Spoerri gewinnt Plagiatsstreit gegen Jay Z

Der US-Rapper Jay-Z hat sich für seinen Song «Versus» beim Stück «On the way» des Schweizer Jazzers Bruno Spoerri bedient. Dafür wird er den Basler Saxophonisten nun entschädigen.

Bruno Spoerri (links) und Jaz-Z. Fotos: Niklaus Spoerri und chickswithguns/flickr

Spoerri hatte das Plagiat zunächst der Suisa gemeldet, welche die Rechte Schweizer Musiker vertritt. Diese blockierte Auszahlungen­ und informierte andere Gesellschaften über die Auseinandersetzung. Weil Jay Z und sein Produzent Timbaland die Klage zunächst ignorierten, ging Spoerri damit vor einem Jahr an die Öffentlichkeit.

Die Amerikaner boten in der Folge zunächst einen Vergleich und laut dem Online-Portal Watson 25’000 Dollar Entschädigung an. Zu wenig für Spoerri. Nachdem letzterer  amerikanische Anwälte einschaltete, lenkte Jay Z, der schon einmal einen vergleichbaren Prozess verloren hatte, ein.

Nach der nun unterzeichneten Vereinbarung erhält Spoerri die Hälfte der Urheberschaft am Stück. Wie Spoerri der Basler Tageswoche gegenüber erklärt hat, habe der Prozess auch indirekt Folgen für ihn gehabt. Er habe eine ganze Reihe an Engagements gekriegt, von Festivals in Genf, Brüssel oder Hamburg. Der indirekte Gewinn sei daher grösser als der direkte.
 

Berner Graduate School of the Arts definitiv eingeführt

In Bern ist es nun definitiv möglich, an der gemeinsamen Graduate School of the Arts der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern zu promovieren. Nach einer Pilotphase wird das 2011 begonnene Modell definitiv weitergeführt.

26 Doktorierende aus Design, Tanz, Konservierung oder Musik sind laut der Universität Bern derzeit am Berner Promotionsprogramm eingeschrieben. 16 davon sind Studierende oder Mitarbeitende der HKB, zehn stammen von verschiedenen Universitäten – von Bern über Zürich bis Harvard in den USA.

Für Fachhochschul-Absolventen erfolgt der Zugang zum dreijährigen Promotionsprogramm durch einen vorgelagerten speziellen Masterstudiengang an der Universität. Diese einjährige Ausbildung ermöglicht es, die formalen Erfordernisse zu erfüllen und Defizite im wissenschaftlich-methodischen Bereich wettzumachen.

Die GSA soll sowohl der Forschung wie auch der Kunst neue Impulse geben sowie neue Perspektiven und Forschungsfelder eröffnen. «Anfangs gab es Vorurteile gegen die GSA – von beiden Seiten», erläutert Beate Hochholdinger-Reiterer, Professorin für Theaterwissenschaft an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Bern und stellvertretende Leiterin der GSA. Inzwischen sei die Skepsis verflogen.

Auch der Schweizerische Nationalfonds SNF und die Kommission für Technik und Innovation KTI sind inzwischen auf das Hybridmodell aufmerksam geworden: Die GSA hat dort bereits Drittmittel von vier Millionen Franken eingeworben.

Neue Leitung des Luzerner Theaters nimmt Konturen an

Benedikt von Peter, der neue Intendant des Luzerner Theaters, hat erste Personalentscheide getroffen. Sie betreffen Tanz, Musiktheater und Stellvertretung.

Benedikt von Peter. Foto: Ingo Höhn

Kathleen McNurney bleibt Künstlerische Leiterin der Kompanie «Tanz Luzerner Theater». Brigitte Heusinger, zur Zeit Operndirektorin am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken, wird gemeinsam mit Benedikt von Peter die Sparte Musiktheater leiten und ihm als Stellvertretende Intendantin in künstlerischen Angelegenheiten zur Seite stehen.

Kathleen McNurney leitet die Kompanie «Tanz Luzerner Theater» seit Beginn der Spielzeit 2009/10 und kann damit ihre Aufbauarbeit fortsetzen. Sie habe bislang sowohl renommierte Choreografen als auch aufstrebende Talente ans Luzerner Theater geholt und dem Publikum eine Vielzahl zeitgenössischer Tanzsprachen gezeigt, so die Medienmitteilung des Theaters.

Die Hamburgerin Brigitte Heusinger war 2006 bis 2012 Operndramaturgin am Theater Basel. Dort hat sie unter anderem mit Christoph Marthaler, Hans Neuenfels und Philipp Stölzl zusammengearbeitet. Seit 2012 ist sie Operndirektorin am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken.

Pacific Quartet Vienna ausgezeichnet

Eszter Major und Sarah Weilenmann bilden zusammen mit Yuta Takase und Chin-Ting Huang das Pacific Quartet Vienna. Anfangs März erspielten sie sich zusammen mit dem Abel Quartet den ersten Preis in der Kategorie Streichquartett.

Foto: © Julia Wesely

Der 6. Internationale Joseph Haydn Kammermusik Wettbewerb fand vom 28. Februar bis 4. März statt. Insgesamt traten nach einer Vorauswahl sieben Streichtrios und sechs Streichquartette aus aller Welt zum Wettbewerb an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien an. In der Kategorie Streichquartett wurden das Pacific Quartet Vienna und das Abel Quartet je mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Zusätzlich hat das Pacific Quartet Vienna weitere Preise gewonnen und zwar jenen für die beste Interpretation einer Komposition von Joseph Haydn und den Publikumspreis in der Kategorie Streichquartett.

Das Pacific Quartet Vienna wurde im November 2006 gegründet. Neben seiner Konzerttätigkeit pflegt es den Kulturaustausch zwischen zwischen Japan und Österreich, respektive der Schweiz. Hier wird es beispielsweise am 27. März um 19.30 Uhr im Lavatersaal in Zürich zu hören sein oder am 3. Juni im Rahmen der Dachkammer-Konzerte in der Geigenbauschule Brienz.
 

Glarner Kulturpreis 2015 geht an Robert Jenny

Der Glarner Kulturpreis 2015 wird dem Kulturförderer Robert Jenny zugesprochen. Jenny amtete zwischen 1995 bis 2011 auch als Präsident des Vereins Musikwoche Braunwald.

Foto: zvg

1996 gründete Jenny laut der Mitteilung des Kantons Glarus die Stiftung Gartenflügel zur Förderung (inter-) kultureller Anliegen. Mit der Stiftung verleihe er dem kulturellen Leben im Glarnerland entscheidende Impulse, er unterstütze den kulturellen Austausch und fördere überdies Projekte in Nepal, einem Land, dem er besonders verbunden sei. Herzstück und Aushängeschild der Stiftung ist die Galerie Gartenflügel auf dem Fabrikareal der Familie in Ziegelbrücke.

Der mit 20‘000 Franken dotierte Glarner Kulturpreis wird alle zwei Jahre verliehen. Letzter Kulturpreisträger war der Schauspieler Herbert Leiser aus Obstalden.

Die Musikwoche Braunwald findet seit 1936 einmal jährlich statt. Zu Beginn der auf Initiative von Nelly Schmid und Antoine-Elisée Cherbuliez gegründeten Veranstaltung standen Vorträge im Mittelpunkt. Nationale und internationale Künstler spielten die von den Referenten zur Demonstration ihrer Ausführungen gewünschten Beispiele.

Ein Novum ist die von Robert Jenny eingeführte Exkursion, genannt Schulausflug, hinunter ins Tal der Linth. Die Teilnehmenden erkunden die Umgebung, und es ergeben sich Konzertmöglichkeiten an völlig ungewohnten Orten.

Der Energieverbrauch von Opern- und Theaterhäusern

Eine interdisziplinäre Forschergruppe mehrere Fakultäten der Fachhochschule Köln will rund ein Dutzend repräsentative Theaterhäuser Deutschlands auf ihren Energieverbrauch hin genau prüfen.

Wärmebild: Hugues Crepin, wikimedia commons

In Deutschland gibt es rund 150 Theaterspielstätten. Diese wurden grösstenteils zwischen 1820 und 1970 erbaut oder wiederaufgebaut. Entsprechend gross ist der Sanierungs- und energetische Optimierungsbedarf. Bislang gibt es für Theaterspielstätten kein Benchmarking, das den Häusern eine Positionierung im Bereich Energie und die Identifizierung von besonders energieintensiven Bereichen erlaubt.

Diese Lücke schliesst das Forschungsprojekt «Energetische Querschnittserhebung deutscher Theaterspielstätten und Monitoring des Opern- und Schauspielhauses mit Schwerpunkt Komfortuntersuchungen» der Fachhochschule Köln, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird.

Für die Querschnittsanalyse werden zunächst Daten zu Wirtschaftlichkeit, Nutzerzufriedenheit und Verbrauchsdaten wie Strom, Wärme, Kühlung, Luftförderung, Beleuchtung und Wasser erhoben. Zudem sind Zuschauerbefragungen geplant sowie Kurzzeitmessungen mit Mess-Dummies – Kunstfiguren mit integrierten Messsystemen für Luftqualität und -strömungen, Feuchtigkeit und Temperatur.

Nachwuchs gesucht

Immer weniger Musikschülerinnen und -schüler wollen Klarinette spielen lernen. Der Schweizer Blasmusikverband will mit dem Jahr der Klarinette dem Instrument zu neuem Schwung verhelfen.

Günter Havlena / pixelio.de

In der Februar-Ausgabe von unisono, dem Organ des Schweizer Blasmusikverbandes (SBV) stellt Tobias Kühn fest, dass Blasmusikformationen zunehmend Mühe hätten, ihre Klarinettenregister zu besetzen. Zwei Gründe seien vermutlich dafür hauptverantwortlich: In der Popmusik spiele die Klarinette keine Hauptrolle. Zudem sei die Klarinette ein Masseninstrument: Es brauche viele Klarinettistinnen und Klarinettisten, bis das Register ausgewogen tönt.

Mit dem Jahr der Klarinette stellt der SBV nun das Instrument ganz in den Mittelpunkt und koordiniert auf seiner Website Konzerte, die die Klarinette speziell hervorheben. So hat bislang beispielsweise die Stadtmusik Huttwil an ihren Jahreskonzerten das Stück Divertimento Criminale für acht Klarinetten und Blasorchester von Urs Heri uraufgeführt.
Neben vielen weiteren Konzerten findet am 14. Mai ein besonderes statt: Das Jugendblasorchester Luzern hat in Zusammenarbeit mit der Swiss Clarinet Society und der Musikschule der Stadt Luzern Klarinettistinnen und Klarinettisten aus der ganzen Schweiz auf die KKL-Bühne in Luzern eingeladen.
Weitere Konzerte
können jederzeit zur Aufschaltung gemeldet werden. Wer als SBV-Verein seinen Anlass bis am 31. Mai bekannt macht, nimmt automatisch an einem Wettbewerb um das originellste Klarinettenprojekt teil.

Seit Kurzem ist der Klarinettenbus unterwegs, der mit verschiedensten Instrumenten der Klarinettenfamilie sowie Dokumentations- und Werbematerial ausgerüstet ist. Gegen einen Unkostenbeitrag von 100 Franken kann der Bus inklusive Fahrer für Konzerte, Volks- und Musikschulveranstaltungen gemietet werden.

Mit Flashmobs soll «voll krass» nicht nur öffentlicher Boden klarinettenmässig erobert werden, sondern auch die Sozialen Medien. Wer bis Mitte November das Video seines Klarinettenflashmobs auf Youtube stellt, nimmt an einem Wettbewerb teil.

Schliesslich hat der SBV eine Literaturliste aufgeschaltet und drei Auftragskompositionen vergeben an Franco Cesarini, Christoph Walter und Mario Bürki. Diese Werke sollen im Verlauf des Klarinettenjahres uraufgeführt werden.
 

Besser Deutschlernen mit Hilfe von Musik

Das Projekt «Spring» (Sprechen und Singen), eine Kooperation des Musiklehrstuhls der Universität Regensburg und einer Grundschule der bayerischen Stadt, vermittelt Sprachkenntnisse mit Hilfe der Musik.

Foto: Dieter Schütz / pixelio.de,SMPV

In einer Übergangsklasse der Von-der-Tann-Schule in Regensburg machen sich Kinder mit Hilfe der Musik mit der ihnen fremden Sprache Deutsch vertraut. Dabei hilft ihnen das natürliche Gefühl für Ton und Takt. Die Kinder begreifen laut der Klassenlehrerin Eva Nagel grammatische Strukturen über den Gesang. In der Klasse finden sich 19 Kinder aus 14 Ländern. Sie kommen aus allen sozialen Schichten. Kinder von ausländischen Professoren, die in Regensburg arbeiten, sitzen neben Flüchtlingskindern aus Kriegsgebieten.

Der gezielte Einsatz von Musik helfe, Hemmungen in der Sprachanwendung abzubauen und sprachliche Muster unverkrampft zu trainieren, erklärt der Musikpädagogik-Professor Magnus Gaul. Musik in Verbindung mit Mimik und Gestik eröffne den Zugang zu einer neuen Sprache. Hinzu komme die Leidenschaft, die Kinder und Lehrer in den Übergangsklassen zeigten. Er ist laut der deutschen Neuen Musikzeitung so sehr von der Kooperation überzeugt, dass im April einige seiner Studenten den Unterricht in der Übergangsklasse begleiten werden.

Magnus Gauls Arbeitsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der empirischen musikpädagogischen Forschung. Sein besonderes Interesse gilt dem musikalischen Leben und Erleben von Kindern und Jugendlichen, ihrer musikbezogenen Identität sowie der Integration aller Kinder in den Unterricht allgemeinbildender Schulen. Darüber hinaus widmet er sich unterschiedlichen Musikvermittlungsprojekten unter Einbeziehung professioneller Musiker.
 

Eggert, Galaverna und Yang unterrichten an der HKB

Ab dem Herbstsemester 2015 unterrichten an der Hochschule der Künste Bern (HKB) neu der Cellist David Eggert, der Fagottist Daniele Galaverna und die Geigerin Tianwa Yang.

Tianwa Yang. Foto: Friedrun Reinhold

Der 1985 in Kanada geborene Cellist David Eggert studierte in Boston, Montreal, Salzburg und Basel, unter anderem bei bei Tanya Prochazka, Laurence Lesser, Matt Haimovitz, Clemens Hagen und Rainer Schmidt. Er tritt die Nachfolge von Louise Hopkins an.

Der italienische Fagottist, Dirigent und Komponist Daniele Galaverna übernimmt die Lehre von Lyndon Watts. Er studierte am Konservatorium Parma und an der Musikhochschule Stuttgart, wo er sein Solistendiplom mit höchster Auszeichnung abschloss. Von 1994 bis 2004 war er Solo-Fagottist beim Orchestra della Svizzera Italiana in Lugano. Seit 2005 ist er Solo-Fagottist beim Musikkollegium Winterthur.

Die gebürtige Chinesin Tianwa Yang spielte mit dreizehn Jahren als weltweit jüngste Interpretin Paganinis 24 Capriccen ein und galt in ihrer Heimat als «Stolz Chinas». Als Sechzehnjährige kam sie 2003 mit einem DAAD-Sonderstipendium nach Deutschland. 2014 gewann sie den Echo Klassik als Nachwuchskünstlerin 2014 und den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Seit 2012 ist sie Dozentin an der Musikakademie Kassel. In Bern tritt sie die Nachfolge von Barbara Doll an.

Das Leben auf der anderen Seite

Das Brandenburgische Staatsorchester brachte die Neufassung von Alfred Felders «Delaram» für Bariton und Orchester zur Uraufführung. Ein Werk, das auf Verinnerlichung zielt.

Applaus nach der Uraufführung: Alfred Felder (li) Bariton Robert Koller (re). Foto: © hb

Der Titel Delaram ist persisch und setzt sich aus «del» für Herz und «aram» für Ruhe zusammen. Alfred Felder (*1950 in Luzern) hat sich wiederholt mit Texten des persisch-islamischen Mystikers Jelaluddin Rumi beschäftigt – vom Oratorium âtesh, dem Violinkonzert open secret bis zum Werk für Bariton, Chor und Orchester Khamush, das 2012 in der Tonhalle Zürich zur Uraufführung kam. Um eine Neufassung, die das Werk vom Oratorischen ins Sinfonische überführt, handelt es sich bei Delaram, das im Auftrag des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt entstand. Auf den Chor verzichtet das neue Werk, geblieben ist der Text, seine Vertonung und Vergegenwärtigung durch die Solostimme und die Intention des Ganzen als eines Requiems ohne Dies irae und ohne den Tod als Schreckensvision.

Das Wort «Vergegenwärtigung» ist mit Bedacht gewählt und problematisch zugleich. «Schau mich an! Ich bin dein Gefährte im Grab!» So beginnt – in der Übersetzung des Komponisten – Rumis Ghasel 491. Die Baritonstimme lässt den Anruf des Gottes klangvoll ertönen und sein Gruss «salam» wird vom Orchester volltönig strahlend unterstrichen. Robert Koller, der Bariton der Uraufführung am Freitag, 13. Februar 2015, füllt mit seiner markig warmen Stimme diesen grossen Gestus bewundernswert aus. Und wenn der Solist gar den «Liebesrausch» im Grab beschwört und die Musik rauschhaft zu kreisen beginnt, scheint er als Figur auf dem Podium von einer fast opernhaften Lebendigkeit.

Fast: denn eigentlich ist alles ganz anders. Nicht erst mit der Mahnung «Such mich nicht in menschlicher Gestalt!» besitzt Felders Musik bei aller Farbigkeit, allen heftigen Ausbrüchen und ihrer rhythmischen Energie ein eigenes spezifische Gewicht: Entmaterialisiert, mystisch klingt diese Stimme. Obwohl sehr präsent und umgeben vom sinnlichem Orchesterklang, ist es – wie schafft der Komponist das bloss? – eine Stimme von der anderen Seite. Dazu hat Koller die weit gespannten, berührenden stimmlichen Möglichkeiten: die ruhig gehaltenen tiefen, geheimnisvollen Töne, das ätherische Falsett zu «Oh seltsame Nacht!».

Aber auch das instrumentale Geschehen ist von einem «Wissen» durchdrungen, das im blossen Text nur Behauptung wäre. Was wäre der Vers «Nie warst du getrennt von mir!» ohne das Fagott-Solo? Die orchestralen Mittel, die Felder zur Verfügung stehen, sind denkbar vielfältig. Lyrisch monologisierende Soli und sphärische Klänge gehören dazu ebenso wie mächtige Klangballungen, komplexe Rhythmik ebenso wie Passagen des sich auflösenden Zusammenhalts. Für das «ruhige Herz», das sich am Ende als Quintessenz aus dem im Ghasel verhandelten Erlebnis einstellt, war der Dirigent Zsolt Hamar mit seiner ruhigen Kompetenz, der klaren, die Musiker gewissermassen einladenden Gestik offensichtlich der richtige Mann.

Dass das Brandenburgische Staatsorchester ein Klangkörper von eigenständiger Ausdruckskraft ist, zeigte sich auch in den beiden Werken, die die Uraufführung einrahmten. Das Programm stand unter dem Motto «Musik und Transzendenz». Die Sinfonia sacra des polnischen Komponisten Andrzej Panufnik (1914–1991) zu Beginn des Konzerts passte selbstredend zu diesem Thema, aber auch das Werk des Russen Alexander Skrjabin. Dessen 2. Sinfonie stand schon in Bezug zu seiner Idee eines kunstreligiösen Gesamtkunstwerks, eines «Mysteriums», das in sieben aufeinanderfolgenden Tagen im Himalaya aufgeführt werden sollte und dem er zutraute, dass es die Menschheit verwandeln würde. Spannende Bezüge und Kontraste ergaben sich damit aber nicht nur thematisch, sondern auch in den rein musikalischen Sachverhalten, und dem klugen Konzept folgte die Realisation, die unter Hamars energievoller und auch enthusiastischer Leitung mit dem Finale der Skrjabin-Sinfonie bildlich gesprochen in den Himalaya führte.

Mehr von Herbert Büttiker zu Felders Werken auf: www.roccosound.ch
 

Fürrer folgt im Kanton Zug auf Bucher

Der Zuger Regierungsrat hat Lukas Fürrer zum Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur des Kantons ernannt. Er folgt auf Christoph Bucher, der Ende Juli 2015 in Frühpension gehen wird.

Bild: zvg

Der heute 42-jährige Fürrer studierte Publizistik, europäische Ethnologie sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte und verfügt laut der Medienmitteilung des Kantons über zehn Jahre Berufserfahrung als Primarlehrer und sechs Jahre Verwaltungserfahrung auf Stufe Bund, wovon drei Jahre als Stellvertreter des Schweizer Verteidigungsattachés auf der Schweizer Botschaft in Washington D. C.

Der gebürtige Zuger ist seit 2012 beim Kanton Zug angestellt und arbeitete zunächst als stellvertretender Leiter des Amts für Mittelschulen und Pädagogische Hochschule. Seit März 2014 bekleidet er die Funktion des stellvertretenden Generalsekretärs der Direktion für Bildung und Kultur. Das neue Amt übernimmt er per 1. August 2015.

Berner Oberländer Kulturlandschaft im Umbruch

Die Berner Erziehungsdirektion hat Listen der gemeinsam getragenen 17 Kulturinstitutionen im Berner Oberland in Konsultation geschickt. Sie sollen ab 2017 vom Kanton, den Gemeinden der Verwaltungskreisen finanziert werden.

Blick vom Schloss Thun auf das Berner Oberland. Foto: chensiyuan, wikimedia commons

Ab 2017 werden im Kanton Bern die Kulturinstitutionen von regionaler Bedeutung gemeinsam von der Standortgemeinde, dem Kanton und allen Gemeinden der jeweiligen Region finanziert. Im Berner Oberland soll dieses neue Finanzierungsmodell nach den vier bestehenden Verwaltungskreisen Interlaken-Oberhasli (Regionalkonferenz Oberland-Ost), Thun, Frutigen-Niedersimmental und Obersimmental-Saanen organisiert werden.

Folgende Institutionen werden in den vier Verwaltungskreisen zur gemeinsamen Finanzierung vorgeschlagen:

  • Region Oberland-Ost: Kunsthaus Interlaken, Interlaken Classics, Musikfestwochen Meiringen, Stiftung Holzbildhauerei Brienz (mit Holzbildhauer-Symposium)
  • Region Thun: Museumsschloss Thun, Kunstmuseum Thun, Stadtbibliothek Thun, Kunstgesellschaft Thun, Schlosskonzerte Thun, Museum im Schloss Oberhofen
  • Region Frutigen-Niedersimmental: Bibliothek Spiez, Schlossmuseum Spiez, Swiss Chamber Music Festival Adelboden, Agensteinhaus Erlenbach
  • Region Obersimmental-Saanen: Menuhin-Festival Gstaad, Sommets Musicaux Gstaad, Jazz Tage Lenk

Die Liste dieser Institutionen muss nach der Konsultation vom Regierungsrat genehmigt werden. Anschliessend wird mit jeder Institution ein Leistungsvertrag ausgehandelt, dem neben der Institution auch die künftigen Finanzierungspartner zustimmen müssen. Diese drei Partner sind die jeweilige Standortgemeinde, die Regionalkonferenz Oberland-Ost beziehungsweise die noch zu bildenden Gemeindeverbände für die drei übrigen Regionen sowie der Kanton Bern.

Der Kanton Bern wird sich ab dem 1. Januar 2017 mit 40 Prozent an den Betriebsbeiträgen dieser Institutionen beteiligen. Die restlichen 60 Prozent teilen sich die Standortgemeinden sowie sämtliche Gemeinden der jeweiligen Region nach einem auszuhandelnden Verteilschlüssel.
 

Aarau überdenkt seine Kulturförderung

Der Aarauer Stadtrat hat von der umfangreichen Umsetzplanung des Kulturkonzepts für die Jahre 2015 bis 2018 Kenntnis genommen und sechs Massnahmen für das Jahr 2015 gutgeheissen, unter anderem eine Überprüfung der Richtlinien zur Kulturförderung.

Alte Reithalle in Aarau. Foto: Stadt Aarau

Laut der offiziellen Mitteilung der Stadt ist für das laufende Jahr die Einsetzung eines externen Projektbeauftragten zur Evaluation des Projektes Oxer sowie die Ausarbeitung eines Betriebskonzeptes für das künftige Theaterhaus vorgesehen. Die Sommerbespielung der Alten Reithalle zwischen April und September wird fortgesetzt.

Für den kantonalen Leuchtturm  KiFF sollen Abklärungen zu einem neuen Standort begonnen werden. Die Pflege der Kulturhäuser mit kantonaler Bedeutung soll über eine engere Zusammenarbeit und verbesserte Infrastrukturleistungen erreicht werden. Für alle Kulturinstitutionen soll die Vermittlungsarbeit optimiert werden.

Die Kulturkommission hat in diesem Jahr den Auftrag, die Richtlinien zur Kulturförderung im Sinne des Kulturkonzepts zu überprüfen und zu überarbeiten. Die Bildung von Schwerpunkten, eine Stärkung von Festivalprojekten und Vereinfachung von Bewilligungsverfahren sind Themen, die in diesem Rahmen näher beleuchtet werden sollen.

Der Bedarf an Produktions- und Veranstaltungs-, Atelier- und Lagerräumen ist in Aarau ungebrochen, schreibt die Stadt weiter. Diesem Bedürfnis soll mit einem entsprechenden Tool begegnet werden, das die zugänglichen (vorerst städtischen) Räume umfasst und einfach reservieren lässt. Die Konzeption und Umsetzung soll in diesem Jahr erfolgen. Zudem sollen Strukturen und Abläufe im Kulturbereich optimiert werden.

 

Bach-Archiv erwirbt Dokument zu Bachs letzter Amtshandlung

Das Bach-Archiv Leipzig hat beim Now Yorker Auktionshaus Swann’s ein lange verschollen geglaubtes Dokument zu Bachs letzter Amtshandlung erworben – die Quittung einer Auszahlung aus dem «Legatum Lobwasserianum», die zuletzt 1908 bei einer Versteigerung des Leipziger Auktionshauses C. G. Boerner zu sehen war.

Quittung Legatum Lobwasserianum, Leipzig, Juli 1750 © Sammlung Bach-Archiv Leipzig,SMPV

Das Dokument gibt heute als einziges Auskunft über den Zustand Bachs nach der Augenoperation durch den englischen Okulisten John Taylor im April 1750. Der Quittungszettel ist Zeugnis der letzten nachweislichen Amtshandlung des Thomaskantors. Bach beauftragt Anfang Juli 1750 seinen jüngsten Sohn, den knapp 15jährigen Johann Christian, die jährlich anfallende Auszahlung aus dem «Legatum Lobwasserianum» in Empfang zu nehmen und zu quittieren. Noch im selben Monat verstirbt der Komponist.

Das «Legatum Lobwasserianum» geht auf eine Stiftung der frommen Leipziger Juristenwitwe Maria Lobwasser († 28. 4. 1610) in Höhe von 1000 Gulden zurück. Die jährlich anfallenden Zinserträge dieses Kapitals von 50 Gulden waren zur Unterstützung der Kirchen- und Schuldiener zu St. Thomas bestimmt, wobei dem Kantor, dem Konrektor und dem Tertius der Thomasschule jeweils 2 Gulden zustanden. Dies entspricht etwa der Grössenordnung des durchschnittlichen Wochenlohns eines Organisten der Bach-Zeit. Die Auszahlung erfolgte auf Wunsch der Verstorbenen am Tag Mariae Verkündigung, dem 2. Juli.

Im Dezember 2014 tauchte die untere Hälfte des Blattes (mit der Quittung von 1750) auf einer Auktion der Firma Swann’s in New York auf. Der Dokumentation war zu entnehmen, dass sich zumindest dieses Fragment vormals im Besitz der berühmten Cembalistin Wanda Landowska (1879–1959) befunden hatte. Die Quittung wird während des Bachfestes Leipzig, das vom 12. bis 21. Juni 2015 stattfindet, in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig erstmals öffentlich gezeigt.

Wiener Musikinstrumentensammlung bedroht

Der Sammlung alter Musikinstrumente in der Hofburg droht das Aus. Mit einer Online-Petition wird für den Erhalt der international bedeutenden Ausstellung gekämpft.

Foto: Andreas Praefcke / Wikimedia Commons

Die Verfasser der Petition schreiben, die Ausstellung, die jährlich von rund 80 000 Personen besucht wird, solle weitgehend aus den Räumlichkeiten der Bel Étage der Neuen Burg verschwinden, um dem zukünftigen Haus der Geschichte Platz zu machen. Die Sammlung alter Musikinstrumente (SAM) sei eine der bedeutendsten europäischen Sammlung historischer Musikinstrumente und unverzichtbarer Teil der Dokumentation österreichischer Musikgeschichte.

Die Petition verlangt unter anderem:

«Die Sammlung alter Musikinstrumente muss in ihrem derzeitigen Umfang uneingeschränkt an ihrem aktuellen Standort erhalten bleiben.

Die Destruktion der tadellos funktionierenden Ausstellung ist pure Geldverschwendung, die im Sinne aller SteuerzahlerInnen zu unterlassen ist.

Die langjährige Schliessung, die der SAM nach der Räumung der jetzigen Ausstellungssäle droht, weil kein Budget für die Neueinrichtung in Aussicht ist, muss vermieden werden.»

Link zu weiteren Details und zur Unterzeichnung der Petition: Website

get_footer();