Martin Fahlenbock wird Dozent an der HKB

Mit Beginn des Herbstsemesters 2014 wird der Flötist Martin Fahlenbock, seit 1992 Mitglied im ensemble recherche Freiburg im Br., eine Tätigkeit als Dozent an der Berner Hochschule der Künste (HKB) aufnehmen.

Foto: ensemble recherche, zvg

Nach seinen Studien an der Hochschule für Musik in Hamburg bei Karlheinz Zöller ergänzten Begegnungen mit Jean Pierre Rampal, André Jaunet und Peter Lukas Graf seine Ausbildung.

Vor seinem Freiburger Engagement war Fahlenbock regelmässiger Gast beim Ensemble Modern Frankfurt, hatte einen Aushilfsvertag als Soloflötist bei den Hamburger Sinfonikern (1985 bis1987), und er war von 1987 bis 1992 stellvertretender Soloflötist im Philharmonischen Orchester Freiburg.

Fahlenbock ist regelmässig Gast an Konservatorien in Chicago, Peking, Moskau, Salzburg und bei der Fondation Royaumont in Frankreich.

Nominationen für den Swiss Jazz Award 2014

Der Swiss Jazz Award wird von Radio Swiss Jazz und Jazz Ascona heuer zum achten Mal vergeben. Die Öffentlichkeit hat zwischen dem 15. Januar und dem 28. Februar 2014 die Möglichkeit, für eine von sechs nominierten Bands zu stimmen.

Blue Bolero, eine der nominierten Bands. Foto: zvg

Nominiert sind die Formation Belleville mit dem Violinisten Adam Taubitz (Gypsy-Jazz und mehr), die junge Zürcher Band Blue Bolero, das Quartett des Saxophonisten Daniel Blanc, die Sängerin Nicole Herzog mit dem Berner Pianisten Stewy von Wattenwyl, das Trio des in Winterthur geborenen Pianisten Ralf Ruh und die Gruppe Y-Jazz aus Yverdon-les-bains.

Ausgewählt worden sind die sechs Bands von Radio Swiss Jazz, Jazz Ascona und einer Fachjury, und zwar aus Formationen, die über die letzten 18 Monate eine CD publizierten und den höchsten Beliebtheitsgrad bei den Hörerinnen und Hörern von Radio Swiss Jazz erhalten haben.

Die Swiss-Jazz-Award-Gewinner der letzten Jahre waren das Chris Conz Trio (2013), Christine Jaccard & Dave Ruosch (2012), Alexia Gardner (2011) und die Dani Felber Big Band (2010). Eine spezielle Auszeichnung für ihr Lebenswerk erhielten Hazy Osterwald (2009) und Pepe Lienhard (2006).

Abgestimmt werden kann auf www.swissjazzaward.ch

SRF lässt Blasmusiken gegeneinander antreten

Schweizer Radio und Fernsehen sucht für die neue Musikshow «Kampf der Orchester» (nach dem «Kampf der Chöre») die besten Blasmusik-Formationen der Schweiz. Eine Auswahl tritt im Herbst 2014 in drei Live-Shows gegeneinander an.

Foto: Kalle Kolodziej – Fotolia.com

Allen antretenden Formationen wird ein prominentes Teammitglied zugeteilt, das in die Gruppe integriert werden und aktiv in den Shows mitwirken muss.

Anmeldeberechtigt sind laut der Ausschreibung des Schweizer Fernsehens Blasmusik-Formationen aus der Schweiz, die über ein eigenes Repertoire verfügen, unter anderem auch Pop-Songs spielen können und ihre Auftritte choreographisch inszenieren. Es gibt keine Einschränkungen bezüglich Grösse oder Art der Formation.

Mehr Informationen zur Anmeldung und den Teilnahmebedingungen sind unter srf.ch/kampfderorchester zu finden.

Förderbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen

Kanton und Stadt Schaffhausen schreiben die Förderbeiträge 2014 zur gezielten Unterstützung kultureller Leistungen aus. Zur Bewerbung eingeladen sind professionell arbeitende Kulturschaffende aller Kultursparten.

Foto: picswiss.ch

Teilnahmeberechtigt sind Kulturschaffende aus dem Kanton Schaffhausen (ohne Altersbegrenzung), die entweder im Kanton heimatberechtigt, seit mindestens drei Jahren im Kanton Schaffhausen wohnhaft sind oder zu einem früheren Zeitpunkt mindestens fünfzehn Jahre Wohnsitz im Kanton Schaffhausen hatten.

Der Produktionsort (Atelierstandort) gilt als Wohnsitz. Ein Fachkuratorium mit unabhängigen Experten entscheidet über die Vergabe der Förderbeiträge. Jährlich steht eine Summe von 110’000 Franken zur Verfügung.

Die Richtlinien sowie Anmeldeformulare können bezogen werden bei:
Geschäftsstelle Förderbeiträge
Erziehungsdepartement, Sekretariat
Herrenacker 3
8200 Schaffhausen
kulturfoerderung(at)ktsh.ch

Mehr Infos: www.sh.ch/index.php?id=614
 

Orchestra Mozart stellt Aktivitäten vorläufig ein

Das von Claudio Abbado gegründete Orchestra Mozart ist laut internationalen Presseberichten in ernsthaften Schwierigkeiten. Es muss seine Konzerttätigkeit vorerst einstellen. Der Trägerstiftung fehlen die Sponsoren.

Foto: Detlef – Fotolia.com

Die Finanzierung des 2004 gegründeten Ensembles steht und fällt mit der Präsenz seines Gründers. Abbado hat aber seit September aus gesundheitlichen Gründen alle Konzerte absagen müssen. Laut dem Orchestermanager Fabio Roversi haben sich die Geldgeber deshalb zurückgezogen.

Wann Abbado wieder aufs Podium zurückkehren wird, ist offen. An Ostern sollte das Orchestra Mozart im Rahmen von Lucerne Festival auftreten. Wie die NZZ schreibt, ist der Festival-Intendant Michael Häfliger mit dem Ensemble noch in Verhandlungen, um für das Engagement eine Lösung zu finden.
 

Schweizer Musikmarkt schrumpft weiter

Die 30 in IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) Schweiz zusammengeschlossenen Musiklabels erzielten laut einer offiziellen Medienmitteilung 2014 einen Gesamtumsatz von 84,8 Millionen Franken und somit 8 Prozent weniger als im Vorjahr. Schweizer Repertoire trug rund 27 Prozent zu diesem Ergebnis bei.

Die Entwicklung wird durch zwei Trends geprägt: Einerseits setzt sich der Umsatzrückgang im traditionellen CD-Geschäft fort, andererseits befindet sich auch das äusserst dynamische Digitalgeschäft in einem Strukturwandel, in dem die etablierten Download-Angebote durch Streaming-Dienstleister unter Druck gesetzt werden. Rund 6 Millionen Franken (etwa 26 Prozent) der Bruttoumsätze haben die IFPI-Mitglieder in den Aufbau nationaler Talente investiert.

Der Umsatz aus dem Verkauf von CD und anderen physischen Tonträgern trug  47,5 Millionen Franken zum Gesamtumsatz bei (2013: 53,7 Millionen Franken, -12 Prozent), wovon etwa 2 Millionen Franken auf Vinyl und andere Tonträger entfallen. Dieser Umsatzrückgang folgt grundsätzlich dem allgemeinen Trend der Ablösung der CD durch den Musikkonsum im Internet. Verstärkt wird der Trend durch die seit 2010 anhaltende Frankenstärke und die damit einhergehenden Direktimporte durch die Händler und Endverbraucher, was wiederum zu einer Verringerung der Verkaufsflächen für CD führt.

Der Anteil solcher direktimportierter CD beträgt laut IFPI Schweiz schätzungsweise gegen 30 Prozent der Käufe der Schweizer Endverbraucher; diese Einnahmen gehen an den Schweizer Vertrieben vorbei. Andererseits ist aber auch erkennbar, dass sich der Umsatzrückgang im CD-Geschäft zuletzt verlangsamt hat: Nachdem der Rückgang in den Vorjahren sehr drastisch ausfiel, betrug er 2014 noch  -6,2 Millionen Franken (-12 Prozent). Der Anteil der physischen Tonträger am Gesamtumsatz betrug 2014 56 Prozent (2013:
58 Prozent).

Kilometerweit durch Musikwelten

Vom 12. bis 15. März findet in Frankfurt die Musikmesse statt, der internationale Branchentreffpunkt für Instrumente, Noten, Musikproduktion und -vermarktung. Tipp für Schweizer Gäste.

Einen Monat früher als in anderen Jahren steht die Frankfurter Messe ganz im Zeichen der Musik. Beim Gang durch fünf riesige Hallen liegt die komplette Wertschöpfungskette der Musikindustrie am Weg: von beat (Schlagwerk und Perkussion) bis bow (Zupf- und Streichinstrumente), von midi (Keyboards, Digital-Pianos, Synthesizer, Kirchenorgeln) bis forte (Klaviere, Flügel, historische Tasteninstrumente), von nota (Noten und Fachliteratur) bis musikbiz (Tonträger-Labels, Musikverlage, Studios, Presswerke und Konzertveranstalter, Festivals und Vermarktungsplattformen, Institutionen, Akademien und Hochschulen) – von der Idee über das Musikmachen bis hin zum Hören der Musik auf Tonträgern oder im Internet.

Publikum und Preise

Gartmann leitet die Berner Graduate School of the Arts

Thomas Gartmann ist von der phil. hist.-Fakultät der Universität Bern und der HKB (Hochschule der Künste Bern) zum Leiter der gemeinsamen Graduate School of the Arts ernannt worden.

Die Graduate School of the Arts (GSA) ist eine Kooperation der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern und der Berner Fachhochschule, Departement Hochschule der Künste Bern. Es handelt sich um ein interdisziplinär angelegtes Doktoratsprogramm, das sich sowohl an forschende Künstlerinnen und Künstler, als auch an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richtet, die sich für künstlerische Praxis interessieren.

In der GSA greifen Theorie und Praxis eng ineinander, ebenso Grundlagen- und praxisorientierte Forschung. Die Doktorierenden realisieren in der GSA ihr eigenes Projekt in einem stimulierenden Umfeld, welches sie in wissenschaftliche und künstlerische Netzwerke einführt. Die Doktorierenden profitieren von Synergieeffekten zwischen beiden Hochschulen und können spezifische Kompetenzen aufbauen.

Die Graduate School war während der dreijährigen Pilotphase von Herbst 2011 bis Sommer 2014 für Angehörige beziehungsweise Absolventinnen und Absolventen der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern zugänglich.

Berner Symphonieorchester auf Deutschlandtournee

Das Berner Symphonieorchester absolviert seine ersten Auslands-Gastspiele mit seinem Chefdirigenten Mario Venzago. Solistin ist die junge Pianistin Lise de la Salle.

Tonhalle Düsseldorf. Foto: Alice Wiegand, wikimedia commons

Auf dem Programm der BSO-Deutschlandtournee stehen neben Brahms’ dritter Symphonie und Ravels Rapsodie espagnole Arthur Honeggers Liturgische Symphonie. Lise de la Salle wird Saint-Saens’ zweites Klavierkonzert, respektive Chopins zweites Klavierkonzert interpretieren.

Die Konzerte finden am 1. Februar in der Tonhalle Düsseldorf (Ravel, Saint-Saëns, Brahms), am 2. Februar in der Heinrich-Lades-Halle Erlangen (Ravel, Chopin, Honegger) und am 5. Februar in der Liederhalle Stuttgart (Ravel, Chopin, Brahms) statt.

Das BSO ist seit Juli 2011 Teil der neuen Institution «Konzert Theater Bern» der Bundesstadt. Mario Venzago ist seit Beginn der Saison 2010/11 Chefdirigent des BSO. Mit dem Orchester hat er aktuell Bruckners dritte und sechste Symphonie auf CD eingespielt.

Elf Orchester machen sich stark für das aktuelle Schaffen

Mehr als 33 000 Zuhörer bis 2016 für ein neues Repertoire sinfonischer Werke von Schweizer Komponisten – dieses Ziel hat sich das Projekt «Œuvres Suisses» gesetzt, das am 12. Dezember 2013 im Palazzo dei Congressi in Lugano gestartet wurde.

Neue Schweizer Orchesterwerke sollen also geschaffen werden, um die Zusammenarbeit zwischen den zeitgenössischen Komponisten und den Sinfonieorchestern zu verbessern. Diese jahrhundertelange Verbindung, Rückgrat der europäischen Musikgeschichte, scheint seit mindestens dreissig Jahren in einer schweren Krise zu stecken. So wurde keine einzige nach 1980 entstandene Komposition ins Repertoire der Sinfonieorchester oder, als gleichwertige Werke zu denjenigen von Ravel, Brahms, Beethoven oder Mozart, regelmässig in die Konzertprogramme rund um die Welt aufgenommen.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass in der Zwischenzeit keine neuen Kompositionen entstanden wären. Vielmehr lernten wir zahlreiche und wertvolle neue Werke kennen, die von der Kritik und vom Publikum gleichermassen geschätzt wurden. Tatsache ist jedoch, dass es nicht gelungen ist, diese Stücke ins Repertoire zu integrieren, und das führt zwangsläufig zur Frage: Können die Sinfonieorchester heute noch ihren Beitrag zu einem neuen sinfonischen Musikschaffen in der Schweiz leisten?

33 neue Orchesterwerke

Turmglockenspiele in der Schweiz

Oft wird die Orgel als grösstes und schwerstes Instrument betrachtet, dabei geht aber das Turmglockenspiel oder Carillon vergessen, das mehr als 40 Glocken umfassen kann. In der Schweiz gibt es sechs solche Instrumente. On considère souvent l’orgue comme étant le plus grand et le plus lourd des instruments. C’est oublier le carillon, qui peut regrouper plus de quarante cloches. Il existe six de ces instruments en Suisse.

Turm des Carillon de Chantemerle in Pully. Fotos: Daniel Thomas
Turmglockenspiele in der Schweiz

Oft wird die Orgel als grösstes und schwerstes Instrument betrachtet, dabei geht aber das Turmglockenspiel oder Carillon vergessen, das mehr als 40 Glocken umfassen kann. In der Schweiz gibt es sechs solche Instrumente.

On considère souvent l’orgue comme étant le plus grand et le plus lourd des instruments. C’est oublier le carillon, qui peut regrouper plus de quarante cloches. Il existe six de ces instruments en Suisse.

Daniel Thomas spielt auf dem Carillon der Kirche Saint Jean-Baptiste in Taninges/Haute-Savoie Daniel Thomas au Carillon de l’église Saint Jean-Baptiste à Taninges en Haute-Savoie

Das französische, zum Teil auch im Deutschen verwendete Wort carillon für Glockenspiel geht auf das Vulgärlateinische quadrinio oder das Lateinische quaternio zurück, der Bezeichnung für eine Vierergruppe. Die ersten mechanischen Glockenspiele im Mittelalter bestanden aus vier Glocken. Bis heute gibt es in der Schweiz eine ganze Reihe von kleinen Spielwerken mit vier, fünf, sechs Glocken. Sie werden mit Hilfe am Klöppel befestigter Ketten oder Seile gespielt. Einige weisen auch einfache Klaviaturen mit grossen hölzernen Tasten oder Stöcken auf. Sie werden vom Glockenspieler stehend betätigt und erlauben kaum ein differenziertes Spiel. Solche Spielwerke findet man beispielsweise in Bourg-Saint-Pierre (VS), Salvan (VS), Gruyères (FR) und Bulle ((FR). Im Tessin, etwa in Muralto und Bellinzona, gibt es auch Modelle mit Metallklaviaturen. Erst auf grösseren Instrumenten kann sich aber ein nuancenreiches und komplexes Spiel fast wie auf dem Klavier oder der Orgel entfalten.

Die World Carillon Federation (WCF) definiert das Glockenspiel als ein Instrument aus gestimmten Bronzeglocken, die über eine Tastatur aus Stöcken angespielt werden. Nur Carillons mit mindestens 23 Glocken kommen in Betracht. In der Schweiz gibt es sechs derartige Instrumente, fünf davon in der Westschweiz (s. Kasten). Sie gehen über drei bis vier Oktaven (35 bis 49 Glocken, deren schwerste mehrere Tonnen wiegen können). Die Kunst des Carillonspiels entwickelte sich vor mehreren hundert Jahren in Flandern (Holland, Belgien, Nordfrankreich). Auch heute gibt es dort die meisten Anlagen und die bekanntesten Spieler.

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Glocken und Klöppel des Carillon de Chantemerle

Die Glocken sind aus Bronze gegossen und harmonisch aufeinander abgestimmt, so dass akkordisches Spiel möglich wird. Sie werden über Tastatur und Pedal angespielt. Die grossen Holztasten oder Stöcke sind über eine Mechanik mit den Klöppeln verbunden, die einen leicht ansprechenden, musikalischen Anschlag ermöglicht. Es gibt kein Dämpfungssystem; einmal angeschlagen schwingt die Glocke frei.

Entwicklung in der Schweiz
In der Schweiz wurde das erste Carillon 1926 in der Kirche von Carouge installiert. Es hat 28 Glocken und eine Klaviatur aus grossen Holztasten, entspricht also nicht dem üblichen Carillon, das Stöcke aufweist. Diese Bauweise war aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich, wurde dann fast überall aufgegeben, ausser in Genf. Die Kathedrale der Stadt wurde 1931 mit einem 16-teiligen Spielwerk ausgestattet, das 1986 auf 20 und 2011 auf 37 Glocken aufgestockt wurde.

1953 brachte der Pfarrer von Pully, Marc Vernet, der zuvor Glockenspieler in Belgien gewesen war, die flämische Art des Carillons mit Stöcken in die Schweiz: Auf seine Initiative hin wurde das Carillon de Chantemerle gebaut. 1985 schenkte die Gesellschaft Zofingia der Kirche in Zofingen ein Glockenspiel mit 16 Glocken, das 1995 auf 24 erweitert wurde.

Mit 36 neuen Glocken (die alten wurden als minderwertig eingestuft und verkauft) von Rüetschi wurde Carouge 2001 das erste Carillon, das über drei Oktaven ging. Seither finden immer samstags auf (oder besser: über) dem Marktplatz Konzerte statt. 2004 folgte das erste Glockenspiel über vier Oktaven in der Abteikirche von Saint-Maurice im Wallis. Und zurzeit werden 24 zusätzliche Glocken für das Chantemerle-Glockenspiel in Pully gegossen. Es wird also bald ein zweites vieroktaviges Instrument in der Schweiz geben, das die Aufführung grosser Repertoirestücke aber auch von Werken für zwei Carillonneure (vier Hände und vier Füsse) erlaubt.

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Neuer Spieltisch des Carillon de Chantemerle.
Foto: G. Bodden

Glockenspieler: Ausbildung und Repertoire
Zum Üben braucht der Carillonneur ein spezielles Instrument, mag er doch der Umgebung nur ausgereifte Stücke zumuten. Bei diesen Übungscarillons wird mit Metalllamellen, Röhrenglocken oder aufgenommenen Glockentönen ein leiser Klang erzeugt. Eine Glockenspielerschule gibt es in der Schweiz nicht. Eine professionelle Ausbildung, die mit einem Diplom abgeschlossen wird, muss in Holland (Nederlandse Beiaardschool in Amersfoort und Carillon Instituut Nederland in Dordrecht) oder Belgien (Ecole Royale de Carillon in Mechelen) absolviert werden.

Das Repertoire besteht hauptsächlich aus Original- kompositionen und Transkriptionen klassischer Werke. Die meisten Stücke sind für Standardinstrumente von vier Oktaven geschrieben. In Flandern sind schon seit dem 18. Jahrhundert solche Stücke entstanden, das Repertoire ist also breit. Oft improvisieren die Carillonneure auch über bekannte Melodien, wie dies im Herkunftsgebiet des Carillons üblich ist, vor allem zu Marktzeiten, wenn sich viele Menschen in den Strassen bewegen.

In der Schweiz gibt es noch zu wenig grosse Instrumente, um eine Vollzeitstelle als Carillonneur zu ermöglichen. Dazu müsste ein Spieler für drei bis vier Instrumente und ihre jeweiligen Einsätze verantwortlich sein. Üblicherweise wird die Tätigkeit daher mit einer Organisten- oder Pianistenstelle verbunden.

Die grossen Glockenspiele der Schweiz

Genf

  • Carouge, Kirche Sainte-Croix, 36 Glocken (fis1, gis1–fis4; 1 Aubry XVII, 1 Piton 1789, 1 Kervand 1839, 33 Rüetschi 2001), Spieler: Constant Deschenaux, Andreas Friedrich und Yves Roure
  • Genf, Kathedrale Saint-Pierre, 37 Glocken (e1, a1, h1–a4; 1 Fribor vers 1460, 16 Paccard/Rüetschi 1931, 1 Rüetschi 1991, 19 Paccard 2011), Spieler: Vincent Thévenaz

Waadt

  • Pully, Kirche De la Rosiaz, carillon de Chantemerle, 24 Glocken (48 ab 2014; a1, h1–a3; 19 Eijsbouts 1953, 5 Perner 2011, 24 Simon Laudy 2013); Spieler: Daniel Thomas und Jean-Francois Cavin.

Wallis

  • Lens, Kirche Saint-Pierre-aux-Liens, 24 Glocken (c1, f1, g1, a1–f3; 2 Rüetschi 1958, 21 Rüetschi 1967, 1 Rüetschi 1995). Spieler: Jean-Daniel Emery
  • Saint-Maurice, Abtei, 49 Glocken (gis, cis1, dis1–cis5; 2 Dreffet 1818, 1 Rüetschi 1947, 1 Paccard 1998, 45 Eijsbouts 2003); Spieler: Francois Roten

Aargau

  • Zofingen, Stiftsturm, 25 Glocken (c2–c4; Rüetschi 1983/1985/1989/1996/1997/2005); Spieler: Andreas Friedrich und Karl Kipfer 

Daniel Thomas
… ist Glockenspieler am Carilon de Chantemerle in Pully und Vorstandsmitglied der Gilde der Carillonneure und Campanologen der Schweiz GCCS, die auch das Verbandsorgan Campanæ helveticæ herausgibt. www.campanae.ch
 
Literatur:
Glocken – Lebendige Klangzeugen / Des témoins vivants et sonnants. Confédération Suisse, Office fédéral de la Culture, 2008. Rezension in der SMZ 12/2010

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Glocken

Was bedeutet es eigentlich, wenn Glocken läuten? Wir lauschen «zweisprachigem» Geläute an der Sprachgrenze, den Röhrenglocken im Orchester, dem Glockenspiel und dem englischen Change Ringing. Zudem berichtet der Leiter der letzten Glockengiesserei in der Schweiz über historische Techniken und heutige Herausforderungen.

Glocken

Was bedeutet es eigentlich, wenn Glocken läuten? Wir lauschen «zweisprachigem» Geläute an der Sprachgrenze, den Röhrenglocken im Orchester, dem Glockenspiel und dem englischen Change Ringing. Zudem berichtet der Leiter der letzten Glockengiesserei in der Schweiz über historische Techniken und heutige Herausforderungen.

Focus

Was klingt denn da?
Unterschiedliche Geläute aus Schweizer Glockentürmen

Glockengiessen ist nie zweimal das Gleiche
René Spielmann über Tradition und Wissenschaft

Le carillonneur et les grands carillons en Suisse

Le plus lourd de tous les instruments
Deutsche Fassung und Klangbeispiel

Quand l’orchestre fait sonner les cloches
Un instrument recrée la sonorité des cloches : le carillon tubulaire

Wo Glocken stundenlang läuten

Die Tradition des Wechselläutens in England
Artikel, PDF zum Download und Tonbeispiel

 

… und ausserdem

RESONANCE


Le studio de la Fondation Tibor Varga dans la tourmente

L’orchestra prova a tornare strumento della creazione
«Œuvres Suisses» – Neues sinfonisches Musikschaffen für die Schweiz

Rezensionen Klassik, Rock & Pop — Neuerscheinungen Bücher, Noten, CDs

Carte Blanche mit John Wolf Brennan

CAMPUS

IRMAS  Institut de recherche des HEM et de la Haute école de Théâtre

Corelli als Modell Symposium der Schola Cantorum Basiliensis

Rezensionen Neuerscheinungen Unterrichtsliteratur

klaxon Kinderseite

SERVICE


Leserreise nach Krakau

FINALE

Rätsel Dirk Wieschollek sucht

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Corelli als Modell

Referate, Diskussionen und Konzerte am Internationalen Symposium der Schola Cantorum Basiliensis vom 5. bis 9. Dezember 2013. Ein Bericht.

Konzerte zeichnen die Schola-Symposien aus. Foto: SCB / Susanna Drescher

Jubiläen bestimmen Festivalthemen und Konzertreihen, regen die Tonträgerindustrie an, Neues einzuspielen und Altbekanntes wieder aufzulegen, und verleiten das Verlagswesen zur Publikation zahlreicher Buchtitel. Dass mit all diesen Veröffentlichungen nicht immer neue Erkenntnisse einhergehen (können), ist unbestritten. Umso bedenkenswerter ist der Umstand, dass Jubiläumsanlässe mittlerweile auch die Musikforschung vor sich herzutreiben scheinen; Während etwa in Chicago ein Symposium zu Giuseppe Verdi stattfand, die Folkwang-Universität Essen neben Verdi auch gleich Richard Wagner ins Zentrum ihrer Tagung rückte und die Hochschule der Künste Bern bereits ihre Forschungsergebnisse zur historischen Aufführungspraxis von Wagners Fliegendem Holländer vorgestellt hat (SMZ 11/2013), liess die Schola Cantorum Basiliensis nicht vergessen, dass es 2013 einen weiteren Komponisten zu feiern gab: Arcangelo Corelli (1653–1713).

Gewiss, Corelli ist eine gut erforschte musikalische Persönlichkeit, weshalb das Symposium der Schola Cantorum laut Ankündigung auf Aspekte seines Lebens und der historiografischen Situation in Rom nicht eigens eingehen wollte. Vielmehr sollte Corelli als Kristallisationsfigur barocken Komponierens und Musizierens betrachtet werden, die einen hohen Einfluss auf Zeitgenossen und nachfolgende Generationen hatte: Corelli als Modell.

Breiter Deutungsspielraum
Dennoch kommt man um Rom und die dort damals herrschenden Zustände nicht herum, will man über Corellis Komponieren sprechen – schliesslich musste Corelli die Wünsche und Anregungen seiner Auftrag- und Geldgeber aufnehmen. So gab es denn doch eine ganze Reihe an Vorträgen, die sich den äusseren Umständen seines Lebens und Wirkens widmeten. Im Fokus standen etwa die Architektur im spätbarocken Rom als Kontext für Corelli (Andrew Hopkins) und das Leben als Künstler im Rom der Corelli-Zeit (Renata Ago). Aber auch Rom als Zentrum der katholischen Kirche ist untrennbar mit Corellis Komponieren verbunden.

Antonella D᾽Ovidio stellte den römischen Kardinal Pietro Ottoboni vor, der Corelli gezielt förderte und seine Werke im privaten Rahmen wie auch später in halböffentlichen Akademien aufführte. D᾽Ovidio zeigte auf, wie Corelli seine Musiksprache an den spezifischen ästhetischen Kontext dieses Hofes angepasst und die Vorlieben des Kardinals – melancholische Stimmungen etwa – beispielsweis in seinen Sonaten op. 4 aufgenommen hat. Agnese Pavanello schliesslich stellte die These auf, dass Corelli gezielt daran gearbeitet habe, für die Musiker seiner Generation als kompositorisches Modell zu gelten; seine strikte Veröffentlichungspolitik und seine Erfolge als Orchesterleiter, besonders bei prestigeträchtigen Anlässen im päpstlichen Rom, können darauf hindeuten.

Einblicke in den «Maschinenraum» des Komponisten boten Dominik Sackmann mit Überlegungen zu Corellis möglicherweise wegweisenden Einführung von bestimmten Wiederholungsmustern und Schlussbildungen als formgebendes Prinzip und Nicola Cumer, der auf die Bedeutung der corellischen Werke als musikdidaktisches Modell nicht nur bei der Violine, sondern auch beim Partimento-Spiels hinwies. Alessandro Palmeri und Gregory Barnett beschäftigten sich mit der bislang noch ungeklärten Frage, ob Corelli eine Violone, ein Violoncello da spalla oder gar ein anderes Instrument für seine Kompositionen bevorzugte; und Barbara Leitherer erprobte tanzenderweise, ob sich wegen mangelnder zeitgenössischer Quellen zum italienischen Tanz die französischen Choreografien jener Zeit auf Corellis Tanzsätze übertragen lassen – was bei der Gigue gar nicht, bei anderen Tänzen aber mit Modifizierungen möglich ist, und was dennoch nicht die Frage beantwortet, ob zu Corellis Tänzen tatsächlich getanzt wurde.

Wenn auch die Erkenntnisse der zahlreichen Vorträge nicht immer grundlegend neu und die zur Thesenerhärtung herangezogenen Quellen mitunter einen breiten Deutungsspielraum zuliessen, so konnte sich die Zuhörerschaft zu manchen Themen dank hochstehender Musikdarbietungen selbst ein Urteil bilden.

Überraschende, farbenreiche Tonsprache
Beim nahezu ausverkauften ersten Abendkonzert stellten Studierende der Schola Cantorum unter der Leitung von Giovanni Alessandrini (im Rahmen der Reihe Freunde Alter Musik Basel) das Weihnachtsoratorium von Giovanni Lorenzo Lulier vor. Lulier war ein enger Kollege Corellis am Hof des Kardinals Ottoboni und nahm unter anderem die von Corelli geprägte Aufteilung der Orchestermusiker in Concertino und Concerto grosso auf. So waren herrliche Soli-Wettstreite zu vernehmen; und die variierende Besetzungsstärke erlaubte zusätzliche dynamische und charakterliche Differenzierungen. Da die einleitenden Instrumentalsätze, der damaligen Praxis gemäss, von einem anderen Komponisten – in diesem Fall von Corelli – stammten, hörte man aber deutlich, dass Luliers Tonsprache weniger prägnant, weniger farbenreich, weniger überraschend ist als diejenige Corellis.

Doch was macht Corellis Tonsprache eigentlich aus? Dieser Frage konnten die Teilnehmer des Symposiums beim Mittagskonzert mit Studierenden nachgehen, die Sonaten von Corelli mit geklärter und solche mit ungeklärter Autorschaft vorstellten. Sind es die virtuosen Violin-Soli? Sind es die kantablen Melodielinien? Ist es gar der eloquente Gebrauch der None (den zuvor Johannes Menke in seinem Vortrag eigens gewürdigt hatte)?

Dass auch die Corelli-Forscher sich in diesen Fragen uneinig sind, zeigte eine Gesprächsrunde über die problematische Zuschreibung derjenigen Sonaten, die Hans Joachim Marx in seinem Katalog als Werke mit zweifelhafter Autorschaft bezeichnet. Agnese Pavanello stellte dabei zur Diskussion, wie man philologische und stilistische Kriterien bei der Beurteilung gewichten und miteinander verknüpfen könnte – was bei einem so umfangreichen Œuvre und einer so vielschichtigen Quellenlage besonders schwierig ist.

So ging ein interessantes, vielgestaltiges Arbeitsgespräch zu Ende. Vermutlich wäre es noch ertragreicher gewesen, wenn man nicht so manchen Vortragenden aufgefordert hätte, seine Thesen spontan in einer anderen Sprache als in der vorgesehenen zu präsentieren. Das trug nicht unbedingt zur Verständigung bei – und hätte ohne Mühe auch im Vorfeld abgesprochen werden können.

Hervorzuheben bleibt, dass gerade bei den Konzerten im zahlreich erschienenen Publikum eine freudig gespannte Atmosphäre herrschte, in der Erwartung, hier etwas Neues Altes zu hören. Solche Konzerte mit wissenschaftlichen Tagungen zu verbinden, ist nach wie vor ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Schola-Symposien – auch an Jubiläumsanlässen.
 

Hochschule der Künste Bern mit beschränkter Platzzahl

Auch im Studienjahr 2014/2015 gelten an der Berner Fachhochschule in den Fachbereichen Musik, Theater und andere Künste sowie im Fachbereich Design Zulassungsbeschränkungen. Dies hat der Regierungsrat des Kantons Bern beschlossen.

Foto: argot – Fotolia.com

Insgesamt stehen an der Hochschule der Künste für Neuzulassungen 385 Studienplätze zur Verfügung. Über die Aufnahme entscheidet eine Eignungsabklärung.

Zulassungsbeschränkungen hat der Regierungsrat auch für die Bachelor-Studiengänge Physiotherapie, Hebamme, Pflege sowie Ernährung und Diätetik erlassen. Für diese vier Studiengänge gibt es für neue Studierende insgesamt 325 Studienplätze. Auch hier entscheiden Eignungsabklärungen über die Aufnahme.

Zürcher Musikinstitutionen ausserordentlich gefördert

Der Kanton Zürich finanziert einmalige und aussergewöhnliche Vorhaben von drei grossen Winterthurer und zwei Zürcher Kulturinstitutionen erstmals seit dem Jahr 2000 wieder mit Mitteln des Lotteriefonds. Profitieren davon können unter anderem die Tonhalle Zürich und das Musikkollegium Winterthur.

Szenenbild aus der Winterthurer Kinderoper «Das verbotene Land». Foto: Theater Winterthur

In den Genuss von Unterstützungszahlungen sollen laut der Medienmitteilung des Kantons in der Stadt Zürich das Schauspielhaus und die Tonhalle kommen, nicht aber das Kunsthaus, dessen Erweiterung der Lotteriefonds bereits massgeblich unterstützt. In Winterthur sind es das Musikkollegium, das Kunstmuseum und das Theater Winterthur.

Die Tonhalle will ihre Konzertprogramme elektronisch erfassen und Tourneen veranstalten. Übergeordnetes Ziel sei es, «die Ausstrahlung der Kulturstadt Zürich national und international zu erhöhen». Das Musikkollegium Winterthur und das Theater Winterthur produzieren unter anderem zusammen eine Kinderoper.

Die Projektbeiträge stellen keine Kompensation dar für mögliche ausfallende Leistungen der Städte. Die einmal alle vier Jahre aus dem Lotteriefonds gewährten Geldzahlungen sollen dazu dienen, in sich geschlossene Projekte zu finanzieren. Dazu gehören Sonderveranstaltungen, Verbesserungen der Kulturvermittlung, namentlich für Kinder und Jugendliche, die Durchführung von Tourneen und Festivals, sowie die Produktion von Tonträgern.

Einmal pro Legislaturperiode sollen die Städte Zürich und Winterthur künftig ein Sondergesuch um finanzielle Unterstützung durch den Lotteriefonds stellen können, um damit ausserordentliche und einmalige Vorhaben der grossen Kulturinstitutionen zu finanzieren. Dies ist der Kernpunkt von neuen Kriterien, die der Regierungsrat auf Anregung des Kantonsrates erarbeitet hat. Sie gelangen jetzt erstmals zur Anwendung. Für die Eingaben während der Legislatur 2011 bis 2015 hat der Regierungsrat festgelegt, dass pro Stadt zehn Millionen Franken zur Verfügung stehen.
 

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