Aufenthaltsbewilligungen für Musiker in Basel

Der Kanton Basel-Stadt schreibt, in Zusammenarbeit mit dem Justiz- und Sicherheitsdepartement sowie dem Staatssekretariat für Migration seien für 17 Musikerinnen und Musiker aus Drittstaaten der Aufenthalt und das Arbeiten in der Schweiz bewilligt worden. Die Mehrheit profitiere von einer Härtefallregelung.

Foto: U. Herbert / pixelio.de

Das Justiz- und Sicherheitsdepartement habe beim Staatssekretariat für Migration für diejenigen Musikerinnen und Musiker aus Drittstaaten das Gesuch für eine Härtefallregelung gestellt, bei welchen eine Chance auf Bewilligung bestand, schreibt der Kanton weiter.

Das Staatssekretariat für Migration hat 15 Gesuche «nach eingehender Einzelfallprüfung» positiv beurteilt. Zwei Personen erhalten die Bewilligung im Rahmen des Familiennachzugs. Gesamthaft können damit 17 Musikerinnen und Musiker künftig dauerhaft in der Schweiz bleiben und arbeiten.

Im Oktober hatte das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit mitgeteilt, dass es beim Bundesamt für Migration für die betroffenen Musiker eine Härtefallregelung prüfe. Damals hiess es noch, darunter würden 20 der betroffenen 55 Musiker fallen. Für 38 Musiker sind demnach keine Lösungen gefunden worden.

Kiefer Hablitzel Stiftung vergibt Musikpreise

Im Rahmen des Musikwettbewerbs der Kiefer Hablitzel Stiftung (KHS), der Ernst von Göhner Stiftung (EGS), des Schweizerischen Tonkünstlervereins (STV) und der Collard-Stiftung sind in der Hochschule der Künste Bern HKB die Preise vergeben worden.

Beatriz Blanco. Foto: José A. Padilla

Vier erste Preisträger erhalten je 15’000 Franken. Es sind dies Beatriz Blanco (Violoncello)
, Horváth Benedek (Klavier)
, Polina Ushakova (Klavier)
 und David Dias da Silva (Klarinette). Einen zweiten Preis (je 10’000 Franken) erhalten haben Agnes Vass (Querflöte)
, Marco Amherd (Orgel)
, Joachim Müller-Crepon (Violoncello)
, Sherniyaz Mussakhan (Geige), Raul Calvo Royo (Trompete)
 und Carlos Tarancon (Fagott). Marco Amherd und Joachim Müller-Crepon haben den Prix Collard erhalten.

Insgesamt wurden zum diesjährigen KHS-Wettbewerb 82 junge Instrumentalistinnen und Instrumentalisten sowie Sängerinnen und Sänger eingeladen. Für die Teilnahme ist das Schweizer Bürgerrecht oder zumindest eine Niederlassungsbewilligung in der Schweiz nötig. Seit 1965 wird zudem ein Berufsdiplom vorausgesetzt. Die Altersgrenzen sind auf 28 Jahre für Musikerinnen und Musiker und auf 30 Jahre für Sängerinnen und Sänger festgesetzt.
 

Berliner Atelier für Winterthurer Kulturschaffende

Zusammen mit den Städten Thun und St. Gallen sowie dem Kanton Bern unterhält Winterthur ein Künstleratelier in Berlin. Vom 1. Februar bis 31. Juli 2016 steht es Kulturschaffenden mit Wohnsitz in Winterthur zur Verfügung.

Berliner Philharmonie (Kammermusiksaal). Foto: Webwebwebber / pixelio.de

Wie das Departement Kulturelles und Dienste der Stadt Winterthur mitteilt, ist mit dem Atelieraufenthalt ein Lebenskostenbeitrag von monatlich 1000 Franken verbunden. Zur Bewerbung eingeladen sind Kunst- und Kulturschaffende aus allen Sparten.

Interessierte richten ihre Bewerbung bis am 15. Mai 2015 an das Departement Kulturelles und Dienste, Bereich Kultur, Kennwort «Atelier Berlin», Stadthaus, 8402 Winterthur. Die Bewerbung soll neben dem Bewerbungsformular einen kurzen Lebenslauf, eine Dokumentation des bisherigen Schaffens sowie Angaben über die beabsichtigten künstlerischen Tätigkeiten in Berlin enthalten. Der Bereich Kultur juriert die eingegangenen Bewerbungen und schlägt dem Stadtrat Kandidatinnen und Kandidaten für die Vergabe des Atelieraufenthaltes vor.

Weitere Auskünfte bei der Stadt Winterthur, Bereich Kultur:
Telefon: 052 267 51 94
E-Mail: kultur@win.ch
Website: http://kultur.winterthur.ch/kulturfoerderung
 

Treffpunkt internationaler Musiktalente

Mehr Konzerte und Gäste denn je, gute Verankerung in der Region, europäische Ausstrahlung: Nach fünf Jahren hat sich das Nachwuchsfestival etabliert.

Yury Revich und die Zagreber Solisten am Eröffnungsabend. Foto: © Festival Next Generation

Was die Gründer 2011 als Wagnis einstuften, schätzen sie heute als wichtigstes europäisches Festival für den musikalischen Nachwuchs ein. Festival-Intendant Drazen Domjanic und Jürg Kesselring, Präsident des Vereins Next Generation – Classic Festival Bad Ragaz sowie Peter P. Tschirky, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Bad Ragazer Grand Resort kombinierten vor fünf Jahren wohl richtig: Sehr junge exzellente Musikerinnen und Musiker interpretieren berühmte, oft virtuose Musikstücke in einem stimmungsvollen Ambiente, das auch ein solventes Publikum anzieht. Das Konzept ging auf, denn heute wird das Festival von zahlreichen Sponsoren und Gönnern unterstützt. Jedes Jahr buchen mehr Gäste während des Festivals einen Aufenthalt im international angesehenen Wellbeing und Medical Health Resort, in dem schöne Musik und der direkte Austausch mit den Stars von morgen auch zur Pflege des Wohlbefindens gehören.

Die Talente aus aller Welt im Alter von 10 bis 28 Jahren treten nicht nur solistisch auf, sie sind in zahlreichen Kammermusikveranstaltungen zu hören und neu auch als Orchester, dem neu gegründeten Kammerorchester der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein.
Dieses Jahr wurden 41 Musikerinnen und Musiker aus 21 Ländern ans Festival eingeladen. Viele von ihnen kommen über die von Domjanic geleitete Internationale Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein, sechs sind Finalisten der Eurovision Young Musicians (Nachwuchswettbewerb der Europäischen Rundfunkunion für Musikerinnen und Musiker im Alter von 15 bis 19 Jahren), einige wurden am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb ausgezeichnet.
Zwischen dem 6. und 13. Februar finden 15 Konzerte statt. Artists in Residence sind der Gitarrist Petrit Çeku aus Kosovo und der russische Geiger Yury Revich. Der Austausch mit der nächsten Publikumsgeneration wird mit speziellen Schülerkonzerten gewährleistet.

Einige Hoffnungsträger von Next Generation haben den Sprung auf die grossen Bühnen bereits geschafft: die Cellisten Luka Šulić und Kian Soltani oder der Geiger Adrien Boisseau.

Das nächste Festival findet vom 12. bis 19. Februar 2016 statt.

Programm und weitere Informationen: www.festivalnextgeneration.com
 

Freiburger Stipendium für Manuel Oberholzer

Auf Vorschlag einer Expertenjury vergibt die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport (EKSD) des Kantons Freiburg das mit einem Betrag von 30’000 Franken dotierte Stipendium 2015/16 für das zeitgenössische Musikschaffen an den Freiburger Künstler Manuel Oberholzer – besser bekannt unter dem Pseudonym Feldermelder.

Manuel Oberholzer aka Feldermelder (Bild: zvg)

Nach der Ausschreibung gingen beim Amt für Kultur 21 Bewerbungen ein. Alle Sparten der zeitgenössischen Musik waren dabei vertreten. Nach drei Beratungsrunden fiel der Entschied der Jury einstimmig auf die Bewerbung von Feldermelder. Mit dem Stipendium will der Elektronikmusiker Manuel Oberholzer sein viertes Soloalbum produzieren, zwei Videoclips erstellen, seine neue Show gestalten und eine europaweite Werbekampagne starten.

Die Expertenjury setzte sich zusammen aus Yvan Pochon, Adjunkt beim Amt für Kultur und Präsident der Jury, René Aeberhard, Kulturmanager und Mitglied der kantonalen Kommission für kulturelle Angelegenheiten, Anya della Croce Programmleiterin im Fri-Son, Gilles Dupuis, Programmleiter des Jazzkellers La Spirale, und Yann Zitouni, Produzent beim Westschweizer Radio.

Das Freiburger Stipendium für das zeitgenössische Musikschaffen wurde 2013 eingeführt; es beträgt höchstens 30 000 Franken und wird alle zwei Jahre von der EKSD vergeben. Das Stipendium 2017/18 wird im Herbst 2016 ausgeschrieben.

 

Ansgar Beste ausgezeichnet

Der Deutsche Ansgar Beste gewinnt den mit 50 000 Schweizer Franken dotierten Kompositionswettbewerb der Stiftung Christoph Delz. Das preisgekrönte Werk «In the steppes of Sápmi» wird im Rahmen des diesjährigen Lucerne Festivals uraufgeführt.

Foto: Beate Heidecke

Wie die Stiftung mitteilt, beendete Ansgar Beste, geboren 1981 in Malmö und wohnhaft in Norwegen, seine Studien (2002-2013) mit Abschlüssen in den Studiengängen Kapellmeister, Komposition, Klavier, Musiktheorie und Kulturmanagement. Seine Kompositionslehrer waren Michael Obst (Weimar), Luca Francesconi (Malmö), Adriana Hölszky (Salzburg), Wolfgang Rihm (Karlsruhe), Hanspeter Kyburz (Berlin) und Beat Furrer (Graz).

2010 gewann er den 1. Preis beim 55. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart, 2011 den ZEITklang-Preis 2011 (Österreich), 2012 den 2. Preis beim Uppsala Kompositionswettbewerb. Aufträge erhielt er 2011 von der IGNM Österreich, 2012 vom Ensemble intercontemporain und 2014 für ein Werk für die Acusticum-Orgel in Piteå (Schweden). Dazu kamen Stipendien von der Königlich-Schwedischen Musikakademie 2008-12, vom Freistaat Bayern, von den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt 2012, vom Land Mecklenburg-Vorpommern sowie Land Niedersachsen 2014. Seine Musik wurde aufgeführt bei Festivals in Skandinavien, Mitteleuropa und Südamerika sowie in New York.

In den Steppen von Sápmi reflektiert die repetitive, steppenartige Landschaft von Sápmi (Lappland), indem sechs Tier-Joiken (d.h. die Tiere der Region imitierende samische Volkslieder) kombiniert werden mit vokaler Präparation, erweiterten Stimmtechniken und Elementen der Vocal Percussion. Das Werk wurde von einer international zusammengesetzten fünfköpfigen Jury (Carola Bauckholt, Dorothea Bossert, Luisa Castellani, Roland Moser und Mark Sattler) unter gut sechzig Einsendungen aus aller Welt ausgewählt.

Der Kompositionswettbewerb der Stiftung Christoph Delz mit Sitz in Basel wurde 2015 zum sechsten Mal durchgeführt; er soll auch in Zukunft alle drei Jahre stattfinden. Damit erfüllt die vom Schweizer Pianisten und Komponisten Christoph Delz (1950–1993) ins Leben gerufene Stiftung ihren Hauptzweck. Der Wettbewerb erfolgt dieses Jahr zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit dem Lucerne Festival. Der Preis ist mit 50 000 Schweizer Franken dotiert. Die Stiftung Christoph Delz unterstützt zudem die Uraufführung des Werks durch das SWR Vokalensemble Stuttgart unter der Leitung von Marcus Creed am 13. September 2015.

Frühere Preisträger waren 2012 Thomas Amann (Österreich), 2006 Hans Thomalla (Deutschland) und Michael Pelzel (Schweiz), 2003 Sam Hayden (Grossbritannien) und 2000 Nora Elsa Ponte (Argentinien).

www.ansgarbeste.com
www.delz.ch
 

Staatsbeiträge ans Theater Basel

Das Theater Basel soll vom Staat für 2015 bis 2019 jährliche Unterstützungsbeiträge von insgesamt 162 Millionen Franken (rund 40,5 Millionen Franken pro Jahr) erhalten. Das bestehende Niveau solle so beibehalten werden, schreibt der Kanton Basel-Stadt.

Theater Basel, Foyer. Foto: Andreas Praefcke/wikimedia commons

Im Ratschlag an den Grossen Rat schlägt der Regierungsrat eine Weiterführung des Staatsbeitrages an das Theater Basel in der Höhe von jährlich 40‘638‘645 Franken für die Spielzeit 2015/2016, von 40‘463‘645 Franken für die Spielzeit 2016/2017 und von je 40‘338‘645 Franken für die Spielzeiten 2017/2018 bis 2018/2019 vor (jeweils gut 30 Millionen Franken Grundstaatsbeitrag, 1‘000‘000 Franken Strukturbeitrag, 2‘600‘000 Franken Übernahme der Arbeitgeberkosten für die Personalvorsorge, 6‘574‘789 Franken Beitrag Orchesterleistungen). Dies ergibt einen Gesamtstaatsbeitrag von 161‘779‘580 Franken. Der Staatsbeitrag bleibt damit auf dem aktuellen finanziellen Niveau.

Die aktuelle Erneuerung des Vertrags fällt zusammen mit dem Amtsantritt des neuen Theaterdirektors Andreas Beck, der im Oktober 2013 gewählt wurde und die Leitung des Theaters offiziell mit Beginn der Spielzeit 2015/2016 übernimmt. Seine inhaltlichen und betrieblichen Vorstellungen seien im Ratschlag skizziert und stünden im Einklang mit den Inhalten des aktuellen Kulturleitbilds Basel-Stadt, schreibt der Kanton weiter.

Nach der verlorenen Abstimmung im Kanton Basel-Landschaft vom Februar 2011 hatte der Grosse Rat einem zusätzlichen Strukturbeitrag an das Theater Basel in der Höhe von 1 Million Franken für die Spielzeit 2011/12 zugestimmt. Für den Rest der laufenden Subventionsperiode wurde die Weiterführung des zusätzlichen Strukturbeitrags beschlossen. Der Regierungsrat ist der Ansicht, dass sich diese Ausgangslage angesichts der gleich bleibenden Beiträge an das Theater Basel nicht geändert hat und beantragt deshalb, den Strukturbeitrag weiterzuführen.

Änderungen in der Walliser Kulturförderung

Die Kürzung der Mittel, die im Budget 2015 für die Kultur zur Verfügung stehen, hat das Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur des Kantons Wallis dazu geführt, neue Richtlinien betreffend die Subventionen zur Kulturförderung zu definieren.

Vor einer Veranstaltung im Arkadenhof des Stockalperpalasts Brig. Foto: Roland Zumbühl, picswiss

Der Kanton behält seine Unterstützung laut einer Medienmitteilung des Kantons dort bei, wo «sein Beitrag als einer der Hauptmäzene wesentlich ist, reduziert sie jedoch dort, wo sie zweitrangig ist». Das hat insbesondere auch Auswirkungen auf die Musikförderung.

Unterstützt werden nur noch «Konzerte mit professionellen Orchestern, die mehrheitlich aus Musikern und/oder Solisten bestehen, die regelmässige, bedeutende und nachhaltige Beziehungen zum Wallis pflegen, und welche die Entwicklung und die Ausstrahlung von Laienformationen auf hohem Niveau fördern». Besondere Aufmerksamkeit gelte dabei «der Professionalität der verschiedenen beteiligten Parteien, einschliesslich der Organisatoren, sowie der Unterstützung durch die Gemeinden und den Honoraren der Musiker».

In den Bühnenkünsten werden die Inszenierung oder die Choreografie von Laienproduktionen durch einen professionellen Regisseur oder Choreografen fortan nicht mehr unterstützt. Um langfristig Unterstützung erhalten zu können, müssen die Ensembles aufzeigen, dass sie fähig sind, «ihre Produktionen in professionellen Kreisen aufzuführen». Die Unterstützung für die Programmgestaltung eines Walliser Profitheaters werde fortan im Rahmen des Jahresbudgets ausgeschrieben.

Der Bereich Kulturförderung, unter der Verantwortung von Axel Roduit, ist neu organisiert worden. Die verschiedenen Sparten sind fortan wie folgt verteilt: Axel Roduit, Kulturberater für Musik (MusikPro, musikalische Bildung), Film, interdisziplinäre Projekte und Künstlerresidenzen; René-Philippe Meyer, ab 1. März 2015, Kulturberater für visuelle Kunst (ArtPro) und darstellende Kunst (TheaterPro); Nicole Grieve, Verantwortliche für Vermittlung, Kulturberaterin für Literatur, Wissenschaft und Kulturgut, Vermittlungsprogramme und die Einrichtung Kulturfunken; Jacques Cordonier, Dienstchef, verantwortlich für den Fonds Kultur und Tourismus in Zusammenarbeit mit der Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung.

Ein Land von Popkopisten

Das Museum für Kommunikation in Bern spielt Reisebegleiter und führt mit seiner Ausstellung «Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz» durch 60 Jahre helvetische Popgeschichte. Man setzt auf Hörerlebnisse und will vor allem eins auslösen: Emotionen.

Wo spielte die Musik Mitte der 1960er-Jahre? Foto: Museum für Kommunikation / Hannes Saxer

Bei der Führung durch Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz rät Popchronist Sam Mumenthaler: «Kopfhörer einstöppseln und zuhören, unbedingt.» Denn die Ausstellung im Museum für Kommunikation in Bern erschliesst sich dem Besucher nicht zuletzt dank umfangreichen Audiodokumenten – die Macher haben nahezu 420 Minuten an Hörmaterial zusammengetragen. An zahlreichen Stationen lässt sich in die Popgeschichte eintauchen. Man kann vergessenen Schweizer Singleperlen wie Honolulu Rock (1960) von den Honolulu Girls oder Be Bop A Lula (1963) von Les Faux Frères aus der Romandie lauschen. Oder den Kommentaren von Radiomoderator François Mürner – Spitzname: FM – folgen, der bei seinen Einspielungen unter anderem darauf besteht, dass der Pop der Neunzigerjahre besonders kreativ gewesen sei.

Hörbar machen
Die auf zwei Räume und über 350 Quadratmeter verteilte Schau wartet nicht zuletzt mit Originalobjekten auf. So begegnet man einem Verstärker von Jimi Hendrix, Hazy Osterwalds Trompete mit Namen «Susy» oder einer blutbeschmutzten Setlist von Züri West. Mumenthaler, bis 1986 Schlagzeuger bei den Berner Mundartrockern, erinnert sich an die Begleitumstände: «Bei einem Konzert in Schaffhausen sprang Sänger Kuno Lauener hoch, stiess an die tiefe Decke, holte sich einen Schwartenriss und musste kurz ins Spital.» Das Ziel der zwei Kuratoren, Kurt Stadelmann und Sam Mumenthaler, war es jedoch nicht, bloss unzählige Memorabilien zusammenzutragen, sondern sie wollten den Pop, Rock und Punk ins Zentrum stellen. Anders als die im vergangenen Jahr vom Basler Museum für Musik präsentierte Sonderschau pop@basel (siehe SMZ 12/2013, S. 26) ist der Blickwinkel in Bern nicht lokal, sondern national – und überaus breit. «Wir wollten keine Ausstellung zu irgendwelchen Stars machen», betont Stadelmann. Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz lebe vielmehr vom Sound und den gezeigten Videoclips. «Wir möchten Emotionen auslösen.»

Die Frage, wie man Musik zeige, habe sich bei den Vorbereitungen als grösste Herausforderung herausgeschält, sagt Mumenthaler. Die technische Lösung, dass ein Besucher seinen Kopfhörer bloss einzustöppseln und nicht erst einen Startknopf zu drücken braucht, war auf dem Markt nicht aufzutreiben. Das Museum für Kommunikation hat es trotzdem hinbekommen.

Vor zwanzig Jahren wäre eine derartige Schau noch nicht machbar gewesen, ist sich Stadelmann sicher. Wohl auch, weil sich die Medien bis weit in die Achtzigerjahre kaum je seriös mit dem Thema Pop auseinandersetzten. Als vor 30 Jahren die Privatradios in der Schweiz entstanden und sowohl DRS3 als auch sein Westschweizer Pendant, Couleur 3, gegründet wurden, kam frischer Wind auf. Dies führte zu einer Professionalisierung der Musikszene – und zwar auf sämtlichen Ebenen. Ein Brief, wie ihn die Honolulu Girls, die erste Girl Group der Schweiz, noch 1960 aufsetzten, wäre 25 Jahre später nicht mehr denkbar gewesen: Die vier Baslerinnen fragten – und das schier untertänig – beim Radiostudio ihrer Heimatstadt an, ob sie denn wohl einmal beim Sender spielen könnten.

Vergessenes hörbar machen

Am 17. und 18. Januar 2015 fand im Basler Hans-Huber-Saal die erste Ausgabe eines neuen Festivals statt, das sich der jüdischen Musik widmet. Im Fokus stand dieses Jahr die «Neue Jüdische Schule».

Doric-Streichquartett mit Chen Halevi, Klarinette. Foto: Liron Erel

«Das Mizmorim-Festival verdankt seinen Namen biblischen Gesängen und Psalmen, den Mizmorim eben, welche die musikalische Form des Gebets und des gedanklichen Austausches im jüdischen Glauben darstellen.» So erklärt es die Website www.mizmorimfestival.com. Eine Gruppe engagierter Musikerinnen und Musiker um den renommierten Klarinettisten Chen Halevi verwirklichte unter tatkräftiger Unterstützung der Israelitischen Gemeinde Basel ein hochstehendes, sympathisches Musikfest mit hörenswerter Musik.

Der Präsident der Israelitischen Gemeinde Basel, Guy Rueff, der zugleich als Finanzchef des Festivals fungiert, wünschte sich in seinem Begrüssungswort, dass Mizmorim in Basel in ein paar Jahren die gleiche Bedeutung für die jüdische Musik haben werde, wie die Swiss Indoors für das Tennis: «Alle haben einmal klein angefangen.» – Diese Aussage passte zum bescheidenen Publikumsaufmarsch, nicht aber zum Gebotenen, das wesentlich mehr Zuhörer verdient hätte.

Die «Neue Jüdische Schule» als Nationalstil
Während sich in der Musik die nationalen Schulen etwa von Russland, Tschechien, Spanien oder Norwegen ungehindert entwickeln und im kulturellen Bewusstsein verankern konnten, wurde die Entwicklung der jüdischen Schule nach nur drei Dekaden erst durch den Stalinismus und dann durch den Nationalsozialismus gewaltsam beendet. 1908 begannen jüdische Komponisten – in der Folge des neu erwachten Nationalgedankens, der sich am ersten Zionistenkongress 1897 in Basel verdichtete – sich für die Quellen ihrer Musik zu interessieren. Das Zentrum der jüdisch-nationalen Bewegung in der Musik wurde Russland. In St. Petersburg wurde die «Gesellschaft für Jüdische Volksmusik» gegründet. Zu Beginn lag das Interesse beim Sammeln, Bearbeiten und Herausgeben von jüdischer Folklore. Hunderte von Konzerten im In- und Ausland, Lesungen und ethnologische Expeditionen wurden organisiert. Viele Komponisten erhielten eine Plattform zur Präsentation ihrer Werke. In der ersten Phase spielten unter anderen die Komponisten Joseph Achron, Michail Gnesin, Alexander und Grigori Krejn sowie Alexander Weprik eine wichtige Rolle. Ende der Zwanzigerjahre wurde der Sitz der Gesellschaft nach Moskau verlegt. Zunehmend von kommunistischem Gedankengut durchdrungen musste sie Ende 1929 ihre Tätigkeit in Russland ganz einstellen.

Inzwischen hatten sich aber Aktivitäten in ganz Europa und auch in der Schweiz ausgebreitet. Wien wurde das neue Zentrum. Die wichtigsten Komponisten waren hier Israel Brandmann, Joachim Stutschewsky und Juliusz Wolfsohn. 1938 war es schliesslich der Nationalsozialismus, der ein Weiterbestehen der Gruppierungen vereitelte. Stutschewsky floh in die Schweiz und organisierte am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zusammen mit seinem befreundeten Musikerkollegen Alexander Schaichet in Zürich und Basel Konzerte mit jüdischer Musik. Die beiden mussten als russische Juden bereits 1914 ein erstes Mal in die Schweiz fliehen. Während sich der Geiger Schaichet in Zürich etablierte, ging Stutschewsky 1924 nach Wien. Schon bei diesem ersten Aufenthalt hatten die beiden etliche Konzerte durchgeführt.

Nominationen für den Swiss Jazz Award 2015

Radio Swiss Jazz und Jazz Ascona haben die fünf Formationen benannt, die für den Swiss Jazz Award 2015 nominiert sind. Das Publikum kann online abstimmen, welche drei Bands ins Finale kommen.

David Elias, Myria Poffet und Michel Poffet. Foto: Miriam Elias/Swiss Jazz Award

Neben Etablierten der Schweizer Szene wie dem Zürcher Schlagzeuger Charly Antolini oder den Meistern des klassischen Jazz Beat Baumli und Jürg Morgenthaler finden sich unter den Nominierten Vertreter einer neuen Generation, die Berner Sängerin Myria Poffet, die mit ihrem Trio brillant Jazzstandards feiert, und der 25-jährige Thurgauer Raphael Jost, der sich als Sänger, Pianist und Songwriter zwischen Swing, Pop und Hip-Hop bewegt. Nominiert ist überdies die Luzerner Band Piri Piri, die sich dem Gipsy Swing verschrieben hat, einer Musikrichtung, die heute auch in der Schweiz viel gehört wird.

Mitglieder der Fachjury sind Sai Nobel, Musikredaktorin Radio Swiss Jazz, Andrea Engi, Präsident des Jazz Club Chur und Mitglied von Swiss Jazzorama, Mirko Vaiz, Migros-Kulturprozent-Jazz, Stewy von Wattenwyl, Leiter der Swiss Jazz School Bern und Gewinner des Swiss Jazz Award 2014, Beat Blaser, Musikredaktor Radio SRF 2 Kultur/Jazz, Bandleader und Musiker Pepe Lienhard, Markus Hauser vom Jazzfestival St. Moritz und Jazz-Ascona-Direktor Nicolas Gilliet.

Der Swiss Jazz Award wird seit 2007 von Radio Swiss Jazz und Jazz Ascona mit Unterstützung vom Migros-Kulturprozent verliehen. Die letztjährigen Gewinner: Nicole Herzog und Stewy von Wattenwyl (2014), Chris Conz Trio (2013), Christine Jaccard & Dave Ruosch (2012), Alexia Gardner (2011) sowie die Dani Felber Big Band (2010). Einen Swiss Jazz Lifetime Achievement Award für das Lebenswerk erhielten Hazy Osterwald (2009) und Pepe Lienhard (2006).

Der Preis wird im Rahmen des Sommerfestivals Jazz Ascona am Abschlussabend, Sonntag, 28. Juni 2015, verliehen. Die Onlineabstimmung läuft bis 12. April 2015 auf www.swissjazzaward.ch.

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