Das mittelalterliche Rabab

Anfang November fand an der Hochschule der Künste Bern (HKB) die internationale interdisziplinäre Tagung «Das mittelalterliche Rabab. Ein Streichinstrument mit arabisch-islamischer Vergangenheit und Gegenwart» statt.

Der pandemischen Situation angepasst wurde ein hybrides Format gewählt. Die Veranstaltung vor Ort wurde gleichzeitig online übertragen, drei Referenten zugeschaltet, und die Diskussion war unter allen Teilnehmenden möglich, waren sie nun physisch oder virtuell präsent.

Der Haupttitel der Tagung benennt bereits konkret ihr konzeptionelles Zentrum: das im mittelalterlichen Europa bis 1300 gespielte Rabab, ein heute für die europäische Musiktradition weitestgehend verlorenes frühes Streichinstrument. Seine Wiedereingliederung in die historische Aufführungspraxis innerhalb der Alten Musik ist eines der Hauptanliegen des an der HKB angesiedelten und vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten interdisziplinären Forschungsprojekts «Rabab & Rebec. Erforschung von fellbespannten Streichinstrumenten des späten Mittelalters und der frühen Renaissance und deren Rekonstruktion». Die erste Projekttagung konnte nun mit einer breiten Kontextualisierung der zahlreichen Text-, Bild- und musikethnologischen Quellen zu diesem Ziel beitragen – nicht zuletzt durch die im Untertitel der Tagung explizit genannte Verortung des Streichinstruments in seiner arabisch-islamischen Vergangenheit und Gegenwart.

Dazu stellten die in verschiedenen Disziplinen beheimateten Referentinnen und Referenten mit insgesamt 15 Vorträgen ein breites Spektrum miteinander verbundener Fragestellungen aus oft fliessend ineinander übergehenden Forschungsfeldern vor: der historischen Musikwissenschaft, der Musikethnologie, der Musikpraxis, der Musikikonografie, der Kunstwissenschaft und der Linguistik. Es reichte von der Etymologie des Begriffs, den Verbreitungswegen und dem Funktionszusammenhang des Instruments sowie dessen spielpraktischen und klanglichen Eigenschaften über seine bildlichen Darstellungen in der Kunst bis in die heutige Praxis der nordafrikanischen Andalusi-Musik.

Ursprünge und Rekonstruktion

Eröffnet wurde die Tagung durch Thomas Gartmann (Bern), Projektverantwortlicher und Leiter der Forschung der HKB, der den Projektleiter Thilo Hirsch (Bern) als Spiritus Rector des Forschungsprojekts und der Tagung vorstellte. Nach dessen Einführung in das Thema widmete sich eine Sektion den arabisch-islamischen Ursprüngen des Rabab, die in Ermangelung von erhaltenen Originalinstrumenten aus den grundlegenden Textquellen rekonstruiert werden müssen. Unter dem Gesichtspunkt einer musikalischen translatio studiorum gab Anas Ghrab (Sousse) zu Beginn einen Überblick über diese Textquellen und die Mechanismen eines solchen Wissenstransfers über Raum und Zeit hinweg. Dass philologische Detektivarbeit gefragt ist, wo ein Begriff die Vorstellung eines Instruments wesentlich prägt, führte Salah Eddin Maraqa (Freiburg) eindrücklich vor. Er präsentierte auf der Basis umfangreicher kritischer Quellenstudien neue Erkenntnisse zur Etymologie des Begriffs Rabāb, während Ioana Baalbaki (Târgu Mureș) die Stellung des Rabāb innerhalb der Musiktheorie der Zeit anhand von al-Fārābīs «Grossem Buch der Musik» beleuchtete, dem Kitāb al-Mūsīqā al-kabīr.

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Al-Fārābī ist es auch, der das Rabāb im 10. Jahrhundert erstmals explizit als gestrichenes Saiteninstrument erwähnt, weshalb die Verwendung des Streichbogens und dessen Verbreitungswege neben der charakteristischen vertikalen Spielhaltung von Laura de Castellet (Barcelona) in der Sektion zu den unter musikpraktischen und -theoretischen Fragestellungen herangezogenen Text- und Bildquellen in den Fokus rückte. Saskia Quené (Bern) hingegen verortete schematische Darstellungen des Monochords innerhalb der Musiktheorie mit einem kunstwissenschaftlichen Zugang als Teil kosmologischer Harmonielehre und rief damit ins Gedächtnis, dass die Musik nach mittelalterlicher Auffassung zum Quadrivium der Artes liberales gehörte.

Methodologisch ausgerichtete Round-Table-Diskussionen rundeten an beiden Tagen das vielseitige Programm ab, indem sie thematisch an den jeweils letzten Vortrag anknüpften. Am ersten Tag war dies ein gemeinsamer Vortrag von Thilo Hirsch (Bern) und Marina Haiduk (Bern), der den Entwurf eines methodisch-praktischen Leitfadens für die Rekonstruktion verlorener Musikinstrumente vorstellte. Ihr Vorschlag war als kritischer Gegenentwurf zur bisher gängigen Praxis einer unhinterfragten Übernahme morphologischer Gegebenheiten aus bildlichen Darstellungen angelegt. Wie diese unsichere Basis für das Anliegen einer praktischen Instrumentenrekonstruktion genutzt werden kann, wurde im Spannungsfeld der Musikikonografie zwischen Organologie und Kunstwissenschaft kontrovers diskutiert, zunächst in den drei Korreferaten von Antonio Baldassarre (Luzern), Theresa Holler (Bern) und Karolina Zgraja (Zürich), dann im anschliessenden Round-Table. Die im Prozess befindliche Aushandlung konnte – ihrer Natur gemäss – nicht abschliessend geklärt werden. Die Benennung von Problemfeldern und der interdisziplinäre Dialog sind jedoch als Voraussetzungen dafür aufgezeigt worden, dass sich fruchtbare Perspektiven entwickeln, wo die Deutungshoheit des eigenen Fachs zugunsten eines notwendigen Austauschs hintangestellt werden kann.

Vorkommen und Spielpraxis

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag der Projektmitarbeiterin Marina Haiduk die eine Auswahl an Darstellungen vertikal gehaltener kleiner Streichinstrumente aus dem 11. bis 13. Jahrhundert vorstellte und auf ihre geografische Verbreitung und ihren Funktionszusammenhang befragte, wobei ihr Vorkommen in einigen wenigen Sujets auffällig war. Thilo Hirsch analysierte die Rabab-Darstellungen in den Cantigas de Santa María, Prachthandschriften aus dem Umfeld Alfonsos X., die Aufschluss über die im 13. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel verbreiteten Typen des europäischen Rababs mit Felldecke geben. Das aus einer der Miniaturen von Hirsch selbst rekonstruierte Rabab wurde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und im Spiel zur musikpraktischen Verwendung befragt.

Die folgenden beiden Sektionen mit Martin Kirnbauer (Basel) und Britta Sweers (Bern) als Chairs widmeten sich dem Rabāb als Teil der Musikpraxis im heutigen Nordafrika bzw. dessen jüngster Vergangenheit (Mohamed Khalifa, Frankreich, und Anis Klibi, Tunis). Unter der Fragestellung einer Verwandtschaft der Instrumente stellten Amedeo Fera (Leuven) und Vincenzo Piazzetta (Lamezia Terme) die gestrichene kalabrische Lyra und ihre byzantinischen Ursprünge vor. Die beiden anschliessenden Vorträge nahmen Zupfinstrumente mit Felldecke in den Blick: Emin Soydaş (Çankırı) untersuchte das türkische Kopuz, während Sylvain Roy (Frankreich) die Zupfinstrumente vom Sarinda-Typus zum afghanischen Rubāb in Beziehung setzte. Als Überleitung zu diesen ethnomusikologischen Fragestellungen fungierte der Vortrag von Ed Emery (London), der sowohl den Einfluss der Musik von al-Andalus in der europäischen Tradition beleuchtete als auch kleine Streichinstrumente als Teil nomadischer Kulturen vorstellte, die sich bis zu den reisenden Troubadouren des Mittelalters verfolgen lassen.

Ein intradisziplinärer Dialog zwischen der Ethnomusikologin Britta Sweers (Bern) und Cristina Urchueguía (Bern), Vertreterin der historischen Musikwissenschaft, nahm schliesslich die Zuständigkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider (Sub )Disziplinen in den Blick. Die unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachteten Fragen, z. B. zur Historizität und Authentizität, wurden schliesslich zum Anlass genommen, die Tagung mit einer auf das Plenum ausgeweiteten Diskussion inhaltlich abzurunden. In einer informellen Jamsession kamen schliesslich die tunesischen und marokkanischen Rabābs sowie die vorgestellten Rekonstruktionen europäischer Streichinstrumente (Rabab und Lyra) zu ihrem klanglichen Recht.

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Die Tagungsbeiträge werden in überarbeiteter Form in einem Sammelband bei der Edition Argus veröffentlicht. Eine zweite Projekttagung ist bereits in Planung.

https://www.hkb-interpretation.ch/projekte/rabab-rebec

Biel und Solothurn ersetzen «Mazeppa»

Stiftungsrat und Direktion TOBS (Theater Orchester Biel Solothurn) haben beschlossen, die Oper «Mazeppa» bis auf Weiteres durch das Friedenskonzert «Verdi per la pace» zu ersetzen.

Szenenbild aus der Bieler «Mazeppa»-Aufführung. Foto: Suzanne Schwiertz

Krieg und Elend auf der Bühne darzustellen sei immer schwierig, schreibt TOBS. Wenn dieser Krieg und dieses Elend auf der Opernbühne nun, wie im Falle von Mazeppa, «von der Realität eingeholt werden und in der Ukraine – wo die Oper angesiedelt ist – täglich Menschen sterben, wird es gar zum unmöglichen Unterfangen».

In Mazeppa gehe es nicht nur um eine tragische Liebesbeziehung, sondern auch um einen Unabhängigkeitskrieg zwischen dem damaligen Zarenrussland und der Ukraine, der bis ins 17. Jahrhundert zurückreiche. Der Stiftungsrat und die Direktion von TOBS kamen deshalb «zur Übereinstimmung, dass die Fiktion im Stück nicht von der bitteren Realität in der Ukraine getrennt werden kann».

Die vorübergehende Absetzung des Stücks habe nichts damit zu tun, dass Russisch gesungen wird oder russische Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne stehen. Es gehe um den Krieg von damals, der zu nah am Krieg von heute sei. Der erschütternde Krieg in der Ukraine bedeute «für uns nicht, dass wir keine russischen Stücke mehr aufführen oder Künstlerinnen und Künstler aus diesem Kulturkreis engagieren».

Theater Orchester Biel Solothurn legt grossen Wert darauf, dass das ganze Mazeppa-Team ins Ersatzprogramm einbezogen und in seinen Häusern auftreten wird.

Mehr Infos: www.tobs.ch
 

Lionel Martin in Deutschland erfolgreich

Der ZHdK-Student Lionel Martin hat den deutschen Musikwettbewerb Ton & Erklärung für sich entschieden. Den zweiten Preis erhielt der aus Marburg stammende Joel Blido, Dritter wurde Moritz Huemer aus Feldkirch in Österreich.

Foto: @celloklaipeda

Lionel Martin stammt aus Tübingen und erhielt mit fünf Jahren den ersten Cellounterricht. Seit rund zwei Jahren studiert er an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit dem vergangenen Jahr wird er durch das Programm SWR2 New Talent für drei Jahre durch CD-Produktionen gefördert.

Der Musikwettbewerb Ton & Erklärung des Radiosenders NDR Kultur und der NDR Radiophilhamormie nimmt «Klassiktalente in den Fokus, um junge Musikerinnen und Musiker zu fordern und zu fördern». In diesem Jahr war der Wettbewerb für Cellistinnen und Cellisten ausgeschrieben. Der erste Preis ist mit 10’000 Euro dotiert.

Auf dem Weg ans Finale in Zürich

Am vergangenen Wochenende haben in Arbon, Genf, Liestal, Lugano, Neuchâtel, Winterthur und Zug die 47. Entrada des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) stattgefunden.

Foto: Olga Meier-Sander/pixelio.de (s. unten)

Vom 4. bis 6. März 2022 nahmen Heranwachsende aus der ganzen Schweiz an den Entradawettbewerben des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) teil. Über 1000 musikbegeisterte Jugendliche haben sich alleine, im Duo, in Kammermusikensembles und/oder komponierend einer Fachjury gestellt. Über 150 Jurymitglieder wurden aufgeboten, um die Beiträge zu bewerten.

Insgesamt wurden 774 Preise verliehen, davon 90 1. Preise mit Auszeichnung und 224 1. Preise. Damit werden 219 einzelne und 37 Kammermusikformationen am Finale vom 29. April bis 1. Mai 2022 in der Musikschule Konservatorium Zürich zu hören sein.

Die detaillierten Ranglisten mit den Resultaten der Teilnehmenden finden Sie auf unserer Homepage unter folgendem Link: sjmw.ch/classica/downloads
 

Solidaritäts- und Benefizkonzerte

Veranstalter aus allen Musiksparten stellen kurzfristig Anlässe auf die Beine, um ihre Verbundenheit mit der Ukraine auszudrücken und Geld zusammenzutragen. Hier der Anfang einer Zusammenstellung. Weitere Veranstaltungen nehmen wir gerne auf.

Bild: ufuksezgen/depositphotos.com,SMPV

Freitag, 26. August, 17 Uhr, Reformierte Kirche Baden
Ukrainisches Benefiz-Konzert «Leben wird in Musik» 

Tyhran Nakhalov, Cello; Borys Gusev, Cello; Elena Dovhan, Klavier; Irina Daschkeeva, Harfe

 

Weitere Anlässe nehmen wir gerne auf: rezensionen@musikzeitung.ch

Letztmals aktualisiert am 22. August 2022

Reformen bei Konzert und Theater St. Gallen

Mit dem Direktionswechsel im Sommer 2023 strukturiert Konzert und Theater St.Gallen seine Organisation neu. Unter anderem laufen die Verträge von Konzertdirektor Florian Scheiber und Kinsun Chan, dem Leiter der Tanzkompanie, zum Ende der Spielzeit 2022/2023 aus.

Tonhalle St. Gallen. Foto: Tine Edel

Gestärkt wird die Dramaturgie, die als «Think Tank» die künstlerische Handschrift prägt. Sie leiste damit, heisst es in der Medienmitteilung, «einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Kulturinstitution nach aussen als mehr als nur die Summe ihrer vier Sparten wahrgenommen wird». Personell wird der Vertrag von Chefdirigent Modestas Pitrenas um weitere vier Spielzeiten bis 2026/2027 verlängert.

Die Verträge von Konzertdirektor Florian Scheiber und des Leiters der Tanzkompanie Kinsun Chan laufen zum Ende der Spielzeit 2022/2023 aus. Bereits früher wurde entschieden, dass auch der Vertrag von Schauspieldirektor Jonas Knecht zu diesem Zeitpunkt enden wird.

Eine achtköpfige, breit abgestützte Geschäftsleitung führt das Haus kollaborativ und transparent. Zu dieser gehören neben dem gesamtverantwortlichen Direktor die Leitungen der vier Sparten (Konzert, Musiktheater, Schauspiel, Tanz), die Leitungen Dramaturgie, Disposition und Technik wie auch die Finanzverantwortung (CFO).

Die Leitung der Tanzsparte und der Schauspielsparte soll bis Sommer 2022 besetzt werden. Für die Leitung des Orchesterbüros und die Position CFO startet die Suche in der folgenden Saison. Der Verwaltungsrat dankt bereits heute den ausscheidenden Kollegen für ihr grosses Engagement.

Konzerterleben empirisch untersucht

Ein Forschungsprojekt unter Gesamtleitung der Zeppelin-Universität Friedrichshafen geht dem Konzerterleben auf den Grund. In einer Konzertreihe im Radialsystem in Berlin wird dieses erstmalig empirisch untersucht.

Foto: frimufilms/depositphotos.com,SMPV

Seit vier Jahren arbeitet eine europäische Forschergruppe an der Entwicklung experimenteller psychologischer und soziologischer Messinstrumente, die nun umfänglich zur Anwendung kommen. Nach einer «Sneak Preview» im September 2020 und Auftaktkonzerten im Pierre-Boulez-Saal Mitte April 2022 findet im Radialsystem vom 28. April bis 6. Mail eine neuntägige Konzertreihe statt, die von der Aventis Foundation gefördert wird.

Die Konzertbesucherinnen und -besucher bekommen einen Einblick in das aussergewöhnliche Forschungsprojekt und können sich als Testpersonen mit ihrem Erleben im Konzert auseinandersetzen. Unter Anwendung einer speziell konzipierten Methodenkombination werden sie verkabelt und befragt – und so aktiv und passiv in die Untersuchung mit einbezogen.

Mehr Infos:
https://experimental-concert-research.org/?lang=de

Elektronische Musik in Leuk

Das Forum Wallis findet 2022 im November auf Schloss Leuk statt. Im Rahmen des «Call for Acousmatic Works» können ab sofort bis am 1. Juli Werke eingereicht werden.

Bild: Forum Wallis / Javier Hagen

Wie das Forum Wallis mitteilt, findet das internationale Festival für Neue Musik Forum Wallis 2022 zum dritten Mal in Folge nicht wie gewohnt über Pfingsten, sondern im November auf Schloss Leuk statt. Begründet wird der Entscheid mit den Langzeitfolgen der Coronapandemie: Mehrere Grossveranstaltungen, die pandemiebedingt über zwei Jahre verschoben werden mussten, beanspruchen nun die Daten der ersten Jahreshälfte. Das genaue Festivalprogramm wird im Spätfrühling bekanntgegeben.

Wettbewerb Ars Electronica Forum Wallis eröffnet

Bis am 1. Juli können nun im Rahmen des 8. Wettbewerbs für akusmatische Musik Ars Electronica Forum Wallis elektroakustische Kompositionen eingereicht werden. Erwartet werden wieder hunderte Werke. Die internationale Jury setzt sich zusammen aus Kotoka Suzuki (Toronto), Reuben de Lautour (Auckland), Jaime Oliver (Lima) und Javier Hagen (Forum Wallis/ISCM Switzerland). Die ausgezeichneten Werke werden im November in Leuk von Simone Conforti (IRCAM Paris) aufgeführt.

Weitere Informationen

Deutsche Hygiene-Empfehlungen vereinheitlicht

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie liegt in Deutschland mit Empfehlungen des Staatsministeriums für Kultur und Medien ein bundesweit einheitlicher Standard vor, um die Lufthygiene von Kulturveranstaltungsorten zu bewerten.

Foto: aerogondo2/depositphotos.com

Erarbeitet hat ihn ein interdisziplinäres Gremium von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Mitwirkung von Kulturveranstalterinnen und -veranstaltern und des Umweltbundesamtes. Initiiert hatte dies die Staatsministerin für Kultur und Medien.

Durch die Empfehlungen erhalten Betreiberinnen und Betreiber von Kulturveranstaltungsräumen eine einheitliche Orientierung für Hygienemassnahmen vor Ort. Dies gilt sowohl für kurzfristige Präventionsmassnahmen während der aktuellen Pandemie, als auch mittel- und langfristig für die Zeit danach. Die Empfehlungen ermöglichen flexible Anpassungen an das Infektionsgeschehen und können die Grundlage für eine bundesweit einheitliche Zertifizierung bilden.

Mehr Infos:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/fuer-einheitlichere-corona-regeln-in-der-kultur-2010308

Abschied von Brigitt Leibundgut

Neben ihrem künstlerischen und pädagogischen Wirken hat sich Brigitt Leibundgut viele Jahre lang im ehemaligen Verein Schweizer Musikzeitung engagiert.

Brigitt Leibundgut an einem SMZ-Anlass im Januar 2013 in der Druckerei St. Gallen Winkeln. Foto: SMZ

Brigitt Leibundgut wurde an der Delegiertenversammlung vom 22. September 2000 als Vertreterin des Schweizerischen Musikpädagogischen Verbandes (SMPV) in den Vorstand des Vereins Schweizer Musikzeitung gewählt. Während 13 Jahren protokollierte sie als Aktuarin die zahlreichen Vorstandssitzungen und Delegiertenversammlungen des Vereins minutiös. Die Schweizer Musikzeitung verdankt ihrem jahrelangen Wirken im Vereinsvorstand sehr viel.

Wie die Familie in der Todesanzeige mitteilt, ist Brigitt Leibundgut «nach einem reich erfüllten Leben voller Tatkraft und Leidenschaft für die Musik» am 23. Februar 2022 gestorben, kurz vor ihrem 86. Geburtstag.

Ein Nachruf wird in der nächsten Ausgabe auf den SMPV-Seiten der Schweizer Musikzeitung publiziert.
 

Caroline Melzer ab Herbst in Zürich

Caroline Melzer wird ab Herbstsemester 2022 an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Gesang im Hauptfach unterrichten.

Sopranistin Caroline Melzer. Foto: Bjørn Woll

Wie die ZHdK mitteilt, tritt die Sopranistin dem Gesangskollegium mit Lina Maria Åkerlund, Markus Eiche, Sebastian Geyer, Werner Güra, Martina Janková, Yvonne Naef (Klassik), Rahel Hadron und Yumi Ito (Jazz, Pop) bei.

Caroline Melzer studierte Gesang bei Rudolf Piernay und Vera U. G. Scherr sowie Liedgestaltung bei Ulrich Eisenlohr und Irwin Gage. Die europaweit aktive Sopranistin bewege sich erfolgreich in einer aussergewöhnlichen Bandbreite an Repertoire, im lyrischen wie jugendlich-dramatischen Fach, in Operetten und zeitgenössischen, teils eigens für sie komponierten Werken.
 

Pandemie sorgt für Streaming-Booster

Die Umsätze der Musikindustrie in Deutschland sind laut dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) 2021 weiter gewachsen. Ton­trägerverkäufe und Erlöse aus dem Streaminggeschäft generierten in Summe demnach 1,96 Milliarden Euro, gegenüber 2020 ist das ein Plus von 10 Prozent.

Foto: Dr.Carrrven/depositphotos.com

Dabei wurde laut der Medienmitteilung des BVMI der bei weitem grösste Teil digital erwirtschaftet, 76,4 Prozent der Einnahmen stammen aus der Online-Musiknutzung. Damit steuert die Branche nun auch in Deutschland auf einen Digitalanteil von bald vier Fünftel zu, insbesondere in den skandinavischen Ländern ist dies schon längst Realität.

Das seit Jahren dynamisch wachsende Audio-Streaming legte mit einem Plus von 18,6 Prozent erneut deutlich zu. Die Wachstumskurve ist gegenüber dem Vorjahr zwar etwas flacher ausgefallen (2020: +24,6 Prozent), doch konnte diese Form der Musiknutzung aus der Cloud ihren Anteil am Gesamtmarkt gegenüber dem Vorjahr auf 68,3 Prozent ausbauen (2020: 63,4 Prozent).

Die CD bleibt auf Platz zwei mit einem Umsatzanteil von 16,3 Prozent, gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von 16,7 Prozent. Auf Platz 3 im Format-Ranking befindet sich erneut Vinyl. Dank eines Umsatzzuwachses von 20,1 Prozent kommt die Schallplatte im Zeitalter des Audio-Streaming auf einen Gesamtmarkt-Anteil von respektablen 6 Prozent. Nicht zuletzt dadurch bleibt der Beitrag des physischen Marktes zum Umsatz trotz eines Minus‘ von 9,1 Prozent mit 23,6 Prozent nach wie vor recht stabil. Downloads stehen noch für 3 Prozent der Einnahmen.

Professur für Musik in der sozialen Arbeit

Mit Beginn des Sommersemesters 2022 übernimmt Alicia de Bánffy-Hall eine Professur für Musik in der sozialen Arbeit / Community Music am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf.

Alicia de Bánffy-Hall. Foto: zVg,SMPV

Bánffy-Hall studierte zunächst von September 2000 bis Juli 2004 Performing Arts / Community Music am Liverpool Institute for Performing Arts, danach folgte ein Master-Studium im Studiengang Arts and Cultural Management an der Manchester Metropolitan University.

Im Folgenden war sie Direktorin der Community Arts Company Amabadelo und leitete zahlreiche Projekte in Kultur- und Bildungseinrichtungen im Bereich Musik, Bewegung und Theater. Dazu war sie als Creative Agent für die Creative Partnerships Merseyside in England tätig. Ebenfalls hatte sie während dieser Zeit die konzeptionelle Leitung der ersten vier Community-Music-Projekte bei den Münchner Philharmonikern inne.

Parallel dazu promovierte sie an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo sie im März 2019 abschloss und für ihre Dissertation den Kulturpreis Bayern erhielt. Bereits zu dieser Zeit sammelte sie umfangreiche Lehrerfahrungen durch Lehraufträge, etwa an der Hochschule für Musik und Theater München, der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, der Universität Hildesheim, der Züricher Hochschule der Künste oder der Manchester Metropolitan University.

Ab Dezember 2016 war sie Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, baute dort den ersten Masterstudiengang inklusive Musikpädagogik / Community Music mit auf, und bekleidete seit September 2021 eine Professur an der Hochschule Landshut. Seit 2018 berät sie das Konzerthaus Dortmund zur Entwicklung von Community Music in Dortmund. Ihr Lehr- und Forschungsschwerpunkt wird im Bereich Community Music, Community Arts und Musik in der Sozialen Arbeit liegen.

Aus für Musikmesse Frankfurt

In Frankfurt finden Musikmesse, Musikmesse Plaza und Musikmesse Festival im April 2022 nicht statt. Die Messe Frankfurt wird den Business-to-Business-Teil der Musikmesse generell nicht mehr fortführen.

Musikmesse 2019. Foto: Pietro Sutera / Musikmesse Frankfurt

Die dramatische Transformation am Instrumentenmarkt, auf dem sich über 70 Prozent des Umsatzes auf wenige Online-Händler verteilen, hat die Fachausstellung der Musikmesse bereits in den vergangenen Jahren stark negativ beeinflusst und die Transformation von einer Branchen- zu einer Consumer-Veranstaltung verstärkt. Aufgrund dessen wird die Messe Frankfurt den B2B-Teil der Musikmesse nicht fortführen. Die Umsetzung des Themas Musik werde künftig im Rahmen einer Neuaufstellung der B2C-Formate zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, schreibt die Messe.

Die Endverbraucherformate Musikmesse Plaza und das Musikmesse Festival seien vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und kurzen Vorlaufzeit für April 2022 nicht umzusetzen, so die Messe Frankfurt weiter. Insbesondere besucherstarke Konzerte internationaler Künstler, Konzerte in Clubs und aussergewöhnlichen Locations sowie Angebote im Bereich Musikpädagogik hätten unter den geltenden Hygienebestimmungen nicht seriös geplant werden.

Erneute Vergabe von Covid-Arbeitsstipendien

Die Stadt Zürich wiederholt das befristete Förderinstrument «Covid-Arbeitsstipendium» im Jahr 2022. Damit gibt sie freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, an künstlerischen Vorhaben weiterzuarbeiten.

Foto: Andrey Novik/unsplash.com (s. unten)

Antragsberechtigt sind professionelle, freischaffende Künstlerinnen und Künstler mit Wohnsitz in der Stadt Zürich, die in einem künstlerischen Bereich tätig sind, der von der Stadt Zürich Kultur gefördert wird (Bildende Kunst, E-Musik, Jazz Rock Pop, Literatur, Tanz, Theater). Die Arbeitsstipendien leisten einen Beitrag an die Lebenshaltungskosten der Künstlerinnen und Künstler während ihrer Arbeit an einem oder mehreren künstlerischen Vorhaben.

Es können laut der Mitteilung der Stadt rund 300 Arbeitsstipendien mit einem festgelegten Pauschalbetrag von 15’000 Franken vergeben werden. Es können künstlerische Vorhaben eingereicht werden, die mindestens drei Monate dauern.

Mehr Infos:
https://www.stadt-zuerich.ch/kultur/de/index/foerderung/arbeitsstipendium.html

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