Anita Jehli erhält Churer Anerkennungspreis

Die Stadt Chur verleiht in diesem Jahr je einen mit 4000 Franken dotierten Anerkennungspreis an den Bühnenbildner Duri Bischoff, die Cellistin Anita Jehli, den Fotografen Daniel Rohner, die Autorin Ursina Trautmann und den Tänzer Ivo Bärtsch.

Anita Jehli. Foto: zVg

Die Cellistin und Dirigentin Anita Jehli wird insbesondere für ihr grosses Engagement für die Orchestrina Chur geehrt. Sie absolvierte ihre Ausbildung im Fach Violoncello an der Musikhochschule Zürich bei Markus Stocker und Claude Starck und ist Gewinnerin des Kiwanis-Musikpreises, des Kammermusikpreises des Migros Genossenschaftsbundes sowie des Koeckert-Preises für Violoncello der Musikhochschule Zürich.

Heute ist Anita Jehli Solocellistin der Camerata Schweiz. Vermehrt ist sie auch als Dirigentin tätig. Sie ist seit 2005 musikalische Leiterin des Orchesters der Zürcher Altstadt-Kirchen und seit 2013 von Orchestrina Chur.

Mit den Churer Anerkennungspreisen wird ein mindestens zehnjähriges kulturelles Schaffen gewürdigt, das für die Stadt und deren engere Region von Bedeutung ist. Der Gemeinderat der Stadt Chur hat überdies einer Teilrevision des Art. 10 der Verordnung zum Kulturförderungsgesetz zugestimmt. Die Revision erlaubt 2019 die Vergabe von insgesamt sechs Preisen, das heisst einem Preis mehr als bisher.

 

Indiana Jones und Beethoven

Vom 2. bis 5. April fanden in Frankfurt die Musikmesse und prolight + sound statt. Der Grossanlass ist nicht (mehr) für alle gleich attraktiv.

Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Petra Welzel

In Halle 12 war ich noch nie. Ich gerate hier als erstes in eine Indiana-Jones-Welt. Urwald überwuchert verfallende Ruinen, Tierlaute und Wassergeräusche sind zu hören, Nebel wabert durch die Szenerie: Eine auf Projektionen und Effekte spezialisierte Firma zeigt ihr Können im grossen Stil. Auch nachdem man die Wildnis durchquert hat, geht es in der ganzen Halle um Veranstaltungs- und Medientechnik, vom Tanzbodenbelag bis zur Lasersteuerung. Sie gehört zur Partnermesse prolight + sound, die parallel zur Musikmesse stattfindet.

Während sich hier sehr viele Besucher (zu mindestens 90 % Männer) durch die Gänge drängen, ist es in den Hallen der Musikmesse ruhiger. Jedenfalls in Halle 3.1, wo ich mit Vertreterinnen und Vertretern von Musikverlagen verabredet bin. Im vergangenen Jahr hatten sie ihre Stände in einer lärmigen Halle in der Nachbarschaft unter anderem des Blasorchesters der Bundeswehr. Die Saiteninstrumente und Akkordeons, mit denen sie sich dieses Jahr den Raum teilen, sind den Gesprächen über die jüngsten Notenausgaben und Musikbücher weitaus förderlicher. Allerdings weist die Halle nun eine leere Ecke auf.
 

Auch das Analoge ist digital

Bei den Verlagen sind auch tatsächlich weniger Aussteller vor Ort, kleinere Verlage oft bloss an Sammelständen, nationale Vertretungen des jeweiligen Musikschaffens nur mehr sehr vereinzelt. Ist das eine Folge der Digitalisierung? Ein Verlagsprogramm lässt sich leicht übers Internet zeigen und konsultieren. Musikinstrumente dagegen wollen immer noch analog betrachtet und bespielt werden, auch wenn viele von ihnen natürlich längst ebenfalls mit digitalen Features ausgestattet sind. So beispielsweise Klaviere, die auf Knopfdruck zum Digitalpiano werden, dessen Töne aus dem Kopfhörer kommen, oder ebensolche Schlagzeuge, die damit wohnungskompatibel sind. Werkstoffe für den Instrumentenbau werden vorgestellt, dem Holz nachempfunden, aber eben verbessert, wie es heisst; und Geigen aus dem 3D-Drucker. Eine schon mehrfach ausgezeichnete Neuheit ist das Notenlesegerät Gvido, das wie ein Heft aufgeschlagen wird und aus zwei hochformatigen Seiten resp. Bildschirmen besteht, auf die auch notiert und das Notierte gespeichert werden kann. Wie eine bewusste Abwendung vom Technischen muten daneben Stände an die – gewachsenes – Klangholz anbieten oder Therapieinstrumente, etwa eine Klangwiege für Erwachsene, in die man sich hineinlegen und von Saitenklängen durchströmen lassen kann.

Fach- oder Publikumsmesse

Bei der Verkleinerung der Ausstellerliste, was die Musikverlage anbetrifft, spielt vermutlich auch die zunehmende Beliebtheit der Leipziger Buchmesse eine Rolle. Das ist eine Publikumsmesse. In Frankfurt setzt man auf die entgegengesetzte Tendenz. Im offiziellen Messekatalog erläutert Detlef Braun, der Geschäftsführer der Messe Frankfurt, das neue Konzept, nach dem die eigentliche Messe nicht mehr bis Samstag dauert: «Business first! (…) In diesem Zuge öffnet die Veranstaltung erstmals an vier Werktagen (…) und unterstreicht damit ihren Fokus auf Fachbesucher.» Das breite Publikum und die Stadtbevölkerung sind dafür ans Musikmesse-Festival geladen, Konzerte auf dem Messegelände und in städtischen Clubs, und an den Plaza-Samstag, einer Mischung aus musikalischem Markt und Volksfest. Schulklassen werden ins Congress Centre gebeten, wo sie Musikinstrumente alles Art ausprobieren können.

Die Messe den Fachleuten, das Spektakel dem Publikum: Das leuchtet ein. Den Verlagen, deren professionelle Ansprechpersonen, sprich: Musikalienhändler, immer weniger werden, ist damit aber vermutlich nicht gedient. Dass sie nach Leipzig blicken, ist also verständlich. Im Herbst soll dort nun sogar eine eigene Musikmesse durchgeführt werden. Vorläufig sind sie aber in Frankfurt anzutreffen, und sie machen auch ganz klar, was für die klassische Musikbranche im nächsten Jahr angesagt ist: Beethoven! Der 250. Geburtstag findet hier zu Recht schon jetzt statt, denn was 2020 gespielt und diskutiert wird, liegt in Notenausgaben und Büchern jetzt vor.
 

Wiedereöffnung der Tonhalle verzögert sich

Für die Instandsetzung und den Umbau von Kongresshaus und Tonhalle benötigt die Kongresshaus-Stiftung Zürich zusätzlich einen Investitionsbeitrag von 9,4 Millionen Franken. Der Eröffnungstermin wird um sechs Monate auf März 2021 verschoben.

Tonhalle Zürich, Eingangsbereich. Foto: Adrian Michael/wikimedia commons

Für die Deckung der Zusatzkosten ist ein einmaliger Beitrag an die Tonhalle-Gesellschaft von 3,7 Millionen Franken notwendig. Zusätzlich zum 2016 gesprochenen Dotationskapital an die Kongresshaus-Stiftung (165 Millionen Franken) ist ein Investitionsbeitrag an die Kongresshaus-Stiftung zur Deckung der bauseitigen Mehrkosten von 9,4 Millionen Franken notwendig.

Ausserdem benötigt die Tonhalle-Gesellschaft einen einmaligen Beitrag in der Höhe von 3,7 Millionen Franken zur Deckung der Kosten aufgrund der Terminverschiebung. Hauptgründe für die Mehrkosten und die Terminverschiebung sind eine schlechtere Bausubstanz, Zielkonflikte sowie Unschärfen in der Planung.

Bildnachweis: Adrian Michael / wikimedia commons License 3.0 Unported

Jazz Ascona ehrt Leroy Jones

Der legendäre Trompeter Leroy Jones aus New Orleans erhält den Ascona Jazz Award, den Preis, den das Tessiner Festival Jazz Ascona jedes Jahr an Persönlichkeiten der Musikszene von New Orleans verleiht.

Leroy Jones (Bild: zvg)

Der Ascona Jazz Award 2019 wird Leroy Jones am Dienstag, 25. Juni, anlässlich seines Konzertes auf der Bühne New Orleans überreicht. Der Künstler wird damit «für die aussergewöhnliche Qualität seiner musikalischen Leistungen» geehrt. 1955 geboren, ist Leroy Jones in New Orleans einer der wichtigsten Trompeter (und Sänger) der letzten Jahrzehnte, ein Spitzenvertreter einer musikalischen Bewegung, welche die Jazztradition von New Orleans hochhält, sie gleichzeitig aber auch verjüngt.

Im Fall von Leroy Jones führe das, schreibt Jazz Ascona, kraft seiner starken Solistenpersönlichkeit und einer klaren Neigung, in seiner Musik ausdrucksvolle Elemente von Bebop (insbesondere) zu integrieren, zu einem «von der ersten Note an wiedererkennbaren Sound».

HKB-Absolvent gewinnt Orgelwettbewerb

Beim Wettbewerb der Stiftsmusik Stuttgart hat Samuel Cosandey, ein ehemaliger Orgelstudent der Hochschule der Künste Bern (HKB), den ersten Preis gewonnen. Er wird am 29. Juni um 10 Uhr in der Stiftskirche Stuttgart auftreten.

Samuel Cosandey (Bild: Olli Röckle)

Aus 44 Einsendungen hat die vierköpfige Jury laut der Mitteilung der HKB fünf Werke ausgezeichnet, Samuel Cosandey gewann mit «…Sommerzeit?» den 1. Preis in der Höhe von 1500 Euro. Die fünf Werke werden beim Preisträgerkonzert von Studierenden der Orgelklasse der Musikhochschule Stuttgart an der Mühleisen-Orgel uraufgeführt.

Samuel Cosandey hat an der HKB bei Daniel Glaus und Xavier Dayer im Master Specialized Music Performance Neue Musik studiert und im Juni 2018 mit Auszeichnung abgeschlossen.
 

Im Mittelpunkt steht das Gepflegte

Das Internationale Jazzfestival Bern hat sich seit seinen Anfangstagen nicht nur dem Jazz, sondern auch dem Blues, Soul und Latin verschrieben. Ein Zwischenbericht zur 44. Festival-Ausgabe.

Das Festival findet seit 2003 im Marians Jazzroom statt. Foto: IJFB 2019,IJFB 2019,IJFB 2019,IJFB 2019

Gegründet wurde das Internationale Jazzfestival Bern 1976 vom Hotelunternehmer Hans Zurbrügg. Inzwischen leitet es sein Sohn Benny Zurbrügg. Die 44. Ausgabe ist seit Mitte März in vollem Gange und bietet einmal mehr keine Experimente, sondern gepflegte Sounds. «Grundsätzlich halten wir daran fest, ein echtes Jazzfestival zu bleiben und nicht stilistisch alles reinzupacken, was Verkaufspotenzial hat», erklärt Benny Zurbrügg. Was sich seit den Anfangstagen geändert habe, sei der Hauptaustragungsort, der 2003 vom Kursaal Bern in den deutlich intimeren Marians Jazzroom im Untergeschoss des Hotels Innere Enge verlegt worden sei. Dies unter dem Motto «back to the roots», schliesslich seien sowohl der Jazz als auch der Blues in Clubs entstanden. «Seither spielt jede Band bei uns ein bis zwei Konzerte pro Abend, was dem Publikum die Chance gibt, ihre Lieblingsband mehrmals erleben zu können.»

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Bettye LaVette

Bettye LaVette: lebenserfahren und spannungsreich

Das Konzept scheint aufzugehen, wie das diesjährige Beispiel von Bettye LaVette illustriert: Vier ihrer fünf Konzerte waren schon im Vorfeld ausverkauft. Und das nicht von ungefähr, wie ihr dritter Auftritt nahelegt: Begleitet von ihrer vierköpfigen Band führt die 73-jährige R’n’B- und Soulsängerin durch ihre seit 1962 erlebten Karrierehighlights. Dabei zeigt sie sich mal selbstironisch («In meinem Alter sollte man sich nicht mehr vornehmen, zwölf neue Dylan-Songs lernen zu wollen»), mal stolz: So erwähnt sie gleich mehrfach, dass sie bereits fünfmal für den wohl begehrtesten aller Musikpreise, den Grammy, nominiert worden sei. Die Stimme von Bettye LaVette, bürgerlich: Betty Jo Haskins, zeigt zwar ein paar Altersspuren, vermag aber immer noch durch Leidenschaft, Temperament und viel Selbstvertrauen zu bezirzen. Während die US-Amerikanerin die Dylan-Komposition Things Have Changed mit Verve, Blues und ihrer gesammelten Lebenserfahrung anreichert, bietet sie mit My Man – He’s A Lovin’ Man ein Stück, das sie bereits als 16-Jährige aufführte – ebenso knackigen wie unverblümten R’n’B. Der rund 80-minütige Auftritt, in dessen Rahmen LaVette auch beim Swamp-Rock (He Made A Woman Out Of Me) sowie beim Gospel (Close As I’ll Get To Heaven) vorbeischaut, ist dicht und derart spannungsreich, dass sich das Publikum zum Konzertschluss zu einer Standing Ovation animiert fühlt.

Jerron «Blind Boy» Paxton: authentisch und eindringlich

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Jerron Paxton

Eine Stunde später beginnt sich dann Jerron «Blind Boy» Paxton auf der Bühne von Marians Jazzroom einzurichten. Der 30-Jährige trägt Jeans-Latzhosen und erinnert ein wenig an einen Farmer von anno dazumal. Wozu auch seine Musik passt, die sich vorwiegend am akustischen Folk-Blues der frühen 1920er-Jahre orientiert. Die rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen zu hören, wie Paxton – der sein Augenlicht als Teenager fast vollständig einbüsste – dem Sound seiner aus Louisiana stammenden Vorfahren nachspürt und dabei auf grösstmögliche Authentizität bedacht ist. Besonders eindrücklich gelingt Ole Dog Blue, in welchem der Künstler über die Hungerjahre nach dem amerikanischen Sezessionskrieg berichtet, während derer eine Million Schwarzer umkamen. Das organische Zusammenwirken von Banjoklängen und Paxtons eindringlichem Gesang sorgt dabei für einen Höhepunkt. Dass der Event gleichwohl nicht ausverkauft sei, hänge damit zusammen, dass der Musiker leider noch nicht über den Bekanntheitsgrad einer Bettye LaVette verfüge, meint Festivalleiter Benny Zurbrügg. Er zeigt sich jedoch überzeugt, dass die abendlichen Doppelkonzerte wie dafür gemacht seien, die Popularität von Künstlern wie Paxton zu befördern.

Eddie Palmieri: vertrackt und elegant

Nach drei Festivalwochen sei es noch zu früh, ein Fazit zu ziehen, erklärt Zurbrügg. «Aber die bisherigen Konzerte waren sowohl künstlerisch als auch von den Besucherzahlen her ein voller Erfolg.» Für diese Sicht der Dinge spricht auch der Auftritt von Musiklegende Eddie Palmieri. Der 82-Jährige, der sich selbst nie als Jazzer, sondern als Vertreter des Latin Dance sah, benötigt unterdessen etwas Unterstützung, um zu seinem Flügel zu gelangen, aber: Der New Yorker mit puertoricanischen Wurzeln führt sein Afro-Carribean Jazz-Sextet mit unverändert sicherer Hand. Das Rampenlicht und die Soli überlässt er allerdings mehrheitlich dem Trompeter Jonathan Powell und dem Saxofonisten Louis Fouché, die für viel Zug und Druck sorgen. Obschon Palmieri Songs wie den Mambo Picadillo aus der Feder von Tito Puente oder Samba Do Suenho von Cal Tjader inzwischen eher untermalt als antreibt, besticht das Ergebnis durch Leichtfüssigkeit. Zu verdanken ist das nicht zuletzt seiner versierten Rhythmussektion, bestehend aus Vincente Rivero an den Congas, Luques Cortes am Kontrabass und dem Perkussionisten Camilo Molina. Das Trio versteht es, nonstop zwischen Vertracktem und Elegantem zu variieren – was für ein Feuerwerk aus mitreissenden Momenten sorgt.

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Eddie Palmieri und das Afro-Carribean Jazz-Sextet

Das 44. Internationale Jazzfestival Bern dauert noch bis zum 18. Mai.
 

www.jazzfestivalbern.ch
 

Gottstein bleibt Leiter in Donaueschingen

Der SWR (Südwestrundfunk) hat den Vertrag mit Björn Gottstein als Künstlerischem Leiter der Donaueschinger Musiktage um weitere fünf Jahre bis 2025 verlängert. Der SWR2 Redakteur hatte die Leitung des weltweit ältesten und traditionsreichsten Festivals für Neue Musik im Jahr 2015 übernommen.

Björn Gottstein. Foto: SWR

Unter Gottstein habe sich das Festival weiter geöffnet, schreibt der SWR. Die Zahl der Herkunftsländer der Komponistinnen und Komponisten habe sich deutlich erhöht. Waren in früheren Zeiten nur selten Frauen mit ihren Werken vertreten, so hat sich nun die Zahl der vertretenen Komponistinnen vervielfacht. Mit Diskussionsveranstaltungen und Lectures wurden die Donaueschinger Musiktage diskursfreudiger. Das Forschungs-/Konzert-Projekt Donaueschingen Global 2021 verhandelt Fragestellungen des Postkolonialismus in der Neuen Musik.

Die Donaueschinger Musiktage 2019 finden vom 17. bis 20. Oktober statt. Auf dem Programm stehen neue Orchesterwerke von Saed Haddad, Michael Pelzel, Gérard Pesson, Eva Reiter, Matthew Shlomowitz, Simon Steen-Andersen und Lidia Zielinska. Neben dem SWR Symphonieorchester, dem SWR Experimentalstudio und dem SWR Vokalensemble ist 2019 auch die SWR Big Band zu Gast. Ausserdem sind das Ensemble Intercontemporain, das Klangforum Wien, das Phace Ensemble und das Ensemble Resonanz zu erleben. Kompositionsaufträge erhalten haben Mark Andre, Johannes Boris Borowski, Beat Furrer, Herbordt/Mohren, Gordon Kampe, Bernhard Leitner, Nicole Lizée, Alberto Posadas, Kirsten Reese und François Sarhan.

Björn Gottstein, geboren 1967 in Aachen, ist Redakteur für Neue Musik beim SWR in Stuttgart. Von 2013 bis 2014 war er einer der künstlerischen Leiter des Eclat-Festivals Stuttgart sowie der SWR-Konzertreihe Attacca. Lehrtätigkeiten führten ihn an die TU Berlin, zu den Darmstädter Ferienkursen für neue Musik, an die Hochschule für Musik Basel und die Universität der Künste Berlin. 2009 bis 2013 war er Vorstandsvorsitzender der Initiative Neue Musik Berlin.

Musikbibliothek Wallis arbeitet Laggers Werk auf

Der Walliser Musiker und Komponist Oskar Lagger hat seine Werke der Mediathek Wallis – Sitten übergeben. Diese veröffentlicht nun dazu ein illustriertes Werk und organisiert ein öffentliches Konzertprogramm in Sitten.

Oskar Lagger (Bild: zvg)

Oskar Lagger ist 1934 in Münster, im Oberwallis, geboren, wuchs aber in Sitten auf. Dort ging er zur Schule, behielt jedoch eine enge Bindung zu seinem Herkunftsort. In seiner Ausbildung kultivierte er den Einfluss des Unterrichts, den er in Paris (1956–1961) und in Wien (1961–1962) besuchte. Seine berufliche Laufbahn ist von seiner Treue zur französischsprachigen wie zur deutschsprachigen Kultur geprägt.

Als Musiklehrer an der deutschsprachigen Sektion des Lehrerseminars, als Kapellmeister der Kathedrale Sitten, als Dirigent, Lehrer und Direktor des Konservatoriums hat er Generationen von Schülern geprägt.

Seit 2003 baut die Musikbibliothek Wallis mit der Unterstützung der Loterie Romande eine Musiksammlung auf. Sie umfasst zurzeit über 18’000 Tonaufzeichnungen, 23’500 Partituren, 4500 Werke und audiovisuelle Träger. Nach Pierre Mariétan (2005), Jean-Luc Darbellay (2010), Jean Daetwyler (2013) und Marie-Christine Raboud-Theurillat (2016) ist der 2018 geschaffene Bestand Oskar Lagger bereits der fünfte dieser Art, den ein zeitgenössischer Komponist der Musikbibliothek Wallis überlässt. Auch die vier anderen Bestände waren Gegenstand einer Publikation der Mediathek Wallis.

Argovia philharmonic unter neuer Leitung

Stabwechsel beim Argovia philharmonic. Der Norweger Rune Bergmann folgt dem Briten Douglas Bostock als Chefdirigent.

Rune Bergmann (Foto: Patrick Hürlimann)

Douglas Bostock verlässt das Orchester nach 18 Jahren zum Ende der Saison 2018/19. Bergmann tritt seine Stelle am 1. Juli 2020 zur Saison 2020/21 hin an, nach dem Einzug des argovia philharmonic in den neuen Konzertsaal, die Alte Reithalle Aarau. Sein Vertrag als Chefdirigent des argovia philharmonic sieht eine Dauer von 3 Jahren vor, mit Option auf Verlängerung.

Basis für den Entscheid sind laut der Mitteilung des Orchesters die beiden bisherigen Gastdirigate beim argovia philharmonic des Norwegers im April 2017 und kürzlich im Januar 2019 sowie die Verfolgung seiner erfolgreichen Arbeit in Calgary und Stettin vor Ort.

Rune Bergmann gastierte bereits bei zahlreichen Orchestern in Nordamerika und Europa, zum Beispiel Baltimore Symphony, Houston Symphony, Detroit Symphony in den USA, Oslo Philharmonic, Bergen Philharmonic, Staatskapelle Halle oder Orquesta Sinfonica Portuguese in Europa. Ausserdem war er 1. Kapellmeister am Theater Augsburg. Zur Zeit ist er Chefdirigent des Calgary Philharmonic Orchestra in Kanada und des Szczecin Philharmonic in Polen sowie Leiter des Musikfestivals Fjord Cadenza in Norwegen.
 

Classical:NEXT in Rotterdam 2019

Vom 15. bis 18. Mai trifft sich der Klassiksektor wiederum im Kulturzentrum De Doelen in Rotterdam. Interessierte aus der Schweiz können den Gemeinschaftsstand «Swiss Music» nutzen.

Das Rotterdamer Kulturzentrum De Doelen. Foto: Classical:NEXT/Rien van Rijthoven,SMPV

Kohäsion, Einigkeit und gegenseitige Entwicklung sind Begriffe, die an der achten Ausgabe des Branchentreffs Classical:NEXT gesetzt sind: Musik soll gemeinsam gemacht werden, Herausforderungen kooperativ gemeistert und alle Stimmen in Harmonie gehört werden.

Wie in den Vorjahren bietet Classical:NEXT die Gelegenheit, sich auf internationaler Ebene konzentriert über die Entwicklungen im Bereich der klassischen Musik zu informieren und auszutauschen. Die Ausstellung, an denen Veranstalter und Produzenten ihre Arbeit präsentieren, wird ergänzt durch vielfältige Konferenzen, Workshops und Konzerte.

Die Fondation Suisa organisiert zusammen mit Pro Helvetia und der Schweizerischen Interpretengenossenschaft (SIG) wiederum den Gemeinschaftsstand «Swiss Music» für Interessierte aus der Schweiz. Anmelden kann man sich bis am 10. Mai.
Link zur Anmeldung

 

Classical:NEXT Rotterdam: www.classicalnext.com

Durchmischte Szenen und Generationen

Das diesjährige Taktlos-Festival wurde vom Gitarristen Manuel Troller kuratiert. Es war ihm ein voller Erfolg beschieden.

Experimentalgitarrist und Festivalkurator Manuel Troller. Foto: manueltroller.com/media/images

«Waghalsige Musik zwischen den Genres und abseits des Mainstreams» – so definierte der rührige Festival-Mitbegründer Fredi Bosshard einst die Ausrichtung von Taktlos. Daran hat sich auch unter der neuen Regie nichts geändert. Zum zweiten Mal wurde die Veranstaltung heuer vom Taktlos-Verein (Präsident Tapiwa Svosve, Vize-Präsident Gregor Frei) organisiert, nachdem zuvor 34 Jahre lang der Verein Fabrikjazz verantwortlich gezeichnet hatte. Zum neuen Konzept gehört es, dass der Programmgestalter oder die Programmgestalterin von Jahr zu Jahr wechselt. 2018 machte der Schlagzeuger Lucas Niggli den Anfang. Diesmal fiel die Wahl auf den Gitarristen Manuel Troller, der sich einerseits mit der weit über die Schweizer Grenzen bekannten Post-Avant-Rock-Band Schnellertollermeier, andererseits mit eigenwilligen Solowerken sowie Kollaborationen unter anderen mit dem Schriftsteller Michael Fehr hervorgetan hat. Bei seiner Auswahl sei es ihm auf «Eigenständigkeit und Originalität der einzelnen Musikentwürfe» angekommen, sagt Troller: «Dass sie mich bewegen, überzeugen und begeistern.» Weiter habe er darauf geachtet, dass die beteiligten Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Szenen und Generationen stammten, wovon er sich auch eine entsprechende Durchmischung des Publikums erhoffe. «Nicht zuletzt waren mir klare künstlerische Haltungen wichtig. Das ist für mich ein zentraler Anspruch, den ich auch an meine eigene Arbeit stelle.» 

Hingabe ohne Unterwerfung

Standesgemäss trat Troller selber am Donnerstag in der Kanzlei zur Festivaleröffnung an. Er tat dies mit Andi Schnellmann (Bass) und David Meier (Drums), die zusammen die Band Schnellertollermeier ausmachen. «Die scharf konturierten Grooves und minimalistischen Gitarrenläufe bleiben einem im Gehör hängen wie ein Popsong», konnte man im Programmheftchen lesen. Nun, ganz so weit würde der Schreiber dieser Zeilen nicht gehen. Auf jeden Fall aber geht von den intensiven Repetitionen und den subtilen Verschiebungen innerhalb der Stücke eine hypnotische, transportive Kraft aus. Wohltuend zudem die brachiale elektrische Lautstärke des Trios. Sie verlangt vom Publikum Hingabe und Konzentration, verwehrt ihm indes, sich in der ärgerlichen, unterwürfigen Andacht zu üben, welche die Stimmung experimenteller Konzerte dann und wann prägt.
Mit ihrem Eröffnungsauftritt lieferten Schnellertollermeier gleich einen der Höhepunkte des Festivals. Ihm folgte die französische Pianistin Eve Risser. Der Tastatur des Flügels kommt in ihren perkussiven Händen kaum mehr Bedeutung zu als den klanglichen Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn irgendwelche Gegenstände in den Schallkörper geworfen, geklemmt und geschoben werden. Ich muss gestehen, dass es mir nicht gelang, den resultierenden Sounds irgendwelche Freuden abzugewinnen. Da machte Joshua Abrams mit seiner Natural Information Society aus Chicago den Zugang schon leichter. Auch sie arbeiten mit Repetition, streuen filigrane Details in die Muster ein, die sich in blumiger Schönheit langsam entfalten. Die Instrumentierung allein – Gimbri, indisches Harmonium, Bassklarinette, Perkussion – ist ein Garant für ungewöhnliche Klangerlebnisse. Auch gemahnte der Auftritt mit all den exotischen Gewändern, Instrumenten und Bärten wohltuend an alte Zeiten, wo das Wort «Laptop» noch nicht erfunden worden war und sich jeder vernünftige Mensch von Kopf bis Fuss in Patschuli hüllte.
 

Soloflüge und Gipfeltreffen

Schnellertollermeier, Eve Risser und Joshua Abrams: der stilistische Bogen des ersten Taktlos-Abends hätte weiter kaum gespannt sein können und erfüllte damit perfekt Trollers selbstauferlegte Vorgabe. Das zahlreich erschienene Publikum – die Kanzlei war praktisch ausverkauft – erfüllte in seiner altersmässigen Mischung die Hoffnungen ebenfalls voll und ganz. Kaum weniger weit gefächert und spannend gestalteten sich die weiteren Abende. So konnte etwa die Sängerin Sofia Jernberg krankheitshalber nicht zum geplanten Duett mit der Saxofonistin Mette Rasmussen antreten – Rasmussen schaffte es aber problemlos, die Bühne solo zu beherrschen. Ihre manchmal fulminanten, manchmal zarten, manchmal auch witzigen Stücke waren wohltuend kurz, fokussiert und verspielt. Das Trio von Camille Emaille (Drums), Hans Koch (Sax, Klarinette) und dieb13 (Turntables) wurde angekündigt als «eine Art Gipfeltreffen der Geräuschkunst». Mich beschäftigte die Frage am meisten, wie genau dieb13 seinen Plattenspielern diese Klänge abringen konnte. Mit einem kraftvollen und doch meditativen Soloauftritt setzte Manuel Troller am Samstag im Club Zukunft ein weiteres Festival-Glanzlicht.

Deutsche Orchester erhöhen Löhne

Der Deutsche Bühnenverein auf Arbeitgeberseite und die Künstlergewerkschaften haben sich auf die Übertragung von Lohnabschlüssen des öffentlichen Dienstes auf detaillierte Lohnanpassungen für die Beschäftigten an Theatern und Orchestern geeinigt.

Foto: stadtratte / stock.adobe.com (Ausschnitt)

An Stadttheatern steigen die Löhne ─ angelehnt an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) ─ rückwirkend zum 1. April 2019 um 3,09 Prozent und ab 1. März 2020 nochmal um 1,06 Prozent. Für die künstlerisch Beschäftigen an Staatstheatern werden die Vergütungen mit Bezug auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) rückwirkend ab 1. Januar 2019 um 3,17 Prozent, mindestens aber um 100 Euro erhöht, und ab 1. Januar 2020 um weitere 3,17 Prozent, mindestens aber um 90 Euro.

Die Vergütungserhöhungen an Landesbühnen richten sich danach, welchem der genannten Tarifbereiche die jeweilige Landesbühne zugeordnet ist. Da Hessen kein Mitglied mehr in der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) ist, einigten sich die Tarifparteien für die Hessischen Staatstheater, das Theater Giessen und das Theater Marburg auf die Anwendung der TV-L-Regelungen. Ab 1. Februar 2020 gilt dann auch für diese Theater der weitere Erhöhungsschritt des Tarifbereichs TV-L.

Einnahmen aus Musikverkäufen wachsen

Weltweit sind die Einnahmen aus Musikverkäufen 2018 um 9,7 Prozent gestiegen. Nach dem vierten Wachstumsjahr in Folge liegt der Umsatz der Musikindustrie jetzt bei 19,1 Milliarden Dollar.

lovelyday12/fotolia.de

Die Streaming-Erlöse legten um 34 Prozent zu und machen nun fast die Hälfte (47 Prozent) des weltweiten Branchenumsatzes aus. Treiber in diesem Bereich war das kostenpflichtige Streaming (plus 32,9 Prozent); insgesamt 255 Millionen Nutzerinnen und Nutzern bezahlter Abonnements haben dafür gesorgt, dass Audio-Streaming im vergangenen Jahr einen Anteil von 37 Prozent am Gesamtumsatz hatte.

Durch das Streaming-Wachstum konnten die Rückgänge im physischen Bereich (minus 10,1 Prozent) und bei Downloads (minus 21,2 Prozent) mehr als ausgeglichen werden. Der Digitalanteil liegt weltweit nun insgesamt bei 58,9 Prozent.

Die Zahlen entstammen der neuen Ausgabe des Global Music Report (GMR), den die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) in London vorgestellt hat.

 

 

Nick Bärtsch mit Zürcher Kunstpreis geehrt

Der Jazzmusiker Nik Bärtsch erhält den mit 50’000 Franken dotierten Kunstpreis 2019 der Stadt Zürich. Die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste geht an den Verleger David Basler.

Foto: Claude Hofer

Bärtsch sei «einer der wichtigsten Exponenten des Schweizer Jazz» schreibt die Stadt Zürich. In den letzten Jahren habe er sich kontinuierlich und höchst reflektiert eine ganz eigene musikalische Sprache erarbeitet, die international grösste Beachtung finde. Auch mit diesem Erfolg weit über die Landesgrenzen hinaus sei Bärtsch weiterhin in der lokalen Szene sehr aktiv. Er spielt seit gut 15 Jahren fast jeden Montag ein Konzert in der Stadt Zürich und ist unter jungen Zürcher Musikerinnen und Musikern ein geschätzter Mentor.

Die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste – dotiert mit 20’000 Franken – verleiht die Stadt Zürich dem Verleger David Basler. Als Mitgründer des mittlerweile allein auf Comics spezialisierten Verlags «Edition Moderne» und mit dem Comic-Magazin «Strapazin» habe er die Stadt Zürich fest auf der Landkarte des internationalen Comicschaffens verankert.
 

Seiler und Bucher gehen nach Chicago

Der Verein Städtepartnerschaft Luzern-Chicago hat an sechs Luzerner Kulturschaffende ein Atelierstipendium in Chicago vergeben. Darunter sind auch die Musikschaffenden Joan Seiler und Roland Bucher.

Blind Butcher. Foto: zvg

Mit dem von ihr skizzierten Thema «People of Color» setze sich die 1988 geborene Musikerin Joan Seiler «mit dem pulsierenden Schmelztiegel Chicago auseinander», schreibt die Stadt Luzern. Seiler nehme politische Themen auf und verarbeite sie spielend und komponierend. Sie pflüge ein breites musikalisches Terrain, das sie stets erweitere.

Roland Bucher (geboren 1976) ist die Rhythmusabteilung des Duos Blind Butcher, das in den letzten zwei Jahren in der Schweiz, in Deutschland oder Frankreich aktiv war. Als Mitbewohner im Künstlerhaus Das Gelbe Haus bewege sich der Musiker «in einem durchlässigen, kreativ-künstlerischen Kontext und arbeitet vielseitig und spartenübergreifend». Überzeugt hat die Jury sein Soloprojekt Noise Table.

Der Verein Städtepartnerschaft Luzern-Chicago unterhält seit dem 1. September 2001 in Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton Luzern sowie mit Unterstützung von privaten Sponsoren in Chicago ein Wohnatelier, das Luzerner Kulturschaffenden zur Verfügung gestellt wird. Die Belegung des Ateliers für die Jahre 2020 und 2021 wurde Anfang dieses Jahres ausgeschrieben. Die Ausschreibung richtete sich an Kulturschaffende aller Sparten aus dem Kanton Luzern.

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