Erfolgreiches Pilotprojekt Crowdfunding Basel

Die Abteilung Kultur Basel-Stadt hat das 2012 gestartete Pilotprojekt zur Kooperation mit der Crowdfunding-Plattform Wemakeit beendet. Auf dem Basler Channel unterstützten 16’792 Personen mit über 2,4 Millionen Franken Projekte aus dem Kultur- und Kunstbereich.

Bianca Story am Gurten Festival 2011 (Foto: Felix Fonsegrive)

Mit 146 Projekten führt die Kategorie Musik die Rangliste der vertretenen Förderbereiche an, es folgen die Kategorien Gesellschaft/Soziokultur (65 Projekte), Bildende Kunst (56 Projekte), Bühne (49 Projekte) sowie Film (44 Projekte). Die Kampagne mit dem höchsten Beitrag war eine Albumproduktion der Band Bianca Story, die 91’662 Euro von 625 Unterstützenden sammeln konnte.

Von den bisher 361 auf dem Channel gelisteten Projekten konnten 273, also 76 Prozent erfolgreich finanziert werden. Dies liegt deutlich über dem Gesamtschnitt aller Wemakeit-Projekte, der bei 63 Prozent liegt. Die durchschnittliche Summe, die durch Crowdfunding eingeworben werden konnte, beträgt für den Basler Channel 8942 Franken. Der durchschnittlich gesprochene Beitrag pro unterstützender Person beträgt 146 Franken, was im nationalen und internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist.

Bei 112 Projekten gelang es den Initianten sogar, mehr als 110 Prozent der ursprünglich angestrebten Summe einzuwerben. Dass die Region Basel in der Statistik einen derartigen Spitzenplatz erreichen konnte, führt die Stadt auf die kantonale Anschubförderung und Beratung zurück.

Räss und Buechi unterrichten in Luzern

Am Institut für Jazz und Volksmusik der Hochschule Luzern – Musik unterrichten ab Hebst 2018 neu die Jodlerin Nadja Räss und die Jazzmusikerin Sarah Buechi.

Sarah Buechi (Bild: Ingo Höhn)

Nadja Räss hat 2005 an der Zürcher Hochschule der Künste bei Kathrin Graf ihr Studium zur Gesangspädagogin abgeschlossen und unterrichtet seither hauptsächlich im Bereich der Volksmusik, seit 2009 in ihrer eigenen Jodel Academy. Sie interpretiert nicht nur neue – vorwiegend eigene – Kompositionen, sondern singt auch unterschiedliche Arten von mündlich und schriftlich überlieferten Schweizer Naturjodel und Jodellieder. An der Hochschule Luzern wird sie ab dem Studienjahr 2018/2019 das neue Hauptfach «Jodeln» leiten.

Sarah Buechi schloss 2007 ihr Jazz-Studium an der Hochschule Luzern mit zwei Auszeichnungen ab. In Bangalore studierte sie eineinhalb Jahre lang indische Musik. Von 2008 bis 2012 arbeitete sie als Dozentin am Newpark Music Center in Dublin und studierte von 2012 bis 2015 am Complete Vocal Institute in Kopenhagen. Aktuell ist sie mit ihrem Quartett, dem Duo «Animata» und dem «Christoph Stiefel Septett» tätig.
 

St. Gallen mit revidiertem Kulturfördergesetz

Das Amt für Kultur des Kantons St.Gallen schreibt auch 2018 Werkbeiträge und Atelieraufenthalte in Rom und neu in Berlin für Kulturschaffende aus, auf Basis eines neuen Gesetzes

Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz in Berlin. Foto: Schwittus/wikimedia commons

Das total revidierte Kulturförderungsgesetz, das am 1. Januar 2018 gemeinsam mit dem neuen Kulturerbegesetz in Kraft tritt, verankert die Aufgabenteilung zwischen Gemeinden und Kanton im Sinn der heutigen Praxis, klärt die kantonale Schwerpunktförderung mittels kantonaler Kulturstandorte (zum Beispiel Lokremise St.Gallen, Schloss Werdenberg) und schreibt die Förderinstrumente und -grundsätze des Kantons fest, darunter auch Kantonsbeiträge zur direkten Förderung von Kulturschaffenden.

Wie bisher ist die Höhe der Werkbeiträge auch in der aktuellen Ausschreibung flexibel gehandhabt, kann 10’000 Franken, 20’000 Franken oder 30’000 Franken betragen und wird durch die Kulturschaffenden selber festgelegt. Insgesamt stehen für die Werkbeiträge maximal 260’000 Franken zur Verfügung.

Die Kulturwohnung in Rom wird neu in einem zweijährigen Turnus gemeinsam mit dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein ausgeschrieben. Als Gegenleistung seitens Liechtenstein kann die Kulturförderung des Kantons St.Gallen für drei Monate jedes zweite Jahr eine Kulturwohnung in Berlin anbieten. Graubünden zahlt für die sechsmonatige Nutzung der Rom-Wohnung einen entsprechenden Beitrag.

Bewerbungen nimmt das Amt für Kultur bis am 20. Februar 2018 entgegen. Die definitiven Entscheide über die Vergabe der Werkbeiträge und Atelieraufenthalte folgen im Mai 2018. Die detaillierten Informationen und das Anmeldeformular sind über die Webseite www.kultur.sg.ch erhältlich oder können telefonisch angefordert werden, ebenso der Förderleitfaden 2018 (Amt für Kultur, St.Leonhard-Strasse 40, 9001 St.Gallen, 058 229 43 29).

Vinko Globokars Werk unter der Lupe

Mit einem Symposium, drei Konzerten sowie zwei Workshops widmete die Zürcher Hochschule der Künste dem 1934 geborenen Vinko Globokar einen umfangreichen Schwerpunkt.

Vinko Globokar. Foto: Max Nyffeler,Foto: Max Nyffeler

Kaum bemerkt von der grossen Musiköffentlichkeit veranstaltet die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) regelmässig prominent besetzte Tagungen zu Komponisten, die die musikalische Moderne geprägt haben und die im Idealfall auch selbst zu Gast sind. Das Symposium in Anwesenheit Vinko Globokars schloss an Tagungen zu Alvin Lucier, Jannis Xenakis oder Gérard Grisey an und versammelte wiederum eine Schar profunder Kenner und Vertrauter des Komponisten.

«Es ist alles Zufall», meinte Vinko Globokar im Gespräch mit Jörn Peter Hiekel, Leiter des Symposiums, und Jens Schubbe, künstlerischem Leiter des Collegium Novum Zürich, zu seinem Werdegang. Der humoristische Tonfall und die Leichtigkeit überraschten. Denn mit Globokar, Komponist, Posaunist und Improvisator, verbindet man auf Anhieb eher archaische Körperkraft oder politisch-gesellschaftlichen Impetus. Als von Grund auf politischer Mensch stellt er in seinen Kompositionen konsequent das institutionelle Gefüge des klassischen Musikbetriebs, das Format des Konzerts wie auch Hierarchien des Klassiksystems in Frage. Zentrale Aspekte bilden dabei das Verhältnis von Körper und Instrument, von Komposition und Improvisation oder von Individuum und Gruppe. Legendäre Werke wie ?Corporel (1985) oder Res/As/Ex/Inspirer (1973) widmen sich ganz dem Körper oder dem Atem und führen Interpreten an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.

Gerne zitiert Globokar die Beschreibung seines engen Komponistenfreundes Heinz Holliger, dass er «als Komponist einem Architekten gleiche, der komplizierte Gebäude konstruiere und gleichzeitig Bomben lege, um diese wieder zu zerstören». Dies erzählte Max Nyffeler (München) in seinem Symposiumsbeitrag und folgerte: «Eine prekäre Situation zu errichten, die jederzeit zusammenbrechen kann, zieht sich durch sein gesamtes Werk.» Er betonte zudem, dass es Globokar beim Komponieren nie um exklusives Wissen gehe, sondern dass er «inklusiv» komponiere. Viele seiner Werke riefen nämlich zum Teilnehmen auf. Bei der Einstudierung sei er folgerichtig möglichst immer dabei, so auch bei Proben zu Discours II für fünf Posaunen, dessen Aufführung durch Studierende der ZHdK auf das Symposium eingestimmt hatte.
 

Instrumente als Verlängerung des Körpers

Jörn Peter Hiekel strich Globokars Bedeutung für die Gegenwartsmusik in einer Weltbezogenheit gegenüber kulturellen und politischen Ereignissen heraus. Diese manifestiere sich in anarchischer Kraft, Performativität, dem Einbezug des Raumes oder im wesentlichen Beitrag zum Verhältnis von Komposition und Improvisation. Sabine Beck (Frankfurt) ging anschliessend auf dieses Zusammenspiel von Komposition und Improvisation näher ein. Zur methodischen Unterscheidung seien ein Zeit- und ein Handlungsfaktor ausschlaggebend: Beim Improvisieren entscheide man zeitgleich über das Vorgehen, bei der Komposition würden die Entscheide vorher gefällt. So meinte Globokar zum 1969 mitbegründeten Improvisationsensemble New Phonic Art: «Alles was passiert, passiert jetzt auf der Bühne; wir reden vorher nicht darüber, wir reden nachher nicht darüber.» Für Globokar brauche es den ganzheitlichen, selbstverantwortlichen Musikertypus, der immer auch Sänger und Performer sei und sich kritisch mit Musikbegriff und Gesellschaft auseinandersetze, so Becks Fazit. Matthias Arter am Lupofon und Vladimir Blagojevic am Akkordeon führten schliesslich in einer Lecture Performance anhand von Ausschnitten aus Septuor par treize sources (2017) spezifische Herausforderungen Globokars an die Interpreten vor Augen. Globokars neustes Kammermusikstück, das am abendlichen Konzert der pre-art soloists zu erleben war, verzichtet gänzlich auf Improvisation, verlangt vollen performativen Einsatz und setzt die Instrumente fast als Verlängerung der Körper ein.

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Matthias Arter bei der Lecture Performance

Am Vorabendkonzert des Collegium Novum Zürich, das Globokar neben Mauricio Kagel und Bernd Alois Zimmermann präsentierte, wirkten auch etwas ältere Stücke erstaunlich aktuell. In Dialog über Erde für Soloperkussion (1994) beispielsweise, von Julien Mégroz kongenial interpretiert, dreht sich alles um Wasser. Alle Arten von Rasseln kommen ausser- und innerhalb eines mit Wasser gefüllten transparenten Plexiglasbehälters zum Klingen, wodurch optisch und klanglich die Resonanz verschiedener Elemente vor Augen und Ohren geführt und die mit dem Titel verknüpfte Erwartungshaltung unterwandert wird. In La Prison für acht Instrumente (2001) hingegen setzt Globokar Grillroste als Klangkörper ein, die visuell an Gefängnisgitter gemahnen. Dabei lässt er die Interpreten keinen einzigen ihrem Instrument gemässen, «normalen» Ton spielen. «Ein Stück wie La Prison verweigert sich allen gängigen Kriterien wie Klangschönheit und Klangorganisation», meinte Schubbe.

«Es ist das erste Mal, dass jemand mit der Lupe auf mein Schaffen guckt. Ich war immer froh, dass einige Freunde interessant fanden, was ich mache», äusserte sich Globokar scherzend zum Ausklang des Symposiums. In seinem hintersinnigen Humor steckt eine Spur Wahrheit. Seine Wichtigkeit für die musikalische Avantgarde wurde zwar oft gewürdigt. Die Veranstaltung der ZHdK sucht aber sowohl in Umfang wie auch Vertiefung ihresgleichen.
 

IFPI und GFK verlängern Kooperation

Seit 1983 ermittelt GfK Entertainment im Auftrag von IFPI Schweiz die Offizielle Schweizer Hitparade. Nun haben beide Partner bekannt gegeben, ihren gemeinsamen Vertrag bis 2020 zu verlängern und die Kooperation auszubauen.

Bild: Martin Fisch/flickr.com

GfK Entertainment wird auch zukünftig die offiziellen Schweizer Musikmarktdaten sowie die wöchentlichen Single-, Album- und Compilation-Hitlisten erstellen. Mit dem von der Firma entwickelten Online-Tool Planet Music erhält die IFPI Schweiz ab sofort einen umfangreichen Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Schweizer Musikbranche.

Der Vertrag folgt auf eine ganze Reihe an Neuerungen wie der Ausdehnung der Single-Hitparade von 75 auf 100 Positionen sowie der Einführung des Nummer 1 Awards der Offiziellen Schweizer Hitparade. Für 2018 sind viele weitere Innovationen geplant.

GfK Entertainment ermittelt die offiziellen Schweizer Charts und Marktforschungsdaten im Auftrag der Branchenverbände. Anfang 2017 wurde die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) bis 2020 verlängert. Weitere Partner sind der Schweizerische Video-Verband (SVV) im Filmbereich sowie die Swiss Interactive Entertainment Association (SIEA) für das Videospiele-Segment.

Fredi Bosshard mit Zürcher Stadttaler geehrt

Der Jazzvermittler und Konzertorganisator Fredi Bosshard ist von der Stadt Zürich mit einem Stadttaler geehrt worden. Stadtpräsidentin Mauch dankte ihm damit für seine grossen Verdienste für den Zürcher Jazz – insbesondere als Organisator des Taktlos-Festivals in der Roten Fabrik.

Die Rote Fabrik. Foto: Micha L. Rieser/wikimedia commons

Mauch übergab Bosshard die Auszeichnung anlässlich des Konzerts des Schlippenbach-Trios in der Roten Fabrik. Der Stadttaler ist die Ehrenmedaille der Limmatstadt und ist zuvor unter anderem an Elmar Weingarten und Peter F. Weibel als Repräsentanten der Festspiele Zürich, aber auch an den Sänger Udo Jürgens verliehen worden.

Fredi Bosshard, langjähriger Präsident des Vereins Fabrikjazz Zürich, organisierte unzählige hochklassige Jazzkonzerte in der Stadt Zürich – unter anderem im Rahmen des Festivals Taktlos, das er 2017 zum 34. Mal leitete. Er habe stets die Kunst ins Zentrum seiner Arbeit und es geschafft, dass der Fokus der Kulturstadt Zürich Jahr für Jahr während ein paar Tagen auf dieser manchmal unbequemen und immer wieder neu entstehenden Musik lag, heisst es in der Medienmitteilung der Stadt.

Bosshard trug wesentlich dazu bei, dass die Zürcher Jazzszene heute weit über die Landesgrenze hinaus einen hervorragenden Ruf geniesst. Er verfügt über ein grosses internationales Jazz-Netzwerk, das er immer wieder in den Dienst der Zürcher Kultur stellte.
 

Glarus fördert Mathias Elmer

Der Förderbeitrag 2018 des Kantons Glarus von 25‘000 Franken geht an den Dirigenten Mathias Elmer aus Ennenda. Elmer studiert Orchesterdirigieren an der University of Memphis. Gleichzeitig arbeitet er an einem Doctor of Musical Arts.

Foto: University of Memphis/Web

Seine musikalischen Sporen verdiente sich Elmer im Kanton Glarus unter anderem als Dirigent und Musiklehrer bei der Harmoniemusik Glarus, dem Orchester Con Brio und einigen Chören ab. Nachher studierte er an der Musikhochschule Luzern, das Dirigentenstudium schloss er mit grossem Erfolg ab.

Die Karriere von Mathias Elmer gehe weiter steil aufwärts, begründet der Kanton Glarus den Beitrag, er stehe an einem entscheidenden Punkt in seiner Laufbahn. Der Kanton wolle ihn bei diesen nächsten Karriereschritten mit dem Förderbeitrag 2018 unterstützen.

Für kulturelle Zwecke werden aus dem Kulturfonds des Kantons 36 Einzelpersonen oder Organisationen durch die Kulturkommission oder den Regierungsrat Beiträge von total 168‘000 Franken gewährt oder als Defizitdeckung zugesichert. Drei Gesuche wurden abgelehnt, drei sistiert. Durch den Regierungsrat werden Beiträge und Defizitbeiträge von 78‘900 Franken bewilligt, unter anderem für das Hauptkonzert des Glarner Singvereins (11’100 Franken).

Suisseculture lehnt No-Billag klar ab

Suisseculture, der Dachverband der Schweizer Kulturschaffenden, lehnt die Initiative zur Abschaffung des Service Public in den Medien klar ab und fordert die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auf, ein Nein in die Urne zu legen.

Foto: martingreffe/flickr.com

Die Annahme der Initiative würde nach Ansicht von Suisseculture nicht nur das Ende der Existenz aller SRG-Medien bedeuten, sondern auch zahlreicher lokaler Privatsender, welche dank Gebühren das regionale Kulturleben vermitteln und bereichern. Dieser Kahlschlag bedeute «einen direkten Angriff auf die Grundlagen unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft».

Radio und Fernsehen stellten für das Kulturschaffen, so Suisseculture weiter, ein wichtiges Forum dar und sei «eine lebenswichtige Erwerbsquelle für Kulturschaffende, Künstlerinnen und Künstler aus allen Sparten und aus allen Sprachregionen der Schweiz». Kunst und Kultur seien  auf unabhängige, nicht gewinnstrebende Medien, mit breiten Angeboten, wie sie die Medien der SRG bieten, angewiesen.

 

 

Auftragskomposition zu gewinnen

Der Bärenreiter-Verlag schreibt einen Chorwettbewerb aus, bei dem es eine Auftragskomposition des schwedischen Komponisten Mårten Jansson zu gewinnen gibt.

Verkündigung. Englische Stickerei auf einem Bucheinband, 16. Jahrhundert (wikimedia commons),SMPV

Chöre, die sich beteiligen möchten, studieren Janssons Werk Maria IV (Bärenreiter BA 7412) ein, machen ein Video davon, laden es bei YouTube hoch und schicken den Link an wettbewerb@baerenreiter.com Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2018. Eine internationale Jury von Chorexperten wird die Einsendungen sichten und die Gewinner bestimmen. Drei Preise werden vergeben:

1. Preis: Eine auf den siegreichen Chor zugeschnittene Komposition von Mårten Jansson mit der Möglichkeit der Uraufführung, dazu ein Notengutschein über 500 €
2. Preis: Notengutschein über 300 €
3. Preis: Notengutschein über 200 €

Mårten Jansson (*1965) hat sich in der geistlichen Chormusik einen Namen gemacht. Er war über zehn Jahre lang Leiter von Carmen, einem der bekanntesten Frauen-Vokalensembles in Schweden. Aus der Arbeit mit diesem Chor entstand die Anregung zu seinen frühen Kompositionen für Frauenchor: «Zu wissen, dass am nächsten Tage geprobt würde, was ich in der Nacht geschrieben habe, war ein starker Antrieb für mich. Andere Komponisten wären glücklich über eine solche Möglichkeit.»

Maria IV (Här är din himmel) für gemischten Chor (SATB) wurde vom Schwedischen Königshaus in Auftrag gegeben für das Fest der Verkündigung der Jungfrau Maria. Der Text stammt vom schwedischen Dichter Einar Askestad (Uraufführung am 17. März 2013). Die Musik beschreibt die Betrübnis Marias als Mutter eines Kindes, das nicht ihr, sondern der gesamten Menschheit gehört.

Das linke Ohr

Eine Ausstellung über den Basler Komponisten Jacques Wildberger in der Universitätsbibliothek Basel.

Jacques Wildberger zirka 1950. Foto: zVg

Es gibt mehrerlei Widerstand: den heftigen, existenziellen, aber manchmal auch den genüsslichen. Der eine hilft den anderen ertragen. Beides kannte Jacques Wildberger (1922–2006); das Leben hatte es ihn wohl gelehrt. Da war zum einen sein politisches Engagement; er war Kommunist und seit 1944 Mitglied der PdA, verliess die Partei allerdings drei Jahre später schon wieder aus Protest gegen die stalinistischen Verbrechen. Das freilich war kein Grund für ihn, auch sein Engagement zu widerrufen – im Gegenteil. Der hellsichtige Wildberger war neben dem zwei Jahre jüngeren Klaus Huber das politische Gewissen in dieser Komponistengeneration. «Dagegen zu komponieren war und ist mein agita movens», schrieb er.

Er verfügte allerdings auch über eine spitzbübische Seite, etwa wenn er, der Avantgardist, im Gespräch sagte, er möge das 2. Rachmaninow-Konzert und Lehár habe doch eigentlich wunderbar instrumentiert. Überhaupt möge er Kitsch, wenn er gut gemacht sei. Das dürfte denn doch einige verblüfft haben. Mit einer gewissen Koketterie sagte er auch, er habe seinen Nachlass eben nicht wie viele seiner Basler Kollegen der Paul-Sacher-Stiftung, sondern der Universitätsbibliothek Basel übergeben.

Das Verhältnis zu Sacher nämlich war zwiespältig. Wenn dieser auch später seine Unterschrift unter die Urkunde setzte, als der Schweizerische Tonkünstlerverein Wildberger den Komponistenpreis verlieh, so dürfte er Wildberger doch ziemlich verärgert haben, damals 1954. Der Komponist hatte ihm seine Tre Mutazioni geschickt; der Mäzen sandte die Partitur «mit bestem Dank» zurück, bemerkte «interessante Klang- und Rhythmikexperimente» darin, fand das Stück aber «weder geistig ingeniös noch gefühlsmässig empfunden, sondern intellektuell errechnet», kurz: «kunstgewerbliche Spielerei». Schliesslich bat er Wildberger «mit den freundlichsten Grüssen» in diesem «ungeschminkten Urteil einen Beweis meines Vertrauens und meiner freundschaftlichen Gesinnung zu sehen».
 

Avantgardistisch und nicht avanciert genug

Solche Zusammenhänge werden nun in einer Ausstellung offensichtlich, die derzeit in der Universitätsbibliothek Basel zu sehen ist. Sie heisst Das linke Ohr, wurde von Michael Kunkel, dem Leiter der Forschungsabteilung an der Hochschule für Musik FHNW, kuratiert und entstand in der Zusammenarbeit mit der Universität Basel und der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft. Man habe Wildberger nicht einfach ein Denkmal setzen wollen, sagte Kunkel bei der Vernissage. Lieber zeigt er ihn in seinen vielen, manchmal auch etwas widersprüchlichen Facetten, in zwölf Stationen – mit zahlreichen Partituren, Fotos, Audio- und Videodokumenten. Als besonderes Geschenk mag die auf dem Estrich wiedergefundene Bonbon-Schachtel mit Dokumenten gelten, die ebenfalls Eingang in die Ausstellung fand. Begleitet wird diese von mehreren Rahmenveranstaltungen, insbesondere einem Symposium Anfang März 2018.

Jacques Wildberger war, wie hier zu sehen ist, eine schillernde Persönlichkeit. Es lohnt sich, etwas Zeit zu investieren, die Dokumente zu studieren und in die Tonbeispiele hineinzuhören. Selbst Wildberger-Kenner dürfte manches überraschen, zum Beispiel das Eisler-nahe Kampflied Wir wollen zusammen marschieren, das er für das Basler Arbeiterkabarett «Scheinwerfer» komponierte, oder seine Auftritte als Dirigent des Zigeunerbarons, aber auch die Musik zum Armeedienstfilm Einer von Allen aus dem Jahr 1958.

Sein Weg war nicht einfach, weil er die Opposition suchte. Das wird ein Grund dafür gewesen sein, dass er beim Exilrussen Wladimir Vogel die Zwölftontechnik studierte. In der Schweizer Musikszene herrschte damals Neoklassizistisches vor. Figuren wie die Schönberg-Schüler Alfred Keller und Erich Schmid waren Aussenseiter. Ausnahmepersönlichkeiten wie Rolf Liebermann, Hermann Meier oder eben Wildberger suchten bei Vogel den Kontakt zur Dodekafonie. Ein Zwölftondogmatiker wurde er aber nicht; Wildberger ging eigenwillig damit um. Und dennoch geriet er zwischen die Zeitläufte: In der Schweiz galt er als Avantgardist, in Deutschland musste er feststellen, dass er als zu wenig avanciert galt. Er war nicht absolut modern: «Ich fühle mich durchaus nicht als Museumsdiener einer unanfechtbaren Vergangenheit, sondern ich bemühe mich, die Tradition lebendig zu erhalten durch Weitergehen und -forschen in unserer spannenden Gegenwart. Traditionell bin ich auch gerne insofern, als ich das Handwerk des ‹Komponierens› in Ehren halte.» Und deshalb war er so frei, einige seiner wichtigsten Radiosendungen und Publikationen der Musik Dmitri Schostakowitschs zu widmen.

Solche Eigenwilligkeit muss sich erst einmal durchsetzen, auch wenn man aus gutem, humanistisch geprägtem Basler Bürgertum stammt. Dass ihm Sacher nie einen Auftrag erteilte, verhinderte schliesslich nicht, dass Wildberger eine anerkannte Persönlichkeit nicht nur des Basler Musiklebens wurde und an der Musik-Akademie unterrichtete. Seine Position blieb prononciert links.
 

Das linke Ohr. Der Komponist Jacques Wildberger

Dir, der Du mich nie gekannt

Die Kammeroper «Der Traum von Dir» von Xavier Dayer wurde am Zürcher Opernhaus uraufgeführt.

Foto: T+T Fotografie – Tanja Dorendorf

Wer schreibt da? Geräusche eines Bleistifts auf Papier! Aha, Literarizität – oder Briefe! Vielleicht sogar versteckte Mikrogramme. Nicht zum ersten Mal im Musiktheater. Welcher Kollege hatte doch einst versprochen, einmal einen Aufsatz über das Briefeschreiben in der Oper zu schreiben? Denn es handelt sich da um einen heiklen Moment der Zeitdramaturgie: Entweder passiert es unrealistisch rasch oder es hält den Zeitfluss an. In diesem Fall freilich nicht, denn das Schreiben wird zum tragenden Element des Ganzen. Es ist nicht der Dichter, der sich da, wie wir sehen, mit seinem Notizbüchlein auf einer Bank niedergelassen hat. Die wir schreiben hören, es ist eine Frau, abwesend für den Dichter, anwesend für uns in dreifaltiger Gestalt. Sie betet ihn von ferne an und schreibt ihm diesen Brief, den Brief einer Unbekannten, wie die Novelle von Stefan Zweig heisst.

Claus Spahn, der Chefdramaturg der Zürcher Oper, hat diesen Text zu einem kurzen, fast lakonischen Libretto kondensiert; Xavier Dayer, aus Genf stammend und heute Kompositionslehrer an der Hochschule der Künste Bern, hat die Musik komponiert – parallel übrigens zu einer zweiten Kammeroper, die auf ganz andere Weise von Erinnerung und Vergessen handelt: Alzheim wurde am gleichen Wochenende von Konzert Theater Bern uraufgeführt. Es sind die Kammeropern Nr. 6 und 7 in Dayers Œuvre. Er könne sich zwar durchaus vorstellen, einmal etwas für die grosse Bühne zu schreiben, sagt er im MAG des Opernhauses, aber es seien die inneren, die feinstofflichen Welten, die ihn interessieren. «Ich habe Lust, das Innenleben von Figuren in den Blick zu nehmen.»

Das gelingt ihm hier auf eindrückliche Weise: Der angebetete Dichter (Cody Quattlebaum) ist eigentlich nur ein Katalysator und gewinnt selber wenig Charakter. Die Figur der «Unbekannten» jedoch ist so reich und vielfältig, dass sie auf drei Sängerinnen verteilt wird (Soyoung Lee, Haminda Kristoffersen, Kismara Pessatti); sie sind in Stimme und Erscheinung so verschieden, dass sie die drei Lebensalter des Mädchens, der jungen Frau und der zum Tode bereiten Mutter darstellen können. Die Unbekannte lernte den Dichter mit dreizehn kennen, hatte später eine Nacht und daher ein Kind mit ihm, von dem er nie erfuhr, und wird schliesslich nach dem Tod ihres Sohns sterben. Aber noch schreibt sie diesen Brief, in dem sie dem Dichter alles erzählt.
 

Ins Innere treiben und verharren

Bleistiftgeräusche also am Anfang, zarte Klavier- und Perkussionsklänge. «Dir, der Du mich nie gekannt» beginnt die dritte Frauenstimme. Die anderen mischen sich hinein; das Atmen wird deutlich. Erst mit dem Satz «In mir wuchs der Traum von Dir» hebt die eine Singstimme ab – und der Ensembleklang, diese ferne Musik, beginnt aufzublühen. Zwischen Sprechen und Singen bewegt sich die dreifache Unbekannte. Sie folgt ihren Träumen, ihren Begegnungen, und wir erlangen nie die Gewissheit, ob sie alles nur herbeisehnt und fantasiert oder ob sie etwas davon erlebt. Es bleibt zweitrangig, denn es geht ja um das Innenleben dieser Frau. Dafür entwickelt Dayer eine ungemein subtile Klangsprache, präzis im Instrumentalsextett (das Ensemble Opera Nova unter Michael Richter in der längst zum Standard gewordenen Pierrot-Besetzung plus Schlagzeug), sehr kantabel im Gesang (ja, Dayer kann für Stimmen schreiben), melodiös und expressiv, manchmal in einer madrigalesken Vielstimmigkeit. Das hilft uns, in die Person einzutauchen. Die Texte sind so verknappt, dass sie fast nur andeuten. Dayer weitet sie durch Wiederholungen und Variationen wieder aus, spiralförmig und in den besten Momenten sogartig. Die Unbekannte treibt gleichsam in ihr Inneres. Das Bühnenbild von Barbara Pfyffer zeigt denn auch eine Art Achterbahn, auf der die Gefühle ins Strudeln geraten. Nina Russi hat das Stück sehr dezent und unspektakulär in Szene gesetzt.

So führt Der Traum von Dir durch die nahezu siebzig Minuten, durchaus intensiv, wenngleich es schliesslich doch etwas zu wenig ins Traumhafte abhebt bzw. in dessen Abgründe hinabweist. An jenem Punkt, wenn das Trockeneis auf die Studiobühne strömt und alles noch irrealer werden könnte, verharren Text und Gesang bei den Vorwürfen an den von ferne Geliebten. An diesem Punkt stockt auch die emotionale Dramaturgie des Stücks, kommt sie nicht weiter. Das «Ich, ich, ich»-Gestammel am Schluss, das Verharren auf einem repetierten Ton sind eher Behauptungen einer psychischen Gebrochenheit, als dass sie nochmals eine Ebene tiefer führen würden. Wer will, mag das freilich auch als Ausweglosigkeit einer in sich verlorenen Person deuten …

PS: Uraufführung von Der Traum von Dir war am 2. Dezember auf der Studiobühne des Opernhauses Zürich. Es gab insgesamt nur vier Darbietungen bis 9. Dezember. Die Zürcher Oper hat weitere Kammeropern für das Ensemble Opera Nova in Auftrag gegeben.
 

Bildlegende
Die Unbekannten I, II, III: Soyoung Lee, Kismara Pessatti, Hamida Kristoffersen;
der Schriftsteller: Cody Quattlebaum

Foto: T+T Fotografie – Tanja Dorendorf
 

Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks hat nach Protesten entschieden, dass das bayerische Klassikradio BR-Klassik weiterhin auf UKW zu empfangen sein wird. 2014 hatte der BR für 2018 einen Frequenztausch mit dem Jugendkanal Puls und damit eine Migration auf DAB+ angekündigt.

Der Deutsche Musikrat ist mit dem Entscheid zufrieden. Mit dieser Lösung sei sichergestellt, dass das «hervorragende Programm von BR-Klassik für alle Bevölkerungsschichten analog und digital zu empfangen ist».

Hintergrund der Entscheidung ist ein im Vergleich zu 2014 deutlich verändertes Umfeld: Bayern 3 Marktführer bei 20-29-Jährigen in Bayern: Als die Entscheidung 2014 getroffen wurde, statt BR-Klassik künftig Puls über UKW zu senden, drohte ein Generationenabriss über die Programmpalette des BR hinweg.

Heute sei es dagegen gelungen, mit Bayern 3 in der Zielgruppe der 20- bis 29-Jährigen in Bayern Marktführer zu werden – und dies, dank der konsequenten Neuausrichtung der Wellen Bayern 1 und Bayern 3, die 2015 eingeleitet wurde und Bayern 3 in der musikalischen Ausrichtung und Ansprache wesentlich jünger gemacht habe.

Damit bleibt der UKW-Bereich für das Klassikpublikum erhalten, von dem bedeutende Teile den Umstieg auf digitales Radio noch noch vollzogen haben.

Am Anfang war der Käse

Seit sechzehn Jahren serviert die Zürcher JazzBaragge ihre wöchentlichen Livesessions. Jetzt präsentiert sie sich der ganzen Welt mit einem neuen Gesicht.

Foto: JazzBaragge

Jeden Mittwochabend verschwindet das Auditorium des Jazzclubs Moods in Zürich hinter einem schwarzen Vorhang. Davor wird ein Teppich ausgerollt und darauf kommen die Instrumente, die wie ein roter Faden durchs Programm führen: Klavier (dann und wann Gitarre), Kontrabass und Schlagzeug. Die Stimmung eines Raumes ist die wichtigste Voraussetzung für eine wohltemperierte Jamsession. Und hier stimmt sie – unterstützt von einer wohlbestückten Bar – ohne Zweifel. Der Raum wirkt intim genug, um das Gefühl zu vermitteln, man bewege sich unter lauter Freundinnen und Freunden. Aber er ist auch gross genug für ein Publikum, dessen Applaus nicht klingt wie ein gerupftes Huhn: «Wenn wir 150 Leute haben, sind wir gerappelt voll», meint Dave Feusi, ein Mitbegründer und Präsident der JazzBaragge: «Und letzte Woche hatten wir das.»

Seit Februar 2016 ist die vom Verein JazzBaragge organisierte Livesession im Moods daheim. Jetzt fühlt man sich wohl genug, dass man sich der Welt präsentieren kann. Dank einer eleganten neuen Homepage dauert die Reise zur JazzBaragge nur noch so lang wie ein Mausklick. Der Eintritt ist so erst noch frei. Jede Session wird in voller Länge live gestreamt und Teile davon archiviert. Davor, dass Jazzfans künftig lieber zu Hause hocken, um den Abend am Computer mitzuverfolgen, braucht niemand Angst zu haben. Dank der erstklassigen Bild- und Soundqualität bekommt man zwar den Eindruck, dass hier viel Gutes passiere. Aber man spürt auch, dass dieses Gute viel besser wäre, wenn man selber dabei wäre. «Es ist, wie wenn man Platten mit experimenteller Musik bekommt», sagt Vorstandsmitglied Nicole Johänntgen: «Es ist ein Teaser. Man weiss, dass man live dabei sein muss, um die Musik richtig zu erleben.»
 

Auf der Suche nach dem passenden Club

Nach einem Fehlstart im Jahr 1999 stiessen Dave Feusi und Peewee Windmüller auf die Chäsbaragge in der Brunau. Hier wurde vom Donnerstag bis am Sonntag Fondue serviert, während dem Rest der Woche stand der Laden leer. Der Ort war ideal für die idealistischen Pläne der beiden Initianten, und so gründeten sie im Januar 2001 die «JazzBaragge». Am Anfang programmierten sie am Montag und Dienstag Bands und luden am Mittwoch Musiker zur Jamsession ein. Die Bands zogen nicht. So blieb noch der Jam. Knapp ein Jahr hielt man es aus in der dampfenden Käseglocke. Dann wurde auch hier das Geld knapp.

Auf der Suche nach neuen Synergien trat die Jazzschule Zürich auf den Plan. Diese führte an der Waldmannstrasse 12 ihren eigenen Klub, und hier quartierte sich nun auch die JazzBaragge ein. Die Verbindung hielt vierzehn Jahre lang – bis die Jazzschule zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ins Toni-Areal zog. Der Versuch, die JazzBaragge im neuen Musikklub Mehrspur der ZHdK anzusiedeln, schlug fehl: «Der neue Klub sah schon auf den Plänen gross und kalt aus», sagt Feusi. «Einen Jam kann man nicht vor 500 Leuten machen.» Da traf die willkommene Einladung vom Moods ein. «Ganz wichtig war uns, dass es niemandem darum ging, Geld zu machen», sagt Feusi. «Es geht einzig und allein darum, Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen und Jungen die Möglichkeit zu geben, Kontakte zu schaffen und ihr Metier zu erlernen.»
 

Der Sound geht um die Welt

Die Umbauzeit im Moods war ideal für die Akklimatisierung der JazzBaragge. Rundum herrschte Aufbruchstimmung, dazu passte es, dass der Mittwochabend sich erst an die neue Umgebung gewöhnen musste. Dabei taten sich dank der neuen audiovisuellen Möglichkeiten des Moods gänzlich neue Perspektiven auf. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass die Jamsessions live gestreamt werden. Zehn Jahre früher schon hatte der in Frankreich gestartete und in Engelberg weitergeführte Digital Broadcast Channel (DBC-TV) Kameras in der JazzBaragge aufgestellt. Und weil der Firmengründer ein grosser Fan der Alternativ-Spielwelt Second Life war, hatte die Session dort sogar ihr permanentes Digital-Zuhause. Natürlich ist die Bild- und Klangqualität heute im Moods ungleich besser. «Wir mussten zuerst noch ausprobieren», sagt Feusi. «Bald merkten wir, dass zu viele Mikrofone und Kameras herumstanden. Sie störten die Zuschauer und lenkten die Musiker ab. Jetzt sind es nur noch zwei Overheads, dazu der Sennheiser-Kopf und Mics für Bass und Klavier, manchmal Gitarre. Das funktioniert gut. Es gibt einen authentischen Klang. Man hört alles, aber es ist keine Studioaufnahme.» So geht der Sound der JazzBaragge nun wieder um die ganze Welt. Vorläufig aber sind die Ziele noch nicht so weit gesteckt. «Wir konzentrieren uns noch auf die Schweiz», erklärt Johänntgen. «Es geht uns darum, den Austausch unter den Musikern zu fördern, sie vielleicht zu animieren, ähnliche Sessions einzurichten. Das ist schon genug Arbeit. Aber es erscheinen schon jetzt manchmal Musikerinnen und Musiker aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Letzte Woche war einer aus Palermo da, der hatte auch schon von uns gehört.»

Die Technologie ist brandneu, das Konzept seit sechzehn Jahren unverändert. Ein Basis-Trio spielt ein Set, das 30 bis 45 Minuten dauert. Dann wird die Session eröffnet. Alle dürfen mitmachen. «Jeder muss selber erkennen, was er sich zutrauen kann», sagt Feusi. Damit die Dynamik frisch bleibt, wird das ebenfalls speziell für diese Veranstaltung zusammengestellte Kerntrio alle zwei Wochen ausgewechselt: «Nichts darf zur Gewohnheit verkommen», erklärt Feusi, «sonst ist die Session tot.»
 

Soltani ist Credit Suisse Young Artist 2018

Der Cellist Kian Soltani wird mit dem mit 75ʼ000 Franken hochdotierten Credit Suisse Young Artist Award ausgezeichnet. Der mit dem Lucerne Festival eng verbundene Preis wird 2018 zum zehnten Mal verliehen.

Kian Soltani (Bild: zVg)

Der Cellist Kian Soltani stammt aus einer persischen Musikerfamilie. Er wurde 1992 im österreichischen Bregenz geboren und begann im Alter von zwölf Jahren sein Cellostudium bei Ivan Monighetti an der Musik-Akademie Basel. Überdies nahm er an Meisterkursen unter anderem von Sol Gabetta, und Jens Peter Maintz teil und schloss sein Studium als «Junger Solist» bei Frans Helmerson an der Kronberg Academy ab.

2015 und 2017 trat Kian Soltani als Solocellist mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Leitung von Daniel Barenboim bei Lucerne Festival auf. Der Preis beinhaltet ein Konzert mit den Wiener Philharmonikern im Rahmen des Sommer-Festivals. Dieses findet am 8. September 2018 unter der Leitung von Franz Welser-Möst im Konzertsaal des KKL Luzern statt.

Der Credit Suisse Young Artist Award ist eine Initiative von Lucerne Festival, den Wiener Philharmonikern, der Gesellschaft für Musikfreunde Wien sowie der Credit Suisse Foundation. Herausragende junge Musikerpersönlichkeiten erhalten den Preis für ausserordentliche Leistungen. Die Preisträger erhalten Mittel und eine Auftrittsmöglichkeit im Rahmen von Lucerne Festival. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben (alternierend mit dem Prix Credit Suisse Jeunes Solistes zur Förderung hochbegabter junger Musikerinnen und Musiker in der Schweiz).

Ein «eigener» Sitz im Kammermusiksaal

In drei Jahren wird der Neubau des Departements Musik der Hochschule Luzern in Kriens eröffnet. Ein Leitstern des Gebäudes ist der Kammermusiksaal. Um die Vision eines qualitativ hochstehenden und professionellen Konzertsaals umsetzen zu können, ist die Hochschule auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen. Zu diesem Zweck lanciert sie eine Stuhlpatenschaft für Privatpersonen und Unternehmen.

Visualisierung Kammermusiksaal (Bild: Enzmann Fischer & Büro Konstrukt AG),SMPV

Der «Salquin Saal» im Neubau des Departements Musik der Hochschule Luzern verspricht punkto Akustik und Klangerlebnis neue Massstäbe in der Kulturszene der Zentralschweiz zu setzen. In dem Saal, der nach Hedy Salquin aus Kriens, der ersten Schweizer Orchesterdirigentin, Pianistin, Kammermusikerin und Komponistin benannt ist, finden rund 300 Personen Platz. Publikum, Konzertveranstalter und Kulturschaffende aus der ganzen Region sollen darin kleinere Musikproduktionen aller Sparten geniessen können. «Um diese Vision zu verwirklichen, ist die Hochschule Luzern bei der Finanzierung der Innenausstattung allerdings auf private Partner und Sponsoren angewiesen», sagt Michael Kaufmann, Direktor des Departements Musik. Ziel sei es, etwa zehn Prozent der Finanzierung der Innenausstattung durch Stuhlpatenschaften zu gewährleisten. Der restliche Betrag wird durch Spenden von Mäzenen, Stiftungen und aus der Privatwirtschaft abgedeckt.

Mit der nun lancierten Aktion «Stuhlpatenschaft» erhalten Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit, im Kammermusiksaal einen oder mehrere Stühle zu «kaufen» und mit einer individuellen Beschriftung in Form einer Plakette zu versehen. «Das dient aber nicht nur dem guten Zweck. Unsere Stuhlpatinnen und -paten schaffen sich gleichzeitig eine bleibende Erinnerung und erhalten attraktive Gegenleistungen», führt Michael Kaufmann aus. Erhältlich ist die Patenschaft in drei Kategorien, für 300 Franken, 750 Franken und 1000 Franken. Als Dank profitieren Paten und Patinnen – je nach gewählter Kategorie – von besonderen Benefits, beispielsweise von Gratis-Konzertkarten oder einer Einladung zur grossen Eröffnungsfeier im Jahr 2020.

Bezug im Sommer 2020
In Kriens entsteht derzeit das neue Gebäude des Departements Musik der Hochschule Luzern. Der Bezugstermin, ursprünglich für 2019 vorgesehen, wurde aus technischen Gründen auf Sommer 2020 gesetzt. Unerwartete bauliche Massnahmen sowie das nasskalte Wetter Anfang Jahr haben zum Verzug geführt. Die Festlegung der Inbetriebnahme zum Studienjahr 2020/21 stellt sicher, dass die Termin- und Kostenrisiken minimal ausfallen und die Bauqualität gewährleistet bleibt.

 

Text und Bild dieses Eintrags entsprechen der Mitteilung, die von der Hochschule Luzern – Musik am 7. Dezember 2017 an die Medien verschickt wurden.

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