Veränderungen in der Geschäftsstelle

Helen Gebhart übergibt die Geschäftsführung der SMG an Luc Vallat. In einem kurzen Interview sprechen die beiden Musikwissenschaftler über ihre Verbindung zur SMG.

Après plusieurs années consacrées à la direction de la SSM, Helen Geb-hart quitte son poste afin de s’engager dans un projet de doctorat à l’Université de Bâle, sous la supervision d’Hanna Walsdorf. Avant d’endosser le rôle de responsable de la SSM, Helen a effectué des études de musicologie à l’Université de Bâle. En 2021, elle avait repris le poste de responsable de la SSM à la suite de Benedict Zemp.

Helen Gebhart est remplacée par Luc Vallat. Après des études de musicologie à l’Université de Fribourg, Luc a réalisé un doctorat à l’Université de Berne, sous la direction de Cristina Urchueguía. Actuellement chargé de cours suppléant à l’Université de Genève et collaborateur scientifique pour divers projets, il a repris le poste de responsable de la SSM depuis le 1er mai 2024.

Au moment de se passer le relais, Helen et Luc se sont interviewés mutuellement. Entre souvenirs et projections, les deux musicologues évoquent leurs liens avec la SSM.

Helen Gebhart, du warst in den letzten drei Jahren Geschäftsführerin der SMG. Was war deine Rolle innerhalb dieses Vereins?
Meine Arbeit war sehr vielfältig: ich habe die Vereinsgeschäfte der Zentralgesellschaft, wie die Hauptversammlung, Sitzungen des Zentralvorstands, organisiert, habe die Redaktion für das Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft gemacht, war verantwortlich für RILM Schweiz und habe Artikel für die SMZ verfasst.

Als Geschäftsführerin hast du verschiedene Aktivitäten geleitet. Welche davon hat dich am meisten geprägt?
Die Publikation des SJM fand ich eine schöne Arbeit, wenngleich eine Herausforderung. Besonders hat mir an dieser Stelle gefallen, dass ich stets neue Leute aus den unterschiedlichsten Musikbereichen kennen gelernt habe.

Was haben dir die drei Jahre bei der SMG als Musikwissenschaftlerin gebracht?
Ich habe verschiedene Forschungsbereiche und -ansätze neu kennen gelernt, und konnte meine Recherche- und redaktionellen Kompetenzen deutlich ausbauen. Mein Horizont in der Musikforschung und dem Arbeitsleben hat sich dadurch deutlich erweitert. 

Nun schlägst du ein neues Kapitel in deiner Karriere auf, indem du dich als Doktorandin dem SNF-Forschungsprojekt «The Night Side of Music» anschliesst. Was ist das übergeordnete Thema dieses Projekts? Worauf wird sich deine Doktorarbeit im Besonderen konzentrieren?
Wie der Titel des Projekts schon andeutet, werden wir uns mit Musik und Nacht in früheren Jahrhunderten auseinandersetzen und erforschen, was «Nachtmusik» ist, wie z.B. ob es einen Unterschied zur «Tagmusik» gibt. In meinem Projektteil lege ich den Fokus auf die Stadt Basel. Man darf gespannt sein! 

Cher Luc, quel a été jusqu’à présent ton lien avec la SSM ?
Pendant la réalisation de mon doctorat, j’ai rejoint la section bernoise de la SSM, avant d’en devenir le vice-président en 2020. Je garde en particulier un excellent souvenir d’un atelier de danse de la renaissance que nous avions organisé en 2021. Etant également rédacteur pour le Dictionnaire du Jura, je m’intéresse beaucoup au Dictionnaire de la musique en Suisse. Je suis donc très heureux de rejoindre la direction de la SSM afin de m’investir dans les multiples facettes de cette société académique !

La SSM est une société plus que centenaire. Quels sont les défis qu’elle devra relever dans les années à venir ?
Toute association est continuellement confrontée à la question du maintien et du renouvellement de ses membres. Il me semble donc important de prendre en considération les intérêts de chacune et de chacun dans les activités de la SSM. Je pense notamment aux nouvelles générations de musicologues, aux différentes régions linguistiques ou encore aux champs d’études et aux projets variés de notre discipline.

Nationaler Gesundheitstag Musik

Am 9. November 2024 organisiert Swissmedmusica in Luzern einen für alle offenen Nationalen Gesundheitstag Musik.

Der Gesundheitstag steht unter dem Motto «Prevention and Musical Excellence» und informiert möglichst umfassend über Präventions- und Therapieangebote in der Schweiz. Hochkarätige Referate informieren über die neuesten Entwicklungen in der musikermedizinischen Forschung, in Workshops können Techniken des gesunden Musizierens erfahren werden.  Eine Tischmesse mit Info-Materialien bietet einen Überblick über Therapie- und Präventionsangebote in der ganzen Schweiz. Fachleute beantworten zudem gerne Fragen zu individuellen Strategien des gesunden Musizierens und zur Steigerung des Wohlbefindens im Musikalltag. Die Referate werden simultan übersetzt. An der Tischmesse präsentieren sich vor allem die Mitglieder des schweizweiten Swissmedmusica-Netzwerkes. Damit sind hohe Qualität und Seriosität der Angebote sichergestellt. 

Mitglied werden

Interessierte, die an der Tischmesse des Gesundheitstages eigene musikermedizinische Angebote präsentieren möchten, können bei Swissmedmusica eine Mitgliedschaft beantragen. Mitglieder werden können auch interessierte Musikerinnen und Musiker. Swissmedmusica unterstützt alle auf dem Weg zum gesunden und emotional erfüllten Musizieren. Mitglieder profitieren überdies von Vernetzungsplattformen aller musikermedizinisch Aktiven in der Schweiz und international, einem exklusiven inhaltsreichen Newsletter mit Informationen zu Medien, Veranstaltungen und aktueller Forschung in der Musikermedizin sowie Vergünstigungen für Fachzeitschriften und dem Eintritt zum Gesundheitstag Musik.

Mehr Infos: swissmedmusica.ch/mitgliedschaft

Mit vereinten Kräften zum Ziel

Ein «Joint Venture» der Swiss Philharmonic Academy (Phil-A), des Neuen Zürcher Orchesters (NZO) und des Alumni- & Sinfonie-Orchesters der Universität Bern (ALSO) mit der Kalaidos Musikhochschule (KMH) bietet die ideale Plattform für solistischen Nachwuchs.

Die praxisnahe Ausbildung insbesondere für Menschen, welche bereits im Berufsleben stehen, ist zentral an der KMH. Dass talentierte Konzertsolist:innen nur darauf warten engagiert zu werden, ist eine tradierte Vorstellung. Der Masterstudiengang «Specialized Performance» setzt genau hier an, um den Absolvierenden zu zeigen, wie sie sich selbstständig den Musikmarkt erschliessen und/oder eigene Projekte konzipieren und durchführen:

Ein Teil der Abschlussprüfung, welche zum Solistendiplom führt, beinhaltet die Aufgabe ein Orchester zusammenzustellen oder mit einem solchen in Kontakt zu treten, um ein Solokonzert zu realisieren. Die Studiengangsleitung unterstützt hier im Hintergrund mit Know-How und Netzwerk.

Erfolgreiche Kooperation

Ein Paradebeispiel dieses Modells befindet sich nun auf der Zielgeraden: KMH-Student Aristotelis Papadimitriou und Dirigent Martin Studer führen am 16. Mai das zweite Klavierkonzert von Sergej Rachmaninov in Zürich auf. Für das anstehende Projekt, bei dem auch Bruckners vierte Sinfonie auf dem Programm steht, kumuliert Studer nun «seine» verschiedenen Orchester, die aus einem reichhaltigen, gut gepflegten Pool von Musizierenden bestehen. Hier harmonieren gestandene Profis neben jungem studentischem Nachwuchs und Amateurmusiker:innen miteinander. 

Generationenübergreifende Förderung und Motivation

Für Martin Studer stand die Unterstützung junger Musizierender in seinem vielseitigen Wirken stets im Fokus. Die Früchte seiner Energie zeigen sich in der Phil-A, dem NZO und ALSO: Allesamt Orchester, welche er nebst anderen Institutionen aufgebaut hat und quasi allein verantwortet. Das klassisch-motivierende Bild eines «self-made-man», der zufrieden auf sein Erreichtes schauen kann und diese Erfahrungen sowie das damit verbundene Wissen gerne weitergibt. Nur zurecht hat die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich sein Engagement durch einen Preis anerkannt.

Stagnation ist Rückschritt 

Ideale Voraussetzungen für Aristotelis Papadimitriou. Der in Griechenland geborene, vielfache Wettbewerbspreisträger hat bereits unterschiedliche Musikhochschulen besucht, künstlerisch-musikpädagogische Studien absolviert sowie bei verschiedenen Professor:innen gelernt. Neben seiner aktiven solistischen Tätigkeit unterrichtet er an Musikschulen in Zürich und Umgebung. Auch wenn er die Stabilität schätzt, ist es für Papadimitriou noch nicht genug. Um weiter vorwärts zu kommen und nicht zu stagnieren, wollte er sich den Feinschliff bei Barbara Szczepanska holen, die neben ihrer Professur in Düsseldorf auch akkreditierte Klavierdozentin der KMH ist. Nur durch das flexible, modulare und hochgradig selbstverantwortliche Studienmodell kann er das Curriculum mit seiner Wunschdozentin kombinieren und dieses berufsbegleitend durchführen.

Der Nummer-Eins-Hit der klassisch-romantischen Literatur steht in c-moll

Bevor Papadimitriou Ende Juni mit einem Rezital sein Studium abschliesst, steht nun noch die vorletzte Prüfung an. Das auf die Agenda gesetzte Werk haben er und Studer nicht zufällig gewählt, sondern sie möchten dem Publikum einen Liebling bieten: Rachmaninovs Opus 18 führt die Hall of Fame von Classic FM an – so haben die Hörer:innen des britischen Radiosenders abgestimmt.

Schon bei der Schöpfung war es ein Hit: Sein Konzert half dem russischen Komponisten und Pianisten nach einer tiefen Depression und Schaffenskrise zum Comeback und manifestierte seinen Ruhm.

Konzerttipp
«Romantische Sehnsucht 3.0»
Donnerstag, 16.05.24, 19.30h Zürich, Kirche St. Peter
Programm:
S. Rachmaninov: Klavierkonzert Nr. 2 c-moll, op. 18
A. Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur «Romantische»
Tickets: www.nzo.ch

Neue Charta der Schweizer Musik mit der SRG

Der Schweizer Musikrat und weitere 9 Verbände unterzeichnen am 14. März 2024 die erneuerte Charta der Schweizer Musik in einem feierlichen Rahmen in Zürich statt. Diese Charta gibt es seit genau 20 Jahren.

Damit ging ungefähr ein Jahr Vorarbeit zu Ende: Anhand der Version von 2016 wurde auf das 20jährige Jubiläum hin der Inhalt der Charta der Schweizer Musik einer kritischen Überprüfung unterzogen und den aktuellen Gegebenheiten angepasst: Der Begriff «Schweizer Musik» ist neu wie folgt definiert: «Als Schweizer Musik – unabhängig von Stil und Sprache – gelten Aufnahmen von Urheber:innen und/oder Interpret:innen, die und/oder Schweizer:innen sind, die und/oder einen klaren Bezug zur Schweiz aufweisen, die und/oder aufgrund der bisherigen Karriere als Schweizer:innen betrachtet werden». Eine gewisse Modernisierung ist auch nötig geworden wegen des veränderten Medienkonsums der Gesellschaft: Die von der SRG produzierten Inhalte sind bereits seit einigen Jahren nicht mehr nur linear als Radio- und TV-Kanäle zu hören und zu sehen, sondern rund um die Uhr in digitaler Version über zahlreiche weitere Kanäle wie Social Media, Podcasts, Streaming etc. verfügbar.

Für die Verbände, die sich für die Musik in der Schweiz einsetzen, sind sicher die folgenden beiden Prinzipien aus der Charta besonders wichtig:

(1) «Es wird anerkannt, dass die Vielfalt und die Neuheiten der gesamtschweizerischen Musikszene – auch über die Sprachregionen hinaus – zum Tragen kommen und die breite Öffentlichkeit dafür sensibilisiert werden soll.»

(2) «Die SRG SSR leistet mit der Berücksichtigung der Schweizer Musik einen unver-zichtbaren kulturellen Beitrag für das Publikum.»

Ebenso wichtig sind die redaktionellen Bei-träge der SRG über die Schweizer Musikszene: In privaten Medien findet die Musikkritik (oder Kulturkritik allgemein) fast nicht mehr statt.

Auch in der erneuerten Charta ist festgehalten, dass sich die SRG verpflichtet, einen angemessenen Teil an Schweizer Musikpro-duktionen in den Radioprogrammen auszustrahlen. Dazu werden jährlich mit den Partner:innen [siehe rechts] der Charta Richtwerte festgelegt, die erfreulicherweise meist übertroffen werden.

Beim Anlass zur Unterzeichnung der Charta im vergangenen März in Zürich hob der Generaldirektor der SRG, Gilles Marchand, in seiner Ansprache die Erfolge der SRG im Musikbereich hervor. Er sieht das Unternehmen als gut aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft. Als Vertreterinnen der Verbände sprachen Sandra Tinner und Cécile Drexel, je Geschäftsleiterinnen des Schweizer Musikrats und von SONART, zu den geladenen Gästen. Sandra Tinner rollte kurz die Geschichte auf, wie die Verhandlungen zwischen Musikbranchen-Verbänden und der SRG Ende der 1980er-Jahre begannen und schliesslich zum Erfolg führten. Cécile Drexel lobte die Charta ebenfalls, unterliess es aber nicht an die SRG zu appellieren, dass bei den Richtwerten für Schweizer Musik noch «Luft nach oben» sei. Einig war man sich, dass die SRG einen unverzichtbaren Beitrag für die Schweizer Musik leistet und dass entsprechend das Engagement gegen die Halbierungsinitiative gross sein wird.

Partner:innen der Charta der Schweizer Musik

  • IFPI Schweiz
  • IG Volkskultur
  • IndieSuisse
  • orchester.ch – Verband Schweizerischer Berufsorchester
  • Schweizer Musikrat (SMR)
  • Schweizerische Interpretengenossenschaft (SIG)
  • Schweizerischer Musikerverband (SMV)
  • Schweizerischer Verband der Musikverlage (SVMV)
  • SONART – Musikschaffende Schweiz
  • SUISA, Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik

Eigene kreative Projekte auf die Beine stellen!

Woher kommt die zunehmende Lust von Musikstudierenden auf Neues, auf Eigenes und auf Interdisziplinäres?

Pavel Stöckmann versuchte in seinem Bachelor-Projekt die Frage zu beantworten, «warum es den Menschen in der Kunst braucht und was ihn ausmacht und weshalb er nicht ersetzt werden kann durch KI.»

Wie neues Publikum für die existentielle Dimension der klassischen Musik begeistert
werden kann, fragte sich Alla Belova in ihrem Masterrezital. «Viele Leute gehen für ein Retreat nach Indien, weil sie denken, dass dies der mentalen Gesundheit hilft. Aber sie wissen einfach nicht, dass sie vor der Haustür ins KKL gehen könnten, um eine vergleichbare Erfahrung zu machen.»

Beide Studierenden der Hochschule Luzern – Musik scheuten keinen Aufwand, um ihre Fragen künstlerisch zu adressieren: Pavel Stöckmann durch umfangreiche Eigenkompositionen, den Einbezug verschiedener Kunst- und Medien-
formen und die Zusammenarbeit mit mehreren Dutzend Musikerinnen und Künstlern, Alla Belova durch musikalische Erforschung der Zeitempfindung in unterschiedlichsten Werken für fünf verschiedene Tasteninstrumente aus mehreren Jahrhunderten – und ihr Rezital war verbunden mit einem mehrmonatigen Vermittlungsprojekt mit Vorträgen, Workshops, Chatgruppen und Kurzvideos auf Social Media, und Publikums-
fragebogen. 

Die Pandemie als Faktor?

Es wird hin und wieder diskutiert, ob die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen der Musikbranche auch künstlerisch-kreative Entwicklungen angestossen hätten. «Viel schneller, als man es sich je vorstellen konnte, sind die Fragen aus dieser Zeit weit weg», ist die Einschätzung von Institutsleiter Michael Arbenz. Andere Faktoren seien für die Entwicklungen weit be-deutender, beispielsweise die mittlerweile allgegenwärtige Verfügbarkeit von Tools, mit denen einfacher als je zuvor auf professionellem Niveau künstlerische Konzepte am Computer bearbeitet und umgesetzt werden könnten.

In langer Frist – der Faktor Curriculum

Während vier Jahrzehnten zeichnete Peter Baur in verschiedenen Funktionen für die Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker verantwortlich. In dieser Zeitspanne haben sich nicht nur das Berufsfeld und die Studierenden verändert. Baur weist darauf hin, dass auch die heutigen Prüfungsformate viel mehr Individualisierung erlauben, ja fördern: «Diese Möglichkeiten gab es vor Einführung der Bachelor- und Masterstudien gar noch nicht. Die wesentliche Leistung im heutigen Bachelorprojekt ist die eigenständige Idee, die künstlerisch und organisatorisch umgesetzt und anschliessend reflektiert wird. Ohne inhaltliche Vorgaben.» 

Studienkoordinator Erik Borgir sieht einen grossen Mehrwert in Experimentalformaten, die direkt und kontinuierlich im Studium integriert sind: «Im Fokus der Studiengänge stehen Aufführungserfahrungen. Du kannst üben, soviel du willst, ohne Aufführung weiss du nicht, wo du stehst. Ob eine Idee aufgeht, zeigt sich erst in der Interaktion mit der Bühnensituation, mit dem Publikum – alles andere ist graue Theorie.»

Faktor Infrastruktur

2020 zog die Hochschule Luzern – Musik in ein neues Gebäude mit vielen Experimentier- und Aufführungsorten, damit Ideen nicht graue Theorie bleiben. «Wenn du die Möglichkeiten und die Räumlichkeiten direkt vor dir hast, ist das anregend. In einem Raum Dinge konkret ausprobieren zu können, ist auch für den Entwicklungsprozess zentral. Das war an den früheren Standorten nicht möglich. Die neue Umgebung hat die Lust am Kreieren sehr gefördert», stellt Sascha Armbruster als Dozent und Studienkoordinator fest. Allerdings bringen neue Projekte auch neue Anforderungen mit sich, wie Cornelia Dillier als Leiterin Veranstaltungen/Technik weiss: «Heute braucht es eine Crew drumherum, die begleitet und berät… Es braucht andere Formen von Support.»

Faktor Mensch und mehr

Raum, Technik und Support genügen natürlich nicht. Kreative Projekte hängen von einzelnen Menschen und ihren Fragen ab. Aber die heutigen Formate kreativer Projekte konkretisieren sich oft in Zusammenarbeitsstrukturen, wie auch die hohe Bedeutung der Interaktion in den Abschlussprojekten von Pavel Stöckmann und Alla Belova zeigt. «Je mehr die Studierenden mitbekommen, dass es diese Möglichkeiten gibt, und je mehr sie in einer Umgebung der Kreativität und Kreation sind, desto mehr Interesse haben sie, auch so etwas zu machen», stellt Erik Borgir fest. Und die Umgebung der Studierenden reiche über die Hochschulen hinaus: «Die Schweiz hat eine fantastische Landschaft für diese Art von Arbeit. Es gibt viele kleine Orte, an denen solche Aufführungen möglich sind. Es gibt gute Förderstrukturen. Es gibt eingeschworene Gemeinschaften, die sich dafür interessieren und sich treffen. Und alles liegt geografisch nahe beieinander, sodass man sich schnell gegenseitig kennenlernt.»

Zusammengestellt durch:
Valentin Gloor, Direktor Hochschule Luzern – Musik

«Carpe Diem» in Boswil: Nutze den Tag für Orchestermusik

Die 6. Boswiler Orchesterakademie (BOA) verbindet während der Kurswoche im Herbst wieder die Arbeit an spannenden Orchesterwerken mit physiotherapeutischer Körperarbeit. Meldet euch jetzt für dieses EOV-Partnerprojekt an und profitiert vom exklusiven 10%-Rabatt!

«Carpe Diem! – Nutze den Tag!» Während der sechsten Ausgabe der Boswiler Orchesterakademie für Amateure (BOA) vom 29. September bis zum 6. Oktober 2024 dreht sich das musikalische Programm genau um dieses zeitlose Motto: um die stimmungsvollen Gegensätze eines einzigen verrückten Tages. Von den friedlichen Klängen des Morgens in Fernand de la Tombelles (1854–1928) Impressions matinales über Claude Debussys (1862–1918) verträumtes Claire de lune bis hin zum feurigen Abschluss mit Modest Mussorgskis (1839–1881) Eine Nacht auf dem kahlen Berge in der Orchestrierung von Nikolai Rimski-Korsakow.

Das Gelände rund um die Alte Kirche im aargauischen Boswil verwandelt sich für eine Woche in einen bunten Campus für all diejenigen, die die Liebe zum Orchesterspiel verbindet. Die Teilnehmenden der BOA proben eine Woche lang mit der Dirigentin Anne-Cécile Gross an diesem anspruchsvollen und vielfältigen Programm und bringen die drei Werke beim Abschlusskonzert in der Alten Kirche Boswil zur Aufführung. Unterstützt werden sie dabei in jedem Register von professionellen Musiker:innen. Engagierte Amateurmusiker:innen jeden Alters können hier auf gutem Niveau musizieren, wichtige Impulse für ihre persönliche instrumentale Weiterentwicklung erhalten und nebenbei in idyllischer Kulisse Verbindungen zu Gleichgesinnten knüpfen.

Tägliche Körperarbeits-Sessions und individuelle Tipps

Eine Spezialität dieses Partnerprojekts des EOV ist, dass den Teilnehmenden zwischen den intensiven Proben die ausgebildete Physiotherapeutin und zertifizierte Therapeutin für Musiker:innen, Angela Gebler, mit umfassender Erfahrung tatkräftig zur Seite steht und in täglichen Sessions unterrichtet. Viele Instrumente erfordern asymmetrische Körperhaltungen, was oft zu Nackenverspannungen, einschlafenden Fingern, Tinnitus, Rückenschmerzen oder anderen Beeinträchtigungen führt. Musikerspezifische Prävention in Form von Ausgleichsgymnastik, dem Verständnis der eigenen Physiologie und progressiver Muskelentspannung kann diesen Überlastungen vorbeugen und ist von Anfang an in den Tagesablauf integriert.

Mitglieder von EOV-Orchestern erhalten einen exklusiven 10 Prozent-Rabatt auf die BOA-Kursgebühr von 540 Franken und bezahlen nur 486 Franken. Zusätzlich können für die Kurswoche auch Mahlzeiten und Übernachtungen im Künstlerhaus gebucht werden (empfohlen).

Spannend für junge Interessent:innen: Auch dieses Jahr bietet der Eidgenössische Orchesterverband wiederum Stipendien über den Betrag der effektiven Kurskosten für die Erst-teilnahme für alle unter 26 Jahre an. Neu vergibt das Künstlerhaus Boswil zusätzlich drei neue Stipendien für junge Leute, die ein zweites Mal an der Akademie teilnehmen möchten und auf finanzielle Hilfe angewiesen sind.

Weitere Informationen und Anmeldung zur Akademie
(bis 1. Juli 2024): www.orchesterakademie.ch

EOV-Partnerkurse zum Vorzugspreis

Entdecken Sie die vielfältigen und hochstehenden Kammermusik- und Orchesterkurse der bewährten und neuen EOV-Partner. Gönnen Sie sich eine musikalische Weiterbildung und profitieren Sie als Mitglied eines EOV-Orchesters von einem exklusiven 10%-Rabatt.

Auch dieses Jahr können wir den Musiker:innen unserer EOV-Mitgliedsorchester wieder eine Reihe an attraktiven Orchester- und Kammermusikkursen von bewährten und neuen EOV-Partnern mit exklusivem Rabatt anbieten. Die fokussierten Weiterbildungen richten sich an aktive Amateurmusiker:innen, für jedes Niveau ist etwas dabei. Die Kurse werden direkt über die Website des Partners gebucht. Bei der Anmeldung geben Sie das EOV-Orchester an, in dem Sie mitspielen, und Sie profitieren von zehn Prozent Rabatt auf die Kurskosten.

Die EOV-Redaktion durfte im März beim Kammermusikkurs von Roswitha Killian, einer langjährigen EOV-Partnerin, auf der malerischen Musikinsel Rheinau in der Nordostschweiz vorbeischauen. Wir durften miter-
leben, wie die erfahrene Musikpädagogin die Laienensembles einfühlsam und mit viel Fachwissen unterrichtet. Highlights des Kurses
waren auch die wunderschöne Rheininsel und die sorgfältig renovierten und ideal für Musik-proben ausgestatteten Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters.

Kammermusikkurse mit Roswitha Killian

Die Violinistin und Bratschistin Killian veranstaltet jedes Jahr mehrere Kammermusikkurse in der Schweiz, Deutschland und Italien. Der Hauptkurs findet dieses Jahr vom 27. Juli bis zum 3. August im Hindemith Musikzentrum in Blonay statt. Es unterrichten zudem der Cellist Florian Arnicans und die Pianistin Angela Killian. Killians Kurse richten sich denn auch primär an Streicher:innen und Pianist:innen, sie sind aber auch für Bläser:innen geeignet. Eine Anmeldung ist bis zum 1. Juni möglich.

www.kammermusikkurse.com

Kammermusikkurs mit Anna Brunner

Neue EOV-Partnerin ist die Konzertgeigerin und leidenschaftliche Kammermusikerin Anna Brunner. Ihr Kurs vom 7. bis zum 12. Juli 2024 im gut eingerichteten Kulturzentrum La Fermata in Falera in Graubünden fokussiert auf Streicher:innen, in gemischten Ensembles sind aber auch Bläser:innen herzlich willkommen. Der Anmeldeschluss ist am 31. Mai.

www.annabrunner.ch/kammermusikkurs

Kammermusikwoche im Rahmen der Gommer Musikferien

Ebenfalls in der Sommerwoche vom 7. bis zum 13. Juli findet in Fiesch im ruhigen Goms (Wallis) wiederum die Kammermusikwoche im Rahmen der Gommer Musikferien statt. Es unterrichten neben Paul Locher, Arlette Hock (beide Violine) und Matthias Walpen (Violoncello) auch der Oboist Kurt Meier und die Flötistin Eliane Locher-Walpen, so dass dieser Kurs ausdrücklich auch für reine Bläserensembles empfohlen sei. Eine Anmeldung ist nach Vereinbarung möglich.

www.gommer-musikferien.ch

Bei allen Kursen ist es möglich als Einzelperson oder als feste Formation teilzunehmen. Es kann
eigenes Repertoire gewünscht und mitgebracht werden.

Boswiler Orchesterakademie für Amateurmusiker:innen

Im Herbst vom 29. September bis zum 6. Oktober erarbeitet die Boswiler Orchesterakademie für Amateurmusiker:innen unter der Leitung von Anne-Cécile Gross wieder ein spannendes Konzertprogramm mit Werken von Debussy, Mussorgsky und Fernand de la Tombelle. Ergänzend zu den Tutti- und Registerproben unterrichtet die erfahrene Physiotherapeutin Angela Gebler die Amateurmusiker:innen täglich in Musikphysiologie mit vielen praktischen Übungen, um Schmerzen und Haltungsschäden vorzubeugen. Der EOV bietet Stipendien zur Übernahme der Kurskosten für junge Erstteilnehmende unter 26 Jahren an.

www.orchesterakademie.ch

Gstaad Festival Amateur Orchestra

Noch ein paar freie Plätze für Blechbläser:innen und für eine Harfenist:in gibt es auch im Gstaad Festival Amateur Orchestra, welches sich seit mehr als 15 Jahren im Rahmen des renom-
mierten Gstaad Menuhin Festivals immer neu formiert. Die Teilnehmenden des äusserst beliebten Sinfonieorchester-Kurses können während der Kurswoche vom 29. Juli bis zum 3. August die Konzerte des Festivals mit 50 Prozent Ermässigung besuchen.

www.gstaadacademy.ch

15 Jahre Helvetiarockt

Von der Nachwuchsförderung zur Unterstützung von professionellen Musikschaffenden: Die Angebote von Helvetiarockt sind divers. Ein Überblick.

Seit 2009 setzt sich der schweizweit aktive Verein Helvetiarockt für mehr Frauen, inter, non-binäre, trans und agender Menschen im Schweizer Musikbusiness ein. Obwohl gefühlt mittlerweile mehr Diversität auf den hiesigen Club- und Festivalbühnen vertreten ist als damals: Helvetiarockt ist noch lange nicht am Ziel. Während in den Musikschulen nach Schätzungen rund 50 % Mädchen aktiv sind, findet sich im professionellen Bereich auf allen Ebenen kaum Geschlechtergerechtigeit, wie eine Vorstudie zu den Geschlechterverhältnissen im Schweizer Kulturbetrieb von Pro Helvetia und dem Zentrum für Gender Studies der Universität Basel im Jahr 2019 offenbarte. Die Studie geht zwar vom gelesenen Geschlecht und von einem zweigeschlechtlichen System aus, wobei sich Helvetiarockt explizit auch für inter, non-binäre, trans und agender Personen einsetzt. Nichtsdestotrotz kann von einem ausgeglichenen Anteil an Frauen und Männern keine Rede sein. Im Rock-, Pop- und Jazzbereich macht die Bühnenpräsenz von Frauen 11 % aus, in der Musikproduktion sind es gerade mal 2 % und an Schweizer Musikhochschulen sind nur 12 % der Lehrpersonen Frauen.

Der Blick zurück

Diesen Missständen wirkt Helvetiarockt nun bereits seit 15 Jahren entgegen. Mit mittlerweile 12 Festangestellten in den Bereichen Helvetiarockt Music Lab, Helvetiarockt On Tour, Fundraising, Kommunikation und Administration und mit insgesamt rund 800 Stellenprozenten, über 40 Coaches sowie Anlässen in 17 Kantonen dreht der Verein an den verschiedenen Schrauben dieses offensichtlich misogynen Systems. 

Angefangen mit Workshopangeboten für den Nachwuchs, etwa mit den ersten Bandworkshops im Jahr 2012, kamen später Angebote zu den Themen Aufnahmetechnik und Songwriting hinzu. Gleichzeitig hat sich Helvetiarockt im Branchennetzwerk stark gemacht, um sich den Wünschen und Bedürfnissen der professionellen Musiker*innen anzunehmen. 

Im Hier und Jetzt

«Obwohl es sich nur um einen Workshop handelt, prägen die paar Tage während des Songwriting Camps das Leben junger Menschen enorm», wie Muriel Rhyner sagt. Die im Tessin wohnhafte Musikerin und Regiomanagerin von Helvetiarockt spricht dabei von Empowerment, von einer Stärkung des Selbstbewusstseins. «Es ist spürbar, dass mit den Personen auf verschiedenen Ebenen etwas passiert», so Rhyner. Wer zum ersten Mal eine Musiksoftware öffnet, kann ob der technischen Möglichkeiten schnell überfordert sein, wie Musikerin und Regiomanagerin Jasmin Albash aus Basel weiss. «Sich die Zeit zu nehmen und ohne Druck in einem Safe Space auszuprobieren und dabei Tipps von einer professionellen Produzentin zu erhalten, ist Gold wert», so Albash: «Egal in welcher Altersgruppe sich die Teilnehmenden befinden – dumme Fragen gibt es nicht. Wir wollen sicherstellen, dass sich alle trauen, sich mit ihren Anliegen an die Coaches zu wenden.» 

Insbesondere die Studio Workshops «Recording Step By Step», die sich an interessierte Frauen, inter, non-binäre, trans und agender Personen im Bereich Tontechnik und Studioaufnahmen richten, stossen auf reges Interesse. Während eines halben Jahres können in einem professionellen Studio die Grundkenntnisse der Ton- und Studiotechnik erlernt und zum Schluss ein Song aufgenommen und abgemischt werden. 

Blick nach vorn

«Dass diese Angebote stets so schnell ausgebucht sind, zeigt uns, dass es an niederschwelligen Angeboten mangelt», wie Rhyner sagt. Auch die Workshops im Bereich der Professionals wie «Pay Your Way», der sich um Finanzierung dreht, oder der Workshop «Cut Trough The Noise» zu Kommunikation, Booking und Promotion in der Musikwelt, sind meist rasch ausgebucht. «Eigentlich sind alle Workshops überbucht, die sich an alle Altersgruppen richten», so Albash. Mit Jugendförderung ist es demnach nicht getan: Eine altersunabhängige Förderung von Frauen, inter, non-binären, trans und agender Menschen ist gefragt. Helvetiarockt kann dieses Bedürfnis nicht flächendeckend und ausreichend anbieten, weshalb der Verein in Zukunft darauf angewiesen sein wird, Synergien für eine nationale, übergreifende Abdeckung im Bereich der gemeinsamen Förderung nutzen zu können.

Helvetiarockt On Tour :

Seit über einem Jahr beschäftigt sich Helvetiarockt On Tour mit dem Thema sexualisierte Gewalt in Clubs und an Festivals. Hierzu finden bis Ende 2025 Workshops und Austauschformate in der Deutsch- und Welschschweiz statt. Alle Infos unter www.diversityroadmap.org

Weitere Infos zu Helvetiarockt: www.helvetiarockt.ch

Jugendmusik im Fokus: SJMW 2024

Auch in diesem Jahr hat der SJMW die Tore zu einem vielfältigen Klangpanorama geöffnet und wurde zum Rahmen für eine unvergessliche Erfahrung vor dem grossen 50-Jahr-Jubiläum.

Während wir diese Zeilen schreiben, sind die Bühnen zwar verstummt, aber das Echo der Emotionen und schwingenden Melodien der Entrada und der Live-Vorspiele 2024 hallt weiterhin in den Herzen derer wider, die das Glück hatten, dieses aussergewöhnliche Ereignis zu erleben; es war eine zauberhafte Reise durch die verschiedenen Nuancen der Jugendkunst. 

Von der Classica-Entrada bis zu den Live-Vorspielen 

Für den Classica-Wettbewerb haben vom 22. bis 24. März sechs Schweizer Städte – Arbon, Hünenberg, Burgdorf, Winterthur, Genf und Lugano – ein musikalisches Kaleidoskop beherbergt, das das Talent und die Leidenschaft für Musik von insgesamt 934 jungen Musiker:innen unseres Landes ins Rampenlicht gerückt hat. Darunter waren 701 Teilnehmer:innen in der Solo-Kategorie und 233, die in der Kammermusiksektion antraten. Mit 373 Anmeldungen haben die Streicher-Solos die Szene dominiert. Auch die Harfe verzeichnete eine grosse Teilnahme mit insgesamt 56 Spieler:innen. Obwohl das Klavier nicht in der Solo-Kategorie vertreten war, mit 46 Teilnehmer:innen für Klavier-Duos war dieses Instrument zweifellos der Protagonist in der Kammermusik-Kategorie. 

Parallel dazu haben die Teilnehmer:innen des Jazz&Pop-Wettbewerbs vom 2. bis 24. März erneut Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich belebt, wodurch ein musikalischer Dialog und eine einzigartige Gelegenheit zum Teilen und Entdecken zwischen den Schweizer Städten entstand. Trotz der im Vergleich zum Classica-Wettbewerb geringeren Beteiligung haben die 105 Musiker:innen mit beeindruckendem Talent bei hochwertigen Aufführungen überzeugt. Insgesamt wurden 38 Performances bewertet, darunter 12 in der Jazz- und 23 in der Pop-Kategorie, welche die Jury verzaubern konnten. Auch die 13 teilnehmenden Bands, darunter 8 in der Pop-, 3 im Jazz- und schliesslich 2 in der Large-Ensembles-Kategorie, haben majestätische und fesselnde Darbietungen abgeliefert.

Die Vorfreude auf das am 9.-12. Mai 2024 in La Chaux-de-Fonds geplante Finale aller Wettbewerbe ist wie ein emotionales Crescendo, bei dem alle Finalist:innen dieselbe Bühne teilen und die musikalischen Seelen der Schweizer Jugend harmonisch vereinen werden. Nachfolgend öffnet sich für die Sieger:innen jeweiliger Kategorie eine Welt von Chancen durch das Förderprogramm. Von der Möglichkeit, mit renommierten Orchestern öffentlich aufzutreten, bis hin zu Erfahrungen in professionellen Aufnahmestudios, stellt dieses von allen Teilnehmer:innen begehrte Programm einen wichtigen ersten Schritt für das nächste  Kapitel in der musikalischen Karriere der aufstrebenden Talente dar.

Die Bühne für musikalische Innovationen

Die Fachjury vertieft sich aktuell in die Videos und Kompositionen des FreeSpace- (5 Anmeldungen) und Composition-Wettbewerbs (20).
Es ist die Zeit, in der die Kreativität zum Leben erwacht und einzigartige, teilweise auch provokante Werke entstehen. Der Höhepunkt dieser kreativen Bahn wird am 11. Mai 2024 in La Chaux-de-Fonds mit den Live-Auftritten erreicht. Dieser Moment wird zu einer künstlerischen Gemeinschaft, in der das Publikum die Möglichkeit haben wird, sich in die kühnsten Kreationen der jungen Künstler:innen zu vertiefen.

Das SJMW strebt stets danach, ein Leuchtturm für musikalische Vielfalt zu sein, wo Noten über Traditionen tanzen können. Die offene Disziplin «FreeSpace» ist eine Einladung, die eigene Vorstellungskraft freizusetzen und das unbegrenzte Potenzial der musikalischen Eingebung zu erkunden. Jede:r Teilnehmer:in ist dazu ermutigt, transdisziplinäre Produktionen auf die Bühne zu bringen, welche improvisierte Musik erforschen und originelle Beiträge, die künstlerische Konventionen herausfordern, umfassen. Damit öffnet sich die Tür zum Universum des musikalischen Experimentierens. 

Nächste Termine 

CLASSICA – das Finale

09. – 12. Mai 2024

Jazz&Pop – Come Together

11. Mai 2024

Live-Performance

11. Mai 2024

www.sjmw.ch

Ort für alle Finals:

La Chaux-de-Fonds,

Conservatoire de musique neuchâtelois

cmne.ch

«Es könnte nicht besser laufen»: Studienalltag einer Violinistin

Die internationale Ausrichtung der Kalaidos Musikhochschule mit weltweitem Netzwerk renommierter Kooperationspartner ermöglicht Studierenden höchste Flexibilität bei enger persönlicher Betreuung.

Die Kalaidos Musikhochschule wurde im Jahr 2011 gegründet und nimmt heute als einzige private Fachhochschule einen wichtigen Stellenwert in der Schweizer Bildungslandschaft ein. Die internationale Ausrichtung umfasst ein weltweites Netzwerk an renommierten Kooperationspartnern. Das breit gefächerte Angebot umfasst Musikstudien in den Bereichen Klassik, Jazz & Popular Music und ermöglicht Studierenden höchstmögliche Flexibilität bei enger persönlicher Betreuung.

Frau Kulmer, warum haben Sie sich für die Kalaidos Hochschule entschieden?
Das Besondere an der Kalaidos Hochschule ist, dass man das Studium unabhängig vom Ort auf einem unglaublichen Niveau absolvieren kann. Das Studium an der Hochschule gibt mir das Privileg, nicht nur bestmöglich ausgebildet zu werden in Bereichen wie Business, Fundraising oder Selbstmarketing, was für mich als zukünftige Berufsmusikerin unerlässlich ist. Ich habe ausserdem die Möglichkeit, bei Prof. Alexander Gilman zu studieren, der an der Kalaidos Musikhochschule und am Royal College of Music lehrt. Bei ihm kann ich mich auf höchstem Niveau sowohl technisch auf dem Instrument als auch in meiner Musikalität weiterentwickeln.

Prof. Gilman, Ihr Lehrer, unterrichtet in London. Wie funktioniert das?
Da ich mich entschieden habe, nicht mehr in London zu leben, wie am Anfang meines Masters Performance, sondern in der Schweiz, habe ich meinen Unterricht so angepasst, dass ich sowohl Online-Unterricht als auch Präsenzunterricht mit Prof. Gilman in London habe. So haben wir über einen längeren Zeitraum eine sehr gute Kommunikationsebene gefunden. Ich muss sagen, es könnte nicht besser laufen!

Apropos, wie stehen Sie zum Thema Online-Unterricht, auch was die Gruppen-Module an der Kalaidos Hochschule betrifft?
Ich finde, dass die Dozierenden das toll machen! Ich persönlich habe nur positive Erfahrungen mit dem Online-Unterricht gemacht. Natürlich ist auch Präsenzunterricht sehr wichtig. Aber für die Zukunft denke ich, dass eine Kombination aus Online- und Präsenzunterricht die perfekte Lösung ist, wie es die Kalaidos bereits umgesetzt hat.

Wie sieht Ihr Studium im Alltag aus?
Wie integrieren Sie Einzelunterricht, Fachdidaktik und Modulunterricht in Ihr Leben als Musikerin? Mein Alltag besteht aus Selbstüben, dem Musikpädagogik-Studium, in dem ich gerade den theoretischen Teil meistere, dem Unterrichten meiner Schüler und der Arbeit an einer privaten Schule in Basel. Alles zusammen erfordert ein gut geplantes Zeitmanagement, da ich auch Auditions für Orchesterstellen oder Wettbewerbe vorbereiten muss. Sport ist ebenfalls wichtig als Ausgleich, ich gehe zweimal pro Woche ins Fitnessstudio. Nebenbei interessiere ich mich auch für Mentalcoaching und Meditation.

Aktuell sind Sie nun bereits mitten in Ihrem zweiten Master, der Musikpädagogik Klassik. Was ist das Besondere und Reizvolle an dieser doppelten Ausbildung für Sie?
Ich habe bereits in jungen Jahren mit verschiedenen Professoren in verschiedenen Ländern gearbeitet und mein Ziel ist es, als Geigerin und Musikerin mein Wissen und meine Erfahrungen an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Mir liegt viel an klarer Kommunikation im Unterricht, daher finde ich es z. B. spannend, dass einer der Schwerpunkte des Pädagogik-Studiums auf Psychologie liegt. Ich erhoffe mir vom Studium Antworten darauf, wie ich den Unterricht gut strukturieren und gestalten kann und wie ich auf die Bedürfnisse meiner Schülerinnen und Schüler eingehen kann. Ich bin sehr gespannt darauf, was ich noch lernen werde und wie sich dieser Master positiv auf meine zukünftige Musikkarriere auswirken wird.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Mit welchen musikalischen Projekten beschäftigen Sie sich gerade?
Im Moment bereite ich mich intensiv auf einen Wettbewerb vor, der mir sowohl finanzielle Unterstützung als auch die Möglichkeit bieten könnte, Projekte in der Schweiz zu organisieren. Außerdem plane ich, mich für weitere Auditions für ein Orchesterpraktikum zu bewerben. Für diesen Sommer bereite ich mich auch mit einem neuen Programm für die Sommerakademie des Mozarteums in Salzburg vor. Und natürlich bin ich aktiv auf der Suche nach noch mehr Schülerinnen und Schülern, um viel praktische Erfahrung im Unterrichten zu sammeln!

Liebe Frau Kulmer, herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für das Pädagogik-Studium und Ihre musikalische Zukunft!

Performing an Inuit Environmentalism?

Die Dissertation untersucht, inwiefern sich Inuit Ontologien und Epistemologien im Repertoire, dem Aufführungskontext und der Alltagsfunktion von Katajjaq resp. Katajjaniq widerspiegeln.

Beim Inuit Kehlkopfgesangsspiel – genannt Katajjaq im Gebiet Nunavut resp. Katajjaniq im Gebiet Nunavik – stehen sich zwei Personen – traditionellerweise Frauen – sehr nahe gegenüber. Teilweise halten sie sich zusätzlich an den Schultern oder Armen fest. Der «Leader» beginnt ein rhythmisches Klangmotiv zu singen, das von der zweiten Person entweder imitiert (Kanon) oder mit einem zweiten Motiv beantwortet wird (Call-and-Response). Die Person, die zuerst aus dem Rhythmus fällt, der zuerst die Luft ausgeht oder die zuerst zu lachen beginnt, hat das Spiel verloren. 

Die Technik des Kehlkopfgesangs, die beim Katajjaq resp. Katajjaniq angewendet wird, ergibt sich aus einer Kombination von stimmhaften und stimmlosen Lauten auf die Ein- und Ausatmung. Die dabei erzeugten Körpervibrationen dienen auch dazu, auf dem Rücken getragene Babys in den Schlaf zu wiegen. 

Christliche Missionierungsbestrebungen und koloniale Assimilierungsstrategien führten durch die Unterdrückung kultureller Ausdrucksformen beinahe zum vollständigen Verschwinden des Inuit Kehlkopfgesangs sowie des Katajjaq resp. Katajjaniq. Wiederbelebungsbemühungen der Tradition haben 2014 zur Erklärung von Katajjaniq als Teil der Quebec’s Intangible Heritage geführt. Dennoch ist es in den letzten Jahrzehnten zu Veränderungen im Aufführungskontext, der Alltagsfunktion und dem Repertoire gekommen. 

Anstatt wie traditionellerweise von zwei Sängerinnen im Kontext eines Spiels oder als schamanisches Ritual zur positiven Beeinflussung der Jagd, wird Katajjaq resp. Katajjaniq gegenwärtig von einer bis zu vier Personen als Freizeitbeschäftigung, zum Ausdruck der eigenen Inuit Identität oder zur Verbreitung aktivistischer Anliegen wie der Promotion der Inuit Sealing Industrie praktiziert. Darüber hinaus mischen Inuit Kehlkopfsänger:innen zunehmend traditionelle Elemente, Techniken und Songs des Katajjaq resp. Katajjaniq mit anderen Musikformen. 

Ein zentraler Aspekt von Katajjaq resp. Katajjaniq ist aber weiterhin die Imitation von Natur-, Tier- und Alltagsgeräuschen, wie sich im Namen von traditionellen Songs widerspiegelt. Beispielsweise beschreibt der Song Qimmirulapik (Poor little puppy) die Beziehung zwischen einer Inuk Jägerin und einem ihrer Schlittenhunde. Der Einfluss der persönlichen Beziehung «to the land» und somit lokalen Ortschaften, zeigt sich ebenfalls im jeweilligen Songrepertoire. So scheint der Song The Walrus im Katajjaq in Nunavut, nicht aber im Katajjaniq in Nunavik gesungen zu werden. 

Die Dissertation, die im Bereich der Kulturellen Anthropologie der Musik an der Universität Bern verfasst wird, untersucht daher die folgende Frage: Und zwar, welchen Einfluss der persönlichen Beziehung «to the land» sowie von Inuit Ontologien und Epistemologien – insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Menschen, Natur und more-than-human – auf das Repertoire, den Aufführungskontext und die Alltagsfunktion von Katajjaq resp. Katajjaniq. In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, ob und inwiefern sich diese aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis, aufgrund der Umsiedlung in die südlichen urbanen Städte Montréal und Ottawa oder aufgrund des zunehmenden Gebrauchs von Social Media verändern. 

Die Priorität von kanadischen Inuit Organisationen sowie Inuit Kehlkopfsänger:innen ist die Bewahrung, Weitergabe und die Bewusstseinsbildung von Katajjaq resp. Katajjaniq als traditionelles Inuit Kehlkopfgesangsspiel. Da die Forschungskollaboration mit Inuit Kehlkopfsänger:innen ein zentraler Aspekt der Arbeit darstellt, ist ein Ziel des Projekts daher die Errichtung einer gemeinsam betriebenen Website. Dort können Videos, Tonaufnahmen, Interviews, Informationen und Forschungsbeiträge gesammelt werden. 

Der Link verweist auf die Publikation «La Musique qui vient du froid. Arts, chants et danses des Inuit» auf der Website Les Presses de l’Université de Montréal, wo sich öffentlich zugängliche Hörbeispiele und Videos zu Katajjaq finden. 

pum.umontreal.ca/catalogue/la_musique_qui_vient_du_froid/contenusupplementaire

Grüessech, bonjour, hello, ciao, ciao ciao

Forum SKJF, oder warum (ein-)singen glücklich macht.

Am 2. März 2024 trafen sich rund 50 interessierte Kinder- und Jugendchorleitende aus der ganzen Schweiz zum Forum SKJF, welches im Yehudi Menuhin-Forum in Bern stattfand. SKJF-Vizepräsident Michael Schläpfer sorgte als Moderator für Informationen und reibungslose Abläufe. Der bekannte Berner Chorleiter Patrick Secchiari begeisterte mit Erfahrung, Kreativität, Kompetenz und ungemeiner Singlust.

Patrick Secchiaris Markenzeichen sind seine gut gelaunte Präsenz, soziale Wachheit, musikalische Souveränität, eine partnerschaftliche Kommunikation bei gleichzeitiger Autorität, eine zielführende Kreativität am Objekt und seine grossartige Musikalität. Es macht einfach unglaublich Spass, mit ihm zu singen, auch wenn – oder vielleicht gerade wenn – man/frau selber Chorleiter:in ist. Seine träfen Sprüche aus seiner reichhaltigen Erfahrung mit Chorgruppen verschiedenster Zusammensetzung und von jung bis alt haben einerseits Unterhaltungswert und eröffnen andrerseits neue Wege in der Chorleitung. Zum Beispiel seine 360 Grad Moderation regt an, über die eigene Rolle als Chorleiter:in nachzudenken. Zwischen den Workshops SKJF animierte Vereinspräsidentin Vreni Winzeler die Teilnehmenden mit einem Gruppen-Speed-Dating, ihre Anregungen und Tipps in die Entwicklung des Formats «Off SKJF» einzubringen. Ausgehend vom so genannten «SKJF Singplausch» für Kinder im Alter zwischen 7 und 12 Jahren, dachten die Chorleitenden darüber nach, wie dieses Modell für die Altersgruppe zwischen 12 und 19 Jahren angepasst werden könnte. Und last but not least bot sich den Teilnehmenden mehrere Male über den Tag verteilt die Gelegenheit, sich in gemütlicher Atmosphäre auszutauschen & vernetzen. 

Das nächste Forum findet am Samstag, 1. März 2025 wiederum in Bern statt. Save the Date. 

Der Countdown läuft

Die Vorbereitungen haben ein Ende: Beim Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb steht der März 
ganz im Zeichen der Vorrunden.

Die Entrada der Kategorie Classica finden vom 22. bis 24. März parallel an sieben verschiedenen Orten in der Schweiz statt; die PreSelection Jazz&Pop sind über die Wochenende im März verteilt und finden 2024 live in fünf verschiedenen Städten statt. Zum ersten Mal werden 2024 alle Disziplinen zum grossen Finale zusammenkommen: Vom 9. bis 12. Mai werden in La-Chaux-de-Fonds die Finale Classica, Jazz&Pop sowie die Live-Performances Composition und FreeSpace ausgetragen. Dies ist der 49. Schweizerische Jugendmusikwettbewerb.

Die meist monatelangen Vorbereitungen auf das Vorspiel im Rahmen des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs gehen in die Endphase. Manch ein Teilnehmer entdeckt da und dort neue Seiten an den gewählten Stücken. Jetzt gilt es, die heiklen Passagen endgültig in den Griff zu bekommen, die Stücke aber durch zu häufiges Spiel nicht platt zu walzen. Was wohl die Jury dazu sagen wird? Ob die Stückwahl überhaupt glücklich war? Für grundlegende Zweifel am Programm ist es zu spät: Die Stückwahl musste bis Ende November mit der Anmeldung eingereicht werden. Ob es gelingen wird, den Auftritt zu geniessen? Wann findet er überhaupt statt? Und wo? Den Teilnehmenden wird spätestens drei Wochen vor dem Auftritt Zeit und Ort bekannt gegeben. Ob es für einen 1. Preis und damit für eine Teilnahme am Finale reicht?

Die Vorspiele der Entrada und die PreSelec-tion Jazz&Pop sind öffentlich und finden in der ganzen Schweiz statt, dieses Jahr für Classica in Arbon, Burgdorf, Genf, Hünenberg, Lugano und Winterthur und für Jazz&Pop in Basel, Bern, Lausanne, Luzern und Zürich. Während die Kammermusik-, Composition-, FreeSpace- und Jazz&Pop-Wettbewerbe jährlich stattfinden, wechseln sich die Solo-Wettbewerbe ab: Bei den Entrada werden Ende März neben den Solostreichern auch Holzblasinstrumente, Akkordeon, Harfen und Schlagzeug im Wettbewerb zu hören sein. Die Spezialisten für alte Instrumente, mehrere Gitarren- und Klavierduos sowie andere spannende kammermusikalische Beiträge werden in den Ensemblekategorien antreten. Im Bereich Jazz&Pop wiederum verspricht die ästhetische Bandbreite der teilnehmenden Solist:innen, Bands und Large Ensembles einen spannenden und abwechslungsreichen Wettbewerb für Publikum und Jury.

In der Kategorie Classica Solo stammen 62 der diesjährigen Anmeldungen von Harfist:innen, 27 von Kontrabassist:innen und 11 von klassischen Schlagzeuger:innen. Die meisten Anmeldungen wurden jedoch für die traditionellen Instrumente Violine und Violoncello eingereicht, nämlich 331. Unter den Holzblasinstrumenten haben sich 115 zwischen Klarinettist:innen und Querflötist:innen, 26 Fagottist:innen und sogar 5 Panflötist:innen für den diesjährigen Wettbewerb angemeldet.

Beim Wettbewerb Classica Solo und Kammermusik ist die Alterskategorie III (*2007-2009), die Kategorie mit den meisten Anmeldungen. An zweiter Stelle liegt die Altersgruppe II (*2010-2012), gefolgt von der Altersgruppe IV (*2004-2006) und der Altersgruppe I (*2013-2016).

Verglichen zu 2023 hielt sich die Zahl der Anmeldungen für FreeSpace und Composition konstant. Für den Jazz & Pop Wettbewerb gingen diesmal erfreuliche 48 Anmeldungen ein.

Allen Teilnehmer:innen ist zu wünschen, dass das viel gepriesene Momentum auf ihrer Seite ist und dass sie – mit oder ohne Preis – mit einigen guten Erfahrungen für ihren Einsatz und ihr Engagement belohnt werden.

Marta-Walter-Preis

Zusammen mit der dritten Durchführung des SMG-Studientages kommt es in diesem Jahr 
zu einem weiteren Höhepunkt: die Verleihung des Marta-Walter-Preises steht an.

Die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG-SSM) verleiht alle zwei Jahre den Marta-Walter-Preis (vormals Handschin-Preis) für eine herausragende Promotionsarbeit im Bereich der Musikforschung. Der Preis ist nach der Schweizer Musikwissenschaftlerin Marta Walter benannt, die mit ihrem Legat an die SMG die finanzielle Grundlage des Preises gestiftet hat. Nun ist es wieder so weit, dass sich exzellente Forschende sich mit ihrer Doktorarbeit für den Preis direkt bei der Gesellschaft für den Marta-Walter-Preis 2024 bewerben können. Das Preisgeld beträgt 3.000 CHF. Bewerbungsberechtigt sind Doktorierte, die
ihre Promotion zwischen dem 01.01.2022 und dem 31.12.2023 einschliesslich der Verteidigung abgeschlossen haben und weitere Kriterien erfüllen. 

Appel à candidature pour le Prix Marta-Walter 2024
La Société Suisse de Musicologie (SMG-SSM) décerne tous les deux ans le Prix Marta-Walter (anciennement Prix Handschin) à un travail de doctorat remarquable dans le domaine de la recherche musicale. Le prix porte le nom de la musicologue suisse Marta Walter qui, par son legs à la SSM, a fourni l’assise financière du prix. Son montant s’élève à 3 000 CHF. La remise du prix aura lieu dans le cadre de la Troisième journée d’études de la SSM. Les candidat(e)s peuvent postuler directement auprès de la société pour l’obtention du prix.  Les candidats pris en considération doivent avoir achevé leur doctorat, y compris la soutenance, entre le 01.01.2022 et le 31.12.2023, et répondre à d’autres critères. 

Bando di concorso per il Premio Marta-Walter 2024
Ogni due anni la Società Svizzera di Musicologia (SMG-SSM) assegna il Premio Marta Walter (precedentemente Premio Handschin) a una
tesi di dottorato eccellente nel campo della ricerca musicale. Il premio prende il nome dalla musicologa svizzera Marta Walter che, con un lascito alla SMG, ha garantito il contributo finanziario alla base del premio. Il premio ammonta a 3000 franchi svizzeri. La cerimonia di premiazione si svolgerà nel corso della terza giornata di studio della SMG- SSM. A partire dall’anno 2014 le/i candidate/i, in possesso dei requisiti previsti, potranno presentare domanda di partecipazione al concorso direttamente alla Società. 

3. SMG-Studientag
Nach der erfolgreichen Durchführung des ers-ten  und zweiten Studientags in Bern und Basel, findet dieses Treffen der Schweizer Nachwuchsforschenden am 20. September 2024 an der Zürcher Hochschule der Künste statt. Die Tagung besteht aus Posterpräsentationen, Vorträgen, gemütlichen Kaffeepausen und gipfelt in der
Verleihung des Marta-Walter-Preises. Der Call for Contributions richtet sich an alle BA-, MA-Studierenden und Doktorierenden der Musik (-wissenschaft) an Schweizer Universitäten und Hochschulen. 

Stellenausschreibung SMG
Sind sie auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? Dann bewerben Sie sich bei der SMG für die Leitung der SMG-Geschäftsstelle. 

Termine
Bewerbungsfrist Marta-Walter-Preis: 15.03.2024
Beitragseinreichung Studientag 2024: 31.05.2024
Bewerbung SMG-Geschäftsstelle: 29.02.2024

Streaming: Schweizer Musik sichtbar machen

Streaming-Anbieter entscheiden durch Setzen bestimmter Songs in beliebte Playlists über Erfolg oder Misserfolg eines Stücks. Für Schweizer Acts sind die Hürden besonders hoch. Das muss sich ändern.

Streamingplattformen sind für die Musikmärkte unerlässlich geworden. Am grössten ist die Bedeutung von Playlists beim Marktführer Spotify, allerdings werden dort Schweizer Acts kaum in die plattformeigenen Playlists aufgenommen, weil es keine Kurator:innen gibt, die sich um das Schweizer Angebot und Repertoire kümmern. Für die Künstler:innen und ihre Labels ist dies eine kaum überwindbare Hürde, um Sichtbarkeit, Streams und damit letztlich überhaupt Einnahmen zu generieren.

Streaming trug 2023 mit satten 88 Prozent zum Umsatz mit Tonträgern in der Schweiz bei, Tendenz steigend. Die Grösse des Angebots liegt heute schon bei über 100 Millionen Titeln. Die zentrale Herausforderung liegt darin, in dieser Masse überhaupt wahrgenommen zu werden. 

Entscheidend für den Erfolg ist die Aufnahme der eigenen Titel in populäre Playlists, insbesondere in jene, welche die Anbieter selbst zusammenstellen und fortlaufend kuratieren. 35 Prozent des Musikkonsums auf der Plattform des Marktführers Spotify geschieht über hauseigene Playlists, weshalb dieser Anbieter erheblichen Einfluss darauf hat, welche Musik überhaupt wahrgenommen und gespielt wird und wer folglich Einnahmen erhält.

Spotify berücksichtigt einheimische Musik der Schweiz jedoch kaum: Schweizer Musik ist in den Playlists von Spotify deutlich untervertreten, wie ein Vergleich der hiesigen Versionen dieser Playlists mit jenen ähnlicher Märkte (Belgien, Dänemark, Niederlande, Norwegen, Spanien, Finnland) zeigt. 

Dadurch sind Schweizer Künstler:innen die Chancen, die solche global verfügbaren Plattformen bieten könnten, von Anfang an praktisch verwehrt. Denn «unsichtbare» Künstler:innen werden weder Fans im In- und im Ausland hervorbringen noch Einnahmen erzielen, möge ihre Musik noch so gut sein. Dies sei nachfolgend an einem Beispiel illustriert.

Spotify veröffentlicht länderspezifische Versionen von «New Music Friday», einer international sehr erfolgreichen Playlist. Hier werden wöchentlich Neuerscheinungen vorgestellt, wobei sowohl internationale als auch nationale Acts vorgestellt werden. Die nachfolgende Grafik zeigt, dass der Anteil einheimischer Künstler:innen in vergleichbaren europäischen Ländern durchschnittlich bei über 30 Prozent liegt, mit einer Bandbreite von rund 20 bis 50 Prozent. Nicht so in der Schweiz: Hier schwankt der Anteil einheimischer Künstler:innen zwischen null und zwölf Prozent. Die Schweiz liegt weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Warum ist aber der Anteil von Schweizer Acts derart tief? Der Grund liegt darin, dass Spotify das Schweizer Angebot von Berlin aus mit Personal steuert, das hauptsächlich für den zehnmal grösseren deutschen Markt beschäftigt wird und über keinerlei Kenntnisse der hiesigen Musikszene verfügt, erst recht nicht über jene der Romandie, der italienischen und der rätoromanischen Schweiz. Das Schweizer Angebot wird gleichsam nebenbei erledigt, während die Hauptaufmerksamkeit auf den deutschen und internationalen Acts liegt.

Dieses Verhalten Spotifys bedeutet für die Schweizer Musikschaffenden und Labels eine schwerwiegende Behinderung des Zugangs zum nationalen und globalen Musikmarkt. Das Entwicklungspotential unserer heimischen Künstler:innen wird von Beginn an abgeschnitten: Wer schon für das nationale Publikum schwer sichtbar ist, wird es nie in internationale Playlists schaffen und folglich auch nie zu internationalem Erfolg kommen. Die Chancen eines globalisierten und digitalisierten Musikmarktes können so nicht genutzt werden; es liegt auf der Hand, dass dies auch finanzielle und kulturelle Folgen hat.

Zu fordern ist von sämtlichen bedeutenden Streamingplattformen die Einrichtung einer Schweizer Redaktion mit Sitz in der Schweiz, die Willens und in der Lage ist, der hiesigen mehrsprachigen Musikszene im hiesigen Angebot eine angemessene Plattform zu bieten. Dies liegt nicht nur im Interesse der Schweizer Musikwirtschaft, sondern auch der Schweizer Konsument:innen aller Landesteile. 

Langjährige und umfangreiche Bemühungen der Verbände der Schweizer Musikschaffenden und der Rechteinhaber haben gegenüber gewichtigen Streaming-Plattformen leider nicht dazu geführt, dass diese in der Schweiz eine Niederlassung mit Personal in Betrieb genommen hätten. Nun hat auch die Politik die ungenügende Präsenz der grossen Streamingprovider in der Schweiz wahrgenommen und beginnt zu reagieren. Eine im Herbst 2023 von Nationalrat Müller-Altermatt eingereichte Interpellation «Diskriminierung der Schweizer Musikschaffenden auf dem Streamingmarkt beseitigen» wurde vom Bundesrat positiv beantwortet. Müller-Altermatt doppelte sodann mit einer Motion unter dem gleichen Titel nach und verlangt «die gesetzlichen Grundlagen so anzupassen, dass in- und ausländische Unternehmen, die in der Schweiz Musik über elektronische Abruf- und Abonnementsdienste anbieten, das Schweizer Musikschaffen in der Präsentation ihres allgemeinen und kundenindividuellen Angebots angemessen und nichtdiskriminierend abbilden und hervorheben müssen. Diese Unternehmen sollen verpflichtet werden, mit den massgebenden Verbänden der Schweizer Musikschaffenden und Produzenten eine Branchenvereinbarung abzuschliessen. Eine Regelung der Umsetzung durch den Bund und Sanktionsmechanismen sind subsidiär zu Branchenvereinbarungen vorzusehen, falls diese nicht innert nützlicher Frist zustande kommen.» Beide Vorstösse wurden von Mitgliedern unterschiedlichster Parteien von links bis rechts mitunterzeichnet. 

Auf die Reaktion des Bundesrats und unserer neuen Kulturministerin Elisabeth Baume-Schneider darf man ebenso gespannt sein wie auf die Bereitschaft des Parlaments, die Schweizer Musik durch einfache Instrumente wirksam sichtbarer und damit erfolgreicher zu machen. Wir bleiben dran!

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