Der Bär ist los …

Ein Spielheft für variables Ensemble, das Kindern und Jugendlichen die Tanzarten der heimischen Volksmusik näherbringt.

Foto: Harald Wanetschka / pixelio.de

Die Idee zu diesem Spielheft mit Schweizer Volksmusik entstand 2012 im Rahmen des Eidgenössischen Jungmusikanten-Treffens in Zug. Dieses Festival besteht seit 1978 und findet alle vier Jahre statt. Der Verband Schweizer Volksmusik, gegründet 1963, schenkte es der spielfreudigen Jugend und sich selber zum 50. Geburtstag. Es soll ein Beitrag sein, die überlieferte Schweizer Volksmusik aus dem Alpenraum zu erhalten und zu verbreiten.

Die 15 Kompositionen von Albert Betschart, Hans Moser, Peter Berchtold, René Armbruster und Sergej Simbirev sind drei- bzw. vierstimmig gesetzt, wobei ein Duo die Melodie und eine Violine plus ein Violoncello (Bass, Posaune, Tuba etc.) oder eine Gitarre bzw. ein Klavier den Bass und den «Gegentakt» spielen. Teilweise erscheint die Melodie auch im Bass-Schlüssel, damit die «Tiefen» auch mal die Melodie spielen dürfen. Die parallelen Ausgaben in C, Bb und Eb ermöglichen ein Zusammenspiel in den verschiedensten Besetzungen. Hilfreich sind auch die Informationen über einfache Begleitmöglichkeiten mit ausgeschriebenen Akkordangaben bzw. Gitarrengriffen. Ein Kapitel über die Tanzarten und deren Rhythmikmuster ergänzt den Erklärungsteil.

Das Heft richtet sich vor allem an Musiklehrpersonen, die ihre Schülerinnen und Schüler für die Schweizer Volksmusik begeistern wollen. Die Melodien und Begleitstimmen können bereits ab dem zweiten Unterrichtsjahr gespielt werden.

Image

Bärenstark, 15 alte und neue Tänze,
Bestell-Nr. 1023-C/1023-Bb/1023-Eb,
je Fr. 25.00, Mülirad-Verlag, Altdorf

Mit links – oder rechts

Viel zu schade, um nur in medizinischen Notfällen zum Einsatz zu kommen: Klavierstücke für eine Hand allein, die eine differenzierte Arbeit ermöglichen und auch musikalisch überzeugen.

Foto: Sandra K. / pixelio.de

Mit One Hand Piano ist es der Klavierpädagogin Barbara Arens gelungen, 40 Stücke vorzulegen, die mehr sind als eine Verlegenheitslösung für den Unterricht mit verletzten Schülerinnen und Schülern. Sicher sind sie auch in diesem Fall sehr willkommen und helfen, die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Darüber hinaus ermöglichen sie jedoch grundsätzlich eine differenzierte musikalisch/technische Arbeit. Ob verschiedene Artikulation oder Dynamik in einer Hand, grosse Handverschiebungen, Doppelgriffspiel oder polyfone Stimmführungen, für viele typisch pianistische Herausforderungen gibt es fantasievolle Stücke, von leicht bis mittelschwer. Spielschwierigkeiten, welche üblicherweise mit trockenen Spezialübungen angegangen werden, lassen sich so in musikalischem Kontext bearbeiten, was sich auf die Übemotivation und den Lernerfolg positiv auswirkt.

Die stilistische Palette reicht von Klassik über Filmmusik zum Folk und viele Stücke lassen sich sowohl von der linken oder der rechten Hand gut spielen. Warum nicht auch mal an einem Schülerkonzert ein Stück der besonderen Art darbieten, quasi mit links!

Image

Barbara Arens, One Hand Piano, 40 Stücke für links oder rechts, EB 8646, € 16.00, Edition Breitkopf, Wiesbaden
 

Farbiges für Anfänger

Auch die jüngsten Trompeter bekommen hier «frisches Futter» für den Vortrag.

Foto: bongtschik / pixelio.de

Vielleicht ist es Jean-François Michel gleich ergangen wie mir, nachdem ich einen Tag lang einen Blechbläser-Wettbewerb in den jüngsten Kategorien jurieren durfte: Einerseits ist man entzückt von so vielen mutigen und gekonnten Vorträgen, andererseits spürt man aber auch stark die Erschöpfung und man wird die immer gleichen Melodien der Vandercook-Stücke (Vega etc.) nicht mehr los. Das Repertoire an «Konzertstücken» für Anfänger ist in der Tat nicht sehr gross und meistens schon gar nicht von sehr hoher Qualität.

Gerade hier hakt Jean-François Michel ein, indem er in seiner eigenen Kollektion bei den Editions BIM nicht nur technisch anspruchsvolle Stücke für «Profis» schreibt, sondern sich auch nicht zu schade ist, mit der gleichen Liebe und Akribie den Bedürfnissen der Anfänger gerecht zu werden. So entstand im Jahre 2014 die hübsche Petite Suite für Trompete und Klavier, welche drei kürzere Stücke beinhaltet: Parade – Berceuse – March (ca. 8 Minuten Spielzeit). Die Sätze können auch einzeln gespielt werden und zeichnen sich – trotz ihrer Einfachheit im instrumental-technischen Bereich – durch eine subtile Kompositionskunst aus. So wird die Petite Suite sicherlich den jungen Interpreten sowohl am Klavier (der Klavierpart ist für etwas talentierte Musikschüler gut spielbar) wie auch auf der Trompete grosse Freude bereiten – und den Juroren, falls die Stücke dann auch mal an einem Wettbewerb erklingen sollten, eine mehr als willkommene Abwechslung bescheren.

Image

Jean François Michel, Petite Suite für Trompete (Kornett, Flügelhorn) und Klavier, TP343, Fr. 15.00, Editions Bim, Vuarmarens 2014

Neues von Johann Sebastian Bach

Gibt es das überhaupt? Ja und nein. Die Musik der vorliegenden Editionen für Holzbläser ist wohl bekannt, das Klanggewand ist neu.

Bach-Denkmal in Arnstadt. Foto: Gabriela Mehl / pixelio.de
Image

Pieter Dirksen nähert sich mit Akribie und analytischem Geist der Rekonstruktion einer Triosonate, deren Endfassung uns als Orgeltriosonate e-Moll BWV 528 überliefert ist. Er merkt an, dass es sich bei dieser Sonate um den «einfachsten Fall» aller Orgelsonaten handle, die allesamt nicht als Originalkompositionen zu gelten haben, sondern aus Bearbeitungen schon vorher bestehender Instrumentalsätze hervorgegangen sind. Es ist zu hoffen, dass der Bearbeiter den Mut nicht verliert und auch die komplexeren Herausforderungen der übrigen fünf Sonaten annimmt, denn das vorliegende Resultat der Sonate Nr. 5 darf als äusserst gelungen bezeichnet werden.

Die Ausgabe bietet dank grosszügigem Stimmenmaterial verschiedene Aufführungsmöglichkeiten, wobei die wichtigsten jene in g-Moll (mit Oboe) bzw. in e-Moll (mit der terztransponierenden Oboe d’amore) sind. Historisch mit verschiedenen Quellen begründet, könnte auch mit einer französischen Oboe (a=392Hz, spielt in g-Moll) und Viola da gamba/Basso continuo im Kirchenton (a=465Hz, spielen in e-Moll) zusammen musiziert werden, was nach heutiger Gewohnheit (a=440Hz) zu einem klingenden Ergebnis in f-Moll führen würde … Bei aller Ehrfurcht vor Dirksens akribischen Recherchen ist es empfehlenswert, nach Studium der anderen Fassungen (und des informativen Rekonstruktionsberichtes!) da und dort alternative Oktavierungen und Ornamentierungen auszuprobieren und danach eigene Lösungen zu finden.

Image

Einen gänzlich anderen Blick auf Bach bieten zwei Bearbeitungen für Bläserquintett, eine Besetzungserfindung der ausgehenden Klassik und somit, wie es scheint, nicht prädestiniert für Barockmusik. Die Auswahl des Präludiums und Fuge a 5 voci (b-Moll BWV 867) aus dem Wohltemperierten Clavier erweist sich aber als erfolgreich, da die Polyfonie und dialogisierende Gestalt der Komposition durch eine neue Komponente, diejenige der klanglichen Variation, bereichert wird und somit zur Verständlichkeit der Musik beiträgt. Der Bearbeiter Christian Vitalis verzichtet auf jegliche Angaben bezüglich Artikulation und Dynamik, hier ist eine differenzierende Ensemblearbeit vonnöten. Für kleinere Anpassungen in Stimmführung und Themenvollständigkeit sei ausserdem das Studium des Originals ausdrücklich empfohlen. Beim anderen Werk, Präludium und Fuge g-Moll BWV 885, bringt die Bearbeitung nicht denselben Gewinn, weil die originale Vierstimmigkeit nicht immer glücklich auf die fünf Instrumente übersetzt wird. So leidet die Darstellung einer konzisen Werkdramaturgie durch ein oftmals eher willkürlich anmutendes Hin und Her zwischen Flöte und Oboe. Zu hoffen ist auf weitere Bearbeitungen fünfstimmiger Werke aus Bachs Zyklus, da diese eine wirkliche Bereicherung des Repertoires bedeuten könnten.

Johann Sebastian Bach, Triosonate für Oboe (Oboe d’amore), Viola (Viola da gamba) und Basso continuo nach BWV 76/8 und 528, rekonstruiert von Pieter Dirksen, KM 2306, € 18.50, Breitkopf & Härtel 

id., Präludium und Fuge b-Moll BWV 867, (Wohltemperiertes Klavier I), für Bläserquintett eingerichtet von Christian Vitalis, E.D. 11287, € 15.80, Edition Dohr, Köln 

id., Präludium und Fuge g-Moll BWV 885, (Wohltemperiertes Klavier II), E.D. 11288, € 17.80

Halsbrecherisch

Auch heute noch ist Schumanns Konzertstück für vier Hörner ein Prüfstein für jeden Solisten.

Schumann-Denkmal in Zwickau. Foto: Marco Barnebeck (Telemarco) / pixelio.de

Schumanns op. 86, hier in einer Neuedition mit einem übersichtlichen Klavierauszug von Johannes Umbreit, hatte es zu Beginn nicht leicht. Obwohl von der Besetzung her neu und von Schumann als «etwas ganz curioses» bezeichnet, akzeptierten Verleger und Publikum das 1849 fertiggestellte Werk nicht auf Anhieb. Zuerst der Bonner Verleger Simrock und später Breitkopf & Härtel erteilten dem Komponisten Absagen. Erst im April 1850 wurde das Werk vom Hamburger Verlag J. Schuberth & Co. zur Veröffentlichung angenommen.

Eine erste Aufführung hatte im privaten Rahmen im Oktober 1849 in der Wohnung des Ventilhornvirtuosen Joseph Rudolf Lewy in Dresden stattgefunden. Mitglied des Hornquartetts war auch Carl Heinrich Hübler, ebenfalls Verfasser eines Konzertstücks für vier Hörner und Orchester. Die eigentliche Uraufführung fand dann am 25. Februar 1850 im Leipziger Gewandhaus statt. Der erste Hornist des Hornquartetts, Eduard Pohle, entschied sich bemerkenswerterweise, den halsbrecherischen Part auf seinem ihm besser vertrauten Naturhorn zu blasen. Unproblematisch soll die Aufführung nicht gewesen sein: «zu schwer und zu lang», notierte ein Zuhörer.

Unglaublich schwierig zu spielen ist dieses Stück immer noch – und trotzdem gehört es heute zu den beliebtesten, meistgespielten Werken der Hornliteratur.

Image

Robert Schumann, Konzertstück für 4 Hörner und Orchester op. 86, hg. von Ernst Herttrich, Klavierauszug von Johannes Umbreit, HN 1138, € 28.00. G. Henle, München 2014

Davos Festival mit neuer Geschäftsleitung

Der Stiftungsrat der Stiftung Davos Festival – young artists in concert hat Anne-Kathrin Topp zur neuen Geschäftsleiterin gewählt. Sie tritt die Nachfolge von Judith Brügger an, die sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen möchte.

Foto: Sergei Zirkunov

Anne-Kathrin Topp wird die Stelle am 1. Juni 2015 antreten. In der Übergangszeit wird die Zürcherin Hiromi Gut interimistisch die Geschäftsstelle leiten, die an der HSG St. Gallen studiert, ein Gesangsstudium in Lausanne absolviert hat und in Davos auch als Skilehrerin tätig war.

Die 1985 geborene Anne-Kathrin Topp stammt aus Berlin und hat in Bremen, Kaiserlautern und London unter anderem Kulturmanagement studiert. Berufliche Erfahrungen sammelte sie unter anderem als Robert-Bosch-Kulturmanagerin (in der Russischen Föderation). Zuletzt war sie als Leiterin des Musikbüros und persönliche Referentin des Generalmusikdirektors beim Osnabrücker Symphonieorchester tätig.

 

Editorische Lücken schliessen

Vivaldis Cellokonzerte sind erst zu einem kleinen Teil in kritischen Ausgaben erhältlich. Nun bringt die Magdeburger Edition Walhall acht der 27 Werke heraus.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Die neun Sonaten für Violoncello und Basso continuo von Antonio Vivaldi liegen mittlerweile in mehreren Urtextausgaben vor und erfreuen sich grosser Beliebtheit in der Cellistengemeinde. Anders ist die Situation bei seinen 27 überlieferten Cellokonzerten, welche musikhistorisch eine Pioniertat des «Prete rosso» darstellen. Zahlreiche im Handel erhältliche Editionen erfüllen noch immer nicht die Ansprüche, die man seit dem Aufkommen der historisch informierten Aufführungspraxis an den Notentext stellt.

Als sehr verdienstvoll ist hier die Initiative der Edition Walhall in Magdeburg zu erwähnen. In ihrer Reihe Il Violoncello Concertato präsentiert sie gleich acht der wichtigsten Cellokonzerte Vivaldis (darunter auch das berühmte Doppelkonzert in g-Moll) in kritischer Edition. Die Ausgaben – sechs davon sind bereits greifbar – dürfen als vorbildlich bezeichnet werden und eignen sich sowohl für den Konzert- als auch den Unterrichtsgebrauch. Ein ausführliches Vorwort und ein Kritischer Bericht bieten zu jedem Werk interessante Hinweise. Aus aufführungspraktischen Überlegungen verzichtet Editor Markus Möllenbeck auf Fingersätze und Bogenstriche. Ein grosses Plus sind die kombinierten Solo-/Continuo-Stimmen. Sie können im Unterricht praktisch verwendet oder dank der darin durchgängig gesetzten Bezifferung im Konzert von Generalbass-Spielern verwendet werden.

Es ist zu hoffen, dass diese Reihe fortgesetzt wird.

Image

Antonio Vivaldi, 8 Konzerte für Violoncello (Partitur, Stimmenset, Klavierauszug mit kombinierter Solo-/Continuo-Stimme), hg. von Markus Möllenbeck

www.edition-walhall.de

 

Kulturbotschaft erhält Unterstützung des Ständerates

Die ständerätliche Bildungskommission hat die Detailberatung zur Kulturbotschaft abgeschlossen und unterstützt mehrheitlich den Vorschlag des Bundesrates. Sie schlägt einzig eine Erhöhung von drei Millionen vor zur Unterstützung der Museen, Sammlungen und Netzwerke Dritter.

Vorentscheidung im Bundeshaus, Vorfrühling auf dem Bundesplatz. Foto: Parlamentsdienst

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) möchte trotz der derzeitigen schwierigen Finanzlage den Kulturbereich unterstützen und anerkennt seine Bedeutung für den Zusammenhalt und die Wirtschaft des Landes, schreibt der Bund. Daher hat die Mehrheit entschieden, keine Kürzungsanträge zu unterstützen und dem Vorschlag des Bundesrates zu folgen, der für die Jahre 2016 – 2020 1,12 Milliarden Franken für alle Bereiche, die vom Bundesamt für Kultur, der Stiftung Pro Helvetia und dem Schweizerischen Nationalmuseum abgedeckt werden, vorsieht.

Damit wird im Vergleich zur Förderperiode 2012 – 2015 das jährliche Budget um durchschnittlich 3,4 Prozent erhöht. Eine Minderheit der Kommission beantragt die Rückweisung der Botschaft und möchte, dass der Bundesrat Kürzungsvorschläge von 65,1 Millionen Franken erarbeitet. Die Beratung des Geschäfts im Ständerat ist für die Frühjahrssession 2015 vorgesehen.

Das Festival als Spielwiese

Seit 2010 organisiert die Internetplattform Norient ein jährlich stattfindendes Musikfilm-Festival. Vom 15. bis 18. Januar wurde es zum sechsten Mal durchgeführt.

Foto: norient / syrianmetaliswar.com

Es war die Passion für das Aufspüren neuer Musiktrends, die Thomas Burkhalter vor zwölf Jahren dazu brachte, Norient zu gründen. Das Netzwerk für lokalen und globalen Sound und Medienkultur dient bis heute als Orientierungshilfe für Musikströmungen aus allen Himmelsrichtungen und war auch für die Entstehung des Norient-Musikfilm-Festivals ausschlaggebend: 2008 wurden Burkhalter, von Beruf Musikethnologe, und der Journalist und Medienkünstler Michael Spahr mit ihrem Dokumentarstreifen Buy More Incense ans Internationale Musikfilm-Festival «Muzyka i Swiat» nach Krakau eingeladen. Ihr Beitrag, der sich mit indischen und pakistanischen Secondo-Musikern in London auseinandersetzte, wurde mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. «Der Anlass hat uns beeindruckt», sagt Burkhalter. Und zwar so sehr, dass die beiden beschlossen, es selber mit einem Festival zu versuchen.

Zwei Jahre später wurde in Bern das Norient-Musikfilm-Festival aus der Taufe gehoben. Damals wie heute dauert es drei Tage und geht im Berner Kino Reitschule über die Bühne. Während die erste Ausgabe rund 600 Zuschauer anzog, lag die Zahl beim letzten Mal deutlich über 1400. Womit man in der Bundesstadt an die Grenzen des Machbaren gestossen ist, aber eins ist klar: «Wir wollen am jetzigen Standort bleiben, nicht zuletzt aus atmosphärischen Gründen.» Dennoch gab und gibt es Änderungen: 2013 entschloss sich Michael Spahr dazu, die Co-Leitung abzugeben; aktuell entscheidet Thomas Burkhalter alleine übers Programm – zumindest in letzter Instanz. Und seit diesem Jahr zeigt das von Stadt und Kanton Bern, der Burgergemeinde, dem Migros-Kulturprozent, dem Südkulturfonds und durch Eintritte finanzierte Festival auch erstmals Präsenz in St. Gallen. Damit sich der Aufwand, Gäste und Live-Acts eigens in die Schweiz zu bringen, überhaupt lohne, wie Burkhalter ausführt.

An die 150 Filme habe er für die letzte Ausgabe gesichtet, elf davon fanden Aufnahme ins Programm. «Das Qualitätsgefälle war einmal mehr sehr gross», entsinnt sich der 41-Jährige. Mit anderen Worten: Nur wenige Werke verfügen über das erhoffte künstlerische Potenzial. Auch wenn das Festival unterdessen viele Filme – und das meist als Stream oder Download – zugesandt bekomme, müssten seine Helfer und er sich weiterhin selbst auf die Suche machen, erläutert Burkhalter. «Unser Netzwerk ist dabei eine grosse Hilfe.» Unerlässlich sei zudem das Nachforschen in Blogs, und zur Not recherchiere man selbst via Google – etwa mit Suchbegriffen wie «Hip Hop, Bali und Documentary».

Dass die Qualität der Musikfilme in der jüngeren Vergangenheit insgesamt gestiegen sei, kann Burkhalter nicht bestätigen. «Gleichwohl denke ich, dass das Niveau der von uns gezeigten Filme über die Jahre höher geworden ist.» Die Selektion werde jedenfalls immer strenger. «Und aufwendiger.» Damit ein Film es in die Auswahl schafft, sollte sich ein Regisseur möglichst intensiv mit den porträtierten Musikerinnen und Musikern beschäftigen und auf Plattitüden verzichten. «Und natürlich braucht ein Beitrag eine fesselnde Story oder ein spannendes Format.»

Zu seinen persönlichen Highlights der vergangenen Festival-Ausgabe zählt Burkhalter nebst Human Shields, ein Feature des irischen Radiomachers Bernard Clark über den Gaza-Krieg, auch Syrian Metal Is War, der von syrischen Metal-Musikern und ihrem Umgang mit dem Bürgerkrieg handelt. «Regisseur Monzer Darwish hat den Film unter Gefahren gedreht und lebt inzwischen im algerischen Exil.» Und welche Botschaft möchte das Norient-Musikfilm-Festival seinen Besuchern übermitteln? «Alles, was wir machen, will aufzeigen, dass auch in einer digitalen Welt spannende Filme und Musik kreiert werden», antwortet Burkhalter. Und bringt damit zum Ausdruck, dass es auch künstlerisches Leben abseits des Kommerz gibt.

Bis dato hat erst ein einziger Schweizer Beitrag Aufnahme ins Programm gefunden. Den bislang offerierten Werken habe es mitunter an Brisanz gemangelt. «Zu oft waren es blosse Porträts einheimischer Bands.» Vergleicht Burkhalter die erste Ausgabe des Events mit der jüngsten, dann fällt ihm auf, wie sehr das Festival mit den Formaten spielt. «So unterschiedliche Gefässe wie Radio, audiovisuelle Performances, Live-Shows oder Vorträge sind bei uns nicht nur möglich, sondern explizit erwünscht.» Das Norient-Musikfilm-Festival sei eine Spielwiese, auf der experimentiert werden könne – und solle, sagt Burkhalter. Und lässt die Vorfreude auf die kommende Ausgabe bereits deutlich aufblitzen.

Das 7. Norient Musikfilm Festival findet vom 14. bis 17. Januar 2016 statt.

www.norient.com

 

Schweizer Nominationen für den Echo Jazz 2015

Die Gruppe Hildegard lernt fliegen und ihr Sänger Andreas Schaerer gehören in den Kategorien Ensemble des Jahres international und Sänger/Sängerin des Jahres international zu den Nominierten des deutschen Echo Jazz 2015

Hildegard lernt fliegen und Andreas Schaerer. Foto: Reto Andreoli

Die Combo Hildegard lernt fliegen ist vom Berner Sänger Andreas Schaerer begründet worden und kommt ohne Harmonieinstrument aus. Ihre Kompositionen sind ein Potpourri quer durch die Stile und bewegen sich zwischen komplexer Polymetrik, balladesken Klangkörpern, Kammermusik, Noise Art, Polka und Jazz. 2008 hat das Ensemble den national wichtigen Jazzpeis der Zürcher Kantonalbank gewonnen.

Der Echo Jazz wird von der Deutschen Phono-Akademie, dem «Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie», verliehen, für die «erfolgreichsten und besten Leistungen nationaler und internationaler Musiker». 2013 wurde er in der Hamburger Fischauktionshalle überreicht, 2014 in der Kulturfabrik Kampnagel. Bei unabhängigen Beobachtern steht der Echo Jazz als mutmasslich kommerziell orientierte, wenig aussagekräftige Auszeichnung, die sich die Branche selber verleiht, immer mal wieder in der Kritik.

Der Schweizer ESC-Beitrag ist kein Plagiat

Mélanie Renés Titel «Time To Shine», der Schweizer Beitrag zum European Song Contest von diesem Jahr, ist kein Plagiat. Dies habe ein unabhängiges Gutachten ergeben, das im Auftrag der Künstlerin sowie von SRF und RTS erstellt worden ist, schreibt das Schweizer Fernsehen.

Foto: zvg

Das Gutachten halte fest, schreibt SRF weiter, dass der Song nicht wie behauptet Ähnlichkeiten in Bezug auf Melodie oder Harmonien zum Song «Run The World» von Beyoncé aufweise.

Beauftragt wurde der Musikwissenschaftler und Gutachter Peter Oxendale, der im Lauf seiner Karriere bereits über 3000 Gutachten zu urheberrechtlichen Fragen erstellt hat. Er kommt in seiner Expertise weiter zum Schluss, dass keine originalen Elemente aus dem Song «Run The World» kopiert wurden und es sich bei den beiden Songs um unterschiedliche Musikkompositionen handelt.

Der «Eurovision Song Contest» findet am 19., 21. und 23. Mai 2015 in Wien statt.

Auf den Spuren der Musikalität von Tieren

Musik scheint tief in unserer biologischen Veranlagung verankert zu sein. Diesen Schluss zieht ein internationales Team rund um Marisa Hoeschele vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien auf Basis verschiedener evolutionsbiologischer Studien.

Eine junge Blaumeise muss ihren Gesang erlernen. Foto: Harry Kroppach/pixelio.de,SMPV

In einem Übersichtsartikel im Fachjournal Philosophical Transactions of the Royal Society B gibt sich das Team überzeugt, dass es mithilfe der Verhaltensforschung von Tieren möglich ist, die Fundamente der menschlichen Musikalität zu rekonstruieren. Vergleichend könne etwa untersucht werden, ob Tierarten bestimmte musikalische Merkmale der menschlichen Musikalität teilen.

Genauso wie es Parallelen in der Musik verschiedener Kulturen gibt, finden sich laut der Wiener Forscherin Ähnlichkeiten in den Lauten und der Wahrnehmung zwischen verschiedenen Tierarten. Beispielsweise müssen einige Singvögel als Jungvögel ihre Gesänge erlernen – dies ist in der Tierwelt eine relativ seltene Fähigkeit und Voraussetzung dafür, dass neue Gesänge entstehen können.

Einige Tierarten können sogar, ähnlich wie die Menschen, Musik Komponisten oder Genres zuordnen. Bislang wurde hierzu nur wenig erforscht, aber es scheint, dass es in der Tierwelt nicht nur viele Parallelen zu menschlichen musikalischen Fähigkeiten gibt, sondern auch, dass viele Tierarten Bestandteile der Musik so wahrnehmen wie wir auch, und dass wenigstens einige ähnliche Aspekte wie wir in der Musik geniessen.

Originalartikel:
Hoeschele, M., Merchant, H., Kikuchi, Y., Hattori, Y., ten Cate, C. (2015). Searching for the origins of musicality across species. Philosophical Transactions of the Royal Society B, 370(1664). DOI: 10.1098/rstb.2014.0094
 

Stockhausens Helikopter über dem Wallis

Das Festival für Neue Musik Forum Wallis reiht sich im Mai in die Feierlichkeiten zu 200 Jahre Wallis und 1500 Jahre Leuk ein. Das Arditti Quartet aus London spielt am Pfingstsonntag Stockhausens ebenso berühmtes wie kontroverses Helikopterstreichquartett über den Walliser Alpen.

Schloss Leuk und das Arditti Quartet bei der UA des Helikopterquartetts. Bild: Forum Wallis

Darüber hinaus präsentiert das Festival über 50 weitere zeitgenössische Werke und Komponisten aus 25 Ländern von der klassischen Kammermusikformation über Orchesterkonzerte bis hin zu reiner Elektronischer Musik, für welche eigens ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben worden ist.

Unter den Gastmusikern befinden sich das Egyptian Contemporary Music Ensemble aus Kairo, Spazio Musica Ensemble aus Cagliari, Ensemble d’Arts aus Valencia, welche alle am Forum Wallis zum ersten Mal in der Schweiz spielen. Dazu gesellen sich Steamboat Switzerland mit Michael Wertmüllers Zeitschrei, das Mondrian Ensemble mit einer Hommage an den heuer 80jährigen Walliser Komponisten Pierre Mariétan, sowie international tätige Walliser Formationen.

Am Pfingstmontag findet wieder der IGNM-Tag statt: Er bietet ein Gefäss, damit sich die Schweizer Ortssektionen, aber auch Vertreter der ISCM (Int. Society of Contemporary Music), der ECPNM (European Conference of Promoters of New Music), des Festivalnetzwerkes ZENET sowie Delegierte aus dem Kanton wie von Swissfestivals informell treffen und austauschen können.

Mehr Infos: www.forumwallis.ch

Ein Musikschulgesetz für den Kanton Zürich

Der Regierungsrat hat das Musikschulgesetz verabschiedet und an den Kantonsrat weitergeleitet. Die Musikausbildung im Kanton Zürich soll gesetzlich verankert und die Zusammenarbeit unter den Musikschulen weiter gefördert werden.

Foto: manwalk/pixelio.de

Mit dem Musikschulgesetz soll die musikalische Bildung als integraler Bestandteil der öffentlichen Bildung im Kanton Zürich gesetzlich verankert werden. Mit dem Gesetz soll die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen der Musikbildung gefördert und die Qualität gesichert werden, indem Musikschulen anerkannt und Vorgaben für das Mindestangebot festgelegt werden.

Die Zuständigkeit für die Musikschulen bleibt bei den Gemeinden. Sie haben auch künftig die Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern den Zugang zu einer Musikschule sicherzustellen. Den Gemeinden ist es aber freigestellt, ob sie eigene Musikschulen führen, mit anderen Gemeinden oder mit privaten Anbietern zusammenarbeiten. Unverändert im Vergleich zur heute geltenden Regelung bleibt auch der Anteil der Elternbeiträge, der 50 Prozent der anrechenbaren Betriebskosten der Musikschulen nicht übersteigen darf. Die kantonale Beteiligung an den Kosten soll weiterhin bei 3 Prozent bleiben. Der Gesetzesentwurf geht nun zur Beratung an den Kantonsrat.
 

Aufenthaltsbewilligungen für Musiker in Basel

Der Kanton Basel-Stadt schreibt, in Zusammenarbeit mit dem Justiz- und Sicherheitsdepartement sowie dem Staatssekretariat für Migration seien für 17 Musikerinnen und Musiker aus Drittstaaten der Aufenthalt und das Arbeiten in der Schweiz bewilligt worden. Die Mehrheit profitiere von einer Härtefallregelung.

Foto: U. Herbert / pixelio.de

Das Justiz- und Sicherheitsdepartement habe beim Staatssekretariat für Migration für diejenigen Musikerinnen und Musiker aus Drittstaaten das Gesuch für eine Härtefallregelung gestellt, bei welchen eine Chance auf Bewilligung bestand, schreibt der Kanton weiter.

Das Staatssekretariat für Migration hat 15 Gesuche «nach eingehender Einzelfallprüfung» positiv beurteilt. Zwei Personen erhalten die Bewilligung im Rahmen des Familiennachzugs. Gesamthaft können damit 17 Musikerinnen und Musiker künftig dauerhaft in der Schweiz bleiben und arbeiten.

Im Oktober hatte das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit mitgeteilt, dass es beim Bundesamt für Migration für die betroffenen Musiker eine Härtefallregelung prüfe. Damals hiess es noch, darunter würden 20 der betroffenen 55 Musiker fallen. Für 38 Musiker sind demnach keine Lösungen gefunden worden.

get_footer();