Tod des Komponisten Einojuhani Rautavaara

Der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara ist im Alter von 88 Jahren in Helsinki verstorben. Der Sinfoniker, der dank einer Zuwendung von Jan Sibelius in New York studieren konnte, war auch Schüler von Wladimir Vogel in Ascona.

Einojuhani Rautavaara in den 1950er-Jahren (Foto gemeinfrei)

Rautavaara galt laut seinem Verleger Boosey & Hawkes als führender finnischer Komponist seiner Generation. Er verband in seinem Spätstil moderne Elemente mit einem romantischen Mystizismus, schrieb eine Reihe von Orchesterwerken, die von metaphysischen und religiösen Themen angeregt sind und erlangte grosse Popularität mit den Einspielungen seiner Werke beim Label Ondine, darunter als Bestseller seine Symphonie Nr.7 (Angel of Light).

In seinen Opern behandelte Rautavaara zumeist Aspekte künstlerischen Schaffens und der Historie, so in «Vincent» (1986/87), «Aleksis Kivi» (1995/96) und «Rasputin» (2001-03). Darüberhinaus schreib er weltweit vielaufgeführte Chorwerke, beispielsweise «Vigilia» (1971/72, rev. 1996) und  komponierte er im Auftrag führender Orchester dies- und jenseits des Atlantik.

Zu Einojuhani Rautavaaras erfolgreichsten Werken gehören: «Cantus arcticus» (1972) Konzert für Vögel und Orchester, «Book of Visions» (2004) für Orchester und die
«Manhattan Trilogy» (2004) für Orchester.
 

Italien-Romantik im Wettstreit mit der Moderne

Im Wolkensteinsaal des Konstanzer Kulturzentrums am Münster erklang am 18. Juni 2016 das KlaVierHändeKonzert des Thurgauer Komponisten Frédéric Bolli zusammen mit der Italienischen Sinfonie Felix Mendelssohns. Die Uraufführung des neuen Werks hatte am 12. Juni in Nürnberg stattgefunden.

Katja und Ines Lunkenheimer bei der Aufführung am 18. Juni in Konstanz. Foto: zvg

Unter Leitung von Florian Grieshammer konzertierte das Collegium musicum Nürnberg, verstärkt durch Mitglieder der Südwestdeutschen Philharmonie. Solistinnen im Klavierkonzert waren Katja und Ines Lunkenheimer. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die alte, wohl vertraute Sinfonie Mendelssohns fügte sich stimmig zur zeitgenössischen Musik Bollis. Oder: Zeitgenössisches und Altbewährtes können sich sehr wohl ergänzen.

Dennoch war es hilfreich, dass der Komponist ein paar einführende Worte anbrachte. Fréderic Bolli sprach über seine Komposition auf unterhaltsame Weise und liess so die aufmerksamen Zuhörer an den Rafinessen des KlaVierHändeKonzerts teilhaben. Originell ist bereits der Titel: ein Sprachspiel, das den üblichen Terminus technicus «Konzert für Klavier zu vier Händen und Orchester» auf eine knappe Formel bringt. Zwar knüpft Bolli durchaus in Form und Satzfolge an die Tradition des klassischen und romantischen Klavierkonzerts an. Das Werk hat drei Sätze. Im ersten Satz verwendet Bolli als Grundschema gar die klassische Sonatensatzform. Allzu leicht könnte man ihm daher vorwerfen, konventionell zu schreiben. Das Moderne und Zeitgenössische zeigt sich bei ihm aber im Detail. Ferner in der differenzierten Einbeziehung von Klangfarben und der besonderen Instrumentation.

«Capriccio» ist der Eröffnungssatz betitelt. Er beginnt mit einem raschen Lauf für die Pianistinnen. Es geht rhythmisch prägnant zu im Kopfthema. Der Seitengedanke ist eher lyrisch. Einige Themen und Motive sind bewusst einfach gehalten, somit können diese selbst auf der Pauke angespielt werden. Den Kopfsatz prägt aber auch ein lyrisch träumerischer Mittelteil in langsamerem Tempo. In den schnellen Teilen werden Klangballungen, Cluster, regelrechte Tontrauben, eingebaut. Virtuoses und sehr räumliches Spiel entfaltet sich auf den Tasten von den tiefsten bis in die höchsten Register. Katja und Ines Lunkenheimer setzten ihren Part gekonnt um. Themen und Motive werden zwischen Klavier und Orchester hin und her gespielt; wechseln von den Holzbläsern rüber zum Schlagwerk des Xylophons und wieder zurück zum Klavier. Nach der Reprise konnten sich die Solistinnen in einer weitgespannten Kadenz austoben. Auch dies bezeugt, wie sich Bolli auf die Tradition bezieht, ohne deshalb verstaubt zu sein. Dafür ist diese Musik im besten Sinne zu lebendig. Auch das Collegium musicum wurde dem anspruchsvollen Orchesterpart durchaus gerecht.

Der zweite langsame Satz ist mit «Elegie für Elke» betitelt. Es ist eine Trauer-Musik von fast neo-romantischer Ausdruckskraft. Der Satz knüpft in gewisser Weise an die Tradition des französischen Barock an. Sogenannte «Pièces de Tombeau», gesetzt für Cembalo oder Laute bzw. in Form einer Solo- oder Trio-Sonate, erinnerten an verstorbene Musiker und Komponisten. Ein expressives Solo für Englischhorn, basierend auf einer Zwölftonreihe, stimmt in diesen elegischen Charakter des Satzes wirkungsvoll ein. Da aber Elke eine lebensfrohe Natur war, wechselt später die Stimmung ins Tänzerische. Ein Walzer erscheint im Klaviersolopart. In den Streichern dominieren Seufzerfiguren mit Glissandi. Spannungsvoll setzten die Nürnberger die «Elegie für Elke» um. Florian Grieshammer gelang es, in seinem Dirigat den grossen Bogen des Satzes zu beschwören.

Das Finale mit Rondo-Charakter zeigt wiederum klassische Züge. Eine muntere Spielmusik im besten Sinne, mit einigen Extras. Ein Extra ist etwa ein kleiner eingeschobener Kanon, der von den Streichern con sordino gespielt wird. Viel Witz enthält das Finale und lässt durchaus an den Humor eines Joseph Haydn denken. Reizvolle Solo-Passagen von Klarinette und Fagott sind eingewoben. Die Motive werden munter hin und her gespielt. Allerdings kontrastiert wieder, ähnlich wie im ersten Satz, ein melancholischer Mittelteil mit dem spielfreudigen Charakter des Stücks, bevor das Rondo-Thema wieder einsetzt.

Nach einer kurzen Pause folgte Felix Mendelssohns Lobpreis auf Italien, die Italienische Sinfonie, in welcher der Komponist eigene Reiseeindrücke verarbeitet. Wie sein Freund und Förderer Johann Wolfgang von Goethe sieht Mendelssohn in Italien das gelobte Land der Künste und der Hochkultur und feiert in seiner Musik die landschaftliche Schönheit und antike Grösse Italias. Heitere südliche Klangfarben zeigt bereits das eröffnende Allegro vivace. Grieshammer nahm das Tempo etwas verhaltener als man es bei diesem Satz gewohnt ist. Dennoch setzten die eröffnenden bläserschillernden Fanfaren wirkungsvolle Akzente. Das Andante con moto evoziert eine feierliche Prozession singender Mönche, die zu choralartigem Gesang dahinschreiten. Die feierliche Melodie schwebt über einem pochenden Ostinato-Bass und verdeutlicht Mendelssohns Beschäftigung mit Johann Sebastian Bach. Auch dieser Satz mit seufzenden Flöten und Klarinetten wurde klangschön umgesetzt. Etwas vom Duft blühender Orangenhaine mag das menuettartige Con moto moderato einfangen. Vor allem im romantisch sehnsüchtigen Trio mit sanften Waldhornklängen und wiegenden Holzbläsern. Im Finale wird der Saltarello, ein schneller italienischer Tanz, zelebriert.

Förderpreise der Zürcher Hochschule der Künste

Im Rahmen der Bachelor-Arbeiten vergibt die ZHdK jährlich Förderpreise an Absolventinnen und Absolventen, dotiert mit 5000 Franken je Studiengang. Ausgezeichnet worden sind dieses Jahr auch zwei Musikprojekte.

Stephanie Knobel, «Der Tote schweigt über das Licht im Dunkeln» (Bild: ZHdK/Andreas Zihler)

Für einen Bachelor Musik (Dirigieren, Orchesterleitung) geht der Preis an Jonas Ehrler. Ausgehend von der Fragestellung «Wohin geht das Musiktheater? Worin liegen seine Grenzen und Chancen?» und unter Einbezug von Erfahrungen aus verschiedenen Projekten hat Ehrler die Kammeroper «The Corridor» von Harrison Birtwistle produziert. Die Aufführung des Stücks, das noch nie in der Schweiz gezeigt wurde, überzeugte laut der Mitteilung der ZHdK musikalisch und szenisch.

Einen Preis hat zudem Stephanie Knobel erhalten (Bachelor Musik und Bewegung): Stephanie Knobel zeichne mit ihrer Soloperformance «Der Tote schweigt über das Licht im Dunkeln» in zwingender Präzision das Bild einer Protagonistin, die in gerichteter Klarheit, mit temporeicher Geradlinigkeit ein «Dinner for One» inszeniere, schreibt die ZHdK. Der durch das Licht gesetzte Rahmen lasse die Figur scharf konturiert und in ihrem rhythmischen Handeln zwanghaft erscheinen.
 

Alle Preisträger: www.zhdk.ch/index.php?id=110883

Taschenstatistik Kultur in der Schweiz

Die «Taschenstatistik Kultur in der Schweiz» des Bundesamtes für Kultur stellt in knapper und übersichtlicher Form statistische Informationen zur Kultur in der Schweiz zur Verfügung. Nun ist die Ausgabe 2016 verfügbar.

(Bild: Codex flores)

Thematische Schwerpunkte sind laut der Mitteilung des Bundesamtes für Kultur das Kulturverhalten der Bevölkerung, die Nutzung des Kulturangebots sowie die Kulturausgaben der öffentlichen Hand. In der diesjährigen Ausgabe finden sich neue Daten zur Kulturfinanzierung durch gemeinnützige Stiftungen oder zum Crowdfunding im Kulturbereich sowie die Top Ten der erfolgreichsten Kinofilme, DVDs, Musikalben und Bücher.

Wie viele Kinos, Museen, Theater, Denkmäler und Bibliotheken gibt es in der Schweiz? Wie viele Menschen nutzen kulturelle Angebote und zu welchem Zweck? Wie viele Personen sind selber in ihrer Freizeit kulturell aktiv und mit welchen Tätigkeiten? Welchen finanziellen Beitrag leisten die öffentliche Hand oder Stiftungen an die Kultur? Wie viele Menschen arbeiten in der Kulturwirtschaft? Antworten darauf liefert die «Taschenstatistik Kultur in der Schweiz».

Die Broschüre des Bundesamts für Kultur und des Bundesamts für Statistik erscheint gedruckt und online in allen vier Landessprachen.

Zum Download: www.bak.admin.ch/themen/04110/index.html

Bayreuther Festspiele ohne Staatsempfang

Nach dem Amoklauf in München hat der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer seine Teilnahme an der Eröffnung der Bayreuther Festspiele sowie den geplanten Staatsempfang im Anschluss an die Premiere abgesagt. Die Festspiele widmen die Eröffnungs-Vorstellung «Parsifal» den Opfern und ihren Angehörigen.

Bayreuther Festspielhaus (Foto: Benreis/wikivoyage shared)

In der offiziellen Mitteilung der Bayreuther Festspiele heisst es, die Mitwirkenden trauerten «um alle Menschen, die am 22. Juli in München auf so tragische Weise ums Leben kamen». Den Angehörigen und Hinterbliebenen gehöre ihr tiefes Mitgefühl.

Horst Seehofer hat seine Teilnahme an der Eröffnung der Bayreuther Festspiele sowie den geplanten Staatsempfang im Anschluss an die Premiere aus Respekt vor den Opfern abgesagt. Nach Mitteilung der Stadt Bayreuth verzichtet diese auf den Empfang der Ehrengäste. Die Bayreuther Festspiele widmen die Vorstellung «Parsifal» am 25. Juli 2016 den Opfern und ihren Angehörigen.

Ein Amoklauf eines deutsch-iranischen Jugendlichen am Olypmpia-Einkaufszentrum kostete neun Opfern das Leben. Der Sonntag in München stand ganz im Zeichen des Gedenkens an die Opfer. Am Olympia-Einkaufszentrum kamen mehrere hundert Menschen am frühen Abend zu einer Mahnwache zusammen. Zu der Veranstaltung hatte ein Musiker via Facebook eingeladen und zahlreiche Menschen waren dem Aufruf gefolgt.

Schöpfungsgeschichte im Volkston

Alle zwei Jahre bietet die Stubete am See rund um die Zürcher Tonhalle eine Werkschau der Neuen Schweizer Volksmusik. Diesen August ist es wieder so weit. Ein Höhepunkt des Festivals ist eine von Pro Helvetia unterstützte Auftragskomposition an Domenic Janett, eine Schöpfungsgeschichte im Volkston.

Stubete im Vestibül der Tonhalle (Foto: Stubete am See/Aschi Meyer)

Die Stubete am See 2016 bietet 33 Ensembles aus der ganzen Schweiz die Möglichkeit, ihre aktuelle Volksmusik auf vier Bühnen in der Zürcher Tonhalle und auf dem Bauschänzli zu präsentieren. Das «Ländlerorchester», das Hausorchester der Stubete am See, bringt eine Ländlersinfonie des jungen Bassisten Pirmin Huber zur Uraufführung. Mit von der Partie sind acht Einscheller, Jodel, Zither, Gitarre, Akkordeon, Percussion, Samples, Bläser und Streicher.

Die Akkordeonistin Patricia Draeger hebt zusammen mit der Jazzsängerin Marianne Racine das Programm «Ringhöörigs» aus der Taufe. Das Alphornquartett Hornroh präsentiert erstmals die mehrteilige Komposition «Brut» für vier verschieden gestimmte Alphörner vom Basler Komponisten Lukas Langlotz. Und das Ensemble «Tritonus» macht sich in Lautentabulaturen des 16. Jahrhunderts passend zum Festival in Zürich auf die Suche nach alter Musik in Schweizer Städten.

Kontakte des Coro Cantarina aus der Region Sempach zum Jodeldoppelquartett Bärgblüemli Littau und zu Ils Fränzlis da Tschlin führten zum Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt. In Zusammenarbeit mit der Stubete am See resultierte eine Auftragskomposition an den Bündner Kulturpreisträger 2016 Domenic Janett, welche von Pro Helvetia unterstützt wird. Grundlage ist das ebenfalls in Auftrag gegebene Libretto «still und unendlich weit» von Ramona Benz. Entstanden ist eine 50-minütige Schöpfungsgeschichte im Volkston, dargeboten von Janett, seinen Fränzlis da Tschlin und rund 55 Musikanten und Sängern.

Bewusst beschränkt sich die Stubete am See laut Selbstdeklaration weiterhin auf Ensembles aus der Schweiz. Ein Thema ist aber vordringlich: Der Komponist Hassan Taha aus Syrien und seine neun Mitmusikanten stellen im Programm «Brunnen und Brücken» syrisches Liedgut schweizerischem gegenüber. Neben der Oud schreibt Taha für Hackbrett, Schwyzerörgeli, Alphorn, Percussion und Streicher.

Mehr Infos: www.stubeteamsee.ch

Kirchtürme als Orchester

118 Kirchenglocken in 29 Kirchentürmen der Stadt St. Gallen werden am 21. August zu einem grossen Orchester. Zurzeit laufen die letzten Vorbereitungen für den ungewöhnlichen Anlass: 40 freiwillige Glockenspieler bringen eine Komposition von Natalija Marchenkova Frei und Karl Schimke zum Klingen.

Glocken in St. Leonhard. Foto: Hans Jürg Gnehm – Denkmalpflege der Stadt St.Gallen

Damit der teilweise sehr zarte Klang der bis zu 16 Kilometer auseinander liegenden Kirchenglocken an einem zentralen Hörort koordiniert erklingt, ist eine ausgefeilte Technik notwendig. Denn nicht nur die Distanzen, sondern auch die Wetterbedingungen und die Reaktionszeit der Menschen, die die Glocken schlagen, haben Einfluss auf die Dauer des Schalls.

Alle Komponenten wurden von den Programmierungsspezialisten der Softwarefirma Namics AG und den Experten für Glockensteuerung der Muff Kirchenturmtechnik AG berechnet und flossen in die Entwicklung einer eigens für das Konzert konzipierten Steuerungssoftware ein.

Mehr Infos: www.zusammenklang.com
 

Schweizer Teilnehmer des ARD-Musikwettbewerbs 2016

Aus 345 Bewerbungen hat eine Vorjury in den Kategorien Kontrabass, Horn, Harfe und Steichquartett 199 Teilnehmende für den ARD-Musikwettbewerb 2016 ausgewählt, darunter drei Hornisten aus der Schweiz.

Foto: Peter Franz / pixelio.de

Die höchste Bewerberzahl mit 127 gab es im Fach Kontrabass, das zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder im Wettbewerb vertreten ist. Die drei Schweizer Hornisten sind Ivo Dudler, Claudio Flückiger und Dominik Zinsstag. Als frankoschweizerische Teilnehmerin wird Milena Viotti aufgeführt.

Den Auftakt machen am Montag, 29. August, die Harfenistinnen und Harfenisten im Grossen Saal der Hochschule für Musik und Theater München. Die ersten der insgesamt vier Wettbewerbsrunden in den Kategorien Kontrabass und Streichquartett beginnen am 31. August und 2. September in den Studios 1 und 2 des Bayerischen Rundfunks, die Kategorie Horn startet am 3. September im Carl-Orff-Saal im Gasteig.

Ab den Semifinalen werden die Musiker prominent vom Münchener Kammerorchester (ohne Dirigent) und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Constantin Trinks begleitet.

Der 65. Internationale Musikwettbewerb der ARD geht mit den drei Preisträgerkonzerten am Mittwoch, 14., Donnerstag, 15., und Freitag, 16. September zu Ende. Die ausgezeichneten Musikerinnen und Musiker präsentieren im Prinzregententheater und im Herkulessaal der Münchner Residenz ein eigens für die Konzerte konzipiertes Programm.

Deutscher Musikmarkt wächst weiter

Der deutsche Musikmarkt ist in der ersten Jahreshälfte 2016 weiter gewachsen. Die Einnahmen aus den Verkäufen von CDs, Schallplatten, Downloads und aus der Nutzung von Streamingdiensten legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 3,6 Prozent zu.

Foto: georgejmclittle / fotolia.com

Die Erlöse aus Premium-Abonnements und werbefinanzierten Zugängen bei Diensten wie Spotify, Apple Music, Deezer, Napster & Co nahmen um 88 Prozent zu; mit einem Marktanteil von zusammen 24,4 Prozent liegen die Umsätze in diesem Bereich jetzt erstmals deutlich vor den Downloads, die für einen Anteil von 14 Prozent am Gesamtumsatz stehen, schreibt der Bundesverband Musikindustrie (BVMI).

Ein Plus von 46,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum beschert der Schallplatte einen Anteil am Gesamtumsatz von 4,3 Prozent (erstes Halbjahr 2015: 3,1 Prozent). Das Rückgrat des deutschen Musikmarktes, die CD, bleibt mit 52,3 Prozent Umsatzanteil zwar weiter Spitzenreiter unter den Musiknutzungsmedien, ist im ersten Halbjahr 2016 aber um 9,6 Prozent zurückgegangen. Insgesamt ergibt sich damit jetzt eine Marktaufteilung von 60,4 Prozent aus physischen und 39,6 Prozent aus digitalen Musikverkäufen.

Laut Dieter Gorny, dem Vorstandvorsitzenden des BVMI deuten die Zahlen an, dass der Wandel noch schneller erfolgt, als als bisher angenommen. Es sei deshalb wichtiger denn je, die Rahmenbedingungen für die Kreativen und ihre Partner schnellstmöglich zu klären und der Realität anzupassen.

Vor wenigen Wochen hat der offene Brief an die EU-Kommission, unterzeichnet von mehr als 1100 Betroffenen gezeigt, dass nicht zuletzt die Künstler ernsthafte Sorgen haben, weil die neuen Distributionsformen für sie kaum noch substantielle Einnahmen bedeuten. Die Entwicklung könnte «eine deutliche Einschränkung professionellen Musikschaffens zur Folge haben».

FHNW stärkt den Kreativstandort Schweiz

Mit dem Wettbewerb Swiss Cultural Challenge schafft die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW eine Förderplattform für kreative Entwicklungen von Unternehmen. Im Fokus stehen Transdisziplinärität und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit kreativer Engagements.

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Im Rahmen des Wettbewerbs werden zwölf Akteure unterstützt, ihr Schaffen zu einem tragfähigen Unternehmen auszuweiten. Gleichzeitig erhält der kreative Nachwuchs Zugang zu einem professionellen Netzwerk.

Ein internationales Team von Mentorinnen und Mentoren coacht die Teilnehmenden. Parallel dazu teilen Persönlichkeiten aus Design, Kunst, Medien/Musik und Wirtschaft im Rahmen von Workshops ihr Fachwissen. Darunter sind erfahrene Akteure wie Daniel Dettwiler (Audio-Designer, IDEE UND KLANG, Basel) und Erik Oña (Professor für Komposition und Leiter des Elektronischen Studios, Musikhochschulen FHNW, Basel),

Drei herausragende Geschäftsideen werden von einer Fachjury prämiert. Hauptkriterium ist die gesellschaftliche Relevanz des Projektes. Das von der Christoph Merian Stiftung finanzierte Preisgeld beträgt je 10’000 Franken.  Die Preisverleihung und Präsentation aller Projekte finden Mitte März 2017 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel statt. Die drei prämierten Arbeiten werden Ende März 2017 zudem in der Schweizer Botschaft in Kopenhagen im Rahmen eines Netzwerktreffens präsentiert.

Der Wettbewerb richtet sich an Kreative, die in der Schweiz ansässig sind und mindestens einen Bachelor- oder Master-Abschluss in Kunst, Design, Medien/Musik nachweisen können. Teilnehmen können Einzelpersonen sowie Teams. Bewerbungsschluss ist der 30. September 2016.

Aktuelle Informationen: www.sechallenge.ch/cultural/
 

Grosser Schweizer Erfolg in Leipzig

Raphael Höhn, Tenor, Geneviève Tschumi, Alt, und Ursina Braun, Violoncello, wurden am 16. Juli zu «Bachpreisträgern» gekürt.

Alle Preisträger. Foto: Bach-Wettbewerb Leipzig / Gert Mothes,Foto: Bach-Wettbewerb Leipzig / Gert Mothes,Foto: Bach-Wettbewerb Leipzig / Gert Mothes,Foto: Bach-Wettbewerb Leipzig / Gert Mothes

Wie die Veranstalter mitteilen, ging der 20. Internationale Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb am 16. Juli mit einem festlichen Preisträgerkonzert in der Thomaskirche zu Ende. Insgesamt waren 101 Musikerinnen und Musiker aus 17 Ländern angetreten, ausgezeichnet wurden schliesslich neun:

Orgel:
1. Preis: Kazuki Tomita (Japan)
2. Preis: Pavel Svoboda (Tschechische Republik)
3. Preis: Alina Nikitina (Russland)

Ja des Bündner Regierungsrats zur Talentförderung

Die Regierung genehmigt drei Talentförderprogramme in den Bereichen Sport und Musik. Das Förderprogramm der Evangelischen Mittelschule Schiers im Bereich Musik ab der dritten bis zur sechsten Gymnasialklasse wird genehmigt.

Foto: Eli Academia Engiadina / Wikimedia Commons

Zudem wird das Förderprogramm der Academia Engiadina im Bereich Musik ab der ersten bis zur sechsten Gymnasialklasse sowie ab der ersten bis zur dritten Klasse der Fachmittelschule genehmigt. Die Genehmigungen aller drei Talentförderprogramme gelten rückwirkend auf den 1. August 2015.

Gestützt auf das Gesetz über die Mittelschulen im Kanton Graubünden können die Mittelschulen Schülerinnen und Schüler mit besonderen Talenten fördern. Privaten Mittelschulen mit genehmigten Förderprogrammen wird eine Talentpauschale von jährlich 1000 Franken pro teilnehmender Schülerin beziehungsweise pro teilnehmendem Schüler bezahlt.

Genehmigt worden ist auch das Förderprogramm der Stiftung Sport-Gymnasium Davos im Bereich Sport ab der dritten bis zur siebten Gymnasialklasse sowie ab der ersten bis zur vierten Klasse der Handelsmittelschule.

 

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Hauptgebäude der Academia Engiadina in Samedan 

Lagerhäuser des Zürcher Opernhauses werden saniert

Der Regierungsrat des Kantons Zürich beantragt dem Kantonsrat, der Opernhaus Zürich AG an die Gesamtkosten von 28,5 Millionen Franken eine Subvention von höchstens 16 Millionen Franken für die Asbestsanierung und die Erhöhung der Lagerkapazität im Lagergebäude in Oerlikon zu bewilligen.

© CEphoto, Uwe Aranas / Wikimedia Commons

Das Opernhaus verfügt – anders als viele vergleichbare Opernhäuser weltweit – über keine Lagermöglichkeiten im Hauptgebäude. Dazu dient das 1964 erstellte, seit 2000 im Eigentum des Opernhauses stehende Lagergebäude Kügeliloo an der Binzmühlestrasse 210 in Zürich-Oerlikon.

Die Dachkonstruktion des Lagergebäudes ist laut der Mitteilung des Kantons Zürich mit Spritzasbest kontaminiert, zudem sind im Gebäude weitere Schadstoffe vorhanden. Die Asbestsanierung ist unumgänglich, weil keine Veränderungen an diesen mit Spritzasbest in Kontakt stehenden Bauteilen vorgenommen werden dürfen, bevor eine fachgerechte Sanierung durchgeführt worden ist.

Eine Erhöhung der Halle im Lagergebäude Kügeliloo erspart die Erstellung eines provisorischen Notdachs für die Asbestsanierung und schafft den nötigen Raum, um die bestehende Regalanlage um eine Ebene zu ergänzen. So kann auf das Holzregal verzichtet und insgesamt eine Verdoppelung der Lagerkapazität erreicht werden. Damit werden die gemieteten Lagerflächen nicht mehr benötigt.

Das vorliegende Bauprojekt wurde von Meletta Strebel Architekten AG, Zürich erarbeitet, die im Sommer 2015 in einem vom Hochbauamt des Kantons Zürich durchgeführten Planerwahlverfahren ausgesucht wurden.
 

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Das Hauptgebäude des Zürcher Opernhauses verfügt über keine Lagermöglichkeiten.

Wie das Hören das Sehen beeinflusst

Wie beeinflusst das Hören das Sehen – und umgekehrt? Das in Berlin situierte Staatliche Institut für Musikforschung startet eine Versuchsreihe zur audiovisuellen Wahrnehmung.

Foto: Andreas Praefcke/Wikimedia Commons,SMPV

Hören wir die gleiche Musik in der Berliner Philharmonie anders als im Leipziger Gewandhaus? Beeinflusst das Sehen das Hören – und umgekehrt? Das Staatliche Institut für Musikforschung hat einen Virtuellen Konzertsaal eingerichtet, um Empfindungen beim Hören und Sehen von Musik in unterschiedlichen Umgebungen messen zu können.

Ausserdem geht eine Homepage mit interaktiver Karte online, auf der sich das Berliner Konzertleben zwischen 1880 und 1945 nachverfolgen lässt.

Das Berliner Staatliche Institut für Musikforschung (SIM) ist eine musikwissenschaftliche Forschungseinrichtung. Zentrale Forschungsschwerpunkte sind die historisch ausgerichtete Musiktheorie, die Instrumentenkunde sowie die musikwissenschaftliche Bibliographie. Zum SIM gehört auch ein Musikinstrumenten-Museum mit einem Forum für Veranstaltungen – vom wissenschaftlichen Symposion über Gesprächs-Konzerte mit Alter Musik auf historischen Instrumenten der Sammlung bis hin zu interaktiven Klanginstallationen.

In den Anfängen steht am SIM überdies ein Projekt «Musiktheorie im 20. Jahrhundert», eine Darstellung der vornehmlich auf die westliche Kunstmusik bezogenen Musiktheorie des vergangenen Jahrhunderts. Die Leitung des Projekts teilen sich Felix Wörner (Universität Basel) und Simone Hohmaier (Staatliches Institut für Musikforschung), die die mehrbändige Publikation als verantwortliche Herausgeber betreuen werden. Durch die Mitarbeit zahlreicher in- und ausländischer Experten soll das Vorhaben zum nachhaltigen internationalen Austausch innerhalb der Disziplin beitragen.

Mehr Infos: www.sim.spk-berlin.de
 

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Eingang zum Berliner Musikinstrumenten-Museum, das zum Staatlichen Institut für Musikforschung gehört.  

Offener Brief an die EU-Kommission

Kulturschaffende aus Europa appellieren in einem Offenen Brief an Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Sie wollen, dass Online-Plattformen wie Youtube Urheber fair an ihren Einnahmen beteiligen. Der Aufruf kann online unterstützt werden.

Berlaymont-Gebäude, Sitz der EU-Kommission. Foto: Sébastien Bertrand/WikimediaCommons

Die Liste der Unterzeichner ist vielfältig und lang. Dazu gehören unter vielen anderen etwa Mark Andre, Helmut Lachenmann, Moritz Eggert, Siegfried Matthus, Enno Poppe, Enjott Schneider, Charlotte Seither und Ralf Weigand.

Die Komponisten und Textdichter üben Kritik an Online-Plattformen, die Urheber entweder überhaupt nicht oder deutlich unter Wert vergüten. An die Europäische Kommission richten sie den Appell, «rechtliche Schlupflöcher zu schliessen, hinter denen sich die Betreiber bisher verstecken können».

GESAC, der Dachverband der Europäischen Verwertungsgesellschaften, hat eine Online-Petition gestartet, die Urheber und andere Unterstützer unterzeichnen können. Die GEMA begrüsst die europaweite Protestkampagne und ruft die Komponisten und Textdichter, die sie vertritt, sowie auch alle anderen Kultur- und Kreativschaffenden dazu auf, den Appell an die Europäische Kommission zu unterstützen.

Mehr Infos: www.makeinternetfair.eu

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