Werkjahre der Stadt Zürich

Die Stadt Zürich zeichnet in sechs Förderungssparten zwanzig Kulturschaffende und zwei Kollektive mit Werkjahren, Stipendien und Anerkennungsgaben in der Höhe von insgesamt 633 000 Franken aus.

Groene Ruis, Performance von Cathy van Eck. Foto: zVg

Die Werkjahre im Bereich Jazz/Rock/Pop gehen an Vincent Glanzmann, Bettina Klöti und Fabian Sigmund, im Bereich E-Musik an Cathy van Eck (Werkjahr Komposition) und das Duo Buck / Wolfarth (Werkjahr Interpretation). Stadtpräsidentin Corine Mauch überreicht die Auszeichnungen am Donnerstag, 30. November 2017, an einer Feier für geladene Gäste im Kaufleuten.

In den sechs Förderungssparten werden insgesamt zwanzig Kulturschaffende und zwei Kollektive mit Werkjahren, Stipendien und Anerkennungsgaben in der Höhe von insgesamt 633’000 Franken ausgezeichnet. Zudem wird die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste in diesem Rahmen überreicht. Sie geht an den Literaturvermittler Stefan Zweifel.
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Jazzerinnen ebnen den Weg für Jazzerinnen

Vernetzung ist das grosse Thema beim neu gegründeten Verein International Female Musicians Collective. Die sechzehnköpfige Frauenformation ging im Oktober erstmals auf Schweiz-Tournee.

Sarah Chaksad, Rahel Thierstein, Julie Fahrer, Fabienne Hoerni, Sandra Merk, Sonja Huber (v.l.) © IFMC

Jazz ist in der Schweiz eine Männerszene, mehr noch als Pop- und Rockmusik. Das zeigt sich nicht nur auf den einschlägigen Bühnen, sondern auch an den Hochschulen. Hier Gegenakzente zu setzen, hat sich der Verein International Female Musicians Collective zum Ziel gesetzt. Die sechs Gründungsmitglieder sind junge Profimusikerinnen aus der Schweiz, die zum Vorbild für kommende Generationen werden wollen. «Dass auch jüngere Frauen sehen: Ah, ich kann das auch», sei ihnen wichtig, betont Saxofonistin und Gründungsmitglied Fabienne Hoerni. Weniger exotisch möchten sie sich fühlen, «sondern einfach da sein.»

Empowerment und Vernetzung

Neben Empowerment als zentralem Thema geht es den Jazzerinnen aber vor allem um Vernetzung durch gemeinsame Konzerte: «Es gibt die Frauen schon – vielleicht nicht vornehmlich in der Schweiz.» So haben sich für die erste Tour mit insgesamt zehn Konzerten in der deutschsprachigen Schweiz in diesem Oktober Musikerinnen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich und Norwegen dazugesellt.

Erstmals in einer reinen Frauengruppe zu spielen, sei eine besondere Erfahrung. «Nicht weil die Dynamik oder die Probenprozesse anders wären. Aber die Gesprächsthemen unterscheiden sich definitiv.» Gerade die Musikerinnen aus den skandinavischen Ländern brächten einen anderen Erfahrungsschatz mit, nicht zuletzt, weil ihr Umfeld weniger männlich geprägt sei. Ein weiterer Vorteil der internationalen Ausrichtung sei die grössere Auswahl an Musikerinnen gewesen. So konnten für die eigens für die Tournee entstandenen Kompositionen von Sarah Chaksad ideale Klangkombinationen gefunden werden.
 

Ungewohntes Bild

Ein Aha-Effekt stellt sich dann tatsächlich ein, als die 16 Musikerinnen die Bühne im Gewölbekeller des Solothurner Spitals am 17. Oktober bis auf den letzten Millimeter füllen: Ein ungewöhnliches Bild lassen die Frauen entstehen – von blutjung bis ergraut, von flippig bis konservativ. Und sie bieten Big-Band-Musik, die aufhorchen lässt: Gerade mit der spezifischen Klanglichkeit ihrer Stücke, geprägt von Vokalisen und Vibrafon-Schwebungen, lässt Sarah Chaksad eine atmosphärisch schwingende, liedhafte Traumwelt entstehen, in der es aber auch hart zur Sache gehen kann. Komplexe, jagende Rhythmen in den manchmal nur aus wenigen Intervallen bestehenden Themen, verzwickte Tempowechsel und Hingabe in den Soli vermischen Zeitgenössisches mit Anklängen an Bernstein, Maria Schneider und Smooth Jazz. Und der Idealismus, der das Projekt trägt, ist überall zu spüren: Im Umgang der Musikerinnen miteinander und in der Freude am gemeinsamen Musizieren. Er überträgt sich auf ein begeistert und lange applaudierendes Publikum. Junge Frauen fanden sich leider wenige darunter.

Kontext statt Text

Die Donaueschinger Musiktage verlieren sich taumelnd in der Musikferne. Das Sekundäre nimmt Überhand.

Da hängen sie in Reih und Glied – und ticken leise vor sich hin. Kein Kabel führt von den Lautsprecherchen nach oben, sondern nur Nylonfäden. In unregelmässigen Abständen rutscht der Faden über eine drehende Rolle, gibt den Bewegungsimpuls weiter an die Membran. Im Solo würde es nicht Eindruck machen. Im Tutti aber von etwa 80 Lautsprechern an vier schwarzen Gestellen ergibt sich eine aparte Vielstimmigkeit, die entfernt erinnert an György Ligetis Poème Symphonique for 100 Metronomes. Der in Zürich lebenden griechischen Komponistin Marianthi Papalexandri-Alexandri und dem Schweizer Künstler Pe Lang gelingt Besonderes. Durchdacht ist das Konzept, keine lässig dahingeworfenen Kabel stören den Anblick, die Idee ist anschaulich, das Klangergebnis inspirierend.

Einer Oase gleicht der erste Stock des Donaueschinger Museums. Drumherum herrscht Orientierungslosigkeit. Komponisten verlieren sich in medialem Rauschen, so mancher Besucher findet wegen Fehlangaben die Konzertorte nicht. Zum Wüstenbild passen auch Flüchtlinge aus dem Süden. Das Konzert des Berliner Ensembles Kaleidoskop beginnt mit einem in den Saal fahrenden LKW. Er stoppt und aus dem noch verschlossenen Inneren tönt eines der ersten Werke der sogenannten Musique concrète instrumentale, nämlich Michael von Biels String Quartet No. 2. Nach dem kurzen Stück kommen Musiker in schmuddeliger Kleidung aus dem Laderaum: offenbar Flüchtlinge. Sie sollen da flanierend umhergehen, ebenfalls orientierungslos. Dann spielen sie weiter. Erst tönt eine reduzierte, zu gedehnte Klangstudie der Komponistin Chiyoko Szlavnics auf vorrangig leeren Saiten. Danach kommt ein extrem dürftiges Maps of non-existent cities: Donaueschingen des Komponisten Kourliandski, in dessen Verlauf die Musiker – nun ja – die Publikumsränge in Beschlag nehmen. Björn Gottstein, seit 2015 amtierender Festivalleiter, sieht keinen Grund in Konzerte einzugreifen, sofern keiner beleidigt wird. Aber mit Verlaub: Werden nicht jene Flüchtlinge beleidigt, die es nicht mehr aus dem LKW schafften und erst recht nicht zum Instrument griffen?

Schädliche Nebenwirkungen?

Björn Gottsteins Handschrift ist nun ablesbar: Im Mittelpunkt der Musiktage steht weiterhin das Aufbrechen traditioneller Konzertformate, dazu kommen eine verstärkte internationale Ausrichtung, mehr Komponistinnen sowie verstärkte Diskurs- und Konzeptbemühungen. Martin Schüttler, immerhin Kompositionsprofessor in Stuttgart, verzichtet fast ganz auf Musik. Zwei Moderatorinnen lesen private Geschichtchen vom Zettel ab. Offenbar geht es um die eigene musikalische Sozialisation, um den Erfolgsdruck, den Klavierunterricht mit sich bringt, und wohl auch um andere schädliche Nebenwirkungen einer Ernsten Musik. Nicht überraschend kommen Videos nach den Dialogen der Moderatorinnen. Eine E-Gitarre taucht auf, auf einer anderen Leinwand immer wieder ein N. Sind es Bezüge zur Neuen Musik mit grossem N oder ist es doch ein sophistischer Hinweis auf Heideggers «das Nichts nichtet»?

Bedenklich stimmt das kokette Überhandnehmen des Sekundären. Im Eröffnungskonzert mimt der Australier Thomas Meadowcroft den Filmmusik-Komponisten. Voller Pathos, voller Schwulst muss das SWR Sinfonieorchester mehr als 20 Minuten Klänge spielen, die vom schwer erträglichen Hollywood-Belieferer John Williams stammen könnten. Was er, Meadowcroft, mit seinem uraufgeführten The News in Music (Tabloid Lament) sagen will? Offenbar sind Medien im Visier, wo auf neuerliche Schreckensmeldungen schnell der nächste Madonna-Hit oder die Kleine Nachtmusik folgt. So nachvollziehbar die Kritik an dieser unsäglichen Radio- und Fernsehpraxis, so fraglich ist der Ort, an dem sie geäussert wird. Wäre es nicht besser, aus dem Thema ein Radiostück zu machen, als es einem grossen, differenzierten Klangkörper zu übergeben? Spätestens nach fünf Minuten hat jeder Hörer das Anliegen verstanden. Was in den folgenden 15 Minuten kommt, ist recht unlustiges Ärgern.

Wer wegen Musik und dem Reiz von immerhin 20 Uraufführungen nach Donaueschingen kam, ist auf verlorenem Posten. Nicht im Unmusikalischen versanden jedoch der norwegische Komponist Eivind Buene und der völlig zu Recht mit dem Orchesterpreis ausgezeichnete Márton Illés. Illés betont wohltuend die Autonomie, konzentriert sich in Ez-tér (Es-Raum) auf musikalische Linien. In vier in sich geschlossenen Sätzen entsteht ein Geflecht instrumentaler Stimmen, die sich verfransen, die oszillieren und wunderbar flirren. Illés hat ein intuitives Gespür für Organik, Form und Klang. Er weiss genau, wann Zäsuren sinnvoll sind, wann Neues kommen muss, wann Variation angesagt ist. Eivind Buene hingegen schlägt in seinen Lessons in Darkness eine andere Richtung ein. Nicht so dicht-komprimiert geht es hier zu, sondern bewusst fragil. Wie die Balance verloren geht, das Ensembles bewusst in Schieflage gerät, wie ein Fender Rhodes und ein ähnlich historischer Moog-Synthesizer beitragen zu schräger Mikrotonalität ist faszinierend morbid – bleibt aber dennoch in guter Erinnerung.

Schnöller unterrichtet an der Hochschule Luzern

Die Hochschule Luzern begrüsst die Flötistin Isabelle Schnöller als neue Hauptfach-Dozentin am Institut für Klassik und Kirchenmusik des Departements Musik.

Foto: HSLU

Als Ergänzung zum bestehenden Dozierenden-Team wird Isabelle Schnöller ab Herbstsemester 2018/19 in Luzern vor allem Studierende im Vorstudium, in den Bachelor-Studiengängen sowie im Master-Studiengang Musikpädagogik des Profils Klassik betreuen.

Isabelle Schnöller ist langjährige Soloflötistin im Kammerorchester Basel sowie Ensemblemitglied der Camerata Variabile Basel, des Arion Bläserquintetts und des Ensembles Amaltea. Sie absolvierte ihre Ausbildung an der Musikhochschule Basel, am Banff Centre for Fine Arts in Kanada und an der Musikhochschule Freiburg i. Br., wo sie mit dem Solistendiplom abschloss.

Sie war unter anderem Preisträgerin der Jeunesse Musicales sowie des UBS-Wettbewerbs zur Förderung junger Musiker. Ihr solistisches und kammermusikalisches Wirken ist auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert. Mehrere Komponisten haben Isabelle Schnöller Werke gewidmet. So wird sie in der laufenden Saison 2017/18 das neue Flötenkonzert von Hans-Martin Linde uraufführen.

 

Bachs h-Moll-Messe ist Weltdokumentenerbe

Das in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz liegende Autograph von Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe ist in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen worden.

Faksimile des h-Moll-Messe-Autografen (Foto: Bärenreiter Verlag)

Morgen überreicht die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Verena Metze-Mangold, der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, die Urkunde, mit der Bachs Missa zum Memory of the World / Weltdokumentenerbe bestimmt wird.

Das Autograph gehört zur grössten Bach-Sammlung, etwa 80 Prozent aller überlieferten Kompositionen von Bach befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Übergabe der Urkunde wird nun mit der Aufführung des Werkes verbunden. Ton Koopman leitet die am 26., 27. und 28. Oktober den RIAS Kammerchor und die Berliner Philharmoniker.

Bei Bärenreiter ist ein Faksimile der Messe erschienen. Das Faksimile im hochauflösenden Vierfarbdruck dokumentiert und sichert den heutigen Zustand des kompletten Autographs. Es wird ergänzt durch ältere Aufnahmen einzelner Seiten, die den Inhalt inzwischen schwer lesbarer Seiten zeigen.
 

Musikpreise 2017 des Kantons Bern

Die mit je 15ʹ000 Franken dotierten Musikpreise 2017 des Kantons Bern gehen an den Rapper Baze (Basil Anliker), den DJ und Produzenten Deetron (Sam Geiser), die Violinistin Meret Lüthi sowie den Klarinettisten Ernesto Molinari.

Rea Dubach (Foto: Daniel Bernet)

Baze gehört zu den profiliertesten und einflussreichsten Mundartakrobaten mit nationaler Ausstrahlung. Er hat seit den späten 90er-Jahren diverse Solo-Alben veröffentlicht. Hinzu kommen zahlreiche Releases mit der Hip-Hop-Allianz Chlyklass, der Coverband Tequila Boys, der Elektro-Rap-Formation Boys on Pills sowie dem Rap-Projekt Temple of Speed.

Sam Geiser aka Deetron ist international gefragt, sowohl an den Turntables wie auch im Studio – ein Schwergewicht in seiner Domäne des qualitativ hochstehenden House- und Techno-Sounds. Aktuell umfasst Deetrons Werkverzeichnis 60 Maxis, zwei Alben und zahllose Remixe.

Meret Lüthi studierte an der Hochschule der Künste Bern und ging 2007 als Preisträgerin aus dem Deutschen Hochschulwettbewerb für Alte Musik hervor. Als Konzertmeisterin leitet sie das von ihr mitgegründete Orchester für Alte Musik Les Passions de l’Âme. Auch abseits der Bühne verfügt sie über einen breiten Leistungsausweis als musikalischer Coach oder als mediale Fachexpertin.

Ernesto Molinari war Solo-Klarinettist des Klangforums Wien und ist aktuell Solist des profiliertesten Ensembles der Schweiz für Neue Musik: des Collegium Novum Zürich. Die rege Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker führte ihn an die grossen Festivals Europas.

Mit dem Nachwuchsförderpreis «Coup de cœur 2017» in der Höhe von 3’000 Franken wird Rea Dubach, Jazz-Sängerin, Komponistin und Performerin, geehrt. Die öffentliche Preisverleihung findet am Dienstag, 14. November 2017, um 19.30 Uhr in der Grossen Halle der Reitschule Bern statt.

Keine Umkehr für Orfeo und Malaspina

«Lamento», Musiktheater nach Claudio Monteverdis «Orfeo» und Salvatore Sciarrinos «Luci mie traditrici» erlebte in der Basler Gare du Nord fünf ausverkaufte Vorstellungen. Regie und Konzept Désirée Meiser, musikalische Leitung Giorgio Paronuzzi und Jürg Henneberger.

Die Messagera überbringt Orfeo die Nachricht vom Tod Eurydikes (im Hintergrund). Foto: Ute Schendel

Das Projekt Lamento ist einerseits Teil der Veranstaltungen zum 150-Jahr-Jubiläum der Musikakademie Basel, die so mit Sängerinnen und Sängern sowie zwei grossen Ensembles der Musikhochschule und der Schola Cantorum Basiliensis die Vielfalt ihres Ausbildungsangebotes aufzeigen konnte. Zum andern passt es ins Konzept der Basler Gare du Nord, denn gleich in mehreren ihrer facettenreichen Veranstaltungsreihen werden Bezüge zwischen Zeiten, Stimmen und Musiktheater erkundet. Lamento entstand als Koproduktion der beiden Institutionen. An Salvatore Sciarrino ging dazu der Auftrag, für die Aufführungen einen Epilog zu schreiben: Distendi la fronte, der als Uraufführung erklang.

Rollen oder Menschen?

Lamento. «Helden werden zu Tätern», schreibt der Aufführungsprospekt. «Überfordert von ihrem selbst gewählten Vorhaben überschreiten sie ihren persönlichen Point of no return» und enden im Schmerz über den Verlust. Von dieser Handlungsspirale berichtet der Abend. Desaströses menschliches Verhalten bildet er ab durch Szenen aus Monteverdis Orfeo und aus Salvatore Sciarrinos Luci mie traditrici (Meine verräterischen Augen).

Die Handlung setzt damit ein, dass Sängerinnen und Sänger sich zu einem Gesangsseminar einfinden. Zum Klang der sich einspielenden Ensembles ad astra (Schola Cantorum Basiliensis) und Diagonal (Musikhochschule Basel) begrüsst man sich und lernt sich kennen. Darauf beginnt Musica (Monteverdi), die Rollen zu verteilen. Nur Rollen? Oder mehr? Gute zwei Stunden später gehen die Figuren zu den Klängen von Monteverdis Lamento wieder auseinander, gezeichnet vom schrecklichen Geschehen, das sich verwirklicht und sie über die Rollenerfüllung hinaus in eine existentielle Dimension geführt hat. «Sie erleben das Seminar als eine Erfahrung zwischen Leben und Tod, der sie sich emotional nicht entziehen können …» (Programmheft). Sciarrinos neu komponierter Epilog Distendi la fronte (Entspanne die Stirn) glättet die Wogen, sanft und weise: «Wir haben diejenige Zone betreten, wo sich … Vernunft und Wahnsinn vermischen … Wir können nicht blutverschmiert heimkehren …» (Sciarrino).
 

Lebens- und Leidenswege

In sechs Stationen wird exemplarisch die Tragödie des Menschen gezeigt, der zu seinem persönlichen Point of no return gelangt. Orfeo, auf dem Weg, seine Eurydike aus der Unterwelt zurückzuführen, kann die Bedingung, nicht zurückzuschauen, nicht erfüllen. Er wendet sich nach ihr um und verliert sie auf alle Zeit. Das Darstellungsmittel, Blindenbrille und Blindenstock, von einem der «Coachs» des Gesangsseminars dem Sänger übergeben, erfüllt schön die Funktion, das schwer Vorstellbare anschaulich zu machen. Parallel zu Orfeos Geschichte wird diejenige von Graf Malaspina erzählt, der in die Irre rennt, wenn er keinen anderen Ausweg sieht, als seine Frau für ihre Untreue zu töten. Beide «Helden», Orfeo und Malaspina, erleben die Folgen ihres Handelns als Strafe, der sie nun lebenslang ausgesetzt sind. «Badet mich in Blut. Lebt wohl, lebt wohl, ich werde auf ewig in Qualen leben.» (Malaspina)

Die Stationen der beiden Lebens- und Leidenswege sind dramaturgisch gut gewählt. Auch wenn vielleicht nicht alle Bilder sich sogleich entschlüsseln lassen, so ist die Regie doch überzeugend und eindrücklich auf eine zeitgenössische Theatersprache ausgerichtet. Beherrscht und souverän, mit ausnahmslos ausdrucksstarken Stimmen gestalten die Sängerinnen und Sänger ihre Partien. Die Emotion der Rolle und ihre eigene Gefühlsempfindung sind gleichermassen Teil ihres Spiels. Seitlich der Bühne, symmetrisch angeordnet und fast gleich stark besetzt, sind die Ensembles platziert: ad astra mit üppiger Continuo-Gruppe für Monteverdi, Diagonal mit farbigem Instrumentarium für Sciarrino. Beide erreichen ein präzises und farbiges Spiel.
 

Gewagter und gelungener Stilmix

Durch die Textbeiträge im Programmheft wird man gut auf die Thematik eingestimmt. Schwer zu sagen allerdings, ob und in welchem Masse dem Durchschnittshörer Parallelen und Übereinstimmungen ästhetischer Art zwischen den so unterschiedlichen Musikstilen zugänglich werden. Faszinierend ist die Realisation jedenfalls. Sie geht zunächst vom ausbalancierten Nebeneinander der Werke aus, um vermehrt auch und in überzeugender Weise Mischungen herzustellen, etwa wenn beide Ensembles einen Monteverdi-Chor mitsingen (ein schöner szenischer Einfall!) oder wenn Violinen aus dem Schola-Ensemble das Spiel des Sciarrino-Ensembles unterstützen. Sogar Überlagerungen der beiden Musiken werden realisiert. Eindrücklich ist zu erleben (und das bestätigt die Konzeptidee vollumfänglich), wie beide Komponisten über einen zeitlichen Abstand von 400 Jahren den Gesang als «Manier» einsetzen. Die auch heute noch zwar unmittelbar ansprechende, aber doch künstliche Wirkung von Monteverdis Gesang (Verzierungen, Affekt) findet eine Parallele in Sciarrinos Art, die Stimme bald kantabel, bald stockend einzusetzen, als bewusster Ausdruck von «Stimme» mehr als von «reiner» Musik. Auch textlich werden so die Türen zu manchen Parallelen geöffnet.

Bleibt zum Schluss, allen Mitwirkenden des grossen Teams zu gratulieren. Offenheit, Können und Souveränität zeichnen sie alle aus. Die bedeutenden Ressourcen der Gare du Nord sowie der Musikhochschule Basel wurden zum Erlebnis. Das Publikum der fünf ausverkauften Vorstellungen (19. bis 24. Oktober 2017) war begeistert.
 

DMR Projektgesellschaft unter neuer Führung

Stefan Piendl wird zum 1. Juli 2018 die Alleingeschäftsführung der gemeinnützigen Projektgesellschaft mbH des Deutschen Musikrats (DMR Projektgesellschaft) übernehmen. Er wird das Unternehmen in künstlerischer wie kaufmännischer Hinsicht leiten.

Stefan Piendl (Bild: Andreas Kluge)

Piendl war als Vertriebsleiter bei Sony Music sowie Marketing-Direktor für EMI Classics tätig und wechselte als Geschäftsführer Deutschland/Österreich/Schweiz 1998 zur Bertelsmann Music Group (BMG), wo er schliesslich als Senior Vice President & COO BMG Classics, Worldwide bis 2006 die gesamten internationalen Klassik-Aktivitäten des Unternehmens verantwortete.

2007 gründete er die Arion Arts music consultants GmbH. 2011 und 2012 war er für Interkultur als Generalsekretär massgeblich an der Organisation der 7. World Choir Games in Cincinnati (Ohio), dem grössten Chorwettbewerb der Welt, beteiligt. Im Herbst 2015 wurde Stefan Piendl Leiter Kommunikation SWR Classic und verantwortete die Etablierung der neuen Marke SWR Classic und das Marketing für die Orchester, Ensembles und Festivals des Senders. Piendl veröffentlichte mehrere Musikbücher.

Die Projekte des DMR fördern den musikalischen Nachwuchs und setzen Impulse für das Musikleben in ganz Deutschland. Sie unterstützen professionelle Musikerinnen und Musiker ebenso wie das Amateurmusizieren, den talentierten Nachwuchs, die Zeitgenössische Musik und bieten eine Plattform zur Vernetzung von Information und Dokumentation. Das Jahresbudget der DMR Projektgesellschaft beträgt rund sieben Millionen Euro.

Musikpunkt übernimmt Hug

Das Schweizer Unternehmen Musikpunkt AG übernimmt das Zürcher Traditionshaus Musik Hug AG. Ein Stellenabbau ist nicht vorgesehen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Stammhaus Musik Hug am Zürcher Limmatquai. Foto: Musik Hug

Die Musikpunkt Holding AG entstand im Jahr 2010 durch den Zusammenschluss der Musikhaus Gasser AG (seit 1953) mit der Lohri AG (seit 1972). Im Jahr 2012 wurde der Perkussionsbereich mit der Musikhaus Muff AG (seit 1993) in die Holding eingegliedert und die drei operativen Gesellschaften zur Musikpunkt AG fusioniert. Die Anbieterin von Blasinstrumenten und Perkussion mit rund 30 Mitarbeitenden ist in der Zentralschweiz an zwei Standorten in Luzern und Hochdorf vertreten. Musik Hug beschäftigt rund 152 Mitarbeitende, davon 19 Lernende.

Die operative Leitung der zusammengeführten Unternehmen wird durch den Mitbesitzer und Geschäftsführer der Musikpunkt AG, Adrian Lohri, gemeinsam mit dem bisherigen CEO von Musik Hug, Erwin Steinmann wahrgenommen. Unterstützt wird er dabei durch die jetzige Geschäftsleitung der Gruppe Musik Hug. Der neue Verwaltungsrat wird vom bisherigen Verwaltungsratspräsidenten der Musikpunkt AG, Kurt Sidler, präsidiert.

 

Violinspiel erleichtern

Ein Zürcher Forschungsprojekt liefert erste wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu individuell geeigneten Violinpositionen.

Horst Hildebrandt, Oliver Margulies, Marta Nemcova — Wer sowohl die Quellen zu den jahrhundertelangen Traditionen der Violinpädagogik als auch die musikmedizinischen Beiträge der letzten Jahrzehnte sichtet, wird Folgendes entdecken: Zu individuell geeigneten Instrumentenposition bzw. ergonomischen Hilfsmitteln (zum Beispiel Kinnhaltern, Kissen und Schulterstützen) finden sich oft nur ungenaue oder widersprüchliche Empfehlungen.

Die vorhandenen Empfehlungen könnten unter anderem von den individuellen anatomischen Voraus- setzungen derjenigen Schulenbe-gründer geprägt sein, welche die Empfehlungen formuliert haben. Erst ab den 1970er Jahren wurde die enorme Bandbreite individueller anatomischer Eigenschaften systematisch erforscht, welche an Musikinstrumenten erleichternd oder limitierend erfahren werden. Das für diese Forschung massgebliche Handla- bor wurde von seinem Begründer Christoph Wagner 2009 an die Zürcher Hochschule der Künste übergeben und von dem Autoren-Team dieses Beitrages weiter ausgebaut (www.zzm.ch).

Angesichts besorgniserregender Beschwerdezahlen bei hohen Streicherinnen und Streichern sowie zunehmender Nachfrage nach musikphysiologischen Hilfestellungen für den Unterrichtsalltag liefert ein an der Zürcher Hochschule der Künste jüngst abgeschlossenes, vom Schweizerischen Nationalfonds, der Ernst Göhner Stiftung und dem Schweizerischen Hochschulzentrum für Musikphysiologie (www.shzm.ch) gefördertes Forschungsprojekt erste wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu individuell geeigneten Violinpositionen.

Weitere Kooperationspartner waren Barbara Köhler (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und Matthias Nübling (Gesellschaft für Empirische Beratung).

Die Querschnittstudie Objective Criteria for the Individual Selection of a Physiologically Advantageous Violin Position untersuchte über den Zeitraum von mehreren Jahren, wie Instrumentenposition, Muskelspannung und Anstrengungsgefühl im linken Arm zusammenhängen. Weiterhin wurden Daten zu individuellen, biomechanischen und muskulären Hand- und Armeigenschaften erhoben.

Eine Vorstudie an Musikschule Konservatorium Zürich mit 24 Schülern und Schülerinnen unterschiedlicher Spiel- und Altersstufen legte die Grundlage für die anschliessend unter Labor- bedingungen bei 15 Geigern und 15 Geigerinnen erfolgte Datenerhebung beim Spielen einer vorgegebenen Tonfolge in vier standardisierten Violinpositionen. Zusätzlich wurden Vergleichsdaten beim Spielen mit der gewohnten Position und ergonomischen Einrichtung gesammelt. Die standardisierten Violinpositionen wurden ohne Kinnhalter und Schulterstütze getestet, um eine objektive, vergleichende Analyse zu ermöglichen und Spieltraditionen der historischen Aufführungspraxis einbeziehen zu können.

Erste Auswertungen der verschiedenen Phasen des Forschungsprojektes zeigen, dass sich geschlechtsübergreifend klare Unterschiede zwischen den verschiedenen Instrumentenpositionen bezüglich der objektiven Muskelaktivität und beim subjektiven Anstrengungsgefühl messen lassen.

Auf Grundlage der Studienergebnisse wurde zudem ein laborunabhängig anwendbares Testverfahren für den Unterrichts-Alltag aller Ausbildungsstufen entwickelt. Im Rahmen eines Workshops für die European String Teachers’ Association ESTA wurde dieses Verfahren bereits vorgestellt. Die dargestellten Ergebnisse und Testverfahren erlauben es, für das Spiel auf hohen Streichinstrumenten im Berufsalltag physiologisch fundierte Empfehlungen bzgl. ergonomischer Optimierungen zu geben. Weiterhin erleichtern sie die Prävention und Therapie von tätigkeitsspezifischen gesundheitlichen Problemen.

Inspiriert durch die gewonne- nen Ergebnisse konnte in Zusam-menarbeit mit der Firma Wittner ein Kinnhaltermodell mit dem Namen Zuerich entwickelt wer-den, welches durch diverse Höhen- und Winkeleinstellungen eine Anpassung an die indi-viduellen Bedürfnisse und ver- schiedene Kopfpositionen auch während des Spielens in Sinne einer Ermüdungsprophylaxe erlaubt. (www.wittner-gmbh.de/neuheiten.html)

Research at the Geneva University of Music

This edition aims to provide regular information on the research activities of the various universities of music. It gives a vision of the different universities, but also a global vision of research in general. Rémy Campos, from the HEM, presents the research in Geneva to us.

Matthias von Orelli — Rémy Campos has been research coordinator at the Geneva University of Music since 2003. His research has focused on the rediscovery of ancient music, on conservatories and on questions of historiography. He is currently working on the history of musical practices in the 19th and 20th centuries.

Rémy Campos, in a few words, how would you describe the history of research at the HEM?

The Geneva research unit was founded 15 years ago, and it was really modest at the time: the team was only employed part-time. Today, our budget exceeds one million Swiss francs, which is an impressive development in 15 years. With the completion of numerous projects and the conclusion of partnerships, research at the HEM has evolved to become a center of expertise.

Quelles sont, selon vous, les principales missions de la recherche à Genève, et quels sont les thèmes de recherche actuels ?

Depuis le début, Genève met l’accent sur les projets de recherche appliquée sur des thèmes couvrant de nombreux domaines de la pratique artistique : nouvelle création et nouvelles technologies, interprétation historique, art et science, dialogue interculturel ou encore pédagogie musicale.

Les projets de recherche sont lancés par des professeurs qui enseignent à Genève et à Neuchâtel, le champ est donc très large. Enfin, l’expérience au sein de l’école, notamment en musique contemporaine ou en musique ancienne, joue également un rôle essentiel.

L’intense activité dans le domaine de la recherche dépasse d’ailleurs largement la HEM. Les autres écoles du domaine Musique et arts de la scène – la Haute école de musique de Lausanne (HEMU) et La Manufacture à Lausanne – ont uni leur force il y a quelques années pour créer un institut de recherche (IRMAS).

Quelles sont vos responsabilités ?

J’ai deux casquettes : je suis Coordinateur de la recherche à la Haute école de musique de Genève et à ce titre je m’occupe de toutes les demandes concernant l’unité de recherche. Cela inclut la conception et la diffusion des projets mais aussi la réalisation de documentaires, la publication de livres, de CD ou de DVD à destination du grand public.

Je suis également responsable de l’IRMAS. L’Institut de recherche Musique et Arts de la scène regroupe les trois écoles du domaine. Son objectif est de promouvoir la qualité des activités de Ra&D en favorisant les échanges entre les chercheurs qu’il héberge et d’accroître la visibilité des travaux de recherche auprès tant des spécialistes que du grand public. L’Institut assure aussi l’évaluation des projets de recherche du domaine Musique et Arts de la scène.

Quelle est, à vos yeux, la plus grande réussite de la recherche à la HEM ?

Je pense que nous sommes arrivés loin en ayant des moyens limités, comme en témoigne aussi notre histoire. Nous produisons aujourd’hui des travaux professionnels de qualité. De nombreuses personnes ont contribué à la réussite de chaque projet individuellement.

Quelle est l’importance de la recherche à la HEM pour vous ?

Je pense que dans le monde des hautes écoles d’arts, l’introduction de la recherche il y a quelques années a été une petite révolution. Si elle a pu être perçue dans les premiers temps comme un frein aux activités artistiques habituelles, il est désormais admis qu’elle apporte beaucoup aux écoles dans toutes sortes de domaines.

Y a-t-il des différences entre la musicologie classique et la recherche dans une haute école de musique ?

Dès le départ, nous avons cherché à faire en recherche musicale quelque chose qui complète ce que la musicologie fait de longue date. Aussi, nous menons des projets très spécifiques qui portent essentiellement sur les questions de pratique. Cependant, la collaboration avec la musicologie est essentielle pour nous. La recherche pratiquée dans les hautes écoles se distingue aussi parce qu’elle ne se limite pas aux publications écrites. Des CD, des DVD ou des émissions de radio rendent justice à des projets mettant la pratique au premier plan.

Quel est pour vous le potentiel d’un lien étroit entre la recherche et la pratique ?

Eh bien, nous sommes un institut professionnel qui se consacre à différents projets et chacun travaille dans le cadre de sa spécialité. Certains de nos assistants ont étudié à la HEM et intègrent ainsi un environnement professionnel.

Pensez-vous qu’il y ait encore des choses à faire dans le domaine de la recherche à la HEM ?

Bien sûr ! Concernant la HEM, je peux dire que de nombreux enseignants et étudiants ont participé à la recherche ces 15 dernières années, mais beaucoup aussi ne l’ont pas (encore) fait.

Vous multipliez les coopérations…

Oui, tout à fait, et sur tous les continents. Nous sommes fortement liés au Japon et à la Chine, sans oublier les projets avec des artistes, dont certains sont des personnalités de premier plan, et des écoles en Inde, au Canada et en Amérique latine. Et bien entendu dans toute la Suisse.

We are currently conducting a major survey of our former students to determine the impact of their training on their professional environment. This work, seems to me, a good example of what research can bring to a high school: a better knowledge of the professional environment with tools different from those used by artists in their daily work.

Ein Schaufenster für die Schweizer Musik

Mit swissmusic.ch stellen Pro Helvetia und die Fondation Suisa ein Webportal zur Verfügung, das Informationen über die Schweizer Musiklandschaft sammelt und frei zugänglich macht.

Illustration: macrolink / fotolia.de

Seit gestern Abend ist die von vielen Playern der Musikszene lange erwartete Informationsplattform swissmusic.ch online. Betrieben und finanziert wird sie von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und der Fondation Suisa. Wie es in der offiziellen Mitteilung heisst, will swissmusic.ch «den zahlreichen Institutionen, die sich hierzulande im und für das Musikleben engagieren, eine zusätzliche, gemeinsame Plattform bieten. Das Portal versteht sich als Schaufenster für Musik aus der Schweiz, gerichtet an Branchenvertreter und andere Interessierte aus aller Welt». Die interaktive Website informiert viersprachig (deutsch, französisch, italienisch, englisch) über die Schweizer Musiklandschaft, Fachorganisationen, Künstlerinnen und Künstler in vier übersichtlichen Rubriken.

  • Lesen: Berichte über das hiesige Musikschaffen
  • Hören: Playlists mit ausgewählten schweizerischen Produktionen
  • Recherchieren: Zugriff auf verschiedene Datenbanken
  • Directory: Adressen

«Kräfte bündeln, Synergien nutzen und immer lebendig» sein soll das Portal. Es wird deshalb laufend aktualisiert und ergänzt.
 

Kulturelle Bildung wichtig für Lebenserfolg

Laut einer Studie des deutschen Rates für Kulturelle Bildung sehen Eltern kulturelle Bildung als wichtige Grundlage für den Lebenserfolg ihrer Kinder an. Doch wie stark Mütter und Väter ihren Nachwuchs kulturell fördern, hängt wesentlich vom Bildungshintergrund und den finanziellen Verhältnissen der Eltern ab.

(Bild: Rat für kulturelle Bildung)

Laut der repräsentativen Studie «Eltern/Kinder/Kulturelle Bildung. Horizont 2017», die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag des Rates für Kulturelle Bildung durchgeführt hat, sagen über neunzig Prozent der Eltern, Kulturelle Bildung fördere die Entwicklung ihrer Kinder. Gemeinsame Kulturaktivitäten gälten als zentraler Baustein für den familiären Zusammenhalt.

Allerdings trauen es sich Eltern mit mittlerem oder einfachem Bildungsabschluss in signifikanter Weise weniger als Akademiker zu, ihre Kinder – etwa musikalisch oder künstlerisch – zu unterstützen. Nur ein Viertel von ihnen ist voll und ganz überzeugt, dass sie ihren Kindern in diesen Bereichen ausreichend helfen können.

Indes führt dies bei diesen Eltern nicht zu einem grösseren Interesse daran, dass ihre Kinder ausserhalb von Kita und Schule an angeleiteten Kulturangeboten teilnehmen, im Gegenteil: Mütter und Väter mit niedrigerem Bildungsabschluss sind daran unterdurchschnittlich interessiert. In Konsequenz haben ihre Kinder in Deutschland während der letzten zwölf Monate auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit an solchen Angeboten teilgenommen: Lediglich 37 Prozent von ihnen bestätigen dies, unter den Vätern und Müttern mit Studium sagen dies hingegen 59 Prozent.

Download der Studie:
http://www.rat-kulturelle-bildung.de/fileadmin/user_upload/pdf/RFKB_Eltern_Kinder_Kulturelle_Bildung_Web_FINAL.pdf

 

Mirga Gražinytė-Tyla wird ZHdK-«Companion»

Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) schafft zwei Ehrentitel. Erstmals vergeben wird einer dieser neuen Titel heute im Rahmen des Hochschultags der ZHdK: Ausgezeichnet wird die Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra und ZHdK-Alumna Mirga Gražinytė-Tyla.

Mirga Gražinytė-Tyla (Bild: Frans )

Die ZHdK verleiht die Ehrentitel «Honorary Companion» für langjährige Verdienste und «Companion» für herausragende Leistungen in jungem Alter an Persönlichkeiten, «die sich um die Interessen der Hochschule besonders verdient gemacht oder bereits in jungen Jahren Aussergewöhnliches geleistet haben».

Den ersten «Companion» vergibt die ZHdK im Rahmen ihres Hochschultags, der unter dem Motto «Führen in der Kunst» steht. Geehrt wird damit die Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla, die im vergangenen Jahr mit noch nicht dreissig Jahren zur Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra ernannt worden ist. Sie schloss ihr Dirigierstudium an der ZHdK 2015 bei Dirigent und Dozent Johannes Schlaefli ab.

Es wird jährlich maximal je ein «Companion» und ein «Honorary Companion» vergeben. Den ersten Honorary Companion will die ZHdK laut Rektor Thomas D. Meier 2018 verleihen.
 

Baselland kartiert seine Kulturlandschaft

Hunderte von Kulturorganisationen des Kantons Basel-Landschaft werden auf der «Kulturkarte Baselland» sichtbar gemacht. Ein ergänzendes Onlineportal soll sich zur zentralen Informationsplattform entwickeln.

Kulturkarte des Kantons Baselland (Bild: zvg)

Die Kulturkarte ist im Rahmen einer Medienkonferenz in der Klavierwerkstatt Liestal vorgestellt worden. Regierungsrätin Monica Gschwind, Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion erklärte dabei, die Baselbieter Kultur bestehe einerseits aus einigen Institutionen, welche einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, andererseits jedoch aus einem Meer von unzähligen kleineren, weniger bekannten Kulturakteuren.

Genau diese Vielseitigkeit könne nun im neuen Onlineportal mit bislang 560 Einträgen erfahren werden. Möglich geworden ist das Projekt durch die Zusammenarbeit von kulturelles.bl mit Baselland Tourismus.

Mehr Infos: www.kulturkarte-bl.ch

 

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