Vereinfachte Administration dank EOV-Merkblättern

Der EOV unterstützt seine Orchester mit zahlreichen kostenlosen Vorlagen und Merkblättern wie zum Beispiel Musterarbeitsverträgen und Infos zur Sozialversicherungsabrechnung. Mitglieder können alle Dokumente kostenlos herunterladen.

Sind Sie Vorstandsmitglied in Ihrem Orchesterverein und müssen sich mit verschieden administrativen Anliegen auseinandersetzen? Stehen Sie zum Beispiel gerade vor der Wahl eines neuen Dirigenten oder einer neuen Dirigentin und müssen einen neuen Vertrag ausarbeiten? Haben Sie im Verein krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitenden zu beklagen (z.B. Dirigent:in, Konzertmeister:in) und fragen sich, wie es sich mit der Lohnfortzahlungspflicht verhält? Haben Sie schon eine Datenschutzerklärung auf Ihrer Website aufgeschaltet und sind Ihre Vereinsstatuten noch aktuell?

Der EOV stellt seinen Mitgliedsorchestern für diese und weitere administrative und rechtliche Themenbereiche Vorlagen und Merkblätter auf seiner Website unter der Rubrik «Angebote für die Orchester» zur Verfügung. Melden Sie sich mit Ihrem Visum der Orchesteradministration an. Wir haben im vergangenen Jahr eine Vielzahl der Dokumente überarbeitet und aktualisiert. Nutzen Sie diese Hilfestellungen unserer Expert:innen und vereinfachen Sie Ihre Administration. Zurzeit stehen Ihnen Unterlagen zu folgenden Themenkreisen zum kostenlosen Download zur Verfügung:

– Mustervertrag Dirigent:innen

– Mustervertrag Solist:innen und Zuzüger:innen

– Vorlage Arbeitszeugnis

– Das gehört ins Arbeitszeugnis

– Korrekte AHV/IV/EO/ALV-Abrechnung

– Tarifempfehlung für Zuzüger:innen des SMV

– Honoraransatz Dirigent:innen Empfehlungen SBV

– Vorlagen für Lohnabrechnungen (basierend auf netto Auszahlung, auf brutto Betrag ohne und inkl. Ferien)

– Musterstatuten für Amateurorchester

– Mustervertrag für Notenleihe zwischen den Orchestern

– Muster-Datenschutzerklärung für Orchestervereine

– Gewinn- und Kapitalbesteuerung für Orchestervereine

– Mehrwertsteuer für Orchestervereine

– Unfall- und Krankentaggeldversicherung für Orchestervereine

 

Kostenloser Download unter:
www.eov-sfo.ch > Angebote für Orchester
Entdecken Sie bei dieser Gelegenheit auch die anderen EOV-Angebote für die Mitgliedsorchester, z. B. die Notenbibliothek, Partner-Kurse, Instrumentenversicherung und mehr.

Musicking (M)others

Dieser Beitrag basiert auf fragmentarischen Geschichten und Formen des Werdens in und mit leidenschaftlich un/geplanten Projekten mit Folgen : un récit de musiciennes mères – drei Künstler*innen erzählen aus ihrem Leben als Musiker*innen und Eltern.

Zainab Lascandri aka Signup (Z), ist ein Elternteil und eine Schwarze transdisziplinäre Künstler*in. Z lebt in Zürich und ist seit 2012 Teil des Electronic Pop, Punk, Rap, Techno, New Wave Musikduos « None of Them ». H hat mit Z telefonisch gesprochen. Claire Huguenin (C) et Malcolm Braff (M), musiciennes de jazz, vivent et travaillent en tant qu’artistes, mère et père, fondatrices et co-gestionnaires bénévoles de la Maison-Matrice, à la fois centre artistique associatif et leur lieu de vie, situé dans le Jura bernois à Crémines. Nous avons rencontré C et M chez elles, à la « Maison-Matrice » à Crémines. La scène suivante se passe un dimanche en fin de matinée, leurs et nos enfants jouent devant l’ancienne scierie en compagnie d’autres résidentes de la maison.

Vor der alten Sägemühle der Maison-Matrice :

Enfant : Mamaaaaan j’ai faim

C : alors il faut faire le feu

H : SONART nous a proposé d’écrire sur un moment décisif de la vie, de la carrière – devenir parent. Un article sur les répercussions, les avantages et les désavantages d’avoir des enfants en tant que musiciennes… mais…

C : HAHA !

M : Vous voulez faire de la musique ? Avez-vous pensé à faire des enfants ?

CMHR : *rigolade*

Eine Woche zuvor entre Bienne et Crémines, avec C am Telefon :

C : (nimmt ab.) alors la vie d’artiste… tu vois en ce moment je suis surtout maman de trois enfants et co-gestionnaire de la Maison-Matrice. Je fais des concerts ou des enregistrements occasionnels, et je vis ces moments comme une respiration par rapport à mon quotidien au demeurant très chargé.

H : Mais avec la Maison-Matrice tu te dévoue à un projet culturel, de partage et d’accueil artistique. Et les enfants en font également partie – c’est aussi ça qui nous intéresse.

Szene aus dem Musikvideo « Hyenas on the Beach » von « None of Them » :Im erdfarbenen Raum \ ein fleischocker gepolsterter schwarzer Gitarrenkoffer \ darin ein braunes Abwasserrohr phallisch \ dahinter das schwarze Kind\das Mikrofon die Nabelschnur das Kabel \ gleitet hinab\das Rohr die Öffnung das Loch\durch den Koffer \ ein «Hey» \ die Person am Ende \ des offenen Abwasserrohres\Signup singt ins Mikrofon

Avec Z au Téléphone :

Z : Ich wurde schon mit 23 Elternteil, also 2004. In vielen Situationen habe ich – wenn mich nicht jemand konkret gefragt hat – eigentlich nie gesagt : ich bin Elternteil. Es ist mit Risiko verbunden zu sagen Elternteil zu sein. Weil die Kapazitäten anders sind, die Risiken für eine Zusammenarbeit. Und auch für das Image. Grad so im Kontext von Performance oder Musik und wenn Du auf der Bühne stehst. Also – ich seh’ das heute nicht mehr so – aber quasi, dass deine Attraktivität auf eine Art auf dem Spiel steht.

C : La mère est-elle antinomique de la femme séduisante ? J’ai le souvenir d’une photo à ce sujet, d’une chanteuse américaine qui fait du piano voix et qui à l’époque posait dans une chaise à bascule, les pieds dans la boue, a rifle in one hand et un cochonnet au sein. Il y avait clairement une notion de matrone.

Z : Dieses Ringen mit meinem (Selbst)bild dem als Mutter gelesenen Elternteil, und meiner künstlerischen Identität als Musiker*in – tatsächlich war das etwas, was mich begleitet hat. Diese Dark Side in meiner Musik repräsentierte ein Echo dieses Zustandes. Es ist auch das Visuelle unserer Musikvideos das diese Unsicherheit mit dem Charakter der Mutter spiegelt. Ich konnte mich gar nicht identifizieren damit. Ich habe dann irgendwann entschieden : ah ok, es gibt unterschiedliche Wege Elternteil zu sein.

C : Là où certaines personnes ont une journée réglée – comme du papier à musique – chez nous ce sont surtout les grands axes qui sont clairs. Par exemple : je suis entièrement disponible pour la famille, j’allaite mes enfants à la demande pendant leurs trois premières années. Notre présence est donc maximisée à la maison, on fait aussi l’école à domicile, et quant au déroulement précis de la journée… eh bien, c’est très jazz notamment avec les affaires de l’association qui font irruption à tout moment.

Z : Und ich kann meinen eigenen Weg gehen, auch wenn ich vielleicht nicht so viele Vorbilder habe in meinem Umfeld. Es war ein einsamer Weg.

C : L’envie d’être maman c’était actuel au moment où on a lancé la Maison-Matrice, une envie spontanée d’être maman de manière extrêmement radicale – conjuguée à l’envie d’être utile, l’envie de servir. Ce que je ne voulais pas c’est vivre dans un appartement de manière « prototype » avec notre famille, j’avais besoin d’ouvrir et j’avais du coup tout intérêt à poser le noyau familial dans un lieu-projet comme celui-ci.

M : Pour moi il y a un désir de ne pas cloisonner les sphères de la vie. Et de fait, des fois avec Claire on s’est retrouvé avec bébé qui dort sur scène pendant qu’on est en train de faire notre concert en duo…

C : Oui ou bien je m’arrête au milieu du concert pour allaiter, et je continue de chanter avec bébé dans les bras.

M : Oui donc il y a vraiment ce besoin d’intégrer tous les aspects de la vie en une seule réalité multiple. Et maintenant on est peut-être dans la phase *cris d’enfants sur baby(tele)phone* ah cette fois il est réveillé ! *pause*

M : J’ai eu la phase ou le fait d’avoir des enfants était vécu comme un dérangement sur mon propre art et mon temps de création. Ce sentiment pour moi s’est vraiment déconstruit lorsque j’ai arrêté de mettre de l’égo dans mon rôle d’artiste. Si tout ça est déconstruit, c’est beaucoup moins tendu, c’est beaucoup moins en friction – je trouve.

Z : Als ich schwanger wurde war ich noch in einer WG. Meine Vorstellung war immer ich könnte in dieser WG mein Kind grossziehen *lacht* was dann doch nicht funktioniert hat. Und dann haben wir mit dem Vater meiner Kinder in dieser Kleinfamilien, Genossenschaftswohnung gewohnt, was mich gar nicht so glücklich gemacht hat. Wir hatten aber mega Unterstützung von seinen Eltern, insbesondere seiner Mutter, und auch von Freund*innen. Beim ersten Kind wars so, dass ich mein Netzwerk total beansprucht habe *lacht*. Ich wollte auch, dass mein Kind von unterschiedlichen Perspektiven und Menschen grossgezogen werden kann. Es wurde dann viel schwieriger mit dem zweiten Kind. Und dann nach der Trennung – sozusagen als romantische Beziehung – war’s so, dass wir als Familie noch 6 Jahre weiter zusammen gelebt haben. Ich glaub das wäre schon auch anders gewesen wenn ich finanziell die Möglichkeit gehabt hätte das irgendwie anders zu gestalten. Das meiste steht und fällt mit den finanziellen Ressourcen. Ich bin dann später in eine WG gezogen und war die Person die gependelt ist. Ich war immer zur Hälfte in der Familienwohnung – wo der Vater mit den Kindern fix gewohnt hat – und zur Hälfte in der WG. Und das haben wir so lange gemacht, bis die Kinder so waren : « Hey, ist ok. Komm einfach kochen, Du kannst nachher wieder nach Hause. » Da waren sie dann schon Teenager. Und vorher habe ich einfach im Bett vom Einen oder Anderen Kind geschlafen. Also ich hatte nicht mein eigenes Zimmer. Ich war immer so : Kind 1, Kind 2.

M : Et puis, avec l’arrivée du troisième enfant, on vit clairement un trop-plein.

 

Der Mann im Caravan benebelt \ mit Brille in virtuellen Welten \ versunken die Mutter mit Cutter \ Messer in der Hand singt \ « I don’t know what to do to kiss » \ « I’m like » die Hand das Messer \ ein Schnitt im Bauch das Blut \ « A quarter in a quarter in a house \ A small space to here \ And I don’t know where to go \ But I don’t know where I can lay. »

 

Z : Der Vater meiner Kinder hatte eine Bar. Das war nicht so kinder- und familienfreundlich. Aber deshalb ging das auch. Weil er dann abends dort war. Wir hatten schon noch familiäre Berührungspunkte. Und ich habe auch jetzt noch eine enge Beziehung zu seinen Eltern. Ich glaube das haben wir irgendwie gut hingekriegt *lacht*. Ja, so : das war was wir wollten – oder versucht haben – glaube ich.

C : On fonctionne surtout avec une répartition des rôles spontanée, dans la famille comme dans l’association. Je pense qu’il y a un déficit, à l’endroit où il manque parfois de re/connaissance des taches à exécuter, de compréhension des enjeux et de disposition à organiser. Aussi les moyens sont faibles, et l’ambition grande, alors l’Überforderung fait vraiment partie du tableau.

Z : Ja und bei mir wars so : mein Vater lebt seit ich klein bin in Freetown an der Westküste Afrikas. Und meine Mutter hatte halt selber nochmals ein Kind, was fast gleich alt ist wie mein erstes Kind. Und sie hat in Lausanne gewohnt – mit ihrer Familie. Ich in Zürich. Und ja sie hatte eigentlich gar keine Kapazität um noch Grandma zu sein. Und dann war wie so die Frage : wann bekommst Du einen Kita Platz. Zwischen halbjährig und jährig hatten die Kinder einen Kita Platz und gingen ab dann auch mindestens drei Tage. Und als ich noch einen Bachelor machte, waren sie 100 % in der Krippe. Ich glaube das Gute war dass ich zu der Zeit jung war und Energie hatte. Und die Kinder konnten oft bei den Grosseltern übernachten oder halt bei Nachbarn. Es wäre nicht möglich gewesen ohne die Grosseltern meines Partners.

 

Im Licht der blauen Stunde \ das schwarze Kind weiss gekleidet \ auf dem Bett die Mutter \ der schwarze Körper unter weissem Laken \ verstaut das Kind fein fürsorglich säuberlich \ den achtarmigen Kopffüsser Tintenfisch \ im offenen Bauch der Mutter \ die Wunde der Schnitt \ la césarienne das Loch. \ Bauch mit dem Bostitch \ heftet das Kind mit « KLACK KLACK » \ zu die Umkehrung der Geburt \ das blutrote tote Weichtier im Bauch \ utérus matrice \ der weisse Muttermilchkuchen wabert \ sich fluid verformend im Raum Dazwischen.

 

Outro : Être (m)other et musicienne, c’est composer à plusieurs mains et voix, souvent dans l’improvisation, avec des temporalités et des besoins multiples. Mais au-delà de la Vermengung individuelle entre parentalité et pratique artistique, ces récits invitent à anders denken plus largement les conditions de création : wie unsere Welten Care-Arbeit un/sichtbar machen, welche Strukturen fehlen und entstehen, et quelles nouvelles formes collectives de musicking daraus hervorgehen könnten. Anders gesagt, il ne s’agit pas seulement d’une affaire privée, sondern d’un terrain commun, où se (re-)mix Kunst, Leben, Ökonomie et politique.

Sich entwickeln als Chor durch das Singen vor Expert*innen

Die Teilnahme an Gesangsfesten und das Singen vor Expert :innen gehört für viele SCV-Chöre zum Höhepunkt des Chorjahres.

Lukas Bolt, Co-Verantwortlicher für das Expert :innenwesen bei der SCV gibt Einblick die gegenwärtige Entwicklung.

 

Lukas Bolt, warum wollen Chöre eigentlich vor Expert :innen singen ?

Ich sehe vor allem zwei Bedürfnisse. Einerseits möchten Chöre eine kompetente Aussensicht auf Ihre Darbietung erhalten und erfahren, woran sie arbeiten können, damit ihre Auftritte noch mehr gelingen. Andererseits gibt es auch das Bedürfnis, sich mit anderen Chören zu vergleichen.

 

Wie geht ihr mit diesen zwei Bedürfnissen um ?

Der Fokus an den Gesangsfesten soll für uns auf der Weiterentwicklung sein. Der Chor und insbesondere auch die Chorleitung sollen konkrete Punkte mitnehmen, an denen sie weiterarbeiten können. Dem Wunsch, sich zu vergleichen und zu messen, möchten wir je länger je mehr nur noch an Chorwettbewerben, die wir auch regelmässig veranstalten, Rechnung tragen.

 

Was zeichnet eine :n Expert :in des Chorgesangs aus ?

Einerseits braucht man als Chorleiter :in viel Erfahrung mit Chören auf unterschiedlichen Niveaus von Laien bis zu (semi-)professionellen Chören. Der zweite sehr wichtige Aspekt ist, den Chören eine verständliche und förderorientierte Rückmeldung zu geben. Es braucht viel zwischenmenschliches Geschick dafür. Expert :innen nehmen zudem an den regelmässig von uns veranstalteten Weiterbildungen teil, um fachlich und pädagogisch à jour zu sein.

 

Wie läuft eigentlich ein Singen vor Expert :innen ab, was kann sich ein Chor darunter vorstellen, der das noch nie gemacht hat ?

Dies ist momentan noch unterschiedlich je nach Gesangsfest. Meist ist es so, dass zwei Expert :innen sich einen Vortrag anhören und ein :e Expert :in ein konstruktives Feedback und falls gewünscht eine Note gibt. Dafür haben wir ca. eine Viertelstunde Zeit pro Chor. Die Hälfte davon ist mit dem Gesamtchor resp. Vorstand, die andere Hälfte ist allein mit der Chorleitung, weil man hier noch genauer auf fachliche Themen eingehen kann. Auch die Chorleiter :innen schätzen diese Aussensicht von Kolleg :innen enorm.

 

Ihr habt in den letzten Monaten einige Veränderungen am Expert*innenwesen vorgenommen. Was konkret ?

Wir hatten bisher eine riesige Expert :innenliste von bis zu 100 Personen. Viele kamen aber nie zum Einsatz. Deshalb mussten wir die Liste verkleinern und werden künftig nur noch mit ca. 50 Personen zusammenarbeiten. Uns war z. B. eine Durchmischung von jüngeren und älteren Expert :innen wichtig. Damit alle regelmässig zum Einsatz kommen, läuft die Koordination über mich und die Verantwortliche für die französische Schweiz, Caroline Meyer.

Der SJMW zwischen Jubiläum und Aufbruch

Der SJMW feiert sein 50-jähriges Bestehen und startet mit der 51. Ausgabe seines Wettbewerbs in ein weiteres spannendes Jahr für junge Talente.

50 Jahre Musik sind weit mehr als eine Zeitspanne: Sie bilden einen melodischen Bogen über Generationen, eine klingende Brücke zwischen Vergangenheit und einer bereits vibrierenden Zukunft. Der SJMW feierte sein halbes Jahrhundert mit einem Ereignis, das allen Beteiligten in lebendiger Erinnerung bleiben wird. In den Sälen der Tonhalle Zürich lag spürbare Begeisterung in der Luft – ein Echo aus Geschichten und Erfolgen, die sich über Jahrzehnte verknüpfen. Zwei Uraufführungen setzten dem Fest die Krone auf: neue eigens komponierte Werke von Richard Dubugnon und Daniel Schnyder, die den Weg des Wettbewerbs zu würdigen und seinen Geist in die Zukunft zu tragen. Nicht minder bewegend war der Auftritt ehemaliger Preisträger:innen als Solist:innen. Sie bildeten ein Wiedersehen musikalischer Exzellenzen und zeigten eindrucksvoll, wie der vor 50 Jahren gesäte Samen bis heute weitergedeiht und Früchte von seltener Qualität trägt.Der Beginn eines neuen Kapitels

Doch ein Jubiläum, so glanzvoll es auch sein mag, ist kein Endpunkt, sondern eine Schwelle. Während die Klänge der Feierlichkeiten noch nachhallen, eröffnet der SJMW mit der 51. Ausgabe seines Wettbewerbs ein neues Kapitel und lädt junge Musiker:innen aus der ganzen Schweiz ein, erneut an der Geschichte des Wettbewerbs mitzuschreiben.

2026 gliedert sich der Wettbewerb in drei Disziplinen – Classica, Composition und FreeSpace – und bietet damit Räume, die von Inter­pretation bis zu Kreativität reichen.

In der Kategorie Solo gilt das besondere Augenmerk 2026 den reichen Klangfarben der Saiten-, Blas-, und Schlaginstrumente. Mit von der Partie sind Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Querflöte, Blockflöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Fagott, Harfe, Akkordeon, Hackbrett, Panflöte und klassisches Schlagzeug. Diese vielfältige Klangpalette lädt dazu ein, unterschiedlichste musikalische Welten zu erkunden: von der lyrischen Intimität der Violine über die archaische, überraschende Stimme des Hackbretts bis hin zum pastoralen Atem der Panflöte und der rhythmischen Energie des Saxophons.

In der Sparte Composition sind junge Komponist:innen aufgefordert, «mit Klang zu malen», sodass ihre Ideen und Eingebungen zu lebendigen Partituren werden – frisch und einfallsreich.

FreeSpace wiederum ist ein freies Terrain, ein Kreuzungspunkt für Improvisation, Elektronik, performative Künste und experimentelle Formate. Hier finden Jazz und neue Technologien ebenso Gehör wie multimediale Installationen.

Was diesen Wettbewerb einzigartig macht, ist wie immer seine Grundidee, jungen Menschen eine Bühne zu geben, auf der sie ihr Talent und ihre Hingabe zeigen können – in einem Dialog, der keine sprachlichen oder kulturellen Grenzen kennt. Wer teilnimmt, tritt in eine Tradition ein, die bereits zahlreiche internationale Karrieren beflügelt hat.

Der SJMW weiss, dass jede:r Teilnehmer:in eine einzigartige Geschichte mitbringt: Ein schwingende Bogen, ein Atemzug, der zur Melodie wird, eine Perkussion, die den Pulsschlag der Zukunft markiert. Deshalb ist der Wettbewerb nicht nur ein Wettstreit, sondern auch ein Labor des Wachstums und ein Ort der Begegnung, an dem man lernt, den anderen und sich selbst zuzuhören. Der Aufruf ist daher klar: An diesem musikalischen Abenteuer teilzunehmen, den eigenen Klang, die eigene Vorstellung von Schönheit und den eigenen Wunsch, Grenzen zu überschreiten, einzubringen.

Das neue Halbjahrhundert steht kurz bevor, und der erste Ton schwebt bereits in der Luft – bereit, sich mit den Klängen all jener zu verbinden, die den Mut haben, den Bogen zu heben, ihrem Instrument mit dem Atem einen Klang zu entlocken und ein junges, neugieriges Herz zum Klingen zu bringen. Ob erfahrene Interpret:innen oder Schöpfer:innen neuer Formen – der SJMW erwartet alle.

Das 2026 im Überblick

Anmeldung für alle Wettbewerbe:
1.–30. November 2025
www.sjmw.ch

 

Eingabefrist der Projekte/Videos für Composition und FreeSpace:
30. November 2025

 

Classica: Entrada-Wettbewerbe:
13.–15. März 2026 in Arbon, Genf, Lugano, Neuenburg, Sion, Unterägeri, Winterthur
Finale: 30. April bis 2. Mai 2026 in Zürich
Preisträgerkonzert am 3. Mai 2026 in Zürich

Wege zu einer überzeugenden Bühnenpräsenz

Am diesjährigen Symposium von Swissmedmusica verraten hoch­karätige Referentinnen aus England, Frankreich, Deutschland und der Schweiz ihre Rezepte zur überzeugenden Bühnenpräsenz

Über mentale Zustände beim Üben und Auftritt wird die bestens bekannte Cellistin und Psychologin Chiara Samatanga sprechen, die an der Uni Bern doktoriert und an der Hochschule der Künste Bern Kurse für Musik­studierende zu Üben, Stress, Auftrittsangst und Psychologie der Kammermusik anbietet. Die ­Pianistin und klinische Psychologin Sara Ascenso, die am Royal Northern College of Music im englischen Manchester Forschungsprojekte und neue Hochschul-Curricula zum Thema Wohlbefinden von Musikern entwickelt, analysiert mit uns Mythen zum Wohlbefinden von Musikern und Musikerinnen. Sie hat dazu auch gute Nachrichten.

Die deutsche Pianistin, Sängerin und Ärztin Pauline Gropp ist Dozentin für Embodiment und Musikermedizin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Sie bringt uns die Persönlichkeitsstruktur charismatischer Bühnenpersönlichkeiten näher. Die mehrfach ausgezeichnete französische Vibraphonistin, Perkussionistin und Mentaltrainerin Sylvie Reynaert unterrichtet am Konservatorium von Strassburg und betreibt nach dem Vorbild des Mentaltrainings für Sportler ein Atelier zur mentalen Vorbereitung von musikalischen Talenten auf Wettbewerbe, Prüfungen und Vorspiele.

 

22. November 2025, Farelsaal Biel, Simultanübersetzung Deutsch/Französisch

 

Infos und Anmeldung:
swissmedmusica.ch/gesundheitstag

Mentale Gesundheit an Musikhochschulen fördern

Ressourcenorientierte Trainings- und Selbstmanagementansätze bieten Potentiale für die Förderung und den Erhalt der psycho-physischen Gesundheit in der Hochschulausbildung.

Die Bedeutung psychischer Gesundheit ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt. Musikstudierende weisen laut Studien grössere psychische Belastungen als der Durchschnitt der Gleichaltrigen auf. Im Alterssegment zwischen 15 und 24 Jahren ist laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 die Anzahl psychischer Beschwerden mit bis zu 25% höher als in der Gesamtbevölkerung. Dies verdeutlicht, dass Prävention, Früherkennung und Therapie psychischer Probleme und Erkrankungen bei Musikhochschulstudierenden ein relevantes Thema sind. Laut Horst Hildebrandt stellen psychosomatische Belastungen neben muskulo-skelettalen Beschwerden das grösste gesundheitliche Problem bei Musikstudierenden dar. Die Diagnosen sind oft vielschichtig und bedürfen häufig einer interdisziplinären Herangehensweise, da zahlreiche Einflussfaktoren für die Entstehung eines Beschwerdebildes verantwortlich sind. Insbesondere die Qualität des Unterrichts, des Übens und das Niveau von Bühnenkompetenzen scheinen bedeutende Einflussfaktoren zu sein.Gesundheits- und Ressourcenbegriff

Laut Gesundheitsförderung Schweiz ist Gesundheit dynamischen Prozessen unterworfen und entsteht, wenn sich die inneren und äusseren Ressourcen und Belastungen in einem Gleichgewicht befinden. Dabei spielt das Wechselspiel zwischen der körperlichen, psychischen, und sozialen Befindlichkeit des Menschen eine zentrale Rolle.

Ressourcen werden als Schutzfaktoren für die Gesundheit angesehen. Dem individuell ausgerichteten Ressourcenaufbau unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells kommt somit bei der Förderung und dem Erhalt psychischer Gesundheit in der Ausbildung eine hohe Bedeutung zu.

Ressourcenorientierte Ansätze verfolgen das Ziel, Strategien und Handlungsmuster zu entwickeln, welche für die gestufte Prävention psycho-physischer Belastungen und Erkrankungen eingesetzt werden können. Dabei variiert der Ressourcenbegriff je nach theoretischer Fundierung der Ansätze. Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass sie das Individuum, aber auch Institutionen, dazu befähigen möchten, den Ausbildungsalltag selbstwirksam und selbstbestimmt meistern zu können.

Förderung und Erhalt psycho-physischer Gesundheit von Hochschulangehörigen können umso besser unterstützt werden, je breiter das Angebotsspektrum ist. Nebst individuellen, niederschwelligen Beratungsangeboten sind curriculär verankerte Lehrveranstaltungen wichtig, um möglichst früh in der Ausbildung den Auf- und Ausbau psycho-physischer Ressourcen zu ermöglichen. Dazu zählen auf die Musizierwirklichkeit zugeschnittene, wissenschaftlich fundierte und evaluierte Stressmanagementansätze für Bühne und Studienalltag, mentale Trainingsformen, bühnengeeignete Körperschulungsformen und die Vermittlung geeigneter Lern- und Übestrategien. Mit Blick auf die Prävention sollten auch für den Einzelunterricht sowie die Fachdidaktik- und Methodik-Ausbildung Angebote existieren, um Kernkompetenzen eines konstruktiven, lösungsorientierten (Selbst-)Anleitungsstils und eine entsprechender Feedbackkultur zu schulen.

Forschung bringt fortlaufend neuen Erkenntnisgewinn

An den schweizerischen Musikhochschulen ist eine ermutigende Entwicklung bezüglich Forschung und Lehre zur psychischen Gesundheit festzustellen. Diese aktive Rolle zeigt sich auch in dem von der Johns Hopkins University initiierten «Position Paper on Health Education in Tertiary Music Institutions» aus. Neben Fortschritten bei der Curriculumsentwicklung, epidemiologischen Studien und Forschungsprojekten zu instrumenten- bzw. gesangsspezifischen Fragestellungen sowie zum Gehör sind z.B. die Beiträge zur Lampenfieberforschung zu nennen, welche in Zusammenarbeit mit Universitäten der Förderung der psychischen Gesundheit laufend neue Impulse verleihen. Dadurch können ressourcenorientierte Trainings- und Selbstmanagementansätze erfolgreich mit den hochspezifischen Erfordernissen der Musikhochschul-Ausbildung zusammengeführt werden.

Beispiel eines gesundheitsfördernden Netzwerks unter dem Dach der KMHS:
Schweizerisches Hochschulzentrum für Musikphysiologie, www.shzm.ch

 

Beispiel für ein curriculär verankertes gesundheits­förderndes Angebot:
www.zhdk.ch/departemente/dmu/musikphysiologie

 

Weiterbildungs-Hinweis:
Mentales Training für den musikalischen Berufsalltag, Musikhochschule Basel,
17.01.2026 mit Prof. Horst Hildebrandt und Judith Buchmann

Fit für die Bühne

Am 21. Swissmedmusica-Symposium kann am 22. November in Biel ein Blick in die Zukunft des Mentaltrainings für Musizierende geworfen werden.

In der Sportwelt ist es mittlerweile Standard, in der Musik beginnt es sich langsam auch durchzusetzen : Das mentale Coaching. Eine Pionierin ist die Strassburger Perkussionistin und Mentaltrainerin Sylvie Reynaert. Sie geht davon aus, dass die Musikbühne genauso wie die Sportarena ein wettbewerbsorientiertes Umfeld ist, das Leistung abverlangt. Auf der Bühne muss mit Stress umgangen werden. Die Strategien, die dabei benötigt werden, gleichen denjenigen in der Sportwelt.

Reynaert stützt ihre Arbeit auf die Target-Methode, einen anerkannten Leitfaden zur mentalen Vorbereitung, sowie auf die Anwendung der Neurowissenschaften. Mit einem systemischen Ansatz und der Übertragung dieser Erkenntnisse auf den künstlerischen Bereich bietet sie ein «Aktionscoaching» an, das aus dem Spitzensport stammt. Bühnenpräsenz, eine klar definierte Strategie und mentale Arbeit stehen dabei im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ihr Coaching basiert auf «Wohlwollen, Zuhören, Verfügbarkeit und praktischen Lösungen».

Das Swissmedmusica-Symposium vom 22. November 2025 in Biel bietet die Gelegenheit, Reynaert und ihre Arbeitweise persönlich kennenzulernen. Ergänzt wird ihre Präsentation durch Referate der in Bern wirkenden Cellistin und Psychologin Chiara Samatanga, der britischen Musikpsychologin Sara Ascenso und der deutschen Pianistin und Musikermedizinerin Pauline Gropp. Eine einmalige Gelegenheit, sich mit mentalen Trainings für Musiker und Musikerinnen vertraut zu machen.

Robert Oboussier zum Hören und Lesen

Wie aus der Idee, ein Werk wiederzubeleben, professionelle Musikaufnahmen und eine vielfältige Buchpublikation entstanden sind. Im Herbst werden sie vorgestellt.

Im März 2021 stiess ich auf die Geschichte von Robert Oboussier und wurde neugierig. Der renommierte Schweizer Komponist wurde 1957 ermordet. Als die Umstände des Mordes, seine homosexuelle Orientierung und das Männermilieu Zürichs bekannt wurden, war die Öffentlichkeit entsetzt und nicht nur seine Person sondern auch sein Werk wurden fortan nahezu totgeschwiegen. Wie klang seine Musik? Ich fand nur wenige Tonaufnahmen, unter anderem 5 ­Abbreviationen für Klavier. Noten des vollständigen Stücks – 25 Abbreviationen – entdeckte ich in der Zentralbibliothek Zürich und bat Christian Wernicke, daraus einen Auszug für das Mandolinen-Orchester Zürich (MOZ) zu arrangieren.

65 Jahre nach dem fast vollständigen Verstummen des Werks von Oboussier, brachte das MOZ die Abbreviationen am 2. April 2022 bei einem Festival des Zupfmusik-Verbands Schweiz auf die Bühne. An diesem Festival nahm auch ­Ramon Bischoff teil, Schweizer Komponist und Toningenieur (www.nomar.ch), da sein Stück «Schwärme» vom Verbandsorchester zupf.helvetica uraufgeführt wurde. Ramon wurde auf die Geschichte aufmerksam und war sehr betroffen – dann begann er zu recherchieren.

Im Gespräch sagte Ramon, was ihn zu Beginn des Projekts zentral beschäftigte, waren die vielen Lücken, auf die er stiess: Es gibt kaum Fotos, fast nichts Persönliches aus seinem Leben, einen unvollständigen Nachlass, wenige Tonaufnahmen und nur einige öffentliche Schriften über die Werke. Die Diskrepanz zwischen der historischen Erscheinung der Kompositionen, welche oft unter viel Lob an prestigeträchtigen Orten uraufgeführt wurden und ihrer heutigen Absenz in Repertoires von Musiker:innen und Konzertsälen fand Ramon äusserst ungewöhnlich. Die Idee begann zu wachsen, die Musik Oboussiers zu dessen 125. Geburtstag endlich wieder hörbar zu machen.

Ramon wählte sieben musikalisch bedeutende Kompositionen von 1921 – 1948 aus und fand professionelle Musiker:innen, die mit ihm diese Musik wieder zum Klingen bringen wollten. In 6 Monaten entstanden die Aufnahmen in unterschiedlichsten Besetzungen – von Solo-Piano bis hin zum Streichorchester. Und als Bonus wurden auch die Auszüge der Abbreviationen mit dem MOZ aufgenommen. Die meisten der ausgewählten Werke sind World Premier Recordings – wurden also das erste Mal aufgenommen. Parallel zu den Arbeiten im Tonstudio mussten Rechte geklärt, Sponsoren motiviert, Stiftungs-Anträge geschrieben und mit NAXOS ein renommiertes Label gefunden werden, das die Musikproduktion veröffentlicht.

Ursprünglich plante Ramon für die CD ein umfangreiches Booklet, um auch der soziokulturellen und historischen Tragweite des Werks und seines Verschweigens gerecht zu werden. Diese Idee wuchs zu einer Buchpublikation heran, die für ihn unerwartete Ausmasse und inhaltlich neue Herausforderungen mit sich brachte. Die Beiträge der sieben Autor:innen haben ganz verschiedene Blickwinkel aus musiktheoretischen, medialen, historischen und soziologischen Richtungen. Der Bericht eines Zeitzeugen vervollständigt das Bild auf eine sehr persönliche Art. Die zweisprachige Publikation (DE/FR) enthält zudem das erste vollständige Werkverzeichnis.

Mein Ziel war es, ein Werk wiederzubeleben mit dem Wunsch, dass die Idee weitergetragen und die Musik wiederentdeckt wird. Meine Hoffnungen wurden mehr als übertroffen.

Ramon schreibt: «Robert Oboussiers Musik ist Ausdruck seiner politischen, gesellschaftlichen und humanistischen Überzeugungen. Es ist mir ein Anliegen, dass seine Werke auch künftig jene Werte transportieren, für die er künstlerisch eingetreten ist. […] Zum 125. Geburtstag Robert Oboussiers wünsche ich mir, dass seine Musik wieder vermehrt gespielt und aufgeführt wird und dabei als Symbol für soziale Gleichheit neue Wirkung entfalten kann.»

Im Herbst ist es so weit: Es findet eine Serie von Konzerten, Podien und Lesungen statt (siehe Flyer) und auch das MOZ wird bei den ersten beiden Konzerten auftreten.

An diesem Projekt waren so viele wunderbare und kreative Menschen beteiligt, dass ich, um allen gerecht zu werden, nur auf die Homepage (www.oboussier.ch) verweisen möchte, auf der alle Personen und weitere Informationen auf Deutsch, Französisch und Englisch zu finden sind.

 

Informationen

Projekt und Musik-Streaming: www.oboussier.ch

Musik-CD: «Robert Oboussier. World Premiere Recordings»; Label NAXOS in der Serie Musiques Suisses (www.naxos.com)

Buchpublikation: «Robert Oboussier. Beiträge zu einem verschwiegenen Opus»; Ramon Bischoff (Hrsg.); Verlag edition clandestin (www.edition-clandestin.ch)

Mandolinen-Orchester Zürich: www.mo-zuerich.ch

Grosse EOV-Gruppe am europäischen Orchesterfestival in Avignon

Über die Auffahrtstage nahmen 35 Individualreisende aus EOV-Orchestern sowie drei ganze Mitgliedsorchester am europäischen Orchesterfestival des EOFed teil. Die Schweizer Delegation zeigte sich begeistert von der internationalen Stimmung, der kunterbunten Musik und der geschichtsträchtigen Stadt Avignon.

Mittwoch, 28. Mai, vormittags am Bahnhof Bern: Immer wieder sehe ich Leute mit Instrumentenkästen. «Reisen diese Menschen wohl auch mit uns ans europäische Orchesterfestival nach Avignon?», frage ich mich. Tatsächlich finden sich alle angemeldeten Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz pünktlich auf der Schützenmatte in Bern ein, so dass unser vom EOV gemieteter Car voller enthusiastischer Orchestermusiker:innen wie geplant um 11.30 Uhr abfahren kann. Einige neue, aber vor ­allem viele bekannte Gesichter treffe ich im Car an. Viele sind angesteckt vom gleichen ­Virus: Hat man einmal an einem europäischen Orchesterfestival teilgenommen, will man es wieder erleben. Brigitte Köppel, eine der Teilnehmerinnen, formuliert es folgendermassen: «Wir haben schon Tallinn und St. Petersburg, Cremona und Bergen erlebt und es hat immer ­alles funk­tioniert. Es ist jedes Mal ein gross­artiges Ereignis!»

Um wiederum eine unkomplizierte Festival-Teilnahme zu ermöglichen, organisierte der EOV unter der Leitung von Hedi Boller, selber ehemaliges langjähriges Vorstandsmitglied und heute Ehren­mitglied des EOV, eine gemeinsame Car­reise für individuell am Festival teilnehmende ­Personen aus der Schweiz.

Anreise nach Avignon mit dem vom EOV gemieteten Car

Die Carfahrt verläuft angenehm, bis wir auf den letzten 120 Kilometern noch in einen grösseren Auffahrtsstau geraten. Dies tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Umso mehr freuen wir uns dann über das gemeinsame Abendessen im Grand Hotel in Avignon, in welchem die meisten unserer Teilnehmer:innen logieren. Wir schätzen den Komfort unseres Hotels sehr. Sowohl die ­Hotels als auch die Konzertlokalitäten sind in ­Gehdistanz gut erreichbar und befinden sich in oder direkt ausserhalb der historischen Altstadt Avignons.

Am Donnerstagmorgen starten die einzelnen Workshops. Wie immer an solchen Festivals ist es etwas chaotisch, bis alle ihren Workshop gefunden haben und die Proben starten können. Auch dieses Jahr stellte der europäische Orchesterverband EOFed, unter dessen Schirmherrschaft das Festival organisiert wird und in welchem der EOV Mitglied ist, wieder einen bunten Strauss an Workshops zusammen: von französischer (Barock-)Musik, über Klassik, Romantik (gleich zwei Workshops: Bruckner und Tschaikowski) und Jazz bis zu Filmmusik war für alle Vorlieben etwas dabei. Die Dirigent:innen der Workshops wurden ein­hellig gelobt.

Am Donnerstagabend findet in geschichtsträchtiger Atmosphäre vor dem Palais du Pape in der Altstadt das Eröffnungskonzert statt. Bei sehr windigen Bedingungen (der Mistral ist ein regelmässiger Gast!) brilliert das Alumni Sinfonie­orchester der Universität Bern (ALSO), ebenfalls ein EOV-Mitglied, unter der Leitung von Martin Studer mit dem Violinkonzert von Tschaikowski (Solist: Alexandre Dubach) und einer kunstvoll gekürzten Fassung von Brahms’ 1. Sinfonie.

Neben dem ALSO, dem grössten als ganzes Ensemble teilnehmenden Orchester, weilen zwei weitere komplette EOV-Orchester am Festival: Das Kammerorchester der Basler Chemie (KOBC) sowie der Orchesterverein Oerlikon, womit die Schweiz zusammen mit den diversen Individualteilnehmenden mit der grössten Musiker:innen-Delegation in Avignon vertreten ist.

Viele Workshops, Abschlusskonzerte und immer gute Stimmung

Bei sommerlichen Bedingungen wird am Freitag in den Workshops weiter geübt. Am Nachmittag ist Zeit für Sightseeing, bevor dann am Abend die ersten Konzerte der als Ganzes angereisten Orchester auf dem Programm stehen. Da tritt zuerst ein estnisches Jugendorchester auf, dann aus der Schweiz das KOBC und zum Schluss die Pec Strings aus Ungarn. Ein bunter, gelungener Mix, der die Vielfalt der Orchestermusik aufs Schönste zeigt.

Der Samstag steht dann ganz im Zeichen der Abschlusskonzerte der einzelnen Workshops: Am Mittag im grossen Saal, der «La Scala» (ja, die gibt es auch in Avignon!), sowie am Abend draussen auf der Insel in der Rhone etwas ausserhalb der Altstadt werden die Ergebnisse von zwei Tagen Probearbeit (und etlichen Stunden Üben zuvor daheim) dem fröhlichen und gut gelaunten Publikum präsentiert. «Die Workshops haben mir gefallen. Dass in so kurzer Zeit bei allen eine so anspruchsvolle, schöne Musik entstand, hat mich sehr beeindruckt, und dass ich mittendrin mitmachen konnte, war für mich ein Erlebnis», sagt Helene Steiner von der EOV-Gruppe. Nach dem Konzert am Abend gibt es ein Farewell-Buffet unter freiem Himmel.

Obwohl auch auf der Rückfahrt am Sonntag etwas Verzögerung durch Stau eintritt, verläuft die Fahrt sehr angenehm. Kurz vor 17 Uhr kommen alle Teilnehmer:innen der EOV-Reise wohlbehalten wieder in Bern an. «Mir gefiel die tolle Atmosphäre und ich fand es schön, dass die Musiker und Musikerinnen aus den unterschiedlichsten Ländern kamen», fasst Therese Berger stellvertretend für alle die Eindrücke der letzten paar Tage zusammen.

 

Das EOFed-Festival kurz erklärt:

– Der Europäische Orchesterverband EOFed organisiert das Festival jeweils mit lokalen Partnern.

– Das Festival findet alle 3 Jahre statt. Zuletzt 2022 in Plovdiv (BG), davor 2018 in Bergen (N), 2015 in Cremona (I), 2012 in Tallinn (EST).

– An den Festivals gibt es Orchester-Workshops von Barock bis zeitgenössischer Musik, von Filmmusik bis Jazz. Bei der Anmeldung zum Festival geben alle Musiker:innen ihre Prioritätenliste an und werden dann entsprechend zugeteilt.

Förderung junger Talente in Arosa

Dem Verein Arosa Kultur ist es seit vielen Jahren ein grosses Anliegen, talentierte Kinder und Jugendliche in ihrer musikalischen Entwicklung zu unterstützen. Dieses Engagement zeigt sich auf vielfältige Weise – insbesondere im Rahmen der Musik-Kurswochen Arosa.

Zwischen Juni und Oktober finden die Musik-Kurswochen Arosa mit rund 1450 Teilnehmenden aus der Schweiz und dem Ausland statt. Mehrere Kurse sind speziell der Nachwuchsförderung gewidmet:

Waldhornkurs – Seit über 30 Jahren unter der Hauptleitung von Stefan Ruf und Heiner Krause. Jährlich reisen fast 40 Kinder und Jugendliche aus dem Grossraum Basel nach Arosa.

Violinekurs – Seit 25 Jahren unter der Leitung von Jens Lohmann mit jährlich 20–30 jugend­lichen Teilnehmenden.

Kinder- und Jugendorchesterwoche – Dieses Jahr fand sie zum 20. Mal unter der Leitung von Verena Zeller statt. Ab 2026 übernimmt Therese Hauser die künstlerische Leitung.

Jugendkammermusikwoche – Im Oktober ­unter der Leitung von Katharina Stibal, Noëmi ­Rueff und Jonas Kreienbühl. Besonderheit: ­enge Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb (SJMW). Jährlich nehmen bis zu zehn Zweitplatzierte des SJMW ­kostenlos teil.

Darüber hinaus sind Kinder und Jugendliche auch in vielen weiteren der insgesamt 132 Musik-Kurswochen willkommen. Sie profitieren von einem Rabatt von CHF 100.– auf die reguläre Kursgebühr; spezielle Kinderkurse sind nochmals günstiger. Dank der Unterstützung verschiedener Stiftungen können zudem grosszügige Stipendien vergeben werden.

«arosa music academy»

Die «arosa music academy» als Teil der Musik-Kurswochen Arosa beinhaltet zwei spezielle Meisterkurse auf höchstem Niveau. Die erste Woche unter der Hauptleitung von Prof. Lars Mlekusch wird für Akkordeon und Saxophon ­angeboten und die zweite Woche unter der Hauptleitung von Markus Fleck für Violine, Viola und ­Violoncello. Neben täglichem Individual­unterricht bei Hochschuldozent:innen gibt es intensiven Kammermusikunter­richt.

Hans Schaeuble Award

Die Hans Schaeuble Stiftung Zürich unterstützt den Verein Arosa Kultur seit vielen Jahren und legt ebenfalls grossen Wert auf die Förderung junger Musiker:innen und Kammermusik-­Ensembles. Der Award und die Anerkennungspreise werden an herausragende Teilnehmende der beiden «arosa music academy» Wochen verliehen.

Fröhliche Stimmung und spannendeWeiterbildung an der DV in Solothurn

Die 105. DV des EOV am 26. April in Solothurn bot den fast 100 Orchesterdelegierten sowie Gästen einen rundum gelungenen Tag mit spannender Weiterbildung zum Thema Fundraising, mitreissender Musik und fröhlicher Stimmung. Der statutarische Teil ging reibungslos über die Bühne.

97 Delegierte aus insgesamt 62 EOV-Orchestern reisten am 26. April aus der ganzen Schweiz an die DV des EOV nach Solothurn. Somit nahm eine sehr erfreuliche Quote von nahezu einem Drittel aller Mitgliedsorchester an der 105. Delegiertenversammlung teil. 47 Orchester hatten sich entschuldigt.

Dazu kamen der vollzählige Verbandsvorstand und rund ein Dutzend Gäste aus verschiedenen Musikverbänden, Myriam Schleiss als Vertreterin des Bundesamts für Kultur und die abtretende Präsidentin des Schweizer Musikrats, Rosmarie Quadranti, so dass insgesamt mehr als 110 Personen an dem ereignisreichen DV-Tag mit statutarischem Teil, Networking, Musikgenuss und lehrreicher Weiterbildung dabei waren.

Das Regionale Jugendsinfonieorchester Solothurn (rjso) unter der Leitung von Ruwen Kronenberg hiess die Teilnehmenden in der Franziskanerkirche mit einem energiegeladenen Matinéekonzert willkommen. Das rjso trat auf Einladung des Gastgeberorchesters, des Stadtorchesters Solothurn, auf und bewies mit Stücken von Bizet (Auszüge aus Carmen), Schostakowitsch (aus dem Film The Gadfly) und Bruch (Kol Nidrei) einmal mehr, dass es seine steile Entwicklungskurve fortsetzt.

Ideenaustausch beim Mittagessen

Das anschliessende Mittagessen in der grosszügigen Mensa der Kantonsschule bot eine erste Gelegenheit für den Austausch unter den Delegierten. Bei Rinds-Stroganoff und Gemüselasagne wurde eifrig diskutiert, es wurden Ideen präsentiert, Fragen gestellt und an der Kaffeebar Folgetreffen vereinbart.

Der statutarische Teil unter dem Vorsitz von EOV-Präsident Johannes Reinhard nach dem Mittagessen in der Aula der Kantonsschule ging zügig und reibungslos über die Bühne.

Die Solothurner Stadtpräsidentin Stefanie Ingold stellte in einem Grusswort das vielfältige kulturelle Angebot ihrer Stadt vor.

Das Protokoll der DV 2024 und der Jahresbericht des Präsidenten wurden von den Delegierten einstimmig genehmigt. Auch die Jahresrechnung 2024, welche mit einem Gewinn von 3697 Franken und einem Kapital von 93’379 Franken schliesst, und das Budget 2025 mit einem enthaltenen Extra-Betrag für die Überarbeitung des Kommunikationskonzepts wurden einstimmig angenommen. Die Delegierten bestätigten die Revisorin Ute Bölle (Orchesterverein Aarau) und den Revisor Eckhardt Wirth (Orchester des Kaufmännischen Verbands Zürich) geschlossen für eine weitere Amtszeit.

Präsident Johannes Reinhard erläuterte das Arbeitsprogramm 2025. Der EOV nimmt mit einer Gruppe Individualreisender aus den Mitgliedsorchestern über Auffahrt Ende Mai am Europäischen Orchesterfestival des EOFed in Avignon teil. Drei EOV-Orchester reisen als ganze Ensembles hin.

Überarbeitung der Kommunikationsstrategie

Die regionalen Netzwerktreffen für Orchestervorstandsmitglieder sind beliebt und werden weitergeführt. Das Kursangebot wird in Kooperation mit Partnern weiter ausgebaut. Die Nutzung der Bibliothek soll mit Hilfe eines Flyers und zwei Online-Schulungen angekurbelt werden. Verschiedene Merkblätter und Vertragsvorlagen werden überarbeitet. Weiter entwickelt der EOV eine neue Kommunikationsstrategie.

Im Anschluss an die statutarischen Geschäfte bildeten sich die Delegierten im Referat von Sibylle Spengler zum Thema «Fundraising für Orchestervereine» weiter (vgl. separater Text) oder lernten die Barockstadt Solothurn bei einer Stadtführung besser kenne.

Am frühen Abend traf man sich in der Bar ­Soleure an der Aare zum Apéro wieder und liess den rundum gelungenen Tag stimmungsvoll ausklingen.

Wir danken den beiden DV-Verantwortlichen im EOV-Vorstand, Bernadette Wiederkehr und Lena Ruoss, sowie dem gastgebenden Stadtorchester Solothurn, insbesondere dessen Vizepräsidenten Harry Rüfenacht und der Präsidentin Bettina Brand, herzlich für die grandiose Organisation eines wunderschönen DV-Tages mit grossem Mehrwert für alle Teilnehmenden.

Die Honorare müssen nach oben

Nach drei Jahren Detailarbeit legt SONART seine Honorarempfehlungen vor. Der Verband der freischaffenden Musiker*innen ist zusammen mit den meisten Kulturverbänden in bester Gesellschaft. Die Empfehlungen bilden die komplexe Welt der freien Musikberufe ab: Kreation, Interpretation und Management in allen Sparten. Vor allem aber tragen sie dazu bei, die Gagen existenz­sichernd zu machen.

Uns ist bewusst: Das Niveau der SONART Honorarempfehlungen liegt für viele Veranstaltende in allen Sparten teilweise erheblich über dem aktuellen Stand. Nicht alle aus der Szene können hier von vornherein mitziehen. Gerade aber auch deshalb hat SONART – wie alle anderen Berufsverbände im Kultursektor – seine Empfehlungen erlassen und damit eine Lücke geschlossen: Wir wollten wissen, was lebenssichernde Honorare für Komposition, Songwriting, Konzertaufführungen, Produktionsmanagement sowie alle weiteren musikalisch-künstlerischen Aktivitäten von Musikprofis sind.

SONART hat sich dabei vorerst von der Frage leiten lassen, wie existenzsichernde Honorare ausgestaltet sein müssten. Vergleichbar mit anderen selbständigen Berufsfeldern, zum Beispiel im Handwerk, welche nebst dem Einkommen auch die Sozialleistungen, die Altersvorsorge, Versicherungen und Investitionen abdecken müssen. Die faire Gage für ein Konzert mit 800 CHF pro Person mag auf den ersten Blick hoch aussehen. Dahinter stecken aber drei bis vier Stunden Präsenz im Konzertsaal, unzählige Proben- und Übungsstunden, Anreise, Instrumente, usw. Aus diesem Blickwinkel sind die von uns empfohlenen Honorare absolut angemessen.

FairPay – MinimumPay: Ein ­Bandbreitenmodell für die Praxis

Honorare auf dem freien Markt sind aber auch Verhandlungssache. Den Musiker*innen ist auch mit der Rückenstärkung durch die SONART-Empfehlungen nach wie vor überlassen, zu welchen Honoraren sie auftreten – ihre Verhandlungspartner haben viele andere Kosten und können nicht in jedem Fall Hand bieten. Für uns auch klar: In der Musikszene sind Musiker*innen auf die Veranstaltenden angewiesen, es ist bei bestem Willen nicht immer das Maximum möglich, wenn ein Konzert zustande kommen soll. Deshalb arbeiten die SONART-Empfehlungen mit einem Bandbreitenmodell: FairPay ist die Höhe eines angemessenen Honorars, MinimumPay (je nach Kategorie zwischen 20 und 25 % tiefer angesetzt) ist die untere Grenze, welche nach Anwendung von Reduktionskriterien wie Grösse der Veranstaltung, Berufserfahrung, und Region nicht unterschritten werden sollte.

Kulturförderung: Ohne mehr Mittel sind die Ziele kaum erreichbar

Die Kulturbotschaft des Bundesrates, sowie die öffentlichen und privaten Kulturförderer erwarten von den Verbänden Honorarvorgaben und wollen die Zusage für Projektunterstützungen von der Frage abhängig machen, ob vom Gesuchsteller angemessen Gagen vorgesehen sind. Diese Praxis führt aber ohne entsprechende Mehrmittel für die Kulturförderung zu einer Verknappung und zu erheblich weniger unterstützten Gesuchen.

In dieser Konstellation sind die SONART-Empfehlungen ein Signal zur Weiterführung des Diskurses, der in der Pandemie in den Jahren 2020–2022 angesichts des Prekariats in der Kulturszene gestartet hat: Letztlich geht es darum, Zehntausende von Kulturschaffenden – darunter gut 10 000 bis 15 000 freischaffende Musiker*innen – abzusichern. Alle reden vom grossen gesellschaftlichen Wert und der wichtigen Rolle der Kultur – SONART will dazu beitragen, dass den Worten bald auch Taten folgen.

 

Alle Informationen, die SONART Honorarempfehlungen, ein ­Honorarrechner sowie Fragen & Antworten unter ­www.sonart.swiss/honorarempfehlungen.

 

Michael Kaufmann ist Präsident von SONART seit 2020. Er ist in Kultur- und  Musikinstitutionen tätig und auch musikalisch vielfältig unterwegs.

Tagung: Professionelle Musikausbildung

Am 23. und 24. Juni 2025 findet an der Zürcher Hochschule der Künste eine Tagung mit Referaten und Zeitzeugenberichten zur Vorgeschichte des Departements Musik von 1873 bis heute statt.

Seit über 150 Jahren existierte im Kanton Zürich eine erstaunliche Vielfalt an Schulen für angehende Berufsmusiker und -musikerinnen. Heute sind diese alle in das Departement Musik der ZHdK eingegangen. Besonders die Zeit um die Jahrtausendwende war geprägt von Fusionen, Integrationen und Neuorganisationen. Auf das Zusammengehen von Konservatorium Zürich und Musikakademie Zürich folgte die Fusion mit dem Konservatorium Winterthur, die Integration der Schauspiel- und der Tanzakademie, die Verbindung mit dem Rhythmikseminar, den Ausbildungen in Schul- und Kirchenmusik und schliesslich die Grossfusion mit der Hochschule für Gestaltung und Kunst zur heutigen ZHdK. Noch heute sind die unterschiedlichen Herkünfte und Geschichten der Teilinstitutionen zu spüren. Aber eine genaue Aufarbeitung der institutionellen Wandlungen und der Kräfte von aussen und innen, die auf diese Veränderungen einwirkten, steht noch aus. Darum hat das Institute for Music Research der ZHdK begonnen, die Akten und Protokolle, die Jahresberichte und Hauszeitungen zu sichten. Dabei hat sich gezeigt, dass bislang nicht einmal die Namen aller Studierenden und Dozierenden seit den Gründungen der verschiedenen Schulen bekannt sind.

Denn bis im Jahre 1944 existierten im Kanton Zürich vier Institutionen, an denen professionelle Musikerinnen und Musiker ausgebildet wurden: die Musikschule Winterthur (ab 1952 auch Konservatorium; gegründet 1873), das Konservatorium Zürich (gegründet 1876), die Musikakademie Zürich (gegründet 1891) sowie das Privatkonservatorium José Berr (1913–1944). Es gibt also genügend Stoff, um die Unterschiede in den Entwicklungen jener Schulen aufzuzeigen, welche in das heutige Departement Musik eingegangen sind.

Bei der Durchsicht der schriftlichen Dokumente ist aber auch klar geworden, dass darin die wichtigsten Revolutionen häufig gar nicht genau benannt sind, weil sie damals allen Beteiligten nur allzu vertraut waren.

Aus diesem Grund besteht unsere Tagung nicht bloss aus Vorträgen, welche historische Fakten zu einzelnen Teilschulen resümieren, sondern auch aus offenen Gesprächen mit damaligen Zeitzeugen; denn die bisherige Arbeit hat gezeigt, dass persönliche Konstellationen, temporäre Schlagworte und politisches Kalkül hinter den damaligen Entscheidungen standen, welche ihrerseits die Atmosphären innerhalb der betreffenden Schulen bestimmt haben. Dabei haben auch die Bologna-Reform und die Verpflichtung der Fachhochschulen zur Forschung die genannten Prozesse zeitlich und inhaltlich begleitet. Letztlich münden diese Rückblicke in die Frage, wie sich vor dem Hintergrund der institutionellen Wandlungen die musikalische Ausbildung der Studierenden verändert hat und ob die Errungenschaften von damals nicht auch Rückschritte mit sich gebracht haben.

Darum richtet sich die Einladung zur Teilnahme an dieser Tagung an alle, die sich für Fragen der professionellen Musikausbildung interessieren, selbst – innerhalb des Kantons Zürich oder ausserhalb – als Studierende oder Lehrende an jenen Veränderungen teilgenommen haben und heute darüber reflektieren möchten. Das Forschungsprojekt «Professionelle Musikausbildung im Kanton Zürich» wird die Ergebnisse in die weitere Aufarbeitung einbeziehen und setzt sich zum Ziel, die Besonderheiten der zürcherischen Entwicklungen in den grösseren Kontext der Musikausbildung in Europa zu stellen. Denn was wäre eine Musikforschung, wenn sie nicht die biografischen, pädagogischen und institutionellen Grundlagen einbezieht, auf denen doch jede Musikerin und jeder Musiker und damit letztlich das ganze Musikleben basiert?

Freie unter Druck

Soziale Medien und Streamingdienste haben den emotionalen und mentalen Druck auf Freischaffende massiv verstärkt.

Laut Branchenkennern kämpfen Konzertveranstalter und Labels in den  letzten Jahren zunehmend mit kurzfristigen Absagen von Konzerten und Produktionsterminen. Der Grund sind offenbar psychische und psychosomatische Erkrankungen. Vor allem freie Musikerinnen und Musiker spüren den stark gestiegenen Druck, Aufgaben wie das Marketing selber zu übernehmen, die ihnen früher von den Labels und Agenturen abgenommen wurden. Es wird von ihnen heute erwartet, dass sie auf den sozialen Medien ständig präsent sind und ihre Fanbasis selber aufbauen. Auf der andern Seite sind frühere Einnahmequellen, der Tonträgerverkauf und Konzertgagen massiv eingebrochen. Und nun droht auch noch ein Wegfall weiterer Verdienstmöglchkeiten, durch den vermehrten Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Produktion von Gebrauchsmusik.

Die britische Musikergewerkschaft Musicians‘ Union (UM) hat in einer Studie schon 2016 noch vor der Corona-Pandemie festgestellt, dass mehr als zwei Drittel der Freischaffenden unter starken Angstzuständen und  Depressionen litten, dreimal so viel als die Durchschschnittsbevölkerung. Sie hat mit einem Leitfaden für Freischaffende reagiert, der helfen soll, mit den heutigen mentalen und emotionalen Herausforderungen bewusst umzugehen.

 

Der Leitfaden findet sich im Web mit einer Suche nach «A-Young-Freelancers-Guide-to-Mental-Health-and-the-­Music-Industry.pdf»

Neue Vorstandsmitglieder im Schweizer Musikrat für die Periode 2025 – 2029

Anlässlich der Gesamterneuerungswahlen im Schweizer Musikrat wählten die Delegierten 7 neue ­Vorstandsmitglieder und Nationalrat Stefan Müller-Altermatt als neuen Präsidenten.

Anfangs April tagten die Delegierten des Schweizer Musikrats (SMR) in einem Gebäude des Kompetenzzentrums Militärmusik in Aarau. Die Gastgeber empfingen die Versammlungsteilnehmenden mit einem fast halbstündigen Platzkonzert der Militärmusik Rekrutenschule 16/1-2025. Vor dem offiziellen Versammlungsbeginn richteten sowohl Oberst Philipp Wagner, Kommandant des Kompetenzzentrums Militärmusik, als auch Dr. Hanspeter Hilfiker, Stadtpräsident von Aarau, Grussworte an die Anwesenden. Der Schweizer Musikrat dankt an dieser Stelle nochmals allen Beteiligten für die festliche Umrahmung des Anlasses!

Die Präsidentin des SMR, Rosmarie Quadranti, führte wie immer eloquent und mit einer Prise Humor durch die Versammlung. Das Haupttraktandum waren die Erneuerungswahlen für die Periode 2025 – 2029. Sieben bisherige Vorstandsmitglieder hatten aufs Ende der letzten Amtsperiode ihren Rücktritt bekannt gegeben. Ihrer zum Teil sehr langjährigen Mitarbeit im Vorstand verdankt der SMR sehr viel. Entsprechend wurden diese mit viel Applaus und einem Geschenk verabschiedet. Es handelt sich um Irène Philipp, David Schneebeli, Elisabeth Karrer, Andy Kollegger, David Burger und Letizia Carigiet.

Auch die Präsidentin Rosmarie Quadranti hat ihren Rücktritt auf Ende dieser Amtsperiode bekannt gegeben, weil sie der Ansicht ist, dass eine Person mit «direktem Draht nach Bern» die Anliegen der Schweizer Musikszene noch besser in die Politik einbringen kann. Für dieses Amt konnte der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt gewonnen werden, der vielen Delegierten als Präsident der Parlamentarischen Gruppe Musik bereits bekannt ist. Stefan Müller-Altermatt wurde einstimmig als neuer Präsident gewählt. Er tritt sein Amt allerdings erst auf den 1. August 2025 an, da er bis dahin noch das Gemeindepräsidium an seinem Wohnort inne hat. Rosmarie Quadranti bleibt somit bis 31. Juli 2025 Präsidentin des SMR, aber wurde dennoch bereits bei dieser Gelegenheit für ihren unermüdlichen Einsatz im SMR mit einer schönen Rede von Irène Philipp, viel Applaus und einem Geschenk gewürdigt.

Der SMR freut sich auf die Zusammenarbeit im neuen Vorstand und wird sich mit aller Kraft weiterhin für die Verbesserung der kultur- und bildungspolitischen Rahmenbedingungen in der Schweiz für das Schaffen, Vermitteln, Verbreiten und Bewahren der Musik in ihrer ganzen Vielfalt, die die Schweiz zu bieten hat, engagieren.

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