Biel ehrt Festival «Ear we are»

Der Gemeinderat der Stadt Biel verleiht die Ehrung für kulturelle Verdienste 2017 an das Festival «Ear we are». der Kulturpreis der Stadt Biel 2017 geht an den Lyriker Rolf Hermann.

Ear we are in der Juragarage (Bild: ear we are

Seit 1999 ziehe das Festival «Ear we are» international bekannte Musiker aus den Bereichen Jazz, Experimental- und Improvisationsmusik nach Biel, schreibt der Gemeinderat. Die Programmqualität und die intime Atmosphäre des Festivals in den Räumlichkeiten der alten Juragarage machten das Festival zu einem einzigartigen Event in der Schweiz, der bis weit über die Region hinaus strahle.

Kuratiert von vier Bieler Musikern steht das Festival für ein abwechslungsreiches und überraschendes Programm laut Eigencharakterisierung «aus konzentrierter, lauter, kantiger, bezaubernder, eigenständiger und dringlicher Musik unserer Zeit». Es fand dieses Jahr im Februar statt.

Der Kulturpreis der Stadt Biel 2017 geht an den Schriftsteller, Lyriker und Literaturvermittler Rolf Hermann. Rolf Hermann gehört zu den wichtigsten Vertretern der aufstrebenden schweizerischen Literaturszene. Er schreibt vorwiegend Lyrik, aber auch Prosa, Hörspiele, Theater- und Mundarttexte. Sein Schaffen wurde verschiedentlich ausgezeichnet, zuletzt mit dem Literaturpreis des Kantons Bern (2015) und einem Werkbeitrag der Schweizerischen Kulturstiftung Pro Helvetia (2015). Rolf Hermann (1973) lebt seit 2005 in Biel. Er ist als Dozent im Schweizerischen Literaturinstitut in Biel tätig.

Stadttheater Biel fit für die neue Saison

Die Bauarbeiten am Stadttheater Biel sind abgeschlossen, rechtzeitig für die neue Saison des Theaters Orchester Biel Solothurn TOBS. Am 21. April 2016 bewilligte der Stadtrat einen Baukredit von 2,4 Millionen Franken für dringende Unterhaltsarbeiten zur Aufrechterhaltung des Betriebs in den nächsten Jahren.

Eingang des Stadttheaters Biel. Foto: Andreas Praefcke/wikimedia commons

Die umgesetzten Massnahmen beinhalten eine neue Grundinfrastruktur für die Bühnentechnik. Die Sicherheit auf der Bühne wurde mit einer zusätzlichen Arbeitsgalerie verbessert. Die  vorhandene Bühnenlichtsteuerung wurde den zeitgemässen Bedürfnissen angepasst. Bei der Beschallung, der Videoanlage sowie den hausinternen Kommunikationsanlagen war ein kompletter Ersatz unumgänglich. Sämtliche Bühnenvorhänge wurden durch nicht entflammbare Stoffe ersetzt.

Weiter wurden die gesetzlichen Auflagen in Bezug auf Brandschutz, Sicherheit und Behindertengerechtigkeit umgesetzt. Ein neuer Hauptbrandabschnitt musste zwischen den Bereichen Zuschauerraum, Bühne und Treppenhaus gebildet werden. Die Brandausbreitung auf angrenzende Abschnitte wird nun durch feuerbeständige Bauteile verhindert.

Als öffentlich zugängliches Gebäude wurde das Stadttheater den aktuellen Normen betreffend Hindernisfreiheit angepasst. Das Behinderten-WC wurde erneuert und im Zuschauerbereich zusätzliche Rollstuhlplätze geschaffen. Die Fluchtwegsituation aus dem Zuschauerbereich musste mit Hinweissignalen und einer neuen Sicherheitsbeleuchtung verbessert werden.

Seit dem Jahr 1979 wurde das Stadttheater Biel nicht mehr renoviert und entsprach den heutigen Anforderungen an einen Theaterbetrieb nicht mehr. Die Bühnentechnik war stark veraltet und mindestens ein Teil der elektrischen Installationen musste ersetzt werden, damit der Betrieb auch in den nächsten Jahren noch aufrechterhalten werden kann.

 

Neues Verrechnungsmodell für Konzertveranstalter

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt führt ein neues einheitliches Verrechnungsmodell für die öffentlichen Sicherheitskosten bei Sport- und Konzertveranstaltungen ein.

Foto: Stephen Woods/flickr

Die Verrechnung orientiert sich nicht mehr wie bisher am Zuschaueraufkommen, sondern an den tatsächlich geleisteten Einsatzstunden der staatlichen Dienstleister. Wie bisher keine  Kosten verrechnet werden kantonalen und Swisslos-Fonds-unterstützten Grossveranstaltungen wie der Fasnacht, Em Bebbi sy Jazz oder dem Jugendkulturfestival.

Weiteren Sport- und Konzertveranstaltungen werden die Hälfte der Kosten übertragen und weiteren Grosveranstaltungen sämtliche Kosten. Um das neue Verrechnungsmodell einzuführen, hat der Regierungsrat die Verordnung betreffend die Kantonspolizei des Kantons Basel-Stadt, der Verordnung über die von der Feuerwehr zu erhebenden Gebühren sowie der Verordnung über die von der Sanität Basel zu erhebenden Gebühren geändert.

Die Neuregelung ist vor allem von den Aktivitäten des FC Basel motiviert. Während sie für Konzert- und andere Veranstalter wenig Auswirkungen hat, bringt sie dem Fussballclub etwa eine Verdoppelung seiner Abgaben an die kantonalen Sicherheitsbehörden von heute rund einer auf neu rund zwei Millionen Franken pro Jahr.
 

Wunschlos glücklich musizieren

Die über 40 Teilnehmer der Musikferien auf dem Arenenberg in Salenstein waren begeistert. Für den Kurs im nächsten Jahr kann man sich bereits anmelden.

Gemeinsames Schlusskonzert. Foto: zVg,SMPV

Die Aussicht vom Arenenberg auf den Untersee ist einfach fantastisch. Dies dachte sich Napoleon III., als er im thurgauischen Salenstein ein Schloss baute. Der richtige Ort, um genussvolle Ferien zu verbringen, war auch Anna Gassner überzeugt, als sie vor fünf Jahren zusammen mit Musikerkollegen ein Musiklager für Erwachsene auf die Beine stellte. Von Beginn an bekam das Organisationkomitee Unterstützung vom Thurgauer Kantonalmusikverband und vom Verband Thurgauer Musikschulen.

Entspannung, kulinarische Genüsse und gemeinsames Musizieren – dies war auch das Motto der diesjährigen Aktivferien, die wie schon die Jahre zuvor in der letzten Juli-Woche stattfanden. Über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet und musizierten begeistert unter fachkundiger Anleitung der Dirigenten Bruno Uhr und Roland A. Huber. Für Registerproben, Workshops und Ensembles wurden vier weitere Musikpädagogen beigezogen.

Das Feedback war äusserst positiv. Eine Teilnehmerin schreibt: «Ich war einfach wunschlos glücklich.» In einer ersten Sitzung hat das OK nun Bilanz gezogen und diskutiert, wie Teilnehmerwünsche berücksichtigt werden können und in welche Richtung sich die Musikferien in den kommenden Jahren weiter entwickeln sollen. Nach den vergangenen fünf Jahren ist jedenfalls klar: Die steigenden Teilnehmerzahlen zeigen, dass es ein Bedürfnis nach aktiven Musikferien gibt. Um die Weiterführung zu sichern, soll demnächst ein Trägerverein gegründet werden.

Für die Musikferien Arenenberg 2018 vom Dienstag, 24. Juli, bis Freitag, 27. Juli, sind das Hotel und die Schulungsräume bereits wieder gebucht und per sofort kann man sich anmelden unter:

www.musikferien-arenenberg.ch
 

Musikvideos gesucht

Bis am 27. September können Clips online angemeldet und hochgeladen werden.

Gewinner Publikums-Award 2017: Hecht mit «Gymnastique». Foto: m4music,SMPV

Die Ausschreibung via neustem m4music-Newsletter vom 29. August im Wortlaut:

Das Popmusikfestival m4music des Migros-Kulturprozent, die Solothurner Filmtage und die Fondation Suisa suchen den besten Schweizer Videoclip des Jahres. Bis zum 27. September 2017 können Musikvideos online angemeldet und hochgeladen werden.
Die von einer Auswahlkommission ausgewählten Musikclips sind im Programm Best Swiss Video Clip der 53. Solothurner Filmtage zu sehen. An der Upcoming Award Night am Samstag, 27. Januar 2018, werden die fünf nominierten Clips für den Hauptpreis Best Swiss Video Clip bekannt gegeben. Jede Nomination ist mit je 2000 Franken dotiert.
Die Preisverleihung des Best Swiss Video Clip findet am 24. März 2018 am Festival m4music statt. Es werden ein Jury- und ein Publikums-Award vergeben. Beide sind mit 5000 Franken dotiert.

Die Preis- und die Nominationsgelder werden gestiftet von der Fondation Suisa.
 

Neue Suisa-Bedingungen für Chöre

Die Schweizerische Chorvereinigung SCV schliesst mit der Suisa einen neuen, unbefristeten Vertrag ab. Für die Mitglieder des grössten schweizerischen Chorverbands gelten ab 2018 neue Bedingungen.

Mani (links) und Salvadé bei der Vertragsunterzeichnung (Bild: SCV)

Die SCV wird von der Suisa als Branchenverband anerkannt, die SCV, ihre Unterverbände und Chöre erhalten den im Tarif vorgesehenen Verbandsrabatt. Neu ist der gemeinsame Tarif K (Konzerte, konzertähnliche Darbietungen, Shows, Ballett, Theater) auch für sie anwendbar.

In der Tarifgruppe Hb (Musikaufführungen zu Tanz und Unterhaltung) sind die Konditionen, zu welchen Aufführungs- und Lizenzrechte abgegolten werden, verbessert: neu sind sämtliche Veranstaltungen dieser Art abgedeckt. Tarif B (Musikvereinigungen und Orchestervereine) gilt unverändert weiter.

Die Vertragsunterzeichnung am 28. August 2017 in Aarau fand im Beisein des stellvertretenden Direktors der Suisa, Vincent Salvadé und des Zentralpräsidenten der SCV, Claude-André Mani statt. An der halbjährlichen Zusammenkunft des Zentralvorstands der SCV im November in Martigny VS wird Vincent Salvadé den Vertrag im Detail vorstellen.

Englert-Preis 2017 geht an Graber und Pecquet

Der Prix Giuseppe Englert, ein «Beitrag für Projekte zur Sensibilisierung und Verbesserung der Qualität unserer akustischen Umwelt» geht dieses Jahr an Nicole Graber und Frank Pecquet.

Nicole Graber, Co-Preisträgerin des Prix Giuseppe Englert 2017 in Leuk. Bild: IGNM-VS

Der Preis in der Höhe von 5000 Franken wird seit 2011 jährlich in Erinnerung an den Schweizer Komponisten und Pionier der elektroakustischen Musik Giuseppe Englert (1927-2007) vergeben. Heuer ist er zum Auftakt der Rencontres Architecture Musique Ecologie (R.A.M.E.) auf Schloss Leuk dem Gemeinschaftsprojekt «Phonotopie du sol: Dynamique de la topographie sur l’acoustique du lieu» von Nicole Graber (Hintermann & Weber Lausanne) und Frank Pecquet (Sorbonne Paris) zuerkannt worden.

Die Jury setzte sich zusammen aus Jean-Marie Rapin, Guillaume Billaux, Sara Maino, alle drei für die R.A.M.E., sowie Javier Hagen für die IGNM-VS, die Ortsgruppe Wallis der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, welche in Leuk als Gastgeberin für die Preisübergabe und die R.A.M.E. waltet.

Die Rencontres Architecture Musique Ecologie R.A.M.E. vereinigen eine internationale Gruppe von Architekten, Urbanisten, Akustikern, Philosophen, Komponisten, Musikwissenschaftler und Musiker für Vorträge, Diskussionen, Performances und Exkursionen zu aktuellen Fragen der Umweltakustik.
 

Fragen und Fragmente

Die Hauptprogrammpunkte des Festivals Rümlingen spielen diesmal in geschlossenen Räumen. Bewegung wird zum Auslöser für Musik oder mischt sich mit Virtuellem.

«Screen Sharing. Come into my inhabitable world» von Brigitta Muntendorf. Foto: T. Hammelmann

«Ich gehe einen Schritt nach rechts und einen Schritt diagonal nach vorn. Ich stehe nun sechs Schritte in der Vertikalen von meiner Ausgangsposition entfernt. Ich atme – und spiele einen Triller.» In Brigitta Muntendorfs Screen Sharing. Come into my inhabitable world kommt Rümlingen 2017 komprimiert zur Sprache. Der sich zu den Worten bewegende Saxofonist unterstreicht zum einen das Motto «17 läuft. Musik in Bewegung». Zum anderen verweisen seine isolierten Solo-Triller auf eine Programmausdünnung. Einen ungleich kleineren Etat gab es offenbar als in den letzten Jahren. Das Resultat: nur zwei grössere Produktionen in Form von Muntendorfs Screen Sharing und Penelope Wehrlis Eadweards Floss, eine Art Performance, die firmiert unter der Bezeichnung «Interface für Tänzer, Komponisten und Musiker».

Musik aus der Bewegung

Man muss wissen: Der Namensgeber des Stücks, Eadweard Muybridge, machte im späten 19. Jahrhundert Furore mit chronofotografischen Bewegungsuntersuchungen. In der Art eines Daumenkinos reihte er Fotografien so aneinander, dass zum Beispiel die Analyse eines Pferdegalopps möglich wurde. Penelope Wehrli, die in Zürich geborene Bühnenbildnerin und Performancekünstlerin, aktualisiert nun in Rümlingen Muybridges Ideen: Sie stattet Tänzer mit Bewegungssensoren aus. Ihr reduziertes Achselzucken, ihre schlangenartigen Wellenbewegungen kommen so in einen Computer, der augenblicklich für zwei Akkordeon-Spieler eine grafische und traditionelle Notation errechnet.

Das Konzept ist einleuchtend. Hier reagieren nicht die Tänzer auf Musik, sondern die Musik auf die Tänzer, die wiederum – in einer Art Perpetuum mobile – motorisch antworten auf die Akkordeon-Töne. Was in den ersten Minuten fasziniert, offenbart leider bald seine Schwächen. Zeitverzögerungen sind nicht das Hauptproblem. Aber allzu eintönig wirken auf Dauer sowohl die fragmentarischen Einwürfe der Musiker wie auch die Tanzbewegungen. Eine Differenzierung der Computer-Algorithmen könnte das Problem vielleicht lösen. Denkbar wäre eventuell auch eine mehrschichtigere Anlage dieser Tanzperformance. In Rümlingen bleibt es bei einer etwas faden Vorstellung, die aber zum Weiterdenken motivieren könnte, vielleicht sollte.
 

Zitieren statt kritisieren

Kurzweiliger ist Brigitta Muntendorfs in dieser Form uraufgeführtes audiovisuelles Stück Screen SharingCome into my inhabitable world. Im Dachgeschoss der Rümlinger Kirche inszeniert sie, wie sie schreibt, eine «Schnittstelle zwischen dem realen Unbewohnbaren und einer künstlichen, virtuellen Lebenswelt». Für die Komponistin durchdringen sich Alltag und Virtualität – sie werden zum Beispiel da ununterscheidbar, wo Menschen ihre realen sexuellen Bedürfnisse auf Plattformen wie Youporn stillen. Von Sex ist in Screen Sharing wenig die Rede. Eine grosse Rolle aber spielen Youtube-Schnipsel, die sich überlagern mit den Musiker-Aktionen vor Ort.

Sensibel, zugleich hoch professionell gestaltet Muntendorf den Dachboden mit Instrumenten-Stationen, grossen Videoleinwänden und schönen Lichteffekten. Stimmig wirkt das alles, entwickelt einen Sog mit all seinen Beigaben. Poprhythmen sind zu hören, sterile Synthesizer-Klänge, dann Bläser im Solo oder auch eine Stimme, die fragmentarisch englische oder deutsche Sätze spricht. Ähnlichkeiten mit Manos Tsangaris’ Stationentheater sind nicht zu übersehen. Auch bei Muntendorf sitzen einzelne Akteure an ihren Tischen, wobei mal der eine, mal die andere in den Vordergrund rückt.

Ein so reiches Geschehen ist wohl unter anderem eine Antwort auf eine komplexe heutige Lebenswelt. Inmitten dieser «collagenartigen und rhizomatischen» (Muntendorf) Abbildungsästhetik kommen jedoch auch Fragen auf: Youtube könnte man auch unter ideologiekritischen Gesichtspunkten sehen. Das blosse Zitieren ist zu einfach. In dem Moment, wo die digitale Zerstreuung zu einem akuten gesellschaftlichen Problem wird, sollten Künstler (und Konzeptliebhaber!) vielleicht doch mal den Finger heben. Oder zumindest nach Möglichkeiten suchen, wieder etwas Verbindlichkeit zu stiften. So bleibt primär das Fragmentarische an Rümlingen haften. – Leider hat dies meist keine lange Halbwertszeit.

 

Lewon folgt in Basel auf Young

Der Musiker und Musikwissenschaftler Marc Lewon übernimmt zum 1. September 2017 die Professur für Lauteninstrumente des Mittelalters und der frühen Neuzeit an der Schola Cantorum Basiliensis. Er tritt damit die Nachfolge von Crawford Young an.

Marc Lewon (Foto: Björn Trotzki)

Der geborene Frankfurter Marc Lewon ist Spezialist für die Musik des Mittelalters und der Renaissance und Experte im Bereich der frühen Musik. Er studierte Laute bei Crawford Young mit den Nebenfächern Gesang und Fidel im Aufbaustudium an der Schola Cantorum Basiliensis und absolvierte sein Diplom mit Auszeichnung. Zuvor hatte er den Magister Artium cum laude für sein Studium der Musikwissenschaft und Altgermanistik an der Universität Heidelberg erhalten.

Die Mittelalterabteilung der Schola Cantorum Basiliensis wurde Anfang der 1970er Jahre von Wulf Arlt, dem damaligen Leiter der Basler Schola Cantorum, ins Leben gerufen und zunächst mit den Mitgliedern des Studio der frühen Musik von Thomas Binkley besetzt. In den 1980er Jahren wurden die zentralen Professuren für Laute und Fidel an die Musiker vergeben, die dieses Jahr in den Ruhestand gehen: der Lautenist Crawford Young und der Fidelspieler Randall Cook.

Im Bewerbungsprozess konnten sich die befreundeten Musiker Marc Lewon (Laute) und Baptiste Romain (Fidel) behaupten. Beide spielen zusammen in ihren eigenen Ensembles und werden gerne einzeln oder als Team in andere Ensembles geholt. Beide unterrichten sie Meisterklassen und Ensemblekurse für mittelalterliche Musik.

Der Verein Swiss Music Export, eine gemeinsame Initiative von Pro Helvetia, Fondation Suisa, Stiftung Phonoproduzierende, Fondation CMA, Migros-Kulturprozent und der Schweizerischen Interpretenstiftung, sucht einen Praktikanten oder eine Praktikantin.

Das Praktikum umfasst administrative Hilfe und Assistenz Geschäftsleitung, Redaktion des monatlichen SME-Newsletters, Aktualisierung der Homepage und anderer Online-Plattformen sowie Mitarbeit bei Projekten (Festivals und Messen).

Gesucht wir ab Oktober 2017 für sechs Monate eine Person mit Freude an Schweizer Popmusik, Interesse an den Marktmechanismen im Musikbusiness, Organisationstalent und gute Sprachkenntnisse.

Swiss Music Export (SME) unterstützt Schweizer Künstler, Künstlerinnen und Bands, die im weitesten Sinne dem Begriff Pop entsprechen und ihren Weg ins Ausland suchen. Dazu  entwickelt sie ihre Strukturen und Ressourcen wie auch ihre Positionierung konstant weiter.

Mehr Infos:
http://swiss-music-export.com/wp-content/uploads/2017/08/SME_Praktikum_Ausschreibung_Aug17.pdf

Alexandre Beuchat in Neue-Stimmen-Endrunde

Der jurassische Bariton Alexandre Beuchat ist formell der einzige Schweizer in der Endrunde des renommierten Neue-Stimmen-Wettberbs, der im Oktober durchgeführt wird. Er tritt in Gütersloh gegen 41 Mitbewerberinnen und -bewerber an.

Alexandre Beuchat (Foto: zvg)

Der in Courtételle geborene Beuchat absolvierte im Sommer 2016 seinen Master of Arts in Performance an der Hochschule Luzern – Musik bei Barbara Locher. Ein Vorstudium als Violonist, Unterricht bei Wicus Slabbert und Edith Lienbacher sowie Meisterkurse bei Margreet Honig, Klaus Mertens und Ton Koopman ergänzten seine bisherige musikalische Ausbildung. In der Spielzeit 2015/16 gehörte er fest zum Ensemble des Luzerner Theaters.

Der internationale Gesangswettbewerb Neue Stimmen der Bertelsmann Stiftung wurde 1987 von der Mäzenin Liz Mohn initiiert. Er gilt als eine der international wichtigsten Nachwuchsplattformen für das Opernfach. Junge Opernsängerinnen und -sänger können den Wettbewerb nutzen, um Kontakte zu Jury-Mitgliedern, Intendanten und Agenten zu knüpfen.

Studierende von Tomasz Herbut gewinnen Preise

Der Masterstudent Nikita Tonkonogov hat am Siegfried-Weishaupt-Klavierwettbewerb in Deutschland den zweiten Preis gewonnen, die Bachelorstudentin Daria Korotkova ist erste Gewinnerin des Concerto-Wettbewerbs an der israelischen Tel-Hai International Piano Academy.

Tomasz Herbut ist Professor an der Hochschule der Künste Bern. Foto: HKB

Der 1989 in Moskau geborene Tonkonogov studierte an der Musikhochschule des Gnesin-Insituts in der Klasse von Natalia Suslova und bei Mikhail Voskresensky am Tschaikowski-Konservatorium. 2009 nahm er in Moskau an der Meisterklasse von Van Cliburn zu Ehren des Cellisten Mstislaw L. Rostropowitsch teil.

Die 21-jährige St.Petersburgerin Daria Korotkova hat 2015 den ersten Preis des Valiant Solistenwettbewerbs für junge Pianistinnen und Pianisten am Festival Murten Classics gewonnen.

Stefan Keller arbeitet in der Schoeck-Villa

Vom 20. August bis am 17. September hat der Wahlberliner in Brunnen am Vierwaldstättersee Anker geworfen. Zum Auftakt wurden zwei seiner Werke aufgeführt und diskutiert.

Eröffnungskonzert am 20. August im Eden-Saal in Brunnen

Gleichgültig liess Stefan Kellers Musik niemanden: Den einen schmerzten zunächst die Ohren, den andern versetzten die überwältigenden Klänge – erstklassig hervorgebracht von Rafael Rütti, Klavier, Mateusz Szczepkowski, Violine, und David Schnee, Viola – beinahe in Trance. Das Gespräch zwischen Komponist, Musikern und Publikum öffnete weitere Räume: Beim zweiten Anhören waren Schaukel (2015) für Viola, Violine und Klavier sowie das Stück für Klavier (2009) dann besser zu erfassen. Und man freut sich auf die Musik, die nun während eines Monats in der Künstlervilla hoch über dem See entsteht. Ein Lied soll es werden, das vielleicht – falls es zu einer weiteren Durchführung des Internationalen Othmar-Schoeck-Wettbewerbs für Liedduo kommt – als Pflichtstück fungieren könnte. Lydia Opilik und Anna Bertogna, die Preisträgerinnen des Wettbewerbs im Rahmen des Othmar-Schoeck-Festivals 2016 (die Schweizer Musikzeitung hat berichtet), werden am 17. September als Schlusspunkt des Aufenthalts den Stand des Auftragswerks präsentieren. Zuvor zeigt Stefan Keller am 2. September weitere Aspekte seines Schaffens: Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit indischer Musik und hat das Tabla-Spiel erlernt. Phoenix für Tabla und Live-Elektronik hat er 2017 komponiert und im Mai in Mailand uraufgeführt.

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Stefan Keller im Dialog mit Musikern und Publikum

Das Residenzstipendium wird von der Stiftung Auslandschweizerplatz mit Unterstützung der Auslandschweizer-Organisation vergeben. 2017 erfolgte die Ausschreibung in Kooperation mit dem Kuratorium des Othmar-Schoeck-Festivals.

  

 

 

 

 

 

 

Pius Knüsel übernimmt Leitung der Alpentöne

Mit der zehnten Ausgabe verlässt Gesamtleiter Hansjörg Felber das Urner Festival Alpentöne. Sein Nachfolger wird der ehemalige Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel.

Maria Kalaniemi & Otto Lechner am diesjährigen Festival. Foto: Alpentöne 2017

Nach 20 Jahren als Gesamtleiter des Internationalen Musikfestivals «Alpentöne» hat Felber im August 2017 auf eigenen Wunsch hin sein zehntes und letztes Festival verantwortet. Mit Pius Knüsel habe der Altdorfer Gemeinderat einen Nachfolger für das Festivalpräsidium ab Ausgabe 2019 gefunden, heisst es in der Medienmitteilung. Seine Erfahrung im Kulturbereich verspreche eine erfolgreiche Weiterführung des etablierten Festivals. Johannes Rühl bleibt künstlerischer Leiter.

Knüsel ist zur Zeit Direktor der Volkshochschule Zürich. Von 2002 bis 2012 war er als Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia tätig. In dieser Zeit öffnete er der Volkskultur mit dem Impulsprogramm «Echos» den Zugang zur nationalen Kulturförderung. Für heftige Kontroversen sorgte er vor seinem Abgang mit dem Buch «Der Kulturinfarkt», das er zusammen mit zwei deutsche Koautoren verantwortete.

Die Spielwiese als Experimentierfeld

Wie gewohnt wurden auch am diesjährigen Davos-Festival Hörgepflogenheiten hinterfragt und neue Formen vorgestellt. Zum Beispiel die Spielbox, der kleinste Konzertsaal der Welt.

Foto: Georg Rudiger,Foto: Georg Rudiger

Die Glastür des Konzertsaals wird geöffnet. Der Pianist steht auf und begrüsst mich persönlich. Aus den Karten, die er mir hinhält, ziehe ich George Gershwins Embraceble You in einer Bearbeitung von Earl Wild. Dann nehme ich auf dem einzigen Sessel Platz. Niemand raschelt mit dem Programmheft, keiner hustet. Ich bin ganz alleine mit Benjamin Engeli, der am Konzertflügel die ersten zarten Töne spielt. Die Welt draussen vor der Glasscheibe ist weit weg.

Die hin- und herwogenden Akkordbrechungen verbinden sich mit den gefrästen Wellen auf der Holzwand zu einem Ozean, auf dem ich mich gerne treiben lasse. Der Klang des Konzertflügels, der nur einen Meter von mir entfernt steht, umarmt mich, bis ich wieder, ganz von Musik erfüllt, in den Alltag entlassen werde. Ein Handschlag, ein paar Worte, dann ist der nächste Konzertbesucher an der Reihe. Die sogenannte Spielbox, die erstmals beim Davos-Festival (Young Artists in Concert) in Betrieb ist, war schon länger ein Traum des Intendanten Reto Bieri – jetzt wurde sie von einer ortsansässigen Schreinerei realisiert. Der gläserne, schallgedämmte Container mit dem schönen Holzboden kann überall hingestellt werden. «Die Konzertsäle werden immer grösser, die Programme austauschbarer. Dabei geht häufig das individuelle Musikerlebnis verloren. Wir bieten in Davos nun mit dem kleinsten Konzertsaal der Welt die grösste Exklusivität», sagt Bieri. Ein Musiker trifft auf einen Zuhörer: persönliche Begegnung statt Massenevent. Die Spielbox sorgt für Intimität, Direktheit und oftmals grosse Emotionen. Auch Tränen sind schon geflossen bei diesen fünfminütigen, kostenlosen Konzerten, die während der Festivalzeit jeden Tag zwischen 11 und 12 Uhr auf dem belebten Bubenbrunnenplatz zu geniessen sind. Insgesamt 32 Stücke wurden für den 18 Quadratmeter grossen Raum komponiert – von Rico Gublers sich auflösendem Walzer bis zu Fake News von Reto Bieri selbst, bei dem der Zuhörer heftige Emotionen vorspielen muss. Am Sonntagmorgen sind alle möglichen Termine schon reserviert. Auch der neunjährige Jon Arvid schaut mit seiner Familie vor einer Mountainbike-Tour bei der Spielbox vorbei. «Ich war schon etwas aufgeregt, aber dann war der Pianist sehr nett und hat mir etwas zu dem Stück erzählt. Es ging um Vögel, die in der Mittagszeit weniger pfeifen.» Maurice Ravels Oiseaux tristes wird für Jon Arvid zum persönlichen Naturerlebnis. Auch für den Pianisten Benjamin Engeli ist die Eins-zu-eins-Situation in der Spielbox aussergewöhnlich. «Die Reaktion des Zuhörers ist extrem direkt – so ein ehrliches Feedback hat man sonst nie im Konzertsaal.»
 

Theaterspiel in Kirchners Kulissen

In Davos wird mehr über Musik nachgedacht als bei anderen Festivals. Hörgewohnheiten werden hinterfragt, neue Konzertorte ausprobiert – ob am See, auf der Alp oder im Bahnhof. Das Jahresmotto ist dem Alltag entnommen. Nach «Kreisverkehr» und «Familienzone» hat Reto Bieri im dritten Jahr seiner Intendanz den «Spielplatz» zum Leitthema gewählt. Der Name ist Programm. Im Morgenkonzert «Schachzüge» in der Pauluskirche spielt Alexander Boeschoten mit Wilhelm Zobls Schachwalzer Nr. 1 eine Partie von Karpow gegen Kasparow am Klavier nach – die Takte des Strausswalzers werden nach Schachfeldern kombiniert. Bei der langen «Homo-Ludens-Nacht» im Hotel Schweizerhof trifft Mozarts beim Kegeln komponiertes Kegelstatt-Trio auf die von Gilles Grimaître vibrierend gespielte Jazzsonate für Klavier solo von George Antheil. Die Chopin-Performance des polnischen Ensembles Małe Instrumenty auf verstimmten Spielzeugklavieren erinnert in ihrer Absurdität ein wenig an den legendären Hurz-Auftritt von Hape Kerkeling. Aber auch für Nonsens ist Platz auf Reto Bieris Spielwiese, die immer auch ein Experimentierfeld ist.

Mit dem 13-köpfigen Davos-Festival-Kammerchor unter der Leitung von Andreas Felber steht ein erstklassiges Vokalensemble zur Verfügung, das unter anderem Paul Alpenzellers Volksstück Die Tochter vom Arvenhof (1920; Regie: Inge Krichau Sadowsky) mit Schubert-Gesängen eine besondere Note gibt. Dafür wurde im Kirchner-Museum Davos extra ein Gasthaus eingebaut. Die gemalten Kulissen stammen von Ernst Ludwig Kirchner selbst, der vor hundert Jahren erstmals nach Davos kam und immer wieder als Theatermaler für das lokale Laienspiel engagiert wurde. Das tägliche, gut besuchte offene Singen des Kammerchors ist aus dem Festivalprogramm nicht mehr wegzudenken.
 

Zwischenspiele in der Schalterhalle

Insgesamt 80 junge Instrumentalisten aus 20 Ländern sind während des gesamten zweiwöchigen Festivals bei einem für Schweizer Verhältnisse eher bescheidenen Etat von 750 000 Franken vor Ort und präsentieren sich in verschiedenen Formationen, vom Duett bis zum Kammerorchester. Das Frankfurter Aris-Quartett zeigt eine hochdramatische, fein verästelte Interpretation von Felix Mendelssohns f-Moll-Quartett op. 80. Die Schweizer Cellistin Chiara Enderle besticht nicht nur bei Olli Mustonens Sonate für Violoncello und Klavier durch Klarheit und grosse Expressivität. Mustonen steht mit seiner tonal gebundenen, spirituell angehauchten, durchaus verspielten Musik als Composer in Residence im Zentrum und ist auch als Pianist und Dirigent zu erleben.
Bieris Versuche, ein neues Publikum zu finden, sind zumindest in der Schalterhalle des Davoser Bahnhofs erfolgreich. Schon vor dem Beginn sind alle Plätze besetzt. Die Ansage erfolgt durch den Bahnhofslautsprecher. Auch die Kinder, die am Boden sitzen, lauschen andächtig dem Bläserquintett von Paul Taffanel. Nur ein Einheimischer, der an den Zuhörern vorbeiläuft, schaut missmutig und murmelt «So ä Schissdreck». Als der junge Schlagzeuger Fabian Ziegler an der Marimba Astor Piazzollas Libertango zum Leben erweckt, herrscht ungeteilte Begeisterung. Die kann auch das regelmässige Zuschlagen der Toilettentür nicht gefährden.
 

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Fabian Ziegler in der Davoser Schalterhalle

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