Berner Rapper Einreise in die USA verweigert

Der Berner Musiker Thierry Gnahoré (Künstlername: Nativ) kann ein Atelierstipendium der Stadt Bern in New York nicht realisieren. Die USA verweigern ihm die Einreise.

(Bild: zvg)

Der Berner Tageszeitung «Der Bund» gegenüber erklärte Gnahoré, die USA begründeten die Verweigerung des Visums mit «früheren, kleineren Gesetzesübertretungen». Das Stipendium wäre mit 15’000 Franken dotiert gewesen, die Gnahoré der Stadt nun zurückbezahlen müsse. Wie «Der Bund» weiter schreibt, werde die Stadt versuchen, das freie Atelier in New York in n den nächsten sechs Monaten nach Möglichkeiten zu vermieten.

Gnahoré schreibt auf seiner Facebook-Seite: «Die letzten 3 Monate habe ich damit verbracht, irgendwelche Unterlagen an die Botschaft der USA zu senden. Nun endlich, nachdem meine letzte Energie aufgebraucht ist, habe ich den definitiven Entscheid erhalten. Ich werde die Schweiz nicht verlassen, denn mir wird die Einreise in die USA verweigert».

Nouveau président de la CHEMS – Neuer Präsident der KMHS

Stephan Schmidt, Direktor der Musikhochschulen FHNW und der Musik-Akademie Basel sowie international renommierter Gitarrist, ist seit Jahresbeginn der neue Präsident der KMHS.

Stephan Schmidt, directeur de l’Académie de musique de Bâle (Musik-Akademie Basel) et des Hautes écoles de musique de la Haute école spécialisée du nord-ouest de la Suisse (Musikhochschulen FHNW), ainsi que guitariste de renommée internationale, est, depuis le début de l’année, le nouveau président de la CHEMS.

Comme ses prédécesseurs, il souhaite à son tour porter la voix des hautes écoles de musique de notre pays sur les thèmes qui revêtent une importance toute particulière, que ce soient la mise en œuvre de l’article 67a de la Constitution (qui n’a pas encore eu l’effet souhaité) ou les questions relatives à l’environnement professionnel international ou à la loi sur l’encouragement et la coordination des hautes écoles (LEHE). Il voit un grand défi dans le poids et le rôle qui seront conférés aux écoles et hautes écoles de musique dans la société à l’avenir, d’autant qu’ils restent largement sous-estimés tant dans la société que dans l’industrie culturelle. Face à ce qui se passe actuellement aux Etats-Unis, la question se pose aussi de savoir si la CHEMS doit prendre position politiquement, sous quelque forme que ce soit.

Stephan Schmidt croit que la musique a un rôle à jouer dans la politique sociale (non politicienne) dans la mesure où cet art contribue à une meilleure compréhension de nous-mêmes dans notre dimension d’être culturel. Il faudra donc également se donner pour but de faire un usage respectueux et responsable de la musique afin de jeter les bases d’un avenir qui permette un développement sur le plan spirituel et culturel – en sa qualité de conférence spécialisée, la CHEMS peut s’en faire la porte-parole au niveau de la formation professionnelle. Lui-même guitariste concertiste, Stephan Schmidt décrit l’extrême difficulté qu’il peut y avoir à réussir le grand écart entre cette double fonction de directeur d’une part, et ses prestations de soliste, d’autre part. Ces deux activités le comblent de joie, mais exigent aussi d’être menées à bien avec le plus haut degré de qualité et de responsabilité. Un problème qui est le lot de nombreux musiciens qui enseignent, planifient, ont des enfants et souhaitent mener un authentique travail artistique. Au final, force est pourtant de reconnaître le privilège qu’il y a à travailler par et pour sa passion.

En conclusion, Stephan Schmidt formule d’une part le vœu que la CHEMS soit écoutée, et ses réflexions prises au sérieux, et d’autre part, que les différents acteurs et institutions du paysage musical se rapprochent, expriment plus clairement leurs intérêts et apprennent à mieux les défendre sur le plan politique. Ils sont encore trop peu à voir quel enrichissement incommensurable la belle musique pourrait apporter à l’existence.

Matthias von Orelli — Die Musikhochschulen in der Schweiz stehen vor grossen Herausforderungen. Die KMHS gibt den einzelnen Hochschulen eine Stimme in die Gesellschaft, in die Politik und in die Musikszene. Stephan Schmidt äussert sich zu seinen Zielen und Vorstellungen als KMHS-Präsident und sagt, welchen Stellenwert die Musik in politischen Fragen haben kann.

Stephan Schmidt, Sie sind der neue Präsident der KMHS (Konferenz der Musikhochschulen Schweiz). Welche Schwerpunkte möchten Sie in dieser Funktion setzen?

Die Präsidentschaft der KMHS ist keine amtliche Funktion, sondern ein zeitlich begrenztes Mandat zur Vertretung der schweizerischen Musikhochschulen. Insofern werde ich wie meine Vorgänger jenen Themen eine Stimme nach aussen geben, zu denen die Musikhochschulen gehört werden müssen oder gehört werden sollten. Schwerpunkte entwickeln sich also entlang der Themen, welche die Musik allgemein und die Ausbildung an Musikhochschulen im Besonderen betreffen:

Die Umsetzung des Verfassungsartikels 67a zum Beispiel hat bis jetzt in wesentlichen Punkten nicht die erhoffte Dynamik gebracht, sondern benötigt aus unserer Sicht vor allem bei der Studienvorbereitung (PreColleges) weitere Anstrengung und Verbesserungen.

Ausserdem müssen wir Politik und Gesellschaft mehr und besser über die Realitäten des Berufsfeldes Musik aufklären: das notwendigerweise international ausgerichtete Ausbildungsprofil, die künstlerischen und pädagogischen Qualitätsansprüche, die alltägliche Kombination der unterschiedlichen Arbeits- und Tätigkeitsfelder als Künstler, Künstlerinnen, Pädagogen und Pädagoginnen, als Angestellte, Freischaffende, selbständig Erwerbende, unbezahlt Übende…

Die letzten Jahre waren durch umwälzende Veränderungen in der Hochschullandschaft geprägt. Die letzte grosse Neuerung brachte das Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz HFKG, welches seit 1. Januar 2015 gilt und für Universitäten, Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen (mit Musik) einen einheitlichen gesetzlichen Hochschulraum geschaffen hat. Es gilt nun in diesem Zusammenhang zu klären, welche Mitsprache die Fachkonferenz KMHS der Musikhochschulen erhalten wird bzw. erreichen kann.

Wie beurteilen Sie die Musikhochschullandschaft der Schweiz im Moment?

Diese hat sich zwar seit den Zeiten der Konservatorien strukturell radikal verändert, ist heute aber eigentlich sehr gut aufgestellt. Die vergangenen Jahre im Fachhochschulkontext haben für uns neben einigen nicht so ganz einfach zu bewältigenden Aspekten, wie z.B. die vielen Reorganisationen bei den Ausbildungen sowie bei den Finanz- und Organisationsstrukturen, auch sehr viele positive Dinge gebracht: die Forschung und Reflexion haben auf allen Ebenen viel Dynamik gebracht, die langfristigen Planungsmechanismen können heute Bedürfnisse der Musikausbildungen durchaus besser aufgleisen als zu Zeiten der Konservatorien…

Welches sind Ihrer Meinung nach die grossen Herausforderungen für die Musikhochschulen der Schweiz, und welche Rolle spielt dabei die KMHS?

Es wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, welche Bedeutung und Rolle man dem Musizieren, der Musikbildung und -ausbildung, also den Musikschulen und den Musikhochschulen im gesellschaftlichen Umfeld zugestehen wird. Wir sind überzeugt, dass eben diese Rolle und Bedeutung, sei es in der Gesellschaft, sei es in der Kulturindustrie, weiterhin stark unterschätzt wird. Die Musikhochschulen müssen dabei ihren Beitrag leisten, und die KMHS kann dafür ein Sprachrohr sein. Finanzierungsfragen stehen dabei oft im Vordergrund, doch geht es ja nicht nur um Fragen von Geldmengen, sondern zuvorderst geht es darum, die Bedeutung und Wertschätzung, die unserer Arbeit und unserem Bedarf zugestanden werden, klar zu machen. Da hat es die Musik – trotz Verfassungsartikel – in letzter Zeit nicht immer leicht. Wir werden zwar nicht müde, die Bedeutung von Musik und musikalischer Arbeit zu betonen, aber dabei ist es nicht nur meine durchaus subjektive Beobachtung, dass das Verständnis für Musik schon bessere Zeiten gesehen hat.

Bei den kommenden Veränderungen jedenfalls werden Vereine, Verbände, Musikschulen und Musikhochschulen gemeinsam alle Hände voll zu tun haben, um die Notwendigkeit und Effizienz ihrer Arbeit der breiten Gesellschaft klarer zu machen. Veränderungen sollten wir aufgeschlossen gegenüberstehen, damit Transformation und nicht Abbau und Zerschlagung den Umgang mit Musik prägen wird.

Der Musikerberuf ist jedenfalls weiterhin ein wertvolles und ein zukunftsträchtiges Modell, wenn wir uns darauf einstellen, die Voraussetzungen zu verbessern, damit er inspiriert gelebt, klug organisiert und solide finanziert werden kann. Was es dafür braucht, ist oft den Musikerinnen und Musikern selbst nicht klar und der Gesellschaft oft noch viel weniger. Wer weiss schon, was man als Musikerin und Musiker oft gleichzeitig macht: Üben, Unterrichten, Konzertieren solo, Kammermusik, Ensemble, Orchester, Oper etc., organisieren, lobbyieren, nachdenken, suchen, forschen, schreiben… meist gleichzeitig als Angestellte, Freischaffende, selbständig Erwerbende, unbezahlt Übende…

Ein schwerer, aber auch ein phantastischer, erfüllender Beruf, der grosse Zufriedenheit und Selbsterfüllung bringen kann, wenn man ihn richtig organisieren lernt und die richtigen Bedingungen findet oder schafft.

Die Welt scheint im Moment politisch aus den Fugen geraten zu sein. Der neue amerikanische Präsident tritt Menschen- und Freiheitsrechte bedenkenlos mit den Füssen. Was löst dies bei Ihnen aus?

Es ist nicht an mir, mich hier politisch zu äussern. Gleichwohl hoffe ich auf ein funktionierendes Gleichgewicht der staatlichen Kräfte. Die Gewaltenteilung unserer Zeit jedenfalls wurde hart erkämpft und ist ein hohes Gut, das sich auch in Zukunft immer wieder in seiner Stabilität wird beweisen müssen. Zur heutigen Musik und zum Musikschaffen gehört auch eine gewisse Unabhängigkeit der Musikerinnen und Musiker, die für ein Weltbild, das auf der Pflege grundlegender Menschen- und Freiheitsrechte aufbaut, einstehen. Das war nicht immer so möglich. Musikerinnen und Musiker waren und sind auch nicht per se frei von moralischen Konflikten oder gar Verfehlungen. Das gleiche gilt für die Welt, die – wie Sie sagen – aus den Fugen zu geraten scheint.

Soll sich die Kultur, insbesondere die Musik, in politische Diskussionen einmischen?

Das soll die Musik, aber nicht parteipolitisch, sondern gesellschaftspolitisch. Musik zu machen und Musik zu schaffen gehört zum Selbstverständnis unserer kulturellen menschlichen Existenz. Wir haben einen unermesslichen musikalischen Reichtum, der uns umgibt, und es liegt an uns, ihn nicht nur sinnvoll zu bewahren, sondern weiter zu erschliessen, immer wieder aufs Neue hör- und erlebbar und vor allem all jenen zugänglich zu machen, die keinen Zugang haben oder nicht gelernt haben, ihn wahrzunehmen. Das ist Politik.

Musik wurde gelegentlich ja auch missbraucht, hat auch selbst Missbrauch bewusst mitgetragen. Musik ist also nicht per se gut. Es gibt jedoch gute und schlechte Musik, und man kann gut oder fahrlässig damit umgehen, man kann sie gar manipulierend einsetzen oder sie zur Ausbildung mit Liebe und Respekt einsetzen. Es liegt an jedem einzelnen von uns, den richtigen Weg nicht nur zu finden, sondern in eine Zukunft zu schauen, die uns Zuversicht und geistig-kulturelle Weiterentwicklung ermöglicht.

Und was kann eine KMHS da bewirken?

Die KMHS ist dafür eine Fachkonferenz, ein wichtiges Sprachrohr im Bereich der Berufsausbildung, nicht mehr und nicht weniger.

Sie sind selber ein international renommierter Gitarrist. Wie bringen Sie die Tätigkeiten eines ausübenden Musikers und Direktor einer Musikhochschule unter einen Hut?

Gar nicht. Das eine konkurriert das andere, und es ist ein täglich neu zerreissender Wettkampf um Lebenszeit. Jede Tätigkeit hat ihren nicht verhandelbaren Anspruch in Bezug auf Qualität, und zuvorderst steht eben momentan meine Verantwortung für diese wunderbare Institution Musikhochschulen FHNW/Musik-Akademie Basel mit ihren ca. 560 Mitarbeitenden und ihrem Auftrag sowie für meine Familie.

Da muss mein solistisches Auftreten oft zurückgestellt werden, wenngleich es mich gelegentlich fast verreisst. Dieses Problem ist aber eines, das alle kennen, die unterrichten, organisieren, Kinder haben und künstlerisch authentisch arbeiten wollen. Es ist und bleibt eine unstillbare Unruhe, und diese wird niemals ausbalanciert werden können. Es ist aber auch gut so, kaum anders machbar. Es ist zudem ein Privileg, aus Leidenschaft arbeiten zu dürfen.

Was ist Ihr Wunsch für die nahe Zukunft der KMHS?

Dass man uns zuhört und unsere Überlegungen ernst nimmt. Ausserdem wünsche ich mir, dass die verschiedenen Akteure/Institutionen in der Musiklandschaft insgesamt näher zusammenrücken, ihre Interessen deutlicher formulieren und politisch besser vertreten lernen.

Wir mussten lernen, uns an vieles in dem sich rasant verändernden Umfeld anzupassen, dabei sehen leider immer noch viele kaum, wie gute Musik ihr Leben unermesslich bereichern könnte.

2018 wird das Jahr des Kulturerbes

Die Schweiz beteiligt sich 2018 am Europäischen Jahr des Kulturerbes. Die Initiative lenkt die Aufmerksamkeit auf die Leistungen des kulturellen Erbes für die Gesellschaft. Geplant sind Vermittlungs- und Kommunikationsprojekte auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene.

Auch ein Kulturerbe: Tellspiele Altdorf, Inszenerung von 2016 (Bild: Franz-Xaver Brun, Altdorf)

Mit der Ausrufung des Kulturerbejahres 2018 will das Bundesamt für Kultur «auf die Bedeutung des Kulturerbes für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens» aufmerksam machen. Die Schweiz beteiligt sich so an einer Initiative, die von der EU beschlossen wurde.

Das Kulturerbe habe viele Facetten, schreibt der Bund. Es sei Teil unserer Umwelt, es erzähle Geschichten, stifte Identität und werde ständig neu erschaffen. Ausgehend von seinen sichtbarsten Elementen, den historischen Bauten und archäologischen Fundstätten, bietet sich 2018 die Gelegenheit, das Kulturerbe neu zu entdecken und in einen breiten Dialog über seinen Wert für die Gesellschaft einzusteigen.

Das unter dem Patronat von Bundesrat Alain Berset stehende Kulturerbejahr soll «ein Jahr für alle werden»: Die Bevölkerung ist aufgerufen, Ideen einzubringen und sich an der Ausgestaltung des Jahres zu beteiligen. Der Bund wird seinerseits eine Reihe von Projekten anstossen und unterstützen.

Zur Koordination der nationalen Kommunikationskampagne haben Non-Profit-Organisationen einen Trägerverein gegründet. Er entwickelt in Kooperation mit dem Bundesamt für Kultur eine Online-Plattform, auf der alle Projekte zum Kulturerbejahr 2018 vereint werden. Auf der Website www.kulturerbe2018.ch informiert er ab sofort über den Stand der Vorbereitungen und die Möglichkeiten zur Partizipation. Den offiziellen Startschuss für die Vorbereitungsaktivitäten zum Kulturerbejahr 2018 gibt’s am Dienstag, 21. März 2017.

Die Musikakademie Basel feiert

Die Musik-Akademie Basel feiert 150 Jahre bewegte Geschichte. Am 8. Februar 1867 wurde sie damals noch als Allgemeine Musikschule begründet. Den Auftakt des Jubiläumsjahrs gestaltet das Orchester der Hochschule für Musik FHNW unter der Leitung von Heinz Holliger.

Die Jungen Sinfoniker unter Ulrich Dietsche vor der Musik-Akademie Basel. (Bild Eleni Kougionis, Basel)

Die erste Berufsabteilung entstand in Basel 1905 mit der Gründung des Konservatoriums. Heute werden Berufsleute an den Musikhochschulen der Fachhochschule Nordwestschweiz, Schola Cantorum Basiliensis und Hochschule für Musik ausgebildet. Ein Kooperationsvertrag zwischen Musik-Akademie und Fachhochschule regelt diese Zusammenarbeit.

Bedeutende Persönlichkeiten prägten die Geschichte der Institution: Paul Sacher hat mit der Gründung der Schola Cantorum im Jahr 1933 die historisch informierte Aufführungspraxis begründet. Die Akustik-Kurse von Max Adam in den 50er-Jahren waren wegweisend für die spätere Gründung des Elektronischen Studios.

Meisterkurse in Komposition und Dirigierkurse von Pierre Boulez in den 1960ern zogen zahlreiche zeitgenössische Komponisten und Interpreten nach Basel, das sich in der Folge zu einem Zentrum für Neue Musik entwickelte.  Als neueste Entwicklung haben Bernhard Ley und seine Mitstreiter dem Jazz den Weg bereitet. 

Als Höhepunkt des Jubiläumsjahres lädt die Musik-Akademie Basel am 23. September 2017 zur grossen Feier ein. In der Ausstellung «Tonkunst macht Schule» in der Vera-Oeri-Bibliothek gibt es ab September zudem weitere Facetten ihrer Geschichte zu entdecken.

Den Auftakt des Jubiläumsjahrs gestaltet das Orchester der Hochschule für Musik FHNW am 25. Februar unter der Leitung von Heinz Holliger. Zur Uraufführung gelangt «Musica Profana», eine Auftragskomposition von Rudolf Kelterborn.

Mehr Infos: www.musik-akademie.ch

 

Sozialgeschichte des Tastenspiels

Der Beruf des Organisten, Cembalisten, Clavichordspielern oder Pianisten von 1400 bis 1800.

Demontierte und umgedrehte Tastatur eines flämischen Cembalos. Foto: Nemossos/flickr.com

Über das Berufsbild des Kirchenmusikers oder der Organistin nachzudenken, ist nicht nur in unserer Zeit eine lohnenswerte Aufgabe. Siegbert Rampe, hoch produktiver Musikwissenschaftler, Herausgeber und Musiker, befasst sich in diesem interessanten Buch mit dem soziologischen Hintergrund zu rund 400 Jahren Musikschaffen für Tasteninstrumente. Auf der einen Seite untersucht er die Situation der Berufsmusiker hinsichtlich ihres Einkommens (auch Nebeneinkünfte, beispielsweise durch das gezielte Zurverfügungstellen von Partituren als Kopiervorlage für andere Musiker), aber auch im Bezug auf ihre Dienstpflichten in Kirche, am Hof und im Gemeinwesen, auf ihre Ausbildung, auf die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente und ihren Zugang zu Musikalien. Dabei vertritt er die These, dass «Claviermusik» (wo natürlich, gemäss dem damaligen Sprachgebrauch, auch die Orgelmusik eingeschlossen ist) in dieser Zeit primär didaktischen Zwecken in der Ausbildung angehender Musiker diene – also gewissermassen als «Modell» für Improvisation und Komposition oder aber für das private Musizieren von Amateuren entstehe, die weder improvisatorisch noch kompositorisch in der Lage seien, Vergleichbares zu schaffen. Diesen «Amateurmusikern» ist dann der zweite Teil des Buchs gewidmet. Ein Epilog betrachtet die für den deutschsprachigen Raum gewonnenen Erkenntnisse im internationalen Kontext und verweist auf Ähnlichkeiten und Unterschiede, zum Beispiel in konfessioneller Hinsicht, beim national vorherrschenden Instrumentarium (in Frankreich und Italien klare Dominanz des Cembalos, in Deutschland des Clavichords) oder bei der Tatsache, dass der Prozentsatz clavierspielender «Liebhaber» direkte Konsequenzen auf die Publikation von gedruckten Ausgaben hat.

Rampe belegt seine Theorien mit einer Fülle von Zitaten und Quellenangaben (das Literaturverzeichnis umfasst 26 Seiten an Primär- und Sekundärquellen sowie Notenausgaben). Fazit: eine lohnenswerte Lektüre mit einer Fülle an Informationen, die sicher, so auch die Absicht des Autors, zu einem besseren Verständnis der Musik jener Zeit sowie zu einer Annäherung an die Lebens- und Arbeitsumstände ihrer Schöpfer beiträgt.

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Siegbert Rampe: Orgel- und Clavierspielen 1400–1800, Eine deutsche Sozialgeschichte im europäischen Kontext, (Musikwissenschaftliche Schriften 48), 353 S., € 39.80, Musikverlag Katzbichler, München/Salzburg 2014, ISBN 978-3-87397-148-6

Herausforderungen für Instrumentensammlungen

Die jährliche Konferenz des CIMCIM (Internationales Komitee für Museen und Sammlungen der Musik) sowie das Fourth International Romantic Brass Symposium finden vom 22. bis 25. Februar 2017 in Basel und Bern statt.

Blick in die aktuelle Ausstellung des Basler Museums für Musik (Bild: zvg)

Konzerte in historischer Aufführungspraxis sind heute aus dem Musikleben kaum mehr wegzudenken. Eine zentrale Rolle spielen dabei originale Instrumente, die für Konzerte oder Anspielversuche im Hinblick auf Nachbauten gefragt sind. Gleichzeitig sollen sie konserviert und der Nachwelt als Zeugen erhalten werden.

CIMCIM, das Internationale Komitee für Museen und Sammlungen von Musikinstrumenten und als solches Teil der weltweiten Dachorganisation der Museen ICOM, vereinigt dazu Praktiker, Institutionen und Forschende. Basel und Bern richten seinen Jahreskongress 2017 aus: Vom 22. bis 25. Februar treffen sich im Museum für Musik, in der Schola Cantorum Basiliensis und der Hochschule der Künste Bern Museumsdirektorinnen, Konservatoren, Musikerinnen und Instrumentenkundler.

Unter dem Titel «Presentation, Preservation, Interpretation – The Challenges of Musical Instrument Collections in the 21st Century» werden zwei Herausforderungen im Bereich der historischen Instrumente thematisiert: Wie sammeln, konservieren und präsentieren wir Instrumente des 20. und 21. Jahrhunderts? Und wie konservieren wir historische Blasinstrumente, die weiterhin oder wieder in Konzerten gespielt werden?

Einen Schwerpunkt bildet die Präsentation der Resultate eines Schweizer Forschungsprojekts zur Korrosion im Innern von gespielten historischen Blechblasinstrumenten und deren Reduzierung. Daran beteiligt sind die Hochschule der Künste Bern, die ETH Zürich, das Schweizer Nationalmuseum und das Paul Scherrer Institut.

Zudem stehen Konzerte auf historischen und experimentellen Instrumenten auf dem Programm, so etwa Ausschnitte aus Stravinskys Sacre du printemps mit einem Satz historischer Blechblasinstrumente. Besuche von Sammlungen und Ausstellungen in Basel, Bern, Bad Krozingen und Bad Säckingen runden die durch den Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Konferenz ab.

Mehr Infos: www.hkb-interpretation.ch/cimcim
 

High End – in München und Zürich

Vom 18. bis 21. Mai 2017 findet die grosse Leistungsschau der Audiobranche in München statt. Ein kleineres Sortiment, aber in der näheren Umgebung bietet die «High End Swiss» in Zürich-Regensdorf vom 4. bis 5. November.

Vorführung an der High End Swiss 2015. Foto: High End Society,SMPV

Ob sanft glimmende Röhren, kühl kalkulierende Signalprozessoren, kunstvolle Vinyl-Player, lautlos rotierende Festplatten – die High End integriert alle Technologien, die das musikalische Ereignis unverfälscht ins Wohnzimmer transportieren. Sie schlägt auch die Brücke zum hoch auflösenden Bild.

1982 von einer Handvoll Pionieren ins Leben gerufen findet die High End mittlerweile zum 36. Mal statt und ist das grösste Branchenschaufenster der hochwertigen Unterhaltungselektronik. Über 500 Aussteller, die mehr als 900 Marken präsentieren, bieten eine vollständige Marktübersicht. Hier treffen sich Hersteller, Importeure, Vertriebe, Zulieferer und Händler aus aller Welt, kleine Manufakturen ebenso wie renommierteste Audiomarken.

Neben den Produktpräsentationen offeriert die Messe ein reichhaltiges Begleitprogramm mit Livemusik, Vorträgen, Workshops, Musikvorführungen oder Demonstrationen. Ein neuer Anlaufpunk ist die Kopfhörer-Bar. Hier können die Besucher selbst zum Tester werden, indem sie verschiedene Kopfhörermodelle mit identischen Musikbeispielen miteinander vergleichen.

High End Swiss 2017

Bündner Kulturförderung wird revidiert

Die Kommission für Bildung und Kultur des Kantons Graubünden hat die Totalrevision des Kulturförderungsgesetzes vorberaten. Umstritten sind unter anderem die Beiträge an die Musikschulen. Zudem hat der Kanton ein neues Portal zu audiovisuellen Dokumenten aufgeschaltet.

Foto: Philip Newton/flickr.com

Die grossrätliche Kommission für Bildung und Kultur hat laut der Mitteilung des Kantons die Botschaft der Regierung zur Totalrevision des Kulturförderungsgesetzes behandelt. Die Kommission sei einstimmig auf die Vorlage eingetreten und habe den Gesetzesentwurf – mit zahlreichen Änderungsanträgen – zuhanden des Grossen Rates verabschiedet.

Zum Gesetzesentwurf sind zahlreiche Mehr- und Minderheitsanträge eingegangen. Umstritten waren insbesondere «die Erhöhung der Kantonsgelder für die Kultur mittels eines Rahmenkredits, die Beiträge an die Musikschulen, die Art und Weise der Behandlung des Kulturförderungskonzepts, die Aufgabenzuteilung an die Gemeinden oder Regionen, die Stellung der Kulturkommission auf Gesetzesstufe sowie die soziale Sicherheit für Kulturschaffende».

Mehrheitlich unbestritten blieben die Verbesserung der finanziellen Situation der Museen und regionalen Kulturinstitutionen und die damit angestrebte Planungssicherheit. Zudem kamen aus der Mitte der Kommission noch weitere Anträge, welche eine Besserstellung der Kultur und der Kulturschaffenden in einzelnen Bereichen bezwecken.

Das Amt für Kultur macht zudem mehr als 25’000 elektronische Datensätze über Sammlungsobjekte online verfügbar: In der Kantonsbibliothek wurden 6500 Filme, Videos und Tondokumente und über 360’000 Katalogangaben digitalisiert. Die Daten erlauben neu eine umfassende Information und Kommunikation über wichtige Kulturgüter.

Digitales Medienportal: av-medienportal.gr.ch

 

Neuer Blick auf die Kirchenmusik

Mit einem Portal zu «Kirchenmusik – Musik in Religionen» legt das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ) ein Angebot vor, das über die Situation des kirchenmusikalischen Lebens in Deutschland informiert.

Portal Kirchenmusik des MIZ (Screenshot)

Das neue Informationsportal des MIZ beleuchtet die Bedeutung der Musik im religiösen Leben in all ihren unterschiedlichen Facetten – von der Musik im Gottesdienst und der Orgel als ihrem zentralen Instrument, dem kirchlichen Amateurmusizieren und der geistlichen Musik im Konzert über die Ausbildung und Berufspraxis von Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern bis hin zur Musik in den orthodoxen Kirchen, im Judentum und im Islam.

Über Fachbeiträge und Statistiken hinaus stellt das MIZ topographische Darstellungen zur Verfügung, zum Beispiel zum kirchlichen Amateurmusizieren, zu Ausbildungsstätten oder zum Orgelbau. Eine Zusammenstellung von grundlegenden Informationen zu Arbeitsinhalten und Aufgabenfeldern von Institutionen und Einrichtungen – darunter Verbände, Forschungseinrichtungen und Archive, aber auch Wettbewerbe, Preise, Festivals mit kirchenmusikalischem Schwerpunkt sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen – gibt einen umfassenden Überblick über infrastrukturelle Aspekte der Kirchenmusik.

Ergänzt wird das Portal durch Informationsangebote zu Studien, Positionspapieren, Stellungnahmen und kulturpolitischen Dokumenten sowie durch Literaturempfehlungen, weiterführende Quellen im Internet und tagesaktuelle Nachrichten.

Zu erreichen ist das neue Informationsportal des MIZ unter http://themen.miz.org/kirchenmusik.

Otto Tausk nach Vancouver berufen

Das Vancouver Symphony Orchestra hat Otto Tausk, der auch als Chefdirigent von Sinfonieorchester und Theater St.Gallen amtet, zu seinem neuen Musikalischen Leiter ernannt. Ab der Spielzeit 2018/19 wird er sich dem Orchester zunächst für vier Jahre verpflichten.

Otto Tausk. Bild: Ronald Knapp

Tausk folgt in dem Amt auf Bramwell Tovey. Darüber hinaus wird er als Artistic Advisor der Vancouver Symphony School of Music und des Vancouver Symphony Orchestral Institute at Whistler arbeiten.

Tausk studierte Violine und Dirigieren in den Niederlanden und in Litauen. Seit der Saison 2012/ 2013 ist der Niederländer Chefdirigent vom Sinfonieorchester und Theater St.Gallen. Von 2004 bis 2006 war er Assistent von Valery Gergiev bei den Rotterdamer Philharmonikern. 2011 debütierte Otto Tausk beim Los Angeles Philharmonic Orchestra und 2012 beim Concertgebouw-Orchester.

Das 1919 gegründete Vancouver Symphony Orchestra ist das drittgrösste Orchester Kanadas, mit einem jährlichen Betriebsbudget von 11,2 Millionen kanadischen Dollars.

C’est le vent qui fait la musique

Ende Januar wurde in Bern ein neues Museum eröffnet, dessen Besuch jedem Musikliebhaber wärmstens empfohlen sei: Die «Klingende Sammlung», fast ausschliesslich Blasinstrumente aus drei Jahrhunderten, ist nicht nur ein optisches, sondern auch ein akustisches Vergnügen.

Foto: S. v. Allmen/Klingende Sammlung,Foto: Klingende Sammlung,Foto: S. v. Allmen/Klingende Sammlung

Das neue Museum, das sich offiziell Klingende Sammlung / Zentrum für historische Musikinstrumente nennt, hat eine lange Vorgeschichte. Der Berner Karl Burri (1921–2003) hatte seit 1945 ein Geschäft für Verkauf und Reparatur von Blasinstrumenten. Ab 1964 begann er systematisch Blasinstrumente zu sammeln, die er sowohl von Kunden erhielt als auch von Herstellern kaufte oder auf Flohmärkten fand. Seine Passion für interessante Exemplare aller Art und seine Kenntnisse als Blasinstrumentenmacher führten zu einer in quantitativer und qualitativer Hinsicht aussergewöhnlichen Sammlung, die ab 1970 in einem eigenen Museum in Zimmerwald in der Nähe von Bern ausgestellt wurde. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts umfasste sie weit über 1000 Ausstellungsstücke, einige davon von überragender Bedeutung für die Geschichte des Instrumentenbaus. Besonders gut dokumentiert sind die Instrumente des 19. Jahrhunderts aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Von den grossen Instrumentensammlungen in den Museen der europäischen Kapitalen unterschied sich Burris Sammlung indes fundamental. Die meisten Museen bewahren ihre Schätze wohlrenoviert hinter Glas bei gleichbleibenden Temperaturen auf und konservieren sie somit «für die Ewigkeit», entziehen sie aber gleichzeitig auch dem praktischen Musikleben. Karl Burri war es dagegen immer ein Anliegen, seine Instrumente interessierten Laien und Fachleuten vorzuführen, bzw. sie von Musikern spielen zu lassen. Er war sogar bereit, spielbare historische Instrumente für Monate oder gar Jahre auszuleihen, ein Gedanke, bei dem sich einem Museumskonservator normalerweise die Nackenhaare sträuben.

Stiftung als Rettungsanker

Nach Karl Burris Tod führten seine Kinder, unterdessen auch in der Branche des Vaters tätig, das Museum in Zimmerwald zunächst weiter. 2008 wurden die Instrumente nach Bern transferiert und im Untergeschoss des Ladengeschäfts aufbewahrt und ausgestellt. Verschiedene Faktoren führten aber dazu, dass der Fortbestand der Sammlung ernsthaft in Frage gestellt schien. Bereits gab es mehr oder weniger konkrete Kaufofferten aus dem Ausland, während keine schweizerische Institution die finanziellen Mittel für eine Übernahme der Sammlung und ihre Präsentation locker machen konnte oder wollte. Karl Burri war es aber ein Anliegen gewesen, den Instrumentenbestand als Ganzes zu erhalten. In einem Interview mit Claude Delley hatte er 1999 bestimmt, dass keinesfalls Raritäten verkauft werden sollten, um den Wert der Sammlung nicht zu vermindern.

Hier kommt nun Guy Jaquet ins Spiel, ein namhafter Arzt und gleichzeitig ein «angefressener» Musikliebhaber, sowohl als Konzert- und Opernbesucher als auch als Amateurklarinettist. Ein Besuch in Burris Musikgeschäft machte ihn eher zufällig auf die riesige Instrumentensammlung und ihre prekäre Zukunft aufmerksam. Jaquet betrachtete es fortan als seine Mission, die Sammlung für Bern zu erhalten und einen Ort zu finden, wo sie dem Publikum erneut zugänglich sein sollte.

2014 wurde die Stiftung Instrumentensammlung Burri gegründet mit dem Ziel, «die Sammlung zu retten und sie als bedeutendes Kulturgut in Bern zu erhalten». Eine massgebliche Vorarbeit hatte bereits zuvor Adrian von Steiger mit seiner 2013 veröffentlichten Dissertation Die Instrumentensammlung Burri. Hintergründe und Herausforderungen geleistet, die die Sammlung und ihre Geschichte dokumentiert, sie in einen grösseren Zusammenhang stellt und sich ausführlich der Problematik einer Sammlung widmet, die sowohl der Praxis als auch der Forschung dienen könnte.

Guy Jaquet, dem Stiftungsratspräsidenten, gelang es, einen Hauptsponsor und weitere Geldgeber zu finden, die die finanziellen Mittel für den Erwerb der Sammlung, ihre Konservierung und museale Präsentation zur Verfügung stellten. Adrian von Steiger, als Trompeter und Musikwissenschaftler dafür prädestiniert, leitet die Sammlung.
 

Ausstellung auf zwei Etagen

Einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil geniesst das neue Museum durch seine Lage wenige Schritte neben dem Zytglogge-Turm, einer der Hauptsehenswürdigkeiten der Bundesstadt. Wo bis vor Kurzem Pelze gekühlt wurden, sind nun auf zwei Etagen im Untergeschoss ältere und neuere Blasinstrumente zu sehen. Das obere Stockwerk bietet eine informative, schön gestaltete Schau, die unter dem Titel C’est le vent qui fait la musique Schwerpunkte der Sammlung und einige besonders ansehnliche oder bemerkenswerte Instrumente vorstellt. Zu den präsentierten Themen gehören etwa das Instrumentarium von Berlioz’ Symphonie fantastique, die Instrumente und die Notenbücher der «Türkenmusik» aus dem appenzellischen Hundwil, die Geschichte des Saxofons, die Blasinstrumentenmacherfamilie Hirsbrunner aus Sumiswald und Aarau oder die Radfahrermusik. Der Szenograf Martin Birrer besorgte die Einrichtung des Museumsraums, der auch zwei mit Vorhängen «abgedämpfte» Rondelle enthält, in denen Besucher speziell dafür vorgesehene Instrumente anblasen dürfen. Wer mag, kann sich auf einem iPad über die Instrumente informieren und zahlreiche originelle Filmbeiträge anschauen.

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Fahrradmusik

Der untere Stock, nur mit einer Führung zu besichtigen, beherbergt die restliche Sammlung. In Vitrinen, Regalen oder auf Ständern sind Hunderte von Holz- und Blechblasinstrumente zu sehen. Wer sich auskennt oder darauf aufmerksam gemacht wird, entdeckt zahlreiche Raritäten und Kuriosa: eine Musette de cour, eine Oboe von Van Aardenberg aus Amsterdam, Naturhörner von Haas und Haltenhof, Klappentrompeten von Schuster und Beyde, eine Zugtrompete von Courtois, Traversflöten von Grenser und Walch, ein Rothfono basso, ein Sudrofon oder der Prototyp eines Altsaxofons von Sax, um nur einige zu nennen.

Anspielen erwünscht

Was den unverwechselbaren Charakter von Burris Sammlung und erfreulicherweise auch der Klingenden Sammlung ausmacht, ist die Tatsache, dass Instrumente, deren Erhaltungszustand es erlaubt, von Spezialisten angeblasen und bei begründeten Anfragen auch ausgeliehen werden können. Eine Liste von an Ort anspielbaren bzw. ausleihbaren Instrumente kann auf der Homepage des Museums eingesehen werden (www.klingende-sammlung.ch).

Die Klingende Sammlung befindet sich an der Kramgasse 66 in Bern (Untergeschoss) und ist Mittwoch bis Samstag von 11–17 Uhr geöffnet. Für Gruppen, Musikgesellschaften oder Schulklassen können ab sofort Führungen durch die Sammlung und Workshops mit ausgewählten Themen gebucht werden (Details unter www.klingende-sammlung.ch).

Die Klingende Sammlung, deren Betriebskosten nur für die nächsten Jahre gedeckt sind, benötigt weitere Mittel, um das Museum dauerhaft zu etablieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Sammlung zu unterstützen: die Mitgliedschaft im Verein Freunde der Klingenden Sammlung, die Übernahme der Patenschaft für ein Instrument, die dessen Reinigung oder Restaurierung ermöglicht oder den Beitritt zum exklusiven Club des Mélomanes, der die Klingende Sammlung jährlich mit grossen Beiträgen unterstützt. Für die Betreuung der Ausstellung während der Öffnungszeiten (Empfang, Kasse, Aufsicht) werden auch noch Freiwillige gesucht, die den Leiter der Sammlung, Adrian von Steiger, kontaktieren können (kontakt@klingende-sammlung.ch, Tel. 031 311 01 37).
 

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Blechblasinstrumente

Am Ende der Zeit

Das Zurich Ensemble nimmt es auf «beyond time» mit Messieans «Quatour pour la fin du temps» auf, beginnt aber mit Gegenwartskompositionen von Fabian Müller und Volker David Kirchner.

zurich ensemble. Foto: zvg,Am Anfang – Drei Versuche die Welt zu erfinden, Nr. 2,Exil, Nr. 2 Abgewandt – Bluestempo

Steigern schwere Zeitumstände den Hunger nach künstlerischem Ausdruck? In einem Kriegsgefangenenlager bei Görlitz lauschten im Jahr 1941 Hunderte Insassen gebannt einem Quartett, welches Mitgefangene gegründet hatten. Einer von ihnen war der Olivier Messiaen. Das uraufgeführte Stück aus seiner Feder, das Quatour pour la fin du temps, gilt heute als eines der einflussreichsten Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts.

Fabio Di Càsola (Klarinette), Kamilla Schatz (Violine), Pi-Chin Chien (Violoncello) und Benjamin Engeli (Klavier) haben sich von dieser Uraufführung unter Extrembedingungen inspirieren lassen und es auf ihrer zweiten CD mit dieser beispiellosen Komposition aufgenommen. Das Resultat darf Referenzcharakter beanspruchen. Die klar definierte Herangehensweise des Zurich Quartetts macht die Ideenwelt Messiaens hautnah, manchmal beklemmend direkt erfahrbar: Da wird aus exzessiv eingesetzten modalen Skalen und clusterartigen Harmonien ein Maximum an aufregenden Farben geschöpft. Auch blitzt zuweilen diese charakteristische instrumentale Rhetorik auf, die Messiaen den Vogelstimmen ablauschte. Raffiniert werden Elemente aus den Musikkulturen der Welt für die eigene Sache nutzbar gemacht – man denke allein an die vielen unisono geführten modalen Skalen, wie wir sie aus der indischen Musik kennen und wie sie auch viele Jazzer seit den 1960er-Jahren verwenden.

Es wirkt so schwerelos-selbstverständlich, wie diese Spieler jeder noch so filigran verästelten Nuance eindringlich nachspüren – egal ob feinziselierte Flageolett-Glissandi in höchsten Registern oder weit gespannte melodische Linien des Cellos oder der Klarinette. Und es gelingt grossartig, wie in den langen solistischen Parts durch treffsicher dosiertes Vibrato so manche «unendliche» Melodie ihren eigenen Atem entfaltet. Das Quartett vom Ende der Zeit wiederspiegelt Zustände von starker Ambivalenz. So will es die Partitur, und so weist das Spiel jenseits ausgiebiger meditativer Linien auch regelmässig wiederkehrende bedrängende Energieschübe auf.

Diesem gewichtigen Programmpunkt sind auf der vorliegenden CD zwei Gegenwarts-Kompositionen «vorgeschaltet». Durchaus humoristisch wirkende Grenzbereiche zwischen gesprochenem Wort, Gesang und Instrumentalmusik lotet Fabian Müllers Komposition Am Anfang – Drei Versuche die Welt zu erfinden aus. Es erinnert an ein expressionistisches Melodram im Stile Schönbergs, wie die Sopranistin Christiane Boesinger in diesen Texten den Versuch betreibt, «die Welt neu zu erfinden».

Volker David Kirchners Stück Exil evoziert wiederum Seelenzustände, die denen des Quartetts für das Ende der Zeit nicht unähnlich sind, wenngleich die elegisch-gedämpfte Diktion von Kirchners Komposition aus dem Jahr 1995 ungleich zerbrechlicher wirkt.

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Fabian Müller
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Volker David Kirchner
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zurich ensemble: beyond time (Werke von Fabian Müller, Volker David Kirchner, Olivier Messiaen)

Fabio die Casola, Klarinette
Kamilla Schatz, Violine
P-Chin Chien, Violoncello
Benjamin Engeli, Klavier
Christiane Boesiger, Sopran

Ars Produktion 2016

Risi folgt in Obwalden auf Sidler

Der Regierungsrat des Kantons Obwalden hat Marius Risi auf den 1. Mai 2017 zum neuen Leiter des Amts für Kultur und Sport ernannt. Er tritt die Nachfolge von Christian Sidler an.

Marius Risi (Bild: zvg)

Per 1. Mai 2017 erhält das Amt für Kultur und Sport des Kantons Obwalden mit Marius Risi eine neue Leitung. Der Regierungsrat hat ihn als Nachfolger von Christian Sidler gewählt, der nach 17 Jahren Tätigkeit als Kulturbeauftragter des Kantons seine Stelle gekündigt hat und eine neue Herausforderung annimmt.

Der neue Leiter des Amts für Kultur und Sport ist Volkskundler und hat sein Studium mit einer Dissertation über den kulturellen Wandel im Oberwallis abgeschlossen. Marius Risi arbeitet seit 2006 am Institut für Kulturforschung Graubünden in Chur. Im Jahr 2009 übernahm er die Leitung dieser geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitution. Durch die Leitung und Mitarbeit an verschiedenen Kulturprojekten kennt Marius Risi das Obwaldner und Zentralschweizer Kulturleben sehr gut.

Der 44-jährige Marius Risi wohnt mit seiner Familie in Engelberg.

Zwanzig Jahre Neues Musiktheater

Die Neuköllner Oper verneigt sich mit der Ausschreibung des zwanzigsten Berliner Opernpreises vor 400 Jahren Musiktheater in Europa. Sie ruft Komponierende bis 35 Jahre zu Wettbewerbsbeiträgen auf. Das Motto: Take it or leave it!

Post Nuclear Love, Berliner Opernpreis 2016 (Bild: Neuköllner Oper)

Eingeladen wird zur Produktion eines halbstündigen Musiktheaters zum Motto «Take it or Leave it» – auf Kosten der Preisgeber und mit Uraufführungsvorstellungen in Berlin. Eingereicht werden sollen Konzepte, die den Anspruch erheben, das Erbe des europäischen Musiktheaters anzutreten. Gemeinet seien ausdrücklich «alle Genres des
musikalischen Theaters zwischen Monteverdi und den Beatles, Zappa
oder cleveren Musicals, also auch das popkulturelle Feld». Einsendeschluss ist am 1. Mai 2017.

Der seit 1997 ausgelobte Berliner Opernpreis ist ein in dieser Form einzigartiger Realisierungswettbewerb für Musiktheatermacher und –macherinnen im deutschsprachigen Raum. Er ist beispielgebend für Wettbewerbe, die an weiteren Opernhäusern ins Leben gerufen wurden.

Die Jury setzt sich zusammen aus: Thomas Desi (Festivalleiter Musiktheatertage Wien), Arash Safaian (Komponist), Mária Szilágy (Festivalleiterin, Budapest), Wiebke Roloff (Opernwelt), Andreas Altenhof (Direktorium Neuköllner Oper, Berlin) und Bernhard Glocksin Künstlerischer Leiter Neuköllner Oper, Berlin).

https://neukoellneroper.de

Leichte Verluste bei der Tonhalle-Gesellschaft

Mit einem leicht erweiterten Angebot hat die Tonhalle-Gesellschaft Zürich die Besucherzahlen in der Saison 2015/16 auf 109’731 Eintritte gesteigert.

Tonhalle Zürich, Eingang zum Vestibül. Foto: zvg

Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich veranstaltete in der Saison 2015/16 laut ihrer Medienmitteilung 140 Konzerte mit 103 verschiedenen Programmen, davon 94 im Grossen Saal, 41 im Kleinen Saal der Tonhalle Zürich und fünf auswärtige Konzerte. Zusätzliche neun Konzerte gab das Tonhalle-Orchester Zürich auf seiner elftägigen Europatournee unter der Leitung von Chefdirigent und Musikalischem Leiter Lionel Bringuier.

Der Verlust von 44’930 Franken liegt unter der Budgetvorgabe. Er begründet sich durch die Eigenleistungen, die die Tonhalle-Gesellschaft Zürich für die Renovation der Tonhalle und für die Investitionen in die Interims-Spielstätte Tonhalle Maag aufgebracht hat. Mit einem leicht erweiterten Angebot steigert die Tonhalle-Gesellschaft Zürich die Eintrritte  auf 109’731.

Positiv entwickelten sich mit 501’000 Franken die Mehreinnahmen aus Konzerten und Veranstaltungen aufgrund von längeren Tourneen und mehr Gastspielen. Auch die Einnahmen aus den 55 Abonnementskonzerten im Grossen Saal der Tonhalle Zürich wurden gegenüber dem Vorjahr um 210’000 Franken gesteigert. Nach den eindeutig positiven Abstimmungsergebnissen für den Umbau des Kongresshauses und die Renovation der Tonhalle weist die Tonhalle-Gesellschaft Zürich in ihrer Bilanz Vorinvestitionen in Höhe von 3,56 Millionen Franken für den Bau der Interims-Spielstätte Tonhalle Maag aus.

Diese umfangreichen Investitionen und Vorbereitungen wurden von der Tonhalle-Gesellschaft Zürich nicht zuletzt dank Zuwendungen Dritter hauptsächlich selbst erbracht. Hiervon profitieren auch andere Konzertveranstalter, die bisher in der Tonhalle Zürich und zukünftig in der Tonhalle Maag Konzerte anbieten werden. Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich wird für drei Saisons die Tonhalle Maag selbst betreiben.

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