Eine besonders gelungene Einführung in die Jazzimprovisation, nun auch für Tenorsaxofon; Klezmer für zwei und ein gut angeleiteter Einstieg in den Jazz.

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Charlier und Sourisses führen in die Improvisation ein.

Das Manuskript des beliebten Konzerts für Klappentrompete ist als Faksimile erschienen. Eine Einladung zum Tüfteln.

An der Hochschule der Künste Bern (HKB) wird die Forschung mit dem Schwerpunkt Interpretation stark gefördert. Resultate dieser profunden und gewissenhaften Studien sind einige wertvolle Publikationen im Blechbläserbereich, die in der SMZ zum Teil schon rezensiert wurden. (vergl. Neuausgabe der Trompetenschule von Eugène Roy, SMZ 10/2010, S. 34)
Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) schrieb sein Konzert für Trompete und Orchester in E-Dur für Anton Weidinger (1766–1852), den Wiener Klappentrompetenvirtuosen, für den auch Joseph Haydn im Jahre 1796 sein Trompetenkonzert in Es-Dur schrieb. Die Uraufführung fand am 1. Januar 1804 am kaiserlichen Hof in Wien statt. Das Originalmanuskript liegt in der British Library, London.
Das vorliegende Faksimile zeigt die ganze Partitur in gut lesbarer Handschrift. Der Herausgeber Edward H. Tarr kommt durch Schriftvergleiche zum Schluss, dass es sich um die autografe Handschrift des Komponisten handeln muss, obwohl die Partitur in mehreren Arbeitsschritten entstand. Die Solostimme wurde in einer anderen Schriftfarbe notiert und ist an manchen Stellen mit Melodievarianten überkritzelt (Vereinfachungen des Solisten?). Mehrere Sprünge sind eingezeichnet, an zwei Stellen sogar mit eingeklebten Einlageblättern realisiert.
In Tarrs kritischem Kommentar (dt./frz./engl.) werden die Änderungsvorschläge untersucht und können in der Solostimme direkt mit dem Original verglichen werden. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Klappentrompete, dem ursprünglichen Forschungsprojekt und -objekt. Die meisten der heute noch vorhandenen ca. 150 Originalinstrumente sind linksgriffig und mit 5 Klappen ausgestattet – leider ist keines von Weidinger erhalten geblieben. Somit bleiben viele Fragen zur historischen Aufführungspraxis mit diesem Instrument Spekulation und dem Tüfteln jener Trompeter überlassen, die sich auf das Spiel mit der Klappentrompete einlassen.

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Johann Nepomuk Hummel, Concerto a Tromba principale 1803, Facsimile, (= HKB Historic Brass Series 4), TP 306, Fr. 85.00, Editions Bim, Vuarmarens 2012

id., Einführung, Historische Betrachtung, Analyse, Kritischer Kommentar, Original-Solostimme, von Edward H. Tarr; deutsch TP 306d; französisch TP 306f; englisch TP 306e; je Fr. 22.00, Editions Bim, Vuarmarens 2012

Treffsicher analysiert dieses Buch die Rolle der Musik bei gesellschaftlichen Umbrüchen, geschichtlichen Ereignissen und für staatspolitische Ziele.

In welchem Verhältnis stehen Musik, Macht und Staat? Macht Musik Staat? Macht Staat Musik? Dass sich diese einleitenden Fragen der beiden Herausgeberinnen des Sammelbandes Musik – Macht – Staat, Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos, keineswegs nur auf Musikpraxis in faschistischen oder totalitären Staaten beziehen, wird anhand der zahlreichen Beiträge zum Thema rasch überdeutlich.

Klaus Pietschmann etwa durchmisst die höfische Musik der frühen Neuzeit aus dem Blickwinkel ihrer Propagandawirkung und Herrschaftssymbolik. Dabei kommt er zum Schluss, dass mit geistlichen Kompositionen mitunter eine «Strategie zur sakralen Überhöhung der Person des Herzogs» verfolgt werden konnte, während sich die Oper im 17. Jahrhundert zunächst der Darstellung eines «gütigen Herrschers» verschrieb, um im Laufe des 18. Jahrhunderts «zunehmend in den Dienst einer nationalpatriotischen Identitätsstifung» gestellt zu werden. Hier setzt auch Michael G. Esch an, der sich mit Musik in der Französischen Revolution beschäftigt, während Sebastian Hansen die Bedeutung der Musik in den napoleonischen Kriegen untersucht: «Die Töne der Schlacht waren auch Töne der Kunst», resümiert er, auch unter Verweis auf Beethovens Wellingtons Sieg.

Dass Militärmusik «immer als klingendes Abbild des jeweils etablierten gesellschaftlich-politischen Systems und seines Militärs» wirkte, bestätigt auch Manfred Heidler in seinen Anmerkungen zur Militärmusik zwischen Reichsgründung und Weimarer Republik. Eine solche Verquickung lässt sich freilich auch abseits des Militärischen erkennen. Sabine Mecking etwa betont die enge Verknüpfung von Gesang und Nationsbildung im 19. Jahrhundert und stellt fest, dass die «Synthese von Monarchie und Nation» auch überaus folgenreich für die Sängerbewegung gewesen sei: «Nun gingen ihre Repräsentations- und Ausdrucksformen zunehmend mit den obrigkeitlichen Selbstdarstellungen des monarchischen Staates einher.» In der Folge beobachtet Andreas Jacob eine «Pluralisierung der Lebens- und Musikstile» in der Weimarer Republik, die jedoch – zunächst – von kurzer Dauer war. Wie sehr sich die staatliche Macht in musikgestalterische Fragen einzumischen begann, wird an Volker Kalischs Beitrag zur Musik im Nationalsozialismus deutlich: Er untersucht Goebbels‘ «Zehn Grundsätze deutschen Musikschaffens» vor der Folie der NS-Kulturpolitik. Ein wesentlicher Teil der Beiträge befasst sich ausserdem mit der Nachkriegszeit – sie bestätigen einen wiedergewonnenen musikalischen Pluralismus, wenn auch unter anderen Vorzeichen als nach dem Ersten Weltkrieg. Von Erörterungen zur Musikpolitik der Sowjetunion (Kerstin Armborst-Weihs) über diverse überaus erhellende Popularmusikanalysen von Christoph Nonn, Detlef Siegfried, Carsten Dams und Andreas Kühn bis zu einer musikfokussierten Betrachtung des Nordirland-Konflikts von Yvonne Wasserloos bespiegelt der Sammelband das Musikphänomen Macht mit dem Machtphänomen Musik in ansehnlicher Breite und mitunter mit beträchtlichem Tiefgang.

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Musik – Macht – Staat. Kulturelle, soziale und politische Wandlungsprozesse in der Moderne, hg. von Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos, 399 S., € 49.90, V&R unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-872-0

Schoeck-Oper unter der Lupe

Im Zusammenhang mit dem Projekt « ‹Das Schloss Dürande› von Othmar Schoeck – Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung» wurde eine Disseration zur Librettistik ausgeschrieben.

Laut einer Mitteilung der Hochschule der Künste Bern wird unter der Leitung von Thomas Gartmann untersucht, wo und wie sich eine NS-Kontaminierung bemerkbar macht: im Libretto von Hermann Burte wie im Umfeld von Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte.

Eine künstlerische Perspektive erprobt dazu, wie weit das Werk neu geschaffen werden kann und muss, mit einer teilweisen Neutextierung durch Francesco Micieli, in stärkerer Anlehnung an die Vorlage Eichendorffs und unter grösstmöglicher Beibehaltung der von Schoeck mitgeprägten dramaturgischen Struktur, sowie einer musikalische Neufassung von Teilen des Werkes mit vorab instrumentatorischen Retuschen durch Mario Venzago.

Eine Projektseite wird demnächst aufgeschaltet unter: www.hkb.bfh.ch
Die Dissertation zur Librettistik wurde öffentlich ausgeschrieben: www.hkb.bfh.ch/de/hkb/stellenangebote
 

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Meier Präsident der FH-Rektorenkonferenz

Thomas D. Meier, Rektor der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Vertreter der Zürcher Fachhochschule (ZFH) in der Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz (KFH), löst Marc-André Berclaz (HESSO) als Präsident des Gremiums ab. Das Vizepräsidium geht von Rudolf Gerber an Franco Gervasoni.

Thomas D. Meier, geboren 1958, steht seit 2009 der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) als Rektor vor. Vor seinem Wechsel an die ZHdK hatte er die Position als Direktor des Museums für Kommunikation in Bern inne (1996), anschliessend (2003) amtete er als Direktor der Hochschule der Künste der Berner Fachhochschule (BFH) und gleichzeitig zwischen 2008 und 2009 als Vizerektor.

Der 1967 geborene Franco Gervason ist Direktor der Scuola Universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) Er übernimmt das Amt von Rudolf Gerber, Rektor der BFH, der in den Ruhestand tritt.

Die neue Crew übernehme die KFH-Spitze in einer bildungspolitisch
herausfordernden Phase, in der es darum gehe, die neue Gesetzgebung zur Hochschulförderung und Koordination umzusetzen, schreibt die KFH.

Bilder zur Musik von Morton Feldman

In einem Workshop an der Design-Hochschule in Genf habe Studenten Videos zur Musik von Morton Feldman geschaffen.

Der Pianist Ivan Ilić wurde im Frühjahr dieses Jahres von der Haute école d’art et de design de Genève eingeladen, während einer Woche mit den Studentinnen und Studenten Videos zu kreieren. Dabei sollten die künftigen Designer die Musik Morton Feldmans kennenlernen und Bilder dazu schaffen: Auszug aus Feldmans Palais de Mari. Klavier Ivan Ilić, Video Stefan Botez

Ungeliebt, aber überall dabei

Übersetzung Pia Schwab

Übersetzung Pia Schwab

Wenn wir Akkordeon hören, denken wir nicht nur an ein Instrument. Verschiedene, oft negativ besetzte Bedeutungen schwingen mit. So hat man ihm eine ganze Menge, meist wenig schmeichelhafter Übernamen verpasst: Maurer-, Schiffer- oder Arme-Leute-Klavier, um die Distanz zu einem richtigen Klavier deutlich zu machen, Heimatluftkompressor, um es in eine bestimmt «Musikecke» zu stellen, oder gar Quetschkommode. Es ist der Prügelknabe unter den Instrumenten.

Seltsam ist dann aber, dass dieses ungeliebte Akkordeon überall zu finden ist: in den schottischen Jigs, den Tänzen der rumänischen Fahrenden, dem argentinischen Tango, der französischen Musette und in einer ganzen Bandbreite von schweizerischer Volksmusik.

Das Akkordeon ist einfach zu transportieren und kam so mit Soldaten und Seeleuten rasch um die ganze Welt. Zudem kann es ein ganzes Orchester ersetzen. Vielleicht wurde es darum von anderen Musikern schief angeschaut: Im 19. Jahrhundert verloren viele Dorforchester durch das aufkommende Akkordeon ihre Arbeit. Es konnte eine Festgesellschaft ganz allein unterhalten, ganz ähnlich wie das heute ein DJ tut.

Vermutlich war es auch die Allgegenwärtigkeit, die schliesslich zur Ablehnung des Akkordeons führte. In meiner Kindheit war es ohne Frage zum Instrument geworden, das unsere Eltern hörten (ob sie nun Jodel- oder Jacques-Brel-Fans waren). Und wir Jungen mieden es aus Prinzip. Heute ist das zum Glück anders. Heute ist das Akkordeon wieder ins Zentrum des Interesses gerückt: in der neuen Volksmusik, aber auch in der Avantgarde.

Die «Handorgel» ist kein «Klavier zweiter Klasse», es ist ein unglaublich ausdrucksstarkes Instrument, das einen Ton unendlich lange aushalten kann und jederzeit dessen Intensität, Timbre und Vibrato kontrollieren kann. Und es ist ein vielfältiges Instrument, das je nach Gegend unterschiedliche Ausprägungen kennt. Willkommen also in der Welt des Akkordeons und des Schwyzerörgeli (von dem ich schon immer geträumt habe, es einmal bei Scrabble legen zu können).

Herzlich
Ihr

Jean-Damien Humair
 

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Akkordeon — raus aus den gängigen Schubladen

Trügt der Eindruck oder ist das Akkordeon wirklich auf dem Vormarsch? Wir schauen uns in den Musikschulen um, hören von einem Quartett, das grosse Repertoirewerke für Streicher und Akkordeon neu «serviert»; und Sofia Gubaidulina, die das osteuropäische Bajan in die Neue Musik geholt hat, darf natürlich auch nicht fehlen.

Foto: Kaspar Ruoff
Akkordeon — raus aus den gängigen Schubladen

Trügt der Eindruck oder ist das Akkordeon wirklich auf dem Vormarsch? Wir schauen uns in den Musikschulen um, hören von einem Quartett, das grosse Repertoirewerke für Streicher und Akkordeon neu «serviert»; und Sofia Gubaidulina, die das osteuropäische Bajan in die Neue Musik geholt hat, darf natürlich auch nicht fehlen.

Focus

Nicht nur Schneewalzer
An Musik- und Hochschulen ist das Akkordeon auf dem Vormarsch.

Der Klang des leidenden Menschen
Sofia Gubaidulina hat eine Renaissance des Akkordeons in der Neuen Musik eingeleitet. «Der Weg aus der Sackgasse» für Elsbeth Moser.

L’accordéon au Chili : instrument phare de la cueca
Un intérêt retrouvé pour le folklore remet l’instrument au goût du jour.

Sans sourdine, mais avec accordéon
Un ensemble instrumental hors du commun : nonSordino !

La fisarmonica come incarnazione del contemporaneo
Il percorso attraverso i generi di Danilo Boggini
 

und ausserdem

RESONANCE

L’improvisation, une question de responsabilité et d’engagement.
Interview avec Jonas Kocher

Schlagen – Sprechen – Zeichnen
Schweizer Komponisten bereicherten die Berliner Maerzmusik mit physischer Unmittelbarkeit.

Schweizer Jazzpreise: wirkungsvolles Engagement
Förderpreis Credit Suisse und Jazzpreis der Zürcher Kantonalbank

Ein Sprungbrett – auch ins Ausland
m4music ist zum wichtigsten Treffpunkt der Schweizer Musikbranche geworden.

5 Rappen für 100 Streams
Viel Musik wird gehört – karges Geld geht an die Künstler: Am Festival m4music wurde darüber diskutiert.

Carte Blanche mit Markus Ganz

Rezensionen
Neuerscheinungen (Bücher, Noten, CDs)

 

CAMPUS

Tools, Tricks und theoretische Hintergründe
Die Weiterbildung in Rock und Pop an der Hochschule der Künste Bern

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen das Schulfach Musik
Eine Ausstellung im Berner Schulmuseum in Köniz

Talentschmiede in den Alpen
Ein neues Modell der Nachwuchsförderung im Umfeld des Festivals Interlaken Classics

Rezensionen
Unterrichtsliteratur

 

FINALE

Gestreng und offen Rätsel von Thomas Meyer

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m4music: 5 Rappen für 100 Streams

Wie bereits 2012 wurde am diesjährigen m4music darüber diskutiert, dass unverändert viel Musik gehört wird, aber nur karges Geld zu den Künstlern fliesst.

Die Schweiz ist bekannt für ihr liberales und deshalb umstrittenes Urheberrecht. Bei der Podiumsdiskussion Welches Urheberrecht braucht die Schweiz? war der Ruf nach einer kompletten Revision allerdings kaum noch zu vernehmen. Gefordert wurde vielmehr eine zeitgemässe Auslegung. Tim Renner, Geschäftsführer von Motor Music, erinnerte in seiner Einleitung an das Aufkommen des Radios. Dieses sei ursprünglich als Quelle der Künstlerenteignung empfunden worden. «Musik war plötzlich überall und gratis. Mit der Konsequenz, dass die damalige Schallplattenindustrie auf 5% ihres Volumens zusammengesackt ist.» Jetzt befinde man sich in einer vergleichbaren Situation. «Deshalb brauchen wir Regelungen, die für alle gelten», wie den Kontrahierungszwang, «die rechtliche Verpflichtung, mit einem andern ein Rechtsverhältnis zu begründen» (Wikipedia). Damit könnten Rechteinhaber eines Musikstücks und Nutzer wie die Swisscom zu einer Einigung gezwungen werden.

«Google is too big to pay.»

Poto Wegener, Direktor der Swissperform, sieht im Kontrahierungszwang kein Allheilmittel. So würden etwa Konzerte nicht abgedeckt. Er wünschte sich ein Urheberrecht, das zwischen den verschiedenen Interessenten vermittelt und kritisierte nicht zuletzt das Internet-Unternehmen Google, das mit Gratis-Musikinhalten Millionen verdiene: «Google is too big to pay.» Der Präsident von Musikschaffende Schweiz, Christoph Trummer, erwartet vom Gesetz, dass es die Werke schützt, und Lorenz Haas, Geschäftsführer der Labelverbandes IFPI Schweiz, war es ein Anliegen, das Gebaren von Infrastrukturbetreibern beeinflussen zu können: «Wir fordern von den Hostingprovidern das Einhalten gewisser Sorgfaltspflichten.» Nationalrat Balthasar Glättli von den Grünen kam zum Schluss: «Damit das Urheberrecht neu gestaltet werden kann, müssen sich die Akteure zunächst mal einigen.»

«Für 100 Streams gibt es fünf Rappen.»

Die anschliessende Diskussionsrunde, (Wie) Verdienen Künstler Geld im Internet?, brachte vor allem die im Musikbusiness und bei den Verwertungsgesellschaften herrschende Ungewissheit zum Ausdruck. Während Oliver Sittl, Senior A&R bei Believe Digital, die Möglichkeiten des globalisierten Marktes in höchsten Tönen anpries, verwies Irène Philipp Ziebold, Direktorin der Urheberrechtsgesellschaft Suisa, auf die karge Realität: «Für 100 Streams gibt es fünf Rappen.» Alles andere als ein angemessener Preis, wie sie festhielt. «Wir sind auch weiter am Verhandeln mit dem Videoportal YouTube, doch deren Angebote sind teilweise unglaublich tief.» Ginge man darauf ein, würde die Suisa den von ihr vertretenen Künstlern keinen Gefallen erweisen, sagte sie.

Es dürfe nicht angehen, dass es 15 Jahre dauere, bis ein Musiker jene 50 000 Franken wieder eingespielt habe, die ein Album nun einmal koste, betonte auch Christoph Trummer. Aus dem Publikum meldete sich Daniel Schönberger, Leiter der Rechtsabteilung von Google Schweiz, und erklärte, er habe in der Diskussion einiges nicht sehr Schmeichelhaftes über sein Unternehmen anhören müssen. Er empfand die Kritik, Google scheffle Milliarden mit Musikinhalten von Dritten, als undifferenziert. «Wir sind eine Suchmaschine und liefern vor allem legale Inhalte.» Und das gratis.

Die Freiburger Staatsrätin Isabelle Chassot wird die neue Direktorin des Bundesamtes für Kultur (BAK). Der Bundesrat hat die Freiburgerin zur Nachfolgerin von Jean-Frédéric Jauslin ernannt.

Jauslin nimmt im September die Funktionen als Botschafter der Unesco und der Frankophonie in Paris auf. Isabelle Chassot tritt ihr Amt im November 2013 an. Interimistisch übernimmt der stellvertretende Direktor Yves Fischer die Leitung des Amtes.

Isabelle Chassot (48) ist seit 2002 Staatsrätin des Kantons Freiburg, wo sie der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport vorsteht. Seit 2006 ist sie Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK. In dieser Funktion beteiligte sie sich von Anfang an am Nationalen Kulturdialog.

Isabelle Chassot war vor ihrer Wahl in die freiburgische Regierung persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Arnold Koller und von Bundesrätin Ruth Metzler.

Der Regierungsrat des Kantons Aargau hat ein Gesuch der Schweizerischen Akademie für Musik und Musikpädagogik über einen Beitrag von insgesamt 260‘000 Franken aus dem Swisslos-Fonds bewilligt.

Der Beitrag dient dem Aufbau eines Masterstudiums in Musik, von dem eine vielversprechende Ausstrahlung im Kanton Aargau erwartet werden dürfe, schreibt der Aargauer Regierungsrat. Beim geplanten Masterstudiengang handelt es sich um ein gegenüber den Studiengängen der Musikhochschule der FHNW komplementäres Nischenangebot.

Die Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik SAMP mit Sitz in Aarau stellt in der ganzen Schweiz ein Angebot an vollwertigen musikalischen und musikpädagogischen Berufsstudien in Klassik und Jazz & Popularmusik bereit.

Durch die SAMP werden die bisherigen SMPV-Studiengänge Lehrdiplom und Konzertdiplom im Auftrag des SMPV geführt. Zugleich sind in Kooperation mit der Kalaidos Fachhochschule neue Studiengänge im Angebot und in Planung. Der Bachelor of Arts in Musik steht interessierten Studierenden bereits seit Herbst 2010 offen.

Friedl-Wald-Stipendien vergeben

Der Saxophonist Lino Blöchlinger und der Posaunist Maro Widmer – beide Studierende der Berner Hochschule der Künste (HKB) – erhalten ein Stipendium der Friedl-Wald-Stiftung in der Höhe von je 14’000 Franken.

Lino Blöchlinger ist Absolvent eines Bachelor-Lehrganges Jazz, Maro Widmer strebt einen Master-Abschluss C&T Jazz Composition & Arrangement an.

Die Basler Friedl-Wald-Stiftung unterstützt förderungsbedürftige und förderungswürdige Schweizer Theater- und Musikschaffende, die das 26. Altersjahr noch nicht vollendet haben. Die Stifterin Friedl Wenner-Wald, war unter ihrem ledigen Namen Friedl Wald eine bekannte und beliebte Schauspielerin.

Hohe Auszeichnungen für Zürcher Tanzstudierende

Die 15-Jährige Lou Spichtig, Absolventin der Tanz Akademie Zürich, die zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) gehört. hat am Youth America Grand Prix in ihrer Alterskategorie die Goldmedaille gewonnen. Grosse Erfolge haben auch weitere Zürcher Studierende erzielt.

Lou Spichtig ist überdies der Outstanding Artist Award des Dance Magazine Europe verliehen worden. Sie studiert seit 2008 an der Tanz Akademie Zürich und ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

Zwei weitere ZHdK-Studierende haben in New York brilliert. Der 19-jährige Leonardo Basilio hat für seine Darbietung eine Silbermedaille gewonnen, die 17-jährige Maiko Tsutsui hat den Einzug ins Finale geschafft und den vierten Platz erreicht.

Der Youth America Grand Prix wurde 1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts ins Leben gerufen und dient seither als Sprungbrett für angehende klassische professionelle Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt.

Die Solo-Variationen der Ausgezeichneten werden an der Galavorstellung Fussspuren IX der Tanz Akademie Zürich im Schauspielhaus Zürich, Pfauen, am 18. (ausverkauft) und 20. Mai präsentiert.
 

Ein Schlagzeug-Lehrgang, der auch im Selbststudium erarbeitet werden kann.

Der Autor des Modern Groove Drum Book, Timo Ickenroth, leitet seine eigene Schlagzeugschule namens New Groove Factory nahe Koblenz in Rheinland-Pfalz. In den einzelnen Kapiteln seines Lehrmittels erklärt er musikalische Begriffe und Notenwerte. Deren praktische Umsetzung bringt er in Form von Leseübungen für die Kleine Trommel sowie Grooves und Fills für das Drumset zu Papier. Nach und nach werden die Themen dann etwas umfassender: Rudiments, die Moeller-Technik, Ghostnotes, Sechsachteltakt, Triolen und Shuffles sowie lineare Fill-Ins finden Einzug in die folgenden Kapitel. In seinen nützlichen Tipps weist der Autor unter anderem auf das Üben mit Metronom, das laute Zählen, zweckmässige Handsätze und den Einsatz von Fussostinati hin. Diese Übehinweise sind ausführlich erklärt und nicht zu ausladend.

Timo Ickenroths Schlagzeug-Lehrgang beinhaltet überwiegend Grundrhythmen und Fill-Ins in den Stilen Rock und Pop. Selbstverständlich darf der Swingrhythmus nicht fehlen. Die Übungen in diesem Kapitel bauen auf Viertel- und Achtelnoten auf und erinnern an Altmeister Ted Reed. Das Modern Groove Drum Book besteht zu knapp einem Drittel aus Rudiments und Leseübungen für die Snaredrum. Diese sind zum Teil als ganzseitige Etüden ausgeführt und sollen nach gründlichem Studium auf das Set übertragen werden.

Das 240 Seiten starke Buch ist logisch aufgebaut und kann durchaus im Selbststudium verwendet werden. Zum Abschluss des Lehrgangs hat der Autor ein umfangreiches Literaturverzeichnis mit weiterführenden Studien angefügt.

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Timo Ickenroth, Modern Groove Drum Book, Rock, Pop and Jazz, AMA 610431, mit CD, € 24.95, AMA-Verlag, Brühl 2011

 

Ein Sammelband beleuchtet die wechselseitige Beziehung zwischen Popmusik und Politik, fokussiert dabei aber zu stark auf amerikanische Aspekte.

Es sind wenige Wochen vergangen, als im Zusammenhang mit den deutschen Echo-Awards eine heftige Kontroverse entbrannte. Im Kreuzfeuer stand die Südtiroler Band Frei.Wild. Kritiker warfen der Rockgruppe vor, mit rechtsradikalem Gedankengut zu sympathisieren. Daraufhin entschlossen sich die Veranstalter, die Gruppe von der Preisverleihung wieder auszuladen. Man wolle verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer Debatte über die politische Gesinnung werde.

Dies nur eines von vielen Beispielen, in dem die Verbindung von Popmusik und Politik zum Tragen kommt. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, angefangen bei politisierenden Musikern wie dem Brasilianer Gilberto Gil bis hin zu den Schnitzelbänken der Basler Fasnacht. Es überrascht, dass dieses scheinbar so präsente Themengebiet von der Wissenschaft bislang erst punktuell betrachtet wurde. Eben ist mit dem Sammelband A change is gonna come, herausgegeben vom deutschen Politikwissenschaftler Dietmar Schiller, einer der seltenen Beiträge in dieser Sparte erschienen.

In sowohl wissenschaftlichen als auch journalistischen Aufsätzen erkunden die Autoren und Autorinnen ganz unterschiedliche Facetten des beschriebenen Spannungsfeldes. Zum Thema gemacht werden der politische Erfolg von Protestkonzerten wie Live-Aid, die musikalische Verarbeitung von 9/11 oder das Verhältnis der Folkikone Woody Guthrie und dem Genre Punk. Die Beiträge zeigen auf, dass sich Musik nicht nur auf textlicher Ebene politisch manifestiert. So sind auch die körperlichen Darstellungsformen der weiblichen Vertreterinnen des Motown-Souls als politische Statements aufzufassen. Höhepunkt des Bandes ist eine politische Geschichte des Blues, die gleich zu Beginn mit dem Stereotyp des »melancholischen Blues« bricht und die gesellschaftspolitische Relevanz des Genres im Wandel der Jahrzehnte aufzeichnet.

Aus zwei Gründen kann der an sich spannende und immer wieder aufschlussreiche Band jedoch nicht überzeugen. Zum einen ist das Gefälle zwischen den einzelnen Beiträgen zu gross. Von einer abstrakten und komplexen wissenschaftlichen Sprache bis hin zum lockeren Studienbericht findet sich in dem Buch eine ganze Bandbreite sprachlicher Ausdrucksformen. Nicht alle Beiträge bringen neue Erkenntnisse zutage und immer wieder mangelt es an stichhaltigen Belegen in der Argumentationskette. Zum anderen erweckt sowohl der Titel – A change is gonna come: Popmusik und Politik – als auch die Einleitung eine ausgedehnte Abhandlung der Thematik. In letzterer wird von Pussy Riot in Russland über den Eurovision Song Contest in Baku bis hin zu Gaddafis Hofkonzerten von Usher, Nelly Furtado & Co. ein weiter Bogen gespannt. Die Aufsätze berichten in der Folge dann aber vorwiegend über die (afro)-amerikanische Popgeschichte, gleich drei Beiträge widmen sich der Country Music. Dadurch ergeben sich nicht nur inhaltliche Wiederholungen, es drängt sich auch die Frage auf, warum das Genre Hip-Hop nur durch Abwesenheit glänzt.

Omnipräsent ist der amtierende amerikanische Präsident. Ob Empfang für Blues-Musiker im Weissen Haus, Interview mit der Pop-Zeitschrift Rolling Stone oder persönliche iPod-Playlist: Die Lektüre des Buches macht klar, dass dieser Präsident die amerikanische Popkultur als Mittel seiner Politik einsetzt, wie kaum ein anderer zuvor. Das Titelbild zeigt das Konterfei Obamas in doppelter Ausführung und der Titel nimmt auf seine erste Rede als Präsident Bezug. Mit A change is gonna come zitierte Obama 2008 einen Protestsong des Soul-Sängers Sam Cooke.

Unter dem Strich verpasst es der Band leider, die mit dem Titel suggerierte, breite Darstellung der Thematik vorzulegen und wartet stattdessen mit interessanten, wenn nicht immer überzeugenden Aspekten aus der amerikanischen Popgeschichte auf. Gerade die eingangs erwähnten Beispiele zeigen aber, welche Dimensionen innerhalb des – vermutlich unerschöpflichen – Spannungsfeldes von Popmusik und Politik auch noch behandelt werden könnten.
 

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A change Is gonna come: Popmusik und Politik. Empirische Beiträge zu einer politikwissenschaftlichen Popmusikforschung, hg. von Dietmar Schiller, 338 S., Fr. 46.90, LIT-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-643-11429-7

 

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