Mit Goethe ins Reich der Hexen

Zur Uraufführung des 1. und 3. Aktes von Alfred Felders Oper «Walpurgisnacht» am 3. April 2025 in Winterthur. 2020 konnten Aufführungen wegen COVID-19 nicht stattfinden.

Die Komposition einer Oper ist das lange verfolgte künstlerische Vorhaben des in Luzern geborenen und in Winterthur leben­den Schweizer Komponist Alfred Felder (*1950). Am 3. April kommt nun in Zusam­menarbeit mit dem Musikkollegium Win­terthur, den Zurich Chamber Singers und Solisten unter der Leitung von Christian Erny im Stadthaus die Walpurgisnacht zur Uraufführung.

Dass der Weg dazu lang war, hat mit den grossen Hürden für Opernkomponisten zu tun. Die Stoffwahl und Libretto-Frage ist die eine, die andere der grosse Apparat, den seine Partitur verlangt. Im Frühjahr 2020 stand die Uraufführung bevor. Nur Tage vor dem Ereignis erfolgte wegen der Pan­demie der Lockdown, die Aufführung der ‹Walpurgisnacht› – Oper in 2 Akten nach Goethes ‹Faust› in der Tonhalle Maag am 27. und im Stadthaus Winterthur am 28. März mit dem Konzertchor Harmonie Zü­rich und dem Musikkollegium Winterthur konnte nicht stattfinden.

Überarbeitete Fassung

Nun, fünf Jahre später, handelt es sich nicht darum, das 2020 Erreichte aufzu­wärmen. Nach der langen Ungewissheit über das weitere Schicksal der Oper, der Neuaufstellung der musikalischen Kräfte, aber auch Felders weiterer Beschäftigung mit der Partitur ist die Uraufführung einem Phoenix aus der Asche vergleichbar. Die Szene der Trödelhexe ist dazugekommen. Im Ganzen haben sich Idee und Musik aber nicht geändert. Im folgenden sei deshalb hier der Text, der nach Gesprächen mit dem Komponisten 2020 entstand, noch­mals aufgelegt. Wir sprachen über sei­ne Beschäftigung mit Goethes Faust, über die Faszination der Walpurgisnacht und die Eigenart seiner Musiksprache.

Musste es Goethe und sein in zahllosen Ansätzen und Stilen vertonter «Allerweltsstoff»? Für Felder unbedingt: Das Faust-Drama habe ihn schon seit seiner Jugend fasziniert. Und überblickt man sein Schaffen, lässt sich sagen: Es steuerte auf diesen Stoff zu, genauer: auf die «Walpurgisnacht», jene Szene, die sich in der Tragödie zwischen die Szene im Dom – Margarethes Dies irae – und die letzten Szenen um Gretchens Hinrichtung schiebt. Anders als Goethes Drama integriert Felder in seinem selbst verfassten Libretto die Hexenszenerie nicht in die Tragödie, sondern die Tragödie in die Hexenszenerie.

Spontane Feier des Lebens

Image
Flyer unter Verwendung eines Bildes des Luzerner Künstlers Thyl Eisenmann (1948–2015) – Alfred Felders inspirierender Freund seit der Jugendzeit.

Die originelle Dramaturgie erklärt sich mit Felders Auslegung des geheimnisvoll-verruchten Hexensabbats: «Das zentrale Thema in der Walpurgisnacht sind für mich die Natur – und die Frauen als Schamaninnen. Ihr grosses Wissen über Heilkräfte und Urkräfte hat mich immer sehr beeindruckt. Ihre fröhlichen (Hexen-)Sabbate waren für mich immer eine sinnliche und spontane Feier des Lebens.» Mit der Sympathie für die Hexen korrespondiert die Abscheu vor deren Verfolgung. Als Hexenjagd empfindet Felder bei Goethe das Schicksal der Kindsmörderin und geht in seinem Libretto eigene Wege: «Ich lasse Gretchen am Ende meiner Walpurgisnacht nicht sterben. Sie hält uns als Rebellin den Spiegel vor und entlarvt damit die Verlogenheit dieser Welt. Sie soll an der Schwelle zur Hinrichtung Gnade erfahren, als Zeichen, dass das Patriarchalische unserer Welt einmal enden wird. Ein utopischer Schluss?»

Mystik und Schamanismus

Felders Sicht auf Goethes Werk lässt sich leicht zu aktuellen Diskursen in Beziehung setzen. Aber seine Musik gründet nicht in intellektuellen Debatten, sondern in Erfahrungen des «anderen»: In seinem Œuvre fällt die Präsenz des Schamanischen und Mystischen auf. Das Oratorium âtesh basiert auf Gedichten des persischen Mystikers Rūmī, und im Werkkatalog figuriert etwa auch der Nachtgesang für Flöte, Viola und Harfe, der einem Heilsritual der Navajo-Indianer nachempfunden ist. Als Cellist in der Kammermusik und Sinfonik zu Hause, bedient sich Felder auch als Komponist der abendländisch-tonalen Sprache, wenn auch in einer eigenen, freien Weise, die ihn von «Tonalisationen», von Färbungen der Tonalität, sprechen lässt: «Der Anfang der Oper ist in einer D-Tonalisation geschrieben, den Schluss (Tanz) habe ich in einer Es-Tonalisation komponiert. Die D-Tonalität habe ich sehr dunkel gefärbt, Es-Tonalität ist für meine Ohren eigentlich die hellste Tonalität. Also der Anfang in D, dann jede Szene in einer anderen Tonalität bis zum Schluss zur Es-Tonalität – der grösste Unterschied von dunkel und hell, aber in der Musik nur einen halben Ton auseinander, das heisst das kleinste mögliche Intervall, aber der grösste farbliche Kontrast.»

«Fremde» Klangmittel werden gezielt eingesetzt: Im Klaviertrio The second attention etwa ist es die Schamanentrommel; im ebenfalls von Rūmī inspirierten open secret, einem sozusagen «reinen» Violinkonzert, das für die Stammbesetzung des Musikkollegiums geschrieben ist, lässt er die Orchestermusiker flüsternd rezitieren. Das Neue um des Neuen willen habe ihn nie interessiert, betont Felder: «Das einzig Neue, das Sie möglicherweise in der Walpurgisnacht hören werden, sind die ungewohnten Schlagzeug-Klänge – Weinflaschen, Guetzlibüchsen, Zeitungspapier, Löffel, Whiskey-Container, in denen Murmeln kreisen – ein tolles Geräusch zum Auftakt des Hexentanzes.»

Das Fest der Nacht

Mit den Auftraggebern der Oper, dem Musikkollegium Winterthur ist Felder seit Langem verbunden. Für das Winterthurer Orchester hat er etliche Werke komponiert, darunter auch das vielfach gespielte Streichquartett Fremd bin ich eingezogen …) mit Bezug zu Schubert.

Mit der Umarbeitung zum abendfüllenden Bühnenwerk hat er das Panorama der Walpurgisnacht beträchtlich erweitert. Zu Faust (Tenor), Mephistopheles (Bariton) und dem Hexenchor kamen als weitere Figuren die Halbhexe und Schöne Hexe (Mezzosopran) und schliesslich nun auch noch die Trödelhexe (Koloratursopran). Zur Choraufgabe gehört auch der Gesang der Dominikaner-Inquisitoren. Sie künden Margarethes Hinrichtung an. Und dass diese dritte Hauptfigur in der Walpurgisnacht nicht mehr nur als Vision, sondern als leibhaftige Figur und Solopartie (Sopran) in Erscheinung tritt, ist die zentrale Entscheidung des Komponisten. Diese weist zum magischen Fluchtpunkt des Werks, das mit Margarethe und den Hexen – «welch unerwartet Meteor» – in das Fest der Nacht und die Frühlingsfeier mündet.

 

Walpurgisnacht

Oper von Alfred Felder nach Goethes Faust, konzertante Uraufführung des 1. und 3. Aktes

Stadthaus Winterthur, 3. April 2025

Orchester: Musikkollegium Winterthur

Chor: The Zurich Chamber Singers

Choreinstudierung: João Martins

Leitung: Christian Erny

Konzerteinführung 18.45: Hans-Ulrich Munzinger und Alfred Felder

 

Alexa Vogel (Sopran), Margarete

Sara-Bigna Janett (Sopran), Trödelhexe

Leila Pfister (Mezzosopran), Halbhexe / Schöne Hexe

Tino Brütsch (Tenor), Faust

Alexandre Beuchat (Bariton), Mephistopheles

 

Soirée (Werkeinführung): 1. April 2025

 

Anmerkung der Redaktion: Der Text von Herbert Büttiker wurde erstmals am 12. März 2020 veröffentlicht. Die aktuelle Version wurde den neuen Umständen entsprechend überarbeitet.

Vogelstimmen im Zentrum der Musikforschung

Der soeben erschienene Sonderband des Schweizer Jahrbuchs für Musikwissenschaft denkt über Vogelgesang, Musik und Stille nach.

Zum ersten Mal nach seiner digitalen Neuausrichtung präsentiert das Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft eine Sonderedition, die durch die beiden Musikethnologinnen Helena Simonett und Patricia Jäggi von der Hochschule Luzern (HSLU) gasteditiert wurde und aus deren Forschungsprojekt Seeking Birdscapes hervorgeht. Vier Hauptartikel und zwei künstlerische Beiträge nähern sich dem Vogelgesang aus unterschiedlichen Perspektiven.

In ihrer Einleitung führen Helena Simonett und Patricia Jäggi ins Thema «Birdscapes» ein und stellen das Luzerner Forschungsprojekt vor. In seinem Aufsatz «The Anatomy of a Benign Failure» dekonstruiert Gergely Loch Péter Szőkes anthropozentrische Behauptung, dass sowohl der Vogelgesang als auch der menschliche Gesang auf Grund identischer neurologischer und physiologischer Vorgänge entstünde. Andrew Whitehouses Aufsatz «Inquisitory Birds» stellt die Frage nach der Ethik der Methode des Playback von Vogelstimmen, wenn es darum geht, seltene Vogelarten für Forschungszwecke aus ihrem Versteck zu locken. Ein Spaziergang durch den Schweizer Klangwald Tùn Resùn bildet die Grundlage des Artikels von Nathalie Kirschstein und Helena Simonett, in dem die multisensorischen Erlebnisse verschiedener Gewährspersonen dokumentiert und eingeordnet werden.

Emily Doolittle führt in ihre Kompositionen Gannetry ein, ein multimodales Werk, das durch die Geräusche von schottischen Basstölpeln inspiriert und in Zusammenarbeit mit dem Dichter Dawn Wood entstanden ist. Abschliessend stellen Matthias Lewy und Helena Simonett die Ausstellung Birdscapes vor, die eng mit dem Forschungsprojekt an der HSLU verbunden und 2022 in Naturmuseum Luzern zu sehen war.

 

Musizierende Tiere?

Dass das «Musizieren» von Tieren nun im Zentrum einer musikwissenschaftlichen Publikation steht, scheint kein Zufall. Die zunehmende Besorgnis um unsere Umwelt – hervorgerufen durch die aktuelle Klimakrise und den zunehmend schwindenden und sich verändernden natürlichen Lebensraum und der damit verbundenen Klanglandschaften – fordert ein genaues Hinschauen und Hinhören, ein radikales Umdenken über die Rolle des Anthropozäns und die Suche nach neuen Möglichkeiten, wie wir mit unserer Welt umgehen sollen.

Die musikwissenschaftliche Forschung insbesondere in den Human Animal Studies, den Sound Ecologies und der Ecomusicology gewinnt zunehmend an Bedeutung, was im vergangenen Oktober in Nürnberg eine internationale Forschungsgruppe ins Leben gerufen hat, die sich dem Forschungsschwerpunkt «Multispecies Sound and Movement Studies» widmet. Der Sonderband des Schweizer Jahrbuchs für Musikwissenschaft fügt sich mit seinem Schwerpunkt auf Vogelgesang dementsprechend gut in die aktuellen Forschungsdebatten ein.

Musik-Kurswochen Arosa 2025

Die 39. Musik-Kurswochen bieten von Juni bis November 132 Kurse an. Nebst unzähligen Kursen für Amateure, finden auch wieder diverse Meisterkurse statt.

Seit 39 Jahren bietet der Verein Arosa Kultur die Musik-Kurswochen Arosa an. Jeden Sommer und Herbst finden rund 1450 Teilnehmende den Weg in die herrliche Bergwelt von Arosa. Im Einsatz stehen rund 200 versierte Kursleitende aus der Schweiz und dem Ausland. Die meist 6-tägigen Kurse richten sich sowohl an Laienmusiker:innen wie auch an Berufsmusiker:innen und Studierende.

 

Nicht nur Musik-Kurse im Angebot

Die rund 80 Instrumentalkurse sind für die verschiedensten Streich-, Blas-, Tasten- und Percussions-Instrumente ausgeschrieben. Ein buntgemischtes Programm erwartet die Teilnehmenden der verschiedenen Chor- und Singwochen.

Arosa Kultur bietet aber nicht nur Musik-Kurse an. Im Programm finden sich auch Malkurse, diverse Tanzkurse, ein Instrumentenbaukurs und ein Literatur-Weekend. Erneut finden auch verschiedene Anfängerkurse und spezielle Kurse für Kinder und Jugendliche statt.

 

Neu im Programm

Folgende Kurse werden im 2025 zum ersten Mal angeboten: Indianische Flöte mit Samuel Staffelbach – Handpan für Fortgeschrittene mit Kay Rauber – Tango für Streichinstrumente mit Katharina Deissler – Zeitgenössische Musik für Flöte mit Rebecca Blau – Volksmusik für bestehende Formationen mit Madlaina Küng und Thomas Aeschbacher – Mongolische Pferdekopfgeige und Kehlkopfgesang mit Bayanzul Damdinsuren – Viola da Gamba mit Soma Salaat-Zakariás – Barockvioline mit Claire Foltzer – Historisches Generalbassspiel auf dem Cembalo mit Andreas Westermann – Kammermusik für Streicher und Gitarre mit Nicolas Corti und Han Jonkers – Musik von Hannes Meyer mit Matthias Gubler – Kammermusik mit dem Trio Degas – Körper-Musik-Mentales mit Ivo Prato – Tanzkurs für Anfänger:innen ü45 mit Peter Wingling – Hochzeitstanzkurs mit Valeria Klaus – Literatur-Weekend zu Hermann Hesse mit Reto Bonifazi – Das A – Z der Zeit mit Anna Jelen – Singen und Musizieren im Zwergliland mit Bettina Boller und Christina Schwerzenbach (für Kinder von 2 – 5 Jahren).

 

Arosa Music Academy und Meisterkurse

Auch im Bereich der Spitzenförderung sind die Musik-Kurswochen Arosa international mit dabei. 14 verschiedene Meisterkurse und zwei Arosa Music Academy’s finden im Sommer und Herbst 2025 in Arosa statt. Unter den Teilnehmenden werden mehrere Preise der Hans Schaeuble Stiftung verliehen.

 

Informationen und Anmeldung

Alle Informationen über die Kurse sowie die Anmeldung finden Sie unter . Das gedruckte Kursprogramm kann bei Arosa Kultur (siehe Kontakt) bestellt werden. Für Frühbucher gibt es bis Ende Februar CHF 40.00 Rabatt.

Stipendienwettbewerb der Kalaidos Musikhochschule

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner:innen unseres Stipendienwettbewerbs!

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Stipendienwettbewerbs 2024. Foto: Kalaidos

Am 11. November 2024 fand der jährliche Stipendienwettbewerb der Kalaidos Musikhochschule statt. Dieses Förderinstrument zeichnet hervorragende junge Künstler:innen aus und ergänzen die Leistungen des Kalaidos Stipendienfonds, der Studierende in schwierigen finanziellen Situationen unterstützt.

Studierende aller Studiengänge der Kalaidos Musikhochschule waren eingeladen, eine etwa zwanzigminütige Performance mit Stücken verschiedener Stilrichtungen zu geben, um sich für die Stipendien und Preise zu qualifizieren. Von der virtuosen Violinsonate bis hin zum Popsong war an diesem Konzerttag eine grosse Vielfalt an Stücken, Interpretationen und ganz persönlichen Stilen zu hören.

Studierende der Klassik- und Jazz-/Pop-Abteilung sangen und spielten Violine, Viola, Kontrabass, Trompete, Klavier und Querflöte. Daneben bewarben sich auch Studierende der Musikpädagogik für die ausgeschriebenen Stipendien. Für die verschiedenen Instrumente waren je Expert:innen eingeladen, um die Vorstellungen der einzelnen Studierenden zu beurteilen. Natürlich fiel der Jury die Stipendien- und Preisvergabe nicht leicht – musste sie  doch viele ausgezeichnete Vorführungen verschiedener Stilrichtungen und Instrumentengruppen und die Lehrproben miteinander vergleichen und einige davon besonders auszeichnen.

Deshalb freuen wir uns besonders, die Musikerinnen und Musiker bekannt zu geben, die beim diesjährigen Stipendienwettbewerb der Kalaidos Musikhochschule ausgezeichnet wurden! Insgesamt wurden von der Jury, bestehend aus Prof. Dr. Michael Bühler, Dr. Leslie Leon, Jens Bracher, Dr. Stefan Häussler und Erna Ronca, 10 Stipendien vergeben. Die Stipendien sichern den Gewinnerinnen und Gewinnern volle Studiengebühren für 6 resp. 12 Monate.

 

Unsere herzliche Gratulation geht an:

Nicola Angileri – Master of Arts Kalaidos FH in Musikpädagogik

Immanuel Brunner – Bachelor of Arts FH in Musik mit Vertiefung in Klassik

Adeline Favre – Bachelor of Arts FH in Musik mit Vertiefung in Klassik

Aida Jauslin – Master of Arts Kalaidos FH in Musikpädagogik mit Vertiefung in Jazz & Popular Music

Lilla Krájer – Bachelor of Arts FH in Musik mit Vertiefung in Klassik

Elisabeth Kulmer – Master of Arts Kalaidos FH in Musikpädagogik mit Vertiefung in Klassik

Milana Perduv – Master of Arts Kalaidos FH in Musikpädagogik mit Vertiefung in Klassik

Zhixin Zhang – Master of Arts Kalaidos FH in Music Performance mit Vertiefung in Klassik

Zeyu Zhao – Master of Arts Kalaidos FH in Music Performance mit Vertiefung in Klassik

Tatiana Zubova – Master of Arts Kalaidos FH in Musikpädagogik mit Vertiefung in Klassik

Wir wünschen allen Preisträgerinnen und Preisträgern viel Erfolg und Freude auf Ihrem musikalischen Weg und freuen uns sehr, sie bei der Verwirklichung Ihrer Ziele unterstützen zu dürfen! Wir wissen aus eigener Erfahrung, welch grosses Engagement, welch Durchhaltevermögen und welche kreative Energie Musiker:innen brauchen, um von frühem Alter an ein Musikinstrument zu erlernen, eine Unzahl an Stunden damit zu verbringen, Technik und musikalische Gestaltung zu perfektionieren und über alle Hindernisse, nicht zuletzt finanzieller Art, hinweg, dabei zu bleiben, sich für die Musik zu begeistern und diesen Enthusiasmus mit einem Publikum zu teilen. Über die Liebe zur Musik vergessen wir manchmal, welche grosse Leistung dahintersteckt, alles für einen Berufzu geben, der manchmal auch mit herausfordernden Arbeitsbedingungen verbunden ist.

Wir freuen uns, die Tätigkeit dieser jungen Künstler:innen finanziell unterstützen zu können und hoffen, mit unserer Arbeit etwas dazu beizutragen, dass sich diese Musiker:innen in ihrer je eigenen Spielart weiterentwickeln und ihr Publikum noch lange mit ihrer Begeisterung für die Musik anstecken und mit ihrem Ausdrucksreichtum verzaubern – haben wir doch in den letzten Jahren gelernt, dass uns gerade in Momenten der Unsicherheit und der Zukunftsangst tief empfundener künstlerischer Ausdruck und das Engagement einer jungen Generation Kraft und Hoffnung geben kann, um der Zukunft optimistischer zu begegnen und sie zum Positiven zu wenden.

Gesucht: Beiträge SJM

Welche Rolle spielt die Zeit in der Musik? Das Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft (SJM) sucht spannende Beiträge zum Thema «Zeit und Zeitlichkeit in der Musik»

Für die fünfte Ausgabe des neuen digitalen Schweizer Jahrbuchs für Musikwissenschaft (Bd. 42 (2025) lädt die Redaktion Autorinnen und Autoren ein, Artikel zum Thema «Zeitlichkeit in der Musik» einzureichen. Gleichzeitig ermutigt das Herausgeberinnenteam Forscherinnen und Forscher, die aktuell an Musikprojekten an Schweizer Forschungsinstitutionen arbeiten, dazu, diese als Forschungsberichte zu präsentieren.

 

Zeit und Zeitlichkeit in der Musik

In dieser Ausgabe sollen verschiedenen Aspekte von Zeit und Zeitlichkeit in der Musik kulturell, geografisch, historisch, begrifflich und theoretisch untersucht werden. Musik hat eine einzigartige Wirkung auf unser Zeitwahrnehmung. Im Konzertsaal oder in der Disco verläuft die Zeit gefühlt anders als im Alltäglichen Leben. Diesen flexiblen und hybriden Charakter der Zeit haben Komponisten, Interpretinnen, Musikschaffende und (inter)nationale Institutionen im Laufe der Geschichte und auf der ganzen Welt immer wieder bewusst und unbewusst eingesetzt.

Um zu verstehen, wie Musik und Zeitlichkeit auf einzigartige Weise miteinander verbunden sind, gilt es, die Grenzen der engeren Musikwissenschaft zu überschreiten. Beiträge sind deshalb aus verschiedenen Teildisziplinen gefragt. Dazu gehören neben der Musikwissenschaft, Musikethnologie und Musikpädagogik z.B. auch die Literaturwissenschaft, Kulturgeschichte, Filmwissenschaft, Geschlechterforschung, oder die Sozialwissenschaft.

Wir fragen uns z.B., wie werden musikalische Phänomene in Form von Erinnerung, Antizipation oder Nostalgie geprägt und verändert? Welche Rolle spielt die Zeit in der Wiederbelebung eines alten Volkslieds, wie klang es damals, wie heute? Wie funktionieren erzählerische Mittel wie Beschleunigung und Rückblende innerhalb bestimmter Konventionen in unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten? Wie können wir das komplexe Zusammenspiel verschiedener Zeitlichkeiten in der Musik verstehen, z.B. wie wird in einer Oper eine Geschichte, die sich über mehrere Tage oder Jahre zieht, innerhalb von wenigen Stunden musikalisch dargestellt?

Solche musikalische Zeitphänomene sind nicht an einem bestimmten musikalischen Stil oder an eine Epoche gebunden: sie können sowohl anhand einer Symphonie, einem Rockkonzert oder einer Jazz Improvisation untersucht werden.

 

Drei Formate für die Publikation

Die Hauptartikel von max. 40’000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fussnoten) zum Thema Zeit und Zeitlichkeit in der Musik bilden den Hauptteil der Ausgabe und werden einer doppelten Blindbegutachtung unterzogen. In der Rubrik «Zeitzeugen» werden kürzere Beiträge von max. 10’000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fussnoten) publiziert, die sich dem Thema der musikalischen Zeitlichkeit widmen. Diese können unterschiedliche Formate haben, z.B. eine schriftliche, akustische oder visuelle Präsentation einer historischen oder musikalischen Originalquelle, ein Künstler:innen- oder Expert:inneninterview oder ein Statement zu aktuellen Ereignissen. In der Rubrik «Werkstatt-CH» werden ausgewählte Beiträge publiziert, die aktuelle Ansätze und Fragestellungen aus Schweizer Forschungsinstitutionen aufzeigen. Auch diese können unterschiedliche Formate haben wie z.B. Poster oder andere digitale Formate. Diese Beiträge sind nicht an das Oberthema der Ausgabe gebunden.

 

Vollständig redigierte Artikelvorschläge in Deutsch, Italienisch, Französisch, Rätoromanisch oder Englisch sind bis spätestens 15. Februar 2025 über die Website einzureichen. Die Benachrichtigung über die Annahme erfolgt im März 2025, die Ausgabe erscheint Ende 2025.

JSAG: 20 Jahre «ungebrochener Entdeckergeist»

Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau wird 20 Jahre alt. Sein Dirigent Hugo Bollschweiler spricht im Interview über die riesigen Möglichkeiten für kühne Werk-Entdeckungen und mehr, wenn junge Menschen «mit und durch die Musik ganz sich selbst sein können».

Seit 20 Jahren treffen sich im Künstlerhaus Boswil zwei Mal pro Jahr – im ­Sommer und über Neujahr – rund 70 junge Menschen zu einer Probewoche und geben anschliessend drei bis vier Konzerte. Was banal klingt, ist seit 2005 eines der aufregendsten Orchesterprojekte der Schweiz und ein Labor, in welchem die ­Zukunft des Orchestermusizierens ausgelotet und das klassische Repertoire pionierhaft erweitert wird. Anlässlich des Jubiläums des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG) hat die SMZ-Redaktion mit dessen Leiter, dem Dirigenten und Bratschisten Hugo Bollschweiler, gesprochen.

 

Hugo Bollschweiler, wann und wie bist du zum JSAG gekommen?

Ich durfte 2013 die Leitung des JSAG übernehmen. Ein Traum ging in Erfüllung. Seit meiner Zeit im Schweizer Jugend-Sinfonieorchester war es immer ein Wunsch von mir gewesen, einmal mit Jugendlichen arbeiten zu können. Ich kann mir nichts Erfüllenderes, Spannenderes und Inspirierenderes vorstellen.

 

Warum bist du geblieben? Was ist anders mit dem JSAG?

Im JSAG ist unendlich viel Neugier, Offenheit und Hingabe spürbar. Hier kann ich Dinge ausprobieren, die an anderen Orten nicht denkbar wären: aussergewöhnliche Repertoire-Erweiterungen, konzeptionelle Freiheiten, neue Probeformen. Und ich liebe den nachhaltigen menschlichen Austausch.

 

Wer spielt im JSAG?

Die Altersspanne beträgt 16 bis 26 Jahre. Das ­Einzugsgebiet erstreckt sich über den Kanton ­Aargau hinaus bis in die Kantone Solothurn, Luzern, Zürich, Basel und Bern. Der Mitgliedermix ist insofern speziell, als dass sich hier angehende Berufsmusiker:innen, begabte Musikschüler:innen, junge Studierende aus nichtmusikalischen Bereichen und begeisterte Amateure zusammenfinden.

Der Erfahrungsaustausch ist vor diesem ­farbigen Hintergrund besonders intensiv und wertvoll.

 

Würdest du das eben realisierte Projekt «Vogue» mit Werken von Cécile Chaminade (1857–1944), Eric Coates, Darius Milhaud, Maurice Ravel und Camargo Guarnieri skizzieren? Wie seid ihr auf das Programm gekommen?

«Vogue» beschäftigt sich mit den Modeströmungen in der klassischen Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Salonmusik, British Light, der kometenhafte Aufstieg des Saxofons, die musikalische Entdeckung Südamerikas bis hin zum Zusammenbruch von alten Formen, wie es Maurice Ravel mit dem Walzertod in seinem Jahrhundertschlager La Valse zelebriert. Die Idee zu «Vogue» kam mir bei der Beschäftigung mit Ravel, als mir schlagartig klar wurde, welche gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen in der Zwischenkriegszeit stattgefunden haben und wie aufregend es wäre, die musikalischen Verschiebungen dieser Epoche in ein Programm zu packen.

 

Was war das Highlight der Tournée mit «Vogue» mit Konzerten in Boswil, Aarau, Bern und Zürich?

Es gab zu viele! Unsere Solistin Lisa Wyss hat ein wunderbar schnörkelloses Plädoyer für das Saxofon als klassisches Soloinstrument gehalten, Cécile Chaminades Ballettsuite Callirhoë wurde aus ihrem unverdienten Dornröschenschlaf geholt und die Kommunikation zwischen Publikum und Musiker:innen war in jedem Konzert-Moment als emotionale Elektrizität spürbar.

Mein persönliches Highlight war die erneute Bestätigung, dass die klassische Musik auch ohne die grossen Schlachtrösser des Repertoires funktioniert und wir als Programmmacher die Neugier des Publikums viel zu oft sträflich unterschätzen.

 

Wie geht es im Sommer weiter? Was wünschst du dir für die Zukunft mit dem JSAG?

Im Sommer steht unser grosses Jubiläumsprojekt an: Wir gehen auf Tournée mit drei Gastkonzerten in Italien, einem Auftritt in Lindau am Bodensee und Heimspielen in Boswil und Aarau, im Gepäck Anton Bruckners gewaltige 7. Sinfonie, Giacomo Puccinis früher Geniestreich Capriccio Sinfonico und Doreen Carwithens fulminante Bishop Rock-Ouvertüre als Schweizer Erstafführung.

Für die Zukunft mit dem JSAG wünsche ich mir diesen ungebrochenen Entdeckergeist, der in der wunderbaren Energie gründet, die im Künstlerhaus Boswil entsteht, wenn 70 junge Menschen in einem «safe space» mit und durch die Musik ganz sich selbst sein können.

 

Was wolltest du noch sagen?

Happy birthday, Jugend-Sinfonieorchester Aargau. Danke für 20 Jahre Neugier, Humanität, Hoffnung, Solidarität und durchfeierte Nächte.

 

Auch wir vom EOV gratulieren dem JSAG herzlich zum 20-jährigen Bestehen und wünschen weiterhin sprühende Freude am gemeinsamen Musizieren!

Lampenfieber meistern: Mit mentaler Stärke auf der Bühne glänzen

Nervosität vor Auftritten kennt fast jede*r Musiker*in. Sebastian Rosenberg zeigt, wie du mit Atemübungen, positivem Denken und Visualisierungen deine Nervosität kontrollierst und dein volles Potenzial abrufst. Praktische Tipps und Techniken, um mit Gelassenheit und Freude auf die Bühne zu gehen.

Du stehst mit weichen Knien auf der Bühne, dein Puls rast und deine Hände sind schwitzig. Eigentlich wolltest du dich auf das Musizieren fokussieren, doch jetzt drehen sich deine Gedanken nur noch um deine Nervosität. Kommt dir diese Situation bekannt vor?

Lampenfieber kann die Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Wenn der Körper unter Stress steht, wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, welches Symptome wie Zittern, Schwitzen oder eine flache Atmung auslöst. Obwohl die Stressreaktion unterbewusst abläuft, lässt sie sich durch gezielte Techniken beeinflussen – zum Beispiel durch bewusstes Atmen.

Eine hilfreiche Technik für bewusstes Atmen ist die «Quadratatmung», welche folgendermassen funktioniert:

Positioniere dich bequem und richte deine Aufmerksamkeit «nach innen». Atme ruhig ein und aus. Zähle dann beim Einatmen bis fünf und folge gedanklich der ersten Seite eines imaginären Quadrats. Halte den Atem für die gleiche Dauer an, ohne Anspannung (die zweite Seite), atme dann aus und folge der dritten Seite des Quadrats. Halte den Atem wieder an, um die vierte Seite zu vervollständigen. Wiederhole diesen Zyklus. Passe die Dauer der Seitenlängen deinen Bedürfnissen an.

Es gibt viele verschiedene Atemtechniken, und jede Person reagiert anders. Es ist wichtig, herauszufinden, welche Technik dich am besten beruhigt oder aktiviert, damit du die Kontrolle über deine Nervosität zurückgewinnst.

Neben der Atemtechnik spielt auch der Umgang mit störenden Gedanken eine wichtige Rolle. «Störende Gedanken» sind solche, die uns in stressigen Situationen von der Aufgabe ablenken oder uns negativ beeinflussen – etwa während eines Konzerts oder Probespiels. Ein effektiver Ansatz, um mit solchen Gedanken umzugehen, ist das WAVE-Prinzip des Sportpsychologen Jörg Wetzel (aus «GOLD – Mental stark zur Bestleistung», Jörg Wetzel, 6. Auflage, 2019). «WAVE» steht für:

1. Wahrnehmen: Erkenne bewusst deine Gedanken, Gefühle und körperlichen Reaktionen.

2. Anhalten: Stoppe den Gedankenstrom aktiv, indem du «Stopp» oder «Halt» sagst.

3. Verändern: Ersetze negative Gedanken durch positive, konstruktive Denkmuster.

4. Einüben: Wiederhole den neuen Gedanken und prüfe seine Wirkung.

Beispiele: Statt «Schon wieder einen Ton nicht sauber getroffen, wie peinlich!» könntest du sagen: «Ich kann das besser. Abhaken und weitermachen!» Oder anstatt zu denken «Wenn ich jetzt nervös werde, funktioniert es sicher nicht» könnte der Gedanke lauten: «Ich bleibe ruhig und musiziere, wie ich es zu Hause tue.» Indem du lernst, deine Gedanken aktiv zu lenken, kannst du deine Nervosität in den Griff bekommen und dich besser fokussieren.

Mentales Training bietet zudem die Möglichkeit, Konzertsituationen zu üben. Visualisierungstechniken helfen dabei, ein positives ­Konzerterlebnis nochmals mit allen Sinnen zu durchleben oder eine zukünftige Aufführung gedanklich vor einem imaginären Publikum zu proben. Diese Methode bereitet dich mental auf den «besonderen Moment» vor, damit du die Nervosität besser antizipieren und ihr gelassen begegnen kannst. In vielen Fällen ist die dritte oder vierte Aufführung viel leichter als die Premiere.

Die Momente kurz vor der Performance sind entscheidend für den Erfolg. Eine sorgfältige Planung und das Training dieses Ablaufs, unterstützt durch mentale Techniken, sind genauso wichtig wie die technische und musikalische Vorbereitung.

Nervosität lässt sich nicht vollständig eliminieren, doch mit mentalen Techniken kannst du lernen, sie zu steuern und einen positiven Umgang damit zu entwickeln. So kannst du auch in stressigen Momenten deine Leistung zuverlässig abrufen und mit Gelassenheit auftreten.

 

Sebastian Rosenberg
… berät Musiker*innen und gibt Kurse und Workshops im Themenbereich Mentaltraining, unterrichtet Trompete und leitet Ensembles an der Musikschule Rontal LU.

DV in Solothurn und weitere Anlässe: Jetzt Termine für 2025 vormerken

Die nächste Delegiertenversammlung des EOV wird am 26. April 2025 in Solothurn stattfinden. Zudem stehen die Daten für weitere Netzwerktreffen in mehreren Städten fest. Tragen Sie die Termine schon heute in Ihre Agenda ein.

Mit der Adventszeit und den Festtagen steht für viele EOV-Orchester die intensivste Zeit des Jahres noch bevor. Zahlreiche Auftritte sind 2024 noch zu meistern, Chöre zu begleiten, Weihnachtsgottesdienste musikalisch zu umrahmen und Sinfonien aufzuführen. Doch dann steht der Jahreswechsel vor der Tür und der EOV-Vorstand ist bereits mitten in der Planung für das neue Verbandsjahr.

Der EOV wird 2025 wieder diverse Anlässe veranstalten und so den Vorstandsmitgliedern und den Musiker:innen seiner Mitgliedsorchester Möglichkeiten bieten, um sich zu treffen, sich auszutauschen und sich weiterzubilden. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die geplanten Veranstaltungen. Reservieren Sie sich schon heute die Termine!

 

DV in Solothurn

Die 105. Delegiertenversammlung (DV) des EOV findet am Samstag, 26. April 2025 in Solothurn statt. Als Gastgeber und Mitorganisator konnten wir das Stadtorchester Solothurn gewinnen. Wir danken bereits jetzt für das Engagement.

Das Regionale Jugendorchester Solothurn (RJSO) wird den Tag mit einem Konzert eröffnen. Nach dem statutarischen Teil der DV können Sie in einem Workshop Wissenswertes zum Thema «Fundraising» erfahren oder eine Führung in der Barockstadt erleben. Beim abschliessenden Apéro haben Sie Gelegenheit, sich mit den anderen Delegierten unkompliziert zu vernetzen und bestehende Kontakte zu vertiefen.

 

Netzwerktreffen für Vorstandsmitglieder

Einen Orchesterverein am Laufen zu halten, ist mit viel Arbeit verbunden und bringt verschiedene Herausforderungen mit sich, welchen man im sonstigen Leben nicht begegnet. Mit jedem organisierten Projekt sammeln Vorstandsmitglieder wertvolle Erfahrungen. Mit den Netzwerktreffen wollen wir eine Plattform bieten, um Best Practices auszutauschen und Schwierigkeiten zu diskutieren.

Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen zu den bisherigen Treffen führen wir die Netzwerktreffen für Amateurorchester im nächsten Jahr an folgenden Terminen fort:

– 18. Januar 2025 in Zürich

– 20. September 2025, Ort noch offen

Die Netzwerktreffen speziell für Jugendorchester und jugendliche Vorstandsmitglieder finden an folgenden Daten statt:

– 22. Februar 2025 in Basel

– 15. November 2025

Alle Treffen finden am Nachmittag statt. Detaillierte Informationen und die Anmeldemaske werden ein paar Wochen vor dem jeweiligen Termin auf der EOV-Webseite veröffentlicht. Stay tuned!

 

EOV-Kurse und Partnerkurse

Zusätzlich wird der EOV auch 2025 wieder verschiedene Partnerprojekte unterstützen. Die Mitglieder der EOV-Orchester erhalten bei diesen Projekten einen exklusiven Rabatt von 10% auf den Kurspreis. Die Orchester- und Kammermusikkurse der EOV-Partner werden wir zu Beginn des neuen Jahres präsentieren.

Die vom EOV direkt angebotenen Kurse «Streichinstrumenten-Pflege» mit Geigenbaumeister Daniel Schranz und «Gesund durch das Orchesterprojekt» mit ZHdK-Dozentin Judith Buchmann sind für Mitgliedsorchester kostenlos. Interessierte Orchestervereine können auf der EOV-Website jederzeit eine Anfrage stellen, um bilateral einen Termin für die Durchführung beim Orchesterverein vor Ort zu vereinbaren.

Der EOV-Vorstand freut sich bereits auf viele spannende Gespräche, Begegnungen und Diskussionen im Jahr 2025. Bis dahin wünschen wir Ihnen gelungene Konzerte, einen schönen Jahresabschluss und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Das Regionale Jugendsinfonieorchester Solothurn (hier bei einer Probe 2023) wird die DV 2025 musikalisch eröffnen. Foto: Miriam Schild-Wollheim

Zwei Festivals in Arosa

Der Kulturwinter Arosa bietet auch dieses Jahr ein vielfältiges Programm. Neben viel Musik gibt es Vorträge, Lesungen, Gespräche und einen Film. Aushängeschilder sind dabei die beiden Festivals Arosa Sounds und Arosa Klassik.

Das Arosa Sounds Ende Januar bis Anfang Februar verspricht ein energiegeladenes Programm. Gestartet wird das Festival am Mittwochabend mit dem Afro Jazz Sextett der jungen Berner Sängerin Malika Kaita. Da trifft Afrobeat auf fidelen Jazz, dargeboten von noch jungen und hochmotivierten Musiker:innen. Zur Einstimmung findet im Vorfeld des Konzerts ein Talk mit Malika Kaita statt zum Thema interkulturelle musikalische Zusammenarbeiten. Der in Chur aufgewachsene Sänger Andreas Lareida hat sein altes Bandprojekt «Andreas Lareida Agorà» aus dem 10-jährigen Schlaf aufgeweckt und tritt als Septett in neuer Frische auf die Bühne. Ladunna kann als die Bündner Ent­deckung des Jahres 2024 bezeichnet werden. Zwei junge Frauen aus der Romantschia kombinieren pulsierende Rhythmen mit Jazzgesang. Etwas ruhigere Musik spielt der Kontrabassist Marc Jenny im Bergkirchli. Als Abschluss des Festivals gibt es zwei Konzerte des Formats «Bündner Sounds»: Die Sänger:innen Andreas Lareida, Malenco, Anna Bläsi und die Saxophonistin Gianna Lavarini arrangieren und proben ihre Eigenkompositionen mit einer Begleitband, das Resultat dieser Zusammenarbeit wird exklusiv bei Arosa Sounds präsentiert.

Das Klassikfestival Arosa steht dieses Jahr unter dem Motto «Stimmen zu Gast in Arosa». Zur Eröffnung geben der ehemalige Direktor des Schweizer Fernsehen Ueli Haldimann und der Schauspieler Christian Sprecher, Hermann Hesse eine Stimme. Haldimann hat die Aufenthalte Hesses in den Jahren 1928/29 in Arosa recherchiert und Sprecher liest aus den wunderbaren Texten über das Skifahren und über die Aroser Sonne welche Hermann Hesse verfasst hat. Der Bariton Samuel Zünd ist mit den «Galgenliedern» von Christian Morgenstern zu Gast in Arosa. Der Schweizer Dirigent und Komponist Enrico Lavarini hat sich der heiter-morbiden Texte angenommen. Mit Zünd stehen auch der Klarinettist Emil Scheibenreif und die Pianistin Nilgün Keles auf der Bühne.

«Das Wichtigste ist die Musik, die man im Kopf hat», sagte Madame Flo, die unerschütterliche, selbstbewusste und sagenhaft talentfreie Sopranistin. Doch leider sang sie zum Erbarmen falsch, das Publikum liebte sie trotzdem und kam in Scharen, um sich über sie zu amüsieren. Das Stück «SOUVENIR» von Stephen Temperley über Jenkins Karriere ist eine wunderbar herzerwärmende Hommage an diese Legende des amerikanischen Showbusiness. Die Schauspielerin Ute Hoffmann gibt die Jenkins. Mit von der Partie sind Nikolaus Schmid und Marco Schädler.

Während der Churer Zoologe und Museumspädagoge Flurin Camenisch in einem Vortrag darüber spricht, wie sich Tiere miteinander unterhalten, zeigt der Film «Sibel» eine junge Frau, deren Stimme verstummt ist. Sie kann sich lediglich mit pfeifen einigermassen verständigen. Der Film spielt im zerklüfteten Berggebiet an der türkischen Schwarzmeerküste, wo Menschen die althergebrachte Pfeifsprache noch beherrschen und pflegen.

Wie schon in den vergangenen Jahren werden die Preisträger:innen des Hans Schaeuble Awards Konzerte im Rahmen des Klassik Festival Arosa geben. In zwei Gruppen erarbeiten sie in Arosa je ein Konzertprogramm welches nebst in Arosa auch in Chur, Boswil und Zürich aufgeführt wird.

Zum Abschluss des Klassik Festival Arosa singt der Gemischte Chor Arosa unter der Leitung von Ursula Müller-Weigl Chorpassagen aus bekannten Operetten. Als Solistinnen wirken die Mezzo-Sopranistin Stefanie Schaefer und die Pianistin Kristina Ruge mit.

«Ich will verstehen»: Künstlerische Forschung an Musikhochschulen

Die Diskussion über die künstlerische Forschung und Integrationsbemühungen an Schweizer Musikhochschulen haben sich intensiviert, doch ihre Potenziale werden weiterhin unterschätzt. Die folgenden Überlegungen basieren auf Studienbesuchen des Autors in Gent, Kopenhagen, Oslo und Wien.

Die künstlerische Forschung findet in den letzten Jahren durch die nationale und internationale Positionierung und Profilierung der Schweizer Musikhochschulen mehr Aufmerksamkeit. Ausgehend von den Pionierleistungen des 1996 gegründeten Orpheus Instituut in Gent wurde die künstlerische Forschung zunächst an Musik- und Kunsthochschulen im europäischen Norden und dem Vereinigten Königreich, dann in Österreich und Deutschland gefördert und institutionell erfolgreich integriert. In diese Entwicklung fügt sich auch die Gründung der Society for Artistic Research (SAR) 2010. Die Institutionalisierung der künstlerischen Forschung als Forschungspraxis wie auch in Ausbildungsgängen war eine wichtige Voraussetzung für die Einführung von akademischen und international anerkannten Abschlüssen.

Trotz der jungen Entwicklung und der teilweise unterschiedlichen Ansätze herrscht bereits Einigkeit darüber, dass künstlerische Praktiken einen wesentlichen Beitrag zu Diskursen über Wissensordnungen leisten. Als ein auf Erkenntnis ausgerichtetes Handeln – ganz im Sinne von Hannah Arendts Äusserung im legendären Interview mit Günter Gaus (1964) «Ich will verstehen» – generiert Kunst selbst Wissen. Im Wissenschaftsverständnis ist reflektiertes künstlerisches Handeln demnach als Forschung zu verstehen. Aber auch bildungspolitische Überlegungen legen die Förderung und Institutionalisierung von künstlerischer Forschung nahe. Denn im Rahmen der etablierten universitären Disziplinen fehlen Anschlussmöglichkeiten einer für die Musikhochschulen adäquaten Forschungspraxis weitgehend. Damit korrespondiert, dass aus der künstlerischen Praxis generierte und für die Musikhochschulen relevante Forschungsanliegen bisher oft Ausgrenzung erfuhren. Hinzu kommen Wettbewerbsnachteile und systemische Schwächen: Die begrenzte Anziehungskraft der Schweizer Musikhochschulen für hochqualifizierte Forschende und Promovierende sowie fehlende Karrierewege für den eigenen Nachwuchs. Auch kooperative Promotionsmodelle mit Universitäten mindern diese Problematiken nur scheinbar: Ohne ein Erstbetreuungsrecht und ohne institutionelle Sichtbarkeit auf den Diplomen tragen die Musikhochschulen trotzdem oft die Hauptlast der Betreuungsarbeit, und nur selten haben solche Kooperationen eine nachhaltige Entwicklung und Stärkung einer spezifisch musikhochschulischen Forschungskultur sowie entsprechender wissenschaftlicher Expertise zur Folge.

Für Musikhochschulen hat ein an die künstlerische Forschung gekoppeltes Promotionsrecht deshalb das besondere Potenzial, künstlerische wie wissenschaftliche Kompetenzen entwickeln und die für sie herausfordernde Vernetzung von Theorie und Praxis bewältigen zu können. Durch forschendes Lernen werden Studierende befähigt, ihre Projekte sowohl nach Massstäben der künstlerischen Exzellenz als auch nach wissenschaftlichen Standards zu reflektieren, theoretisch zu untermauern und zu präsentieren. Dies fördert nicht nur ein tieferes Verständnis der eigenen musikalischen Praxis, sondern auch für deren gesellschaftliche und historische Einbettung. Gleichzeitig begünstigt künstlerische Forschung neue Ausdrucks- und Präsentationsformate sowie kreative Problemlöseverfahren. Mit der Förderung und Institutionalisierung der künstlerischen Forschung hängt folglich auch eine Erweiterung des Musiker:innen-Profils zusammen, das – nebst der Produktion bzw. Reproduktion von Musik – auf die Generierung von gesellschaftsrelevantem Wissen und neuen Erkenntnissen zielt. Indem Musiker:innen vermehrt befähigt werden, sich aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen, trägt die künstlerische Forschung zur Profilierung des Musikstudiums in sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bei. Im Kontext der aktuellen Diskurse betreffend Diversity und Nachhaltigkeit sowie kultureller Teilhabe und Aneignung kann dieser Mehrwehrt nicht hoch genug bewertet werden.

Seit einigen Jahren unternehmen die Schweizer Musikhochschulen vielversprechende aber noch weitestgehend aus eigenen Ressourcen getragene Schritte: Die Einrichtung von Forschungsschwerpunkten und von Professuren für künstlerische Forschung oder die Implementierung von Masterstudiengängen wie auch von kooperativen Doktoratsprogrammen. Diese Bemühungen sollten zukünftig durch eine nachhaltigere und systematischere Förderung als auch durch die Einführung eines seit längerem geforderten sowie dem universitären Modell gleichgestellten Promotionsrechts wirkungsvoll flankiert werden.

Prof. Dr. Antonio Baldassarre ist Vizedirektor und Leiter für Forschung und Entwicklung an der Hochschule Luzern – Musik

50 Jahre Hingabe an die Förderung und den musikalischen Nachwuchs

Von der Geburt eines Traums zur Feier eines Vermächtnisses: ein halbes Jahrhundert Musik, Inspiration und unvergessliche Begegnungen für Kinder und junge Musiktalente.

Im Herzen der Schweiz des Jahres 1975, wo musikalische Traditionen auf ein lebendiges Streben nach Innovation trafen, entstand ein Traum, der ein halbes Jahrhundert überdauern sollte: der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb (SJMW). Mit einem ehrgeizigen Ziel wollte der damalige Direktor des Tonhalle-Orchesters Zürich, Gerd Albrecht, eine nationale Plattform für junge Musiktalente schaffen, um sich auszudrücken, wertvolle Rückmeldungen von einer hochkarätigen Jury zu erhalten und – vor allem – «ihren Platz im nationalen Vergleich zu erkennen». Dieses Umfeld, um Talente zu fördern, hat seit jeher Generationen von Musiker:innen in seinen Bann gezogen.

 

Ein Verbündeter für das ganze Leben

Der SJMW richtete sich von Beginn an an Kinder und Jugendliche im Bereich der klassischen Musik – eine revolutionäre Idee in einer Zeit, in der Musikwettbewerbe vor allem Erwachsenen vorbehalten waren. Seit der ersten Edition zog der Wettbewerb junge Musiktalente aus der ganzen Schweiz an und bot eine inspirierende Umgebung für künstlerisches Wachstum.

Mit der Zeit erweiterte der SJMW seine Disziplinen, um neue musikalische Ausdrucksformen zu integrieren – von der Komposition über Jazz bis hin zur Musiktechnologie. Sein Ziel bleibt es, jungen Talenten zu ermöglichen, ihre Leidenschaft voll auszuleben, um ihr künstlerisches Feuer zum Leuchten zu bringen.

Ein besonders wertvoller Aspekt des SJMW ist das hier entstehende starke Gemeinschaftsgefühl. Teilnehmende unterschiedlicher Hintergründe kommen zusammen, um miteinander zu wetteifern, aber auch voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren. Musik wird zur gemeinsamen Sprache, wie Nadia Boulanger es ausdrückte: «Musik kennt keine Grenzen, sondern nur Begegnungen» – und diese Begegnungen bilden die Grundlage für den Erfolg des SJMW, der lebenslange künstlerische Partnerschaften hervorgebracht hat.

In 50 Jahren war der SJMW das Sprungbrett für viele heute weltbekannte Musiker:innen. Doch auch diejenigen, die nicht in der Musik geblieben sind, tragen die Werte des Wettbewerbs – Dis­ziplin, Hingabe und Kreativität – weiter. Zoltán Kodály sagte: «Musik bildet nicht nur das Herz, sondern auch den Charakter» – ein vom SJMW verkörpertes Vermächtnis.

 

«Impulse für ein ganzes Leben»

Dies ist das Motto des 50-Jahr-Jubiläums, das die nachhaltige Wirkung des SJMW auf Tausende Kinder und Jugendliche unterstreicht: Ein Impuls, der sich in den Lebensentscheidungen, im Charakter und in den Werten der Teilnehmenden verankert.

Das Jubiläum wird am 13. September 2025 in der Tonhalle Zürich gefeiert. Den Auftakt bildet ein Kinderkonzert junger Preisträger:innen, gefolgt von einem Jazzkonzert ehemaliger Gewinner:innen. Eine interaktive Ausstellung lässt die Geschichte des Wettbewerbs lebendig werden. Dazu wird eine Jubiläumspublikation Portraits früherer Preisträger:innen präsentieren.

Den Höhepunkt bildet ein Galakonzert im Grossen Saal der Tonhalle. Das Tonhalle-Orchester unter der Leitung von David Bruchez begleitet ehemalige Gewinner:innen als Solist:innen. Zwei speziell für den Anlass komponierte Uraufführungen von Daniel Schnyder und Richard Dubugnon runden das Programm ab.

50 Jahre sind ein Meilenstein, aber auch ein Versprechen für die Zukunft. Der SJMW verpflichtet sich, den Blick nach vorne zu richten, ganz im Geist der Worte unseres Landsmannes Yehudi Menuhin: «Wenn uns die Zukunft etwas lehrt, dann ist es, dass die Musik niemals aufhören wird zu vereinen.» Der Wettbewerb wird weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für junge Musiktalente aus der ganzen Schweiz sein, um ihr Talent zu fördern und unsere Musikkultur zu bereichern.

Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor

Der Nationale Gesundheitstag Musik der Swissmedmusica hat im Neubad Luzern die Brücke zwischen Musikpädagogik, Sport- und Musikermedizin geschlagen.

Der diesjährige Tag begann buchstäblich mit Paukenschlägen: Das Mallets-Ensemble Oberer Sempachersee der Musikschule Oberer Sempachersee begeisterte zur Eröffnung mit Energie und Virtuosität, bevor der Zürcher Sport- und Musikermediziner Christoph Reich aufzeigte, wie sich Konzepte des Selbstmanagements vom Sporttraining auf das Musizieren übertragen lassen. Eine Überlastungsproblematik sei, so Reich, zuallererst die Folge einer zu schnellen oder zu punktuellen Belastungssteigerung. Mechanische und statische Faktoren beeinflussten die Toleranzreserve. Sie müssten eruiert und angepasst werden.Cinzia Cruder (Conservatorio della Svizzera Italiana und University of Applied Sciences and Arts of Southern Switzerland) und Dawn Rose (Hochschule Luzern – Musik) präsentierten aktuelle Forschungen aus den Schweizer Musikhochschulen. Letztere schliessen sich erfreulicherweise zusammen, um in einer Langzeitstudie Risiken der spielbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen (Playing-Related Musculoskeletal Disorders, PRMD) zu evaluieren. Cinzia Cruder präsentierte Resultate ihrer paneuropäischen «Rismus»-Studie («Risk Of Music Students»).

Sie weist nach, dass bloss ein Drittel aller Musikstudierenden nicht unter PRMD leiden. Dawn Rose mahnte an, dass die Studierenden und die Musikhochschulen eine gemeinsame Verantwortung für ihr Wohlergehen haben und traditionelle Vorstellungen von Erfolg hinterfragt werden müssen. Etwa wenn es um die nach wie vor herumgeisternde Überzeugung geht, Fortschritte müssten mit Schmerzen erkauft werden oder die Suche nach Hilfe sei bereits ein Zeichen des eigenen Versagens.

Wenn es darum geht, das Gesundheitsmanagement in der Musikpädagogik zu sichern, muss neueren Entwicklungen Rechnung getragen werden. Neben den traditionellen Musikschulen beleben immer mehr private Musikschulen und sogar globale Onlineangebote den Markt. Damit bestimmen die Lernenden – vor allem diejenigen mit sehr knappen finanziellen Ressourcen – immer mehr, welche Formen des Unterrichts sie autonom kombinieren wollen. Die Perspektive der privaten Anbieter brachte Gerhard Wolters, der Gründer einer eigenen Akademie ein. Man konnte aus seinen Ausführungen schliessen, dass er die ungehinderte intrinsische Motivation von Lernenden als vermutlich wichtigste Präventionsmassnahme betrachtet.

Der deutsche Psychiater und Musikermediziner Peer Abilgaard wies zum Schluss darauf hin, dass der weitaus grösste Anteil am Gelingen des Musikunterrichts die gelingende, vertrauensvolle Beziehung ist und dass die exzellentesten Musiker, vor allem diejenigen, die in ihren Ausbildungen nie mit Krisen oder verstörenden technischen Herausforderungen zu kämpfen hatten, nicht unbedingt auch die besten Pädagogen sind. Geraten Studierende in Krisen, sei es entscheidend, ihr Leid zu würdigen und dem Reflex zu widerstehen, dieses herunterzuspielen.

Nationaler Gesundheitstag Musik

9. November 2024, Neubad Luzern

Musik als «Tool in Society»

Mit den Veränderungen in Künsten, Medien und Gesellschaft verändert sich auch die Musik, die damit eine Chance hat, neue Formen und Funktionen zu entdecken.

Das Handwerk einer Musiker*in ist und bleibt seit Jahrzehnten (fast) das gleiche. Anders sieht es aus hinsichtlich ihrer Rolle in der Gesellschaft: Hier ist alles in permanentem Wandel begriffen. Und mit diesen Veränderungen wandeln sich auch die Begriffe, mit denen Hochschulen auf gesellschaftliche Herausforderungen an die Künste reagieren. Kaum hatte man bemerkt, dass «Musikvermittlung» eine relevante Disziplin geworden war, für die dringend Fachpersonen ausgebildet werden sollten, musste man sich schon an den Begriff «Kulturelle Teilhabe» gewöhnen. Parallel dazu war auch noch von «Audience Development», «Community Music», «Co-Creation» oder «Musicking» die Rede. Allen Begriffen ist gemeinsam, dass sich Musiker*innen über ihr Handwerk hinaus auch als Künstler*innen in die Gesellschaft einbringen. Oder wie es Augusto Boal, der brasilianische Regisseur und Theoretiker formuliert: “Being a citizen is not living in society, it is changing it.” Diese Trends werden nicht nur an den Hochschulen, sondern auch in den internationalen Verbänden wie der AEC (Musikhochschulen) oder ELIA (Kunsthochschulen) intensiv diskutiert.

An der Hochschule der Künste Bern wurde kürzlich ein disziplinenübergreifendes Lehrgefäss zum Thema «Artistic Citizenship» durchgeführt, um dem Interesse von Studierenden nach gesellschaftlichem Engagement zu begegnen, das weit über Musikvermittlung hinaus geht. Wir untersuchten in einer Forschungswoche theoretisch und empirisch, ob und wie dafür das Modell des «Artistic Citzenship» taugt: Können Konzepte wie künstlerische Bürgerschaft, soziale Verantwortung und staatsbürgerliche Mission mit künstlerischer Exzellenz, Phantasie und Kreativität eine fruchtbare Verbindung eingehen? Was passiert mit unserer Kunst, wenn wir ihre Praxis als sozialen Prozess oder als «tool in society» begreifen? Dabei beschäftigten wir uns auch mit globalen Megatrends, die unter den Stichworten wie beispielsweise «Global Migration» oder «Down-aging» (ältere Menschen fühlen sich zunehmend jünger) identifiziert werden. Studierende aller Fachrichtungen führten ein eigenes qualitatives Experiment durch, das sie selbstbestimmt mit einem der behandelten Megatrends verbanden. Die Ergebnisse, darunter Performances, Projekt- und Workshop-Konzepte, konnten sie an einem öffentlichen Event Konzertveranstaltern vorstellen.

Eine Studentin hat sich in diesem Zusammenhang spezifisch der Dialoggruppe der hochbetagten Menschen gewidmet und ihr Experiment in den Trend «Silver Society» gestellt. Die Alterung der Gesellschaft ist heute Herausforderung wie Chance für eine neue soziokulturelle Vitalität. Die Studentin – eine Flötistin – hat eine über 90-jährige an Demenz erkrankte Dame, die früher auch Querflöte gespielt hatte, regelmässig im Alterszentrum besucht. Sie war tief beeindruckt von der grossen und erfreulichen Resonanz der Dame auf ihr Flötenspiel, insbesondere auf ihre frei bearbeiteten Volkslieder.

Um als Hochschule neue Methoden und innovative Strategien zu entwickeln, setzt die Berner Fachhochschule seit längerem auf drei strategische Felder: digitale Transformation, Nachhaltigkeit und «Caring Society». So will man auf Herausforderungen reagieren und Studierende befähigen, beispielsweise klassische Musik mit hochbetagten Menschen zu teilen. So arbeitet aktuell ein Team aus den Departementen Musik und Soziale Arbeit daran, wie auf das Bedürfnis von betagten Menschen nach musikalischer Ausdrucksmöglichkeit und nach kreativem, prozesshaftem Austausch mit jungen Menschen reagiert werden kann. Längerfristig soll dies in einem Hochschulkontext gelehrt und gelernt werden können.

Im Fachbereich Musik der Hochschule der Künste besteht seit längerer Zeit die Möglichkeit, Inhalte rund um Vermittlung und Teilhabe im Rahmen des MA in Specialized Music Performance zu studieren. Teil der Abschlussarbeit ist dann ein massgeschneidertes Projekt, das etwa neuartige Konzertformate oder die Inklusion von klassikfernen Gruppen beinhalten kann.

Wenn wir also Musik nicht bloss als performativen Akt von Ausführenden für ein passives Publikum begreifen, sondern ihre Praxis gesellschaftlich umfassend denken, erforschen und erweitern, dann bestärkt das die Bedeutung dieser Musik insgesamt, es bringt vormals eher getrennte gesellschaftliche Gruppen in aktiven Austausch und es erhöht die Legitimation unserer Hochschulen als Bildungs-, Kommunikations- und Kulturinstitutionen.

 

Barbara Balba Weber ist Leiterin Schwerpunkt «Music in Context», Hochschule der Künste Bern

Verlagsverträge und deren Risiken und Nebenwirkungen

Ein Musikverlag soll Kompositionen vermarkten. Je nach Musikgenre ist der Fokus dieser Vermarktung ein anderer.

Der Verlag kann Labels suchen, die eine Aufnahme produzieren. Der Verlag kann dafür sorgen, dass Musik in einer neuen Aufnahme für Werbung, Film oder Computer-Games verwendet wird oder Kompositionsaufträge vermitteln. Weiter kann der Verlag Bearbeitungen wie z.B. Übersetzungen oder Stilwechsel gegen Entgelt erlauben oder anregen. Klassischerweise druckt ein Verlag auch Noten, veröffentlicht Songbooks oder gibt einem Streamingdienst eine Lizenz zum Anzeigen der Songtexte während des Streamings. Hingegen gehört es nicht zu den Aufgaben des Verlags, sich um die Auswertung von Aufnahmen zu kümmern. Dies gehört typischerweise zu den Kernaufgaben der Labels oder eines Vertriebs.

Gute Musikverlage haben in der Regel ein grosses Netzwerk, idealerweise auch im Ausland, welches ihnen diese Aufgaben ermöglicht oder erleichtert. Bei der Entscheidung für oder gegen die Zusammenarbeit mit einem Verlag sollte ein*e Künstler*in auch berücksichtigen, ob das Netzwerk zu den eigenen Bedürfnissen und zum eigenen Musikstil passt.

Damit der Musikverlag seine Aufgaben wahrnehmen kann, überträgt ihm der/die Urheber*in (Komponist*in, Textautor*in oder Bearbeiter*in) die Urheberrechte für einen definierten Zeitraum in einem definierten Territorium.

Für seine Arbeit erhält der Verlag einen Prozentsatz der Einnahmen des/der Urheber*in aus der Nutzung der Kompositionen. Die Höhe des Prozentsatzes hängt von der Art der Nutzung ab. Verlag und Komponist*in sind beide Mitglied bei einer Verwertungsgesellschaft wie der SUISA. Dort wird der Verlag bei den einzelnen Werken registriert und im Verlagsvertrag werden die Einnahmen gleich aufgeteilt wie im Verteilungsreglement der SUISA. Dies betrifft alle Rechte ausser die Synchronisation (z.B. Verwendung der Musik in Film, Games etc. aber auch Verbindung der Musik mit einer Choreo­graphie, Einbetten in ein Theaterstück etc.), die Bearbeitung (z.B. Übersetzen von Texten, Stilwechsel etc.), das »grafische» Recht (z.B. Druck von Noten oder die im Internet abgebildeten Texte). Für die direkt vom Verlag wahr­genommenen Rechte vereinbaren Verlag und Urheber*in eine Umsatzbeteiligung frei.

Weil der Verlag anstelle eines festen Honorars eine Umsatzbeteiligung erhält, trägt er das Risiko viel zu arbeiten aber wenig zu erreichen und damit wenig einzunehmen. Es kann aber auch sein, dass der Verlag sich für die Auswertung von bestimmter Musik wenig einsetzt und trotzdem gut verdient, weil die Künstler*innen z.B. grosse Tourneen spielen, an welchen ihre Songs aufgeführt werden. Dabei erhält der Verlag stets einen Anteil der SUISA-Einnahmen.

Verlagsverträge haben eine Mindestlaufzeit von drei Jahren, werden aber auch regelmässig für die »Dauer der Schutzfrist» abgeschlossen, also bis 70 Jahre nach dem Tod des/der Urheber*in. Üblicherweise werden Verlagsverträge zudem für die gesamte Welt abgeschlossen.

Das Gesetz regelt zwar die wichtigsten Grundzüge eines Verlagsvertrags. Die Regeln sind jedoch auf typische Buchverlage ausgelegt und passen für Musikverlage kaum. Aufgrund der langen Bindung und der kaum vorhandenen gesetzlichen Vorgaben empfiehlt es sich, alle wesentlichen Themen im Vertrag zu klären. Dazu gehören, nebst Dauer und Territorium, auch klare Pflichten des Verlags, Umsatzbeteiligungen sowie mögliche Kündigungsgründe. Weiter empfiehlt es sich, dass ein*e Urheber*in mitentscheiden kann, für welche Arten von Filmen, Werbung, Games etc. die Musik verwendet werden darf. Die Verbindung der Musik mit anderen Produktionen wirkt sich zwangsläufig auf Künstler*innen und ihren Ruf zurück.

Da Verlagsverträge sehr lange Laufzeiten haben und es für Künstler*innen kaum Möglichkeiten gibt, einen Verlagsvertrag zu kündigen, muss die jeweilige Person im Einzelfall gut prüfen, ob sich die Zusammenarbeit für sie lohnt. Die grösste Herausforderung sind die Konstrukte, bei denen Organisationen wie Labels, Auftraggebende für Musik o.ä., die Verlagsrechte übernehmen wollen, um damit eigene Investitionen wie das Auftragshonorar zu refinanzieren. Manchmal ist die Abtretung der Verlagsrechte Bedingung, um überhaupt den Auftrag zu erhalten oder die Aufnahme zu vermarkten. Dies ist zwar rechtlich in der Regel zulässig, aber hier sollten Künstler*innen besonders gut prüfen, ob aus ihrer Sicht das Gesamtpaket sinnvoll ist.

Wie immer gilt: zu Risiken und Nebenwirkungen des Vertrags fragen Sie eine Fachperson – bevor der Vertrag unterzeichnet wird.

 

Chantal Bolzern … ist Rechtsanwältin, Mediatorin und Co-Präsidentin von Helvetiarockt.

100 Jahre OV Wiedikon: Alter Raum, neue Dirigenten

Der Orchesterverein Wiedikon probt seit seiner Gründung 1924 im selben Raum. Neue Impulse bekommt das 100-jährige Orchester durch die Zusammenarbeit mit jungen Dirigent:innen der Zürcher Hochschule der Künste.

Das nennt man Konstanz: Seit 100 Jahren probt der Orchesterverein Wiedikon (OVW) jeden Montagabend im Bethaus in Zürich-Wiedikon. Es ist der erste und bisher einzige Probenort des 1924 gegründeten Orchesters. Selbst am Pfingstmontag – als die EOV-Vertretung in der Probe zu Gast war – gab es keine Ausnahme. Die meisten der rund 30 festen Orchestermitglieder waren im Bethaus anwesend und arbeiteten unter der Leitung von Francesco Cagnasso fleissig an den Werken für das Festkonzert zum 100-jährigen Bestehen.

Zum 100. Geburtstag schenkte der OV Wiedikon seinem Publikum und sich selbst ein sinfonisches Programm mit Stücken von Mendelssohn, Saint-Saëns und Gounod. Die normalerweise reine Streicherbesetzung wurde dafür mit Bläser:innen erweitert. Die renommierte Cellistin und HKB-Professorin Chiara Samatanga konnte als Solistin gewonnen werden. Beim Festkonzert im Juni in der Kirche Neumünster präsentierte sich der OVW seinem zahlreichen Publikum souverän, selbstbewusst und spielfreudig. «Wir hatten viel Spass», bestätigte Orchesterpräsidentin und Geigerin Annette Prieur nach dem Konzert. Angeführt von der Ruhe und Sicherheit ausstrahlenden Konzertmeisterin Flurina Sarott fand das Orchester bei Felix Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre schnell zusammen.

Berührendes Spiel von Samatanga,umsichtig begleitet

Chiara Samatangas routinierte, aber berührende Interpretation von Camille Saint-Saëns’ Cellokonzert begleitete das jubilierende Orchester umsichtig. Und bei der virtuosen Ersten Sinfonie von Charles Gounod (1818–1893) drehten die Wiediker schliesslich richtig auf und zeigten ihr ganzes Können, angespornt und zusammengehalten von Dirigent Francesco Cagnasso.

Seit August 2022 wird der OVW nun von Cagnasso dirigiert, der aus dem Tessin stammt und zur Zeit an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Master Orchesterleitung studiert.

Es ist seit 2010 eine Spezialität des OVW, dass er seine Dirigent:innen stets aus der Dirigierklasse von Professor Johannes Schlaefli an der ZHdK rekrutiert und dann einige Jahre mit den jungen Talenten zusammenarbeitet, bis diese für ihre Karriere weiterziehen. Vor Cagnasso war der OVW bis 2022 vier Jahre lang von Holly Hyun Choe, damals auch Assistentin von Chefdirigent Paavo Järvi beim Tonhalle-Orchester Zürich, geleitet worden.

Von Dirigent Christopher Morris Whiting arrangiert

«Das Arrangement mit den Studentinnen und Studenten der ZHdK kam durch Vermittlung unseres damaligen Dirigenten Christopher Morris Whiting zustande», erklärt Annette Prieur. Zu Beginn des neuen Jahrtausends leitete Whiting den OVW während zehn Jahren und das Orchester konnte technisch und musikalisch von seiner reichen Erfahrung als Erster Geiger im Tonhalle-Orchester profitieren. «Wir haben in dieser Zeit grosse Fortschritte gemacht.» Quasi als Nachfolgeregelung gleiste Whiting, der auch als Dozent an der ZHdK tätig ist, dann die Zusammenarbeit mit der Musikhochschule auf.

«Bisher hatten wir stets grosses Glück mit unseren jungen Dirigentinnen und Dirigenten, die immer sehr motiviert mit uns arbeiteten», so Prieur. «Auch unser Repertoire hat sich durch diese Kooperationen enorm erweitert.» So werde zum Beispiel seit einigen Jahren bei den meisten Konzerten ein Werk einer Komponistin aufgeführt. Die Berücksichtigung von Komponistinnen sei zu einer Herzensangelegenheit geworden. Der OVW hat vor Kurzem wieder zu proben begonnen für sein nächstes Konzert am 25. Januar 2025 in der Bühlkirche Zürich. Auf dem Programm steht unter anderem das Klavierkonzert der venezolanischen Komponistin Teresa Carreno (1853–1917).

 

Das nächste Konzert des Orchestervereins Wiedikon findet am 25. Januar 2025 zusammen mit der Organistin Els Biesemans in der Bühlkirche in Zürich statt. Die restaurierte Orgel wird eingeweiht. Werke von Teresa Carreno und Francis Poulenc. www.orchesterwiedikon.ch

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