Suisa hat 2014 ihre Einnahmen erneut gesteigert

Die Suisa (Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik) hat 2014 die Einnahmen aus Urheberrechten erneut gesteigert. Insgesamt betrugen die Urheberrechtseinnahmen 141,3 Millionen Franken, 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bild: Robson/pixelio.de

Inklusive Nebeneinnahmen von 10,3 Millionen Franken lag der Gesamtumsatz bei 151,6 Millionen Franken. (Vorjahr: 144,9 Millionen Franken). Der Verwaltungsaufwand lag im Jahr 2014 bei 28,1 Millionen Franken, der durchschnittliche Kostenabzug ist damit auf 12,3 Prozent leicht gesenkt worden (Vorjahr: 12,47 Prozent).

Zum Anstieg beigetragen haben laut der offiziellen Medienmitteilung der Genossenschaft auch Entwicklungen im digitalen Bereich: Mehreinnahmen aus dem Tarif für die Vergütungen auf Smartphones, steigende Einnahmen aus dem Onlinebereich und die starke Verbreitung von digitalem und zeitversetztem Fernsehen. Vor allem im Online-Bereich bestehe aber weiterhin Handlungsbedarf, damit Rechteinhaber von Musik gerecht vergütet werden.

Dank einer im Juli 2014 erzielten Vereinbarung für die Nutzung privat kopierter Musik auf Smartphones erhielten die Künstler Vergütungen mehrerer Jahre. Die rückwirkenden Zahlungen der Hersteller und Importeure von Smartphones für die Jahre 2010 bis 2014 führten zu Mehreinnahmen von rund 3,6 Millionen Franken. Stark gewachsen ist auch der Online-Bereich. 2014 wuchsen die Urheberrechtseinnahmen aus Download und Streaming um 32 Prozent und betrugen 6,1 Millionen Franken. (Vorjahr: 4,6 Millionen Franken).

Die Zunahme beim Download hängt allerdings nur bedingt mit einer erhöhten Nachfrage nach Download-Angeboten zusammen. Da die Suisa im Online-Bereich Lizenzen für ganz Europa erteilt, stammt die Zunahme vor allem aus der Zunahme der Lizenzierungsgebiete. Beim Streaming haben sich die Urheberrechtseinnahmen von 315‘000 Franken auf 1,5 Millionen Franken beinahe verfünffacht.

10. Todestag von Siegfried Palm

Zu Ehren des grossen Cellisten und bedeutenden Interpreten moderner Musik treten namhafte Interpretinnen und Interpreten in Bern auf, wo Palm während vielen Jahren am Konservatorium Kammermusikkurse gegeben hat. Organisiert wird das Konzert vom ehemaligen Palm-Schüler Werner Schmitt.

Siegrfried Palm. Foto: Yehudi Menuhin Forum Bern

«Man darf alles, nur nicht das Instrument beschädigen». Dies sei Palms Devise im Unterricht gewesen, erinnert sich Werner Schmitt, der bei ihm studiert hatte. Die packende Art, wie Siegfried Palm (1927-2005) an die Neue Musik heranging, habe sich auf seine Schüler übertragen. Er habe jeden einzelnen Ton eines neuen Werkes so ernst genommen, wie andere dies nur mit solchen in klassischer und romantischer Musik getan hätten.
Heinz von Loesch schätzt denn auch Palms Bedeutung wie folgt ein: «Palms Bedeutung für den kompositionsgeschichtlichen Aufstieg des Cellos im Zeitalter der Klangkomposition und der Aktionskunst ist kaum zu überschätzen». Er habe die seltene Gabe besessen, «in den tatsächlich unspielbaren Partien das kompositorisch Gemeinte so weit wie möglich zu erfassen und zu realisieren» (Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Band 13, Spalte 55, Stuttgart 2005).

Wie Schmitt berichtet, fanden am Konservatorium in Bern während vielen Jahren sechsmal pro Jahr ein- bis zweiwöchige Kammermusikkurse mit Siegfried Palm statt, den der damalige Direktor Urs Frauchiger nach Bern geholt hatte. Jean-Luc Darbellay, der selber oft an diesen Kursen als Dirigent oder später als Komponist teilgenommen hatte, datiert die Kurse auf die Jahre 1983 bis 2001. Die Kurse seien jeweils mit einem kleinen Konzert abgeschlossen worden, an denen die neu einstudierten Stücke, nur zeitgenössisches und klassisch-modernes Repertoire, vorgestellt und von Siegfried Palm kommentiert wurden. Darbellay schätzt diese Arbeit als spannend ein, «zumal die Einstudierungen auch im Beisein der Kompositionslehrer (Cristóbal Halffter und Dimitri Terzakis) stattfanden. Im Februar 1990 wurde mit Radio-France ein Portrait realisiert über unsere gemeinsame Arbeit und der WDR drehte einen Film Palm in Bern, anlässlich seines 60. Geburtstages.» Aus dieser Periode stammen von Darbellay sieben Cello-Stücke (Solo, mit Ensemble oder mit Orchester) für Siegfried Palm, die dieser in der Schweiz und in Deutschland aufführte.

Julius Berger und Thomas Demenga, keine direkten Schüler von Palm, jedoch von ihm inspiriert, spielen am 6. Juni im Berner Yehudi Menhuin Forum grosse Werke der Celloliteratur: Die vierte Cellosonate von Max Reger bedarf im 21. Jahrhundert einer ästhetischen Neuentdeckung, während Bernd Alois Zimmermanns Sonate für Violoncello solo Palm 1960 enorm herausforderte. Weiter sind neben dem Pianisten Oliver Kern Cellistinnen und Cellisten der jüngeren Generation zu hören: Gunta Abele eröffnet das Konzert mit Jean-Luc Darbellays S für Siegfried Palm aus dem Jahr 2003 für Violoncello solo, während Alessio Pianelli, Moritz Kolb, Clara Rada Gomez , Gaëlle Lefebvre und Alicia Rieckhoff im Ensemble zusammen mit Thomas Demenga Samuel Barbers Adagio for strings op. 11 in der Version für sechs Celli interpretieren.

Gedenkkonzert für Siegfried Palm

Samstag, 6. Juni 2015, 10.30 Uhr
Yehudi Menuhin Forum Bern, Helvetiaplatz 6

Weitere Informationen finden Sie hier

Ein Reglement für die Berner Kulturförderung

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat das Organisationsreglement des Gemeindeverbands für die Kulturförderung in der Region Biel/Bienne – Seeland – Berner Jura verabschiedet.

Blick von Twann über den Bielersee und das Seeland. Foto: Roland Zumbühl, picswiss

Der nordbernische Gemeindeverband dient den Gemeinden als Entscheidungsplattform für den Abschluss von Leistungsverträgen mit den Kulturinstitutionen von regionaler Bedeutung. Das Organisationsreglement trage «den speziellen Verhältnissen dieses Kantonsteils sowie der Zweisprachigkeit Rechnung», schreibt der Kanton und sehe  namentlich Teilregionen vor.

Da das Reglement nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von den Gemeinden erlassen wurde, hat dies gemäss Kulturförderungsgesetz der Kanton übernommen. Das Reglement wird am 20. Juni 2015 in Kraft treten und die konstituierende Versammlung des Gemeindeverbands für die Kulturförderung wird am 23. Juni 2015 stattfinden.

Pawlica erhält den Kulturpreis 2015 der Stadt Luzern

Der Stadtrat würdigt das künstlerische und kulturvermittelnde Schaffen des Luzerner Musikers Gerhard Pawlica mit dem Kunst- und Kulturpreis 2015 der Stadt Luzern.

Pink Spider. Foto: little jig agency

Gerhard Pawlica präge als Musiker und Vermittler das kulturelle Leben in Luzern durch sein nachhaltiges und unermüdliches Engagement für die Kammermusik, schreibt die Stadt. Sein künstlerisches Wirken als Solocellist in verschiedenen Formationen (21st Century Orchestra, Luzerner Kammermusiker usw.), als Musikvermittler sowie auch als Musikpädagoge verfolge er leidenschaftlich und facettenreich. Pawlica gilt als Pionier der Kammermusikkonzerte in Luzern. 1996 gründete er die Gesellschaft für Kammermusik, die seither jährlich einen Konzertzyklus mit zehn Konzerten veranstaltet.

Pink Spider (alias Valerie Koloszar) widmet sich seit Jahren ihrer musikalischen Karriere und veröffentlichte im Jahr 2014 ihr zweites Album. Die Songs der jungen Multi-Instrumentalistin bestechen laut der Stadt «durch eine ungehörte Tiefe und perfekte Arrangements».

Weitere Anerkennungspreise 2015 gehen an die Filmemacherin Ursula Brunner und die darstellende Künstlerin Nina Langensand. Der Kunst- und Kulturpreis ist mit 25’000 Franken dotiert, die Anerkennungspreise je mit 10’000 Franken.

 

Rölli Präsident des Solothurner Kuratoriums

Der Solothurner Regierungsrat hat den 52-jährigen Christoph Rölli zum neuen Präsidenten des Kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung gewählt. Er tritt die Nachfolge von Heinz L. Jeker-Stich an.

Foto: zvg

Rölli, Mitinhaber der Werbeagentur c & h konzepte und Präsident des Stadt- und Gewerbevereins Solothurn, ist unter anderem als Mitverantwortlicher der Solothurner Kulturnacht, Veranstalter der «Acoustic Nights» im Alten Spital und Mitautor des «LiteraturPanoramas» mit der Solothurner Kultur vertraut.

Das Kuratorium für Kulturförderung des Kantons Solothurn handelt als beratendes Fachgremium im Auftrage des Regierungsrates. Es fördert Kunst- und Kulturschaffende indem es den Regierungsrat in der Kulturpolitik berät und dazu beiträgt, die Aufgaben und Ziele der in der Solothurner Verfassung und dem Gesetz für Kulturförderung formulierten Kulturartikel zu erfüllen. Das Amt des Präsidenten des Gremiums ist im März erstmals öffentlich ausgeschrieben worden.

Musikalische Grundschule verbessert Bildungschancen

Das von der Bertelsmann Stiftung und sechs deutschen Kultusministerien geförderte Projekt Musikalische Grundschule hat seit 2005 an 400 Schulen rund 200’000 Schüler erreicht. Die Resultate sind ermutigend.

Foto: Dieter Schütz/pixelio.de,SMPV

An den rund 90 befragten Schulen, die am Projekt teilnehmen, sagten laut einer Medienmitteilung der Bertelsmann Stiftung 95 Prozent der Pädagogen und 93 Prozent der Eltern, das Lernen mit Musik verbessere die Unterrichtsqualität und wirke sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus.

96 Prozent der Pädagogen und 76 Prozent der Eltern erklärten, Musikalische Grundschulen förderten Kinder individuell nach ihren Interessen, Fähigkeiten und Stärken. Eine Untersuchung der Musikalischen Grundschulen in Hessen ergab bereits 2011, dass sich nach Projektstart die Zusammenarbeit der Lehrer und der Umgang der Schüler miteinander deutlich verbesserten.

Aktuell nehmen an 350 Musikalischen Grundschulen rund 60’000 Schülerinnen und Schüler an den musikalischen Bildungsangeboten teil (durchschnittlich 175 Schüler pro Schule): In Niedersachsen und Hessen an jeweils rund 100 Schulen, in Bayern an 60 Schulen, in Thüringen und Berlin an 35 beziehungsweise 37 Schulen und in Nordrhein-Westfalen an 20 Schulen.

Das Projekt startete 2005 in Hessen in Kooperation mit dem dortigen Kultusministerium. Im Laufe der Jahre kamen fünf weitere Bundesländer als Partner hinzu. Als wichtiger Teil von Schulentwicklung unterstützt das Projekt zudem Inklusion und die Gestaltung von Ganztagsschulen.

Unabhängige Kulturfinanzierung boomt

2014 wurden in der Schweiz 15.8 Millionen Franken durch Crowdfunding vermittelt – im Vorjahr waren es noch 11.6 Millionen Franken. Das zeigt das «Crowdfunding Monitoring 2015» der Hochschule Luzern und Swisscom.

Foto: Zigorio/pixelio.de

Zum zweiten Mal hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern den Crowdfunding-Markt hierzulande unter die Lupe genommen. Dafür hat das Forschungsteam die Daten sämtlicher im vergangenen Jahr hierzulande aktiven Plattformen – insgesamt 15 – ausgewertet. In den letzten Monaten sind jedoch noch zahlreiche Marktteilnehmer hinzugekommen. Per Ende April 2015 waren 30 Plattformen mit einer Niederlassung in der Schweiz aktiv, darunter ist mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank seit Ende 2014 eine erste klassische Bank.

15.8 Millionen Franken wurden 2014 in der Schweiz durch Crowdfunding vermittelt – 36 Prozent mehr als im Vorjahr, im Vergleich zu 2011 hat sich das Volumen gar verfünffacht. Das vermittelte Geld entfällt auf 1078 Kampagnen, wie die Phase des Geldsammelns bezeichnet wird. Die absoluten Beträge sind im internationalen Vergleich aber immer noch sehr tief. Der Crowdfunding-Markt in der Schweiz stecke im Vergleich zu den USA oder Grossbritannien nach wie vor in den Kinderschuhen, erklärt  Finanzprofessor Andreas Dietrich, der die Studie zusammen mit Simon Amrein und mit Unterstützung der Swisscom verfasste.

Crowdfunding etabliert sich insbesondere im Kulturbereich zunehmend als alternative Finanzierungsart. So kamen für 216 Musik-, Konzert- und Festival-Kampagnen 2014 knapp 1.5 Millionen Franken zusammen, durchschnittlich also rund 6ʼ850 Franken.

Auf www.hslu.ch/crowdfunding kann die aktuelle Studie kostenlos heruntergeladen werden.
 

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Klänge festhalten: Notationssysteme – Digital oder analog? – Noten lesen – Über Klänge schreiben – Und etwas Praxis: Wie hält man einen musikalischen Gedanken digital fest?

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Klänge festhalten: Notationssysteme – Digital oder analog? – Noten lesen – Über Klänge schreiben – Und etwas Praxis: Wie hält man einen musikalischen Gedanken digital fest?

Focus

 

A chaque civilisation sa notation
Petit tour d’horizon non exhaustif

Tasten, Stifte, Algorithmen
Viele Komponisten schreiben heute noch mit Stift auf Papier

Keine Scheu vor digitalen Noten
Interview mit dem Gitarristen und Computerexperten Marcel Vonesch
Link zu einigen Schulungsvideos auf YouTube

Un pas vers la partition à l’écran
Les tablettes électroniques vont-elles remplacer les partitions ?

«Alle Wochen von uns einen langen Brief»
Willy Burkhard schrieb in 32 Jahren über 180 Briefe an Fritz Indermühle

 

… und ausserdem

RESONANCE


Un « mal nécessaire » — entretien avec Marie-Christine Raboud-Theurillat

Drinnen und draussen — Barblina Meierhans und Beat Furrer in Witten

Marignano musikalisch-couturistisc— XiViX Op. 1515 in Bern

Rezensionen — Neuerscheinungen 

Carte Blanche mit Francesco Biamonte

 

CAMPUS


«Kompass Musikvermittlung» — Médiation musicale : un guide
Download des Artikels aus dem Printarchiv (PDF, Suchbegriff: Kompass)

«Sind Musikwettbewerbe nur gut gemeint?» — Podium in Basel

Musizieren im instrumentalen Gruppenunterricht — Symposium in Wien

Rezension Unterrichtsliteratur — Neuerscheinung

klaxon — Kinderseite
 

FINALE


Rätsel
 — Pia Schwab sucht

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Hin zur Partitur auf dem Bildschirm

Werden Tablets nach und nach die Notenblätter auf den Pulten der Musiker ersetzen? Laufende Versuche scheinen vielversprechend, aber es dürfte noch lange dauern, bis das Papier wirklich ausgedient hat. Die Musikhochschule Lausanne testet nun selbst.

Foto: Nicolas Ayer, HEMU-CL
Hin zur Partitur auf dem Bildschirm

Werden Tablets nach und nach die Notenblätter auf den Pulten der Musiker ersetzen? Laufende Versuche scheinen vielversprechend, aber es dürfte noch lange dauern, bis das Papier wirklich ausgedient hat. Die Musikhochschule Lausanne testet nun selbst.

Berge von Noten, die mitgeschleppt werden müssen, gehören zum Musikeralltag und bringen nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch Platzprobleme im Notenschrank. Digitalisierte Noten, seien es eingelesene Papierpartituren oder am Computer erstellte Notensätze, können dagegen in schier unbegrenzter Menge heruntergeladen und aufbewahrt werden. Aber werden diese Noten im künstlerischen und pädagogischen Umfeld auch wirklich eingesetzt? Entsprechen die Lesegeräte und Hilfmittel wirklich den Bedürfnissen der Musikerinnen und Musiker?

Tablets und Smartphones haben einen Boom bei E-Books und allgemein bei der Lektüre digitalisierter Dokumente ausgelöst. Elektronische Partituren und entsprechende Lesegeräte werden dagegen noch wenig verwendet, vor allem in der klassischen Musik. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Die persönliche Notensammlung ist jederzeit und überall verfügbar, ebenso Noten, die aus dem Internet heruntergeladen werden können. Notizen und Anmerkungen können problemlos angefügt werden. Das Versenden der Noten an Mitmusiker oder Schüler ist per E-Mail überaus einfach. Hilfsmittel wie Stimmgabel oder Metronom sind oft integriert. Transpositionen sind einfach und schnell durchführbar. Die Lampe auf dem Notenpult ist überflüssig, und die Partituren können projiziert werden, was für Chor- oder Ensembleproben, aber auch für schulische Zwecke praktisch ist. Musikbibliotheken können dank elektronischen Partituren Werke bereitstellen, für die sie sonst keinen Platz hätten. Zudem ist es möglich, dass mehrere Personen gleichzeitig ein Werk konsultieren und aus der Ferne «ausleihen».

Das Experiment des Brussels Philharmonic
2012 spielte das Orchester Brussels Philharmonic ein Konzert ab digitalen Partituren. Auf dem Programm standen Ravels Bolero und Auszüge aus Werken Wagners. Die Stücke waren im Vorfeld der Aufführung digitalisiert worden. Die Musikerinnen und Musiker hatten nun mit einem nur 600 Gramm leichten Tablet alle Noten dabei. Ab der ersten Probe brauchten sie sich nichts mehr zu notieren, die Anmerkungen erschienen ausgehend vom Tablet des Dirigenten in ihren Noten. «Umgeblättert» wurde automatisch, abgestimmt auf das dirigierte Tempo. Und schliesslich konnte in einer Hochrechnung eine finanzielle Ersparnis von rund 25 000 Euro pro Jahr für das Brussels Philharmonic ermittelt werden, wenn immer mit Tablet gespielt würde.

Bei all diesen Vorteilen ist es erstaunlich, dass das Experiment nicht weiterverfolgt wurde. War es nur ein Marketing-Gag oder ist die Technologie noch nicht ausgereift? Tatsächlich muss man bei dieser Methode fürchten, dass zur falschen Zeit umgeblättert wird, die Augen können von der steten Helligkeit des Schirms oder von den allzu kleinen Noten ermüden.

Use_tab
Ausgehend von diesen Überlegungen hat die Bibliothek der Musikhochschule und des Konservatoriums Lausanne 2014 das Projekt «use_tab» lanciert. Schüler und Lehrer, Studenten und Professoren sollen im täglichen Gebrauch herausfinden, wie praktisch Tablets wirklich für sie sind. Mehrere Geräte (iPad air, ausgestattet mit einem Programm zum Notenlesen und Notizenschreiben, z. B. Forscore, sowie einem Pedal, um das Umblättern auszulösen) wurden verschiedenen Benutzergruppen zur Verfügung gestellt. Durch die Auswertung ihrer Erfahrungen erhofft man sich erste Ergebnisse, über Nutzen und Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie (hardware und software), sei es beim individuellen Üben, im Ensemble oder im Unterricht.

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Mehr als ein einsamer Hirte

Zum zweiten Mal treffen sich die Schweizer Panflötistinnen und Panflötisten am 5. September in Rümlang. Es werden über 1000 Fans erwartet.

Foto: Daniel Leclercq/WikimediaCommons,SMPV

Die «Panflöte» – das ist doch das Instrument, auf dem peruanische Indios in der Bahnhofsunterführung El condor pasa spielen? Manchmal trifft das zu. Allerdings erhält man damit ein sehr einseitiges Bild der Panflöte. Varianten dieses Instruments gibt es schliesslich auf der ganzen Welt. Die südamerikanische Panflöte allerdings ist am Festival nicht vertreten. Die rumänische Panflöte kann viel mehr: Von virtuoser Barockmusik über sehnsüchtige Romantik bis hin zu moderner Klassik reicht das Repertoire des alten Instruments. Dass es mit der Orgel verwandt ist, merkt man am besten, wenn ein ganzes Panflöten-Ensemble spielt. Nicht wegzudenken ist natürlich die Volksmusik aus Osteuropa. Denn bekanntlich stammen die ganz grossen Panflötisten aus Rumänien.

Die Panflöte in der Schweiz
Angesichts so unterschiedlicher Stilrichtungen war es schon ein Erfolg, die verschiedenen Gruppen der Panflötistinnen und Panflötisten überhaupt an einen Tisch zu bekommen. Über fünf Jahre dauerte die Planungsphase für das erste Festival in Winterthur 2012. Am 5. September 2015 kommen sie nun aus der ganzen Schweiz und Liechtenstein zum zweiten Mal zusammen. Die meisten Anlässe sind öffentlich.

Die Gemeinde der Panflötisten existiert in der Schweiz seit etwa vierzig Jahren. Der aktuelle Kino-Film Balkan-Melodie erzählt, wie es dazu kam. Damals reiste der Genfer Musikethnologe Marcel Cellier nach Rumänien und brachte von dort Gheorghe Zamfirs Musik nach Westeuropa mit. Zamfirs erste Platte bildete die Basis für die Szene, die sich bald in der ganzen Schweiz ausbreitete.

Neben vielen Schweizer Schulen, welche Panflötenunterricht im Einzel- und Gruppenunterricht bereits anbieten, gibt es seit bald 15 Jahren die Möglichkeit, die Panflöte mit einem Lehr- und Konzertdiplom beim SAMP/SMPV abzuschliessen. In Luzern ist es inzwischen auch möglich, auf der Panflöte einen Hochschulabschluss zu machen. Das Panflöten-Podium Schweiz setzt sich intensiv für die Interessen der Berufsausbildung ein.

TTIP-Proteste am Tag der kulturellen Vielfalt

Am 21. Mai findet am internationalen Tag der kulturellen Vielfalt der Tag des Deutschen Kulturrates gegen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership), das geplante Freihandelabkommen Europas mit den USA, statt. In vielen deutschen und österreichischen Städten gibt es dazu Aktionen, Diskussionen und Demonstrationen.

Postkarte des Deutschen Kulturrats zum Aktionstag

Vor dem Brandenburger Tor in Berlin werden Musiker und Sänger aus zehn Nationen ihre Stimmen gegen TTIP erheben. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat zudem bundesweit die Aktion «Buchhandel statt Freihandel» gestartet. Zum Aktionstag erscheint ausserdem ein Handbuch (TTIP, CETA & CO: Zu den Auswirkungen der Freihandelsabkommen auf Kultur und Medien, 270 Seiten, ISBN 978-3-934868-34-2) zu den Auswirkungen der Freihandelsabkommen auf Kultur und Medien. 34 Autorinnen und Autoren beleuchten die geplanten Abkommen und ihre Wirkungen auf den Kulturbereich.

TTIP soll dazu dienen, den Handel von Gütern und Dienstleistungen zwischen den USA und der Europäischen Union zu verbessern, indem bestehende Handelshemmnisse beseitigt werden. Als solche Handelshemmnisse werden für potentielle US-amerikanische Unternehmen in Deutschland auch die Buchpreisbindung, das europäische Urheberrecht, die öffentliche Kulturförderung und die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch die Haushaltsabgabe betrachtet.

Deutsche Politiker wie der Bundestagspräsident Norbert Lammert sehen in TTIP ausser den prognostizierten Impulsen für Wirtschaft und Beschäftigung für die EU die Chance, «gemeinsam mit den USA möglichst hohe globale Standards zu setzen und unseren westlichen Ansprüchen, etwa in den Bereichen Umwelt-, Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz und öffentliche Einrichtungen weltweit Geltung zu verschaffen.»
 

Mehr Infos: www.tag-gegen-ttip.de

Autograf eines Fauns

Das Initialwerk einer neuen Epoche, Debussys «Prélude à l’après-midi d’un faune», als Faksimile in herausragender Qualität.

Ausschnitt aus dem späteren Ballettplakat mit Vaslav Nijinsky von Léon Bakst. wikimedia commons

Wohl keine andere Komposition hätte sich besser für die Eröffnung einer neuen, von der Bibliothèque nationale de France herausgegebenen repräsentativen Faksimilie-Reihe geeignet als Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune – jene sinfonische Dichtung aus dem Jahre 1894, die, aus heutiger Perspektive betrachtet, wie der Beginn der modernen Musik anmutet. So lautet jedenfalls ein durchaus zu Recht formuliertes Bonmot von Pierre Boulez.

Anders als man es aufgrund der keineswegs gradlinig verlaufenden Entstehungsgeschichte vermuten könnte – erste Entwürfe stammen von 1890/91, der Plan zu einer dreiteiligen Suite blieb unausgeführt –, handelt es sich bei der nun als Faksimile in bester Druckqualität vorliegenden autografen Partitur um eine Reinschrift, die zumal als Stichvorlage diente. Die überformatige Ausgabe ist damit in gleich doppelter Weise imposant; hinzu kommt die bei Brepols übliche, aufwendige, jedenfalls erstklassige grafische wie verlegerische Ausstattung.

Ein wenig darf man sich allerdings wundern – darüber nämlich, dass die in französischer Sprache abgefasste, mehrere Aspekte instruktiv abdeckende Einleitung von Denis Herlin keine Übersetzung erfuhr (etwa ins Englische), wie dies bei solchen Ausgaben von absehbar herausragender Bedeutung nicht nur üblich ist, sondern wohl auch für eine weitere Rezeption geboten erscheint. Einer «grande nation culturelle» würde dies wohl kaum schaden, vielmehr könnte sie wahre Grösse beweisen.

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Claude Debussy, Prélude à l’après-midi d’un faune. Fac-similé du manuscrit autographe de la partition d’orchestre (= de Main de maître 1), 80 S., 320 x 430 mm, € 150.00, Brepols Publishers, Turnhout/Belgien 2014,
ISBN 978-2-503-55134-0

«Fürchten wir das Beste…»

Lange Zeit gab es bloss Aufnahmen davon. Jetzt sind die Lieder und Chansons von Georg Kreisler als Noten erhältlich. In einer preisgekrönten Ausgabe.

Georg Kreisler 2009. Foto: Marcel601, wikimedia commons

«Das Kabarett ist tot . Mause-miese-ratze-fiese-tot?» – Nein, nicht mehr. Georg Kreislers Chansons leben wieder auf in der mit dem deutschen Musikeditionspreis 2015 ausgezeichneten Neuausgabe, die aus der Zusammenarbeit von Thomas A. Schneider mit Barbara Kreisler-Peters entstanden ist und vom Schott-Verlag herausgegeben wird. Band 1 bis 3 sind bereits erschienen, Band 4 ist fast fertig und wird bald veröffentlicht. Band 5 ist konzipiert. Die Hefte enthalten jeweils 24 bis 30 Lieder und Chansons.

Hätte es das Kabarett nicht schon gegeben, man hätte es erfinden müssen für diesen bedeutenden, grossartigen, witzigen, bitterbösen, hellsichtigen, tiefschwarz-humoristischen Künstler, Pianisten, Dichter und Sänger, der aus der Überzeugung heraus, der Mensch werde nicht dumm geboren, sondern dumm gemacht, den Dummschwätzern den Kampf angesagt hat; mit ebenso klugen wie angriffslustigen Parolen. «Ich weiss nicht, was soll ich bedeuten», sagte Georg Kreisler einmal über sich und präsentiert sich der Nachwelt als zerrissene Persönlichkeit zwischen den Wünschen, zu unterhalten und zu provozieren. So vielfältig erleben wir ihn auch. «Er hat die Wahrheit, wie er sie wahrnahm, an ihrem Schopf gepackt und solange hinter sich hergezogen, bis sie redete und sogar sang», schreibt der Herausgeber Thomas A. Schneider über ihn.

Georg Kreisler wurde 1922 in Wien geboren. 1938 musste die Familie Kreisler vor den Nazis fliehen, und Georg nahm als jüdischer Exilant 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Bis zu seinem Tod im Jahre 2011 bekundete er: «Auf keinen Fall bin ich Österreicher.» Da er in Amerika seiner Zeit zu weit voraus war und sein sarkastischer Humor die Amerikaner überforderte (z. B. Please, shoot your husband), kehrte er in den 50er-Jahren nach Europa zurück und bescherte uns ein Werk mit gut 300 Chansons, von denen die meisten leider nur in Fragmenten, Notizen und Skizzen dokumentiert und manche anscheinend verloren gegangen sind. Zwar war die Nachfrage nach Noten zu Kreislers Chansons stets gross, jedoch lagen die meisten Stücke nur als Audio-Dokumente vor. Georg Kreisler hatte alles im Kopf, für ihn bestand keine Notwendigkeit, sie aufzuschreiben. Jede Anfrage nach Noten hat Kreisler mit dem lapidaren Satz beantwortete: «Die kann ja wohl jeder nach meinen Audio-Aufnahmen aufschreiben.»

Der Herausgeber Thomas A. Schneider hat Pionierarbeit geleistet. Nachdem er, seines Zeichens Organist, Pianist, Schauspieler und Sänger, nach eigenen Angaben etwa 20 Jahre lang darauf gewartet hatte, dass da «einer käme und die Chansons aufschreibe», aber nichts geschah, fing er selbst mal an: Seit über zwei Jahren nunmehr arbeitet er an den Transkriptionen, denen fast ausschliesslich Aufnahmen von Kreisler selbst zugrunde liegen. Er arbeitet sich auch noch immer durch Skizzenmaterial vieler Chansons, das leider nur selten die Qualität der Noten des Eine-Frau-Musicals Lola Blau erreicht. Er findet meist nur eine Singstimme und Akkordsymbole, fast nie mit Text unterlegt. Ausserdem stimmen die Notizen häufig nicht überein mit den bekannten Tondokumenten. Kreisler improvisierte gern und gestaltete aus dem Moment heraus, und so versteht Thomas A. Schneider konsequenterweise seine Niederschriften als «… solides Trampolin für Kreisler-Interpreten. Hüpfen müssen sie aber schon selber.»

Die vorliegenden Noten orientieren sich an Spielbarkeit und Übersichtlichkeit, auch kommt es zu gewissen Vereinfachungen, die den Interpreten aber ermutigen sollen, so frei mit den Vorlagen umzugehen, wie ihr Schöpfer selbst.

Die Chansons wurden nach Themenkreisen geordnet. «Alltag und seine Bewältigung», «Mann und Frau», «Politik und öffentliche Ordnung» heissen diese Kapitel zum Beispiel. Und so können wir je nach Lebenssituation und Stimmung nachschlagen, nachlesen, nachsingen, was für ein «Ticker» ein Politiker nun eigentlich ist.; wir können uns mit der Telefonbuchpolka von der Vielfalt österreichisch-tschechischer Namensvarianten inspirieren lassen, wir können zwei alten Tanten beim Tangotanzen auf die Beine schauen und endlich, endlich mal in grossem Stil Tauben vergiften. Ganz nach Laune und Bedarf.
Georg Kreisler ist tot.
Es lebe Georg Kreisler.

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Georg Kreisler, Lieder und Chansons, für Gesang und Klavier, hg. von Thomas A. Schneider und Barbara Kreisler-Peters, Bände 1–3, ED 21831–21833, je € 29.50, Schott, Mainz

73 x 3 Antworten

Über Jahrzehnte hat Bálint András Varga zeitgenössischen Komponisten die immer gleichen Fragen gestellt. Das Resultat sind Werkstattberichte in nuce, die eine enorme Bandbreite von Auskünften erhalten.

Foto: Claudia Hautumm/pixelio.de

Das Problem, Nähe und Distanz in ein gesundes Verhältnis zu bringen, ist ein zutiefst menschliches – somit auch eines der Geschichtsschreibung. Wer etwas über die jüngere Musikpraxis erfahren will, trifft in der Regel auf distanziert-abstrakte Theorien, kulturgeschichtliche Konstellationen oder Beobachtungen aus der Vogelperspektive, wie sie einem wissenschaftlichen Vorgehen auch gebühren. Bálint András Varga, langjähriger Leiter der Promotions-Abteilung der Editio Musica Budapest, geht einen anderen Weg: Er nimmt die Abkürzung, er überlässt den Beteiligten das Wort. Drei Fragen stellte Varga 73 Komponisten von Gilbert Amy bis Hans Zender: Hatten Sie ein Erlebnis, das ihr musikalisches Denken veränderte? Lassen sie sich von Klängen ihrer Umgebung beeinflussen? Inwieweit kann man von einem persönlichen Stil sprechen und wo beginnt die Selbstwiederholung?

Nicht alle Komponisten können mit solchen Fragen etwas anfangen – sei es, weil sie lieber komponieren oder komponieren müssen, sei es, weil sie die Fragen schon zu oft hörten und oft beantworteten. Diejenigen, die sich einliessen, antworteten in enormer Bandbreite. Während zum Beispiel der Amerikaner Elliott Carter die Selbstwiederholung als ein Zeichen von Ermüdung deutet, hält sie der Italiener Sylvano Bussotti offenbar für unvermeidbar: «Selbstwiederholung (Vivaldi, Rossini, Webern etc. etc. etc. etc.) ist in erster Linie eine biologische Konstante des Menschen, nicht des Komponisten im Speziellen. Sie entsteht nicht, sie ist schon da. Stil ist eine retrospektive Kategorie, die meist a posteriori von Kritikern festgelegt wird, oft ohne den tiefen Sinn musikalischer Schöpfung zu bedenken.»

Viele Antithesen zeichnen ein sehr heterogenes Bild der Musik nach 1945. Grossen Anteil an der lebendigen Meinungsvielfalt hat die Auswahl der Komponisten, die von keinerlei Scheuklappen zeugt. Durch seine vielen Kontakte erreichte Varga namhafte Vertreter der amerikanischen Schule (Earle Brown, John Cage, Morton Feldman), viele Grössen der europäischen Avantgarde (Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, Helmut Lachenmann), jüngere Komponisten wie Mark André, ältere wie Klaus Huber oder Krzysztof Penderecki. Allein Komponistinnen fehlen weitestgehend; leider kommen nur Unsuk Chin, Sofia Gubaidulina und Rebecca Saunders zu Wort.

Dennoch: Die sicher sehr aufwendige Sammlung bleibt faszinierend. Man wird nicht alles in einem Rutsch lesen. Vermutlich dient der mehr als 400-seitige Wälzer eher als Nachschlagewerk, das erste Annäherungen an einen ausgewählten Komponisten erlaubt. Vieles wirft aber auch ein erhellendes Licht auf das Musikschaffen vergangener Jahrhunderte. Wenn der Schweizer Klaus Huber auf den Produktionszwang inklusive Zeitdruck zu sprechen kommt, dann darf man auch schon mal an die Arbeitsbedingungen Johann Sebastian Bachs, Antonio Vivaldis oder Joseph Haydns denken. Das individuelle, subjektiv gesättigte «Opus perfectum et absolutum» ist in den Augen der meisten Komponisten nicht mehr als eine romantische Erfindung. Sie haben recht.

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Bálint András Varga, Drei Fragen an 73 Komponisten,
aus dem Englischen von Barbara Eckle, 416 S., € 29.90,
ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 2014,
ISBN 978-3-940768-42-1

Materialien zu Bruckners Sechster aufgefunden

Der Dirigent und Musikwissenschaftler Benjamin-Gunnar Cohrs hat im Archiv des Stiftes St. Florian handschriftliche Materialien zu Bruckners Sechster Sinfonie entdeckt, die bislang als verschollen galten.

Stiftsbibliothek St. Florian. Foto: Zairon, wikimedia commons,SMPV

Wie Cohrs schreibt wurde ein handschriftlicher Stimmensatz von Bruckners Sechster Sinfonie kopiert, der sowohl für eine Novitätenprobe von 1882 der Wiener Philharmoniker wie auch für die Erstaufführung von 1883 von Adagio und Scherzo unter Wilhelm Jahn Verwendung fand. Bisher sei angenommen worden, dass dieser Stimmensatz verschollen sei. Dies vermerkt auch Leopold Nowak im Revisionsbericht zur Sechsten.

Benjamin-Gunnar Cohrs hat zunächst einen Überrest des Satzes im Archiv des Stiftes St. Florian entdeckt – eine Stimme für Fagott I aus Kopistenhand, mit autographen Eintragungen, sowie auf der Titelseite mit dem anonymen Bleistift-Vermerk «Gesellschaft der Musikfreunde Wien» (GdM). Cohrs´ weitere Suche im Archiv der GdM in Wien brachte dann den gesamten Stimmensatz zutage; es fehlt nur die in St. Florian befindliche Fagott-Stimme.

Frühere Forscher haben dies laut Cohrs vielleicht deshalb übersehen, weil der Stimmensatz unter der gleichen Signatur wie die Widmungs-Partiturkopie indiziert ist, aber im Archiv-Magazin an einem anderen Standort verwahrt wird. Der Stimmensatz besteht aus allen Bläserstimmen, Pauken und je einer Streicherstimme (mit Ausnahme der Viola, von der sechs Exemplare erhalten sind). Der Kopist muss noch identifiziert werden. Die meisten Stimmen enthalten einige autographe Korrekturen sowie auch Bleistift-Anmerkungen von Spielern.

Mehr Infos: www.benjamingunnarcohrs.com

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