Schwyz ehrt Nadja Räss und Roland Bucher

Der Schwyzer Regierungsrat zeichnet die Jodlerin, Gesangspädagogin und Komponistin Nadja Räss mit dem Anerkennungspreis 2015 des Kantons aus. Dem Schlagzeuger und Klangkünstler Roland Bucher spricht er einen Kultur-Förderpreis zu, gleich wie dem Animationsfilmer Roman Kälin.

Foto: andibrunner.com

Mit der Verleihung des mit 10’000 Franken dotierten Schwyzer Kultur-Anerkennungspreises würdigen Kulturkommission und Regierungsrat laut der Medienmitteilung des Kantons die Einsiedler Jodlerin Nadja Räss, die «seit vielen Jahren mit ihrer künstlerischen Arbeit und ihrem Engagement wichtige Impulse in der Schwyzer Kultur» setze. Sie habe sich als Jodlerin, Gesangspädagogin/Jodellehrerin und Komponistin weit über den Kanton Schwyz hinaus einen Namen gemacht.

Mit ihrer gewinnenden Art, altes und neues Musikgut miteinander zu verbinden, schafft sie es laut dem Kanton Schwyz, traditionelle Jodlerkreise wie auch neues, urbaneres Publikum für die urschweizerische Art des Jodelns zu begeistern. Seit 2012 ist sie überdies als künstlerische und operative Leiterin der Klangwelt Toggenburg tätig.

Der 1977 in Küssnacht am Rigi geborene und aufgewachsene und heute in Luzern lebende Musiker und Klangkünstler Roland Bucher ist Schlagzeuglehrer an der Musikschule Küssnacht. Er entwickelt unter anderem Instrumente im Bereich der Live-Elektronik. Mit seinem «Noise Table» sampelt er akustische Instrumente und Alltagsobjekte. Die Klangcollagen die dabei entstehen, pendeln zwischen den Klängen des akustischen Ausgangsmaterials und elektronisch modifizierten «Sound Wolken». Der Förderpreis ist mit 5000 Franken dotiert.

 

Acht Auszeichnungen in drei Kategorien

Der Wettbewerb für Jugendliche im Alter zwischen 9 und 19 Jahren wurde 2003 von der Camerata Zürich ins Leben gerufen und findet alle zwei Jahre statt.

Foto: Mexrix – Fotolia.de

Dieses Jahr wurden zehn Werke eingereicht, von denen acht prämiert wurden. Die Jury bestand aus Roland Moser, Alfred Zimmerlin und Droujelub Yanakiew. Am 29. März brachte die Camerata Zürich unter der Leitung von Droujelub Yanakiew die besten Kompositionen im Grossen Saal der Musikschule Konservatorium Zürich zum Klingen.

Folgende Preise wurden vergeben:

Kategorie I: Jahrgänge 2005 bis 2003
2. Preis: Rubén Ramos, Traum der Töne
2. Preis: Gila Kilcher, Schlange und Riese

Schwerpunkt Musik in Winterthur

In ihrem frisch veröffentlichten Kulturleitbild bekennt sich die Stadt Winterthur zu ihrer Musik- und Museums-Szene. Diese sollen die Schwerpunkte setzen, ohne die Vielfalt des Kulturlebens zu vernachlässigen.

Winterthurer Musikfestwochen 2014. Foto: Thomas Gerstendörfer

Die Museen mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen und Ausstellungen zeichneten die Kulturstadt Winterthur seit dem 19. Jahrhundert aus, heisst es im Kulturleitbild. Dies gelte auch für das Orchester Musikkollegium Winterthur, das damals aus dem 250 Jahre früher gegründeten Musikkollegium hervorging. Die Musikfestivals seien ebenfalls Kernelemente des Winterthurer Kulturlebens.

Seit den 1990er Jahren habe sich die Stadt auch mit dem Zentrum für Fotografie einen Namen mit überregionaler Ausstrahlung gemacht. Technorama, Gewerbemuseum, Naturmuseum und weitere Ausstellungshäuser ergänzten den Schwerpunkt Museen.

In der langfristigen Perspektive bekennt sich das Leitbild zu den Musikfestivals verschiedener Musiksparten und dem Musikkollegium Winterthur. Letzteres soll seinen Status als Berufsorchester behalten.

Das neue Kulturleitbild der Stadt Winterthur kann hier heruntergeladen werden.

Solothurn sucht Kuratoriums-Präsidenten

Der Kanton Solothurn schreibt das Präsidium des Kuratoriums für Kulturförderung erstmals öffentlich aus und leistet damit einen Beitrag zur Transparenz der Prozesse staatlicher Kunstfinanzierung.

Solothurn mit St. Ursen-Kathedrale. Foto: Roland Zumbühl, picswiss

Für die Nachfolge des abtretenden Präsidenten Heinz L. Jeker-Stich können sich kulturinteressiere Personen aus dem Kanton Solothurn bewerben. Amtsantritt ist der 1. Juli. Das Präsidium ist keine Anstellung, sondern der Vorsitz in einer kantonalen Kommission.

Operativ wird das Präsidium von einer Geschäftsstelle unterstützt. Der Aufwand wird mit Sitzungsgeldern und Reisespesen sowie projektorientierten Entschädigungen abgegolten. Wahlbehörde ist der Regierungsrat.

Mehr Infos: www.so.ch

altern

Grössen wie Richter spielten im hohen Alter wie Jugendliche. Welche Eindrücke hinterlässt das beim Publikum? Wie sind Schweizer Popmusiker auf ihr Alter vorbereitet? Und was bewirken musikalische Aktivitäten bei Senionrinnen und Senioren?

altern

Grössen wie Richter spielten im hohen Alter wie Jugendliche. Welche Eindrücke hinterlässt das beim Publikum? Wie sind Schweizer Popmusiker auf ihr Alter vorbereitet? Und was bewirken musikalische Aktivitäten bei Senionrinnen und Senioren?

Editorial

Focus

When I’m sixty-four
Wie sind Schweizer Popmusiker auf das Alter vorbereitet?

La musique en établissement médico-social
Musikalische Projekte und Angebote im Seniorenheim

Quand la musique diminue les chutes
Le succès de la rythmique Jaques-Dalcroze auprès des personnes âgées

Durchschnittsalter 76
Karl Scheuber über seine Arbeit mit Alterschören

Alte Meister
Was beeindruckt uns so sehr an den Konzerten bejahrter Künstler?
 

… und ausserdem

RESONANCE


Neon&Caffeine
— die Konzertreihe mit zeitgenössischer Musik im Tessin

Jazz sans filet — le trio du trompettiste Avishai Cohen

Kirchenmusikfest — Das Festival cantars hat begonnen

Carte blanche mit Zeno Gabaglio

Rezensionen Klassik und Jazz — Neuerscheinungen
 

CAMPUS

Instrumentalunterricht 50plus — eine Untersuchung an der HKB

A l’assaut du répertoire contemporain des percussionnistes

Rezensionen Unterrichtsliteratur — Neuerscheinungen

klaxon — Kinderseite
 

SERVICE


Leserreise nach Rom

Kunstklangkirche Wollishofen
 

FINALE

Rätsel — Dirk Wieschollek sucht
 

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Musikalische Aktivitäten im Altersheim

Konzerte zu den Festen im Jahreslauf, Improvisationskurse, Aufnahmen, Musiktherapie: Anlässe, Musik in den Heimalltag einzubeziehen, gibt es viele.

Foto: Mont-Calme
Musikalische Aktivitäten im Altersheim

Konzerte zu den Festen im Jahreslauf, Improvisationskurse, Aufnahmen, Musiktherapie: Anlässe, Musik in den Heimalltag einzubeziehen, gibt es viele.

Das Interesse älterer Menschen für die Musik bleibt äusserst lebendig, und weil sich ihre Ansprüche im Laufe der Zeit verändern, scheint es mir unmöglich, dass man sich langweilt, wenn man in einer Senioreneinrichtung arbeitet. Als Musiktherapeutin erfahre ich es aber als unumgänglich, sowohl die Inhalte wie die Formen kontinuierlich zu erneuern. Im Seniorenheim Mont-Calme in Lausanne setzte die Leitung von Anfang an auf ein Animations-Team aus den verschiedenen Kunstsparten. Für die Musik sind wir zu zweit: der Schlagzeuger Jacques Lambelet und ich als Therapeutin.

Unser höchstes Ziel besteht darin, unsere Leidenschaft einzubringen, die Bewohnerinnen und Bewohner sollen uns dazu «benutzen», ihre persönliche Beziehung zur Musik aufrechtzuerhalten und neue Formen der Annäherung kennenzulernen. Dies entweder direkt, durch eigenes Spielen, oder eher intellektuell, durch Ateliers, die ihnen Werke, Künstler oder Musikstile aus aller Welt näherbringen. Dazu kommen einfache Momente des Zusammenfindens beim Chorsingen, bei Konzerten oder Festen. Und nicht zuletzt natürlich die Musiktherapie, die den Ausdruck des eigenen Wesens unterstützt. Hier soll es jedoch nicht um die therapeutischen Momente gehen, sondern um die musikalischen, die sich in unserem Heim erleben lassen.

Ein Marionettentheater

2008 nahmen wir uns ein übergreifendes soziokulturelles Projekt vor: eine Aufführung mit lebensgrossen Marionetten, die in unserem Mal- und Nähatelier entstanden. Die Schreibgruppe verfasste die Geschichte. Die Musik sollte darin allgegenwärtig sein und als gemeinsames Werk aus Improvisationen der Bewohnerinnen und Bewohner hervorgehen. Jacques Lambelet und ich stellten also einfach zu spielende Instrumente im Musikatelier auf: Marimbafone, Balafone, Djembes, Glocken, Schlagzeuge, Tambourine. Dann durchkämmten wir die Korridore, um einige Motivierte zum Improvisieren zu finden. «Aber, ich kann nicht spielen» oder «Dazu bin ich zu alt» bekamen wir oft zu hören. Schliesslich aber auch «Na ja, wenn es euch eine Freude macht» oder «Interessieren tut mich das schon». Und es funktionierte: Jeweils fünf bis sechs Bewohnerinnen und Bewohner spielten anderthalb Stunden, ohne ein Wort zu sagen, und wir nahmen das Ganze auf. Diese Stunden waren geprägt von Blickwechseln, Ermutigung, Entzücken, dem Finden oder Wiederfinden musikalischer Kompetenzen. Alle verliessen den Raum am Ende voller Energie, Herr S. war so beflügelt von den Rhythmen, dass sich der Rollstuhl für den Rückweg als überflüssig erwies. Auch das Resultat war verblüffend: völlig unterschiedliche musikalische Stimmungen, aus denen wir Ausschnitte zur Begleitung der verschiedenen Szenen auswählen konnten.

Bei dieser Gelegenheit habe ich auch begriffen, was unsere Arbeit im Heim eigentlich ausmacht: Es geht nicht darum, die Menschen in irgendeiner Richtung anzuregen, sondern sie  zu stärken, mit ihnen zusammenzusein und gemeinsame Erfahrungen zu machen, von Mensch zu Mensch.

Eine CD und ein Festival

2011 folgte ein anderer musikalischer Höhepunkt: unsere erste eigene CD. Eine langwierige Produktion fand darin ihren Abschluss. Woche für Woche nahmen wir Bewohner und Mitarbeiter mit ihren Darbietungen auf, hatten technische und organisatorische Schwierigkeiten zu meistern. Für einige war es ein Anstoss, sich wieder ans Spielen zu machen, für andere, einmal etwas ganz Neues zu wagen. Welch ein Stolz, die CD am Schluss zu präsentieren …

2012 stand unser Heim während 48 Stunden ganz im Zeichen der Musik. Wir hatten uns vorgenommen, das Haus den Besucherinnen und Besuchern als Ort voller klingenden Lebens vorzustellen. Überall fanden Darbietung im jeweils dazu passenden Raum statt: Körperperformance in einem unserer Bäder, tibetanische Klangschalen ertönten im Wohlfühl-Bereich, Gospel im Andachtsraum, eine Werkstatt Malen und Musik natürlich im Malatelier. Ein Höhepunkt für mich war, als die musizierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Bewohner in Frack und Abendkleid weckten – natürlich mit Musik: Perkussion, Gesang, Akkordeon, Cello. Die Reaktionen waren überraschend vielfältig: Lächeln, Lachen, Tränen, Gleichgültigkeit, aufmerksames Zuhören, Mitsummen.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die positiven Reaktionen auf solch punktuelle Musikereignisse sich auch aus den Beziehungen ergeben, die in den intimeren Begegnungen mit der Musik, zum Beispiel in der Musiktherapie, aufgebaut werden.

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Traumwandlerisch

Das Genfer Quartett Orioxy erkundet auf Lost Children die Klangräume zwischen Jazz, Pop und Weltmusik.

Foto: Thomas O’Brien © www.thomasobrien.fr

Dass die Harfe im Jazz kaum je eingesetzt wird, hat wohl damit zu tun, dass die Musiker den Ausdruck dieses Engelsinstruments als zu sanft und zu eingeschränkt einstufen für ein Genre, das auf Expressivität setzt. Die 2008 gegründete Genfer Gruppe Orioxy zeigt aber auf ihrem neuen Album Lost Children noch deutlicher als auf den beiden Vorgängern, wie bereichernd dieses Instrument auch im Jazz-Umfeld wirken kann. Das Harfenspiel von Julie Campiche verbindet sich unmerklich mit dem Gesang von Yael Miller zu einem Wechselspiel von pastelligen Klangfarben und träumerischen Stimmungen, so flüchtig und verweht wie Tücher im Wind. Der luftige Charakter dieser melancholischen Songs wird durch orientalische Leichtigkeit und Verspieltheit verstärkt, zumal Yael Miller mit ihrer prägnanten Stimme nicht nur in Französisch und Englisch, sondern auch in ihrer markanten Muttersprache Hebräisch singt.

Roland Merlinc am Schlagzeug und Manu Hagmann am Kontrabass erden das ätherische Zusammenspiel der beiden Frauen mit kräftigen Klängen und rhythmischer Akzentuierung, die eine gewisse Affinität zum Rock verraten. Zusammen mit dem warmen Gesang und der perlenden Harfe entstehen zuweilen eine atmosphärische Dichte und ein klanglicher Kontrast, die an den Trip-Hop erinnern. Beim drängend gerappten Stück Bachour Meshouamam kann man zudem den Raï des Maghreb heraushören.

Wo Schlagzeug und Kontrabass die Harfe zu verdrängen drohen, verfremdet Julie Campiche auch mal den Klang ihres Instruments. Im Stück Isha kehrt sie ihn um, was ihn elektrisch modern klingen lässt. In Old World erkennt man den Klang der Harfe nicht mehr – sie tönt wie eine aggressive elektrische Gitarre. Auch Yael Miller entlockt ihrer Stimme zuweilen überraschende Facetten, an Björk erinnernde Stimmgeräusche, die allerdings mehr spielerischem Schalk als experimenteller Verpflichtung zu entspringen scheinen. Wie nahe beim Popsong die meisten Stücke stehen, zeigt nicht nur Go Now deutlich auf, das von Joanna Newsom stammen könnte. Das Album wird mit einer reduzierten und verlangsamten Version von Blackbird beschlossen, dem Beatles-Klassiker.

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Orioxy: Lost Children. GLM Music GmbH / Soulfood

www.orioxy.net

 

 

 

 

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Duftige Blüte

Dvořáks Klavierquintett war ein Senkrechtstarter in der Publikumsgunst.

Foto: Viola sonans, wikimedia commons

Als «eine der duftigsten neuen Blüten am Baum unserer Kammermusik» bezeichnete Eduard Hanslick, der wohl strengste Musikkritiker seiner Zeit, das im Oktober 1887 vollendete Klavierquintett von Antonín Dvořák. Tatsächlich fand das Werk nach der Prager Uraufführung im Januar 1888 sofort die ungeteilte Zustimmung des internationalen Publikums. Es wurde eines der populärsten des Meisters und ist heute noch beliebt. «Überall ist Tiefe, Pathos, Anmut und Kraft», schwärmte ein Londoner Kritiker 1888. Die an den zweiten Satz von Schumanns Quintett erinnernde Dumka und der schwungvolle Furiant geben dem Werk das slawische Gepräge. Nicht weniger eindrücklich sind die Ecksätze, namentlich der erste mit seinen kantablen Themen und deren virtuoser Verarbeitung.

Die neue Bärenreiter-Ausgabe orientiert sich am Stimmenmaterial des Erstdrucks von Simrock. Stimmen und Klavierpartitur sind angenehm gross, gut lesbar und können, vor allem am Klavier, leicht umgeblättert werden.

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Antonín Dvořák, Quintett A-Dur op. 81 für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello, Urtext hg. Antonín Cubr, BA 9573, € 23.95, Bärenreiter, Prag 2013

Sorgfältig in die Improvisation

Schritt für Schritt führt Christian Schatka Alt- und Tenorsaxofonisten in die Kunst des selbständigen Gestaltens ein.

Ausschnitt aus dem Titelbild

Keine geringeren Musiker und Arrangeure als die namhaften Toni Lakatos und Edward A. Partyka haben für das Impro-Buch von Christian Schatka – Instrumentalpädagoge, Multiinstrumentalist, Autor und Komponist – eine Empfehlung geschrieben. Diese kompetenten Referenzen lassen eine überzeugende Publikation erwarten, und der Leser ist beim Durchstöbern auch tatsächlich von der Improvisationsmethode für Einsteiger, von ihrem strukturellen Aufbau und den zahlreichen Audiobeispielen sehr angetan.

Über sechs Kapitel hinweg, ausgehend von einfachem Spielen mit wenigen Tönen, führt uns Schatka über handwerkliche Anleitungen, Musiktheorie, Rhythmusübungen hin zu relevanten Tonartenstudien und Akkordbezeichnungen für Swing, Blues, Funk und Rock/Pop. Das Zielpublikum – ambitionierte Hobbymusiker, klassisch ausgebildete Instrumentalisten und Pädagogen sowie Autodidakten – wird nicht nur durch Notenpassagen, sondern auch durch schriftliche Erläuterungen und theoretische Ausführungen detailliert angeleitet, wie man in die Übungen einsteigt und die ersten Improvisationsschritte bewältigt. Selbstverständlich erfordert das Selbststudium Disziplin! Beim genauen Durcharbeiten erfolgt aber im Finale, auf Seite 109, die verdiente Belohnung. Zudem wird man von den eingespielten Audiobeispielen der Studiomusiker, die man sich auch gern zum Genuss im Hintergrund anhört, beschwingt über Durststrecken getragen.

Ganz besonderes Interesse weckt nach der Durchsicht des neuen Lehrmittels der Praxisunterricht von Christian Schatka: Auf seiner Website sind verschiedene vielversprechende Angebote zu finden. Für alle, die sich Wissen und Fertigkeiten mit individueller Note gern im Dialog mit einer Lehrperson aneignen, ist das Impro-Buch sicher auch der richtige Begleiter für den Instrumentalunterricht!

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Christian Schatka,
Das Impro-Buch. Improvisationsmethode für Einsteiger. Bossa Nova, Rock, Pop, Swing, Funk; Ausgabe für Altsaxofon,
D 05 487; für Tenor-
saxofon, D 05 488; mit CD, je € 25.95, Doblinger, Wien 2014

Bedeutende Brahms-Handschrift geht nach Lübeck

Das Brahms-Institut Lübeck hat die Handschrift des Liedes «Agnes» op. 59, Nr. 5 erworben, die aus der Sammlung des Schweizers Louis Koch stammte. Das Lied wurde 1873 von Brahms dem Winterthurer Verleger Rieter-Biedermann angedient.

«Agnes», erste Manuskriptseite © Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck,SMPV

Das der Musikhochschule Lübeck (MHL) angegliederte Institut hat die Blätter für 70’000 Euro ersteigert. Das Autograf entstand im Frühjahr 1873 nach einem Text des Dichters Eduard Mörike. Bei dem dreieinhalb Seiten umfassenden Manuskript handelt es sich um eine Reinschrift von Johannes Brahms.

Brahms hat Mörikes Volkston in seiner 72 Takte umfassenden Vertonung aufgegriffen. Der kompositorische Clou des Liedes liegt in der kunstvollen Konstruktion des stetig wechselnden Metrums vom Dreier- in den Zweiertakt. Im. Oktober 1873 schickte Brahms Agnes zusammen mit weiteren Liedern des Opus 59 zur Veröffentlichung an seinen Verleger Rieter-Biedermann in Winterthur und empfahl sie als «besonders liebliche, empfehlenswerte, angenehme, nur stellenweise diffizile, moralische, gottesfürchtige, kurz ‹Lieder› prima Sorte.»

Das Brahms-Institut plant im Sommersemester eine ausführliche Präsentation des Neuerwerbs im Rahmen einer Veranstaltung. Der Termin steht noch nicht fest.

Michael Jackson im Altersheim

Ich war sehr überrascht, als ein befreundeter Musiker mir kürzlich erzählte, er sei in einem Altersheim aufgetreten und die Bewohner hätten ihn nicht etwa gebeten, Mozart zu spielen oder Brassens oder Edith Piaf, sondern einen Hit von Michael Jackson.

Altern bedeutet heute etwas ganz anderes als noch vor zwei oder drei Generationen. Als 1948 die AHV eingeführt wurde, war der Ruhestand die Endphase des Lebens. Heute ist er für viele eine Zeit voller Neuheiten, Entdeckungen, ein Wiederaufblühen sozusagen. Man setzt sich wieder ans Klavier, tritt einem Chor bei oder beginnt sogar, ein neues Instrument zu erlernen. In der Regel hat man noch gut zwanzig Jahre vor sich. Die heutige Jugend, so schätzt man, wird im Durchschnitt sogar hundert werden!

Die Medien zeigen uns über Siebzigjährige, die kaum zu bremsen sind, von Jane Fonda bis Harrison Ford. Die Rolling Stones oder Deep Purple füllen immer noch Stadien … Am Ende ist es die klassische Musik, die sich am wenigsten verändert hat. Sie kennt schon seit Langem die greisen Stars von Böhm bis Rubinstein.

Die Gesellschaft organisiert sich entsprechend: Es gibt Musiklektionen für Ältere, Chöre und sogar Musikfestivals in Altersheimen; Rhythmikkurse für Senioren sind ein Renner. Unsere Aprilnummer blickt auf dieses Panorama musikalischer Aktivitäten für das dritte und vierte Lebensalter. Möglicherweise wird schon bald ins Blickfeld rücken, was man heute als das fünfte Lebensalter zu bezeichnen beginnt, die über 110-Jährigen!

Und wenn die Menschen immer länger jung bleiben, ist es vielleicht nur folgerichtig, dass dies auch für gewisse Musik gilt. Kürzlich habe ich eine Drehorgelspielerin sagen hören: «Und jetzt etwas für die Jungen!», worauf sie In the Mood ankurbelte. Sie sah mich seltsam an, als ich ihr erklärte, dieses Stück sei aus der Zeit der Urgrosseltern der jungen Leute von heute.

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Musik kennt
kein Alter

Ältere Menschen wollen
kulturell aktiv bleiben. Sie wollen ihre Freiräume nutzen und Kulturtechniken
weiterpflegen oder gar neu
erlernen. Erfüllung bringen kann ihnen nicht zuletzt die Beschäftigung mit Musik.


Für Wieder- oder Neueinsteiger gilt es im fortgeschrittenen Alter die Musik für sich (neu) zu entdecken, zu singen, ein Instrument zu spielen oder zu erlernen. Sie haben die Möglichkeit, Anschluss an instrumentale Ensembles oder an einen Chor zu finden und Musiklehre- oder Musikgeschichtswissen zu vertiefen.


Das Alter kennt allerdings oftmals keine Musik mehr, weil sich die Bedingungen ändern und die Zugänge zum Musizieren erschweren. Das Musizieren sollte aber in jeder Lebensphase im Alter möglich sein. Dies gilt für mobile ältere Menschen, die noch problemlos zur Musikschule kommen, sich einen Chor oder ein Ensemble suchen können. Es trifft aber auch auf gesundheitlich beeinträchtigte und möglicherweise dementiell veränderte Menschen zu, zu denen Musikschulen oder freiberufliche Musiklehrer ihre Angebote tragen und dazu auch Kooperationen mit Alteneinrichtungen eingehen. Oftmals gelten auch intergenerative musikalische Angebote als besonders erfolgreich, besonders beliebt etwa zwischen Enkel- und Grosselterngeneration.


Die Musikschulen sollten sich folglich noch stärker Gedanken machen, wie Singen, Musizieren und Musiklernen im Alter gelingen kann. Das Ziel: ein flächendeckendes und barrierefreies Angebot in gut erreichbaren und gestalteten Räumen für Ältere in unterschiedlichsten Lebenslagen. Es muss sich an individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten orientieren – auch finanziell und zeitlich – und musikalisch qualitativ Hochwertiges schaffen.


Im Alter musizieren kann dann bedeuten, gewonnene freie Zeit sinnvoll zu füllen, Selbstwirksamkeit zu erfahren, am öffentlichen kulturellen Leben (weiterhin) teilzuhaben, soziale Kontakte zu pflegen und Geselligkeit zu erfahren. Damit wird auch Gesundheitsprävention betrieben und auf verschiedensten Ebenen – kognitiv, motorisch, emotional und sozial – auf den Alltag im Alter vorbereitet. Musik im Alter vermag überdies, spirituelle Dimensionen zu entfalten. Selbst in einen so delikaten Bereich wie die Sterbebegleitung kann Musik in aller Behutsamkeit hineinreichen und einen schützenden Mantel (pallium) anbieten.


Ebenso kann Musik auch die Pflege unterstützen. Vieles geht leichter von der Hand, wenn dabei gesungen oder gesummt, Lieder und Musikstücke einfach nur erwähnt oder auch über Musik oder über frühere Erlebnisse gesprochen wird, bei denen Musik eine Rolle spielte.


Immer wieder kann man beobachten, dass Musik eine beruhigende Wirkung auf Unruhezustände oder auch herausforderndes Verhalten entfaltet. Es ist dann auch für die pflegenden Menschen und die Pflegeinstitutionen äusserst angenehm, wenn sich die Atmosphäre innerhalb der Pflegesituation durch die Beteiligung von Musik deutlich verbessert. Passende Musik kann in diesem Zusammenhang Zuwendung bedeuten oder bei Demenz auch identitätsstärkend wirken.


Musikangebote für Ältere dürfen keinesfalls als eine überstülpende musikalische Späterziehung aufgefasst werden, sondern einzig als Ermöglichungsdidaktik. Es geht um das Initiieren ästhetischer Erfahrungsfelder, in denen sich Ältere selbstbestimmt musikalisch betätigen, aber auch lernen und sich bilden können. Eine so verstandene Musikgeragogik wird sich in dialogischen Prozessen und einer wertschätzenden Kommunikation – durchaus auch validierend etwa bei Demenz – an den Bedürfnissen sowie den Lebensgeschichten und Lebenswelten der Beteiligten zu orientieren haben. Gerade die biografische Dimension nimmt ja bei Älteren aufgrund der langen Lebenserfahrung eine besondere Rolle ein.


Musikgeragogik darf nicht mit
Musiktherapie verwechselt werden: Zwischen beiden gibt es sicherlich auch Schnittmengen, etwa bei den Zielgruppen, dem Instrumentarium und den Methoden. Aber die Ziel-setzung ist ganz klar eine andere: Musikgeragogik schafft für musikalisches Lernen, Bilden und Ausüben die Voraussetzungen. Aber Musikgeragogik will nicht therapieren, das bedarf
gezielter Anamnesen, Diagnosen und standardisierter Verfahren. Das schliesst aber natürlich nicht aus,
dass sich durch das musikalische Tun und Erleben viele aussermusikalische und gesundheitsfördernde Transfers ergeben. Solche sind sogar sehr willkommen.


Weiterführende Materialien:


Lyrische Annäherung

Eine Anthologie präsentiert eine Fülle von deutschsprachigen Gedichten über die Laute und die Gitarre.

Foto: Paul Marx/pixelio.de.

«So reitzt die Laute mein horchendes Ohr», dichtete Johann Friedrich Lauson (1727–1783) zu einem Zeitpunkt, als die Laute fast schon ihrem eigenen Schwanengesang entgegensirrte und bald einer romantischen Verklärung weichen würde. Wenn auch lediglich temporär. Denn etwas mehr als hundert Jahre später sollte sie – nicht zu verwechseln mit der sogenannten Lautengitarre aus der Wandervogelzeit, die eine als Laute «verkleidete» Gitarre darstellt – wie Phönix aus der Asche steigen. Bis heute: Die Studentenzahlen für ein Lautenstudium an den Musikakademien wachsen stetig. Und auch die Beliebtheit der Gitarre ist ungebrochen. Da ist das Unterfangen von Raymond Dittrich, den beiden Instrumenten eine Anthologie mit knapp 150 Gedichten vom 16. Jahrhundert (der ersten Blütezeit der Laute) bis in die Gegenwart zu widmen, sehr passend. Diese «literarischen Kompositionen» zeugen von der anhaltenden Begeisterung, die ab den 1960er-Jahren mit den Groopies gar weitere «liebende Stilblüten» hinter die Bühne der Rockgitarristen zog; freilich kaum, um Gedichte zu rezitieren.

In Dittrichs Anthologie begegnet man den unterschiedlichsten literarischen Vorlieben, Stilen und Gattungen der jeweiligen Entstehungszeit. Zu Recht schreibt er: «Nicht weniger als die Musik gehören die Gedichte zur Kultur- und Sozialgeschichte von Laute und Gitarre.» Und so findet man nicht nur Bekanntes wie Der Lautenmacher des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs (1494–1576) oder das Lobgedicht des Opernlibrettisten Johann Ulrich von König (1688–1744) auf seinen Zeitgenossen, den berühmten Barock-Lautenisten Silvius Leopold Weiss, sondern auch Poesie vieler unbekannter oder vergessener Autoren. Wenige Abbildungen, wie die unter Lautenisten bekannten Holzschnitte von Jost Ammann von 1568, illustrieren den gepflegten Band.

Die Fülle des von Dittrich aufgefundenen Materials bedingte eine Begrenzung auf den deutschsprachigen Raum. So ist die Abwesenheit etwa des bekannten Gedichtes My Lute awake von Sir Thomas Wyatt (1503–1542) oder der Gitarrengedichte aus dem Umfeld von Federico García Lorca (1898–1936) zu erklären. Ein ausführliches Nachwort erläutert Charakter und Genre der Texte und führt umsichtig in die Thematik ein. Dieser einmalige Band im Taschenbuchformat spricht Literaturliebhaber genauso an wie an der Dichtkunst interessierte Musiker, vorab natürlich Lautenisten und Gitarristen: eine Möglichkeit, das Wesen des eigenen Musikinstruments emotional noch tiefer zu erfassen.

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Laute und Gitarre in der deutschsprachigen Lyrik. Gedichte aus sechs Jahrhunderten. Eine Anthologie, hg. von Raymond Dittrich, 346 Seiten, € 16.00, Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2015, ISBN 978-3-95744-394-6

 

2018 ist ein weiterer Band erschienen:

Laute und Gitarre in der deutschsprachigen Lyrik (Band 2). Mit einem Essay über die Lautengleichnisse des Prokop von Templin, hg. von Raymond Dittrich, 346 Seiten, € 16.00, Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2018, ISBN 978-3-96145-337-5

 

Emotionale Landschaften

Die zwei Bände mit sämtlichen Werken für Violine und obligates Tastenistrument von C. P. E. Bach haben lange gefehlt.

Foto: Thomas Weiss/pixelio.de

Zwei dicke Bände mit der fantasievollen Musik von Carl Philipp Emanuel Bach im Urtext, gut lesbar und zum Blättern praktisch paginiert schenkten uns zwölf Stunden vergnügliches Durchspielen. Je weiter wir kamen in der chronologischen Abfolge, umso mehr sahen wir, wie sich der Sohn vom Vater emanzipierte und wie genial er neue Formen fand.

Es war höchste Zeit für diese Ausgabe; seit den Fünfzigerjahren wurden seine Trios nie mehr gedruckt. Sie enthält alle 16 Werke für obligates Tasteninstrument und Violine Wq 71–79 und die ursprünglich für Traversflöte, Violine und Basso continuo geschaffenen Wq 143–147. Auch die irrtümlich Johann Sebastian Bach zugeschriebene Sonate BWV 1036 kann hier mit ihrer späteren Bearbeitung Wq 145 verglichen werden. Die f und p kann man auf Cembali mit Manualkoppelung darstellen, aber die mehr und mehr auftretenden pp und ff verlangen nach dem Hammerklavier. Einige Kommentare zu einzelnen Sätzen mögen die grosse Palette der Empfindsamkeit illustrieren: Haschespiel, plätschernd, übermütig, tiefsinnig, traurig, sehr lustig, gymnastisch, personifizierte Instrumente: Klavier aufgeregt, Violine cool; reicher Melodiebogen.

Für uns die schönste Sonate ist die dreisätzige in c Wq 78 mit einem gross ausgebauten klassischen Sonatensatz, worin beide Instrumente ausgewogen engagiert sind, mit einer tragischen Opernarie und einer ideenreichen Tarantella. Doch der Höhepunkt ist Wq 80: C. P. E. Bachs Empfindungen. Freie Fantasie in fis. Was hier geschieht mit den zwischen tieftraurig und himmelhoch jauchzend ertönenden Klavierausrufen und der bestimmt antwortenden und beschwichtigenden Violine, ist ein schriftlich festgelegter Beweis für die zukunftsweisende Improvisationskunst von CPEBach (so seine Unterschrift). – Schade, dass er keine Oper komponiert hat!

In beiden Bänden sind die darin enthaltenen Sonaten ausführlich kommentiert, mit hilfreichen Hinweisen zur Interpretation, Verzierungs- und Kadenzvorschlägen und einem Kritischen Bericht versehen. Wahrlich ein prächtiges Geschenk an uns alle zum 300-sten Geburtstag!

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Carl Philipp Emanuel Bach, Werke für Violine und
obligates Cembalo (Klavier), Urtext hg. von Jochen Reutter,
Interpretationshinweise von Dagmar Glüxam;
Band 1, UT 50288; Band 2, UT 50289;

je € 39.95, zusammen € 69,95,
Wiener Urtext Edition (Schott/Universal Edition), 2014

 

Bedeutende Erstausgabe

Eine ausladende Sonate für Cello und Klavier, die den Schritt von der Romantik in neuere Strömungen andeutet.

Foto aus der Zeitschrift «Berliner Leben», Heft 07 (1906); wikimedia

2014 wurde der 175. Geburtstag von Friedrich Gernsheim (1839–1916) wesentlich stiller begangen als etwa der seines im selben Jahre geborenen Komponistenkollegen Joseph Rheinberger (1839–1901). Wie Rheinberger war auch Gernsheim zu Lebzeiten ein erfolgreicher Komponist und bedeutender Lehrer. So zählte u. a. Engelbert Humperdinck zu seinen Schülern. Er war mit Johannes Brahms befreundet und dirigierte 1870 die erste vollständige Aufführung von dessen Deutschem Requiem in Erinnerung an die Opfer des Deutsch-Französischen Krieges. Auch jüngere Zeitgenossen schätzten ihn; sowohl Gustav Mahler wie auch Richard Strauss dirigierten seine 3. Sinfonie c-Moll, op. 54 (Mirjam). Nach Gernsheims Tod 1916 gerieten seine Kompositionen allmählich in Vergessenheit. Verheerende Wirkung hatte zudem das 1933 verhängte Aufführungsverbot für jüdische Komponisten in Nazi-Deutschland. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war sein Name im Bewusstsein der Musikwelt beinahe gänzlich ausgelöscht.

In den letzten Jahren regte sich wieder vermehrt Interesse für sein Œuvre. Von seinen vier Sinfonien, zahlreichen Kammermusikwerken oder dem virtuosen Cellokonzert sind mehrere CDs erschienen, welche den Gehalt seiner Musik auf das Schönste dokumentieren.

Die 1914 entstandene Sonate in e-Moll op. 87 gelangte nach beinahe 100-jährigem Dornröschenschlaf im September 2012 in Worms zur Uraufführung und ist 2014 beim Dohr-Verlag in Köln im Erstdruck erschienen.

Das umfangreiche dreisätzige Werk stellt beiden Ausführenden dankbare Aufgaben. Der Komponist kostet den Klangumfang des Cellos von tiefen bis in hohe Lagen gekonnt aus; der vollgriffige Klavierpart erinnert zuweilen etwas an Brahms. Er ist geschickt gesetzt, so dass die Cellokantilenen auch in Forte-Passagen nicht zugedeckt werden. Die Ecksätze atmen noch ganz den Geist der ausgehenden Romantik. Ab und zu blitzen Anklänge an Dvořák oder Grieg auf. Besonderes Vergnügen bereitet der dramatische c-Moll-Mittelteil des 2. Satzes, dessen perlende Klavierarpeggien schon beinahe impressionistisch angehaucht anmuten.

Die Ausgabe ist sorgfältig redigiert, das Notenbild sehr klar und grosszügig gestaltet. Das lesenswerte Vorwort und der aufschlussreiche Kritische Bericht bieten zudem Hinweise auf kompositorische Zusammenhänge zu anderen Werken Gernsheims.

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Friedrich Gernsheim, Sonate in e-Moll op. 87
für Violoncello und Klavier, Erstdruck hg. von Christian Schmitt-Engelstadt, E. D. 11446, € 29.80, Edition Dohr,
Köln 2014

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