Vernehmlassung zur Kulturbotschaft 2016-2019

Der Schweizer Bundesrat hat die Vernehmlassung zur Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2016–2019 eröffnet. Die Kulturbotschaft legt Ziele und Massnahmen fest und bestimmt die Finanzmittel, die den Kulturinstitutionen des Bundes während der vierjährigen Förderperiode zugewiesen werden.

Das Bundeshaus an der Museumsnacht. Foto: Rolf + Tom Weiss, Museumsnacht Bern

Der Bund will seine Kulturpolitik auf drei zentrale Handlungsachsen ausrichten: Kulturelle Teilhabe, gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie Kreation und Innovation. Zudem will der Bundesrat die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden verbessern, um eine kohärente Kulturpolitik auf nationaler Ebene zu erreichen.

Zur Umsetzung der Kulturpolitik des Bundes beantragt der Bundesrat einen Rahmenkredit von 894.6 Millionen Franken, was einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von 3,4 Prozent entspricht. Die Geltungsdauer der Kulturbotschaft soll nach dem Vernehmlassungsverfahren um ein Jahr bis 2020 verlängert werden, um eine zeitliche Abstimmung mit den mehrjährigen Finanzierungsbeschlüssen in anderen Aufgabenbereichen zu erreichen.

Die interessierten Kreise sind eingeladen, bis am 19. September 2014 zur Vernehmlassungsvorlage Stellung zu nehmen. Nach der Auswertung der Stellungnahmen wird die Kulturbotschaft gegen Ende Jahr dem Bundesrat zur Verabschiedung vorgelegt. Sie soll im 2015 vom Parlament behandelt und auf Januar 2016 in Kraft treten.

Mehr Infos: www.bak.admin.ch/?lang=de&webcode=d_14467_de
 

Preis der Fondation Suisa für Gary Berger

Der mit 20’000 Franken dotierte Preis der Fondation Suisa in der Kategorie instrumentale/vokale Komposition und Elektronik geht an den Zürcher Komponisten Gary Berger.

Foto: Palma Fiacco, Zürich

Die Musik von Gary Berger schaffe einen organischen Bezug zur Elektronik, ohne diese als exotische Zugabe erscheinen zu lassen, so die Jury in ihrer Begründung. Der Komponist rücke die Möglichkeiten der Elektronik konsequent ins Zentrum seiner Arbeit. Dabei zeige er einen virtuosen Umgang mit den neuen Technologien. Sein Repertoire umfasst sowohl Kompositionen für grosse Ensemblebesetzungen und Soloinstrumente als auch Tonbandwerke.

Der 1967 geborene Berger setzte sich gegenüber 100 weiteren Kandidatinnen und Kandidaten durch. Er hat Schlagzeug an der Musikhochschule Zürich sowie Komposition bei Julio Estrada in Paris, bei Gerald Bennett und Daniel Glaus an der Hochschule Musik und Theater Zürich studiert.

Zwischen 1998 und 2010 gründete und leitete er verschiedene elektroakustische Musikprojekte wie das Ensemble «Notstrom» oder die Konzertreihe «Generator» der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). An der ZHdK ist er seit 2001 Dozent für elektroakustische Musik. Ausserdem arbeitet er als freischaffender Komponist in Zürich.

Der Preis der Fondation Suisa zeichnet ausserordentliche Leistungen im Bereich der Musik aus und hat zum Ziel, die Preisträgerinnen und Preisträger zu unterstützen sowie im In- und Ausland bekannt zu machen. Der Preis wird jährlich in einer anderen Kategorie vergeben.

Die Jury für die Kategorie Orchester, Instrumental- oder Vokalensemble und Elektronik besteht aus Xavier Dayer (Suisa-Präsident), Peter Kraut (Stv. Leiter des Fachbereichs Musik an der Hochschule der Künste Bern), Peter Révai (Musikwissenschaftler, Journalist), Daniel Weissberg (Komponist, Dozent an der Hochschule der Künste Bern) und Urs Schnell (Direktor der Fondation Suisa).

Bern bestimmt bedeutende Kulturinstitutionen

Für die Region Bern-Mittelland sind 13 Kulturinstitutionen als regional bedeutend eingestuft worden. Diese werden künftig vom Kanton und allen Gemeinden gemeinsam finanziert. Der Regierungsrat hat eine entsprechende Änderung des Anhangs der Kulturförderungsverordnung genehmigt.

Buskers Festival. Foto: Philipp Zinniker (zvg Buskers Bern)

Beurteilt worden sind laut einer Medienmitteilung des Kantons Bedeutung und Ausstrahlung der Institutionen in Bezug auf die Besucherzahlen, die Originalität und Eigenständigkeit des Angebots, der Beitrag des Angebots zur kulturellen Vielfalt im Kanton und die Zugänglichkeit für die Bevölkerung.

Zur Wahl standen zwei Listen: Die Liste «rot» beinhaltete Institutionen, die tendenziell mehr unkonventionelle, urban geprägte (Eigen-)Produktionen programmieren. Die Liste «blau» umfasste Institutionen, die anteilsmässig stärker den Zuspruch des Publikums aus den umliegenden Gemeinden finden.

Die Konsultation habe ein klares Mehr für die Variante «blau» ergeben, schreibt der Kanton. Deshalb habe der Regierungsrat entschieden, die Vielfalt des Kulturangebots und den Zugang der Bevölkerung zu kulturellen Darbietungen stark zu gewichten.

In die definitive Liste aufgenommen worden sind 13 Kulturinstitutionen, die künftig zu maximal 50 Prozent von der Standortgemeinde, zu fix 40 Prozent vom Kanton und zu mindestens 10 Prozent von den übrigen Gemeinden der Region getragen werden.

Die Liste umfasst BeJazz Köniz, Camerata Bern, Bernisches Historisches Museum, Konzert Theater Bern, Kornhausbibliothek Bern, Theater an der Effingerstrasse Bern, Kulturhof Schloss Köniz, Reberhaus Bolligen, Berner Kammerorchester, La Cappella Bern, Buskers Bern, Kornhausforum Bern und die Mühle Hunziken in Rubigen.
 

Youtube setzt unabhängige Anbieter unter Druck

Youtube hat unabhängigen Musikunternehmen ein Ultimatum gesetzt. Sollten sie einen neuen Vertrag nicht unterschreiben, werden ihre Inhalte gesperrt. Der deutsche Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) und das WIN (Worldwide Independent Network) setzen sich zur Wehr.

Bild: bigxteq – Fotolia.com

Im Gegensatz zu den Vereinbarungen mit den drei Major Labels (Sony, Warner und Universal) stehe eine Einigung mit den unabhängigen Musikunternehmen noch aus, schreibt der VUT. Da die unabhängigen Musikunternehmen mit ihrem Marktanteil von 30 Prozent einen grossen Teil der Inhalte für Anbieter wie Youtube liefern, erwartet der VUT, dass Youtube sich auf weitere Verhandlungen einlässt, um zu einer fairen Lösung zu kommen.

Laut Angaben von WIN- und VUT-Mitgliedern sind die Vertragsbedingungen des neuen Youtube-Vertrags «äusserst ungünstig und nicht verhandelbar». Gleichzeitig liegt die Vergütung unter den Preisen, die andere Streamingdienste wie beispielsweise Spotify zahlen. Darum unterstreicht der VUT seine Forderung, dass Musikservices Independents nicht benachteiligen dürfen.

In den letzten Tagen hat WIN mit Youtube verhandelt, um eine Lösung zu erzielen, bislang erfolglos.
 

Bligg mit 170 Kindern gemeinsam auf der Bühne

170 Zürcher Schülerinnen und Schüler treten zusammen mit dem Zürcher Musiker Bligg im Volkshaus auf. Anlass dafür ist das Benefizkonzert zugunsten des «Klassenmusizierens».

Ausschnitt aus dem Flyer,SMPV

«Klassenmusizieren» ist eine Unterrichtsform, die im Schuljahr 2007/08 initiiert worden ist. Aktuell profitieren über siebzig Schulklassen, also rund 1500 Zürcher Schülerinnen und Schüler, vom Programm. Es erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) und der Zürcher Volksschule, die Lehrpersonal, Notenmaterial und Unterrichtsräume zur Verfügung stellen. Dazu erhält jedes Schulkind von MKZ leihweise gratis ein Instrument.

Um den Schülerinnen und Schülern auch zukünftig den Zugang zur Musik im Klassenverband zu sichern, findet alle zwei Jahre ein Benefizkonzert zugunsten von «Klassenmusizieren» statt. Die bisherigen Konzerte bestritten haben Kurt Aeschbacher, Heidi Happy, Pepe Lienhard und Howard Griffiths.

Dieses Jahr ist es der Zürcher Musiker Bligg, der im Vorfeld mit den Klassenorchestern für den grossen Auftritt geprobt hat. Gemeinsam werden sie drei Bligg-Songs spielen, die speziell für dieses Konzert arrangiert wurden. Die Moderation des Konzertabends übernimmt Eva Nidecker. Stadtrat Gerold Lauber, Vorsteher des städtischen Schul- und Sportdepartements, hat das politische Patronat inne.

Info:
Benefizkonzert für das «Klassenmusizieren» im Zürcher Volkshaus, Dienstag, 27. Mai 201. Konzertbeginn 19.30 Uhr, Türöffnung 18.45 Uhr
 

Pedro Memelsdorff erhält den Heije-Prize

Der musikwissenschaftliche Mediävist und Leiter der Schola Cantorum Basiliensis der Musikhochschulen FHNW wurde am 12. April in Utrecht mit dem renommierten Jan Pieter Heije Prize geehrt.

Foto: Victor Sokolowicz

Alle fünf Jahre würdigt die Jury mit diesem Preis zukunftsweisende musikwissenschaftliche Dissertationen, die sich entweder mit niederländischer Musik beschäftigen oder an einer niederländischen Universität eingereicht und verteidigt wurden. Pedro Memelsdorff wurde für seine Forschungen im Rahmen seiner Dissertation The Filiation and Transmission of Instrumental Polyphony in Late Medieval Italy: The Codex Faenza 117 ausgezeichnet. Er analysiert darin völlig neue Aspekte dieser zentralen Handschrift aus dem 15. Jahrhundert. Jurypräsident Francis Maes von der Universität Gent nannte die Dissertation in seiner Laudatio «eines der wichtigsten Bücher über spätmittelalterliche Musik, die in den letzten zehn Jahren geschrieben wurden».

Memelsdorffs Doktorarbeit gliedert sich in drei Abschnitte: Der erste untersucht die physikalischen Eigenschaften des Manuskripts und enthüllt den Prozess seiner Entstehung und Zusammenstellung, ebenso die Spuren, die mittelalterliche Benutzer darauf hinterlassen haben. Der zweite Abschnitt zeichnet die Geschichte jedes einzelnen Stückes der älteren Schicht der Handschrift nach, indem die 50 im Codex Faenza erhaltenen intabulierten Instrumentaldiminutionen mit Vokalversionen anderer Handschriften erstmals vollkommen kollationiert, bzw. gattungshistorisch ausgelegt werden. Im dritten Teil werden schliesslich Faenza 117 und zwei von Memelsdorff neu entdeckte Handschriften gegenübergestellt. Die eine, die ca. in die Jahre zwischen 1400–1420 datiert werden kann, wirft ein völlig neues Licht auf die instrumentalen Diminutionen Faenzas älterer Schicht; die andere, datiert in die 1480er-Jahre, beinhaltet die ersten Konkordanzen zu Faenzas jüngeren Schichten und informiert über ihren sozialen und kulturellen Hintergrund

Basler Kulturförderungsgesetz in der Vernehmlassung

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat den Vorlagenentwurf eines Kulturförderungsgesetz zur Vernehmlassung verabschiedet. Die Vernehmlassungsfrist läuft bis zum 31. August 2014.

Freilegung von römischen Fundamenten in Augst. Foto: Augusta Raurica

Das derzeit gültige Gesetz gilt als reines Subventionsgesetz ohne kulturpolitische Vorgaben, wie sie mit der Kantonsverfassung von 1984 vorgesehen sind. Nachdem der Regierungsrat ein Kulturleitbild erarbeitet hat, ist ein erster Entwurf des Kulturförderungsgesetzes (2009) überarbeitet und ergänzt worden. Die Überarbeitung erfolgte «auf der Basis der Erkenntnisse und Zielsetzungen für das leitbild_kultur.bl 2013–2017 aus der TAGSATZUNG kultur.bl im Mai 2011».

Der nun vorliegende Gesetzesentwurf stelle eine deutliche Optimierung des geltenden Rechts im Aufgabenbereich der kantonalen Kulturpolitik und -förderung dar, schreibt der Kanton. Er schliesse die Lücke zwischen dem Kulturparagraphen der Kantonsverfassung und der bereits gelebten Kulturförderung. 

Der Entwurf erfasst auch öffentliche Institutionen des kulturellen Grundangebots im Kanton: Kantonsbibliothek, Kantonsmuseum, Kantonsarchäologie, Römerstadt Augusta Raurica sowie den Verlag des Kantons Basel-Landschaft. Und er regelt auch die kulturpolitisch indizierte Rollenverteilung zwischen dem Kanton und den Gemeinden sowie die besondere Bedeutung der Schulen als kulturelle Vermittlungsplattform. 

Erfolg für Trio Rafale in Osaka

Das bereits mehrfach preisgekrönte Schweizer Trio Rafale kann im japanischen Osaka einen weiteren grossen Erfolg verbuchen: Es gewinnt die Osaka International Chamber Music Competition in der Kategorie Klaviertrio und -quartett.

Foto: Hannes Schüpbach

Das Trio Rafale überzeugte die Jury mit einer Wiedergabe von Schuberts zweitem Klaviertrio. Den zweiten Platz in der Kategorie Klaviertrio und -quartett belegte das deutsche Notos Quartett, den dritten das französische Trio Atanssov.

Der Wettbewerb wird alle drei Jahre in den Kategorien Streichquartett und Klaviertrio, resp. -quartett durchgeführt. In der Kategorie Streichquartette hat das rumänische Arcadia Quartet gewonnen. Die ersten Preise sind mit je 25’000 Franken dotiert und ermöglichen eine Konzerttour durch Japan.

Das Trio Rafale, bestehend aus Maki Wiederkehr (Klavier), Daniel Meller (Violine) und Flurin Cuonz (Cello) wird seit September 2009 von Eckart Heiligers an der Hochschule in Zürich sowie bei Meisterkursen in Ochsenhausen betreut.

Es hat bereits mehrere renommierte Preise erspielt. Dazu zählen der 1. Preis der Melbourne International Chamber Music Competition (Juli 2011), der 2. Preis des Concours international de musique de chambre in Lyon (April 2011), sowie der 1. Preis beim Concours national pour Trio instrumental Prix Geraldine Whittaker der Jeunesses Musicales de Suisse (2010).

Opera St. Moritz und Basel mit Rossini-Fund

Rossinis Opera buffa «La Gazzetta» erlebt diesen Sommer in St. Moritz ihre schweizerische Erstaufführung.

Gioacchino Rossini, Porträtausschnitt. Bild: WikiCommons,SMPV

Grund für die Verspätung: Ein dramaturgisch wichtiges und musikalisch gehaltvolles Quintett im ersten Akt der Oper La Gazzetta, die zwischen dem Barbiere di Siviglia und La Cenerentola nach einer Vorlage von Goldoni entstand, galt lange als verschollen. Vor zwei Jahren wurde es in Palermo wieder gefunden. Nach einer ersten Inszenierung in Boston im April 2013 folgt im Juni 2014 die schweizerische Erstaufführung der Originalfassung in St. Moritz  und im August in Basel unter dem Leitungsteam Eva Buchmann (Regie) und Jan Willem de Vriend (Dirigent).
 

St. Moritz, Kulm Hotel: 28. Juni bis 12. Juli 2014 – Vorverkauf: www.opera-stmoritz.ch

Basel, Volkshaus: 29. August bis 6. September 2014. Vorverkauf: www.opera-basel.ch
 

Egli Santana Group gewinnt neuen Berner Förderpreis

Der Berner Jazzveranstalter BeJazz hat erstmals den neugeschaffenen und mit 8000 Franken dotierten Förderpreis BeJazz TransNational vergeben. Die erste Gewinnerin ist die Egli Santana Group. Mit dem Preis verbunden ist auch ein Auftritt am Winterfestival 2015 von BeJazz.

Foto: zvg

Die Jury – Co Streiff, Gregor Frei und Michael Bonanomi – überzeugt haben von Beginn weg die beiden Bläser der Gruppe, im Speziellen die Neuentdeckung Gileno Santana an der Trompete. Die Band bewege sich auf musikalischem Neuland und man spüre «eine Dringlichkeit im Moment, die auf der Ungewissheit basiert, was als nächstes wohl geschieht», heisst es in der Begründung weiter.

Gleichzeitig aber baue die Formation, eine «vielversprechende internationale Band, die das Zeug dazu hat, weit über die Landesgrenzen die Bühnen dieser Welt zu bespielen», auf das starke Vertrauen in die improvisatorischen Fähigkeiten jedes einzelnen Musikers. Es handle sich um eigenständige und verschiedene Charaktere, die durch ihre Offenheit und die Risikobereitschaft die spartanischen Kompositionen Schritt für Schritt voranzutreiben wüssten.

Der Förderpreis von BeJazz richtet sich an lokale und nationale Musiker, welche die finanziellen Hürden einer grenzüberschreitenden musikalischen Zusammenarbeit überwinden möchten. Im Vordergrund steht der Austausch mit Musikern aus dem Ausland.

Mehr Infos: www.bejazz.ch/transnational/

Das ganze Wissen der Musik online

Die Enzyklopädie «Die Musik in Geschichte und Gegenwart» (MGG) soll ab 2017 auch als Datenbank

zur Verfügung stehen.

Foto: Bärenreiter,SMPV

Zu diesem Zweck haben die Verlage Bärenreiter und J.B. Metzler ab 2014 eine langfristige Zusammenarbeit mit Répertoire International de Littérature Musicale (RILM), dem Betreiber der weltweit grössten bibliographischen Datenbank musikalischen Schrifttums, vereinbart. Die MGG Online wird zweierlei bieten: den unveränderten Inhalt der Druckausgabe von 1994–2008 und darüber hinaus eine zum Erscheinungsdatum der MGG Online aktualisierte Version mit Korrekturen und Revisionen, erforderlichenfalls auch neuen Artikeln. Ab voraussichtlich 2017 wird der gesamte Inhalt der berühmten Musikenzyklopädie Nutzern in einer neu geschaffenen Datenbank zur Verfügung stehen. Regelmässig sich anschliessende Updates sichern den Abonnenten der MGG Online die Musikenzyklopädie MGG auch in Zukunft als Referenzwerk für die Musikforschung.

Die Verlage Bärenreiter und J.B. Metzler sind weiterhin für die Inhalte der MGG verantwortlich. RILM bringt sein Fachwissen bei der Entwicklung und Erstellung einer Online-Datenbank ein, einschliesslich umfassender Recherchewerkzeuge. Als Generalherausgeber wurde Prof. Dr. Laurenz Lütteken (Zürich) gewonnen. Zusammen mit der von den Verlagen eingerichteten Redaktion und mit einem international besetzten Beirat wird er alle Aktualisierungen der MGG Online inhaltlich konzipieren.

Das Kürzel MGG steht seit einem halben Jahrhundert für das Referenzwerk Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Begründet von Friedrich Blume, der die erste Ausgabe (erschienen zwischen 1949 und 1986) leitete, wurde die zweite Ausgabe der MGG von Ludwig Finscher herausgegeben. Sie erschien zwischen 1994 und 2008 und vereinigt in 29 Bänden und auf 25’000 Seiten alles Wesentliche über Musik. Sie bietet rund 20’000 Artikel, verfasst von über 3500 Autoren aus 55 Ländern.

USA modifizieren Elfenbein-Regelungen

Die USA haben früher dieses Jahr in Kraft getretene Einfuhrbestimmungen für Elfenbein mit Blick auf historische Instrumente gelockert. Allerdings nur ein bisschen.

Foto: courtesy of yitamusic

Neu können Instrumente, die vor dem 25. Februar 2014 gekauft wurden und mit einem gültigen CITES-Zertifikat ausgestattet sind, eingeführt werden, wenn dafür genutztes Elfenbein vor dem 26. Februar 1976 legal erworben wurde. Der Weiterverkauf von solchen Instrumenten innerhalb der USA kann allerdings weiteren Beschränkungen unterliegen.

Die Bestimmungen dienen dem Schutz wildlebender Elefanten. Die League of American Orchestras will den Dialog mit den Behörden in Washington fortsetzen, um weitere Erleichterungen für reisende Musiker zu erreichen.
 

Deutscher Musikschulverband setzt auf Inklusion

Der Verband deutscher Musikschulen trifft sich ab heute zu einer zweitägigen Tagung in Potsdam. Dort werden das Thema Inklusion und eine fachgerechte Umsetzung im Detail diskutiert. Gipfeln sollen die Gespräche in einer «Potsdamer Erklärung».

Foto: muro – Fotolia.com

Mehr als jede zweite Musikschule in Deutschland biete nach Verbandsangaben speziellen Musikunterricht für Behinderte an, schreibt die Deutsche Presseagentur, auch in Zusammenarbeit mit Sonderschulen oder Behinderteneinrichtungen. Rund 8100 behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene könnten so selbst Musik machen. Ihre Zahl nehme kontinuierlich zu.

Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) verstehe Inklusion umfassend als generelle Haltung für die Musikschularbeit, die alle Menschen willkommen heisse, Menschen mit Behinderungen ebenso wie Menschen aus anderen Kulturen, und genauso Kinder und Jugendliche, die durch schulische Rahmenbedingungen an musikalischer Bildung behindert werden, erklärt dazu der Bundesvorsitzende des VdM Ulrich Rademacher. Die Bundesversammlung will dazu morgen eine «Potsdamer Erklärung» verabschieden.

Dem Verband deutscher Musikschulen sind bundesweit knapp 930 Musikschulen angeschlossen. Ihre Einrichtungen verteilen sich auf etwa 4000 Orte. Gut eine Million Schüler nehmen deren Angebot wahr. Versammelt sind in Potsdam rund 300 Leiter von Musikschulen.

Tod des Lautenisten Eugen M. Dombois

Am 9. Mai 2014 ist Eugen M. Dombois im 83. Altersjahr in der Nähe von Basel verstorben. Mit ihm verliert die Alte Musik einen feinsinnigen Musiker sowie einen höchst erfolgreichen Dozenten.

Foto: SCB

Eugen M. Dombois wurde am 15. Nov. 1931 in Bethel bei Bielefeld geboren. Sein Vater, Georg Müller, war ein bekannter Pädagoge. Nach einer Ausbildung zum Realschullehrer (Deutsch, Musik) studierte Dombois 1955-1958 Laute und Gitarre bei Walter Gerwig in Köln, einem Lautenisten der ersten Stunde in der Historischen Musikpraxis. Anschliessend war er Dozent an der Nordwestdeutschen Musik-Akademie Detmold und begann zu gleicher Zeit eine erfolgreiche internationale Karriere als konzertierender Künstler. Eine Beeinträchtigung der Hand zwang ihn leider vorzeitig zum Verzicht auf das öffentliche Konzertieren. Bereits 1962 wurde er von Paul Sacher an die Schola Cantorum Basiliensis berufen und entfaltete dort seine äusserst fruchtbare Lehrtätigkeit bis zur Pensionierung 1996. Zur illustren Reihe seiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler gehören Toyohiko Satoh, Hopkinson Smith, Jürgen Hübscher, Paul O’Dette, Rolf Lislevand, Karl-Ernst Schröder (+), Robert Barto, Joachim Held, Peter Croton, Christina Pluhar und viele andere. In Basel fand er auch eine familiäre Heimat und lebte bis zuletzt im Einzugsbereich der Stadt.

Eugen M. Dombois hatte hohe Ansprüche an seine Kunst, die er den Studierenden eindringlich vermittelte. Vor allem lag ihm daran, das Lautenspiel vom Erbe der Gitarre zu befreien und in seiner spezifischen historischen Qualität wieder zu gewinnen. Es gelang ihm auf diese Weise, seine Klasse an der Schola Cantorum Basiliensis als internationales Zentrum des Lautenspiels zu etablieren. Sein kritischer Geist und sein geschliffener Umgang mit dem Wort machten ihn zu einem stets ebenso anregenden wie anspruchsvollen Gesprächspartner. Ein spekulativer Aufsatz (zusammen mit Véronique Daniels) über ein enigmatisches italienisches Tanztraktat des 15. Jahrhunderts erschien im Basler Jahrbuch für Historische Musikpraxis 1990 und zeigt diese Seite seiner Persönlichkeit auf eindrucksvolle Weise.

Eugen M. Dombois wird einen Ehrenplatz in der Ahnengalerie der Alten Musik behalten und untrennbar mit der Wiederbelebung des historisch orientierten Lautenspiels verbunden bleiben. Die Musik-Akademie Basel und die Schola Cantorum Basiliensis nehmen mit Trauer und in Dankbarkeit Abschied von diesem bedeutenden Musiker und Lehrer, Kollegen und Freund.
 

Dem Geheimnis der Singstimme auf der Spur

Das Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM) studiert mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Vokaltrakt beim Singen auf unterschiedliche Weise. Damit soll die Stimmphysiologie am Standort Freiburg gestärkt und weiter ausgebaut werden.

Foto: Marcel Mooij – Fotolia.com,SMPV

Ein Forschungsvorhaben, das wissenschaftlich von Matthias Echternach aus dem FIM geleitet wird, beschäftigt sich mit der detaillierten Analyse der Stimmlippenschwingungen durch hochauflösende Hochgeschwindigkeitsglottographie während der Phonation in hohen Lagen.

Die beiden anderen Projekte, die federführend von Bernhard Richter aus dem FIM und Maxim Zaitsev aus der Medizinphysik betreut werden, beschäftigen sich mit der dreidimensionalen Rekonstruktion des Vokaltraktes beim Singen.

Auch wenn es auf diesem Gebiet zahlreiche Forschungsergebnisse gebe, seien verschiedene grundlegende physiologische Vorgänge bei der Produktion stimmlicher Lautäusserungen nicht vollständig geklärt, schreibt das FIM. Dies betreffe sowohl die Klangproduktion im Kehlkopf als auch die Bedeutung des Vokaltraktes bei der Klangformung.

Durch die umfangreiche DFG-Förderung sei es nun möglich, die in Kooperation der Hochschule für Musik und dem Universitätsklinikum Freiburg bereits etablierte Grundlagenforschung zum Themenkomplex Stimmphysiologie am Standort Freiburg zu stärken und weiter auszubauen.

 

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