Jazz-Kompositionen zu Feminismus und Diversität

Unter der künstlerischen Leitung von Julia Hülsmann, Professorin für Komposition, haben 14 Studentinnen der UdK Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin seit Mai vergangenen Jahres Kompositionen erarbeitet. Sie sind nun auf CD greifbar.

Planet-9-Komponistinnen am Kurt Weill Fest Dessau (Bild: Sebastian Gündel)

Vor Beginn der kompositorischen Arbeit setzten sich die Studentinnen intensiv mit den Themen Feminismus, Diversität und speziell mit der Rolle von Frauen im Jazz auseinander. In Studienfächern wie Jazz und Komposition sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert, wie die an der Universität Hildesheim verfasste «jazzstudie2016» deutlich zeige, schreibt die UdK (Universität der Künste) Berlin.

Der Projektname «Planet 9» spielt auf Neuentdeckungen und die Erweiterung von Wissenssystemen an. So wie unser Sonnensystem jüngst um einen Planeten reicher wurde, gebe es auch in der Jazzszene noch viel zu entdecken: «Planet 9» setze ein musikalisches Statement, das darauf abzielt, das Gehör für Vielfalt zu schärfen und strukturelle Hürden zu überwinden.

Die CD «Planet 9» erscheint in der Reihe «jazz_betont», dem Label der UdK Berlin. Webseite: www.udk-berlin.de/universitaet/betont-das-label-der-udk-berlin/katalog/jazz-betont/

Awards der Fritz-Gerber-Stiftung 2017

Die Harfenistin Alice Belugou, die Bratschistin Hana Hobiger und die Saxofonistin Rahel Kohler sind die Gewinnerinnen des diesjährigen Awards der Fritz-Gerber-Stiftung. Der Preis fördert junge, hochbegabte Musikerinnen und Musiker im Bereich der zeitgenössischen, klassischen Musik.

Rahel Kohler (Bild: zvg)

Die drei jungen Musikerinnen erhalten ein Preisgeld von je 10’000 Franken und ein Stipendium in Form einer Teilnahme an der Lucerne Festival Academy im
Wert von weiteren 10’000 Franken. Zur Teilnahme am Award berechtigt sind junge Künstler bis 28 Jahre, die das Schweizer Bürgerrecht besitzen oder seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz leben.

Alice Belugou wurde 1991 in Rouen geboren. Sie absolvierte ihre Studien der Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Sorbonne Paris, an der Hochschule Basel und an der Haute École de Musique Lausanne, wo sie 2015 den Spezialpreis für ausgezeichnete Masterkonzerte entgegennehmen durfte.

Die 1989 geborene schweizerisch-australische Doppelbürgerin Hana Hobiger absolviert derzeit das Masterstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg. Sie konzertierte bereits mit dem Queensland Chamber Orchestra, den Salzburg Chamber Soloists und der Hofkapelle München.

Rahel Kohler wurde 1988 in Bern geboren. Sie absolvierte den Bachelor of Arts in Music Pedagogy bei Christian Roellinger an der Hochschule der Künste in Bern und komplettierte ihren Abschluss mit dem Master of Arts in Music Performance in der Klasse von Marcus Weiss an der Musik-Akademie Basel.

 

 

Clash! oder Mash?

Die 71. Frühjahrstagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt bestätigte: «Die Kunstwerke, die wir produzieren, müssen alle Blicke aushalten.»

Das Ensemble Modern spielt Heiner Goebbels «Herakles 2» (Foto: Christoph Rau/INMM, Darmstadt),Foto: Christoph Rau/INMM, Darmstadt

Konflikte, Differenzen, Widersprüche, Reibungen, Wut, Krieg, Versöhnung, Integration, Aneignung – unter dem Motto clash!(?) thematisierte die Darmstädter Frühjahrstagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt (INMM) den spannungsreichen Umgang mit Kulturen und Identitäten, aber vor allem auch das Aufeinanderprallen von ästhetischen Grundauffassungen (nicht nur) in der Gegenwartsmusik.

Samuel Huntingtons wegweisender Text The Clash of Civilization (1996) schwebte im Raum, aber das Tagungsmotto beinhaltete weit mehr. Denn längst steht die zeitgenössische Musik nicht mehr im Zeichen des Entweder-oder, sondern vielmehr des Sowohl-als-auch. In hybriden Mischformen verschmelzen gegensätzliche Gattungen, Formate, Medien und Materialien zu etwas Neuem und stehen dabei zuweilen in Opposition zu traditionelleren Ansätzen. Konfliktpotenziale aus Politik und Gesellschaft, aber auch Alltagsbezüge werden in der Musik von heute auf unterschiedlichste Weise erfahrbar.

Im Anschluss an ein dichtes Einstiegsreferat von Jörn Peter Hiekel wurden in vier Themenblöcken solche Spannungsfelder anhand der Überschriften Hybride Identitäten, innere Clashes, Clashes der Generationen oder räumliche Clashes diskutiert. Nebst zahlreichen internationalen Gästen aus Musikwissenschaft, Philosophie, Kunst- und Medientheorie kamen an Lectures und Konzerten die Komponistinnen und Komponisten Heinrich Goebbels, Sergej Newski, Joanna Bailie, Johannes Kreidler, Sandeep Baghwati und Sarah Nemtsov zu Gehör.
 

Jenseits von Schubladen

An Werken Giaconto Scelsis und Horaţiu Rădulescus machte der Bratschist Vincent Royer im eröffnenden Gesprächskonzert deutlich, wie im Abseits – unter den Stichworten «sphärischer Klang» oder «Spektralismus» – unverwechselbare Individualstile entstanden sind. Als Gegenmodelle hätten sich diese im Kontrast, wenn nicht gar Clash zum zeitprägenden Serialismus, behaupten müssen.

Sandeep Baghwati fand, analog dazu, erst aus der Distanz zur europäischen Neuen Musik, in Kanada, zu seinem Ansatz der «mehrköpfigen Kreativität». «Ich wollte immer stärker mit wunderbaren Musikern arbeiten, als wunderbare Musik machen», meinte Baghwati. In seinen kollaborativen Arbeiten gehen dabei der Clash des Zusammentreffens aller Beteiligten und das Auflösen der Komponistenautorschaft Hand in Hand. An Projekten wie Sound of Montreal und Matralab, in denen Musiker aus verschiedenen Kultur- oder Traditionsräumen gemeinsam zu neuen Formen finden, erklärte er sein Modell des trans-traditionellen Musizierens.

«Es ist nicht so, dass ich Popmusik als etwas mir Fremdes zitiere, sondern es kommt alles in mir zusammen», äusserte Sarah Nemtsov. Nicht Clash, sondern Fusion steht für sie im Zentrum, was sich an White eyes erased (2014/15), interpretiert vom Ensemble Mosaik, deutlich hören liess. Für Nemtsov sind Wurzeln vielmehr gewachsene Gegenwart als Vergangenheit. Mit Orte-Mekomot stellte sie in ihrem Vortrag ein Projekt vor, das sich der Verbindung von zeitgenössischer Musik mit alten jüdischen Gesängen widmete. Nicht einfach sei es gewesen, sich anschliessend in der Wahrnehmung der Neuen Musikszene «aus der Schublade zu befreien». Denn der Grat zwischen Hierarchisierung und Stigmatisierung sei schmal.
 

Aktion oder Reaktion?

Wie nicht wenige andere Referenten sieht auch Rainer Nonnenmann in den Werken der Komponistengeneration der Digital Natives, deren Musik einen weiteren Schwerpunkt bildete, vielmehr (fruchtbaren) Mash als (sperrigen) Clash. Dass hingegen neue Strömungen oft durch Komponierende mit Labels versehen werden, drücke primär die Zugehörigkeit zu Erlebnis- und Erfahrungsgemeinschaften aus und könne nach wie vor auch Ausgrenzungen mit sich bringen.

Johannes Kreidler brachte dann als Clash in persona eine der Grundideen der Tagung ins Spiel, nämlich die Diskussionskultur in der Neuen Musik zu hinterfragen. Mit eloquenten Seitenhieben, unterlegt durch schlaue Zitate (Brecht: «Wo besser verdient wird, da sind die Menschen freundlicher zueinander»), polarisierte er heftig. Was an der Debatte nun Aktion, was Reaktion war, und ob Person und Werk als eins (Mash) oder doch besser getrennt zu betrachten sind, bleibt den Zuhörern selbst überlassen, denn Kreidler, der sich auch als Konzeptkünstler versteht, inszeniert oftmals dezidiert Kontroversen. Dass er mit seinem am Vorabend vom Ensemble Mosaik gegebenen Stück Fremdarbeit (2009) ebenso spielerisch eine grundsätzliche Globalisierungskritik vornimmt und dadurch eine klare Haltung in Fragen der Weltpolitik zeigt, ist ihm auf jeden Fall positiv anzurechnen.

Eine pointiert kritische Haltung zeigte auch Martin Scherzinger (New York): Anhand eines Forschungsprojekts schilderte er das konsequente Weglassen der Musikpraxis nicht-westlicher Zentren in der westlich-abendländisch geprägten Musikgeschichtsschreibung. Sogar in der Entwicklung heutiger Musik-Software für eine vermeintlich genderflexible Mash-Gesellschaft setze sich diese Tendenz fort. Algorithmen seien von einem euro-genetischen industriellen Habitus geprägt und erfassten beispielsweise eine elastisch geprägte Rhythmizität afrikanischen oder indischen Charakters nicht – sein Fazit: «White supremacy has now found a new way.»
 

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Heiner Goebbels

«Es ist tatsächlich so, dass ich zum ersten Mal in Darmstadt bin, ob das nun Zufall oder Ironie ist», stellte Heiner Goebbels zu Beginn seines Vortrages fest. Augenfälliger zeigen sich Grenzen zwischen Sparten und Institutionen, die auch ein Konfliktpotenzial beinhalten, selten, denn Goebbels wird weitaus stärker im Theater- als im Musikkontext wahrgenommen. Sein vielfältiges kompositorisches Œuvre verbindet Musik, Szene, Video, Text und Requisiten zu einem vielstimmigen Ganzen und bewegt sich zwischen allen Gattungen. Goebbels stellt dabei die einzelnen Elemente in ihrer Unvereinbarkeit nebeneinander, ohne sie zu verschmelzen – Clash im Sinne von Transparenz und Koexistenz steht im Zentrum. Aus der Stimmpolyfonie entsteht erst im Betrachter, dem eigentlichen Protagonisten, eine individuelle Lesart. «Die Kunstwerke, die wir produzieren, müssen alle Blicke aushalten», so Goebbels.

Im abschliessenden Konzert, kraftvoll interpretiert von Mitgliedern des Ensemble Modern, hielten die Werke Surrogate (1994/2015) und Herakles 2 (1991) Ohren wie Blicken bestens stand.
 

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Leuk im Zeichen der Neuen Musik

Das Programm des Festivals für Neue Musik Forum Wallis 2017 ist online.

Ensemble dissonArt Thessaloniki, Ensemble Recherche Freiburg i.Br., Taller Sonoro Sevilla (zVg),SMPV

Das 11. Internationale Festival für Neue Musik Forum Wallis findet dieses Jahr vom 1. bis 5. Juni am verlängerten Pfingstwochenende auf Schloss Leuk statt: Mit Recherche (Freiburg i.Br.), Taller Sonoro Sevilla, dissonArt Thessaloniki, UMS ’n JIP, Le Pot, dem Ensemble für Neue Musik Zürich und dem österreichischen Komponisten Wolfgang Mitterer geben sich internationale Referenzen im mittelalterlichen Städtchen ein Stelldichein und arbeiten zusammen unter dem Titel Integrations an Neukontextualisierungen des Neue Musik-Ensembles. Pascal Viglino präsentiert sein neuestes Musiktheater TilT, die einheimischen Tetraflutes Uraufführungen von Helena Winkelman, Xavier Dayer und Andreas Zurbriggen, und das Collectif Environnement Sonore CES Klangspaziergänge zur Sensibilisierung für unsere akustische Umwelt. Mit der Ars Electronica Forum Wallis 2017 Selection ist zudem an zwei Konzerten ein Panoptikum der internationalen Elektronischen Musik zu hören. Insgesamt sind zwei Dutzend Konzerte mit über 50 Werken von Komponisten aus über 25 Ländern angesagt, flankiert wird das Festival heuer von einer Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst.
 

Internationale Partnerschaften, IGNM-Tag
Das internationale Programm kommt vor allem dank dem weitverzweigten Netzwerk der IGNM-VS zustande: Es sind dies die International Society for Contemporary Music ISCM, die European Conference for Promoters of New Music ECPNM, das eigene Festivalnetzwerk ZENET, Botschaften und internationale Kulturstiftungen. Am Pfingstmontag findet wie gewohnt der sogenannte «IGNM-Tag» statt: Er bietet ein Gefäss, damit sich die Schweizer Sektionen, aber auch die ISCM-, ECPNM-, ZENET-Vertreter sowie lokale Delegierte informell treffen und austauschen können.
Das Forum Wallis ist eines der grössten Festivals für Neue Musik der Schweiz und findet jährlich an Pfingsten auf Schloss Leuk im Wallis statt. Es steht unter der Leitung der IGNM-VS, der Ortssektion der Int. Gesellschaft für Neue Musik ISCM, und hat seit 2006 über 300 Uraufführungen mitproduziert. 2015 brachte es Stockhausens Helikopter-Streichquartett zusammen mit dem Arditti Quartet, André Richard und Air Glaciers erstmals über den Alpen zur Aufführung.
 

Links

 

www.forumwallis.ch
 

Zentralbibliothek Zürich übernimmt Wagner-Archiv

Anlässlich des 70. Geburtstages Gottfried Wagners übernimmt die Zentralbibliothek Zürich dessen Archiv. Der Urenkel Richard Wagners hatte sich mit der Familie seines Vaters Wolfgang Wagner überworfen und trat öffentlich durch die Kritik an der Verstrickung der Wagner-Familie mit dem NS-Regime hervor.

Gottfried Wagner, 2013. Foto: Lpgeffen/wikimedia commons,SMPV

Das Archiv sei deshalb so wichtig, weil es einen Ausgleich zu den ansonsten Pro-Bayreuth ausgerichteten Sammlungen bildet, schreibt die Bibliothek weiter. Ein wesentlicher Teil des Archivs ist laut der Mitteilung der Zentralbibliothek der umfangreiche Post-Holocaust-Diskurs, der eine Sammlung von Publikationen und Korrespondenzen von Gottfried Wagner mit der jüdischen Welt und die damit verbundenen internationalen Medienreaktionen enthält.

Das Archiv beinhaltet zudem Materialien zu den Themen Judentum im Kontext mit Richard Wagners Vita, Opern und Weltanschauung sowie eine umfangreiche Wagner-Rezeption mit den Schwerpunkten Antisemitismus- und Holocaustforschung, Wagner in Israel, USA, Europa, Australien, Asien und Südafrika.

Gottfried Wagner, Urenkel Richard Wagners, ist international als freiberuflicher Dozent, Autor und multimedialer Regisseur mit den Schwerpunkten europäische Kultur und Politik des 19. und 20. Jahrhunderts, Kurt Weill, Aldo Finzi, Richard Wagner und Franz Liszt tätig.

Peter Leu mit Amsler-Preis ausgezeichnet

Der Stiftungsrat der Stiftung Werner Amsler hat den Organisten Peter Leu, Dozent für Musiktheorie an der Hochschule Luzern – Musik, einstimmig mit dem mit 20’000 Franken dotierten Werner-Amsler-Preis 2017 ausgezeichnet.

Peter Leu (Bild: Hochschule Luzern)

Peter Leu lehrt seit 1987 Musiktheorie an der Hochschule Luzern – Musik. Der Stiftungsrat schreibt, dass man sich mit Peter Leu «bewusst für einen aktiven und engagierten Musiker» entschieden habe.

Peter Leu wurde 1955 in Schaffhausen geboren. Er studierte Mathematik an der ETH Zürich und unterrichtete an der Kantonsschule Schaffhausen bis 1986. Das Lehrdiplom Orgel erhielt er bei Theodor Käser beim SMPV. Weitere Orgelstudien folgten bei André Luy in Lausanne und bei Monika Henking in Thalwil/Luzern. Seit 1987 ist er Dozent für Musiktheorie an der Hochschule Luzern. Seit 1991 ist Peter Leu Organist an der Stadtkirche St. Johann, seit 1995 zusätzlich am Münster Schaffhausen.

Musikalisches im Visuellen

Das Centre d’art Pasquart in Biel zeigt bildende Kunstwerke, die die Grenze zur Musik überschreiten – und einige Ausnahmen in umgekehrter Richtung.

Hiromi Ishii: Refraction, 2010. (Bild: Pasquart / © Hiromi Ishii)

Flächen verschieben sich; Quadrate crescendieren und diminuieren, in der Abfolge bilden sich Rhythmen, und während man Hans Richters kurzen abstrakten Schwarz-Weiss-Film Rhythmus 21 betrachtet, beginnt es in einem drinnen zu klingen. Dieses Pionierwerk von 1921, bei dem der Regisseur Robert Wilson wohl so manches für seine Bühnenbilder abgeguckt hat, ist die Ouvertüre zur Ausstellung extended compositions – und sie öffnet einem sogleich ein enorm weites Feld. Thema ist «das Beziehungsgeflecht zwischen bildender Kunst und Musik in der strukturellen Verzahnung beider Ausdrucksformen», wie das so schön auf Kuratorendeutsch heisst. Eine erste Version davon war bereits 2015 im Kunstquartier Bethanien in Berlin zu sehen; die Künstlerin Ellen Fellmann hat die schöne Auswahl aus Werken des 20. und 21. Jahrhunderts für Biel nun noch erweitert. Da gibt es Objekte, die von Partituren oder Schallplatten inspiriert sind: Die Schweizerin Silva Reichwein etwa montierte kleine Leinwände auf einem Plattenteller, liess ihn drehen und schuf so präzise Kreisbilder; in anderen Gemälden setzte sie – vergleichbar dem Zürcher Konstruktiven Richard Paul Lohse – Farbrechtecke in ständig permutierten Abfolgen auf die Fläche, serielle Bildmusik also. Anders ging Samuel Beckett in seinen stummen Fernsehfilmen Quadrat I–II vor, in denen er die Bewegungen der Figuren kanonartig führte und so rhythmisierte. Die Japanerin Hiromi Ishii wiederum kombiniert irisierende Bildflächen mit elektronischen Klängen. Zu den bestechendsten Arbeiten gehört die Film-Sound-Installation Longing der Iranerin Raha Raissnia. Sie trug eine laufende Kamera mit sich herum, ohne durchs Objektiv zu schauen, und nahm so verschwommene Bilder aus dem Alltag mit, die sie schnitt und nun projiziert. Dazu erklingt eine geräuschreiche, droneartige und momentweise orientalisch angehauchte Tonspur, in einer scheinbar losen Verbindung, aber gerade dadurch eindringlich.

So lassen sich aus zahlreichen Werken und Installationen (andere stammen von Bruce Naumann, Bill Viola, Simeon Sigg, Samuel Emde, Christoph Girardet/Matthias Müller und der Kuratorin selber) Anregungen holen, gerade für Musiker, denn der Ausgangspunkt ist denn doch die bildende Kunst und der Wunsch von Künstlern, musikalische Kategorien mitzubedenken. Das «extended» im Titel bezieht sich also eher auf das Bildhafte. Fast alle Versuche von Komponisten, grafische Elemente einzubeziehen und die Grenze zum Visuellen ihrerseits zu überschreiten, fehlen: John Cage, Earle Brown, Sylvano Bussotti, Roman Haubenstock-Ramati, Anestis Logothetis, aber auch alle Schweizer Experimentatoren wie etwa jene des Ensembles Neue Horizonte Bern. Es hätte den Rahmen wohl schlicht gesprengt. Das Gesamtkonzept ist eher unverbindlich; die einzelnen Kunstwerke stehen für sich und beleuchten einander nur gering, aber die Vielfalt ist doch höchst erlebenswert, und einige Exponate beginnen tatsächlich in einem zu klingen und nachzuklingen.

Den Schluss- und einen Höhepunkt setzt ein Musikwerk, das von der Kanadierin Janet Cardiff eindrücklich und mit achtungsvoller Zurückhaltung im Raum inszeniert wird: Thomas Tallis’ vierzigstimmiges Spem in alium, eines der gigantischen Werke der Musikgeschichte. Statt vierzig Sängern sind hier vierzig Lautsprecher in acht Fünfergruppen im Kreis verteilt. Aus jedem hört man eine Stimme, und so wird diese allzu selten aufgeführte, schwierige Musik (trotz einiger Intonationstrübungen des Salisbury Cathedral Choir) zu einem grandiosen sinnlichen Raumerlebnis.

 

Extended Compositions; Biel, Centre d’art Pasquart, bis 11. Juni 2017
 

www.pasquart.ch/event/extended-compositions
 

Urner Regierungsrat steht zum theater(uri)

Seit 1999 unterstützt der Kanton Uri das forum theater(uri), das frühere Tellspielhaus, das auch als Konzertveranstalter des Kantons dient. Der Regierungsrat bekennt sich weiterhin zu dieser Unterstützung und will den jährlichen Beitrag um 20’000 Franken auf 220’000 Franken erhöhen.

Die Sage von der Teufelsbrücke (Fotos: Scriptum, Rafael Brand)

Das theater(uri) ist die grösste Urner Kulturstätte und eine der grössten in der Zentralschweiz. Zur Verfügung stehen der Urner Saal mit 412 ansteigenden Sitzplätzen, der Altdorfer Saal mit maximal 139 Sitzplätzen und das Foyer mit 80 Veranstaltungs-Sitzplätzen oder mit 550 Stehplätzen für Pausenraum und Apéros.

Das Betriebsteam wird seit Beginn durch den Schattdorfer Kulturmanager Heinz Keller geleitet. Ende 2018 steht infolge seiner Pensionierung ein Wechsel in der Leitung an. Das Team sorgt gemäss Leistungsvereinbarung für einen Mehrspartenkulturbetrieb. Dazu gehört der Vermietungsbetrieb und die Eigenveranstaltungen in den Sparten Theater, Cabaret, Tanz, Ballett, Konzerte, Musical, Operette, Kinder- und Jugendanlässe sowie Ausstellungen.

Das Gebäude stammt aus der Zeit um 1865 und wurde 1925 zum Tellspielhaus Altdorf erweitert. 1998 übernahm es die Gemeinde Altdorf und unterzog es einer umfassenden Renovation. Das theater(uri) wurde seither teilrenoviert. 2016 stimmte der Landrat einem Kredit von 878’500 Franken für die zweite Sanierungsetappe 2016 bis 2019 zu.

Tag der Musik in Deutschland und der Schweiz

Unter dem Motto «Musiklandschaften: Orchestergipfel» findet in Deutschland vom 16. bis 18. Juni 2017 der Tag der Musik statt. In der Schweiz wird der Tag der Musik am 21. Juni durchgeführt.

Schweizer Logo des Tages der Musik

Der Tag der Musik – oder das Fête de la musique, wie es in den französischsprachigen Gebieten heisst – geht auf die Initiative des früheren französischen Kulturministers Jack Lang zurück und wird jedes Jahr am 21. Juni gefeiert. In Frankreich, Deutschland und weiteren europäischen Ländern sowie in der Romandie ist der TdM/FdM längst fester Bestandteil im Jahreskalender.

Der deutsche Tag der Musik ist eine Initiative des gesamten deutschen Musiklebens unter dem Dach des Deutschen Musikrates. Am dritten Wochenende im Juni zeigen Chöre, Orchester, Musik- und allgemein bildende Schulen, Opernhäuser und viele andere Institutionen die Vielfalt und die Qualität der musikalischen Praxis im Musikland Deutschland.

Mehr Infos:
http://www.musikrat.ch/tag-der-musik/infos/
 

Soziale Sicherheit im Fokus des Nationalen Kulturdialogs

Der Nationale Kulturdialog hat den Stand seines Arbeitsprogramms für die Periode 2016 bis 2020 diskutiert. Neu wird er die Koordination der Tanzförderung in der Schweiz sowie die Verbesserung der Sozialen Sicherheit der Kulturschaffenden bearbeiten.

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Das Arbeitsprogramm 2016-2020 des Nationalen Kulturdialogs wurde im April 2016 verabschiedet. Es enthält zehn kulturpolitische Themen, die durch den Bund, die Kantone, die Städte und die Gemeinden gemeinsam bearbeitet werden. Zu den prioritären Themen gehören die Literaturförderung, die Museumspolitik, die Denkmalpflege, die kulturelle Teilhabe und die Leseförderung. Ziel ist es, in diesen Bereichen gemeinsamen Herausforderungen durch eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination zu begegnen.

Bei Finanzhilfen (zum Beispiel Preise oder Werkbeiträge) an einen Kulturschaffenden überweisen das Bundesamt für Kultur und Pro Helvetia seit dem 1. Januar 2013 12 Prozent der Finanzhilfe an die Pensionskasse respektive an die Säule 3a dieser Person. Der Anteil von 12 Prozent wird je zur Hälfte durch den Kulturschaffenden und durch das Bundesamt für Kultur respektive Pro Helvetia finanziert

MA in Specialized Music Performance in Genf und Lausanne

Die aktuelle Ausgabe wirft einen Blick auf die Studienprogramme des MA Specialized Music Performance an den Westschweizer Musikhochschulen von Genf/Neuenburg und Lausanne. Dabei kommen Studierende zur Sprache, die über ihre Entwicklung innerhalb und die Erfahrung mit dem Studiengang berichten.

Matthias von Orelli — Die Master of Arts in Specialized Music Performance an der Haute École de Musique Genève – Neuchâtel (HEM) und an der Haute Ecole de Musique de Lausanne (HEMU – Vaud, Valais, Fribourg) sind im Rahmen der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) identisch aufgebaut, weisen aber teilweise unterschiedliche Studienschwerpunkte auf. An beiden Schulen ist das Studium für eine begrenzte Anzahl von Studierenden vorgesehen, und es werden primär Studierende mit herausragenden künstlerischen Fähigkeiten zum Studiengang zugelassen, wobei in Genf vor allem zwei Aspekte bei der Zulassung berücksichtigt werden: eine bemerkenswerte künstlerische Persönlichkeit und/oder die Möglichkeit, auf dem Gebiet der musikalischen Aufführungspraxis innovative Forschungsansätze beizusteuern.

Ausrichtungen

Innerhalb des Genfer Masterstudiums gibt es unterschiedliche Ausrichtungen. Beispielsweise jene des Dirigierens, wo das Ziel darin besteht, nach Abschluss des Studiums ein professionelles Ensemble leiten zu können, sei dies ein Sinfonieorchester, ein Kammerorchester, ein Opernensemble oder ein spezialisiertes Ensemble. Voraussetzung ist die Beherrschung eines Orchesterinstruments oder das Klavierspiel, zusätzlich aber auch praktische Kenntnisse der Instrumental- und Vokalmusik, Verständnis für stilistische Fragestellungen und der Ausweis über eine hohe künstlerische Sensibilität. Gleichzeitig werden auch Repertoirekenntnisse und Partiturlesen erwartet. Und ein weiterer Punkt ist die Fähigkeit, Proben zu planen und entsprechend umsetzen zu können – ein insgesamt sehr umfangreiches und anspruchsvolles Profil. Der Argentinier Nicolás-Eduardo Duna absolviert den Master d’interprétation spécialisée orientation direction d’orchestre in der Klasse von Laurent Gay in Genf. Selber bezeichnet er sich weder als Wunderkind noch entstammt er einer Musikerfamilie. «Erst» mit zwölf Jahren begann er, sich für Musik zu interessieren und entschied folglich, die Musik auch zum Beruf werden zu lassen. So stand mit sechzehn Jahren der Entschluss fest, eine Dirigierausbildung zu machen, die mit privatem Klavierunterricht und Mitwirkung in einem Chor ergänzt wurde. Eine schrittweise Annäherung an die Welt der Musik, die, wie Duna selber sagt, mehr mit Einsatz als Talent verbunden war. Aufgrund eigener Onlinerecherchen ist Duna auf das Masterstudium in Genf aufmerksam geworden, was bedeutete, in Europa weiter zu studieren.

Erfahrungen

Besonders wichtig scheint Duna, dass man bereits eine umfangreiche Erfahrung mit ins Studium bringt und umfangreiche Musikkenntnisse vorweist, sei dies Harmonielehre, Kontrapunkt oder Orchestrierung. So geniesst er nun diese Ausbildung an einer, wie er sagt, exzellenten Schweizer Musikhochschule, wozu er auch die spannenden Kooperationen mit dem Orchestre de Chambre de Genève oder der ZHdK zählt. Einzig bedauert er, dass ihm manchmal alles fast etwas zu schnell geht, um jeweils wirklich gut und fundiert vorbereitet vor dem Orchester zu stehen. Nach Abschluss des Studiums möchte er gerne noch ein weiteres Masterstudium in Musiktheorie oder Pädagogik anschliessen, gleichzeitig sich aber auf Vordirigate und Dirigierwettbewerbe vorbereiten.

Weitere Schwerpunkte

Auch beim Schwerpunkt Chorleitung gehören die oben genannten Voraussetzungen dazu, wobei dann aber entweder eine Gesangsausbildung oder wiederum das Klavierspiel erfordert werden. Das Ziel des Studienschwerpunkts liegt entsprechend in der Leitung eines professionellen Chorensembles (ob nun Opern- oder Radiochor, oder wiederum ein Spezialistenensemble).

Besondere Beachtung verdient in Genf die Studienausrichtung Mittelaltermusik, wo es neben den praktischen Fragen auch um philologische Forschungsfelder geht. Im Mittelpunkt stehen die musikalische Praxis und deren Besonderheiten hinsichtlich verschiedener Spieltechniken, Verzierungen oder der Improvisation. Damit trägt der Studienschwerpunkt der in den vergangenen Jahren zugenommenen Begeisterung für Alte Musik Rechnung. Da gerade die Forschung auf diesem Gebiet viele Erkenntnisse erlangt hat, versucht das Studium eine möglichst breite Einsicht in das Gebiet zu ermöglichen, so dass kulturelle, technische und theoretische Kenntnisse gleichermassen gefördert werden. Dazu gehört auch die musikalische Praxis auf historischen Instrumenten, da sich diese stark von jener auf modernen Instrumenten unterscheidet, was sich verdeutlichen lässt an der Auswahl bei den Tasteninstrumenten, wo Cembalo, Clavichord, Hammerklavier oder Orgel zur Auswahl stehen.

Lausanne

Auch an der Haute École de Musique de Lausanne (HEMU) findet sich der MA in Specialized Music Performance, und der Werdegang der Schweizer Sängerin Marina Viotti verdeutlicht das vielfältige Angebot dort eindrücklich. Die Tochter eines Musikerehepaars kam schon früh mit Konzert und Oper in Berührung. Doch als sie mit sieben Jahren Sängerin werden wollte, empfanden es die Eltern als zu früh – sie solle doch zuerst Querflöte spielen. Dies tat sie dann auch, studierte anschliessend Literatur und Philosophie in Lyon und sang daneben in einer Metal Band. Mit 21 Jahren ging sie nach Marseille und studierte dort Kulturmanagement, ergänzte dies aber mit einer Ausbildung in Chorleitung, worauf der Lehrer meinte, sie solle doch singen. Obwohl sie damals vergleichsweise schon alt war, wagte sie den Wechsel, übersiedelte nach Wien und studierte privat bei Heidi Brunner, weil die dortige Universität ihren Antrag aufgrund des späten Beginns mit dem Singen nicht bewilligte. Drei Jahre studierte sie in Wien, arbeitete an der Wiener Staatsoper und sang abermals in einem Chor. Der Entscheid, in Lausanne zu studieren war mit dem Wunsch verbunden, ihrem Leben eine klare Struktur zu geben. So folgte das Masterstudium bei Brigitte Balleys, welches sie im letzten Jahr abschloss. Für Viotti liegt der grosse Vorteil des Studiums (neben dem aufgebauten Netzwerk, der zahlreichen Unterstützung durch die Hochschule und die gesammelte Erfahrung) darin, dass sie bereits erste Recitals, Oratorien und sogar Rollen an der Opéra de Lausanne singen konnte. Alles, was sie an der Hochschule lernte (etwa Körperausruck, Phonetik, Improvisation, Singen, Schauspiel) konnte sie gleich in die Praxis umsetzen. Und ein Höhepunkt war sicherlich das Orchesterkonzert am Ende des Studiums.

Flexibilität

Was Marina Viotti auffiel war, dass das Studium einerseits Leitplanken bot, andererseits eine grosse Flexibilität innerhalb derselben möglich war, um sich entwickeln zu können. Zu dieser Entwicklung gehören auch die Crossover-Projekte, wo Konzerte Klassik, Pop und Jazz kombinieren, Projekte mit zeitgenössischer Musik und Meisterkurse mit Schwerpunkt Barock angeboten werden, oder Studierende an der École de Jazz et de Musique Actuelle auftreten können. Diese grenzübergreifenden Projekte erachtet Viotti in der heutigen Zeit als besonders förderlich. Dazu gehören, was Nicolás-Eduardo Duna für Genf schon heraushob, die Kooperationen – in Lausanne etwa mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne oder der Opéra de Lausanne. Gerade Auditions an der Opéra erachtet Viotti als grossen Luxus im Vergleich zu anderen Musikhochschulen. Das dreijährige Masterstudium schloss Viotti 2016 ab, bereichert mit einem umfangreichen Netzwerk und erster Berufserfahrung. Vermutlich auch deswegen ist ihr Kalender für die nächsten beiden Jahre ausgefüllt, vorwiegend in der Schweiz mit Opernproduktionen in Lausanne, Genf oder Luzern, aber auch mit Konzerten und zwei Opernproduktionen im Ausland.

Studienabschluss mit CD-Aufnahme

Die Anforderungen an Studierende des Masterstudiums an der HEMU Lausanne sind vergleichbar mit jenen in Genf, denn auch in Lausanne ist es die Absicht, den Master einer kleinen Anzahl von Studierenden, welche herausragende Fähigkeiten besitzen und eine Karriere auf höchstem Niveau anstreben, zu ermöglichen. Die Krönung des Masters bildet unter anderem eine CD-Produktion, was die Moldauerin Alexandra Conunova besonders inspirierte. Die Gewinnerin des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs in Hannover und des Tschaikowski-Wettbewerbs in Moskau hatte eigentlich nicht die Absicht, noch einen zweiten Master zu machen. Aber als sich die Möglichkeit bot, bei Renaud Capuçon studieren zu können änderte sie ihre Meinung. Conunova betont, dass die freie Einteilung des Studiums bezüglich des Zeitplans ein grosser Vorteil sei, der Fokus liege ganz klar auf dem Instrument. Nach Abschluss der beiden Studienjahre wird eine komplette CD-Einspielung hergestellt, was bedeutet, diese tatsächlich selber zu gestalten. Da sind Kreativität beim Cover-Layout, sprachliche Gewandtheit beim Formulieren des Booklet-Textes und der Beschreibung der eingespielten Werke sowie technisches Verständnis für die qualitativ hochstehende Aufnahme und deren Bearbeitung gefragt. Eine sehr herausfordernde Arbeit, aber eben auch eine einzigartige und wichtige Erfahrung, welche die HEMU ihren Studierenden damit ermöglicht. Für Conunova war der Master ein wichtiges Sprungbrett. In der Zwischenzeit arbeitet sie mit vier Agenturen zusammen, die sie in vier Ländern vertreten. Und so ist sie der Meinung, dass sie das Glück hatte, im richtigen Moment den richtigen Personen begegnet zu sein. Und das Ziel bleibt seit Jahren dasselbe: selber glücklich zu sein und die Mitmenschen an der ehrlichen Art des Musizierens teilhaben zu lassen. Sie selber will weiterhin verstehen und studieren, was das Leben und die Werke eines Komponisten ausmachen – das Masterstudiums hat sie in all dem bestärkt.

Thurgauer Unterstützung für Hartmann und Jost

Thrugau vergibt einmal jährlich Förderbeiträge an Kulturschaffende aus dem Kanton. Zum Zug kommen heuer auch die Musiker Christoph Hartmann und Raphael Jost.

Raphael Jost (Bild: Videostill)

Dieses Jahr werden die sechs Förderbeiträge an Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik vergeben. Mit den Förderbeiträgen soll «speziell eine persönliche und künstlerische Entwicklung ermöglicht werden».

Der 29-jährige Sänger, Pianist, Songwriter, Arrangeur und Bandleader Raphael Jost wurde 2012 am Europäischen Nachwuchs-Jazzpreis im deutschen Burghausen mit dem Solistenpreis ausgezeichnet und gewann drei Jahre später den Swiss Jazz Award. Er gab unter anderem schon Konzerte am Montreux Jazz Festival, Blue Balls Festival Luzern, Schaffhauser Jazzfestival, Jazzwoche Burghausen, Winterthurer Musikfestwochen, Festival Da Jazz in St. Moritz oder am Jazzfestival in Ascona.

Christoph Hartmann ist freischaffender Musiker in diversen Konstellationen; so zupft er den Kontrabass bei den Wyfelder Luusbuebe, komponiert für unterschiedlichste Film-, Theater- und Kinderprojekte und begleitet mit E-Gitarre und Loopgerät Lesungen. Zudem arbeitet er als Gitarrenlehrer und Bandleiter an der Musikschule in Weinfelden.

Ausgezeichnet hat die Jury neben Hartmann und Jost auch Reto Müller, bildender Künstler, Stein am Rhein; Sebastian Stadler, bildender Künstler, Zürich; Sara Widmer, bildende Künstlerin, Zürich; Tabea Steiner, Literaturschaffende, Zürich.

Die Kreativen und die digitale Wertschöpfung

Die Deutsche Content Allianz (DCA) fordert «eine zukunftsfähige Digitale Agenda, die die Marktbedingungen und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kultur- und Medienwirtschaft nachhaltig verbessert».

Foto: jeger/pixelio.de

Zu den Forderungen gehört unter anderem «die Schaffung eines digitalen Ökosystems, in dem Online-Plattformen die Kreativen und ihre Partner fair an der Wertschöpfung beteiligen, die sie mit deren vielfältigen Inhalten erzielen». Die Rechte der Urheber und ihrer Partner müssten gestärkt werden, der Zugang zum offenen Internet und die kommunikative Chancengleichheit gewährleistet sein, der digitale Verbraucherschutz für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar gestaltet und Kreativität und Technik zusammen gedacht werden.

Darüber hinaus solle die Chance genutzt werden, «die Errungenschaft der Pluralität sowie der kulturellen und sprachlichen Vielfalt in Europa selbstbewusst regulatorisch zu stabilisieren und auch im Rahmen der Weiterentwicklung des digitalen Binnenmarkts ernst zu nehmen».

Das vollständige Positionspapier der DCA finden Sie unter www.deutsche-content-allianz.de
 

Besserer Zugang zu Luzerner Musikschulen

Der Luzerner Stadtrat will den Zugang zur musikalischen Bildung für Kinder und Jugendliche verbessern. Mehr Familien sollen in den Genuss von Ermässigungen beim Schulgeld für die Musikschule kommen.

Foto: Marcel Grieder/flickr.com

Der Stadtrat will das Ermässigungssystem für die Schulgelder der Musikschule auf das Schuljahr 2017/2018 anpassen. Er hebt dazu die Grenze des maximalen steuerbaren Einkommens von 35‘000 auf 55‘000 Franken an. Der Grosse Stadtrat wird das Geschäft voraussichtlich am 11. Mai 2017 behandeln.

Mit der Anpassung gibt es neu vier statt wie bisher zwei Erlassstufen. Eltern mit einem steuerbaren Einkommen von maximal 25‘000 Franken erhalten künftig eine Ermässigung von 50 Prozent des Schulgeldes, jene in der vierten Stufe (45‘100 bis 55‘000 Franken) erhalten 10 Prozent. Mit dieser neuen Regelung erhöhen sich die Kosten für die Stadt Luzern durchschnittlich um rund 75‘000 Franken auf 181‘000 Franken pro Jahr.

Die Stadt Luzern leiste mit diesen Regelungen einen wichtigen Beitrag, um den Zugang zum musikalischen Einzelunterricht zu erleichtern, heisst es in der offiziellen Mitteilung. Künftig würden mehr Familien in den Genuss von Ermässigungen kommen. Dies sei auch im Sinne der Stadtluzerner Stimmberechtigten. Sie haben 2012 den Bundesbeschluss über die Jugendmusikförderung mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 78,46 Prozent gutgeheissen und damit die Stärkung der ausserschulischen musikalischen Bildung und die Abschaffung von Zugangshürden gefordert.
 

Keine Totalrevision der St. Galler Kulturförderung?

Die vorberatende Kommission des St. Galler Kantonsrates hat den Entwurf des totalrevidierten Kulturförderungsgesetzes diskutiert. Die Mehrheit der Kommission beantragt dem Kantonsrat, nicht auf die Vorlage einzutreten. Tonhalle und Theater St. Gallen sind als kantonale Kulturstandorte aber unbestritten.

Altes Bad Pfäfers. Foto:© Stiftung Altes Bad Pfäfers

Ein Anliegen der Kommissionsmehrheit war die Akzentuierung der Gemeindeautonomie. Sie möchte von einer vorgesehenen Erwähnung der Gemeinden im Zusammenhang mit den kulturpolitischen Zielen des Kantons absehen. Die Gemeinden sollen frei sein, ihre kulturpolitischen Ziele selber zu definieren.

In Anlehnung an Regelungen auf Bundesebene schlägt die Regierung vor, Kunstschaffende und Kulturinstitutionen verpflichten zu können, Beiträge in Pensionskassen oder andere Vorsorgeeinrichtungen einzuzahlen. Die Kommission möchte diese Bestimmungen streichen und auf die Eigenverantwortung der Kulturschaffenden und -veranstalter setzen.

Die Kommission schlägt eine Gesetzesbestimmung vor mit einer namentlichen Aufzählung der Kulturstandorte und der Möglichkeit des Kantonsrates, weitere kantonale Kulturstandorte bestimmen zu können. Der Vorlage der Regierung entsprechend hätten heute die Lokremise St.Gallen, das Schloss Werdenberg, die Tonhalle und das Theater St.Gallen den Rang eines kantonalen Kulturstandorts sowie mittelfristig auch das Alte Bad Pfäfers. Die Kommission gibt überdies dem Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona diesen Status.

Mit dem revidierten Kulturförderungsgesetz beabsichtigt die Regierung keine Mehrausgaben. Auch sollten weiterhin Förderbeiträge dem Lotteriefonds entnommen werden können. Die Kommissionsmehrheit will an der bisher geltenden vorrangigen Rolle des Lotteriefonds ausdrücklich festhalten.

Die Kommission möchte überdies ausdrücklich erwähnt haben, dass auch Menschen mit Behinderungen an kulturellen Veranstaltungen teilhaben können sollen. Die Regierung soll mit einer Motion beauftragt werden, eine Teilrevision des bestehenden Kulturförderungsgesetzes zu erarbeiten, welche die Unterstützung regionaler Förderorganisationen, die Förderung der Unesco-Weltkulturerbestätten und die kantonalen Kulturstandorte regelt.

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