Im Vorbeigehen mitspielen

Die Opernkompanie Novoflot ist mit experimentellem Musiktheater auf Tournee.

Fotos Volksbühne: © Karo Serafin

Was passiert, wenn die subventionierte (Musik-)Theaterlandschaft zusammenbricht? Was kann die Antwort sein, wenn die althergebrachten Institutionen dem künstlerischen Ausdruck keinen Rahmen mehr bieten? Mit welchen Strategien und Formen könnte man diesem drohenden Ausverkauf der Kultur künstlerisch begegnen?

In Zeiten allgegenwärtiger Finanznöte und Sparmassnahmen liegen die Fragen nahe, die sich die freie Opernkompanie Novoflot im Rahmen des Projektes T-house-tour stellt. Vom 16. bis zum 19. Oktober 2014 fand auf dem Vorplatz der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz der zweite Teil des auf mehrere Etappen angelegten Musiktheaterexperiments statt. Dafür hat die Berliner Architektengruppe Graft zusammen mit der Bühnenbildnerin Annamaria Cattaneo ein aus flexiblen Modulen zusammengesetztes, wandelbares Gebäude in den öffentlichen Raum gestellt, das «transforming house». Metallstreben und schwere, durchsichtige Plastikfolien sind das Material, aus dem die verschiedenen quadratischen Räume zusammengesetzt sind. Darin aufgehängt sind bunte, asiatisch anmutende Kostüme, ebenfalls in Plastik verpackt, und verschiedene Accessoires definieren die Räume nach bestimmten Funktionen. Einer ist als eine Art Musikzimmer mit Gitarrenverstärker und Drumkit eingerichtet, es gibt ein Büro mit Computer und Tastatur, auf dem Bildschirm ein Dialog über Gefangenschaft. In einem anderen Raum stehen ein Mikrofon und eine Loopstation.

Sechs Stunden täglich agieren in einer undurchschaubaren Folge aus Improvisation und Inszenierung verschiedene Künstler in diesem Setting (Komposition: Michael Werthmüller, Regie: Sven Holm). Die Zuschauer können sich darin bewegen, manchmal auf das Geschehen Einfluss nehmen, zumeist aber einfach nur Augen und Ohren aufreissen vor Staunen darüber, was sich hier klanglich und kontextuell zusammen kombiniert. So improvisieren in einem der Räume die Posaunisten Nils Wogram und Conny Bauer miteinander, während der Schauspieler Raphael Clamer einen Text in ein Aufnahmegerät spricht: «Ich hab es für mich aufgegeben, ein verständiger Mensch zu sein …» Möglicherweise die richtige Rezeptionshaltung für ein so vielschichtiges Geschehen, das sich in seiner Komplexität niemals vollständig erfassen lässt. Zwei ältere Damen, gekleidet in überbordende Kostümmischungen aus Dirndl und Kimono, sprechen Sätze in das Loop-Gerät. Vom Körper abgekoppelt wiederholen die Stimmen: «Darf ich beim Essen rauchen?» und «Ich sags auf Friedenauisch!» Raphael Cramer spielt diese Einwürfe verzerrt ab, zerhackt, rückwärts. Derweil haben sich die Sängerin Yuka Yanagihara und die Tänzerin Ichi-Go in einem der anderen Räume auf den Boden gesetzt und beginnen auf japanisch ein hysterisches Gespräch.

Stumm und unauffällig, jedoch wie ein heimlicher Zeremonienmeister agiert dazwischen der schwarzgekleidete Dirigent Vicente Larrañaga. Yuka Yanagihara, deren Kostüm an ein japanisches Schulmädchen erinnert, verlässt den Spielort und überquert die Strasse. Von dort aus singt sie, einzig begleitet von den beiden Posaunen, mit ihrem wohlklingenden Sopran: «Erkenne, wo dein wahres Mass …» Passanten bleiben stehen und filmen diese ungewöhnliche Strassenszene mit ihren Smartphones. In den Gesang mischen sich ihre Kommentare und Gespräche, das Hintergrundgeräusch der Stadt und insbesondere der Kampf mehrerer Hunde irgendwo am anderen Ende des Platzes. Der Gitarrist John Schröder beginnt mit den beiden Posaunisten eine Improvisation, in deren Verlauf er seinerseits das Loop-Gerät einsetzt und sich zudem als begnadeter Schlagzeuger entpuppt. Die konzentrierte Energie bei dieser Session heizt den kleinen, abgegrenzten Raum auf, während draussen eine Gruppe Kinder zwischen den herabhängenden Folienstücken Nachlaufen spielt. Als die Musiker zu spielen aufhören, hallt die Intensität ihrer Begegnung in der Stille noch lange nach. Draussen ruft ein Junge laut nach seinem Freund: «E-li-as!!!»

Was Novoflot hier gelingt, ist nichts weniger als die Verschmelzung von Kunst und öffentlichem Raum. Und sogleich stellen sich einige Fragen: Wo verläuft die Grenze zwischen Akteur und Zuschauer? Lässt sich der Unterschied zwischen Inszenierung und Improvisation erkennen? Und welchen Anteil trägt jeder einzelne am Geschehen in der Öffentlichkeit? Auch diese Fragen hallen nach und stimmen neugierig auf die nächsten Stationen dieses offenen Musiktheaters.

 

Regie: Sven Holm, Musikalische Leitung: Vicente Larrañaga, Dramaturgie: Malte Ubenauf, Bühne Graft Architekten und Nino Tugushi, Kostüme: Sara Kittelmann, Komposition: Michael Wertmüller, Texte: Jürg Laederach, Video: Karolina Serafin, Licht: Jörg Bittner, Grafik: Emanuel Tschumi, Produktionsleitung: Dörte Wolter

t-house-tour.de

Popmusik wird akademisch aufgearbeitet

An der Berner Graduate School of the Arts entsteht im Rahmen eines Nationalfonds-Projektes erstmals eine Dissertation zur Popmusik: «Kultklänge – Zur Entstehung und Entwicklung dominierender Einzelsounds in populärer Musik von 1960 bis 2013».

DX7-Synthesizer. Foto: Steve Sims, wikimedia commons

Immanuel Brockhaus rekonstruiert in seiner Doktorarbeit im Rahmen des von Thomas Burkhalter geleiteten Projektes die Entstehung von «Kultsounds» (beispielsweise der E-Piano-Sound des DX7-Synthesizers) und verfolgt deren prägenden Einfluss auf die Geschichte der populären Musik.

Dabei kommen Methoden der Musikethnologie und Soundanalyse zum Einsatz. Anhand von Fallbeispielen wird untersucht, welche Bedeutungen ein Kultsound in unterschiedlichen geographischen und kulturellen Kontexten annehmen kann.

Bisherige Studien haben sich dem Thema Sound auf der molekularen Ebene noch nicht gewidmet. Das Forschungsprojekt geht erstmalig der Frage nach, welche Einzelklänge die populäre Musik von den Anfängen bis heute prägen. Wie entstehen solche Kultsounds, wie entwickeln sie sich weiter und wie stehen sie in Zusammenhang mit technologischen Entwicklungen? Wie verhalten sich Kultsounds in multilokalen Kontexten?

Die Graduate School of the Arts (GSA) ist eine Kooperation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern und der Berner Fachhochschule, Departement Hochschule der Künste Bern. Es handelt sich um ein interdisziplinär angelegtes Doktoratsprogramm, das sich sowohl an forschende Künstlerinnen und Künstler, als auch an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richtet, die sich für künstlerische Praxis interessieren.

Projekthomepage: www.cult-sounds.com
 

Tonhalle-Orchester weicht auf das Maag Areal aus

Wie die Zeitung «Der Landbote» zuerst vermeldet hat, wird das Zürcher Tonhalle-Orchester die Zeit der Renovation seiner namengebenden Spielstätte im Maag-Areal hinter sich bringen. Dort findet sich mit der Maag Music Hall das Gravitationszentrum der Schweizer Musical- und Populärkultur.

Maag-Areal. Foto: Renée, flickr commons

Laut dem Bericht des «Landboten» finden ab Mitte 2017 «sowohl die Proben als auch die Konzerte nicht mehr in der altehrwürdigen Tonhalle in der Zürcher Innenstadt statt, sondern in einer ehemaligen Indus­triehalle beim Prime Tower». Das Provisorium sei auf rund drei Jahre angelegt, so lange, wie der Umbau des Kongresshauses und der Tonhalle dauere.

Das 1868 gegründete Zürcher Orchester ist es das älteste Sinfonieorchester der Schweiz. Mit der Eröffnung der Zürcher Tonhalle 1895 bekames einen Saal, der akustisch als einer der besten der Welt gilt. Nach Verzögerungen wird der Bau ab 2017 während drei Jahren geschlosen und baulich erneuert.

Theater Basel erhält vom Land nicht mehr Geld

Der basellandschaftliche Regierungsrat hat eine Erhöhung seiner Subvention an das Theater Basel abgelehnt. Er will die Prioritäten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Infrastruktur setzen.

Theater Basel mit Tinguely-Brunnen. Foto: Norbert Aepli, wikimedia commons

Die Theatergenossenschaft Basel als Trägerin des Theaters Basel hatte ab Spielzeit 2015/16 eine Erhöhung der bisherigen jährlichen Subventionen von 4,5 Millionen Franken um 1,4 Millionen Franken auf 5,9 Millionen Franken beantragt.

Der Regierungsrat hält fest, dass «zusätzliche Mittel für den Mehrbedarf des Theaters Basel im künstlerischen Bereich finanzpolitisch nicht zu priorisieren sind». Im Zusammenhang mit einer Vertiefung der Partnerschaft mit dem Kanton Basel-Stadt sieht der Regierungsrat Basel-Landschaft zudem «die Prioritäten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Infrastruktur».
 

Luzern reorganisiert Kulturzweckverband

Das Lucerne Festival soll neben dem Verkehrshaus der Schweiz in den Zweckverband der grossen Kulturbetriebe des Kantons Luzern aufgenommen werden. Dies bedeutet, dass es künftig kantonal mitfinanziert wird.

KKL. Foto: Priska Ketterer/LUCERNE FESTIVAL

Der Luzerner Kantonsrat hat im Juli einem Planungsbericht über die Kulturförderung zugestimmt, Nun muss das Kulturförderungsgesetz entsprechend angepasst werden. Dies betrifft die Ausweitung der kantonal finanzierten Kulturbetriebe und die vorgesehene Massnahme einer selektiven Produktionsförderung.

Voraussetzung für Letztere ist die Realisierung der regionalen Förderfonds in verschiedenen Regionen des Kantons Luzern, in Zusammenarbeit mit den regionalen Entwicklungsträgern und den Gemeinden.

Die selektive Produktionsförderung sieht vor, dass sich professionelle Kulturschaffende auf eine Ausschreibung hin mit einem Projekt bewerben können. Erfüllt ein Projekt  vorgegebene Kriterien, kann sich der Kanton an der Realisation finanziell beteiligen.

Für die Aufnahme des Lucerne Festival und des Verkehrshauses der Schweiz in den Zweckverband muss das Gesetz angepasst werden. 

 

 

 

Ullrich verlässt Basler Amt für Kultur

Der 62-jährige Niggi Ullrich, Leiter kulturelles.bl, verlässt das Amt für Kultur des Kantons Basel-Landschaft auf den 31. Dezember 2014. Er ist seit Mai 1988 für die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion tätig.

Foto: SRG

«Mit starkem Engagement» habe Ullrich in der Zeit seines Wirkens im Amt «einen massgeblichen Beitrag zur Förderung und Stärkung des kulturellen Schaffens im Baselbiet und an die kulturpolitische Entwicklung der Region Basel geleistet» schreibt der Kanton.

Die Hauptabteilung kulturelles.bl der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft unterstützt das professionelle Kunst- und Kulturschaffen in der Region Basel. Sie vermittelt und fördert Kultur in ihrer Vielfalt, besonderer Schwerpunkt liegt in der Förderung des zeitgenössischen Kunstschaffens.

Die Leitungsstelle der Abteilung kulturelles.bl wird öffentlich ausgeschrieben und soll zeitgerecht wieder besetzt werden.
 

Suisseculture warnt vor Abschottung

Suisseculture ist ernsthaft besorgt über die Zukunft des Kulturschaffens in der Schweiz. Werden die immer strikteren Ausländergesetze wortgetreu umgesetzt, bleibt der Schweiz eine Schrumpfkultur nach dem Motto Quote statt Qualität.

Foto: Kurt Michel / pixelio.de

Rund 50 Musikerinnen und Musiker aus sogenannten Drittstaaten müssen die Schweiz voraussichtlich bis Ende Jahr verlassen (siehe Nachricht). Die in der Stadt Basel und im Kanton Baselland wohnhaften Musikerinnen und Musiker müssten laut Gesetz eine Festanstellung von mindestens 75 Prozent vorweisen, schreibt Suisseculture.

Das entspreche jedoch nicht dem realen Arbeitsmarkt in künstlerischen Berufen. Auch in anderen Kunstsparten bildeten Festanstellungen die Ausnahme. Die meisten Theaterschaffenden, Tanzschaffenden, Autoren und Bildenden Künstlerinnen seien freischaffend tätig. Gerade sie seien aber wichtige Impulsgeber für die Gesellschaft.

Die Kontingentierung von ausländischen Arbeitskräften im Kulturbereich zeigt laut Suisseculture «weltfremde und absurde Züge»: So dürfen Musikschulen zum Teil hochkarätige Musiker nicht anstellen, da der Nachweis nicht erbracht werden kann, dass es in der Schweiz «keinen vergleichbaren Künstler» gibt.

 

HKB tüftelt an neuer Kontrabassklarinette

Die Schweizer Bundesförderagentur KTI (Kommission für Technologie und Innovation) hat das interdisziplinär angelegte Projekt «Contrabassclarinet Extended» bewilligt. Mit der Firma Segelke+Partners als Praxispartner entwickeln die Hochschule der Künste Bern und das Departement Technik der Berner Fachhochschule eine neue Kontrabassklarinette zu einem serienreifen Prototypen.

Foto: Donna Molinari

Die neue Kontrabassklarinette soll die mangelnde klangliche und technische Qualität des Instrumentes überwinden, und zwar unter einer «radikal neuen Prämisse»: Durch die Ersetzung der traditionellen Mechanik mittels sensorisch-dynamischer Tasten und Motorklappen seien keine Kompromisse hinsichtlich der Setzung der Tonlöcher mehr nötig, schreibt die HKB. Klang und Intonation würden markant verbessert und neue Schnittstellen für Komponisten und Interpreten, ja selbst für Medien-Kunst geschaffen. Das Projekt von Ernesto Molinari wird von Roman Brotbeck geleitet.

Die HKB wurde überdies eingeladen, beim EU-Projekt «Experimentation versus Interpretation: Exploring New Paths in Music Performance in the Twenty-First Century» des European Research Council & Orpheus Institute, Ghent, teilzunehmen. SNF-Förderungsprofessor Kai Köpp wird dabei als ständiger Experte wirken und sich mit einer Untersuchung von historischen Aufnahmen aus dem Schönberg-Kreis beteiligen.

Wie das lange 19. Jahrhundert Beethovens Klavierwerk rezipierte, erforscht ein neues SNF-Projekt, das von Thomas Gartmann, dem Leiter der Forschung an der HKB, erfolgreich eingegeben worden ist: Von beiden Enden her untersuchen zwei eng verzahnte Dissertationen, wie sich nach Beethovens Tod interpretatorische Praktiken verändert und weiterentwickelt haben und damit zu einem massgeblichen Teil noch heute unser Beethoven-Bild prägen.

Leonardo Miucci geht dabei von Ignaz Moscheles’ Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Klavierschulen aus und vergleicht dazu die beiden grossen Beethoven-Editionen, die er in den 1830er Jahren für den englischen und zwanzig Jahre später für den deutschen Markt anfertigte. Manuel Bärtsch wertet Aufnahmen mit Welte-Mignon-Rollen und frühe akustische Einspielungen aus und kontextualisiert sie historisch wie ästhetisch. Im Fokus beider Studien stehen Artikulation, Dynamik, Agogik, Pedalisierung, (Umsetzung von) Vortragsbezeichnungen, Tempo und Metronomisierung.

Musikforschende Gesellschaft ehrt Dóra Kiss

Die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft (SMG) verleiht zum dritten Mal den Handschin-Preis für Musikforschung. Die mit 10’000 Franken dotierte Auszeichnung geht heuer an die Musik- und Tanzwissenschaftlerin Dóra Kiss.

Foto: Aloys Mûtzenberg,SMPV

Dóra Kiss hat an der Universität Genf mit der Arbeit «La saisie du mouvement, De l’écriture et de la lecture des sources de la belle danse» promoviert. Ursprünglich war sie Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin.

Sie beteiligte sich an verschiedenen Produktionen in ganz Europa und lehrte an diversen Hochschulen wie der Hochschule der Künste Bern (HKB). Zurzeit arbeitet sie an einem durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Projekt zur Beziehung zwischen Tanz und Musik.

Insgesamt hatten sich acht frisch Promovierte aus Basel, Bern, Fribourg, Genf, Zürich und New York beworben. Der Findungskommission, bestehend aus den Vorstandsmitgliedern der SMG, sei es nicht leicht gefallen, unter den eingereichten Dissertationen, die alle von hoher Qualität seien, eine Wahl zu treffen, schreibt die SMG.

Der Preis ist nach dem in Moskau geborenen Schweizer Musikwissenschaftler und Organisten Jacques Handschin (1886–1955) benannt. Er wird alle zwei Jahre an den  Wissenschaftsnachwuchs vergeben. Die Verleihung an Dóra Kiss findet am 7. November an der Universität Fribourg statt.

Krakau nicht nur musikalisch

Eine kleine Gruppe reisefreudiger Leserinnen und Leser weilte vom 10. bis 13. Oktober in der alten polnischen Königsstadt.

Blick von der Terrasse der Krakauer Musikakademie auf die Marienkirche

Neun erwartungsvolle Personen versammelten sich am Abend des 10. Oktober am Flughafen Zürich, um gemeinsam mit Chefredaktorin und Reiseleiterin Katrin Spelinova nach Krakau zu fliegen. Unsere Neugierde auf die im Süden Polens gelegene Stadt mussten wir allerdings bis zum nächsten Morgen aufsparen und uns damit begnügen, nach der späten Ankunft unsere Zimmer im sehr komfortablen und modern eingerichteten Hotel Andel’s zu beziehen.

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Barbakane

Am nebelverhangenen Samstagmorgen holte uns unsere perfekt deutsch sprechende und sehr kompetente polnische Reiseleiterin zu einer ersten Besichtigungstour ab. Sie führte uns zuerst in die nur ein paar Gehminuten entfernte Altstadt, die schon seit 1978 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Vorbei an der Barbakane, einem Verteidigungsbollwerk aus dem 15. Jahrhundert, passierten wir das Florianstor, einziges erhalten gebliebenes Tor der Krakauer Stadtmauer und Beginn des sogenannten Königsweges, der die polnischen Könige über viele Jahrhunderte durch das Stadtzentrum zur Wawelburg führte. Aber der Reihe nach!

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Ecke Florian- und Marienstrasse

Der erste Teil dieses Königswegs und die wohl bekannteste Strasse der Stadt ist die Florianska. Heute ist sie eine lebhafte Fussgängerzone mit zahlreichen Restaurants, Geschäften und Wechselstuben. Stattliche Bürgerhäuser säumen sie und zeugen von einer langen Geschichte.

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Marktplatz mit Tuchhallen

Bald erreichten wir den Hauptmarkt, das eigentliche Zentrum Krakaus im Herzen der Altstadt. Mit seinen beeindruckenden Ausmassen von 200 mal 200 Metern ist er einer der grössten mittelalterlichen Marktplätze Europas. Er wurde bereits im Jahr 1257 in dieser Form angelegt.

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Obwarzanki-Verkaufsstand

Blumenstände unter leuchtend gelben Sonnenschirmen, Gaukler, auf Kunden wartende Fiaker mit aufwendig geschmückten Pferdegespannen, die allgegenwärtigen kleinen blauen Verkaufswagen mit den verlockenden Obwarzanki (ein ringförmiges Hefegebäck), Taubenschwärme und viele gut gelaunte Einheimische und Touristen beleben den Platz und vermitteln eine heitere, fast südländische Atmosphäre vor mittelalterlicher Kulisse. Gleich zwei Wahrzeichen Krakaus sind am Hauptmarkt zu finden: das rot-gelbe Renaissancegebäude der Tuchhallen und die Marienkirche mit ihren zwei unterschiedlich hohen Türmen. In vielen kleinen Holzbuden werden in den Tuchhallen typische Souvenirs wie Bernsteinschmuck, Holzschnitzereien, Keramik oder Tierfelle verkauft. Einen Einkaufsbummel mussten wir allerdings auf später verschieben, denn unsere Führung ging weiter auf dem Königsweg durch die Grodzka-Strasse Richtung Wawel.

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Blick vom Wawel auf die Weichsel

Schloss und Kathedrale liegen auf einem kleinen Hügel direkt am Ufer der Weichsel.

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Wawel-Burg

Im Lauf seiner wechselvollen Geschichte wurde das Schloss immer wieder umgebaut und erneuert. Heute beherbergt die ehemalige Königsresidenz mehrere Museen und ist ein Magnet für alle Besucher Krakaus. Durch einen prächtigen Arkadenhof gelangten wir in die Königsgemächer mit ihren Fresken, hölzernen Decken und wertvollen Wandteppichen aus dem 16. Jahrhundert, die glücklicherweise alle Kriege und Brände überstanden haben. Ganz besonders beeindruckt waren wir von dem Bild Dame mit dem Hermelin, das Leonardo da Vinci im Jahr 1489 als eines von nur vier Frauenporträts gemalt hat. Als wir gegen Mittag das Schloss verliessen, überraschte uns strahlender Sonnenschein, der Nebel hatte sich endlich verzogen. Vor der wohlverdienten Mittagspause stand aber noch die Besichtigung der Wawelkathedrale auf dem Programm. Sie gilt als eines der bedeutendsten Gotteshäuser in Polen. Hier wurden die polnischen Könige gekrönt und viele von ihnen ruhen in riesigen Sarkophagen im Mittelschiff und in der Krypta. Über eine enge Wendeltreppe erreicht man den Sigismundturm mit der 12 Tonnen schweren Sigismundglocke.

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Marienkirche

Unser erstes Ziel nachmittags war die schon erwähnte gotische, zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erbaute Marienkirche. Der Innenraum verdankt seine besondere Atmosphäre den unzähligen Sternen an der blau bemalten Decke sowie den farbenfrohen Glasfenstern. Die Hauptsehenswürdigkeit ist aber der spätgotische Hochaltar des Nürnberger Bildhauers Veit Stoss. Die grössten Figuren, Krakauer Bürgern nachempfunden, sind 2.7 Meter hoch und wirken überaus lebendig. Kaum zu glauben, dass sie aus Lindenholz geschnitzt sind.

Weiter ging es ins Universitätsviertel. Das Collegium Maius ist das älteste Gebäude der altehrwürdigen Jagiellonen-Universität. Sie wurde 1364 gegründet und ist, nach Prag, die zweitälteste Universität Mitteleuropas. Bis heute ist Krakau eine wichtige Universitätsstadt geblieben und die vielen Studenten und jungen Leute prägen das Stadtbild unübersehbar.

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Adalbertkirche auf dem Marktplatz

Zurück auf dem Marktplatz erwartete uns in der winzig kleinen Adalbert-Kirche, die eine richtige Oase der Ruhe inmitten des bunten Treibens ist, ein Konzert eines Streichquartetts. Das Programm war bunt gemischt, von Mozart, Händel und Vivaldi bis hin zu Gershwin und Filmmelodien. Beim anschliessenden gemeinsamen Abendessen im Restaurant Jarema wurden wir mit polnischen Spezialitäten und Volksmusik verwöhnt und tauschten angeregt unsere Eindrücke dieses sehr interessanten, aber auch anstrengenden ersten Tages aus.

Schon um 8 Uhr stand am Sonntagmorgen unser Bus bereit, der uns zum ebenfalls von der Unesco ausgezeichneten Salzbergwerk in Wieliczka südöstlich von Krakau bringen sollte. Bereits seit dem Mittelalter und bis zur Einstellung des Bergwerksbetriebs im Jahr 1993 wurde hier Salz abgebaut. Die Höhlen und Gänge erstrecken sich über 300 km. Auf einem gut zwei Kilometer langen Rundgang durch diese ganz eigene Welt erfuhren wir viel Wissenswertes über die oftmals gefährliche Arbeit der Bergleute und die Salzgewinnung. Salzseen, Skulpturen, Säle und die grösste unterirdische Kirche weltweit, alles aus Salz, liessen uns staunen.

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Breite Strasse in Kazimierz

Den Nachmittag verbrachten wir in Kazimierz, das früher eine eigenständige Stadt war und jetzt zu Krakau gehört. Die Juden in Krakau genossen einst grosse Freiheiten und ausserordentliche Rechte. Als sie später verfolgt wurden, siedelten sie ins benachbarte Kazimierz über. Die Nazis zerstörten aber die blühende jüdische Kultur und von 60 000 Juden überlebten ganze 4000 den Krieg. Heute ist der Stadtteil mit seinen vielen Restaurants und seiner gegenüber dem Rest der Stadt total anderen Atmosphäre ein beliebtes Ausgehviertel. Bunte, aber kleine und aneinander gebaute Häuser säumen die Breite Strasse, den früheren Marktplatz.

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Alter Friedhof bei der Remuh-Synagoge

Gleich drei bedeutende Synagogen befinden sich hier, darunter die Remuh-Synagoge mit dem dazugehörigen alten Friedhof. Die Besichtigung dieser heute noch aktiv genutzten Synagoge war wohl für die meisten unserer Gruppe eine besondere Erfahrung. Auch der Besuch der verwitterten Grabsteine mit den geheimnisvollen Zeichen und Inschriften auf dem alten Friedhof hinterliess einen tiefen Eindruck. Ein Rundgang durch die engen Gassen und vorbei an weiteren Synagogen und bedeutenden Stätten führte uns schliesslich zum Plac Nowy, dem lebhaften Marktplatz mit zahlreichen Cafés und Bars.

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Das Krakauer Klezmer-Ensemble Sholem

Abends erwartete uns im Restaurant Ariel ein ganz besonderes Erlebnis. Schon die verwinkelten Räume mit unzähligen Bildern an den Wänden sorgten für eine spezielle Stimmung. An einer langen Tafel wurden wir mit einem Degustationsmenü jüdisch-polnischer Köstlichkeiten bewirtet. Ein Höhepunkt der ganzen Reise war dann der Auftritt des Klezmer-Ensembles Sholem. Maciej Inglot am Akkordeon und Tomasz Michalik am Kontrabass sowie die Sängerin und Geigerin Ewelina Tomanek unterhielten uns mit Melodien aus der reichen jüdischen Volksmusiktradition. Sie musizierten so fabelhaft und mitreissend, dass es uns fast nicht mehr auf den Stühlen hielt. Das war ein einzigartiger und gelungener Abschluss dieses Tages.

Als letzte Besichtigung stand am Montagmorgen ein Besuch der Musikakademie auf dem Programm. Ein Absolvent führte uns durch die Räumlichkeiten und berichtete viel Wissenswertes über die Musikerziehung und -ausbildung, die in Polen einen äusserst hohen Stellenwert hat. Die Kinder werden von klein auf gefördert und auf hohem Niveau ausgebildet. Wie schon beim Konzert vom Samstag fiel uns auf, dass die Grenzen zwischen E- und U-Musik in Polen viel fliessender sind als bei uns. Im Prinzip spielen alle alles, wobei auch der Jazz von grosser Bedeutung und im ganzen Land sehr populär ist. Schon im Orgelsaal erhielten wir eine musikalische Kostprobe und am Ende der Führung interpretierte der 25-jährige Pianist Jerzy Owczarz Kompositionen seiner Landsleute Karol Szymanowski und Fryderyk Chopin.

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Fiaker auf dem Marktplatz

Die letzten Stunden reichten gerade noch für eine kurze Abschiedstour, sei es, um im Einkaufszentrum Galeria Krakowska mit seinen 270 Geschäften die letzten Zloty auszugeben oder nochmals über den Markt zu schlendern. Bald wurden wir zum Flughafen gefahren und kamen zwar mit zweieinhalbstündiger Verspätung, aber wohlbehalten wieder in Zürich an.

Unser kurzer Abstecher nach Krakau war eine an Höhepunkten reiche Reise in eine wunderschöne und geschichtsträchtige Stadt, die fast alle von uns zum ersten, vielleicht aber nicht zum letzten Mal besucht haben. Ein besonderes Kränzchen möchte ich nicht nur Katrin Spelinova für ihre umsichtige und kompetente Reiseleitung winden, sondern auch allen anderen, immer gut gelaunten und interessierten Mitreisenden. Es hat grossen Spass gemacht, mit Euch unterwegs zu sein!
 

Die Reise wurde organisiert von

TourIQum Spezialreisen

Jodeln soll Unesco-Weltkulturerbe werden

Der Bundesrat will neben dem Umgang mit der Lawinengefahr, dem Uhrmacherhandwerk, dem Schweizer Grafikdesign und Typografie, der Schweizer Alpsaison, den Historischen Prozessionen in Mendrisio, dem Winzerfest in Vevey und der Basler Fasnacht auch für das Jodeln bei der Unesco den Status eines immateriellen Kulturerbes beantragen.

Foto: Dolores Rupa / KlangWelt Toggenburg

Die Schweiz möchte der Unesco acht Kandidaturen vorschlagen, die auch als Gruppe eine Aussagekraft haben. Die Auswahl umfasst geläufige, wie auch unerwartete Elemente. Ausgearbeitet wurde sie von einer Expertengruppe, bestehend aus neun Mitgliedern aus der ganzen Schweiz. Die erste Kandidatur ist für 2015 geplant.

Die Schweiz hat das Unesco-Übereinkommen von 2003 zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes im Jahr 2008 ratifiziert. In einem ersten Schritt wurde ein Bundesinventar zum immateriellen Kulturerbe erstellt. Diese «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» wurde 2012 veröffentlicht und umfasst 167 Traditionen. Auf der Grundlage dieses Inventars kann die Schweiz nun Kandidaturen für die Unesco-Listen des immateriellen Kulturerbes einreichen.

Detaillierte Informationen unter:
www.bak.admin.ch/kulturerbe

Bildlegende:
Churfirstenchörli, Alt St.Johann – Unterwasser (SG) am Klangfestival Naturstimmen 2014 © Dolores Rupa / KlangWelt Toggenburg

 

Zeitgemässe Musik in der Kirche

Vom 25. bis 28. September fand an der Evangelischen Kirchenmusikhochschule Tübingen der Kongress «Popularmusik und Kirche» statt.

Pop-Art-Dom. Foto: Stephan Barth / pixelio.de

Die Tagung war mit 90 Teilnehmern – vorwiegend haupt- und nebenamtliche Kirchenmusiker, Musiklehrer und Theologen – gut besucht und bot mit rund 40 Fachleuten eine beachtliche Referentendichte. Das Programm umfasste ein durchdachtes, gut aufeinander abgestimmtes Angebot von Podien, Vorträgen, Foren, Workshops und Konzerten. Die Veranstaltungen waren an den Belangen der kirchenmusikalischen Praxis orientiert.

Im ersten von insgesamt drei Vorträgen thematisierte Bernhard Leube unter dem Titel Musik als Zeitansage die Erfahrbarkeit der Kirche aller Zeiten im Gottesdienst durch die Präsenz biblischer Texte und Musik aus verschiedenen Jahrhunderten. Er resümierte, dass zeitgemässe Musik in der Kirche, unabhängig vom Stil, sich auf alle Zeiten der Kirche beziehen müsse. Jochen Arnold plädierte in seinem Vortrag zur Popularmusik im Gottesdienst für eine «mehrsprachige Liturgie», deren zentrales kirchenmusikalisches Kennzeichen die stilistische Breite und Öffnung hin zur Popularmusik sei. Besonders hilfreich war ein «Qualitätscheck», der anhand von neun Fragen Kriterien zur Eignung popularmusikalischer Musikstücke für den Gottesdienst zusammenstellte. Steffen Kaupp stützte seine Ausführungen zur Kirchlichen Popularmusik als babylonische Gefangenschaft oder Brücke in fremde Lebenswelten auf Mitgliedschaftsuntersuchungen, die von der Württembergischen Landeskirche in Auftrag gegeben worden waren. Überzeugend waren seine Empfehlungen an Kirchenmusiker, die eigene musikalische Sozialisation wie Milieuverwurzelung zu reflektieren, Berührungsängste und Unverständnis gegenüber dem musikalisch Fremden abzubauen sowie eine musikalische «Lust auf Andere» zu entwickeln.

22 Workshops deckten eine breite Palette musikalischer Themen ab. Unter den Dozenten fanden sich international renommierte Interpreten wie Patrick Bebelaar (Jazz-Piano), Michel Godard (Improvisation Blechbläser), Roger Treece (Circlesinging/Improvisation) oder Morten Kjær (Chor). Kleine Gruppen ermöglichten eine entspannte Lernatmosphäre, in der die Freude der Teilnehmer am Kennenlernen und Lernen, spielerischen Ausprobieren und gemeinsamen Experimentieren deutlich zu spüren war.

Drei Abendkonzerte führten etablierte Solisten und Ensembles aus verschiedenen popularmusikalischen Genres zusammen. Johannes Falk & Band, Glasperlenspiel, der Jazzchor Freiburg & Roger Treece, der LAKI-PopChor mit Hans-Martin Sauter und Band um Hans-Joachim Eissler, das Jazz-Trio Michel Godard, Patrick Bebelaar und Frank Kroll sowie Brass Connection mit Matthias Schnabel fanden auch beim Tübinger Publikum grossen Anklang und boten inspirierende Momente.

Liturgischer Höhepunkt war der Abschlussgottesdienst mit Landesbischof Frank July in der Tübinger Stiftskirche mit exemplarisch einbezogener Popularmusik. Zum Ausklang wurde The way of Love (nach 1 Kor 13), eine Auftragskomposition für die Tagung von Morten Kjær und Malene Rigtrup, uraufgeführt.

In vier hervorragend besetzten Podien diskutierten Musikprofessoren, kirchliche und weltliche Popularmusiker, Theologen und Vertreter landeskirchlicher Institutionen. Im ersten wurde proklamiert, dass die Zeit der «Grabenkämpfe» zwischen klassischer Musik und Popularmusik an sich vorbei sei und nun konkrete praktische Fragen im Vordergrund stünden. Im Podium zu Fragen der Textqualität wurde darauf hingewiesen, dass es zu bestimmten theologischen Themen (Klage, Zweifel, Angst, Trauer) und Anlässen (Kirchenjahr, Kyrie) bisher zu wenig gute popularmusiktaugliche Texte gebe. Einigkeit herrschte in der Gesprächsrunde zur kirchlichen Popularmusikausbildung darüber, dass eine Weiterentwicklung der Hochschulausbildung dringend notwendig sei, keine Einigkeit konnte jedoch vorerst über die konkrete studientechnische Form erzielt werden. Die Frage «Spezialisten oder Allrounder?» wurde tendenziell mit «sowohl als auch» beantwortet. Im vierten Podium ging es um die Zukunft der kirchlichen Popularmusik und die zukünftige Rolle des popularmusikalisch ausgerichteten Kirchenmusikers. Es wurde die Hoffnung formuliert, dass die Tagungsergebnisse hinsichtlich Ausbildung und Anstellung von Kirchenmusikern bei kirchlichen Entscheidungsgremien berücksichtigt würden.
 

Die Evangelische Kirchenmusikhochschule Tübingen, 1998 aus der Kirchenmusikhochschule Esslingen am Neckar hervorgegangen, zählt zu den kleineren Hochschulen Deutschlands. Spezifika der Hochschule sind enge Kooperationen, wie diejenige mit der nahegelegenen Katholischen Kirchenmusikhochschule Rottenburg am Neckar, sowie die Etablierung des Studienschwerpunkts «Kirchliche Popularmusik».

www.tuebinger-tage.de
 

Ausländischen Musikern droht in Basel Ausweisung

Laut einem Bericht des SRF-Regionaljournals Basel droht einem halben Hundert Berufsmusikern aus Nicht-EU-Ländern, die in Basel zum Teil seit Jahren arbeiten und unterrichten, die Ausweisung. Ein Chefbeamter des Amtes für Wirtschaft und Arbeit hat offenbar zu grosszügig Bewilligungen erteilt.

Foto: Didi01 / pixelio.de

Gegen den Beamten laufe seit einem Jahr eine Strafuntersuchung wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch, schreibt das Regionaljournal weiter. Ihm werde vorgeworfen, er habe vor allem für Grenzgänger Bewilligungen ohne gesetzliche Grundlagen erteilt.

Das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit prüft beim Bundesamt für Migration für die betroffenen Musiker eine Härtefallregelung. Darunter würden 20 der betroffenen 55 Musiker fallen.

Originalmeldung:
www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/auslaendische-musiker-in-basel-nicht-mehr-willkommen

Zweifel an Suzukis Lebenslauf

Seine Geigenlernmethode ist legendär. Allerdings scheint der japanische Pädagoge Shinichi Suzuki seine Biografie arg geschönt zu haben. Statt ein von Prominenten empfangener und von bekannten Lehrern unterrichteter Instrumentalist scheint er bloss ein in Berlin gescheiterter Autodidakt gewesen zu sein.

Suzuki-Geigengruppe im Konzert. Foto: Stilfehler, wikimedia commons,SMPV

Der Geiger Mark O Connor legt auf seinem Blog Beweise dafür vor, dass Sukzuki kein Schüler des Berliner Pädagogen Karl Klingler war, wie er selber angibt, sondern in Berlin beim Vorspiel abgelehnt wurde. Auch einen Doktortitel, den er benutzte, habe er nie erworben. Und seine Kontakte zur Albert Einstein hätten sich darauf beschränkt, als Verkäufer von Suzuki-Geigen von ihm ein Autogramm erhalten zu haben.

Zudem hätten Pablo Casals und sein Gattin zwar tatsächlich in Japan einer Geigenklasse Suzukis einen Besuch abgestattet, was dort vorgeführt worden sei, hätten sie allerdings «mit Schrecken» zur Kenntnis genommen.

O Connors Blogeintrag: markoconnorblog.blogspot.de/2014/10/suzukis-biggest-lie.html?m=1

Berset trifft Kulturminister Asiens und Europas

Bundesrat Alain Berset hat am Treffen der Kulturminister des Dialogforums Asien-Europa (ASEM) teilgenommen, das vom 19. bis 21. Oktober in Rotterdam stattgefunden hat. Im Zentrum der Debatten standen die Kulturwirtschaft, die Kreativität und die Innovation.

Gruppenbild der Konferenzteilnehmer. Foto: asemculture2014

Die Schweiz war zum ersten Mal am Treffen der Kulturminister des ASEM vertreten, dessen Mitglied sie seit 2012 ist. Am Rande führte Alain Berset ein Gespräch mit der niederländischen Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Jet Bussemaker. Dabei wurden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Kreativindustrien und Bereichen wie Gesundheit, Energie oder Tourismus diskutiert.

Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern traf ferner auch zum zweiten Mal den chinesischen Vize-Kulturminister Ding Wei, wobei die Aussenstelle von Pro Helvetia in Shanghai sowie die im August 2013 in Peking unterzeichnete Kulturgütervereinbarung zur Sprache kamen.

Weiter wurden Kontakte mit Lettland geknüpft, das im ersten Halbjahr 2015 das Präsidium der Europäischen Union übernehmen wird. Schliesslich unterhielt sich Bundesrat Alain Berset über Sprachenfragen mit dem flämischen Minister für Kultur, Medien und Jugend, Sven Gatz.

2011 beschäftigte die Kultur- und Kreativindustrie in der Schweiz über 260 000 Personen in rund 70 000 Unternehmen. Dies entspricht 10 Prozent der Unternehmen und 5,1 Prozent der Arbeitsplätze. Die Förderung von Kreativität und Innovation ist eine der Hauptachsen, auf die der Bundesrat die Kulturpolitik des Bundes in den kommenden Jahren ausrichten will.

Die vorgesehenen Massnahmen sind eine Vertiefung der erprobten Zusammenarbeit zwischen Kulturförderung, Industrie und Wirtschaftsförderung, die Innovationsförderung in den Sparten Design und interaktive digitale Medien sowie eine gezielte Standortförderung im Bereich der Filmherstellung in der Schweiz.

Das 1996 in Bangkok gegründete Dialogforum ASEM zählt derzeit rund 50 Mitglieder. Die europäische Gruppe besteht aus 27 EU-Mitgliederstaaten, der Schweiz, Norwegen und der Europäischen Kommission. Die asiatische Gruppe umfasst 20 Länder, namentlich die 10 Mitglieder der Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN), China, Japan, Russland, Indien, Australien und Neuseeland sowie das Sekretariat der ASEAN. Die ASEM-Mitgliedsländer vereinen gegenwärtig 62.5 Prozent der Weltbevölkerung und 57 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts auf sich.

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