Stadttheater Biel muss renoviert werden

Eine umfassende Zustandsanalyse des Bieler Stadttheaters hat laut einer Mitteilung der Stadt aufgezeigt, dass der Spielbetrieb für die Saison 2016/17 wegen mangelnder Personensicherheit möglicherweise nicht mehr aufrechterhalten werden kann.

Foto: Roland Zumbuehl/wikimedia commons

Für die dringenden Unterhaltsarbeiten hat der Gemeinderat – vorbehätlich der Zustimmung durch den Stadtrat am 21. April 2016 – einen Verpflichtungskredit von 2,425 Millionen Franken genehmigt, damit wie geplant vor dem Sommer 2017 mit den notwendigen Arbeiten begonnen werden kann.

Das Stadttheater Biel wurde laut der Stadtbehörden seit dem Jahr 1979 nicht mehr umfassend renoviert. Es wurde weder gestalterisch noch technisch den heutigen Anforderungen angepasst. Aufgrund der latenten Gefährdungen und Dringlichkeit wurden im Sommer und Herbst 2014 bloss ein kleiner Teil der Sofortmassnahmen bezüglich Brandschutz und Personensicherheit zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes 2014/2015 umgesetzt.

Auch Bühnen- und Haustechnik sind stark veraltet, und mindestens ein Teil der elektrischen Installationen muss  ersetzt werden, damit der Betrieb in den nächsten Jahren noch aufrechterhalten werden kann.

Als öffentlich zugängliches Gebäude soll das Stadttheater Biel überdies den aktuellen Normen betreffend Hindernisfreiheit angepasst werden. Neben kleineren Anpassungen im Eingangsbereich und im Invaliden-WC, müssen im Zuschauerbereich zusätzliche Rollstuhlplätze geschaffen werden. Der Orchestergraben muss auch einen hindernisfreien Zugang erhalten, was mittels einer Rampe gelöst werden kann.

 

Firnis beeinflusst Klang von Geigen

Firnisse schützen Kunstwerke und Holzinstrumente vor Schäden durch Umwelteinflüsse. Wie der Firnis den Klang von Geigen beeinflusst, wurde bis vor Kurzem aber kaum erforscht. Jetzt haben Empa-Forschende diesen Zusammenhang untersucht und ihre ersten Resultate veröffentlicht.

Bild: Empa

Marjan Gilani von der Empa-Abteilung «Angewandte Holzforschung» und weitere Mitarbeitende, darunter die Geigebauerin Johanna Pflaum, untersuchten zwanzig Holzproben auf ihr Klangverhalten und bestrichen sie mit ausgewählten Firnissen. Stets fünf der zwanzig Holzzuschnitte pro Probentyp bekamen den gleichen Firnis aufgetragen und wurden elf Stunden mittels UV-Licht getrocknet und ausgehärtet.

In Längsproben erhöhten die Firnisse die Klangdämmung des Kern- und des Jungholzes und senkte deren Steifheit im Vergleich zum Rohzustand. Das kann wünschenswert sein: Je elastischer das Holz einer Geige ist, desto wärmer und weicher klingen die hohen Töne. Jedoch geht mit dieser Veränderung ein Verlust an Klarheit und Schärfe der Geigenklänge einher. Anders verhielt es sich bei Querproben. Für diese stiegen sowohl die Klangdämmung als auch die Steifheit. Ebenso erhöhten sich die Werte für die Klangausbreitung.

Allgemein kristallisierte sich ein Zusammenhang zwischen der Firniskomposition, der Mikrostruktur der Holz-Firnis-Verbunde, deren mechanischen Eigenschaften und ihres Klangverhaltens heraus. Diese Befunde wollen Gilani und ihre Forschungsgruppe in weiteren Studien verfeinern. Dazu wird ab April 2016 ein weiterer Wissenschaftler zum Forschungsteam stossen.

Zu Vergleichswecken analysierte die Empa-Gruppe auch zwei antike Violinen (aus Cremona und Sachsen) im Zentrum für Röntgenanalytik. Die Geige aus Sachsen zeigte feinste Risse im Firnis sowie Einschläge auf der Oberfläche und litt an Holzwurmbefall. Im Vergleich zu dieser Geige wies die Violine aus Cremona eine höhere Dichte des Holz-Firnis-Verbundes auf. Mit der Dichte steigen auch die Steifheit und die Werte der Klangausbreitung – die Cremoner Geige wird daher klarere Töne hervorgebracht haben als die Geige aus Sachsen.

Mehr Infos: www.empa.ch/web/s604/varnish-and-violins

St. Gallen will Klanghaus-Entscheid prüfen

Am 1. März 2016 ist der Bau des Klanghauses Toggenburg in der Schlussabstimmung des St.Galler Kantonsparlamentes gescheitert. Die Regierung will das Projekt weiterverfolgen und die Gründe für das Scheitern der Vorlage prüfen.

Aussensimulation des geplanten Klanghauses. Bild: nightnurse images, Zürich

Mit 56 Ja-Stimmen und 43 Nein-Stimmen hat das Klanghaus Toggenburg in der Schlussabstimmung das qualifizierte Mehr von 61 Stimmen nicht erreicht. Damit kann das Projekt dem St.Galler Stimmvolk vorerst nicht zur Abstimmung vorgelegt werden. Die Regierung bedauert laut der Medienmitteilung des Kantons den Entscheid. Sie «sieht darin eine verpasste Chance für das Toggenburg und den ganzen Kanton St.Gallen». 

In einem ersten Schritt sollen nun die Gründe für das Scheitern der Bauvorlage in der Schlussabstimmung erfasst und gewichtet werden. Das Baudepartement und das Departement des Innern werden zusammen mit der Gemeinde Wildhaus-Alt St.Johann, der Klangwelt Toggenburg und weiteren Interessierten die Kritikpunkte analysieren. Die Regierung möchte bis nach den Sommerferien die jetzt entstandene Ausgangslage neu beurteilen, allfällige Abklärungen vornehmen und dann entscheiden, ob und in welcher Form das Projekt wieder aufgenommen werden kann.
 

Erste «Basel Composition Competition»

In Zusammenarbeit mit der Paul Sacher Stiftung wird 2017 erstmals die «Basel Composition Competition» durchgeführt. Der internationale Kompositionswettbewerb steht unter der Leitung des Jurypräsidenten Wolfgang Rihm.

Wolfgang Rihm. Foto: ©Universal Edition/Eric Marinitsch

Die erste «Basel Composition Competition» findet vom 16. bis 19. Februar 2017 statt. In einem Auswahlverfahren werden zehn Kompositionen nominiert, die im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs vom Sinfonieorchester Basel und vom Kammerorchester Basel aufgeführt werden. Die drei besten Kompositionen werden ausgezeichnet und erhalten Preisgelder über insgesamt 100’000 Franken.

Der Wettbewerb richtet sich an Komponistinnen und Komponisten jeden Alters aus der ganzen Welt, die neue Werke komponieren und nach Basel zur Uraufführung bringen. Im Rahmen von drei Wettbewerbskonzerten und einem Abschlusskonzert, die zwischen dem 16. und 19. Februar 2017 stattfinden, werden drei Werke ausgezeichnet.

Mehr Infos: www.baselcompetition.com

 

Jean-Pierre Pralong Direktor von Kultur Wallis

Die Generalversammlung von Kultur Wallis hat den Sittener Umweltwissenschaftler und Projektmanager Jean-Pierre Pralong per April dieses Jahres zum neuen Direktor gewählt.

Foto:© Niels Ackermann

Kultur Wallis fördert das Walliser Kulturschaffen innerhalb und ausserhalb des Kantons und setzt sich für die Anerkennung der künstlerischen Tätigkeit ein. Dem Verein sind von der Vereinigung der Walliser Städte und der Dienststelle für Kultur Kulturaufgaben des Kantons übertragen worden, unter anderem die  Promotion, die Information und  die Förderung künstlerischer Produktionen.

Der 39-Jährige Pralong stammt aus Sitten und hat nebst einem Phil. I-Abschluss und einem Doktortitel für Geo- und Umweltwissenschaften auch ein Diplom in Projektmanagement. Seine berufliche Erfahrung sammelte er sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor.

 

Kammerer Orköster in Burghausen ausgezeichnet

Das bläserlastige Kammerer Orköster um den Trompeter Richard Köster, einem Studenten der Hochschule der Künste Bern (HKB), hat beim Nachwuchswettbewerb der 47. Internationalen Jazzwochen Burghausen den ersten Preis geholt.

Richard Köster vor dem Burghauser Mautnerschloss und Jazzkeller. Foto: IG Jazz e.V. Burghausen

Richard Köster stammt aus dem oberbayerischen Burghausen und ist Jazz-Student an der HKB. Die Band setzt sich zusammen aus Richard Köster (tp, flh), Benjamin Daxbacher (as), Alois Eberl (tb), Christian Zöchbauer (tb), Beate Wiesinger (b) und Jakob Kammerer (dm). Die beiden Bandleader Köster und Kammerer gaben der Band ihren Namen. Kennengelernt haben sich die sechs jungen Musiker beim Musikstudium in Wien.

Die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e.V. schreibt den Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis in Zusammenarbeit mit der Stadt Burghausen jährlich aus. Der Preis dient der aktiven Nachwuchsförderung im Jazz. Zugelassen sind alle Stile des Jazz. Die Teilnahme ist auf das Höchstalter von 30 Jahren beschränkt.

 

Filmmusikpreis der Suisa-Stiftung

Mit dem Filmmusikpreis der Fondation Suisa wird die Wichtigkeit der musikalischen Arbeiten im Film hervorgehoben. Kandidaturen für den diesjährigen Preis in der Kategorie Spielfilm können bis am 13. Mai 2016 eingereicht werden.

Bild aus «Darkstar» von Belinda Sallin mit der 2015 prämierten Filmmusik von Peter Scherer

2016 wird der mit 25’000 Franken dotierte Preis in der Kategorie Spielfilm vergeben. Zugelassen sind Originalkompositionen zu Spielfilmen ab einer Gesamtdauer von 60 Minuten, veröffentlicht entweder 2015 oder 2016. Kandidaturen können bis am Freitag, 13. Mai 2016, eingereicht werden.

Die Musikförderstiftung der Suisa vergibt den Preis seit mehr als 15 Jahren und unterstreicht damit die Wichtigkeit von musikalischen Arbeiten in der siebten Kunst. Auf der Liste der bisherigen Preisträger finden sich die Namen von renommierten Schweizer Filmmusikkomponisten wie Alex Kirschner (Preisträger im Jahr 2000), Balz Bachmann (2003 und 2006), Niki Reiser (2001 und 2011), die Geschwister Baldenweg (2010) und Marcel Vaid (2009). Die letztjährige Auszeichnung, erstmals vergeben in der Kategorie Dokumentarfilm, wurde an Peter Scherer verliehen, der den Preis nach 2007 zum zweiten Mal erhielt.

Mehr Informationen zur Ausschreibung und das Reglement des Filmmusikpreises der Fondation Suisa gibt es unter: www.fondation-suisa.ch/filmmusikpreis
 

Markus Flury überraschend gestorben

Wie der Schweizer Musikrat mitteilt, erlag Markus Flury am 7. März überraschend schnell seinem langjährigen Leiden.

zVg/SMR

Gemäss der offiziellen Mitteilung von Irène Philipp Ziebold und Stefano Kunz, Vizepräsidentin und Geschäftsführer des Schweizer Musikrats (SMR), verliere der SMR durch den Tod Markus Flurys «eine Persönlichkeit, die sich seit vielen Jahren zuerst als Vorstandsmitglied und seit 2011 als Präsident mit grossem Engagement für die Anliegen der Musik in der Schweiz eingesetzt hat. Entsprechend wird er dem Musikrat und der musikalischen Schweiz fehlen.»

Eine Würdigung seines Wirkens erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Die offizielle Trauerfeier findet am Dienstag, 15. März 2016, um 14 Uhr in der Röm.-Kath. Kirche Hägendorf statt. Der Schweizer Musikrat lädt die musikalische Schweiz ein, Markus Flury bei dieser Gelegenheit nochmals die Ehre zu erweisen. Die Urnenbeisetzung erfolgt im engsten Familienkreis.

Schumanns erstes Klaviertrio in Dresden

Die Sächsische Landesbibliothek in Dresden hat bei einem amerikanischen Antiquariat die bisher in Privatbesitz befindlichen Skizzen zu Robert Schumanns erstem Klaviertrio op. 63 erworben und macht sie öffentlich zugänglich. Das Trio gilt als Schlüsselwerk seiner Gattung.

Bild: Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Die Skizzen verblieben bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Besitz von Schumanns ältester Tochter Marie. 1911 wurden sie bei C. G. Boerner in Leipzig zum Verkauf angeboten und gelangten in die Schumann-Sammlung des Zwickauer Oberbergrats und Schumann-Liebhabers Alfred Wiede. Von dort wurden sie zwar zumindest anlässlich des Schumannfestes 1922, bei dem das Werk auch gespielt wurde, noch einmal ausgestellt. Danach aber verschwanden sie im privaten Tresor.

Nun kehren Schumanns Skizzen an ihren Ursprungsort zurück und werden allen Interessierten zugänglich gemacht. An der SLUB Dresden ergänzen sie einen zwar kleinen, aber für Schumanns Dresdner Zeit typischen Bestand an Autographen und Handschriften.
 

Österreich regelt Rechteverwertungen neu

Die österreichschen Kulturverbände begrüssen grundsätzlich die Neufassung eines Verwertungsgesellschaftengesetzes. Skepsis wecken die geplanten umfangreichen Berichtspflichten und deren potentielle Folgekosten.

Foto: blogplus/flickr commons

In dem Gesetz vorgesehene Berichtspflichten gegenüber anderen Verwertungsgesellschaften und der Öffentlichkeit führen laut den Verbänden «zu einem extrem erhöhten Verwaltungsaufwand ohne zusätzlichen Informationswert», der zu Lasten der Urheber gehe, da er ihnen von ihren Einnahmen abgezogen werde. Die Verbände rechnen mit rund einer Million Euro zusätzlichen Ausgaben für die Umstellung, bei deutlich steigenden laufenden Kosten.

Befremdet zeigen sich die Verbände, darunter die Musikergilde, der Komponistenbund und der Musikrat Österreichs, über die «zum wiederholten Mal geübte Praxis, die Betroffenen im Vorfeld nicht in die Überlegungen, die dem Gesetzesentwurf vorausgegangen sind, einzubeziehen».

Die Gesetzesnovelle beabsichtigt die Umsetzung der europäischen Richtlinie 2014/26/EU über die kollektive Wahrnehmung von Urheber- und verwandten Schutzrechten und die Vergabe von Mehrgebietslizenzen für Rechte an Musikwerken für die Online-Nutzung im Binnenmarkt, die national bis um 10. April 2016 umgesetzt werden muss.

Mehr Infos:: kulturrat.at/agenda/brennpunkte/20160302
 

Tod des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt

Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt ist am Samstag im Kreis seiner Familie friedlich entschlafen. Seine Karriere als Erneuerer der Interpretationskunst hatte er mit einer Monteverdi-Renaissance am Opernhaus Zürich begonnen.

Foto: © Werner Kmetitsch

In Berlin geboren, verbrachte der österreichische Dirigent seine Kindheit und Jugend in Graz. Nach der Ausbildung an der Wiener Musikakademie wird er 1952 Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ein Jahr später gründet er gemeinsam mit seiner Frau Alice den Concentus Musicus Wien, um seiner immer intensiveren Arbeit mit Originalinstrumenten und der musikalischen Aufführungspraxis von Renaissance- und Barockmusik ein Forum zu geben.

1971 realisierte er am Opernhaus Zürich mit dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle einen Zyklus von Monteverdis Musiktheaterwerken, der zu einem Markstein des historisch informierten Musizierens wurde. Dem schloss sich, ebenso exemplarisch und richtungweisend, am selben Haus und mit Ponnelle als Partner ein Zyklus von Mozart-Opern an.

Sein Wirken beschränkte sich allerdings nicht auf Barock und Klassik. 2009 realisierte Harnoncourt etwa auch eine Porgy-and-Bess-Produktion, und 2011 dirigierte er in Graz Smetanas «Verkaufte Braut». Im Jahr 2013 brach er überdies eine Lanze für Jacques Offenbach. Im Dezember 2015 teilte er seinem Publikum in einem handgeschriebenen offenen Brief mit, dass er sich ab sofort von der Bühne zurückziehen werde.

Foto: © Werner Kmetitsch, www.styriarte.com 

Winterthur verärgert über Musikschulgesetz-Aus

Den Entscheid der Kommission für Bildung und Kultur (KBIK) des Kantons Zürich, erst gar nicht auf die Debatte zu einem neuen Musikschulgesetz einzutreten, kann der Winterthurer Stadtrat nicht nachvollziehen. Er übt scharfe Kritik.

Winterthurer Stadtrat (s. unten). Bild: Peter Schönenberger

Falls der Kantonsrat dem Kommissionsantrag folge, entziehe er sich seiner Verantwortung, kantonsweit klare Rahmenbedingungen für die musikalische Bildung festzulegen, schreibt der Winterthurer Stadtradt. Er missachte auch den verfassungsmässigen Auftrag für die Jugendmusikförderung gemäss Art. 67a Bundesverfassung.

Obschon er die beantragte Beitragshöhe an den Betrieb von Musikschulen als zu gering erachtet hat, steht der Stadtrat hinter dem Musikschulgesetz als Rechtsgrundlage. Die aktuell gültige Musikschulverordnung des Regierungsrates genüge diesen Anforderungen nicht.

Mit einem Nichteintreten auf die Vorlage entzieht sich der Kantonsrat laut dem Stadtrat von Winterthur seiner Verantwortung als Legislative. Wie der Regierungsrat, ist auch der Stadtrat überzeugt, dass es eine kantonale gesetzliche Regelung für den Musikschulunterricht braucht; einerseits als Basis für künftige politische Entscheide, anderseits als Finanzierungsgrundlage von Musikschulangeboten für auswärtige Kinder sowie um den Musikschulen eine gewisse Planungssicherheit zu ermöglichen.

Im Weiteren enthält das Gesetz den verfassungsmässigen Auftrag, die musikalische Bildung allen zugänglich zu machen und einheitliche Regelungen zu treffen, Musikbegabte zu fördern. Der Stadtrat würde es daher sehr begrüssen, wenn die Mehrheit des Kantonsrats auf die Gesetzesvorlage eintritt, die Details diskutiert und im Rahmen der Ratsdebatte einen Beschluss fasst.

Nach über zehnjähriger Diskussion und trotz einhelliger Zustimmung in der Vernehmlassung, dass es eine gesetzliche Grundlage für die musikalische Bildung im Allgemeinen und für die Förderung von Begabten im Besonderen braucht, hat sich die vorberatende Kommission des Zürcher Kantonsrat entschlossen, nicht auf den regierungsrätlichen Gesetzesentwurf einzutreten.
 

von links: Josef Lisibach, Nicolas Galladé, Yvonne Beutler, Stefan Fritschi, Michael Künzle, Barbara Günthard-Maier, Matthias Gfeller, Ansgar Simon

Kein Musikschulgesetz für Zürich

Die Kommission für Bildung und Kultur des Zürcher Kantonsratses beantragt dem Kantonsrat mit 8 zu 7 Stimmen, auf ein geplantes Musikschulgesetz gar nicht erst einzutreten.

Rathaus in Zürich. Foto: Roland zh

Aus Sicht der Kommissionsmehrheit ist das Musikschulgesetz laut der Medienmitteilung des Rates unnötig. Die bestehenden Musikschulen böten ein kantonsweit umfassendes und qualitativ gutes Angebot. Der Bundesverfassungsauftrag, wonach allen Kindern und Jugendlichen der Zugang zu musikalischer Bildung ermöglicht werden solle, werde im Kanton Zürich erfüllt.

Die Bundesvorgabe nach sozialverträglichen Elternbeiträgen gilt auch ohne eine kantonale gesetzliche Grundlage, schreibt der Rat weiter. Die Kommission stellt sich auf den Standpunkt, dass die Zusammenarbeit unter den Gemeinden funktioniert und die Beiträge des Kantons an die Betriebskosten der Musikschulen auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben sollen. Insgesamt bestehe deshalb kein gesetzgeberischer Handlungsbedarf.

Die Kommissionsminderheit unterstützt das neue Musikschulgesetz, weil es aus ihrer Sicht einen Mehrwert bringt. So erhalten regional und überregional geführte Musikschulen eine gesetzliche Basis. Mit Verweis auf den Verfassungsauftrag sieht es die Kommissionsminderheit als geboten, die Organisation, die Anerkennungskriterien und die Finanzierung der Musikschulen gesetzlich zu regeln. Wegen der gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Organisation und Qualität betrachtet sie eine höhere finanzielle Beteiligung des Kantons an den Betriebskosten der Musikschulen als gerechtfertigt. Damit könne das neue Musikschulgesetz einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der musikalischen Bildung beitragen.

Die FDP verlangt ein grundsätzliches Umdenken und fordert ein Gutscheinsystem im Sinne einer Subjektfinanzierung anstelle der heutigen Objektfinanzierung. Die Eltern würden den gewünschten Musikunterricht für ihr Kind aus dem öffentlichen und privaten Angebot auswählen und so einen Wettbewerb schaffen, der sich an der tatsächlichen Nachfrage orientieren würde. Aus diesem Grund wird die FDP Rückweisung beantragen, falls der Kantonsrat entgegen dem Kommissionsantrag eintreten sollte.

Ja zum Toggenburger Klanghaus bedeutet Aus

Der St. Galler Kantonsrat leistet sich eine irritierende kulturpolitische Skurrilität: Er sagt Ja zum Klanghaus Toggenburg, beerdigt das Projekt aber trotzdem.

Innenraumsimulation des geplanten Klanghauses. Bild: nightnurse images, Zürich

Wie der Kanton schreibt, erreichte der Beschluss über den Bau des Klanghauses Toggenburg in den Schlussabstimmungen mit 56 Ja- zu 43 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen zwar eine Zustimmung. Es fehlte wegen zu hoher Abwesenheitsquote der Ratsmitglieder allerdings die erforderliche qualifizierte Mehrheit von 61 Stimmen. Das Projekt kommt deshalb nicht einmal mehr vors Volk.

Die IG Klanghaus ist laut einer ersten Stellungnahme auf ihrer Webseite «schockiert und überrascht über das Scheitern des Klanghauses in dieser Phase». Bitter erscheine vor allem, dass nach einer deutlichen Zustimmung in der ersten und zweiten Lesung bei der Schlussabstimmung 15 Kantonsratsmitglieder abwesend waren.

Im Klang taumelnd

«Dynamik im Fluss» heisst das Motto eines Konzerts, das auf das Oloid, einem von Paul Schatz entwickelten organischen Körper, anspielt. Das Konzert wird am 6. März in Untersiggenthal und am 2. Mai in Biel wiederholt.

Abrollendes Bronze-Oloid auf blauem Pigment. Foto: Paul-Schatz-Stiftung, Pressemappe 2013

Wer kennt schon Paul Schatz? Er war sowohl Künstler, Wissenschaftler wie Erfinder. Geboren wurde Schatz 1898 in Konstanz am Bodensee. 1927 zog er ins schweizerische Dornach, wo er unter anderem ein sogenanntes Oloid entwickelte – einen organischen Körper, der schön anzuschauen ist und sogar Zwecke erfüllt: Als Schiffsantrieb kann das Oloid dienen wie auch als Vorrichtung, die Flüssigkeiten umwälzt. Nicht gewaltsam wie eine schnell drehende Schraube, sondern ganz sachte, eben organisch.

Das klingt eher nach steinerscher Anthroposophie und Mechanik als nach Musik. Die Brücke zu Schatz und seinem Oloid schlägt das Ensemble Neue Horizonte Bern mit dem Konzertmotto: «Dynamik im Fluss» heisst es und auf dem Programmzettel folgt die nähere Erklärung: «Sämtliche Kompositionen beschäftigen sich mit den Themenkomplexen Fluss-Wasser-Hafen, aber auch Strömung-Schleuse-Handelsumschlagplatz-Schwäne-Rhein, Donau, Moldau und weiteres Nahe oder Entlegene.» Mit unverkennbarem Seitenblick zum Tschechen Bedřich Smetana nannte die Pianistin des Ensembles, Erika Radermacher, ihr für Quintett und Tonband 1984 entstandenes Stück Die Moldau. Urs Peter Schneider komponierte 2003 Element Wasser für Fagott und Begleitung, dazu kommt Schöne blaue Donau in Form eines Tonbandstücks der polnischen Komponistin Joanna Bruzdowicz und Le Rhin Allemand, das Roland Moser als Ensemblemitglied für Klavier schrieb.
 

Stärken und Schwächen

Das Ensemble Neue Horizonte Bern ist schon seit den späten 1960er-Jahren bekannt für komponierte Programme. Auch im Binnenschifffahrtsmuseum Duisburg schaffen sie «im Fluss» etwas Bündiges. Stücke von Ensemblemitgliedern sind dabei und Kompositionen von konzeptuell orientierten englischen Komponisten. Meist bruchlos, attacca, gehen die Stücke ineinander über. Sehr verschiedene sind es, manch Skurriles ist darunter, auch Stärkeres und Schwächeres. Verborgen bleibt der Reiz einer Schleusenerklärung, die Erika Radermacher den etwa 30 Besuchern im Grundschullehrer-Duktus nahebringt. Auch so manche Umsetzung von Textpartituren, das heisst, wortreicher musikalischer Handlungsanweisungen, schmeckt schal…, strahlt wenig Vitalität aus. Überzeugender sind die strengen und sehr dicht komponierten Werke des Ensembleleiters Urs Peter Schneider. Nur an der Oberfläche verspielt ist Element Wasser, dessen Ton der Fagottist Marc Kilchenmann perfekt trifft. Auch Schneiders Klavierstück Weisse Dunkelheit überzeugt – trotz Wiedergabe auf einem E-Piano, das schlicht kunstfremd klingt.
Es wäre verfehlt, ein Konzert des Ensembles Neue Horizonte Bern zu bewerten nur nach der Qualität einzelner Stücke. Besser wäre, man liesse sich treiben vom Geschehen, entdeckte hier oder da eine kleine Geschichte, liesse sich ein auf Fragen und Rätsel, die manch radikales Werk oder der Konzertfluss insgesamt offenbaren. Doch das Eintauchen gelingt in Duisburg nicht. Es liegt nicht an der Musik und den Musikern, aber an den Begleitumständen. Ein – zumal billiges – E-Piano ist eine Zumutung für Pianisten wie Zuhörer. Dazu kommt ein Raum, der für akustische Experimente und als Ausstellungsraum geeignet sein mag, nicht aber für Konzerte. Enorm entfaltet sich der Hall im Gewölbe. Insbesondere für den sachlich-objektiven Ansatz des Ensembles ist es mehr als nur kontraproduktiv, wenn ein Staccato zum Legato wird, wenn sich manche Frequenzen so überlagern, dass einem blümerant wird.
 

Klangliches Eigenleben

Das Stück Swell Piece, vom Engländer James Tenney im Jahr 1967 für Melodicas geschrieben, entfaltet unter diesen Bedingungen besondere Eigendynamik. Stechend überlagern sich die Obertöne, schrill schallt es im Kopf. Der «taumelnden Bewegung des Oloids» sollte sich das variable Konzertprogramm anpassen, das das Ensemble auf seiner Tournee in je verschiedener Reihenfolge der Stücke gab. Was in Duisburg blieb, war ein im Klang taumelnder Zuhörer – und die schlichte Einsicht, dass Musik nicht jeden Raum verträgt. Unter hoffentlich besseren Bedingungen ist «Dynamik im Fluss» erneut zu hören: am Sonntag, den 6. März, in Untersiggenthal (Garnhaus am Wasserschloss) und in Biel am Montag, 2. Mai, im Atelier Pia Maria.  

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