzung eines Musikprojekts im Austausch mit Kenia.
  • Die Schriftstellerin Ursula Fricker erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 17’500 Franken zur Fertigstellung eines neuen Romanmanuskripts.
  • Der Musiker Jörg Odermatt (*1962) erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 15’000 Franken zur Produktion eines Studioalbums mit seiner Band Papst & Abstinenzler.
  • Die Künstlerin Rebekka Gnädinger (*1982) erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 15’000 Franken zur Unterstützung der künstlerischen Arbeit als Artist in Residence in St. Louis in Senegal.
  • Der Regisseur und Drehbuchautor Felix Tissi (*1955) erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 15’000 Franken zur Realisierung eines Drehbuchs zu einem geplanten Film.
  • Das Künstlerduo Rubén Fructuoso (*1987) und Beat Wipf (*1982) erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 15’000 Franken zur Realisierung eines Projekts, das die Aktualität religiösen Wahns installativ thematisiert.
  • Das Künstlerduo Ralf Schlatter (*1971) und Anna-Katharina Rickert (*1973) alias schön & gut erhält einen Förderbeitrag in der Höhe von 15’000 Franken zur Erarbeitung eines neuen Programms.
  • Die beiden Atelierstipendien (6 Monate in Berlin) gehen an die Künstlerin Judith Kakon (*1988) und den Künstler Andreas Dal Cero (*1964).

Kanton und Stadt Schaffhausen verleihen seit 15 Jahren Förderbeiträge an Schaffhauser Kulturschaffende. Der Gesamtbetrag, der zur Vergabe zur Verfügung steht, beläuft sich auf 110’000 Franken.

Die Bewerbungen werden von einem unabhängigen Fachkuratorium beurteilt und juriert. Dieses bestand heuer neben den Behördenvertretern Cristina Baumgartner-Spahn, Jens Lampater, Marion Preuss und Roland E. Hofer aus den Experten Beatrice Stoll (Vorsitz, Literatur), Moritz Müllenbach (Musik), Caroline Minjolle (Tanz und Theater) sowie Alexandra Blättler (Kunst).

Marchand komplettiert Leitung des Verbier Festivals

Laurence Marchand, die seit 17 Jahren als Leiterin der Produktion und der künstlerischen Koordination am Théâtre du Châtelet in Paris amtet, wird Mitglied der Leitung des Verbier Festivals. Gemeinsam mit Gründer und Geschäftsführer Martin T:son Engstroem wird sie ab Herbst 2016 die Entwicklung des Festivals vorantreiben.

Foto: Verbier Festival

Gestärkt durch ein internationales Netzwerk künstlerischer und institutioneller Kontakte habe Laurence Marchand in Paris auf kreative Art und Weise ein musikalisches und choreografisches Programm mit zahlreichen Koproduktionen geleitet, schreibt das Verbier Festival.

Zuvor entwickelte sie als Verwalterin der internationalen Künstleragentur IMG Artists Produktionen für das Mariinsky Theater/Valery Gergiev, das Monteverdi Orchestra/John Eliot Gardiner, die Choreografin Sylvie Guillem und zahlreiche sinfonische Ensembles auf der ganzen Welt.

Laurence Marchand tritt ihren Posten beim Verbier Festival im Herbst 2016 an und löst damit Kim Gaynor ab, die mehr als elf Jahre lang Administrative Geschäftsführerin des Festivals war. Kim Gaynor übernimmt im September die Generaldirektion der Vancouver Opera, des zweitgrössten Opernhauses in Kanada.

 

 

Musik, Kunst und Philosophie im Dialog

Was Kunstwissenschaftler, Musikwissenschaftler und Philosophen dazu veranlasst, gemeinsam ein Wochenende einem Symposium zu widmen, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Es gibt jedoch einige Überschneidungspunkte, und einer davon ist der Berner Maler Paul Klee.

Paul Klee, «Die Zwitscher-Maschine», 1922 (Detail)

Am 21. und 22. Mai setzten sich Akademikerinnen und Akademiker aus aller Welt im Zentrum Paul Klee mit Themen wie den Identitätsbedingungen eines musikalischen Werkes, der perfekten Aufführung oder den Zusammenhängen zwischen Boulezʼ und Paul Klees Schaffen auseinander. Der interdisziplinäre Austausch war von einer familiären Atmosphäre geprägt.

Nach einer kurzen Ansprache von Dale Jacquette (Universität Bern), einem Mitglied des Organisationsteams, begann das Symposium mit einer Präsentation des amerikanischen Philosophen Peter Kivy (Rutgers University). Er hat seine Studien hauptsächlich der Ästhetik und der Philosophie der Musik gewidmet. Mit seinem Buch The Corded Shell: Reflections on Musical Representation hat er 1980 den Grundstein für das Wiederaufleben der Philosophie der Musik gelegt, obwohl er heute von seinem noch häufig zitierten Werk nicht mehr überzeugt ist. Weshalb Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Blickfeld der Philosophie geraten war, erörterte er im Referat On the recent remarriage of Music to Philosophy. Die Dominanz der absoluten Musik im späten 19. Jahrhundert führte dazu, dass sich die Philosophie auf eine Definition von Musik als formal organisierte Klangstrukturen fokussierte und sich den Inhalten von Musik, dem Vermittelten, nicht näher widmete. Kivy jedoch wagte den Versuch, erneut eine Brücke von der Musik zu den Emotionen zu schlagen und löste damit eine ganze Welle von Texten aus, die sich der Musik wieder aus der philosophischen Perspektive widmeten.

Marcello Ruta und Annabel Colas (beide Universität Bern) präsentierten anschliessend Fragen der Ontologie der Musik. Ruta argumentierte, dass die hermeneutische Herangehensweise durchaus auch performative Aspekte von Musikwerken fassen könne. Die Doktorandin Colas erläuterte die (Un-)Möglichkeit der perfekten Aufführung. Den frühen Nachmittag bestritten Thomas Gartmann (Hochschule der Künste Bern) und Alessandro Arbo (Universität Strassburg). Gartmann sprach darüber, was alles in der Partitur eines Werkes zu finden ist und wonach man vergeblich sucht. Arbo erörterte, was wir genau meinen, wenn wir sagen, etwas als ein bestimmtes Werk zu erkennen.

Klee und Interdisziplinarität
Paul Klee war in Jim Dickinsons (Bath Spa University) Referat zum ersten Mal Thema der Diskussion. Dickinson analysierte eines der am häufigsten vertonten Werke Klees, Zwitscher-Maschine (1922). Er zeigte eine mögliche Übersetzung dieses Bildes in Musik an Birtwistles Komposition Carmen Arcadiae Mechanicae Perpetuum (1977) auf. Die Musiker Paulo de Assis (Orpheus Institute Ghent) und Albert Frantz (Wien) rundeten den Tag aus praktischer Perspektive ab.

Die Präsentationen des zweiten Tages drehten sich grösstenteils um den Namensgeber des Veranstaltungsortes. Paul Klee hat nicht nur viele philosophische Ansätze in seinen Skizzen und Bildern verarbeitet, sondern war auch Amateurviolinist. Er erregt somit sowohl das Interesse von Kunstinteressierten wie von Musikern, Musikwissenschaftlern und Philosophen. Damit ist er ein ideales Thema für interdisziplinarische Forschung, wie sie in diesem Symposium gefördert wurde. Auch Pierre Boulez hatte eine ganz besondere Beziehung zu Paul Klees Schaffen, wie Ulrich Mosch (Universität Genf) in seinem Referat aufzeigte.

Christian Berger (Universität Freiburg) und Walter Kreyszig (University of Saskatchewan) hatte die Verbindungslinien von Johann Sebastian Bach zu Klee im Fokus. Klee versuchte immer wieder, Abstraktes visuell darzustellen und so wurden auch bachsche Kompositionen mit ihrer hohen Strukturiertheit zu Ausgangpunkten für seine Werke. 

Am Nachmittag folgte eine Führung durch das Zentrum Paul Klee mit Kurator Michael Baumgartner. Anschliessend erläuterte dieser in einer Präsentation die zentrale Rolle der Natur in Klees Werken. Weitere Analysen wurden vorgetragen von Linn Buchert (Friedrich-Schiller-Universität Jena); sie beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Rolle der Atemmetapher in visueller Kunst.

Kompositionsstudentinnen und -studenten der Hochschule der Künste Bern und das Vertigo-Ensemble bereicherten das Symposium mit einem abschliessenden Konzert. Gespielt wurden Stücke, die inspiriert waren von Boulezʼ Structures I, einem Werk, das Boulez 1951 ursprünglich An der Grenze des Fruchtlandes nennen wollte, in Anlehnung an Klees Bild Monument an der Grenze des Fruchtlandes. Wie die Eindrücke aus dem zweitägigen Symposium die Perzeption beeinflussen, das konnten die Teilnehmenden beim Anhören dieser Uraufführungen direkt erleben.

Historisches zur Schwyzer Volksmusik

Ein «Schwyzer Heft» der Kantonalen Kulturkommission Schwyz zur Geschichte der Volksmusik im inneren Kantonsteil ist auf überraschend hohes Interesse gestossen. Nun hat es der Kanton nachgedruckt.

Muotathaler Musikanten (s. unten). Foto: Bert Schnüriger, Seewen

Das in einer Auflage von 900 Stück gedruckte Heft zur Entstehung und Geschichte der Innerschwyzer Ländlermusik war laut einer Mitteilung des Kantons innert drei Wochen restlos ausverkauft. Nun ist es in einer zweiten Auflage erschienen und ab sofort wieder erhältlich. 

Die instrumentale Volksmusik hat im Kanton Schwyz, insbesondere im inneren Kantonsteil, seit jeher einen hohen Stellenwert. Zahlreiche schweizweit bekannte Musikanten stammen aus dieser Gegend. Nebst bestbekannten Namen wie Kasi Geisser, Piitschä-Wysel, Toni Bürgler und weiteren haben in den letzten rund 100 Jahren in den Schwyzer Dörfern von Küssnacht über Goldau, im Schwyzer Talkessel, Muotathal, Illgau, Gersau, aber auch im Berggebiet von Sattel und Rothenthurm zahlreiche weitere Musikanten zum Tanz und zur Unterhaltung aufgespielt, deren Namen heute nur noch wenigen bekannt sind. All diesen bekannten und unbekannten Volksmusikanten ist das neue, 204 Seiten starke Heft, gewidmet.

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Erhältlich ist das Schwyzer Heft bei der Kantonalen Kulturkommission Schwyz zum Preis von 25 Franken plus Porto und Verpackung. Erreichbar während den Bürozeiten unter 041 819 20 88 oder per Mail kulturfoerderung.afk@sz.ch.

Foto oben (von links): Franz Föhn sen., Franz Schmidig jun., Franz Schmidig sen., sowie Franz Föhn jun.

Helvetisches Feuer in Meiningen

Der Schweizer Philippe Bach leitet seit 2010 als Generalmusikdirektor die geschichtsträchtige Hofkapelle. In seinen Programmen baut er mit vielen Schweizer Interpreten und Werken Brücken von einem Land ins andere.

Philippe Bach in Meiningen. Foto: Michael Reichel,Foto: Michael Reichel

Von Bach zu Bach. So liesse sich verkürzt die Geschichte der gut 325-jährigen Hofkapelle von Meiningen beschreiben. Es war Johann Ludwig Bach, ein ferner Verwandter des grossen J. S., der, gefolgt von weiteren Mitgliedern der weitverzweigten Familie, im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts mit der Hofkapelle die Residenzstadt Sachsen-Meiningen zu einem bedeutenden Musikzentrum formte. Seit sechs Jahren steht nun ein ganz anderer Bach, nämlich ein Schweizer Bach, als Generalmusikdirektor an der Spitze der Meininger Musikkultur: Philippe Bach, der in Bern, Genf, Zürich und Manchester Horn und Dirigieren studiert hatte, übernahm 2010 eines der geschichtsträchtigsten deutschen Orchester.

Stolze Geschichte
Meiningen ist eine ruhige und schmucke südthüringische Kleinstadt zwischen Rhön und Thüringer Wald, die von der Unbill der jüngeren deutschen Geschichte einigermassen verschont geblieben ist. Meiningen ist jedoch auch ein einzigartiges kulturelles Zentrum. Da ist eben zunächst die Hofkapelle, ein gut sechzigköpfiges Sinfonieorchester, dessen kometenhafter Aufstieg vor und um 1900 mit Namen wie Franz Liszt, Johannes Brahms, Hans von Bülow, Richard Strauss und Max Reger oder demjenigen des Geiger Alexander Ritter und des Klarinettisten Richard Mühlfeld verbunden ist. Es war die Meininger Hofkapelle, die nicht bloss der räumlichen Nähe wegen, sondern aufgrund ihrer hervorragenden Qualitäten während Jahren das Bayreuther Festspielorchester prägte. Da ist das Meininger Theater, in dem – ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts und wohl erstmalig in der Geschichte – eine Frühform des Regietheaters und ein konsequent naturalistisches Regie- und Bildkonzept entwickelt wurde, das unter dem Stichwort «Meininger Prinzipien» Geschichte gemacht hat. Während Jahren tourte das Meininger Theater auf den neugebauten Bahnstrecken durch Europa, immer die detailfreudigen und voluminösen Bühnenbilder des Coburger Theatermalers Max Brückner in bis zu 20 Bahnwaggons dabei. Kein Wunder, verehren die Meininger Herzog Georg II. noch heute wie einen Stadtvater. Der sogenannte «Theaterherzog» hatte ab 1866 über ein halbes Jahrhundert Orchester und Theater nicht allein gefördert, er hatte Regie geführt und Bühnenprospekte skizziert, und nicht zuletzt als sozialliberal denkender Politiker dem wilhelminischen Kaiserreich die Stirn geboten.
Da sind heute zudem die auf experimentelle Stücke ausgerichteten Kammerspiele, das Puppentheater oder die Kleinkunst- und Tanzhäuser … Meiningen ist eine ausserordentliche Kunststadt und mit seinen gut 20 000 Einwohnern nur gut halb so gross wie Thun oder so gross wie Aarau.

SRF2 Kultur legt Jazz- und Weltmusikformate zusammen

SRF2 Kultur speckt in Sachen Spartenprogrammen ab: Das «Klangfenster» gibt es künftig nur noch am Wochenende. «Parlando» als eigenständige Sendung entfällt ganz. Der Sender berücksichtigt damit nach eigenen Aussagen «den Wunsch des Publikums nach mehr Musik».

Foto: © SRF/Danielle Liniger

Laut der offiziellen Mitteilung des öffentlich-rechtlichen Kultursenders werden die Musikthemen von «Parlando» ab dem 4. Juli 2016 in die Sendungen «Kontext» und «Passagen» integriert. «Jazz aktuell» und «Musik der Welt» werden zum neuen Format «Jazz & World aktuell» zusammengelegt. Vertiefende Themen dieser beiden Musikgenres sollen künftig ebenfalls in «Kontext» und «Passage» behandelt werden.

Das Nachmittagsprogramm von SRF2 Kultur stehe von Montag bis Freitag künftig ganz im Zeichen der klassischen Musik, schreibt der Sender. Nach dem «Klassiktelefon» und «Concerto» folge bis um 16 Uhr ein leichtes Klassikprogramm. Das «Klangfenster» ist weiterhin samstags und neu sonntags im Programm, die werktäglichen Ausstrahlungen entfallen.

Der Abend wird nach den 22-Uhr-Nachrichten noch musiklastiger: Die bisherigen Genres von alter Musik bis Jazz bleiben, doch wird der Musikanteil erhöht. Die Konzertübertragungen bleiben unverändert. Von den Veränderungen ausgenommen sind die Flagschiffe «Diskothek», «Jazz Collection» und «Musik unserer Zeit».

Wie der Sender seine Programmleiterin Barbara Gysi zitiert, strebe man «mit diesen Veränderungen eine klarere Programmstruktur an». Zudem ermögliche die angepasste Programmstruktur, «die beliebtesten Sendungen als Wiederholung auszustrahlen.»

Der Tschumi-Preis geht an Michael Buchanan

Zwei Solistinnen und drei Solisten haben letzten Freitag am Solistenkonzert ihren Master of Arts in Specialized Music Performance, die höchste Stufe der klassischen Schweizer Musikausbildung, erfolgreich abgeschlossen Michael Buchanan wurde mit dem Eduard-Tschumi-Preis 2016 für die beste Solistenprüfung ausgezeichnet.

Michael Buchanan. Foto: zVg

Die Studierenden der Hochschule der Künste Bern (HKB), die ihren Master of Arts in Specialized Music Performance Klassik abschliessen, treten jedes Jahr am Solistenkonzert im Kultur Casino Bern auf. Im Anschluss an das Konzert wird jeweils der Eduard-Tschumi-Preis verliehen, der die Solistin oder den Solisten mit der besten Gesamtbewertung der ganzen dreiteiligen Masterprüfung auszeichnet. Am 17. Juni ging der mit 12 000 Franken dotierte Preis an den Posaunisten Michael Buchanan.

Der englische Posaunist Michael Buchanan, Student bei Ian Bousfield, hat als Orchestermusiker schon Erfahrungen bei zahlreichen Orchestern sammeln können, u.a. bei den Wiener Philharmonikern, an der Wiener Staatsoper, beim Philharmonia Orchestra London und beim Royal Philharmonic Orchestra. Beim 64. Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2015 wurde Michael Buchanan mit einem ersten Preis sowie dem Publikumspreis ausgezeichnet. In den Spielzeiten 2015/16 und 16/17 trat er als Solist mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und dem Orkiestra Aukso in Polen auf.

Angélique Boudeville (Gesang), Lucas Perez Bruno (Oboe), Laura Schmid (Blockflöte) und Dmitry Serebrennikov (Violine) haben ihr Masterstudium in Specialized Music Performance Klassik ebenfalls erfolgreich abgeschlossen
Die Solistenkonzerte wurden vom Berner Symphonieorchester unter der Leitung des Dirigenten Ekkehard Klemm begleitet.
 

Viele Schwellen überschritten

Daniel Ott und Manos Tsangaris führten das Festival mit Schwung in eine neue Ära. In Symposium und Aufführungen setzten sie einige Schweizer Akzente und prägten mit «OmU» einen neuen Begriff für Musiktheater.

Mnemo/scene: Echos. Foto: Münchener Biennale/Franz Kimmel,Foto: Münchener Biennale, Franz Kimmel,Foto: Münchener Biennale, Franz Kimmel

Eine Fussgängerzone in der Münchner Innenstadt. Zwei Passanten beugen sich aufmerksam über einen Mülleimer. Gibt es etwas zu beobachten, etwas zu hören oder riechen? Weitere gehen achtlos daran vorbei, andere kommen hinzu, während die ersten sich entfernen, ohne Worte zu wechseln.

Die Videodokumentation als integraler Teil des Stücks Staring at the Bin («Einen Mülleimer anstarren», Komposition und Konzept Meriel Price) steht symptomatisch für einen Musiktheaterbegriff, der die Münchener Biennale (28. Mai bis 9. Juni 2016) unter der neuen Intendanz des Komponistenduos Daniel Ott und Manos Tsangaris prägt. Denn das Einbinden von Stadt und Alltag sowie die Öffnung zu Interaktion, fremdartigen Begebenheiten und veränderter Klangwahrnehmung stehen im Fokus des Interesses. Mit klanglich performativen Interventionen im Stadtraum, der zeitlichen Bündelung des Festivals und einer Verdoppelung der Uraufführungen auf nunmehr 15 in 13 Tagen sollten nach den Worten der beiden künstlerischen Leiter «Schwellenüberschreiter» angelockt und die Biennale geöffnet werden. Unter Einbezug von einzelnen neuen Spielorten abseits der grossen Häuser wich das Intendantenteam ganz bewusst von den Programmen ihrer Vorgänger Hans-Werner Henze und Peter Ruzicka ab.

Ott und Tsangaris scheinen sich ideal zu ergänzen, bringt doch der in seiner Wahlheimat Berlin verankerte Schweizer Daniel Ott langjährige Erfahrung als Leiter des Festivals für Neue Musik Rümlingen mit, das auf musikalische Zwiesprache mit der Umgebung spezialisiert ist (siehe Interview in der Schweizer Musikzeitung 6/2016, S. 6 ff.). Der in Dresden lehrende Tsangaris widmet sich dagegen seit seinen ersten Musiktheaterminiaturen in den Siebzigerjahren mit radikalen Statements den Weltbezügen, neuen Parametern von theatralen Aktionen, der Suche nach Klängen und der Begegnung mit dem Publikum.

Der radikale Bruch mit der Münchner Tradition überrascht dennoch und zeugt von echter Leidenschaft für die Sache. Die Wahl des Biennaletitels OmU – Original mit Untertiteln, im Kino der entscheidende Hinweis für eine unverfälschte Vorführung, lehnt sich dabei bewusst an filmische Verfahren an. Er evoziert zahlreiche Möglichkeiten, wie eine Vorlage mit ihrer Über- oder Umsetzung, aber auch Fragmentierung, Verfremdung oder Dokumentation zusammenhängen kann. Gleichzeitig spielt er auf die Variante «OmÜ» – Original mit Übertitelung – der gängigen Praxis in der Oper an.

Symposium mit Schweizer Akzenten
Was bedeutet der Begriff «Original» und wie sehen neue Formate und Strategien im heutigen Musiktheater aus? Ist der Begriff «Musiktheater» überhaupt noch zeitgemäss und in welcher Beziehung könnte dieses Musiktheater zu andern Feldern der Gegenwartskunst stehen?

Im Blick auf Produktionen der Biennale, aber auch anhand von grundsätzlichen und weiterführenden Überlegungen lud ein von Jörn Peter Hiekel (Dresden/Zürich) und David Roesner (München) konzipiertes dichtes Symposium unter dem Titel OmU – Echoräume und Suchbewegungen im heutigen Musiktheater zum Diskurs ein. Dass die Schweiz offenbar ein fruchtbarer Nährboden für den musiktheatralen Umgang mit Vorlagen verschiedenster Art ist, zeigte sich gerade bei diesem Anlass.

Spielerisch stimmten hier die beiden künstlerischen Leiter auf das Thema Original, Autorschaft oder auch Hierarchien ein, um sich anschliessend gegenseitig untertitelnd und ermunternd, in fliessendem Übergang zwischen Wort und Klang, mit «red ruhig weiter» resp. «spiel ruhig weiter» an Instrumenten zu schaffen zu machen – Ott am mit Blindnieten präparierten Klavier und Tsangaris an Waldteufel und Flummiball.
Roman Brotbeck (Bern/Basel) zeigte einen Umgang mit dem Original an Vertonungen von Texten Robert Walsers auf. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde Walser, besonderes im Théâtre musical, oftmals vertont, was Brotbeck mit dem Interesse an biografischen Topoi begründete. Die aufgezeigte Verwandtschaft der Machart von Walsers Texten mit Verfahren des Théâtre musical exemplifizierte er an Arbeiten von Mischa Käser, Georges Aperghis, Helmut Oehring, Johannes Harneit, Ruedi Häusermann und Heinz Holliger.

David Roesner (München) stellte Christoph Marthalers The Unanswered Question (Basel 1997) als Schlüsselwerk für den Umgang mit Vorlagen vor. Es verwendet Charles Ivesʼ epochales, gleichnamiges Stück (1908), das Grundfragen der Musik thematisiert. Ruedi Häusermanns Musiktheater Vielzahl Leiser Pfiffe (Zürich 2011), das nach einem musikalisierten Gang durch die Werkstätten des Zürcher Schiffbaus zu einem inszenierten Konzert in der Box führte, wurde von Leo Dick (Bern) als «komponierte Erinnerungsarbeit» gelesen (s. Dicks gleichnamigen Beitrag in: Übergänge: Neues Musiktheater – Stimmkunst – Inszenierte Musik, Stuttgarter Musikwissenschaftliche Schriften 4, hg. von Andreas Meyer und Christina Richter-Ibáñez, Mainz 2016).
 

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Phone Call to Hades

Zürcher Stadttaler für Weibel und Weingarten

Peter F. Weibel und Elmar Weingarten ist mit Blick auf ihr grosses Engagement für die Festspiele Zürich von Corinne Mauch der «Stadttaler», die Ehrenmedaille der Stadt Zürich, überreicht worden.

Elmar Weingarten an der Dada-Soiree I der diesjährigen Festspiele. Foto: Markus Bauer

Die Stadtpräsidentin überreichte die Anerkennung im Rahmen eines Dada-Poetry-Slam-Abends im Schauspielhaus Zürich. Mit der Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Zürich dankten Stadt und Kanton, vertreten von Regierungsrätin Jacqueline Fehr, den beiden für ihren langjährigen, bedeutenden Einsatz für die Kulturstadt Zürich: Elmar Weingarten war von 2007 bis 2014 Intendant des Tonhalle-Orchesters Zürich und leitet seit 2011 als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter die Festspiele Zürich. Peter F. Weibel ist seit 2003 Präsident der Zürcher Festspielstiftung.

Mit der laufenden Ausgabe der Festspiele beenden Elmar Weingarten und Peter F. Weibel ihre Tätigkeit für das gemeinsam von Zürcher Kulturinstitutionen getragene Festival, dessen Entwicklung sie über Jahre geprägt haben. Die Festspiele Zürich 2016 mit dem Titel «Dada – Zwischen Wahnsinn und Unsinn» dauern noch bis zum 26. Juni.
 

Deutschland senkt Künstlersozialabgabesatz

Auf Beginn des kommenden Jahres soll in Deutschland der Abgabesatz für die Künstlersozialabgabe von 5,2 auf 4,8 Prozent gesenkt werden. Damit würden Künstler und beitragspflichtige Unternehmen entlastet.

Foto: sigrid rossmann/pixelio.de

Unter den freien Künstlern sind auch viele Musiker. Allein durch die zunehmende Digitalisierung sind Teile ihres Einkommens laut der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) aus der Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten bislang ersatzlos weggebrochen. Unter diesen Umständen sei ihre soziale Absicherung wichtiger denn je. Das gelte auch im Hinblick auf die Vermeidung von Altersarmut.

In der Deutschen Künstlersozialversicherung (zu der es in der Schweiz kein direktes Pendant gibt) sind über 180’000 freie Künstler pflichtversichert, darunter mehr als 51’000 im Bereich Musik. Damit geniessen sie trotz Selbständigkeit den Schutz der gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung.

Versicherte tragen wie andere pflichtversicherte Arbeitnehmer die Hälfte ihrer Beiträge. Die andere Hälfte übernehmen der Bund (20 Prozent) und Unternehmen, die Aufträge an freiberufliche Künstler und Publizisten vergeben (30 Prozent). Die Künstlersozialabgabe wird als Umlage erhoben. Der Abgabesatz wird jährlich für das jeweils folgende Kalenderjahr festgelegt. Bemessungsgrundlage sind die im Vorjahr gezahlten Honorare.

Basels Orchesterförderung nimmt Gestalt an

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt hat auf Empfehlung einer international besetzten Fachjury erstmals Beiträge aus der Programmförderung Orchester gesprochen. Vier von acht Gesuchen wurde entsprochen.

Kammerorchester Basel. Foto: Heike Kandalowski

Die kantonale Abteilung Kultur hat ein Konzept für eine neue Orchesterförderpolitik entwickelt, das mit Grossratsbeschluss vom 16. Dezember 2015 in Kraft getreten ist. Es sieht neu eine mehrjährige Programmförderung an professionelle Basler Orchester und grössere Instrumentalensembles wie auch eine Strukturförderung vor. Für die Jahre 2016 bis 2019 stehen dafür 5‘576‘000 Franken zur Verfügung. Das Jahr 2016 wird als Überbrückungsjahr genutzt und die bestehenden Staatsbeiträge in Höhe von insgesamt 1‘094‘000 Franken um ein Jahr verlängert.

Für die Förderperiode 2017-2019 erhalten folgende Orchester und Instrumentalensembles aus der Programmförderung Orchester einen mehrjährigen Förderbeitrag in Höhe von insgesamt 4‘035‘000 Franken:

  • Kammerorchester Basel: 520‘000 Franken p.a (Gesamtbetrag 1‘560‘000 Franken)
  • Basel Sinfonietta: 360‘000 Franken p.a. (Gesamtbetrag 1‘080‘000 Franken)
  • La Cetra Barockorchester : 290‘000 Franken p.a (Gesamtbetrag 870‘000 Franken)
  • Ensemble Phoenix: 150‘000 Franken p.a (Gesamtbetrag 450‘000 Franken)
  • Camerata Variabile: 25‘000 Franken Impulsförderung p.a (Gesamtbetrag 75‘000 Franken)

Die Jury bestand aus Valerio Benz (SRF2 Kultur), Michael Breugst (WDR 3), Christine Lemke-Matwey (DIE ZEIT), Roman Brotbeck, Björn Gottstein (Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage),  Regula Rapp (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart) und Alexander Steinbeis (Deutsches Symphonie-Orchester Berlin), sowie ex officio die Behördenvertreter Caroline Specht und Philippe Bischof.
 

Preis für zeitgenössische Musikpublizistik

Die SRF-Kulturjournalistin Theresa Beyer wird mit dem Reinhard Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik 2016 ausgezeichnet. Der Kritikerpreis wird während der Darmstädter Ferienkurse verliehen.

Foto: Marco Zaremba/pixelio.de,Matthias Willi/SRF
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Theresa Beyer

Theresa Beyer wurde 1986 in Leipzig geboren, lebt heute in Bern und arbeitet seit 2014 als Musik- und Kulturjournalistin beim Schweizerischen Radio SRF 2 Kultur. Darüber hinaus ist die ausgebildete Musikwissenschaftlerin beim Berner Network for Local and Global Sounds and Media Culture, Norient, tätig und als freie Musikautorin und Kuratorin aktiv.

Die Jury – bestehend aus Lydia Jeschke (SWR / D), Christine Lemke-Matwey (DIE ZEIT / D), Elisabeth Schwind (Südkurier / D), Stefan Fricke (Hessischer Rundfunk / D) und Peter Hagmann (Neue Zürcher Zeitung / CH / Juryvorsitz) – haben in ihrer Sitzung am 8. Juni 2016 vor allem auch jene Beiträge überzeugt, die Theresa Beyer für die Sendung «Musik unserer Zeit» auf SRF 2 gestaltet hat.
 

Angela Fiore mit Handschin-Preis 2016 geehrt

Die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG) zeichnet Angela Fiore mit dem mit 10’000 Franken dotierten Handschin-Preis 2016 aus. Die Musikwissenschaftlerin ist an der Universität Fribourg mit der Arbeit «Musica nelle istituzioni religiose femminili a Napoli 1650-1750» promoviert worden.

Angela Fiore (Foto: SMG),SMPV

Mit ihrer Arbeit erweitert Angela Fiore gemäss dem Gutachter unsere Kenntnisse über die Rolle der Musik in den kulturellen Praktiken in Neapel zur Zeit des Absolutismus.

Die Preisträgerin ist Violinistin und Musikwissenschaftlerin. Ihr Geigenstudium schloss sie in Cremona (Civica Scuola di Musica) ab. Sie studierte Musikwissenschaft an der Universität Pavia (Standort Cremona) und arbeitete schliesslich in einem Forschungsprojekt der Stiftung Pergolesi Spontini (Jesi). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der kirchlichen Barockmusik in Neapel.

Der zum vierten Mal vergebene Jacques-Handschin-Preis ist nach dem in Moskau geborenen Schweizer Musikwissenschaftler und Organisten Jacques Handschin (1886–1955) benannt. Er wird alle zwei Jahre verliehen. Insgesamt haben sich heuer zehn frisch Promovierte aus Basel, Bern, Fribourg, Genf, Luzern, Zürich und Leicester (UK) um den Preis beworben.

 

Alternative zu Tropenholz im Instrumentenbau

Robert König ist Professor für die Technologie des Musikinstrumentenbaus an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ). Für eine neuartige Materialkombination zur Herstellung von Griffbrettern von Streichinstrumenten ist er mit dem Umweltpreis der Handwerkskammer Chemnitz ausgezeichnet worden.

Robert König (Bild: Westsächsische Hochschule Zwickau)

Das neu entwickelte Griffbrettmaterial wird aus recyceltem Papier, Fichte und Naturharzen hergestellt. Das von der Handwerkskammer Chemnitz prämierte Projekt stellt laut der Medienmitteilung der WHZ «einen substantiellen Beitrag zur ökologischen Qualifizierung des traditionellen Instrumentenbaus dar».

Durch die Verwendung moderner Ersatzmaterialien sollen seltene Tropenhölzer, vor allem Ebenholz, ersetzt werden. Wichtige Sorten von Ebenholz dürfen gegenwärtig nicht mehr ohne Zertifikat gehandelt werden. Besonders der Export nach den USA unterliegt sehr strengen Regeln. Ein weiterer Aspekt der Forschungsarbeit war die Frage nach Kompensationsmöglichkeiten für natürliche Schwankungen der Materialeigenschaften von Hölzern.
 

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