Zwischenbilanz zur Covid-Nothilfe

Seit März 2020 richtet der Verein Suisseculture Sociale die Covid-Nothilfe für professionelle Kulturschaffende aus. 8432 Gesuche für eine Unterstützung von rund 3000 Personen um jeweils zwei Monate hat er seit März 2020 fertig bearbeitet.

Foto (Symbolbild): RomeoLu/depositophotos.com

6645 Gesuche wurden angenommen. Insgesamt wurden laut der Mitteilung von Suisseculture knapp 23 Millionen Franken ausgeschüttet – für viele Kulturschaffende war die Nothilfe das einzige Einkommen in diesen schwierigen Zeiten.

Mit der pandemischen Entwicklung rund um Omikron hat der Bundesrat in den letzten Wochen vermehrt Signale gesendet, die auf ein Ende der Einschränkungen in der Kultur- und Veranstaltungsbranche hindeuten: Zertifikat-, Sitz- und Maskenpflicht könnten bald aufgehoben werden.

Doch auch dem Bundesrat ist klar: Mit dem Ende der Massnahmen enden nicht automatisch auch die finanziellen Auswirkungen der Pandemie. Kulturveranstaltungen brauchen Vorlaufzeiten in Planung und Bewerbung, Bookings werden noch zurückhaltend gemacht – und wie schnell das Publikum in die Säle zurückkehrt, ist noch völlig offen.

Aus diesen Gründen haben Bund und Parlament beschlossen, einzelne Massnahmen bis Ende 2022 zu verlängern – ungeachtet der weiteren pandemischen Entwicklungen und der davon abhängigen Massnahmen. Dies gilt nicht nur für die Transformationsprojekte der Kantone, sondern insbesondere auch für die Covid-Nothilfe von Suisseculture Sociale.

Damit erhalten Kulturschaffende, die sich wegen der Covid-Krise noch immer in existentieller Not befinden, weiterhin Hilfe. Gesuche zur Deckung eines Defizits in den Lebenskosten können nach wie vor alle zwei Monate eingereicht werden.

Thurgau unterstützt weiterhin Kulturschaffende

Der Regierungsrat des Kantons Thurgau macht für Recherchestipendien an Kulturschaffende im Jahr 2022 einen Beitrag von 250’000 Franken frei. Er will damit auch im dritten Coronajahr die gezielten kantonalen Massnahmen weiterführen.

Mit Recherchestipendien werden insbesondere Formatwechsel gefördert. Foto: Dillon Shook (s. unten)

Die Recherchestipendien, die 2020 und 2021 durch die Kulturstiftung des Kantons Thurgau vergeben worden sind, haben sich laut der Medienmitteilung des Kantons als ergänzende Massnahme bewährt. Deshalb hat der Regierungsrat beschlossen, sie auch im 2022 weiterzuführen. Die Vergabe ist explizit nicht mit einer Ausstellung oder mit Auftritten verbunden und umfasst alle vom Kanton Thurgau geförderten Sparten.

Mit der Ausschreibung und Vergabe von 40 Recherchestipendien für Kulturschaffende im Kanton Thurgau im 2022 beauftragt das Kulturamt die Kulturstiftung des Kantons Thurgau. Für professionell arbeitende Kulturschaffende mit Bezug zum Kanton Thurgau wird die Möglichkeit geschaffen, zukunftsgerichtet ihre künstlerische Arbeit weiter zu entwickeln.

Ein Recherchestipendium umfasst die Bezahlung eines Honorars von 6000 Franken.  Unterstützt werden insbesondere die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit sowie das Prüfen von Formatwechseln, die das Werk erweitern. Eine Jury aus Mitgliedern der Kulturstiftung wird über die Vergabe der Stipendien entscheiden.

Alpentöne mit neuem Team

Die langjährige Moods-Co-Direktorin Carine Zuber, der Agenturleiter Tobias Bolfing, Boris Previšić, Direktor des Instituts Kulturen der Alpen, sowie der Altdorfer Karl Marbet übernehmen bei Alpentöne die künstlerische Leitung und das Festivalmanagement.

V.l.n.r.: Knüsel, Zuber, Bolfing, Marbet, Previšić (bild: zVg)

Das neue Programmteam arbeitet laut Mitteilung des Festivals an einem sehr alpinen und gleichzeitig internationalen Festival. Klänge, Töne, Geräusche aus den Bergen — von singenden Seilbahnseilen über summende Seen und donnernden Steinschlag bis hin zum Grollen der Lawinen, gewissermassen die Materialität der Alpen — stehen im Mittelpunkt des internationalen Festivals.

Neben Konzerten im Theater Uri, im Cinema Leuzinger und auf dem Lehn (neben ein paar anderen Spielorten) stehen Spoken Word-Beiträge, Filme, Installationen sowie eine Tagung rund um Religiosität und Musik im Alpenraum auf dem Programm. Das Festival wird vom 17. bis 20. August 2023 stattfinden, als Finale ist der Klangspaziergang vorgesehen.

Das 1999 gegründete Festival ist keinem musikalischen Stil verpflichtet. Das Thema ist eindeutig, nicht aber das Genre, das am ehesten mit dem Begriff Neue Volksmusik charakterisiert werden kann. Geschäftsführer ist der frühere Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel.

Leitungswechsel bei der Camerata Zürich

Der Vorstand der Camerata Zürich und die amtierende Geschäftsführerin Raluca Matei haben nach neun gemeinsamen Jahren entschieden, ihre Zusammenarbeit per Ende der laufenden Saison zu beenden.

Camerata Zürich (Bild: Florian Kalotay)

Raluca Matei hat laut der Mitteilung der Camerata 2013 die Geschäftsführung übernommen. Auf ihre Initiative sei die Konzeption und Durchführung der erfolgreichen 60-Jahres-Jubiläumssaison des Orchesters zurückgegangen. Ein von ihr eingeführter Strategiewechsel mit einem Schwerpunkt auf der Förderung zeitgenössischer Schweizer Musik und Interpreten hätten überdies eine Rückkehr zu den Gründungsideen der Camerata Zürich ermöglicht.

Zudem sei es ihr gelungen, neue Kooperationen zu erschliessen, um das Orchester in Zürich und darüber hinaus zu vernetzen. Im Bereich Musikvermittlung lancierte sie zuletzt in Zusammenarbeit mit Cornelia Nick ein Angebot für Kinder und Jugendliche, das in kürzester Zeit grosse Resonanz fand. Die 50-Prozent-Stelle wird per August 2022 ausgeschrieben.

 

Wiedergeburt eines legendären Studios

Das legendäre Studio für Elektronische Musik des WDR wird wieder in Betrieb genommen: Die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen haben grünes Licht für ein Musikzentrum gegeben, das überdies ein Zentrum für Alte Musik integriert.

WDR Studio für elektronische Musik (Bild: WDR)

Das zukünftige Studio für Elektronische Musik soll drei Hauptaufgaben erfüllen: kreative und exzellente künstlerische Produktion, Lehre und Vermittlung sowie wissenschaftliche Forschung. Entsprechend sind für das Studio Stipendien- und Residenz-Programme, Kooperationen mit den Musik- und Medienhochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen sowie die Öffnung für die interessierte Öffentlichkeit vorgesehen.

Das Raumangebot des Zentrums umfasst einen Proben- und Konzertsaal für 150 Personen, einen Proben- und Konzertsaal von 265 Quadratmetern für 130 Personen, einen kleinen Probensaal, Foyers, Büroräume, einen Coworking Space für sechs Personen, Gästezimmer, Übezellen, Lagerräume sowie das Studio für Elektronische Musik (SEM) einschliesslich Lager, Werkstatt und Personalräume von 260 Quadratmetern.

Das 1953 in Betrieb genommene Studio für Elektronische Musik des WDR wurde zunächst von Herbert Eimert geleitet. Sein Nachfolger in der künstlerischen Leitung des Studios wurde 1963 Karlheinz Stockhausen.

SYM – Save Young Musicians

Der neu gegründete Verein «Save Young Musicians» unterstützt musikbegabte Jugendliche, die in der Schweiz Schutz finden und eine Ausbildung erhalten sollen.

Die Pianistin Simone Keller hat den Verein «Save Young Musicians» gegründet. Foto: Lisa Jenny

Im Vorstand sind aktuell Daniel Fueter, Roger Girod, Simone Keller und Philip Bartels, als externer Berater fungiert Christoph Homberger. Gesucht werden nun Gönnerinnen und Gönner, die als Spenderinnen oder Paten für Ausbildung und Aufenthalt musikbegabter Schützlinge aus Krisengebieten finanziell aufkommen. Ein Solidaritätskomitee mit vielen bekannten Persönlichkeiten unterstützt das Anliegen des Vereins.

Website mit weiterführenden Informationen


www.s-y-m.org

Runter vom Sofa, rein ins Konzert!

Die Taskforce Culture fordert einen «Kultur-Restart», um eine allgemeine «Revitalisierung» der Kultur zu erreichen.

Foto (Symbolbild): Konstantin Hopp / unsplash.com

In der Vergangenheit hatten die Behörden zur Bekämpfung der Pandemie den Rückzug in die privaten vier Wände propagiert. Verläuft die Entwicklung der allgemeinen epidemiologischen Lage weiterhin positiv, scheint der Taskforce Culture die Zeit reif für eine neue behördliche Botschaft: «Runter vom Sofa, rein ins Konzert!» Es liege an der Komplexität des Sektors, dass die Kultur noch lange nicht im Gleichgewicht sein werde, schreibt die Taskforce Culture am 2. Februar. Und weiter: «Die Kulturschaffenden und Kulturunternehmen wurden in der Schweiz von Bund und Kantonen während der Pandemie nicht allein gelassen. Die verschiedenen Massnahmen haben ganz entscheidend dazu beigetragen, dass bislang ein kultureller Kahlschlag ausgeblieben ist. Es wäre aber fatal zu glauben, dass mit dem Wegfall der Einschränkungen auch sämtliche Unterstützungs- und Entschädigungsmassnahmen von niemandem mehr benötigt würden.»

Da die Transformationsprojekt durch ihre engen Vorgaben aber kaum geeignet seien, eine allgemeine «Revitalisierung» der Kultur herbeizuführen, regt die Taskforce Culture ein niederschwelliger gefasstes «Kultur-Restart-Programm» an. Vorbilder könnten das Bundesratsprogramm für die Tourismusbranche oder das Programm «Neustart Kultur» in Deutschland sein.
 

Zürcher Förderpreis für Edouard Mätzener

Der Geiger Edouard Mätzener wird mit einem Förderpreis des Kantons Zürich ausgezeichnet. Der Kulturpreis geht an den Illustrator Hannes Binder, der zweite Förderpreise an den Kunstraum Last Tango. Die Goldene Ehrenmedaille erhält die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Beatrice von Matt.

Edouard Mätzener. Foto: Merel-Quartett

Der 1989 in Zürich geborene Geiger Edouard Mätzener sorge sowohl als Solist als auch in verschiedenen Kombinationen für Furore, schreibt der Kanton. Bereits mit zwölf Jahren gab er sein Solodebut im Casino Basel mit dem Zürcher Kammerorchester unter der Leitung von Howard Griffiths. Den Master of Music erspielte er sich dann an der Yale University, denjenigen für Specialized Performance Soloist an der Hochschule in Basel.

Als zweiter Geiger des Merel-Quartetts überzeuge Edouard Mätzener als feinsinniger Musiker, der mit Genauigkeit und Spontaneität auf seine Mitmusikerinnen und Mitmusiker eingeht. Nebst seiner Passion für Kammermusik ist er als Gründungsmitglied, Geiger und Komponist treibende Kraft der Klezmer-Band Cheibe Balagan.

Abschied von Daniele Galaverna

Das Musikkollegium Winterthur und der Fachbereich Musik der Hochschule der Künste Bern (HKB) verabschieden sich von Daniele Galaverna.

Daniele Galaverna (1969–2022). Foto: Pablo Faccinetto

Betroffen und traurig nehmen wir, die Fachbereichsleitung, Dozierende, Studierende und Mitarbeitende der HKB – Musik sowie die Orchestermusikerinnen und Orchestermusiker, Direktion, Geschäftsstelle und Vorstand des Musikkollegiums Winterthur, Abschied von unserem geschätzten Mitarbeiter und Kollegen Daniele Galaverna, Solo-Fagottist des Musikkollegiums Winterthur und Dozent für Fagott und Kammermusik im Fachbereich Musik der HKB.

Mit Daniele Galaverna verlieren das Musikkollegium Winterthur und die Hochschule der Künste Bern einen wunderbaren Musiker von Weltformat, einen empathischen Didaktiker und eine inspirierende Persönlichkeit für alle, die von seinem immensen Wissen und seiner Leidenschaft für Musik profitieren durften. Viele Studierende der Hochschule durften dank Daniele Galavernas Vermittlung im Musikkollegium Winterthur Orchestererfahrungen sammeln und somit eine Verbindung zwischen unseren Institutionen schaffen. Nach längerer, geduldig ertragener Krankheit ist Daniele Galaverna viel zu früh von uns gegangen. Daniele wird uns allen in warmer Erinnerung bleiben. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
 

Finger, Noten und Gehirne in Einklang

Ein Instrument zu spielen, stellt höchste Anforderungen an unser Gehirn. Wie genau es die Koordinationsleistungen meistert, hat ein Team der Max-Planck-Institute für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main (MPIEA) und für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig (MPI CBS) erforscht.

Foto (Symbolbild): Cristina Gottardi / unsplash.com,SMPV

Das Klavierspiel erfordert komplexe Planung: Es muss koordiniert werden, was gespielt wird, also welcher Ton oder Akkord folgen soll, aber auch wie dieser gespielt wird, das heisst, welche Finger genau den Anschlag ausführen. Nun hat ein Team der Max-Planck-Institute für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main (MPIEA) und für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig (MPI CBS) untersucht, wo genau diese Planungsschritte im Gehirn stattfinden.

Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) erzeugt ein starkes Magnetfeld. In Kooperation mit der Blüthner Pianofortemanufaktur in Leipzig entwickelte das Team daher ein Klavier mit 27 Tasten, das über eine Lichtleitung die Tastendrücke registrieren kann.

Auf diesem Spezialklavier spielten 26 Versuchspersonen im MRT-Scanner bildlich vorgegebene Akkordfolgen nach. Dabei zeigte sich, dass die beiden Planungsschritte Was und Wie unterschiedliche Hirnnetzwerke aktivieren. Besonders auffällig war, dass beide Netzwerke eine frontale Hirnregion beinhalten, der grosse Bedeutung bei der Planung sämtlicher Alltagshandlungen zukommt: den linken lateralen Präfrontalkortex.

Mehr Infos:
https://www.aesthetics.mpg.de/institut/news/news-artikel/article/solo-und-duett.html

Endo Anaconda stirbt 66-jährig

Er war nach Mani Matter einer der bedeutendsten Berner Sängerliteraten. Nun ist Andreas Flückiger alias Endo Anaconda laut Schweizer Medienberichten 66-jährig verstorben. Eine geplante Abschiedstournee konnte er nicht mehr zu Ende führen.

Endo Anaconda 2009. Foto (Ausschnitt): Sandstein/WikimediaCommons

Endo Anaconda wird laut der Biografie auf der Webseite von Stiller Has 1955 als Sohn einer Österreicherin und eines Schweizer Polizisten in Burgdorf geboren und verbringt den ersten Teil seiner Kindheit in Biel. Als er fünf Jahre alt ist, verunglückt sein Vater tödlich. Mit zwölf Jahren findet er sich fast über Nacht in einem Internat in Klagenfurt (Kärnten) wieder. Dorthin wanderte die Familie schliesslich aus. Endo verbringt aber weiterhin seine Sommerferien bei den Grosseltern im Emmental.

Nach einer Lehre als Serigraf in Wien lässt sich der Nicht-Student dort von den Nachwehen des studentischen Protests erfassen. Anfang der Achziger kommt er wieder zurück in die Schweiz und arbeitet zwei Jahre lang im Shoppyland Schönbühl als Hubstaplerfahrer. Nach dieser Zeit schreit er sich ohne Monitoring durch verschiedene erfolglose Projekte. 1985 ist er Sänger der Band Die Alpinisten, welche im selben Jahr beim Label Fata Morgana eine Platte veröffentlicht.

1989 gründete er mit Balts Nill (Ueli Balsiger) das Duo Stiller Has. Endo hat drei Kinder.
Seit einigen Jahren hat er sich auch als Kolumnenschreiber einen Namen gemacht.

«Music and Digital Creation»

Digitale Werkzeuge braucht es inzwischen in beinahe allen musikalischen Feldern. Dazu lancieren die beiden Departemente Musik und Informatik der Hochschule Luzern per Herbst 2022 den neuen Major auf Master-Stufe «Music and Digital Creation».

Studium Music and Digital Creation (Bild: Franca Pedrazzetti)

Das Angebot wird zusammen mit dem Departement Informatik lanciert und dort von Dragica Kahlina geleitet. Die Kooperation stelle den Transfer neuester Forschungsergebnisse rund um die digitale Transformation in die Lehre sicher, so Kahlina.

Vermittelt werden grundlegende Kompetenzen in den Bereichen digitale Entwicklung und Datenanalyse – das reicht von Programmierkenntnissen bis hin zum gekonnten Umgang mit Software und Applikationen für Auftritts-, Unterrichts- oder Forschungstätigkeiten. Andererseits bietet das neue Angebot aber auch Potenzial für jüngere und stark wachsende Bereiche wie etwa das Komponieren und Programmieren von Musik für Computerspiele oder Online-Anwendungen.

Mehr Infos:
https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/ueber-uns/medien/medienmitteilungen/2022/01/26/mm-music-and-digital-creation/

get_footer();