Unterstützung für Afro-Pfingsten

Der Winterthurer Stadtrat beantragt mit dem Afro-Pfingsten-Festival einen Subventionsvertrag abzuschliessen: Die Stadt beteiligt sich mit 50’000 Franken am Festival. Den Veranstaltern sollen zudem 35’000 Franken Gebühren erlassen werden.

Ausschnitt aus der Programmzeitung «Afro-Pfingsten 2019»

Mit dem mehrjährigen Subventionsbeitrag werde eine höhere Planungssicherheit möglich und eine Gleichbehandlung mit anderen grossen Veranstaltungen gewährleistet, schreibt die Stadt Winterthur.

Nach «organisatorisch bewegten Jahren» sei der Verein einewelt.ch seit 2016 für die Durchführung des Festivals verantwortlich. Unter seiner Ägide habe sich der Anlass in den letzten zwei Jahren konsolidiert. Mit Ausnahme von 2016 unterstützte die Stadt Winterthur die Veranstaltung Afro-Pfingsten in den vergangenen Jahren projektbezogen. Mit dem Subventionsvertrag will die Stadt dem Wunsch der Organisatoren nach mehr Planungssicherheit nachkommen.

Der Subventionsvertrag ist befristet bis Dezember 2022. Er kann vom Stadtrat um zwei weitere Jahre verlängert werden.
 

Pereira geht nach Florenz

Alexander Pereira, der die Geschicke des Zürcher Opernhauses als Intendant jahrelang nachhaltig geprägt hatte, übernimmt nach der Leitung des Mailänder Scala die Leitung des Opernhauses von Florenz.

Opera di Firenze, Sitz des Opernfestivals Maggio Musicale Fiorentino. Nachweis s. unten

Laut internationalen Medienberichten fehlt zur Ernennung nur noch die formale Zusage des Aufsichtsrats der Oper. Sie soll bei einem Treffen am 6. September erfolgen. Im Juni war bekannt geworden, dass Pereiras Vertrag in Mailand nicht verlängert wird. Auf ihn folgt in Mailand der jetzige Wiener Operndirektor Dominique Meyer.

In Florenz übernimmt Pereira ein Haus in der Krise. Der bisherige Intendant Cristiano Chiarot trat im Juli aus Protest gegen den neuen Maggio-Musicale-Präsidenten Salvatori Nastasi zurück, und der Generalmusikdirektor des Zürcher Opernhauses Fabio Luisi, der in Florenz auch als Musikdirektor amtete, hat dieses Amt aus Unmut mittlerweile auch abgegeben.

Flugzeugabsturz löscht Musikerfamilie aus

Im Kleinflugzeug, das am vergangenen Sonntag in der Nähe des Simplon-Hospizes abgestürzt ist, fand eine britische Musikerfamilie den Tod.

Umgebung des Simplon-Hospizes. Nachweis s. unten

Bei den Toten handelt es sich laut einer Mitteilung von internationalen Medienberichten um die Saxophonistin Hannah Marcinowicz, den Komponisten Jonathan Goldstein und ihre siebenmonatige Tochter.

Die Ursache für den Absturz ist noch nicht bekannt. Die beiden flogen offenbar von London nach Troyes und Lausanne, mit Reiseziel Italien.

Goldstein leitete eine Firma für Werbejingles und schrieb Musik für Theater und Film. Hannah Marcinowicz trat 2005 bei den BBC Proms als Solistin auf und arbeitete mit Orchestern wie dem London Symphony Orchestra und dem Royal Philharmonic Orchestra.

Foto: Andre Schild (= ZorkNika) / wikimedia commons CC 2.0 Germany

Westafrika als Wiege des Pop

Moderne Popsongs beruhen auf musikalischen Prinzipien westafrikanischer Trommelrhythmen: Eine Ausstellung im Völkerkundemuseum der Universität Zürich zeigt, wie Trommler aus Ghana und Nigeria ihre Instrumente zum Sprechen bringen und sich damit weltweit Gehör verschaffen.

Satz dreier afrikanischer Basstrommeln v.l.n.r.: Kenkeni, Dundun, Sangbang. Nachweis s. unten

«Mit Trommeln sprechen», der Titel der Ausstellung, ist wörtlich zu verstehen: Trommler in Westafrika imitieren mit ihren Instrumenten Rhythmus und Melodie gesprochener Sprache. Etwa jene der Yorùbá in Südwestnigeria oder jene der Ashanti in Ghana – tonale Sprachen, bei denen die Tonhöhe einer Silbe die Wortbedeutung bestimmt.

An politischen und religiösen Anlässen begrüssen die Perkussionisten mit ihren sprechenden Trommeln Ehrengäste und zitieren deren Biografien; Sie geben Gebete oder Sprichwörter wieder; Sie erzählen von vergangenen Ereignissen, nehmen politisch Stellung und vermitteln so zwischen Aktualität und Geschichte.

Schon während der Kolonialzeit und zur Zeit des transatlantischen Sklavenhandels haben Trommler ihre Stimme erhoben und ihre Musik mit Einflüssen anderer musikalischer Kulturen kombiniert. So sind letztlich Stilrichtungen wie Jazz, Soul, Reggae oder Hiphop entstanden.

Mehr Infos:
http://talkingwithdrums.ch

Foto: Qniemiec / wikimedia commons CC 3.0

Basel mit neuem Kulturvertrag

Die Regierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben den neuen Kulturvertrag und die Parlamentsvorlagen für die Kulturpartnerschaft ab 2022 an den Grossen Rat und an den Landrat überwiesen. Er regelt die Abgeltung des Kantons Basel-Landschaft an den Kanton Basel-Stadt für kulturelle Zentrumsleistungen.

Foto: Odin Aerni / Unsplash (s. unten)

Wie im bisherigen Kulturvertrag sind die Mittel aus dem Kanton Basel-Landschaft zweckgebunden für kulturelle Zentrumsleistungen im Bereich des professionellen zeitgenössischen Kulturschaffens. Der Kanton Basel-Landschaft entrichtet die Abgeltung künftig an den Kanton Basel-Stadt und nicht mehr an einzelne Institutionen. Die Verteilung der Mittel an die Institutionen erfolgt durch den Kanton Basel-Stadt aufgrund von Kriterien, die vertraglich festgelegt werden.

Die Finanzierung der bikantonalen Fachausschüsse BS/BL wird ab 2022 vollständig paritätisch ausgestaltet. Der Kanton Basel-Landschaft erhöht dazu seine Beiträge an die gemeinsamen Fachausschüsse Literatur, Tanz und Theater sowie Musik. Ein neu eingerichteter regionaler Fachkredit Strukturentwicklung BS/BL wird die punktuelle Unterstützung von Institutionen, Vereinen und Festivals aus beiden Kantonen für Struktur- und Organisationsentwicklungen ermöglichen.

Originalmitteilung:
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/regierungsrat/medienmitteilungen/neuer-kulturvertrag-zwischen-den-kantonen-basel-stadt-und-basel-landschaft-an-die-parlamente-ueberwiesen

Klassik nach wie vor attraktiv

Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) konstatiert ein grösseres Besucherpotenzial und eine steigende Nachfrage nach klassischer Musik, als bislang angenommen.

Foto: Jonathan Poncelet/Unsplash (s.unten)

Allein zum Open-Air-Konzert der Berliner Philharmoniker am Brandenburger Tor unter dem neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko werden laut Gerald Mertens, Geschäftsführer der DOV, am 24. August über 30’000 Menschen erwartet.

Laut DOV besuchten 45’000 Personen die Oper für alle mit der Deutschen Staatsoper und der Staatskapelle Berlin auf dem Bebelplatz im Juni 2019, 75’000 Besucher waren im Nürnberger Luitpoldhain, weitere 50’000 bei den Nürnberger Symphonikern im Sommer 2019, fast 70’000 Menschen bei Klassik airleben mit dem Gewandhausorchester Leipzig. 20’000 Besucher werden beim heutigen hr-Sinfonieorchester Open Air in Frankfurt/Main erwartet.

Diese mehreren hunderttausend Musikliebhaber tauchten jedoch, so der DOV weiter, bislang in keiner offiziellen Besucherstatistik auf, denn der Eintritt zu vielen grossen Klassik-Open-Air-Veranstaltungen ist frei. Auch die Besucher kleinerer professioneller Klassikfestivals oder Open-Air-Konzerte, der Konzerte von Musikhochschulen, vieler Kammermusikveranstaltungen, der Konzerte in Kirchen oder in Universitäten würden statistisch grundsätzlich nicht erfasst, erklärt Mertens. Die verfügbaren Open-Air-Besucherzahlen dieses Sommers belegten aber auf jeden Fall ein grosses Besucherpotenzial für Klassik – auch jenseits der Sommersaison.

Aus dem Saanenland nach Paris

Das Gstaad Menuhin Festival gilt als das zweitgrösste Musikfestival der Schweiz. Schon am Eröffnungswochenende musizierten Berühmtheiten in verschiedenen Formationen.

Konzert am 21. Juli: Sol Gabetta mit Pierre Bleuse und dem Kammerorchester Basel. Foto: Raphael Faux

Die Kirche in Saanen ist bis auf den letzten Platz besetzt. Auch im mit Fresken bemalten Chorraum, wo ein brauner Bösendorfer-Flügel steht, sitzen Zuhörer. Kaum spielt András Schiff die ersten Töne von Johann Sebastian Bachs Zyklus Das wohltemperierte Klavier, Band 1, wird aus dem Konzertpublikum eine andächtige Gemeinde. Viele der 750 Konzertbesucher haben die Augen geschlossen, um der subtilen Interpretationskunst des ungarischen Pianisten zu lauschen. András Schiff ist niemand, der das Rad neu erfindet. Er mag Nuancen mehr als Kontraste, entwickelt das eine aus dem anderen und achtet bei der Musik Bachs auf den natürlichen Fluss. Die Bässe im D-Dur-Präludium deutet er nur an, das Es-Dur Präludium spielt er so frei wie eine Fantasie. Die Fugen werden nicht buchstabiert, sondern immer in grösseren Zusammenhängen erzählt. Auch im Kontrapunkt entdeckt Schiff die Melodie und hält bei dieser langen Wanderung durch die Tonarten die Spannung bis zum umjubelten Ende.

Die meisten Konzerte des sieben Wochen dauernden Gstaad Menuhin Festivals finden in den Kirchen des Saanenlandes statt und ermöglichen eine besondere Nähe zwischen den Interpreten und dem Publikum. Seit Christoph Müller 2002 das von Yehudi Menuhin gegründete Festival übernommen hat, haben sich die Zuschauerzahlen verdreifacht. Dieses Jahr sind mit der Kirche und der Mehrzweckhalle an der Lenk im Simmental zwei neue Säle zu den nun insgesamt elf Konzertorten dazugekommen. Aber der umtriebige Intendant hat auch verschiedene Akademien gegründet, die junge Musikerinnen und Musiker in den Bereichen Gesang, Klavier, Streicher, barocke Aufführungspraxis und Dirigieren weiterbilden. Das Nebeneinander von Nachwuchskünstlern und Stars, von intimen Kammerkonzerten und grossen sinfonischen Auftritten im 1800 Zuhörer fassenden Festivalzelt Gstaad macht den Reiz dieses Festivals aus, laut Intendant des zweitgrössten in der Schweiz, das circa 60 Konzerte veranstaltet und 2019 über einen Etat von 6.7 Millionen Franken verfügt.

Die Kapelle in Gstaad ist mit nur 120 Plätzen ein besonders kleinräumiger Konzertort. Wie in der Kirche Saanen ist auch hier die Akustik transparent und hat kaum Nachhall, so dass man jedes musikalische Detail verfolgen kann. Die harten Kirchenbänke verlangen dem Publikum bei diesem einstündigen Morgenkonzert ein wenig Askese ab – aber die wird belohnt. Franz Schuberts Sonate (Duo) in A-Dur op. 162 gestalten Dmitry Smirnov und Denis Linnik mit schlichter Tongebung und kammermusikalischer Dichte. Béla Bartóks rhythmisch vertrackten ersten Rhapsodie verleihen die beiden perfekt aufeinander eingespielten jungen Musiker die notwendige Farbigkeit. Nur in Robert Schumanns erster Violinsonate wünscht man sich von Dmitry Smirnov einen weniger gepressten Ton; dem Pianissimobeginn des zweiten Satzes fehlt das Geheimnisvolle. Aber wie schwerelos der Geiger an der Bogenspitze die Sechzehntel zu Beginn des Finales realisiert und Denis Linnik am Klavier ihm dabei wie ein Schatten folgt, begeistert zu Recht das Publikum.
 

Festivalmotto Paris

Im Samstagabendkonzert des Eröffnungswochenendes spiegelt sich das diesjährige Festivalmotto in Programm und Besetzung. Hervé Niquet ist mit seinem Pariser Originalklangensemble Le Concert Spirituel nach Saanen gekommen, um Musik des Barockkomponisten Marc-Antoine Charpentier vorzustellen. Mit den festlichen Klängen der Ouvertüre zu Le Malade imaginaire beginnt Niquet den gut besuchten Abend, bevor er auf Französisch eine kleine Einführung in die Zeit des Sonnenkönigs gibt. Im deutschsprachigen Raum kennt man von Charpentier nur die dem Te Deum entnommene Eurovisionshymne. Wenn Chor und Orchester wie bei der Motette In Honorem Sancti Ludovici regis Galliae Canticum im Fortissimo schmettern, dann kommt die für Kammermusik bestens geeignete Akustik in der Kirche Saanen jedoch an Grenzen. Das Blech knallt, die Pauken dröhnen. Aber abgesehen von den zu scharfen Klangspitzen entfaltet diese überwiegend homofone Musik grossen Reiz, auch wenn sie kaum Dramatisches in sich trägt. Die vielen klangfarblichen Kontraste in den Motetten und der Wechsel zwischen dem gut ausbalancierten Chor und den schlanken Vokalsoli gelingen differenziert. Das abschliessende, ganz tänzerisch genommene Te Deum zeigt die sinnliche Prachtentfaltung am französischen Hof.

Auch Sol Gabetta hat am Folgeabend mit dem zweiten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns ein selten aufgeführtes Werk eines französischen Komponisten dabei. Bereits seit 2003 ist die Argentinierin regelmässiger Gast in Gstaad. Ihr heller, flexibler Celloton passt gut zum lichten Solokonzert. Das Kammerorchester Basel begleitet unter der Leitung von Pierre Bleuse hinhörend und aufmerksam. Bruno Soeiros viersätzige Komposition Sillages, Sons de Parfums mangelt es leider an musikalischer Substanz. Es liegt aber auch an der fehlenden Raffinesse der Interpretation, dass bei dieser Uraufführung die musikalischen Duftwolken nicht verführen. Bei Georges Bizets Sinfonie C-Dur dagegen bewegt sich das Kammerorchester Basel auf vertrautem Terrain. Der warme Streicherklang verzaubert, die beweglichen Holzbläser haben Grazie. Und aus dem an Mendelssohn erinnernden, virtuosen Finale macht das Orchester eine echte Charmeoffensive.

Das Festival dauert noch bis am 6. September.
 

Berner Kulturforum

Am Montag, 26. August 2019, findet das 3. Berner Kulturforum statt. Es bildet den Auftakt für den partizipativen Prozess zur Erarbeitung der Ziele und Massnahmen 2021–2024 der städtischen Kulturstrategie.

Foto: Mike Petrucci / unsplash (s. unten)

Die Kulturstrategie 2017–2028 sei das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der kulturellen Akteurinnen und Akteure, der Politik und der Verwaltung, schreibt die Stadt Bern. Sie wurde in einem partizipativen Prozess erarbeitet und neben den Anliegen des professionellen Kulturschaffens flossen die Forderungen der Kinder- und Jugendkultur, der Kulturvermittlung, der integrativen und inklusiven Kultur, der Kreativwirtschaft, der Quartierorganisationen, des Kulturtourismus und der Laienkultur ein.

Zur Umsetzung der Strategie werden für jeweils vier Jahre Ziele und Massnahmen erarbeitet. Das 3. Berner Kulturforum markiert den Auftakt für die partizipative Erarbeitung der Ziele und Massnahmen für die Jahre 2021–2024.

Nach dem Forum haben interessierte Personen die Möglichkeit, ihre Anliegen und Vorschläge an «Kulturstrategie-Nachmittagen» am 16. September und 16. Oktober oder auch direkt bei den Verwaltungsstellen einzubringen.

Tod des Komponisten Dominique Schafer

Laut Katharina Rosenberger, Pofessorin für Komposition an der University of California San Diego, ist der in den USA lebende Schweizer Komponist Dominique Schafer den Folgen einer schweren Krankheit erlegen

Ausschnitt aus dem CD-Cover «Vers une présence réelle …» Dominique Schafer, Ensemble Proton Bern

Der 1967 geborene und mit zahllosen Preisen geehrte Dominique Schafer studierte Komposition an der Harvard University und der University of California, Los Angeles. Impulse erhielt er vor allem von Paul Reale, Mario Davidovsky, Bernard Rands, Magnus Lindberg, Julian Anderson, Helmut Lachenmann, Brian Ferneyhough und Chaya Czernowin. Selber unterrichtete er Komposition an der Harvard University und der University of Rhode Island. Zuletzt lehrte er an der Chapman University in Kalifornien.

In der Schweiz wird das Werk Schafers vor allem vom Berner Ensemble Proton gepflegt. 2014 begann die Zusammenarbeit mit dessen Werk «Vers une présence réelle…». Das Ensemble spielte beim Label Kairos eine Portrait-CD ein. 2018 realisierte das Ensemble Proton zu seinen Ehren zudem ein Porträtkonzert.

Vier Auftragskompositionen zum runden Geburtstag

Das aulos Sinfonisches Blasorchester aus der Schweiz feiert sein 30-jähriges Bestehen und macht sich ein besonderes Geschenk: vier Auftragskompositionen. Nebst drei Werken von Schweizer Komponisten wird im Herbst die «Aulos Symphony» von José Suñer-Oriola uraufgeführt.

Die aulos-Besetzung 2018. Foto: R. Bollinger, bolliret@bolliret.ch,SMPV

Spätestens seit vor zehn Jahren der Niederländer Johan de Meij das aulos bei dessen 20-jährigem Jubiläum musikalisch geleitet hat, ist das Ensemble auch in der europäischen Blasmusikszene bekannt. In den letzten Jahren hat das Orchester mit renommierten Dirigenten wie Ivan Meylemans (2017), José Rafael Pascual-Vilaplana (2012 und 2015) oder Jan van der Roost (2014) zusammengearbeitet und in regelmässigen Abständen eigens für das Orchester komponierte Werke uraufgeführt. Bert Appermont (2011, 2. Sinfonie Golden Age), Thomas Doss (2013, Hornkonzert Gjallarhorn) und Oliver Waespi (2015, Out of Earth) haben für das aulos geschrieben. Nach einer Pause von drei Jahren seit dem letzten Auftragswerk (Olivier Truan 2016, Tubakonzert Second Wind) hat die Leitung des aulos nun die drei Schweizer Komponisten Benedikt Hayoz, Daniel Schnyder und Fabian Künzli beauftragt, je ein Werk von rund 10 Minuten Länge zu komponieren. Doch damit nicht genug. Der zweite Konzertteil enthält ein weiteres Auftragswerk, dessen Titel dem Anlass mehr als gerecht wird. Der Spanier José Suñer Oriola hat seine 4. Sinfonie ganz einfach Aulos Symphony getauft.

Die Entstehung eines Orchesters

José Suñer-Oriola ist einer der vielversprechendsten jungen spanischen Komponisten. Er ist Professor beim städtischen Blasorchester von Valencia und Dirigent des Blasorchesters in Albuixech. Seine Kompositionen werden in vielen Ländern in Europa und Amerika sowie in Australien, Japan und China gespielt.

Wie der Name bereits vermuten lässt, dreht sich Oriolas 4. Sinfonie rund um das aulos – in mindestens zweierlei Hinsicht. Das Hauptthema ist ein Spiel mit den Buchstaben des Wortes «aulos». Auch thematisch hat sich Oriola am Orchester orientiert. Der erste Satz widmet sich der Geburt und der Entwicklung des Orchesters, im zweiten Satz wird die kreative Schaffung von Ideen musikalisch umgesetzt. Nach einem ruhigen dritten Satz steht der Schlusssatz ganz im Zeichen des festlichen Anlasses, für den die Sinfonie geschrieben wurde. Als Hommage an die Herkunft des Orchesters hat der Komponist sogar einen Bezug auf ein traditionelles Schweizer Lied eingebaut.

Das aulos ist ein Projektorchester mit rund 70 Mitgliedern, die sich jährlich für eine Konzerttournee treffen. Das semiprofessionelle Orchester besteht zu rund 70% aus Profimusikern und Musikstudenten. Den grossen finanziellen Aufwand für die aufwendigen Projekte kann das aulos jeweils nur dank der Unterstützung der eigenen Mitglieder und von vielen privaten und öffentlichen Geldgebern stemmen. Für das Jubiläum hat man gar ein Crowdfunding lanciert und so erfolgreich das Geld für Oriolas Sinfonie zusammengebracht. Für die langjährige aulos-Präsidentin, Caroline Krattiger, ist das Ensemble «eine Herzensangelegenheit», wie sie selber sagt. Mit viel Engagement arbeitet sie seit 20 Jahren in der Organisation mit und wirkt seit vielen Jahren auch als Konzertmeisterin. «Ich freue mich sehr auf das doppelte Jubiläum und bin sehr stolz auf die Entwicklung des aulos. Es kommt nicht oft vor, dass ein Blasorchester eine nach ihm benannte Sinfonie uraufführen darf».
 

Recycling mal anders

Für die aulos-Musikkommission sei es wichtig gewesen, bei der Auswahl der Komponisten für die Auftragskompositionen einen guten Mix zwischen bekannten und unbekannten und gleichzeitig zwischen Schweizer und ausländischen Komponisten zu finden, sagt Caroline Krattiger. Es wurden drei einheimische Künstler mit kürzeren Werken beauftragt und Oriola mit der Sinfonie. Ein aussergewöhnliches Thema für seine Komposition hat sich der Freiburger Benedikt Hayoz einfallen lassen. In seinem rund 10-minütigen Werk Recycling wird, wie der Name vermuten lässt, Musik recycelt. Hayoz nutzt existierende Musik – Musik die er mag und ihn begeistert – als Material um etwas Neues zu schaffen. Die Sequenzen wurden neu arrangiert und in eine neue musikalische Form gegossen. Das Original soll mal mehr besser und mal schlechter erkennbar sein. Der Komponist will mit dem Werk aufzeigen, wie unterschiedliche Musikstile und Charaktere zusammengeführt werden können zu etwas Neuem, das ebenfalls als Einheit wahrgenommen werden kann. Im ersten der beiden Sätze wird ein hochaktuelles Thema behandelt: die Geschwindigkeit der Digitalisierung. Der zweite, ruhigere Satz soll gemäss Hayoz ein Plädoyer für das Konzert darstellen. Hayoz spielt ausserdem mit klanglichen Effekten. So wird er beispielsweise mehrere Klarinettenquartette «off-stage» im Konzertsaal einen Choral spielen lassen.

Zwei weitere Schweizer Kompositionen

Nebst Hayoz haben der junge Komponist Fabian Künzli und der bereits international bekannte Daniel Schnyder ein Werk geschrieben. Letzterer hat sich für ein Tier als Vorlage für sein Auftragswerk entschieden. Der Elephant darin wird durch die tiefen Instrumente repräsentiert. Das Werk ist gemäss Komponist rhythmisch sehr schwer und weist lateinamerikanische und afrikanische Wurzeln auf. Ausserdem erwarten das aulos jazzige Elemente. Der seit vielen Jahren in New York wohnhafte Schnyder ist einer der meistgespielten Schweizer Komponisten seiner Generation. Die Integration verschiedener Musikstile – von Jazz bis Klassik und neuer Musik – ist ein wichtiges Merkmal von Schnyders Schaffen. Im Bereich der Blasinstrumente hat er unter anderem Solo-Konzerte für Bassposaune oder Trompete geschrieben.

Im Vergleich zu Schnyder unbekannt, aber nicht weniger vielversprechend ist der junge Ostschweizer Komponist Fabian Künzli. Er hat eine besondere Verbindung zum aulos, war er doch einige Jahre selbst aktiver Orchestermusiker. In seinem Werk Prism will er die Musik auffächern, ähnlich der Zerlegung des Lichts in einem optischen Prisma. Im Zentrum steht gemäss dem Komponisten die Verwandlung, das Wachsen neuer Ideen aus bestehenden. Ausserdem arbeitet Künzli in seiner Komposition mit Mikrotonalität.
 

Unter Schweizer Leitung

Nachdem in den letzten Jahren meistens ausländische Gastdirigenten eingeladen wurden, spielt das aulos dieses Jahr unter der Leitung eines Schweizer Dirigenten. «Auch dies war eine bewusste Entscheidung unserer Musikkommission», sagt Caroline Krattiger. «Nach den letzten zehn Jahren mit vielen internationalen Dirigenten wollten wir bewusst ‹back to the roots› und setzen 2019 auf einen Schweizer Dirigenten». Und so wird Blaise Héritier, der das Höchstklasse-Blasorchester aus Siebnen leitet, beim Jubiläum am Dirigentenpult stehen. Er dirigiert zurzeit ebenfalls das Ensemble de Cuivres Jurassien und das Ensemble Vocal EVOCA, einen sinfonischen Chor mit 80 Sängerinnen und Sängern. Héritier ist Präsident der Musikkommission des Schweizer Blasmusikverbandes und widmet sich der Orchestrierung klassischer und zeitgenössischer Werke für Blasinstrumente und Perkussion. 2013 wurde er gar zum Botschafter des Kantons Jura ernannt.

Ebenfalls aus der Schweiz stammt der diesjährige Solist David Rufer (Posaune). Harvest des Amerikaners John Mackey ist zwar das einzige Werk im Konzertprogramm, welches nicht zur Uraufführung kommt, ist aber deswegen nicht weniger erwähnenswert. Es wird in relativ kleiner Besetzung gespielt und handelt von den Mythen und geheimnisvollen Ritualen rund um den griechischen Gott des Weines, Dionysos. Der Thurgauer Rufer ist langjähriges Mitglied im aulos und spielt regelmässig in diversen Schweizer Orchestern wie dem Berner Kammerorchester oder der Sinfonietta Schaffhausen. Er spielte ausserdem unter Pierre Boulez im Orchester der Lucerne Festival Academy.
Nach diesem hochstehenden Konzertprogramm 2019 darf die Szene gespannt sein auf die weitere Entwicklung des aulos. Ziel ist es gemäss Krattiger, auch in Zukunft Kompositionsaufträge vergeben zu können. «Dies ist jedes Mal eine enorme finanzielle Herausforderung für uns», sagt sie. Die Vorfreude auf unvergessliche Konzertmomente entschädige aber für die viele Arbeit. Wir können nur hoffen, dass dieser Antrieb dem Orchester auch in den nächsten 30 Jahren und darüber hinaus erhalten bleibt.
 

Die Konzerttournee 2019

 

Das aulos spielt in seinem Jubiläumsjahr vier Konzerte in der ganzen Schweiz.

Die Konzerttournee startet zum Ende der Probewoche in Visperterminen VS (Mehrzweckhalle; Freitag, 4. Oktober um 19:30 Uhr).
Seit bereits 25 Jahren ist das Orchester zu Gast im malerischen Walliser Bergdorf.

 

Weitere Konzerte:

St. Gallen SG (Tonhalle; Sonntag, 6. Oktober um 17:00 Uhr),

Solothurn SO (Konzertsaal; Samstag, 12. Oktober um 19:00 Uhr) und

Emmen LU (Le Théâtre; Sonntag, 13. Oktober um 17:00 Uhr).

 

Der Konzerteintritt kostet 30.- Franken, für StudentInnen 25.- Franken. Für KonzertbesucherInnen bis 16 Jahre ist der Eintritt gratis.

Beim Vorverkauf über www.eventfrog.ch wird ein Rabatt von 5.- auf den Ticketpreis gewährt.

Weitere Infos: www.aulos.ch
 

Gaffigan gibt Luzerner Amt 2021 ab

James Gaffigan ist seit Beginn der Saison 2011/12 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters. Sein Vertrag wurde 2015 vorzeitig bis Ende der Saison 2020/21 verlängert. Länger bleibt er aber nicht.

James Gaffigan (Bild: zvg)

Laut dem Luzerner Sinfonieorcester wird Gaffigan in den beiden kommenden Jahren  als Chefdirigent «wichtige Projekte des Luzerner Sinfonieorchesters mit ungebremstem Engagement weiterführen und sich genauso unvermindert der Weiterentwicklung des Orchesters widmen.»

Neben der Leitung eigener Konzerte im KKL Luzern stehen mehrere Aufnahmeprojekte vor ihrer Realisierung. Zudem werden internationale Tourneen die Ära James Gaffigan komplettieren. So wird er etwa am 19. und 20 August 2019 die zweite Residency des Luzerner Sinfonieorchesters am Ravinia Festival in Chicago (USA) leiten. Das Luzerner Sinfonieorchester ist bislang das einzige Schweizer Orchester, welches für einen Auftritt an diesem renommierten Festival eingeladen wurde.

Für eine bessere Arbeitslosenversicherung

Der Kulturrat Österreich hat konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitslosenversicherung formuliert, um dem Grundgedanken einer umfassenden sozialen Absicherung für möglichst viele Kunst-, Kultur- und Medienschaffende näher zu kommen.

Foto: Rainer Sturm (s. unten)

Das System des Einzahlens funktioniere mit zwei Ausnahmen, schreibt der Österreichische Kulturrat: Erstens sei durch die Abschaffung 2017 der täglichen Geringfügigkeitsgrenze ein Loch in der Sozialversicherung in Arbeitsfeldern entstanden, für die Kurzanstellungen typisch seien.

Tageweise Beschäftigungen bis zur monatlichen Geringfügigkeitsgrenze seien nunmehr keine Vollanstellungen mehr (auch wenn das gesamte Gehalt im Monat diese Grenze übersteigt) – eine Arbeitslosenversicherung sei mit solchen Beschäftigungen nach derzeitigem Stand nicht mehr möglich.

Zweitens sei eine Arbeitslosenversicherung faktisch für alle unmöglich, die nicht unselbstständig beschäftigt sind, da das derzeitige Modell der freiwilligen Arbeitslosenversicherung für Selbstständige völlig dysfunktional ist.

Originalartikel:
https://kulturrat.at/agenda/ams/20190814

Graduate School of the Arts wird umbenannt

Das künstlerisch/gestalterisch-wissenschaftliche Doktoratsprogramm der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern heisst jetzt Sinta.

Foto: Petra Bork/pixelio.de (s. unten)

Die bisherige Graduate School of the Arts ist seit 1. August 2019 als Doktoratsprogramm Studies in the Arts (Sinta) integriert in die Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH). Der bisherige Master of Research on the Arts entfällt, dafür müssen Studierende von Kunsthochschulen künftig Auflagen von 30–60 ECTS erbringen, die sie zusammen mit ihren beiden Betreuenden von Uni und HKB besprechen.  Die neue Verantwortliche ist Michaela Schäuble, ihr Stellvertreter ist Thomas Gartmann.

Die Sinta sind eine Kooperation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern und der Berner Fachhochschule, Departement Hochschule der Künste Bern (HKB). Sie richten sich sowohl an forschende Künstlerinnen und Künstler als auch an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für die künstlerische Praxis interessieren. Sie zeichnen sich durch eine Verbindung unterschiedlicher geistes- und sozialwissenschaftlicher sowie künstlerischer Disziplinen aus und fördern hierdurch die Forschung und Reflexion insbesondere in Bezug auf künstlerische Praktiken, gestalterische und ästhetische Fragestellungen sowie die Verbindung von Kunst und Wissenschaft.

Schorn gibt Zurich Jazz Orchestra ab

Für die Saison 2019/2020 übernimmt Daniel Schenker, Trompeter und Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste, nach sechs Jahren einmal mehr interimistisch die Leitung des Zurich Jazz Orchestra.

Daniel Schenker. Foto: Palma Fiacco

Steffen Schorn, seit 2014 Musiical Director des Ensembles, gibt seine Leitungsfunktion ab und wird dafür Composer in Residence. Nach fünf Jahren, während derer Schorn den Sound der Band massgeblich und hörbar geprägt hat, und einer gemeinsamen CD-Produktion sucht das Orchester nun einen Nachfolger.

Zur Suche gibt es in der kommenden Saison Kandidatenkonzerte: Ed Partyka hat einige Male mit dem Ensemble gearbeitet und darf daher auf der Shortlist nicht fehlen. David Grottschreiber hat sich als kompetenter Leiter des 2007 von jungen Nachwuchsjazzern gegründeten Lucerne Orchestra einen Namen gemacht. Der dänische Saxofonist Lars Møller verbindet Jazz unter anderem mit Einflüssen indischer Musik und leitet seit gut zehn Jahren verschiedene Big Bands. Tim Hagans gilt völlig zu Recht als Doyen des Quartetts und blickt auf eine überaus erfolgreiche internationale Karriere seit Mitte der 70er Jahre zurück.

 

Chinesen steigen bei Universal ein

Die chinesische Tencent hat sich mit der französischen Vivendi auf eine Zehn-Prozent-Beteiligung an Universal Music geeinigt, mit einer Option auf weitere zehn Prozent.

Tencent-Hauptsitz in Nanshan, Shenzhen. Foto: Wishva de Silva (s. unten)

Die Universal Music Group wird laut internationalen Medienberichten mit rund 30 Milliarden Euro bewertet. Die Vereinbarung soll überdies weitergehende strategische Kooperationen umfassen. Zu Universal Music gehört auch die Deutsche Grammophon.

Tencent, die achtwertvollste Marke der Welt, betreibt in China den Musik-Streaming-Dienst Tencent Music, an dem auch Spotify beteiligt ist. Der französische Konzern Vivendi, der aufgespalten werden soll, will bis zu 50 Prozent seiner Beteiligung an Universal Music abgeben.

Foto: Wishva de Silva / wikimedia commons CC 4.0

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